[0001] Die Erfindung betrifft Elektrolyte zur Erzeugung schwarzer, feinmattierter Konversionsschichten
als Funktionsflächen von Baugruppen aus leichtgewichtigen Werkstoffen, speziell
Titanwerkstoffen, nach dem Verfahren der anodischen Oxidation unter Funkenentladung
(ANOF). Diese Elektrolyte sind langzeitstabil und die mit ihnen beschichteten Baugruppen
gewährleisten eine optimale Anwendung auch unter speziellen Einsatzbedingungen.
[0002] Aus der Fach- und Patentliteratur sind eine Anzahl Elektrolyte zur Erzeugung von
Konversionsschichten mittels anodischer Oxidation unter Funkenentladung auf Leichtgewichtswerkstoffen,
speziell auf Ventilmetallen wie Ti, Ta, Zr, Nb oder Al, bekannt. In den Patentschriften
DD-221 762 und DD-229 163 werden durch das ANOF-Verfahren erzielte schwarze bzw.
grau-schwarze Konversionsschichten auf Leichtmetallen wie Al beschrieben. Nachteilig
an diesen Lösungen ist, dass sie Elektrolytlösungen verwenden, die insbesondere Fluoride
als NaF oder NH₄F neben Dihydrogenphosphaten als NaH₂PO₄, Tetraboraten als Borax Na₂B₄O₇
und Chromaten sowie anderen Fremdzusätzen enthalten. Die in der Patentschrift DD-156
003 dargestellte Möglichkeit der Einlagerung von nichtmetallischen (Karbide, Oxide)
und metallischen Komponenten als Dispersionsschichten mittels fluoridhaltigen ANOF-Elektrolyten
auf Titanwerkstoffen beinhaltet neben dem Nachteil der Fluoridhaltigkeit des Elektrolyten
die schlechte Lös lichkeit der Komponenten im Elektrolyten und alle anderen Nachteile
von Dispersionsschichten, wie inhomogenes Gefüge u.ä. Die Möglichkeit der Schwarzfärbung
wird nicht beschrieben. Die DD-A-257 275 verweist auf dekorative Ueberzüge u.a. auf
Titanwerkstoffen, die mittels ANOF-Verfahren und eines Elektrolyten, bestehend aus
NAF, NaH₂PO4, Na₂B₄O₇ und Kaliumhexacyanoferrat-K4[FE[CN]6] hergestellt werden. Diese
Lösung birgt in sich die grosse Problematik des Gesundheits- und Umweltschutzes aufgrund
des toxisch wirkenden zyanidhaltigen Elektrolyten. Die schwarze Farbe wird lediglich
durch den Einsatz des Hexacyanoferrats erzielt, was, ähnlich dem schwarzen Eisen-Aluminium-Spinell,
ein Titan-Spinell bildet und lediglich dekorative Zwecke erfüllt.
[0003] Es sind weiterhin eine Anzahl schwarzer Schichten auf Werkstoffen, speziell auf Ventilmetallen
wie Ti, Ta, Zr, Nb, Al bekannt, deren strahlungsphysikalische Grösse optische Absorption
(α) und thermische Emission (ε) nahezu gleich sind.
[0004] Zum einen besteht die Möglichkeit, Sonnenkollektoroberflächen einfach schwarz zu
färben und damit eine Schicht mit o.g. Eigenschaften zu erzielen. Zum anderen kommen
auch die verschiedensten Lacksysteme zur Erzielung von schwarzen Schichten mit dem
α:ε-Verhältnis ≈ 1 zum Einsatz. Nachteilig an diesen Lösungen ist, dass keine feinmattierte
Schicht erhalten wird. Besonders problematisch erweist sich ausserdem, dass ein relativ
hoher Masseverlust der Lacke infolge Abgabe flüchtiger Bestandteile zu verzeichnen
ist. Er beträgt 3-5,4% für die gegenwärtig eingesetzten Lacke nach 24-stündiger Haltezeit
bei 125°C und 10⁻⁵ Torr. Der im Standard ASTM E 595-77 fixierte maximale Masseverlust
bezüglich minimaler Abgabe flüchtiger Bestandteile beträgt 1% nach 24-stündiger Hal
tezeit bis 125

und 10⁻⁵ Torr. Diese Forderung erfüllt zur Zeit kein bekanntes Lacksystem. Somit
ist keine Thermovakuumstabilität gegeben.
[0005] Die DD-A-236 978 beschreibt solarselektive Absorptionsschichten, die aus dunkelgefärbten,
chromdotierten Oxidschichten auf Ventilmetallen, wie Ti, Ta, Zr, Nb, Al, bestehen
und die ebenfalls mittels eines fluoridhaltigen, Dihydrogenphosphat, Tetraborat und
Chromat enthaltenden Elektrolyten im ANOF-Verfahren erzeugt werden. Diese Schichten
besitzen zwar ein hohes Absorptionsvermögen von α>0,92, weisen jedoch einen derart
rauhen Oberflächenstruktureffekt auf, dass daraus Mehrfachreflexionen resultieren,
so dass die einfallende Strahlung ihre Energie in Form von Wärme an die Absorberschicht
abgibt, und diese auf den Kollektorkörper übertragen wird. Es wird im Verhältnis
zur optischen Absorption eine sehr geringe thermische Emission ε erzielt.
[0006] Das Ziel der Erfindung liegt in der Bereitstellung eines kostengünstigen, schadstoffarmen
Elektrolyten zur Erzeugung einfach aufgebauter, optisch schwarzer, feinmattierter
Konversionsschichten auf Leichtmetallen oder deren Legierungen, speziell Titan, mit
hoher Langzeitstabilität und die sich durch universelle Anwendbarkeit auszeichnen.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen fluorid- und cyanidfreien Elektrolyten
zu entwickeln, der die Herstellung optisch schwarzer Schichten mit nahezu gleichem
optischen Absorptions- und thermischen Emissionsvermögen, verbunden mit hoher Stabilität
und gleichzeitiger Thermovakuumstabilität ermöglicht.
[0008] Diese Aufgabe wird durch die in den Ansprüchen definierte Erfindung gelöst. Durch
den erfindungsgemässen Elektrolyten werden schwarze Konversionsschichten auf Leichtmetallen
oder deren Legierungen, vorzugsweise Titan, mittels anodischer Oxidation unter Funkenentladung
erhalten. Vorzugsweise besteht der Elektrolyt aus einer 2- bis 6-volumenprozentigen
ammoniakalischen wässrigen Lösung von 0,3 bis 0,6 mol/l Kaliumdihydrogenphosphat;
0,08 bis 0,3 mol/l Kaliumchromat und Acetationen in Konzentrationen von 0,08 bis 1,0
mol/l, bevorzugt 0,08 bis 0,5 mol/l. Eine vorteilhafte Ausgestaltung der Lösung besteht
darin, dass die Acetationen in Form von Kupferacetat zugesetzt werden.
[0009] Ein wesentliches Ergebnis der Anwendung des erfindungsgemässen Elektrolyten besteht
darin, dass mit ihm schwarze Konversionsschichten auf Leichtmetallen oder deren Legierungen,
vorzugsweise Titan, mit nahezu gleichem optischen Absorptions- und thermischen Emissionsvermögen
hergestellt werden können, die Titan, Chrom und Kupfer in den Verhältnissen von Cr:Ti=1:(1,9-2,2)
und Cr:Cu=1:(0,8-1,3) enthalten und hohe Thermovakuumstabilität besitzen.
[0010] Die Vorteile der Lösung ergeben sich im wesentlichen dadurch, dass ein Elektrolyt
entwickelt wurde, der
- cyanidfrei und daher gesundheits- und umweltfreundlich ist,
- durch den vollständigen Verzicht auf Fluoridionen und den Einsatz von Acetationen
die Homogenität der schwarzen Schicht gewährleistet,
und dass ein Schichtsystem erreicht wird, welches
- eine feinmattierte Oberflächenstruktur und dadurch im Gegensatz zu den bisher bekannten
chromdotierten Oxidschichten auf Ventilmetallen ein nahezu gleiches opti sches Absorptions-
und thermisches Emissionsvermögen besitzt,
- völlig röntgenamorph ist, d.h. die kohärenten Streubereiche sind kleiner als 4nm.
Daraus resultiert ein ideal optisch isotropes Verhalten dieser Schichten bezüglich
Reflexion der Strahlung bei einem maximalen Absorptionsvermögen der einfallenden
Strahlung,
- eine gute Haftfestigkeit auch nach Temperaturwechselbelastung aufweist,
- eine sehr gute Thermovakuumstabilität, verbunden mit einer hohen Langzeitstabilität
durch die minimale Abgabe flüchtiger Bestandteile des Schichtsystems realisiert.
Damit werden funktionsbeeinträchtigende Kontaminationserscheinungen an den Baugruppen,
beispielsweise in optischen Systemen, ausgeschlossen,
- gleichzeitig durch eine sehr hohe UV-Stabilität gekennzeichnet wird, und damit
- eine optimale Anwendung auch unter speziellen Einsatzbedingungen garantiert.
[0011] Die Erfindung soll nachfolgend an einem Ausführungsbeispiel erläutert werden:
Beispiel
[0012] Ein in technischem Aceton entfettetes Objektivgehäuse aus Titanwerkstoff wird mittels
plasma-chemischer anodischer Oxidation in einem wässrigen Elektrolyten, bestehend
aus einer 4,5 volumenprozentigen ammoniakalischen Lösung mit 0,5 mol/l KH₂PO₄; 0,1
mol/l K₂CrO₄ und 0,35 mol/l [CH₃ COO]₂Cu bei einer Stromdichte von 0,045A.cm⁻² beschichtet.
Man erhält in einem Einstufenprozess eine tief schwarz gefärbte Konversionsschicht,
deren Haftfestigkeit auf dem Objekt auch nach Temperaturwechselbelastung erhalten
bleibt. Diese Schicht besitzt eine feinmattierte Oberflächenstruktur und dadurch,
im Gegensatz zu den bisher bekannten Lösungen, ein nahezu gleiches optisches Absorptions-
und thermisches Emissionsvermögen. Das α/ε-Verhältnis beträgt 0,95.
[0013] Durch den vollständigen Verzicht auf Fluoridionen und den Einsatz von Acetationen
im Elektrolyten wird eine vollständig homogene, optisch schwarze Schicht erzeugt.
Diese Konversionsschicht ist völlig röntgenamorph und zeigt daher ein ideal optisches
isotropes Verhalten bezüglich Reflexion der Strahlung. Weiterhin wird sie gekennzeichnet
durch ein maximales Absorptionsvermögen von α = 0,96. Die in der Literatur bereits
bekannten Werte liegen zwischen 0,89 und 0,95.
[0014] Untersuchungen zur Thermovakuumstabilität zeigen keine Veränderungen in optisch relevanten
Bereichen.
[0015] Bedingt durch die extrem niedrige Ausgasrate von ≦ 0,03% Masseverlust nach 24 Stunden
bei 125°C und 10⁻⁵ Torr, sind funktionsbeeinträchtigende Kontaminationen in optischen
Systemen ausgeschlossen. Der in internationalen Orientierungsrichtlinien fixierte
Masseverlust beträgt ca. 1%, die bisher erreichten Werte 3-5%. Erprobungen zur UV-Stabilität
des beschichteten Objektivmaterials zeigen nach 56 Tagen intensiver künstlicher Sonneneinstrahlung
keinerlei Aenderung des Emissionsverhaltens.
1. Elektrolyt zur Erzeugung schwarzer Konversionsschichten auf Leichtmetallen oder
deren Legierungen, insbesondere auf Titan, mittels anodischer Oxidation unter Funkenentladung,
dadurch gekennzeichnet, dass der Elektrolyt aus einer ammoniakalischen wässrigen
Lösung besteht, die Kaliumdihydrogenphosphat, Kaliumchromat und Acetationen enthält.
2. Elektrolyt gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass er 0,3 bis 0,6 mol/l
Kaliumdihydrogenphosphat; 0,08 bis 0,3 mol/l Kaliumchromat und Acetationen in Konzentrationen
von 0,08 bis 1,0 mol/l in einer 2- bis 6-volumenprozentigen ammoniakalischen wässrigen
Lösung enthält.
3. Elektrolyt gemäss Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass er 0,08 bis 0,5 mol/l
Acetationen enthält.
4. Elektrolyt gemäss einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass er
Kupferacetat enthält.
5. Verfahren zur Herstellung eines Elektrolyten gemäss einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass Kaliumhydrogenphosphat, Kaliumchromat und ein Acetationen
lieferndes Salz mit Ammoniak enthaltendem Wasser zu einer ammoniaklischen, wässrigen
Lösung vermischt werden.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass 0,3 bis 0,6 mol/l Kaliumdihydrogenphosphat,
0,08 bis 0,3 mol/l Kaliumchromat, 0,08 bis 1,0 mol/l Acetationen und Wasser mit einem
Ammoniakgehalt von 2 bis 6 Vol.-% verwendet werden.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass 0,08 bis 0,5 mol/l Acetationen
verwendet werden.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass Kupferacetat
zur Bildung von Acetationen verwendet wird.
9. Verfahren zur Erzeugung schwarzer Konversionsschichten auf Leichtmetallen oder
deren Legierungen, dadurch gekennzeichnet, dass ein Leichtmetall oder eine Legierung
davon mittels plasmachemischer, anodischer Oxidation in einem wässrigen Elektrolyten
gemäss einem der Ansprüche 1 bis 4 bei einer Stromdichte von 0,045A.cm² beschichtet
wird.
10. Gegenstand mit schwarzer Konversionsschicht, erhalten nach dem Verfahren gemäss
Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Schicht Titan, Chrom und Kupfer in den
Verhältnissen von Cr:Ti=1:(1,9 bis 2,2) und Cr:Cu=1:(0,8 bis 1,3) enthalten, wobei
die erhaltenen Konversionsschichten hohe Thermovakuumstabilitäten aufweisen.