[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zum Auffangen des Flüssigkeitsstrahls
einer Flüssigkeitsstrahl-Schneidmaschine.
[0002] Es ist bekannt, dass mittels eines Flüssigkeitsstrahls die verschiedensten Werkstoffe
geschnitten werden können. Als Schneidflüssigkeiten können diverse Medien verwendet
werden, im allgemeinen ist aber Wasser gebräuchlich. Einfachheitshalber wird im folgenden
stets von Wasser gesprochen.
[0003] Eine solche Flüssigkeitsstrahl-Schneidmaschine umfasst einen Hochdruckerzeuger, welcher
das Wasser mit einem Druck von bis zu 4000 bar an eine Düse liefert. Die Düse ist
an einer Tragvorrichtung befestigt, die horizontal und/oder vertikal oder an Roboterarmen
beweglich angeordnet ist, um einen unter der Düse aufgenommenen Werkstoff in die gewünschte
Kontur zu schneiden. Auf diese Art ist es möglich, ohne weiteres gewisse Materialien
wie Styropor, Rigips, Holz, Spanplatten, Vliesstoffe, Leder, Gummi, Textilien etc.
zu schneiden. Wenn dem Flüssigkeitsstrahl ein Abrasivmittel wie z.B. Quarzsand, Glasstaub,
Korund etc. zugemischt wird, ist es sogar möglich, Metalle wie Stahl, Aluminium,
Legierungen etc. sowie Glas und Stein zu schneiden.
[0004] Das Abrasivmittel besitzt eine zweckentsprechende, der Grösse der Schneiddüse angepasste
Körnung und wird dem Strahl nach dem Venturi-Prinzip beigemischt. Beim Strahlaustritt
aus der Schneiddüse besitzt der Strahl je nach zu schneidenden Materialien eine Stärke
von ca. 0.1 bis 3mm und einen Druck von bis zu 4000 bar. Dieser Strahl trifft auf
den zu bearbeitenden Werkstoff auf, durchtrennt diesen und tritt an der Rückseite
des Werkstoffes wieder aus. Auch nach dem Austritt des Strahls aus dem geschnittenen
Werkstoff besitzt dieser noch eine sehr grosse Restenergie, die auf eine geeignete
Art absorbiert werden muss.
[0005] Eine bekannte Möglichkeit dazu besteht darin, hinter dem zu schneidenden Werkstoff
ein Wasserbecken anzuordnen, in das der Schneidstrahl eintritt. Damit aber die gewünschte
Wirkung erzielt wird, muss das Wasserbecken relativ tief sein, üblicherweise bis
zu 1 m oder mehr, und es muss eine dicke und widerstandsfähige Stahlwandung besitzen,
damit es vom Schneidstrahl nicht durchgetrennt wird. Ein solches Becken hat zwangsweise
eine grosse Bauhöhe und ist sehr schwer.
[0006] Eine andere bekannte Möglichkeit besteht darin, hinter dem zu schneidenden Werkstoff
ein Kugelbett anzuordnen. Dies ist eine Wanne, die auch bis zu ca. 250 mm hoch sein
muss und die mit Kugeln aus Chromstahl oder Glas gefüllt ist. Der austretende Schneidstrahl
trifft, nach Gesetzen der Wahrscheinlichkeit, stets in stumpfem Winkel auf die Kugeln
auf, versetzt diese in Rotation und überträgt so seine Energie auf die Kugeln, die
sich dabei erwärmen. Auch diese Vorrichtung ist verhältnismässig gross, schwer und
teuer.
[0007] Besonders schwierig werden die Verhältnisse beim Wasserstrahlschneiden mit Abrasivmittel.
Da ein Wasserstrahl mit einem Druck von ca. 4000 bar und mit zugemischtem Quarzsand
beim senkrechten Auftreffen aus einer Entfernung von 300 mm eine 3 mm dicke Stahlplatte
in ca. 3-5 Minuten durchtrennt, mussten bisher ausserordentlich tiefe und damit voluminöse
und schwere Wasser- oder Kugelbecken verwendet werden.
[0008] Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Vorrichtung zum Auffangen des
Flüssigkeitsstrahls einer FlüssigkeitsstrahlSchneidmaschine zu schaffen, die einfach
aufgebaut, klein, leicht und kostengünstig ist und die sich somit insbesondere zur
mitbewegten Anordnung unterhalb der Strahldüse oder für eine Anordnung eignet, bei
der das Schneidgut bewegt wird und die Düse sowie Auffangvorrichtung stationär bleibt.
[0009] Gemäss der Erfindung wird dies dadurch erreicht, dass sie eine Auffangkammer mit
einem Flüssigkeitsstrahl-Einlass und einem Flüssigkeitsstrahl-Auslass aufweist, in
welcher mindestens eine Ablenkplatte angeordnet ist, deren Ebene zur Achse des Flüssigkeitsstrahls
geneigt verläuft und die zumindest an ihrer dem Flüssigkeitsstrahl zugewandten Oberfläche
aus gesintertem Material mit einer Härte von mindestens 9 MOHS besteht.
[0010] Durch die Ablenkung des Wasserstrahls an der geneigt angeordneten Ablenkplatte verliert
der Strahl schon einen grossen Teil seiner Energie, so dass er die restlichen Teile
der Vorrichtung nicht mehr beschädigen kann. Andererseits ist es doch vorteilhaft,
besonders wenn mit Abrasivmitteln gearbeitet wird, wenn die Oberfläche der Auffangkammer-Innenwand
zumindest teilweise ebenfalls mit einem Belag aus gesintertem Material mit einer Härte
von mindestens 9 MOHS versehen ist.
[0011] Vorzugsweise ist das gesinterte Material Keramikmaterial.
[0012] Beim Arbeiten mit hohen Drücken und mit Abrasivmitteln kann es sich ferner empfehlen,
die Auffangkammer mindestens mit einer ersten, im Bereich des Flüssigkeitsstrahl-Einlasses
angeordneten und gegenüber der Achse des Flüssigkeitsstrahls um zumindest annähernd
45° geneigten Ablenkplatte sowie mit einer zweiten Ablenkplatte auszurüsten, die
im Abstand zur ersten Ablenkplatte angeordnet ist und parallel zu dieser verläuft.
[0013] Eine noch weitergehende Verbesserung kann erreicht werden, wenn die Auffangkammer
im Bereich ihres Flüssigkeitsstrahl-Auslasses mit einer weiteren Ablenkplatte versehen
ist, welche zusammen mit einem benachbarten Innenwandbereich der Auffangkammer einen
spitzen Winkel einschliesst und so einen gegen die Flüssigkeitsstrahlrichtung hin
offenen Kammerteil begrenzt. Diese weitere Ablenkplatte kann den Flüssigkeitsstrahl-Auslass
der Auffangkammer teilweise verschliessen.
[0014] Wenn die Oberfläche der Ablenkplatten und/oder die Oberfläche zumindest eines Teils
der Auffangkammer-Innenwand uneben ist bzw. sind, wird der Strahl jedesmal beim Auftreffen
gestreut; die resultierenden Teilstrahlen haben dann eine nochmals verminderte Energie.
[0015] Die Erfindung betrifft ferner eine Flüssigkeitsstrahl-Schneidmaschine mit einer
Flüssigkeits-Hochdruckquelle, einer daran angeschlossenen Flüssigkeitsstrahl-Austrittsdüse,
mit Abstützmitteln für das zu schneidende Werkstück und mit einer die Flüssigkeitsstrahl-Austrittsdüse
aufnehmenden, in zumindest zwei Achsen gegenüber den Abstützmitteln beweglichen Tragvorrichtung,
und ist dadurch gekennzeichnet, dass sie eine derartige Vorrichtung zum Auffangen
des Flüssigkeitsstrahls aufweist.
[0016] Zweckmässigerweise ist die Vorrichtung zum Auffangen des Flüssigkeitsstrahls an
der Tragvorrichtung für die Flüssigkeitsstrahl-Austrittsdüse angeordnet und zwangsweise
mit dieser zusammen beweglich.
[0017] Im folgenden wird ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemässen Vorrichtung anhand
der beiliegenden Zeichnung erläutert, die rein schematisch einen Vertikalschnitt durch
eine Wasserstrahl-Schneidmaschine zeigt.
[0018] Die in der Zeichnung schematisch dargestellte Wasserstrahl-Schneidmaschine besitzt
eine Tragvorrichtung 1, welche in einer Horizontalebene in zwei zueinander senkrechten
Richtungen, entlang der X- und der Y-Achse, verschiebbar ist. Zu diesem Zweck sind
nicht dargestellte Antriebsvorrichtungen vorgesehen, die zweckmässigerweise durch
einen Rechner steuerbar sind. An der Tragvorrichtung ist eine Vertikalführung 2 angebracht,
die in Z-Richtung verstellbar ist und welche mit einem Düsenträger 3 versehen ist,
der die Schneiddüsen-Anordnung 4 trägt.
[0019] Unterhalb der Schneiddüsen-Anordnung 4 ist eine schematisch angedeutete Auflage
5 für das zu bearbeitende Werkstück 6 vorgesehen.
[0020] Am Düsenträger 3 ist ferner eine Auffangkammer angeordnet, welche generell mit 7
bezeichnet ist. Somit ist das Werkstück 6 stationär, währenddem die Schneiddüsen-Anordnung
4 sowie die Auffangkammer 7 beweglich sind. Es versteht sich, dass die Anordnung
auch so getroffen werden kann, dass die Schneiddüsen-Anordnung 4 sowie die Auffangkammer
7 stationär sind, währenddem das Werkstück 6 bewegt wird.
[0021] Die Auffangkammer 7 besitzt generell L-förmige Querschnittsgestalt und weist einerends
eine Einlassöffnung 8, die direkt unterhalb der Düsenanordnung 4 liegt, sowie andernends
eine Auslassöffnung 9 auf, die gegen unten gerichtet ist. Unterhalb der Auffangkammer
7 ist eine Sammelwanne 10 zur Aufnahme des aus der Auslassöffnung 9 austretenden Wassers
angeordnet.
[0022] Im Innern der Auffangkammer 7 ist, im Bereich der Einlassöffnung 8 gelegen, eine
erste Ablenkplatte 11 vorgesehen, die direkt unterhalb der Düsenanordnung 4 im Weg
des austretenden Wasserstrahls 12 liegt und mit dessen Längsachse einen Winkel von
ca. 45° einschliesst. Dadurch wird der Strahl 12 ein erstes Mal um 90° umgelenkt und
verliert dabei einen Teil seiner Energie. Ausserdem erfolgt eine Dispersion des Strahls
12 in mehrere Teilstrahlen 12a. Die Teilstrahlen 12a bewegen sich im Beispielsfall
in generell horizontaler Richtung weiter durch den oberen Teil der Auffangkammer 7
und treffen auf eine zweite Ablenkplatte 14, die parallel zur ersten Ablenkplatte
in gleicher Höhe angebracht ist. Die Teilstrahlen 12a werden wiederum um 90° abgelenkt,
verlieren dabei wiederum einen Teil ihrer Energie und gelangen schon relativ fein
zerstäubt in den unteren Kammerteil 7a.
[0023] Im Bereich der Auslassöffnung 9 ist eine dritte Ablenkplatte 15 vorgesehen, welche
zusammen mit dem angrenzenden Wandbereich des unteren Teils 7a der Auffangkammer 7
einen spitzen Winkel einschliesst, derart, dass ein gegen die zweite Ablenkplatte
14 gerichteter, teilweise offener Kammerteil gebildet ist, in den die von der zweiten
Ablenkplatte 14 abgelenkten Teilstrahlen 12a gelangen. In diesem Bereich erfolgt nun
eine mehrfache Reflexion der Teilstrahlen zwischen der dritten Ablenkplatte 15 und
den Innenwänden des unteren Teils 7a der Auffangkammer 7, so dass die Teilstrahlen
nahezu sämtliche Bewegungsenergie verlieren und durch die Auslassöffnung 9 in die
Wanne 10 fliessen.
[0024] Die Auffangkammer 7 ist zweckmässigerweise aus Metall hergestellt und an ihren Innenwänden,
wo der Strahl 12 bzw. die Teilstrahlen 12a auftrifft bzw. auftreffen, mit gesinterten
Keramikplatten 16 belegt, welche eine hohe Härte von mindestens 9 MOHS, zweckmässigerweise
mindestens 9,5 MOHS besitzen. Auch die Ablenkplatten 11, 14 und 15 bestehen aus dem
gleichen gesinterten Keramikmaterial hoher Härte. Zweckmässigerweise können die
Oberflächen der Keramikplatten uneben sein, damit der Strahl 12 besser zerstäubt und
nicht als Ganzes reflektiert wird.
[0025] Je nach Strahldruck und Abrasivmittel braucht die Auffangkammer nur eine effektive
Breite a von max. 80 mm zu besitzen. Diese geringen Abmessungen ermöglichen eine sehr
gute Handhabung der Auffangvorrichtung in allen Bereichen. Ausserdem kann sie verhältnismässig
leicht gebaut werden, so dass sie gut als mitlaufende Vorrichtung verwendbar ist,
ohne die bewegten Massen unzulässig zu erhöhen.
[0026] Die Wandbeläge der Kammer 7 aus gesintertem Keramik hoher Härte verhindern, dass
der in die Kammer eintretende Strahl die Wandung der Vorrichtung beschädigt oder
durchtrennt. Bei einer Härte des Keramikmaterials von ca. 9,5 MOHS können sämtliche
Abrasivmittel ausser Diamantstaub eingesetzt werden.
[0027] Es versteht sich, dass die gezeichnete und vorstehend beschriebene Anordnung und
Ausbildung der Auffangkammer nur ein Aus führungsbeispiel ist. In der Praxis kann
die Auffangkammer in zahlreichen, je nach Anwendungsfall zweckmässigen Formen und
Ausbildungen eingesetzt werden.
1. Vorrichtung zum Auffangen des Flüssigkeitsstrahls einer Flüssigkeitsstrahl-Schneidmaschine,
dadurch gekennzeichnet, dass sie eine Auffangkammer (7) mit einem Flüssigkeitsstrahl-Einlass
(8) und einem Flüssigkeitsstrahl-Auslass (9) aufweist, in welcher mindestens eine
Ablenkplatte (11) angeordnet ist, deren Ebene zur Achse des Flüssigkeitsstrahls (12)
geneigt verläuft und die zumindest an ihrer dem Flüssigkeitsstrahl (12) zugewandten
Oberfläche aus gesintertem Material mit einer Härte von mindestens 9 MOHS besteht.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberfläche der Auffangkammer-Innenwand
zumindest teilweise mit einem Belag (16) aus gesintertem Material mit einer Härte
von mindestens 9 MOHS versehen ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das gesinterte
Material Keramikmaterial ist.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die
Auffangkammer (7) mindestens mit einer ersten, im Bereich des Flüssigkeitsstrahl-Einlasses
(8) angeordneten und gegenüber der Achse des Flüssigkeitsstrahls (12) um zumindest
annähernd 45° geneigten Ablenkplatte (11) sowie mit einer zweiten Ablenkplatte (14)
versehen ist, die im Abstand zur ersten Ablenkplatte (11) angeordnet ist und parallel
zu dieser verläuft.
5. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
die Auffangkammer (7) im Bereich ihres Flüssigkeitsstrahl-Auslasses (9) mit einer
weiteren Ablenkplatte (15) versehen ist, welche zusammen mit einem benachbarten Innenwandbereich
der Auffangkammer einen spitzen Winkel einschliesst und so einen gegen die Flüssigkeitsstrahlrichtung
hin offenen Kammerteil (7a) begrenzt.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die weitere Ablenkplatte
(15) den Flüssigkeitsstrahl-Auslass (9) der Auffangkammer (7) teilweise verschliesst.
7. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
die Oberfläche der Ablenkplatten (11, 14, 15) und/oder die Oberfläche zumindest eines
Teils der Auffangkammer-Innenwand (16) uneben ist bzw. sind.
8. Flüssigkeitsstrahl-Schneidmaschine mit einer Flüssigkeits-Hochdruckquelle, einer
daran angeschlossenen Flüssigkeitsstrahl-Austrittsdüse (4), mit Abstützmitteln (5)
für das zu schneidende Werkstück (6) und mit einer die Flüssigkeitsstrahl-Austrittsdüse
(4) aufnehmenden, in zumindest zwei Achsen gegen über den Abstützmitteln beweglichen
Tragvorrichtung (1, 2, 3), dadurch gekennzeichnet, dass sie eine Vorrichtung (7) zum
Auffangen des Flüssigkeitsstrahls nach einem oder mehreren der Anspruche 1-7 aufweist.
9. Flüssigkeitsstrahl-Schneidmaschine nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass
die Vorrichtung (7) zum Auffangen des Flüssigkeitsstrahls an der Tragvorrichtung (1,
2, 3) für die Flüssigkeitsstrahl-Austrittsdüse (4) angeordnet und zwangsweise mit
dieser zusammen beweglich ist.