[0001] Die Erfindung betrifft einen Treibladungsbehälter bzw. eine verbrennbare Treibladungshülse
für großkalibrige Geschützmunition, insbesondere ein vollständig verbrennbares Treibladungsmodul
für Artilleriewaffen.
[0002] Aus der DE-A-35 44 927 ist eine übliche Metallkartusche mit eingeklebter Additivmanschette,
bestehend aus beschichtetem Leinengewebe, Polyäthylenfolie und Kunstseide bekannt.
Das Leinengewebe ist mit einer Mischung aus Wachs und Titandioxid TiO₂ beschichtet
und zur Innenseite zum Schutz gegen Abrieb durch Treibladungs-Pulverkörner mit der
Kunststoffolie und der weiteren Textilschicht abgedeckt. Mit dieser besonderen Ausbildung
der mehrschichtigen Additivmanschette soll bei einer mechanischen Beanspruchung
bei hohen Temperaturen eine Phlegmatisierung des Pulvers durch Wachsabrieb verhindert
werden. Die Treibladungsteilchen können danach an der Kunstseide entlanggleiten,
ohne die Manschette zu beschädigen. Nachteilig bei dieser bekannten Additivmanschette
ist, daß Probleme bei der Umsetzung der aus mehreren Schichten bestehenden Additivmanschette
auftreten und nicht zulässige Rückstände im Rohr verbleiben können.
Die auf die Additivmanschette aufgetragene Mischung aus Wachs und Titandioxid wirkt
auf die Innenseite der nichtverbrennbaren Metallhülse, eine besondere Wirkung auf
das Waffenrohr ist kaum zu erwarten. Verbrennungsrückstände treten insbesondere dadurch
auf, daß in der Außenseite der Manschette keine ausreichend hohen Zündtemperaturen
erreicht werden, da die Wärme hier von der Metallhülse aufgenommen und abgeführt
wird (Kühleffekt der Metallhülse).
[0003] Es ist Aufgabe der Erfindung, einen verbrennbaren Treibladungsbehälter bzw. eine
verbrennbare Treibladungshülse anzugeben, bei deren Umsetzung im Waffenrohr Verbrennungsrückstände
vollständig vermieden werden, wobei die rohrschonende und erosionsmindernde Wirkung
insbesondere bei großkalibrigen Artilleriewaffen und der Verwendung von modularen
Treibladungen wesentlich erhöht wird. Bei Verwendung von modularen Treibladungsbehältern
soll trotz höherem Ladungsgewicht keine höhere Erosion auftreten als bei eingeführten
Ladungssystemen.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß innen auf das verbrennbare
Hülsenmaterial als Additiv eine Beschichtung bzw. Mischung aus Wachs und Titandioxid
TiO₂ direkt durch Spachteln, Streichen, Spritzen oder ähnlichem ohne zusätzliche Trägermaterialien
aufgetragen wird. Dadurch wird die ohnehin schon rohrschonende und erosionsmindernde
Wirkung des verbrennbaren Hülsenmaterials weiter gesteigert.
[0005] Zweckmäßigerweise ist die Beschichtung aus Wachs und TiO₂ zur Pulverseite hin mit
einer dünnen Metallfolie abgedeckt. Die Metallfolie weist eine Stärke von kleiner
0,5 mm, vorzugsweise etwa 0,05 mm auf und besteht vorzugsweise aus einem Metall bzw.
Metallegierung aus der Elementengruppe Blei, Zink, Zinn, Aluminium, Magnesium, Eisen,
Nickel, Silber, Molybdän oder einem entsprechenden geeigneten Metall. Die Folie verhindert
zum einen eine Phlegmatisierung bzw. Passivierung der anliegenden Treibladungskörner
durch die Beschichtung, zum anderen wird eine unerwünschte Rohrverkupferung (z. B.
aus den Führungsbändern der Geschosse) verhindert bzw. vermindert.
[0006] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von zwei in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispielen
näher erläutert und beschrieben.
[0007] Es zeigen:
Figur 1 ein Oberteil eines erfindungsgemäßen Treibladungsbehälters,
Figur 2 einen vollständigen Treibladungsbehälter gemäß der Erfindung,
Figur 3 eine teilverbrennbare Treibladungshülse gemäß der Erfindung und
Figur 4 einen vergrößerten Ausschnitt X der Treibladungsbehälter - bzw. Hülsenwandung
mit der erfindungsgemäßen Beschichtung.
[0008] In Figur 1 und Figur 2 ist mit der Bezugsziffer 10 ein modulares Treibladungsmodul
für eine 155 mm Artilleriewaffe bezeichnet. Das Treibladungsmodul 10 besteht aus einer
Oberschale 12 und einer Unterschale 14, z. B. aus verpreßtem und geformtem Nitrozellulosepapier.
Die zylindrische Innenfläche 18 der Oberschale 12 und Unterschale 14 ist jeweils mit
einer Beschichtung aus Wachs und Titandioxid TiO₂ versehen. In einem mittleren Verbindungsbereich
24 sind die Oberschale 12 und die Unterschale 14 miteinander verklebt. Der Schalenboden
20 der Unterschale 14 und der Schalendeckel 22 der Oberschale 12 weisen mittig jeweils
einen nach innen weisenden Ringflansch 34 zur Fixierung eines als zentrales Anzündelement
ausgebildeten Rohrstükkes 32 auf.
[0009] Das Treibladungsmodul 10 ist mit einem pulver- oder granulatförmigen Treibladungsmittel
26 gefüllt. Zum Einfüllen des Treibladungsmittels 26 in das fertige Treibladungsmodul
10 weist der Schalendeckel 22 der Oberschale 12 z. B. eine dezentrale Einfüllöffnung
28 auf, die nach dem Einfüllen des Treibladungsmittels 26 mit einem angeklebten Verschlußdeckel
30 gegen Umwelteinflüsse gasdicht verschlossen wird.
[0010] In Figur 3 ist eine verbrennbare Treibladungshülse 40 für ein unterkalibriges mit
Leitwerk 52 ausgestattetes Wuchtgeschoß 50 dargestellt. Die Treibladungshülse 40
weist ein zylindrisches Hülsenteil 44, nach oben zur Geschoß- bzw. Treibkäfigabstützung
einen kegelförmigen Deckel 42 und rückseitig bzw. bodenseitig eine nichtverbrennbare
Stummelhülse 58, z. B. aus Metall oder Kunststoff, mit Primer 56 (Anzündröhrchen)
auf. Im Verbindungsbereich 54 ist der kegelförmige Deckel 42 mit dem zylindrischen
Hülsenteil 44 verklebt.
[0011] Die zylindrische Innenfläche 48 der Treibladungshülse 40, wie auch die Innenfläche
des kegelförmigen Deckels 42 sind mit einer Beschichtung 46 aus Wachs und Titandioxid
TiO₂ belegt. Die Beschichtung 46 kann die gesamte Innenfläche 48 der Treibladungshülse
40 bedecken oder, wie in Figur 3 dargestellt ist, auch nur zonen- oder bereichsweise
vorgesehen sein. Die Treibladungshülse 40 ist vollständig mit Treibladungspulver
gefüllt. Um einen direkten Kontakt von Treibladungspulverkörnern und der Beschichtung
46 zu vermeiden (Abrieb der Beschichtung und Passivierung der Pulverkörner), ist
die Beschichtung 46 nach innen mit einer aufgeklebten oder aufgedrückten dünnen Metallfolie
38 abgedeckt, die in der vergrößerten Teildarstellung X in Figur 4 gezeigt ist. Die
Metallfolie 38 weist eine Stärke von kleiner 0,5 mm, vorzugsweise etwa 0,05 mm, auf.
Wachs dient bei der Zündung des Treibladungsmoduls bzw. der Treibladungshülse bei
einer Relativbewegung der verbrennenden Treibladungshülsenwandung bzw. der einzelnen
Pulverkörner als Gleitmittel; das Titandioxid senkt die Verbrennungsspitzentemperaturen
des Treibladungspulvers im Bereich der Rohrwandung; dadurch wirken die Bestandteile
der Beschichtung (16, 46) erosionsmindernd und verlängern die nutzbare Lebensdauer
der Waffe. Die Metallfolie 38 verhindert eine unerwünschte Rohrverkupferung; die
Kupferablagerungen können sich aus den Führungsbändern der Geschosse bilden. Die
Metallfolie, vorzugsweise eine Bleifolie, könnte auch durch eine andere dünne Folie
aus einer Metallegierung, z. B. aus Aluminiumlegierung mit Magnesiumbestandteilen
oder anderen Leichtmetallen, ersetzt werden.
[0012] Insgesamt wird mit der Erfindung also eine spürbare Schonung und Verlängerung der
Lebensdauer des Waffenrohes erzielt.
Bezugszeichen-Liste
[0013]
10 Treibladungsmodul
12 Oberschale
14 Unterschale
16 Beschichtung
18 zyl. Innenfläche
20 Schalenboden
22 Schalendeckel
24 Verbindungsbereich
26 Treibladungsmittel
28 Einfüllöffnung
30 Verschlußdeckel
32 Rohrstück
34 Ringflansch
36 -
38 Metallfolie
40 Treibladungshülse
42 kegelförm. Deckel
44 zylindr. Hülsenteil
46 Beschichtung
48 zyl. Innenfläche
50 Wuchtgeschoß
52 Leitwerk
54 Verbindungsbereich
56 Primer
58 Stummelhülse
1. Verbrennbarer Treibladungsbehälter (10) bzw. verbrennbare Treibladungshülse (40)
für großkalibrige Geschützmunition,
dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens an einer zylindrischen Innenfläche (18, 48) des Treibladungsbehälters
(10) bzw. der Treibladungshülse (40) eine direkt aufgetragene Beschichtung (16, 46)
aus Wachs und Titandioxid TiO₂ vorgesehen ist.
2. Treibladungsbehälter nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß der Treibladungsbehälter (10) zweiteilig mit Oberschale (12) und Unterschale
(14) ausgebildet ist, und daß die Beschichtung (16) aus Wachs und Titandioxid TiO₂
sich bei der Oberschale (12) und der Unterschale (14) jeweils auf der zylindrischen
Innenfläche (18) zwischen Schalenboden (20) bzw. Schalendeckel (22) und mittigem
gemeinsamen Verbindungsbereich (24) der beiden Schalen (13, 14) erstreckt.
3. Treibladungsbehälter nach Anspruch 1,
insbesondere verbrennbare Treibladungshülse (40) mit Stummelhülse (58) für Panzermunition,
dadurch gekennzeichnet, daß die Treibladungshülse (40) dreiteilig mit verbrennbarem kegelförmigem Deckel
(42), verbrennbarer zylindrischer Hülse (44) und nichtverbrennbarer Stummelhülse (58)
ausgebildet ist, und daß die Beschichtung (46) aus Wachs und Titandioxid TiO₂ bei
dem Deckel (42) auf dessen kegelförmiger Innenfläche und bei dem zylindrischen Hülsenteil
(44) wenigstens bereichsweise auf dessen zylindrischen Innenfläche (48) vorgesehen
ist.
4. Treibladungsbehälter nach Anspruch 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, daß die Beschichtung (16, 46) aus Wachs und Titandioxid TiO₂ gegen einen direkten
Kontakt mit dem eingefüllten Treibladungsmittel (26) und zur Verminderung einer Rohrverkupferung
mittels einer dünnen Metallfolie (38) abgedeckt ist.
5. Treibladungsbehälter nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, daß die Metallfolie (38) eine Stärke von kleiner 0,5 mm, vorzugsweise etwa 0,05
mm aufweist.
6. Treibladungsbehälter nach Anspruch 4 oder 5,
dadurch gekennzeichnet, daß das Material der Metallfolie aus Blei, Zink, Zinn, Aluminium, Magnesium oder
ein entsprechendes Metall bzw. eine Metallegierung aus diesen Elementen ist, das bzw.
die wirksam eine Verkupferung des Waffenrohres vermeiden.
7. Verfahren zur Herstellung eines zweiteiligen Treibladungsbehälters (10) gemäß
einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß
- die fertiggeformten Schalen (12, 14) innen auf ihren zylindrischen Umfangsflächen
(18) mit einer Mischung aus Wachs und Titandioxid TiO₂ beschichtet werden, wobei die
Beschichtung (16) mittels Spachteln, Streichen oder Spritzen ohne zusätzliche Trägermaterialien
erfolgt,
- daß die Beschichtung (16) aus Wachs und TiO₂ gegen einen direkten Kontakt mit dem
einzufüllenden Treibladungsmittel (26) mittels einer dünnen Metallfolie (38) abgedeckt
wird,
- danach die beiden Schalen (12, 14) in ihrem gemeinsamen mittigen Verbindungsbereich
(24) aneinander befestigt bzw. verklebt werden,
- danach das Treibladungsmittel (26) durch eine Einfüllöffnung (28), z. B. im Schalendeckel
(22), in den Treibladungsbehälter (10) eingefüllt wird und
- anschließend die Einfüllöffnung (28) mittels eines Verschlußdeckels (30) verschlossen
wird.