[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Anordnung zur Konfiguration eines
Steuerungssystems für Gleisanlagen entsprechend einer Gleiskonfiguration mit den in
den Oberbegriffen der Patentansprüche 1 bzw. 4 angegebenen Merkmalen.
[0002] Gleisanlagen, vor allem für den Eisenbahnbetrieb im Bahnhofsbereich, auf Rangierbahnhöfen
und Umschlagplätzen, können ausgesprochen komplexe Formen annehmen. Für ihre Überwachung
und Steuerung werden heutzutage zentrale Steuerungssysteme eingesetzt, die in einem
Stellwerk oder einer anderen zentralen Überwachungsstelle angeordnet und dort von
Bedienungspersonal betreut werden. Für ihre Inbetriebnahme müssen diese zentralen
bzw. in Zuständigkeitsbereiche (Bereichsrechner) aufgeteilten Steuerungen konfiguriert
werden. Das bedeutet, es muß ihnen fest eingegeben bzw. eingespeichert (programmiert)
werden, welchen Aufbau und welche Gleiskonfiguration vor Ort herrschen. Diese Eingabe
bzw. diese Programmierung soll dem Rechner ein funktionsgerechtes Abbild der tatsächlich
existierenden Gleisanlage vermitteln, damit er seine steuernde Aufgabe erfüllen kann.
[0003] Diese Eingabe muß bei dem Aufbau und auch nach jedem Umbau der Außenanlagen erfolgen.
Dabei handelt es sich um eine äußerst kritische und komplizierte Aufgabe, da jede
einzelne Funktionseinheit (Weichen, Signale, Gleisabschnitte usw.) auf ihre korrekte
Abbildung im Rechner und auch auf korrekte Anschlüsse an das Steuerungssystem überprüft
werden muß.
[0004] Diese Arbeitsschritte sind sehr fehleranfällig und demzufolge sehr zeit- und personalintensiv.
Fehler können nicht nur beim Einprogrammieren in den Rechner, sondern auch beim Anschalten
der Elemente vor Ort und an das Steuerungssystem gemacht werden.
[0005] Der bei diesen Prüfungen notwendige manuelle und interaktive Aufwand ist somit nicht
nur ein latentes Sicherheitsrisiko, sondern darüber hinaus auch sehr kostspielig.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es demgegenüber, den notwendigen Aufwand für die Prüfungen
der einzelnen Funktionseinheiten (Weichen, Signale, Gleisabschnitte usw.) auf ihre
Abbildung im Rechner und auf korrekte Anschlüsse im Steuerungssystem zu reduzieren.
[0007] Diese Aufgabe wird durch die jeweils im kennzeichnenden Teil der Patentansprüche
1 bzw. 4 angegebenen Merkmale gelöst.
[0008] Mit einem derartigen Verfahren ergibt sich eine weitgehende Automatisierung der
Vorgänge bei der Prüfung und Abnahme. Mögliche Fehlerquellen werden dadurch ausgeschaltet
und der manuelle und interaktive Prüfungsaufwand weitmöglichst verringert. Fehler,
die bei der manuellen Durchführung der Prüfungen und bei der Eingabe des projektierten
Gleisnetzes entstehen können, werden offenbart. Das Verfahren erlaubt eine weitgehende
automatische Fehleroffenbarung und Fehlerlokalisierung unabhängig davon, ob der Fehler
auf den falschen Aufbau der Außenanlagen vor Ort oder bei der Abbildung der Projektierungsdaten
in einem Dispositionsarbeitsplatz gemacht wurde.
[0009] Die Systemkomponenten können jeweils einheitlich konzipiert werden. Sie benötigen
lediglich Informationen darüber, welches Gleiselement ihnen zugeordnet ist. Nur einer
der Systemkomponenten, dem Initialisierungselement des Steuerungssystems, muß ein
Identifikationskode extern zugewiesen werden. Dies kann entweder durch feste Einprogrammierung
oder durch ein manuelles Startsignal bei der Inbetriebnahme erfolgen.
[0010] Eine Weiche als Gleiselement beispielsweise besitzt drei Nachbarn, die unterschiedlichen
Typen zugehören können, beispielsweise ein Signal, ein Gleisabschnitt und eine weitere
Weiche. Jedem dieser drei Gleiselemente ist ebenfalls eine Systemkomponente zugeordnet.
[0011] Im nächsten Schritt werden von dem Initialisierungselement neue Identifikationskodes
an diejenigen Systemkomponenten abgegeben, die den Nachbargleiselementen des dem
Initialisierungselement zugeordneten Gleiselementes zugeordnet sind.
[0012] Nachdem diese Elemente einen Namen erhalten haben, fahren sie ebenso fort; das bedeutet,
sie vergeben ihrerseits Identifikationskodes an die bisher noch nicht mit Namen versehenen
Nachbarn.
[0013] Dieser Verfahrensschritt wiederholt sich jeweils mit den nun neu benannten Systemkomponenten,
die ihrerseits die den ihnen zugeordneten Gleiselementen benachbarten Gleiselementen
zugeordneten Systemkomponenten benennen.
[0014] Auf diese Weise erhalten alle Elemente einen eindeutigen Namen und die Informationen
über ihre unmittelbaren Nachbarn; gewissermaßen konfiguriert sich das dezentrale
Steuerungssystem selbst.
[0015] Die Systemkomponenten können dabei entweder lokal vor Ort draußen im Gleisfeld direkt
an den Gleisfeldelementen angeordnet sein, also beispielsweise unmittelbar an der
Weiche bzw. dem Signal. Es ist auch möglich, die Systemkomponenten mehrerer Gleiselemente
in vorzugsweise im Gleisfeld verteilten Schaltkästen zusammenzufassen.
[0016] In einer besonders bevorzugten Variante des Verfahrens übermittelt jede Systemkomponente
den zugewiesenen Identifikationskode und die Nachbarbeziehungen an einen Dispositionsarbeitsplatz,
an dem ein der Topologie entsprechendes Gleisbild erzeugt wird. Dadurch wird es möglich,
zur Beobachtung auf einen Bildschirm oder auf andere Weise an einem Arbeitsplatz ein
Gleisbild darzustellen, das tatsächlich den vorhandenen zusammengeschalteten Datenverbindungen
der Gleiskonfiguration entspricht. Der Dispositionsarbeitsplatz kann mit dem Fahrdienstleiter-Arbeitsplatz
identisch sein.
[0017] Wird dieses Gleisbild mit dem projektierten Gleisnetz auf Übereinstimmung verglichen,
so wird unmittelbar deutlich, ob das Gleisbild tatsächlich mit dem beabsichtigten
Aufbau der Gleiskonfiguration der Gleisanlage übereinstimmt. Die Fehlerlokalisation
wird unmittelbar möglich. Abweichungen können darauf zurückgeführt werden, daß entweder
die .Gleisanlage tatsächlich anders aufgebaut worden ist, als dies ursprünglich projektiert
wurde, oder dadurch, daß einzelne Elemente ausgefallen sind oder vor Ort falsch zusammengeschaltet
wurden.
[0018] Eine besonders zweckmäßige Vergabe der Identifikationskodes ist die Zuweisung des
Identifikationskodes an eine andere Systemkomponente durch Übermittlung des eigenen
Identifikationskodes der vergebenden Systemkomponente ergänzt um weitere die Zuweisungsrichtung
kennzeichnende Informationen.
[0019] In einfachen Worten ausgedrückt bedeutet dies, daß jede Systemkomponente an ihre
Nachbarn bei der Benennung einen Namen vergibt, der aus dem eigenen Namen besteht,
der um eine zusätzliche Information, etwa einen Zusatzkode, ergänzt ist. Dieser Zusatzkode
kann aus einer oder zwei Digitalstellen bestehen.
[0020] Mit der im Patentanspruch 4 beschriebenen Anordnung ist die Durchführung des Verfahrens
möglich. Die Modularisierung und Dezentralisierung der Steuerungshardware bewirkt,
daß in dem Verfahren eine automatische Selbstkonfiguration, also eine automatische
Zuordnung von Systemkomponenten, möglich wird, bei der ohne Eingriff des Menschen
die real vorliegenden Verhältnisse im Gleisfeld ermittelt werden.
[0021] Besonders bevorzugt ist als Mikrorechnersystem bzw. Mikroprozessorsystem ein signaltechnisch
sicheres Mikroprozessorsystem (technische Bezeichnung "fail-safe") vorgesehen. Dadurch
wird vermieden, daß im System auftretende Fehler unentdeckt bleiben. In bestimmten
Anwendungsfällen könnten jedoch auch signaltechnisch nicht sichere Mikroprozessorsysteme
zum Einsatz kommen.
[0022] Die lokalen Mikroprozessorsysteme des Gleisfeldes sind an einen Übertragungskanal
zum Datenaustausch mit einem für das gesamte Gleisfeld zuständigen Dispositions-Arbeitsplatz
angeschlossen. An diesem Dispositions-Arbeitsplatz, der nach der Konfiguration als
Fahrdienstleiter-Arbeitsplatz weitergenutzt werden kann, werden die Projektierungsdaten
auf Übereinstimmung mit den real vorliegenden Verhältnissen im Gleisfeld verglichen.
Sie können dann auf einem Graphikbildschirm des Dispositions-Arbeitsplatzes zur Anzeige
gebracht werden.
[0023] Jedes Gleiselement (Weiche, Signal etc.) des zu steuernden und zu sichernden Gleisfeldes
ist mit einem signaltechnisch sicheren Mikroprozessorsystem ausgestattet. Es handelt
sich um ein modular aufgebautes dezentrales Steuerungssystem mit im wesentlichen einer
Hierarchieebene, wobei zu jedem Steuerungsmodul sowohl das lokale Mikroprozessorsystem
als auch das zugeordnete Gleiselement gehören. Entsprechend der Gleistopologie sind
die lokalen Mikrorechnersysteme (Mikroprozessoren) mit den jeweiligen Nachbarn durch
Übertragungskanäle miteinander verbunden, so daß eine Datenübertragung zwischen direkt
benachbarten Gleiselementen (bzw. deren Steuerungskomponenten) möglich ist.
[0024] Aus der DE 32 32 308 C2 und der DE 35 35 785 C2 ist es bekannt, im Rahmen einer Fahrwegsuche
Datenworte von Elementgruppe an Elementgruppe weiterzugeben. Beide Druckschriften
gehen von einem laufenden, betriebsbereiten Steuerungssystem aus und beschreiben
mögliche Fahrstraßenbehandlungen. Die Beschreibungen setzen erst zu dem Zeitpunkt
ein, bei dem das System bereits aufgebaut, geprüft und abgenommen ist. Die vor der
eigentlichen Betriebsphase notwendigen Vorgänge werden nicht erwähnt.
[0025] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand der Zeichnung näher erläutert.
[0026] Es zeigen:
Fig. 1 die Gleistopologie einer Gleisanlage mit diversen Weichen, Signalen, Gleisabschnitten
etc.
Fig. 2 die Komponenten und Datenübertragungskanäle eines Steuerungssystems für die
Gleisanlage aus Fig. 1,
Fig. 3 eine Abbildung zur Veranschaulichung der Namensvergabe und
Fig. 4 ein Schema für Einzelheiten aus Fig. 3.
[0027] Die Gleistopologie aus Fig. 1 ist unter weitgehender Verwendung von Darstellung und
Bezeichnungsweise der bei der Deutschen Bundesbahn gebräuchlichen Bezeichnungen und
Symbole erstellt worden.
[0028] Grundsätzlich besteht das dargestellte Beispiel aus drei parallelen Gleisabschnitten
1, 2 und 3, die über diverse Weichen miteinander verbunden sind. Die beiden Gleise
1 und 2 führen dabei aus der dargestellten Figur heraus (durchgehende Hauptgleise)
und stellen dadurch einen Anschluß an nicht zum betrachteten Steuerbereich gehörige
Bahnelemente dar. Im Gegensatz zu den beiden Hauptgleisen 1 und 2 ist das Gleis 3
zur regelmäßigen Befahrung in beiden Richtungen vorgesehen.
[0029] Vorgesehen sind außerdem zwei Abstellgleise 30 und 31, die über Lichtsperrsignale
RS1 und RS2 und Weichen W4 bzw. W5 mit dem Gleis 3 verbunden sind. Die Weichen W1,
W2, W3 bzw. W6, W7 und W8 verbinden die Gleise untereinander, außerdem sind zwei Haupt-
und Vorsignale mit gemeinsamem Mast A und F, vier zweibildrige Hauptsignale P1, P3,
N2 und N3 sowie verschiedene Gleisabschnitte vorgesehen. Die Trennstöße der Gleisfreimeldeeinrichtungen
zwischen Gleisabschnitten und Weichen sind jeweils durch ein T dargestellt. Ein Gleisabschluß
(Prellbock, Puffer) am Ende eines Rangiergleises ist als eckige Klammer symbolisiert.
[0030] Fig. 2 zeigt den zugehörigen Aufbau eines Steuerungssystems für die Gleisanlage
mit ihren Systemkomponenten. Zu erkennen ist, daß jedem Gleiselement eine Systemkomponente
zugeordnet ist. In der Darstellung sind dabei die Bezeichnungen aus Fig. 1 jeweils
als Inschrift bei der zugeordneten Systemkomponente angegeben, also beispielsweise
bei den Weichen die Bezeichnungen W1, W2, W3 etc. Außerdem ist ein Symbol für die
Funktion dieses Gleiselementes angedeutet. Jedes Modul, das sowohl ein signaltechnisch
sicheres Mikrorechnersystem als auch das zugeordnete Gleiselement umfaßt, wird durch
ein Kästchen repräsentiert. Zur hardwaremäßigen Ausstattung gehören mehrere "Schnittstellen"
zu den Kommunikationskanälen, die jeweils zwei Systemkomponenten miteinander verbinden
und in der Fig. 2 als dicke Linien dargestellt sind, wobei jeweils Pfeile die Datenübertragungsrichtung
angeben. Auf diesen Kommunikationskanälen können jeweils zwei Systemkomponenten miteinander
Daten austauschen. Dabei verläuft ein Kommunikationskanal jeweils zwischen solchen
zwei Systemkomponenten, deren zugeordnete Gleiselemente in der Gleisanlage zueinander
benachbart sind, beispielsweise zwischen den unmittelbar nebeneinanderliegenden
Weichen W2 und W3 oder zwischen der Weiche W3 und dem Gleisabschnitt 2 oder auch dem
Abstellgleis 31 und dem Signal RS2.
[0031] Zusätzlich zu dieser Grundausrüstung ist ein bidirektionaler Datenübertragungskanal
vorgesehen, über den jedes Modul (genauer: die Systemkomponente des Moduls) mit einem
Dispositionsarbeitsplatz bzw. Fahrdienstleiter-Arbeitsplatz D verbunden ist. Diese
Datenverbindungen sind mit dünnen Linien und Pfeilen ge kennzeichnet. In der Darstellung
zeigt sich ein durch die gesamte Anlage verlaufender Kanal, von dem jeweils kurze
Doppelpfeile zu den einzelnen Modulen verlaufen.
[0032] Der in den Kästchen der Fig. 2 und in der Fig. 1 angegebene symbolische Name der
Gleiselemente ist lediglich als Identifikationshilfe in den Zeichnungen vorgesehen,
um einen Vergleich zwischen den Figuren 1 und 2 zu ermöglichen. Es handelt sich nicht
um den noch zu erläuternden Identifikationskode.
[0033] Zu den Aufgaben der lokalen Mikrorechnersysteme der Systemkomponenten gehört der
Austausch von Informationen mit den Systemkomponenten der direkt benachbarten Gleiselemente,
die Auswertung der über die Kommunikationskanäle eingehenden Informationen, die Generierung
und Aussendung von Statusinformationen und die Überwachung und Steuerung des zugeordneten
Gleiselementes.
[0034] Der Dispositionsarbeitsplatz (Fahrdienstleiter-Arbeitsplatz D) stellt keine zentrale
Steuerungseinheit für das System dar, sondern dient als Hilfsmittel bei der Selbstkonfiguration,
zur Darstellung der aktuell vorliegenden Konfiguration des Steuerungssystems (der
Gleisanlage) und zur Darstellung des aktuellen Gleiszustandes auf einem Graphikbildschirm
G.
[0035] Das Verfahren der Selbstkonfiguration läuft in zwei Hauptphasen ab. Nach Anlegen
der Versorgungsspannung an die Systemkomponenten des Steuerungssystems (dies kann
je nach Ausführung zentral für alle gleichzeitig oder auch dezentral vor Ort für einzelne
oder Gruppen von Systemkomponenten der Gleiselemente geschehen), befinden sich alle
Systemkomponenten in einer Phase, in der sie das zugeordnete Gleiselement überwachen
und auf das Eintreffen von Daten an den vorhandenen Schnittstellen der Kommunikationskanäle
warten. Jede Systemkomponente hat zu diesem Zeitpunkt nur Kenntnis davon, welcher
Art von Gleiselement sie zugeordnet ist (z.B. Weiche, Signal). Einen Identifikationskode
oder Namen besitzen die Elemente noch nicht. In diesem Zustand verbleiben die Systemkomponenten,
bis das erste Datentelegramm auf einem Kommunikationskanal eingetroffen ist.
[0036] Die Vergabe des Identifikationskodes (entsprechend einem "Namen" für die Systemkomponente)
beginnt bei einem nur einmal im gesamten Gleisfeld vorhandenen Initialisierungselement.
Diese Systemkomponente ist bis auf eine Ausnahme in Aufbau und Funktion identisch
mit jeder anderen gleichgearteten Systemkomponente. Sie startet den Vorgang der Namensvergabe
(Vergabe des Identifikationskodes) im Gleisfeld von sich aus und ist somit Initiator
für diesen Vorgang. Sie besitzt einen fest einprogrammierten Identifikationskode,
der auch durch Abschalten der Spannungsversorgung nicht verlorengeht (alternativ könnte
er jeweils bei Starten der Selbstkonfiguration einer Systemkomponente neu eingegeben
werden). Die Lage des Gleiselementes, das dem Initialisierungselement zugeordnet ist,
kann innerhalb der Gleisanlage frei bestimmt werden.
[0037] Die Namensvergabe beginnt damit, daß das Initialisierungselement über seine Kommunikationskanäle
den Systemkomponenten der direkten Nachbarelemente seines Gleiselementes deren Identifikationskode
zuweist bzw. ihnen einen Namen mitteilt. Dabei wird jeder der vergebenen Namen aus
dem Namen des Initialisierungselementes und einem den aussendenden Kommunikationskanal
zugeordneten Datum gebildet. Treffen diese Informationen bei den Systemkomponenten
der benachbarten Gleiselemente ein, so erfolgt bei ihnen eine Prüfung, ob es sich
tatsächlich um die Information handelt, die den Identifikationskode beinhaltet. Fällt
diese Prüfung positiv aus, wird der empfangene Identifikationskode ab sofort von der
jeweiligen Systemkomponente als ihr eigener Identifikationskode, also als eigener
Name angesehen.
[0038] Nachdem eine Systemkomponente ihren Namen empfangen hat, weist sie über die zu ihr
gehörenden Kommunikationskanäle nun wieder weiteren Nachbarelementen deren Identifikationskode
zu. Dabei nimmt sie denjenigen Kommunikationskanal aus, über den sie ihren eigenen
Identifikationskode erhalten hat, da die dort angeschlossene Systemkomponente ja
bereits einen eigenen Identifikationskode besitzt. Die anderen angeschlossenen Systemkomponenten
gehören direkten Nachbarelementen des zugeordneten Gleiselementes. Diesen wird ein
aus der Sicht der Systemkomponente den Nachbarn zustehender Identifikationskode zugewiesen.
Dabei wird nach dem gleichen Prinzip bzw. Algorithmus wie beim Initialisierungselement
vorgegangen. Auf diese Weise werden in dieser Phase allen Elementen der Gleisanlage
eindeutige Namen zugeordnet.
[0039] Die den Systemkomponenten zugewiesenen Namen werden lokal gespeichert.
[0040] Ist eine Systemkomponente bereits im Besitz eines Namens, wenn ihr von einer benachbarten
Systemkomponente ein Name bzw. Identifikationskode zugewiesen werden soll, so lehnt
sie diese Zuweisung ab und meldet diesen Umstand einschließlich des bereits vergebenen
Identifikationskodes zurück. Dieser Fall kann beispielsweise eintreten, wenn einer
Systemkomponente auf zwei Wegen ein Name zugewiesen werden kann.
[0041] Im dargestellten Beispiel sei als Initialisierungselement die Weiche W1 eingesetzt.
Dieses Gleiselement besitzt zwei Nachbarn, nämlich das Signal P1 und die Weiche W2
(ein an sich vorhandenes drittes Nachbarelement ist hier nicht angeschlossen, da
sich hier die Grenze des Steuerungssystems bzw. Gleisfeldes befindet). Die Systemkomponente
der Weiche W1 weist daher den Systemkomponenten des Signals P1 und der Weiche W2 jeweils
einen Identifikationskode zu. Nachdem dies geschehen ist, weist die nun im Besitz
eines Identifikationskodes befindliche Systemkomponente des Signals P1 dem ihr benachbarten
Gleisabschnitt 1 ebenfalls einen Identifikationskode zu. Der zweite zur Verfügung
stehende Kommunikationskanal würde zurück zur Systemkomponente der Weiche W1 führen;
auf diesem Kommunikationskanal muß daher kein Identifikationskode zugewiesen werden.
[0042] Ähnliches gilt für die Systemkomponente der Weiche W2, die auf noch zwei freie Kommunikationskanäle
zurückgreifen kann und den Systemkomponenten der Gleiselemente Signal A und Weiche
W3 ihre Identifikationskodes zuweist. Entsprechend schreitet dieses Verfahren fort,
bis auch die letzten Gleiselemente einen Identifikationskode besitzen.
[0043] Dabei ist es in Einzelfällen möglich, daß zwei verschiedene Wege vom Initialisierungselement
zu einer bestimmten Systemkomponente führen. So kann beispielsweise die Weiche W6
zum einen über die Systemkomponenten der Gleiselemente P1, 1, W8 und W7 und andererseits
über die Systemkomponenten der Gleiselemente W2, W3, 2 und N2 einen Identifikationskode
zugewiesen erhalten. Dasjenige Signal, das sie aus physikalischen Bedingungen (aufgrund
unterschiedlicher Laufzeiten) zuerst erreicht, führt zur endgültigen Vergabe des
Identifikationskodes. Trifft nun noch ein weiterer Zuweisungsversuch über einen anderen
Kommunikationskanal ein, so wird diese Zuweisung durch die Systemkomponente abgelehnt
und dieser Umstand einschließlich des bereits vergebenen Identifikationskodes auf
dem gleichen Kommunikationskanal zurückgemeldet.
[0044] Eine Rückmeldung des Identifikationskodes findet in jedem Falle auch aus Sicherheitsgründen
statt, um festzulegen, daß jedem Nachbarelement auch der nun tatsächlich zutreffende
Identifikationskode bekannt ist.
[0045] Das Einschalten des Dispositionsarbeitsplatzes bzw. Fahrdienstleiter-Arbeitsplatzes
D kann unabhängig vom Einschalten der Systemkomponenten der Gleiselementsteuerungen
erfolgen. Sollte während des normalen Betriebes der Arbeitsplatz D ausfallen oder
abgeschaltet werden, so läuft die lokale Steuerung für jedes zugeordnete Gleiselement
weiter, das nach wie vor überwacht wird. Es findet lediglich keine Kommunikation
der Systemkomponenten der Gleiselemente mit dem Dispositionsrechner statt. An dem
beschriebenen Prozeß der Vergabe der Identifikationskodes ist der Dispositionsrechner
nicht beteiligt.
[0046] Ihm werden lediglich parallel zu dem im Steuerungssystem ablaufenden Prozeß der
Vergabe der Identifikationskodes von jeder Systemkomponente eines Gleiselementes,
deren Identifikationskodevergabe abgeschlossen ist, Informationen gemeldet, beispielsweise
der endgültige Identifikationskode bzw. Name der Systemkomponente eines Gleiselementes,
die Charakteristika (Gleiselementart wie Weiche, Signal o.ä. ) , die Beziehungen
zu den Nachbarelementen und auch Zustandsbeschreibungen (z.B. Weichenlage oder Frei/Besetzt).
[0047] Diese Daten der einzelnen Elemente können vom Dispositionsarbeitsplatz zur automatischen
Erzeugung einer topologischen Gleisbilddarstellung einschließlich Elementzustandsdarstellung
auf einem Graphikbildschirm G benutzt werden.
[0048] Der Dispositionsrechner kann gespeicherte Projektierungsdaten (ein Soll-Gleisbild)
automatisch mit den ihm nun gemeldeten Informationen vergleichen und evtl. Fehlermeldungen
abgeben.
[0049] Die von den lokalen Systemkomponenten selbst zur Laufzeit des Steuerungssystems
ermittelten Daten kommen auf dem Bildschirm des Dispositionsarbeitsplatzes zur Anzeige.
Dies ergibt erhebliche Vorteile gegenüber den heute üblichen Verfahren, die bei einer
ausschließlich fest an einem zentralen Arbeitsplatz vorgegebenen Abbildung der Gleiskonfiguration
basieren. Die jetzt erfindungsgemäß generierte Graphik ist eine direkte Abbildung
der aktuell vorliegenden Gleistopologie. Eine Prüfung, die die real existierende
Verkabelung der Gleiselemente untereinander und die korrekten Datenverbindungen jedes
einzelnen Elementes mit dem Fahrdienstleiter-Arbeitsplatz auf Übereinstimmung mit
den im Dispositionsrechner gespeicherten Sollwertdaten untersucht, kann durch das
hier vorgestellte Verfahren stark vereinfacht und eingeschränkt werden oder sogar
entfallen, da die Graphik bzw. der automatische Datenvergleich Aufschluß über derartige
Inkonsistenzen liefert. Fehler, die auf das falsche Anschließen und Verkabeln der
Mikrorechnerverbindungen untereinander (lokale Kommunikationskanäle) zurückzuführen
sind, werden während des automatischen Vorganges der Selbstkonfiguration erkannt.
Ausgefallene Elemente werden in der Graphik des Dispositionsarbeitsplatzes als "leere
Stellen" erkennbar, da die Systemkompo nenten der jeweils benachbarten Gleiselemente
des defekten Elementes an ihren entsprechenden Verbindungen keine benachbarte Systemkomponente
identifizieren können und die ausgefallene Systemkomponente des Gleiselementes selbst
keine Daten zum Dispositionsrechner übermitteln kann.
[0050] Darüber hinaus ermöglicht die Verwendung von modularen, dezentralen Steuerungselementen,
für die jeweils ein abgeschlossener Sicherheitsnachweis vorliegt, ein Baukastenprinzip.
Es können standardisierte Steuerungselemente zum Einsatz kommen, die sich beliebig
konfigurieren lassen. Der Ausfall eines Gleiselementes bzw. seiner Systemkomponente
wirkt sich ausschließlich lokal aus. Nur das betreffende Gleiselement kann für den
Betrieb nicht genutzt werden, während alle übrigen Elemente hiervon nicht betroffen
sind. Der Ausfall einer zentralen Steuerung wirkt sich hingegen auf das gesamte kontrollierte
Gleisfeld, mindestens jedoch auf einen großen Teilbereich aus.
[0051] Die Inbetriebnahme eines dezentralisierten Steuerungssystems bzw. eine Fehlersuche
im System wird somit durch dieses Verfahren erheblich erleichtert. Ebenso sind Änderungen
innerhalb des Gleisfeldes durch dieses Verfahren ohne großen Aufwand in bezug auf
sicherheitsrelevante Hard- und Softwareänderungen möglich. Die Gleistopologie kann
also durch Hinzufügen weiterer Signale, durch das Legen zusätzlicher Gleise, ggf.
auch durch den Abbau oder Umbau von Gleiselementen problemlos geändert werden. Die
neu entstehende Topologie konfiguriert sich nach neuem Start vollkommen von selbst
und meldet die Änderungen automatisch an den Arbeitsplatz. Es muß also nicht jeweils
verglichen werden, ob die beabsichtigten Änderungen auch tatsächlich durch komplette
Umprogrammierung im Zentralrechner berücksichtigt worden sind.
[0052] In Fig. 3 sind zur Verdeutlichung noch einmal Art und Reihenfolge der Identifikationskodevergabe
an die Systemkomponenten der Gleisanlage aus den Figuren 1 und 2 dargestellt.
[0053] Dabei sind die Symbole W1, W2, A etc. der Gleiselemente beibehalten worden.
[0054] Das Initialisierungselement ist wiederum die Systemkomponente, die der Weiche W1
zugeordnet ist. Diese erhält in der Phase "0" ihren Identifikationskode. In Phase
"1" weist sie den Systemkomponenten der benachbarten Gleiselemente W2 und P1 ihren
Namen zu, der dadurch entsteht, daß dem eigenen Identifikationskode eine zusätzliche
digitale Information angehängt wird, nämlich in Geradeausrichtung die Digitalstellen
"01" und für die Abzweigung die Digitalstellen "11". Die Identifikationskodes der
Systemkomponenten der Gleiselemente W2 und P1 sind daher in diesen Stellen unterschiedlich,
ihr Stamm ist ja miteinander und mit dem der Weiche W1 identisch.
[0055] Bei der weiteren Identifikationskodevergabe verfährt jetzt jede der beiden Systemkomponenten
entsprechend, indem sie dem ihr vergebenen Identifikationskode weitere Stellen anhängt.
Dabei werden in der Phase "2" die Systemkomponenten der Gleiselemente A, W3 und 1
benannt. In der dann folgenden Phase "3" folgen die Gleiselemente W4, 2 und W8, in
der Phase "4" die Systemkomponenten der Gleiselemente RS1, P3, N2, W7 und F.
[0056] In Phase "5" versuchen sowohl die Systemkomponente des Gleiselementes N2 als auch
die des Gleiselementes W7 der Systemkomponente des Gleiselementes W6 einen Identifikationskode
zuzuweisen. Hier wird derjenige Identifikationskode endgültig, der durch die unter
schiedlichen "Laufzeiten" auf den beiden möglichen Wegen zuerst übermittelt wird.
[0057] Ein ähnliches Problem entsteht in der Phase "7" in der die Systemkomponenten der
beiden Gleiselemente N3 und W5 versuchen, einander gegenseitig neue Identifikationskodes
zuzuweisen. Auch hier werden diese Zuweisungen von der jeweils angesprochenen Systemkomponente
abgelehnt.
[0058] In Fig. 4 ist symbolisch dargestellt, in welcher Weise die Identifikationskodevergabe
normiert werden könnte. Es findet jeweils eine Zwei-bit-Namenserweiterung statt, die
bei Zuweisungen bis zu vier Kommunikationskanälen, also vier Nachbarelementen der
Gleiselemente, ausreichend ist. Mehr Nachbarelemente kommen in der Praxis normalerweise
nicht vor.
[0059] Dabei zeigt Fig. 4a die Zwei-bit-Identifikationskodeerweiterung ausgehend von einer
Weiche, Fig. 4b ausgehend von einer Kreuzung, Fig. 4c ausgehend von einem Signal
und Fig. 4d ausgehend von einem Gleisfreimeldekreis.
[0060] Dem Initialisierungselement kann ein beliebiger Name fest einprogrammiert werden,
beispielsweise ein von Null verschiedener Identifikationskode, um eine deutliche
Unterscheidung von einem noch nicht vergebenen Identifikationskode zu erhalten.
1. Verfahren zur Konfiguration eines Steuerungssystems für Gleisanlagen entsprechend
einer Gleiskonfiguration aus mehreren miteinander verbundenen Gleiselementen, wie
Weichen, Signalen, Gleisabschnitten, wobei jedem Gleiselement eine Systemkomponente
des Steuerungssystems zugeordnet ist, dadurch gekennzeichnet, daß
a) einer der Systemkomponenten des Steuerungssystems ein digitaler Identifikationskode
zum Zwecke der Initialisierung zugewiesen wird,
b) die benannte Systemkomponente denjenigen Systemkomponenten einen Identifikationskode
zuweist, die den dem eigenen Gleiselement benachbarten Gleiselementen zugeordnet sind,
c) die weitere Benennung der noch unbenannten Systemkomponenten durch die bereits
mit einem Identifikationskode versehenen Systemkomponenten gemäß Schritt b) erfolgt,
so daß eine automatische Zuordnung von Systemkomponenten eines dezentralen Steuerungssystems
entsprechend der Gleiskonfiguration erfolgt, wobei jede Systemkomponente den zugewiesenen
Identifikationskode und die Nachbarbeziehungen an einen Dispositionsarbeitsplatz
(D) übermittelt, an dem daraus ein der Topologie entsprechendes Gleisbild (G) erzeugt
wird, das mit dem projektierten Gleisnetz auf Übereinstimmung überprüft wird und
dabei eventuelle Fehlermeldungen erzeugt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Zuweisung des Identifikationskodes an eine andere Systemkomponente durch
Übermittlung des eigenen Identifikationskodes ergänzt um weitere die Zuweisungsrichtung
kennzeichnende Informationen erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß als kennzeichnende Informationen ein oder mehrere Digitalstellen vorgesehen
sind.
4. Anordnung zur Durchführung des Verfahrens zur Konfiguration eines Steuerungssystems
für Gleisanlagen entsprechend einer Gleiskonfiguration aus mehreren Gleiselementen,
wie Weichen, Signalen, Gleisabschnitten, wobei jedem Gleiselement eine Systemkomponente
des Steuerungssystems zugeordnet ist, dadurch gekennzeichnet, daß jede Systemkomponente mit einem Mikroprozessorsystem versehen ist, das die Funktion
des zugeordneten Gleiselementes steuert und überwacht, daß jede Systemkomponente über
Kommunikationskanäle mit denjenigen anderen Systemkomponenten verbunden ist, die
den unmittelbar benachbarten Gleiselementen des eigenen Gleiselementes zugeordnet
sind, so daß eine Datenübertragung zwischen diesen Systemkomponenten möglich ist,
daß die lokalen Mikroprozessorsysteme des Gleisfeldes an einen Übertragungskanal (Ü)
zum Datenaustausch mit einem für das gesamte Gleisfeld zuständigen Dispositionsarbeitsplatz
(D) angeschlossen sind, und daß ein Dispositionsrechner gespeicherte Projektierungsdaten
automatisch mit den ihm nun gemeldeten Informationen vergleicht und eventuelle Fehlermeldungen
erzeugt.
5. Anordnung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Mikroprozessorsystem ein signaltechnisch sicheres (fail-safe) Mikroprozessorsystem
vorgesehen ist.