[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Motorbremse für luftverdichtende Brennkraftmaschinen.
[0002] Zur Unterstützung des Bremssystems bei Nutzfahrzeugen verwendet man Motorbremsen,
welche aus einer Drosselklappe im Motorauspuff bestehen. Diese Drosselklappe versperrt
bei Betätigung der Motorbremse den Motorauspuff, so daß sich während des Ausschubtaktes
die Luft im Motorzylinder und einem anschließenden Auspuffkrümmer verdichtet und so
zu einer Bremswirkung führt. Die Drosselklappe ist in der Regel im Durchmesser kleiner
gehalten als das Auspuffrohr, um zu hohe Druckwerte zu vermeiden. Mit einer solchen
Motorbremse lassen sich, gemessen an der Nutzleistung des Motors nur recht bescheidene
Bremsleistungen erzielen, die lediglich die Druckluftbremse unterstützen können.
[0003] Zur Erhöhung der Bremsleistung von luftverdichtenden Brennkraftmaschinen ist es
ferner nach DE-OS 30 26 529 bekannt, in den Ventiltrieb ein die wirksame Länge eines
Ventiltriebgestänges im Sinne einer Öffnungsbewegung eines Auslaßventils steuerbares
Teleskopglied vorzusehen. Zu diesem Zweck ist in einem Ventilstößel ein Kolben eingebaut,
welcher von einem Pumpenkolben einer Hydraulikpumpeneinheit beaufschlagt über eine
Stößelstange das Auslaßventil außerhalb der regulären Öffnungsphase öffnen kann, um
im Kompressionstakt verdichtete Luft abzublasen, wodurch die dem Kolben zugeführte
Verdichtungsarbeit vernichtet wird. Jeder Kolben der Auslaßventile einer mehrzylindrigen
Brennkraftmaschine ist mit einem eigenen Pumpenkolben der zu einer Einheit zusammengefaßten
Hydraulikpumpeneinheit über eine Leitung verbunden. Die Pumpenkolben sind sternförmig
um einen Nocken angeordnet, welcher synchron mit einer Nockenwelle umläuft. Vorteilhafterweise
kann dieser Nocken auf der Nockenwelle selbst angeordnet sein. Der Nocken ist dabei
so geformt, daß die Auslaßventile jeweils im Kompressionstakt öffnen, um die verdichtete
Luft über eine Auspuffleitung abzublasen. Eine solche Einheit gestattet es die Bremsleistung
des Motors gegenüber der sonst üblichen Drosselung in der Auspuffleitung im Zuge des
Ausschubtaktes zu erhöhen. Trotzdem ist man auch mit einer solchen Motorbremse nicht
in der Lage, die Bremsleistung in den Bereich der Größenordnung der Motor-Nutzleistung
zu bringen.
[0004] Demgegenüber liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine Motorbremse so weiterzuentwickeln,
daß ihre Bremsleistung in den Bereich der Nutzleistung des Motors vordringt.
[0005] Gelöst wird diese Aufgabe durch die kennzeichnenden Merkmale des Patentanspruches
1.
[0006] Durch die Kombination zweier an sich bekannter Merkmale und die synchrone Betätigung
von Drosselklappe und hydraulischer Ventilbetätigung wird die Bremswirkung sowohl
im Kompressionstakt als auch im Ausschubtakt genutzt, außerdem findet eine Rückwirkung
der im Motor-Auspuffrohr verdichteten Luft von einem Zylinder auf einen anderen Zylinder
statt, dessen Auspuffventil in Öffnungsstellung ist, so daß sich gegenüber einer heute
allgemein üblichen Auspuffbremse eine Erhöhung der Bremsleistung um 80 - 90 % erzielen
läßt und gegenüber einer bekannten Motorbremse nach DE-OS 30 26 259 eine Erhöhung
der Bremsleistung um 50 bis 60 % erzielen läßt und die Bremsleistung der Nutzleistung
des Motors nahezu gleich kommt. Bei langen Fahrten im Gefälle wird somit die Druckluftbremse
entlastet und die Fahrgeschwindigkeit bei Gefällefahrt kann gesteigert werden. Eine
wesentliche Reduzierung des Verschleißes der Bremsbeläge ist die Folge. Außerdem wird
die Gefahr des Versagens der Bremse durch Überhitzung vermindert.
[0007] Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung lassen sich den Unteransprüchen 2 bis
6 entnehmen.
[0008] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in Zeichnungen dargestellt. Es zeigt:
Figur 1 einen Ventiltrieb mit Hydraulikpumpeneinheit und Kolben zur Betätigung eines
Auspuffventils
Figur 2 eine Hydraulikpumpeneinheit mit einer in ein Auspuffrohr eingebauten Drossel
mit gemeinsamer Ansteuerung
Figur 3 ein Steuerdiagramm von Kolben- und Ventilwegen.
Figur 4 ein Druck-Kolbenwegdiagramm der Kombinationsbremse.
[0009] Ein Auslaßventil 1 wird nach Figur 1 nicht nur durch einen Nockenantrieb 2 betätigt,
sondern kann zusätzlich durch einen Kolben 3 bewegt werden. Dieser Kolben 3 wird über
eine Leitung 4 von einer Hydraulikpumpeneinheit 5 mit Druckflüssigkeit beaufschlagt,
wobei jedem Kolben 3 des Auslaßventils 1 einer mehrzylindrigen Brennkraftmaschine
in der Hydraulikpumpeneinheit 5 je ein Pumpenkolben 6 zugeordnet ist, welcher durch
einen Nocken 7 derart angehoben werden kann, daß das Auslaßventil durch den Kolben
3, wie in der dargestellten Betriebsphase gezeigt, angehoben werden kann. Dadurch
kann während eines Kompressionstaktes die verdichtete Luft durch das Auslaßventil
1 gedrosselt in ein Motor-Auspuffrohr 8 (Figur 2) abgeblasen und die Rückexpansionsarbeit
durch die erfindungsgemäß gewählten Steuerzeiten vernichtet werden. Die von einem
Motorkolben zu verrichtende Verdichtungsarbeit steht somit zusätzlich zu der bei Motorbremsen
sonst üblichen Ausschiebearbeit gegen eine Drossel im Motor-Auspuffrohr 8 als Bremsarbeit
zu Verfügung. Bezüglich konstruktiver Details von Hydraulikpumpeneinheit 5 und Auslaßventil
1 darf auf DE-OS 30 26 529 verwiesen werden.
[0010] Erfindungsgemäß wird nach Figur 2 diese Art der Motorbremse mit einer allgemein bekannten
Motorbremse kombiniert, bei welcher durch die Betätigung der Motorbremse das Motor-Auspuffrohr
8 durch eine Drosselklappe 12 teilweise versperrt wird. Die Verstellung der Drosselklappe
12 erfolgt mittels eines Verstellmechanismus 10 der im dargestellten Ausführungsbeispiel
als eine pneumatische Kolben-Zylinder-Einheit 11 ausgeführt ist. Zur Erzielung der
maximalen Bremswirkung wird durch Betätigung der Motorbremse gleichzeitig die Hydraulikpumpeneinheit
5 aktiviert, indem durch ein nicht dargestelltes Steuerventil Druckluft aus einem
Fahrzeug-Bremssystem über eine sich in eine erste und zweite Leitung 11a, 11b verzweigende
Druckleitung 11 sowohl der Kolben-Zylinder-Einheit 10 als auch der Hydraulikpumpeneinheit
5 zugeführt wird.
[0011] Durch die gleichzeitige, also synchrone Aktivierung der Kolbenzylindereinheit 10
und der Hydraulikpumpeneinheit 5 wird Bremsarbeit sowohl im Verdichtungstakt, als
auch im Ausschubtakt verrichtet. Während die Drosselklappe 12 im Motor-Auspuffrohr
8 geschlossen wird, wird durch den Kolben 3 über den Pumpenkolben 6 das Auslaßventil
1 während des Kompressionstaktes geöffnet und die verdichtete Luft durchs Auslaßventil
1 gedrosselt in das durch die Drosselklappe 12 verschlossene Motorauspuffrohr 8 abgeblasen,
wodurch die Rückexpansionsarbeit vernichtet wird. Um einen zu hohen Staudruck im Motor-Auspuffrohr
8 zu vermeiden, wird die Drosselklappe 12 mit einem etwas kleineren Durchmesser als
das Motor-Auspuffrohr ausgeführt, so daß ein Ringspalt verbleibt, durch den ein Teil
der verdichteten Luft entweichen kann. Besonders vorteilhaft ist die Rückwirkung der
verdichteten Luft auf die Kolben anderer Zylinder, deren Auspuffventile gerade in
Offenstellung sind, welche dann an der Bremsleistung mitwirken.
[0012] Figur 3 zeigt ein Steuerdiagramm von Kolben, Ein- und Auslaßventil, bei dem der
Öffnungshub der Ventile, bzw. der Kolbenweg als Funktion über dem Kurbelwinkel aufgetragen
ist. Daraus erkennt man, daß das Auslaßventil in einer ersten Öffnungsphase etwas
mehr als 180° vor einem Zünd-Totpunkt im ersten Punkt 13 öffnet und kurz nach Zünd-Totpunkt
in einem Punkt 14 schließt. Der Hub des Auslaßventils beträgt in dieser Öffnungsphase
etwa 1 bis 2,5 mm. Die verdichtete Luft wird gedrosselt durch das nur teilweise geöffnete
Auslaßventil 1 (Figur 1) gegen einen Überdruck von ca. 5 bis 6 bar ausgeschoben, der
sich durch das Schließen der Drosselklappe 12 aufbaut. Durch das Ausschieben der Luft
im Kompressionstakt wird die Rückexpansionsarbeit vernichtet.
[0013] Rechnerische Untersuchungen haben ergeben, daß eine maximale Bremswirkung dann eintritt,
wenn zusätzliche zu einer zweiten Öffnungsphase des Auslaßventils im Normalbetrieb
zwischen den Punkten 15 und 16 durch die Hydraulikpumpeneinheit 5 (Figur 1) die erste
Öffnungsphase in den Punkten 13 und 14 zwischen den Kurbelwinkeln 180° ± 40° vor Zünd-Totpunkt
OT und 40° ± 40° nach Zünd-Totpunkt OT ausgelöst wird.
[0014] Ein besonderer Vorteil dieser Steuerzeiten besteht darin, daß sich beim Maximum der
Bremsleistung nur eine geringe Belastung eines Motor-Ventiltriebes und der hydraulischen
Auslaß-Ventilbetätigung ergibt, da der Verdichtungsenddruck stark verringert wird.
[0015] Die bei Betätigung der Motorbremse verrichtete Bremsarbeit ist in einem Druck-Kolbenwegdiagramm
in Figur 4 dargestellt. Beginnend in Punkt 17 wird zunächst die Luft gegen den sich
im Motor-Auspuffrohr 8 (Figur 2) aufbauenden Druck einer Kurve 19 folgend ausgeschoben,
bis im Punkt 18 der obere Totpunkt erreicht ist. In einem anschließenden Expansionstakt
fällt der Druck einer zweiten Kurve 20 folgend ab, bis in Punkt 17 wieder der untere
Totpunkt erreicht ist.
[0016] Nach dem Öffnen des Auslaßventils entsprechend dem Motor-Normalbetrieb (siehe Punkte
15 und 16 in Figur 3) folgt der Ausschubtakt, wobei der Druckverlauf, beginnend bei
Punkt 17 einer dritten Kurve 21 folgt, bis wieder der obere Totpunkt erreicht ist
und nach Öffnen eines Einlaßventils der Druck bis zu einem im Ansaugsystem herrschenden
Druck abfällt.
[0017] Eine in der ersten Öffnungsphase des Auslaßventils verrichtete Bremsarbeit wird durch
die zur Abszisse senkrecht schraffierte Fläche A1 dargestellt und die in der zweiten
Öffnungsphase des Auslaßventils verrichtete Bremsarbeit wird durch die schräg schraffierte
Fläche A2 repräsentiert.
[0018] Gegenüber einer heute weit verbreiteten Auspuffbremse wird die Bremsleistung um ca.
80 bis 90 % erhöht und gegenüber einer Motorbremse nach DE-OS 30 26 529 wird eine
um ca. 50 bis 60 % gesteigerte Bremsleistung erzielt, welche bei Motor-Höchst-Drehzahl
fast die Nutzleistung erreicht. Die erfindungsgemäße Motorbremse kann auch in abgestufter
Art und Weise betätigt werden, wenn man nur die Hydraulikpumpeneinheit 5 oder die
Drosselklappe 12 (Figur 2) getrennt voneinander betätigt.
[0019] Ein besonderer Vorteil der erfindungsgemäßen Motorbremse besteht in der vollen Ausnutzung
der mechanischen Festigkeit des Kolben- und Kurbeltriebs und der Motorkühlanlage im
Bremsbetrieb.
1. Motorbremse für luftverdichtende Brennkraftmaschinen, dadurch gekennzeichnet, daß:
a) ein Auslaßventil (1) zusätzlich zu einem Nockenantrieb (2) von einem in einem
Ventiltrieb eingebauten Kolben (3) betätigbar ist, wobei der Kolben (3) von einer
Hydraulikpumpeneinheit (5) beaufschlagbar ist, daß in dieser Hydraulikpumpeneinheit
(5) jedem Kolben (3) eines Auslaßventils (1) ein Pumpenkolben (6) zugeordnet ist,
und daß diese Pumpenkolben (6) von einem synchron mit dem Nockenantrieb (2) umlaufenden
Nocken (7) betätigbar sind,
b) in einem Motor-Auspuffrohr (8) eine durch einen Verstellmechanismus (10) betätigbare
Drosselklappe (12) vorgesehen ist,
c) die Hydraulikpumpeneinheit (5) und der Verstellmechanismus (10) bei Betätigung
der Motorbremse durch eine Steuerung bei voller Bremsleistung synchron, dagegen bei
abgestufter Bremsleistung getrennt aktivierbar sind.
2. Motorbremse nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Verstellmechanismus
(10) als eine pneumatische Kolben-Zylinder-Einheit (11) ausgebildet ist, und daß diese
bei Betätigung der Motorbremse durch Druckluft aus einem Fahrzeug-Bremssystem beaufschlagbar
ist.
3. Motorbremse nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Verstellmechanismus
(10) als eine elektrische Einrichtung ausgebildet ist.
4. Motorbremse nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Verstellmechanismus
(10) als eine hydraulische Einrichtung ausgebildet ist.
5. Motorbremse nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Verstellmechanismus
(10) durch eine von einem gemeinsamen Steuerventil ausgehende sich auf die Kolben-Zylinder-Einheit
(11) und die Hydraulikpumpeneinheit (5) verzweigende Druckleitung (11) beaufschlagbar
ist.
6. Motorbremse nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Nocken (7) der Hydraulikpumpeneinheit
(5) derart geformt ist, daß die Auslaßventile (1) über den Kolben (3) in einem Bereich
180° ± 40° Kurbelwinkel vor oberem Zünd-Totpunkt geöffnet und in einem Bereich 40°
± 40° Kurbelwinkel nach Zünd-Totpunkt wieder geschlossen werden.