[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Herstellen von Werkstücken aus ferritischem
Stahl nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Bei einer Reihe von Anwendungsfällen sollen die Werkstücke eine hohe Härte und einen
hohen Verschleißwiderstand aufweisen. Ferner sollen sie korrosionsbeständig sein.
Kohlenstoffstähle sind für diese Anwendungsfälle nicht geeignet, da sie besonders
empfindlich gegen korrosive Medien sind. Es ist daher bekannt, rostbeständige legierte
Stähle zu verwenden, die zum Beispiel Chrom, Nickel, Kobalt, Molybdän und dergleichen
enthalten. Derartige legierte Stähle sind normalerweise verhältnismäßig korrosionsträge
und lassen sich wegen ihrer Härtbarkeit auf die gewünschte Härte einstellen. Gleichwohl
ist zum Beispiel Chromstahl für die Herstellung von Verbindungsmitteln im Baubereich,
beispielsweise für die Herstellung von Schrauben, insbesondere Bohrschrauben nicht
zugelassen.Der Grund liegt in der wasserstoffinduzierten Rißbildung (Wasserstoffversprödung).
Bei andauernder statischer Belastung über einen längeren Zeitraum kann der im Verbindungsmittel
von Haus aus enthaltene Wasserstoff zur besagten Rißbildung führen. Den gleichen Effekt
bewirkt der Wasserstoff, der von außen - zum Beispiel bei der kathodischen Reaktion
im Korrosionsfall - an das Verbindungsmittel herangetragen wird.Ein derartiger Vorgang
beeinträchtigt die Dauerfestigkeit zum Beispiel einer Schraube, wodurch die Sicherheit
einer Baukonstruktion beeinträchtigt wird. Es ist zwar denkbar, den im Werkstück von
Haus aus enthaltenen Wasserstoff thermisch auszutreiben und durch Aufbringen von
Überzügen, wie zum Beispiel durch Verzinken, eine Schutzschicht zu bilden, die für
den Wasserstoff eine Barriere darstellt. Es besteht jedoch die Gefahr, daß beim Einsatz
die Schutzschicht beschädigt wird oder von Natur aus die Bildung von Rissen nicht
völlig ausschließt, so daß auf diese Weise einer Wasserstoffversprödung nicht Einhalt
geboten werden kann.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung von Werkstücken
aus ferritischem Stahl anzugeben, bei dem die Werkstücke bei großer Härte und Festigkeit
eine hohe Korrosionsbeständigkeit aufweisen,die der der austenitischen Chrom-Nickel-Stähle
nahekommt und bei denen eine wasserstoffinduzierte Rißbildung vermieden ist.
[0004] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Kennzeichnungsteils des Patentanspruchs
1 gelöst.
[0005] Beim erfindungsgemäßen Verfahren wird das Werkstück aus nicht umwandelbaren Chromstahl
geformt mit einem Chromanteil von mindestens 13%. Wie bereits erwähnt, sind Werkstücke
aus Chromstahl an sich bekannt. Beim erfindungsgemäßen Verfahren wird jedoch das
Werkstück mit einem Überzug von Nickel oder einer im wesentlichen Nickel oder Kobalt
enthaltenden Legierung versehen mit einer Dicke von mindestens 5 m. Anschließend
wird das Werkstück unter Ausschluß von Sauerstoff bei mindestens 850°C durch Wärmebehandlung
auf die gewünschte Härte gebracht, wobei gleichzeitig aus Überzug und Grundwerkstoff
die Diffusionsschicht mit den besonderen Eigenschaften gebildet wird.
[0006] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren haben die behandelten Werkstücke einen Nickelmantel
mit darunterliegender Chrom-Nickel-Eisenschicht wechselnder Zusammensetzung. Bei
der Wärmebehandlung wird der vorhandene Wasserstoff ausgetrieben. Wasserstoff, der
beispielsweise bei einem Korrosionsvorgang entstehen kann, kann die Nickel-Eisen-Diffusionsschicht
nicht durchdringen. Erfindungswesentlich ist, daß auch der Kern des Werkstücks aus
einem hochwertigen, nicht umwandelbaren Stahl besteht und sich durch das Diffundieren
von Nickel in den Chromstahl oder umgekehrt von Chrom in den Nickelüberzug eine austenitische
Zwischenschicht verhältnismäßig großer Dicke ergibt, die eine wirksame Barriere
gegen das Eindringen von Wasserstoff darstellt. Beim erfindungsgemäßen Verfahren
müssen keine Härte erzeugenden Stoffe durch die Nickelschicht diffundieren, um die
Gebrauchstauglichkeit des Werkstücks zu erzielen. Das Härten und das Erzeugen der
Korrosionsfestigkeit infolge von chrom- und ggf. molybdänhaltiger austenitischer
Überzüge auf einem von Natur aus bereits korrosionsträgen Material findet in einem
einzigen Schritt statt. Enthält der Chromstahl in einer Ausgestaltung der Erfindung
Molybdän, wirkt sich der Molybdängehalt der austenitischen Zwischenschicht günstig
auf die Repassivierung aus.
[0007] Beim erfindungsgemäßen Verfahren ist nur eine einzige Schicht erforderlich, um die
gewünschte Korrosionsfestigkeit und die Vermeidung wasserstoffinduzierter Rißbildung
zu erzielen.
[0008] Nach einer Ausgestaltung der Erfindung wird auf den Nickelüberzug bzw. den Überzug
aus Nickel oder einer Kobalt enthaltenden Legierung ein Überzug aus Chrom, Kobalt,
Molybdän oder Kupfer von einer Dicke von mindestens zwei m aufgebracht. Beim nachgeschalteten
Diffusionsglühen wird auf dem Chromstahl eine austenitische Chrom-Nickel-Eisenschicht
gebildet, die übergangslos in den martensitischen Chromstahl übergeht.
[0009] Im Gegensatz zu bekannten Verbindungsmitteln, die aus Korrosionsschutzgründen aus
nicht umwandlungsfähigen austenitischen rost- und säurebeständigen Stählen hergestellt
werden, führt das erfindungsgemäße Verfahren zu Werkstücken, die bei annähernd gleich
guter Korrosionsbeständigkeit auf die gewünschte Härte eingestellt werden können.
[0010] In einer Alternative zum erfindungsgemäßen Verfahren ist vorgesehen, daß das Werkstück
aus nickel- oder molybdänhaltigem Stahl geformt ist, das Werkstück danach mit einem
Überzug aus Chrom versehen wird mit einer Dicke von min destens 5 m und anschließend
unter Ausschluß von Sauerstoff bei mindestens 850°C durch Wärmebehandlung auf die
gewünschte Härte gebracht wird. Bei diesem Verfahren wird ein ähnlicher Korrosionsschutzüberzug
wie oben beschrieben erhalten.
[0011] Beim erfindungsgemäßen Verfahren kann ein zusätzlicher Korrosionsschutz durch Verzinkung
oder Cadmierung entfallen. Allerdings können zusätzliche Schichten zur Verbesserung
des Gleitverhaltens (Herabsetzung der Reibung bei der Anwendung des Verbindungsmittels)
aufgebracht werden. Anstelle von aus organischem Material hergestellten Schichten
sind auch metallische Überzüge denkbar.
[0012] Das erfindungsgemäße Verfahren ist für verschiedene hochwertige Werkstücke einsetzbar,
beispielsweise für Messerklingen, chirurgische Instrumente oder andere hochverschleißfeste
Werkzeuge und Bauteile. Besonders vorteilhaft ist es für die Herstellung von Verbindungsmitteln,
wie Schrauben oder dergleichen, insbesondere Bohrschrauben, im Bauwesen, bei denen
aus Sicherheitsgründen eine hohe Korrosionsbeständigkeit und große Härte verlangt
wird. Die Härte ist zum Beispiel bei Bohrschrauben erforderlich, damit diese in der
Lage sind, auch in relativ hartem Trägermaterial ein Kernloch zu bohren.
[0013] Aus der DE-OS 24 18 908 ist ein Verfahren zur Erhöhung der Korrosionsfestigkeit von
Stahlteilen, insbesondere von Mantelrohrheizstäben, Laugenbehälter, Trommeln für Wasch-,
Trocken- und Schleudermaschinen auf Stahlbasis bekanntgeworden, bei dem die Stahlteile
in einem Nickelbad mit einer 5 bis 10 m dicken Nickelschicht versehen werden. Anschließend
werden die Stahlteile bei 800 bis 1000°C in einer oxidierenden Atmosphäre geglüht.
Der auf diese Weise gebildete Nickeloxidüberzug führt zu einer gewissen Temperatur-
und Korrosionsfestigkeit. Eine wasserstoffinduzierte Rißbildung läßt sich auf diese
Weise jedoch nicht vermeiden. Außerdem weisen derartige Stahlteile nicht die zum Beispiel
für eine Bohrschraube erforderliche Härte auf.
[0014] Nachstehend werden einige Beispiele für die verwendeten Werkstoffe und Verfahren
angegeben.
Chromstahl:
Werkstoff nach DIN 17006: 1,1% Kohlenstoff; 15% Chrom; 0,5 Molybdän
Werkstoff Nr. 4112 nach DIN 17006: 0,9% Kohlenstoff; 18% Chrom; 1,2 Molybdän
[0015] Eine Bohrschraube, beispielsweise aus dem obigen Chrom stahl, wird galvanisch mit
einem Nickelüberzug von 10 m Dicke oder einem Überzug von 5 m Dicke Nickel und etwa
2 m Dicke Chrom versehen.
Galvanisierungsbedingungen für die Nickelschicht: |
Temperatur: |
50 bis 70°C |
pH: |
6 bis 3 |
Stromdichte: |
2 bis 9 A/d cm² |
Nickelbad: |
|
Nickelsulfat: |
300 g/l |
Nickelchlorid: |
40 g/l |
Nickelborsäure: |
40 g/l |
Galvanisierungsbedingungen für die Chromschicht: |
Temperatur: |
55°C |
Stromdichte: |
40 A/d cm² |
Chrombad: |
|
Chromsäure: CrO₃ |
350 g/l |
Schwefelsäure: Dichte 1,84 |
2,5 g/l |
[0016] Naturgemäß kann auch nach dem stromlosen Verfahren galvanisiert werden.
[0017] Die Wärmebehandlung erfolgt im Ofen unter Ausschluß von Sauerstoff bei einer Temperatur
von zum Beispiel 1000°C über eine Zeit von 10 Minuten. Die Temperatur hängt von dem
verwendeten Kernwerkstoff ab und die Zeit von der einzustellenden Härte.
[0018] Es ist zweckmäßig, die Teile nach der Wärmebehandlung in Abhängigkeit vom Grundkohlenstoffgehalt
entsprechend abzukühlen, um ein martensitisches Härtegefüge zu erreichen. Anschließend
werden die Teile zweckmäßigerweise durch Anlassen auf die gewünschte Härte eingestellt,
beispielsweise durch Erwärmen auf Temperaturen zwischen 100 und 700°C.
1. Verfahren zur Herstellung von Werkstücken aus ferritischem Stahl, dadurch gekennzeichnet,
daß das Werkstück aus nicht umwandelbarem Chromstahl geformt wird mit einem Chromanteil
von mindestens 13%, das Werkstück danach mit einem Überzug von Nickel oder einer im
wesentlichen Nickel oder Kobalt enthaltenden Legierung versehen wird mit einer Dicke
von mindestens 5 m, anschließend das Werkstück unter Ausschluß von Sauerstoff bei
mindestens 850°C diffusionsgeglüht und die so mit Nickel oder Kobalt legierte Schicht
unter Martensitbildung auf die gewünschte Härte gebracht wird.
2. Verfahren zur Herstellung von Werkstücken aus ferritischem Stahl, dadurch gekennzeichnet,
daß das Werkstück aus nickel- oder molybdänhaltigem, nicht umwandelbaren Stahl geformt
wird, das Werkstück danach mit einem Überzug aus Chrom versehen wird mit einer Dicke
von mindestens 5 m und anschließend das Werkstück unter Ausschluß von Sauerstoff
bei mindestens 850°C diffusionsgeglüht und die so mit Chrom legierte Schicht unter
Martensitbildung auf die gewünschte Härte gebracht wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Chromstahl Molybdän
enthält.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,dadurch gekennzeichnet, daß auf den Nickelüberzug
ein Überzug aus Chrom, Kobalt, Molybdän oder Kupfer mit einer Dicke von mindestens
2 m aufgebracht wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, gekennzeichnet durch seine Anwendung
auf Verbindungsmittel, wie Schrauben oder dergleichen, insbesondere Bohrschrauben.