(19)
(11) EP 0 410 252 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
30.01.1991  Patentblatt  1991/05

(21) Anmeldenummer: 90113560.8

(22) Anmeldetag:  16.07.1990
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5C22C 19/03
(84) Benannte Vertragsstaaten:
CH DE ES FR GB IT LI NL SE

(30) Priorität: 26.07.1989 CH 2789/89

(71) Anmelder: ASEA BROWN BOVERI AG
CH-5401 Baden (CH)

(72) Erfinder:
  • Nazmy, Mohamed, Dr.
    CH-5442 Fislisbach (CH)
  • Staubli, Markus
    CH-5605 Dottikon (CH)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Oxydations- und korrosionsbeständige Hochtemperaturlegierung hoher Zähigkeit bei Raumtemperatur für gerichtete Erstarrung auf der Basis einer intermetallischen Verbindung des Typs Nickelaluminid


    (57) Oxydations- und korrosionsbeständige Hochtemperaturlegierung hoher Zähigkeit bei Raumtemperatur für gerichtete Erstarrung auf der Basis einer intermetallischen Verbindung des Typs Nic­kelaluminid mit der nachfolgenden Zusammensetzung:
    Al = 10 - 20 At.-%
    Si = 0,5 - 8 At.-%
    Nb = 2 - 10 At.-%
    B = 0,1 - 2 At.-%
    Ni = Rest,
    wobei die Summe von Al, Si, Nb und B höchstens den Wert von 25 At.-% ausmacht. Die Legierung weist mindestens 90 Vol.-% der intermetallischen Phasen Ni₃Al, Ni₃Si und Ni₃Nb auf.




    Beschreibung

    TECHNNISCHES GEBIET



    [0001] Hochtemperaturlegierungen mit hohem Oxydations- und Korrosions­widerstand auf der Basis von intermetallischen Verbindungen, welche sich für gerichtete Erstarrung eignen und die konventio­nellen Nickelbasis-Superlegierungen ergänzen.

    [0002] Die Erfindung bezieht sich auf die Weiterentwicklung und Ver­besserung der auf der intermetallischen Verbindung Ni₃Al basie­renden Legierungen mit weiteren, die Warmfestigkeit und die Oxydationsbeständigkeit erhöhenden Zusätzen.

    [0003] In engerem Sinne betrifft sie eine oxydations- und korrosions­beständige Hochtemperaturlegierung hoher Zähigkeit bei Raumtem­peratur für gerichtete Erstarrung auf der Basis einer interme­tallischen Verbindung des Typs Nickelaluminid.

    STAND DER TECHNIK



    [0004] Die intermetallische Verbindung Ni₃Al hat einige interessante Eigenschaften, welche sie als Konstruktionswerkstoff im mittle­ren Temperaturbereich als attraktiv erscheinen lassen. Dazu ge­hört unter anderem ihre gegenüber Superlegierungen niedrige Dichte. Ihrer technischen Verwendbarkeit in der vorliegenden Form stehen allerdings ihre Sprödigkeit und ihr ungenügender Korrosionswiderstand entgegen. Erstere kann zwar durch Zusätze von Bor verbessert werden, wobei auch höhere Festigkeitswerte erreicht werden (verg. C.T.Liu et al, "Nickel Aluminides for structural use", Journal of Metals, May 1986, pp. 19-21). Nichtsdestoweniger hat dieses Verfahren, selbst unter Anwendung hoher Abkühlungsge- schwindigkeiten bei der Erzeugung von Bän­dern zu keinen praktisch brauchbaren Ergebnissen geführt.

    [0005] Die Korrosions- und Oxydationsbeständigkeit derartiger, auf Ni₃Al beruhender Legierungen kann durch Zusätze von Silizium oder Chrom verbessert werden (vergl. M.W.Grünling und R. Bauer, "The role of Silicon in corrosion resistant high temperature coatings", Thin Films, Vol. 95, 1982, pp. 3-20). Im allgemeinen ist das Zulegieren von Silizium der gangbarere Weg als dasje­nige von Chrom, da die gleichzeitig auftretende intermetalli­sche Verbindung Ni₃Si in Ni₃Al vollständig mischbar ist. Es handelt sich also um isomorphe Zustände, wobei keine weiteren, unerwünschten Phasen gebildet werden (vergl. Shouichi Ochiai et al, "Alloying behaviour of Ni₃Al; Ni₃Ga, Ni₃Si and Ni₃Ge", Acta Met. Vol. 32, No. 2, pp. 289, 1984).

    [0006] Die Warmfestigkeit des Ni₃Al sowie der obigen modifizierten Le­gierungen ist indessen noch ungenügend, wie aus Veröffentli­chungen über intermetallische Verbindungen hervorgeht (Vergl. N.S.Stoloff, "Ordered alloys-physical metallurgy and structural applications", International metals review, Vol. 29, No. 3, 1984, pp. 123-135).

    [0007] Es ist bekannt, dass unter anderem Silizium den Korrosions- und Oxydationswiderstand von Schutzoxyde bildenden Oberflächen­schichten in Überzügen von Hochtemperaturlegierungen erhöht. Darüber wurden ausgedehnte Untersuchungen gemacht (vgl. F.Fitzer and J. Schlichting, "Coatings containing chromium, aluminium, and silicon for high temperature alloys", High tem­perature corrosion, National association of corrosion engi­neers, Houston Texas, San Diego California, March 2-6, 1981, pp.604-614).

    [0008] Die Eigenschaften dieser bekannten modifizierten Ni₃Al-Werk­stoffe genügen den technischen Anforderungen im allgemeinen noch nicht, um daraus brauchbare Werkstücke herzustellen. Dies gilt insbesondere bezüglich Warmfestigkeit und Hochtemperatur-­Korrosionsfestigkeit (Widerstand gegen Sulfidation) sowie Duk­tilität und Zähigkeit bei Raumtemperatur. Es besteht daher ein Bedürfnis nach Weiterentwicklung und Verbesserung derartiger Werkstoffe.

    DARSTELLUNG DER ERFINDUNG



    [0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Legierung hoher Zähigkeit bei Raumtemperatur mit hohem Oxydations- und Korrosi­onswiderstand, insbesondere gegen Sulfidation bei hohen Tempe­raturen und gleichzeitig hoher Warmfestigkeit im Temperaturbe­reich von 400 bis 800 °C anzugeben, die sich gut für gerichtete Erstarrung eignet und im wesentlichen aus einer intermetalli­schen Verbindung des Typs Nickelaluminid mit weiteren Zusätzen besteht. Die Legierung soll im Temperaturbereich von 400 bis 700 °C eine Warmfliessgrenze von mindestens 900 MPa und eine Warmzugfestigkeit von mindestens 950 MPa haben. Ferner soll sie eine hohe Duktilität und Zähigkeit vor allem bei Raumtemperatur aufweisen. Die mechanischen Eigenschaften bei Raumtemperatur sollen mindestens die nachfolgenden Werte erreichen:
    Streckgrenze = 700 MPa
    Zugfestigkeit = 900 MPA
    Dehnung = 4 %

    [0010] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, dass die eingangs erwähnte Hochtemperaturlegierung die nachfolgende Zusammensetzung auf­weist:
    Al = 10 - 20 At.-%
    Si = 0,5 - 8 At.-%
    Nb = 2 - 10 At.-%
    B = 0,1 - 2 At.-%
    Ni = Rest,
    wobei die Summe von Al, Si, Nb und B höchstens den Wert von 25 At.-% ausmacht, und dass sie zu mindestens 90 Vol.% aus einer Mischung der intemetallischen Phasen Ni₃Al, Ni₃Si und Ni₃Nb be­steht.

    WEG ZUR AUSFÜHRUNG DER ERFINDUNG



    [0011] Die Erfindung wird anhand der nachfolgenden, durch eine Figur näher erläuterten Ausführungsbeispiele beschrieben.

    [0012] Dabei zeigt:

    Die Figur eine graphische Darstellung der Fliessgrenze und der Zugfestigkeit für eine neue Legierung auf der Basis einer in­termetallischen Verbindung des Typs Nickelaluminid.



    [0013] Die Figur bezieht sich auf eine Darstellung der Fliessgrenze σ0,2 und der Zugfestigkeit σB in MPa in Funktion der Temperatur T in °C. Die Kurve 1 stellt den Verlauf der Fliessgrenze für eine neue Legierung mit 17,5 At.-% Al; 2 At.-% Si; 4 At.-% Nb; 0,5 At.-% B; Rest Ni dar. Sie erreicht ein Maximum von über 1100 MPa bei einer Temperatur von ca. 500 °C. Bei 700 °C be­trägt die Fliessgrenze noch 950 MPa, bei 800 °C noch über 800 MPa. Die Kurve 2 bezieht sich auf den Verlauf der Zugfestigkeit für die gleiche Legierung. Ihr Wert steigt ab Raumtemperatur von 950 MPa auf über 1130 MPa bei 500 °C an und fällt für 700 °C auf 970 MPa und für 800 °C auf 860 MPA ab.

    Ausführungsbeispiel 1:



    [0014] Im Vakuumofen wurde eine Legierung der nachfolgenden Zusammen­setzung erschmolzen:
    Al = 17,5 At.-%
    Si = 2 At.-%
    Nb = 4 At.-%
    B = 0,5 At.-%
    Ni = Rest.


    [0015] Die Schmelze wurde zu einem Gussrohling von ca. 140 mm Durch­messer und ca. 160 mm Höhe abgegossen. Der Rohling wurde unter Vakuum zu gerichteter Erstarrung in Form von Stäben mit ca. 15 mm Druchmesser und ca. 140 mm Länge gezwungen.

    [0016] Die Stäbe wurden ohne weitere Wärmebehandlung direkt zu Zugpro­ben verarbeitet. Die damit erreichten Werte für die Streck­grenze und die Zugfestigkeit in Funktion der Prüftemperatur sind in Kurve 1 und 2 der Figur wiedergegeben. Bei Raumtempera­tur wurde eine Dehnung von 7 % gemessen. Der Werkstoff zeigte für eine intermetallische Verbindung somit eine beträchtliche Verformbarkeit bis zum Bruch. Damit konnte vor allem die bei Raumtemperatur geforderte Bedingung nach vergleichsweise hoher Duktilität und Zähigkeit erfüllt werden.

    Ausführungsbeispiel 2:



    [0017] Analog Beispiel 1 wurde die nachfolgende Legierung unter Vakuum erschmolzen:
    Al = 20 At.-%
    Si = 1 At.-%
    Nb = 3 At.-%
    B = 0,2 At.-%
    Ni = Rest.


    [0018] Die Schmelze wurde genau gleich wie unter Beispiel 1 abgegos­sen, unter Vakuum wieder aufgeschmolzen und in Stabform zu ge­richteter Erstarrung gezwungen. Die auf diese Weise hergestell­ten Stäbe hatten die gleichen Abmessungen wie diejenigen von Beispiel 1. Die Festigkeitswerte waren mit denjenigen der Figur vergleichbar. Die Maxima waren indessen nach etwas niedrigeren Temperaturen (knapp unter 500 °C) verschoben.

    Ausführungsbeispiel 3:



    [0019] Es wurde die nachfolgende Legierung unter Vakuum erschmolzen:
    Al = 15 At.-%
    Si = 3 At.-%
    Nb = 6 At.-%
    B = 0,5 At.-%
    Ni = Rest.


    [0020] Die Herstellung der gerichtet erstarrten Stäbe und der Zugpro­ben erfolgte analog Beispiel 1. Die Festigkeitswerte lagen im gleichen Grössenordnungsbereich wie bei diesem Beispiel. Die Maxima waren indessen nach höheren Temperaturen (ca. 600 °C) verschoben.

    Ausführungsbeispiel 4:



    [0021] Die im Vakuum erschmolzene Legierung hatte die nachfolgende Zu­sammensetzung:
    Al = 11 At.-%
    Si = 5 At.-%
    Nb = 8 At.-%
    B = 0,5 At.-%
    Ni = Rest.


    [0022] Es wurde genau gleich wie unter Beispiel 1 verfahren. Die Fe­stigkeitswerte lagen noch geringfügig über denjenigen von Bei­spiel 1. Die Maxima befanden sich bei einer Temperatur von ca. 700 °C.

    [0023] Die Erfindung ist nicht auf die Ausführungsbeispiele be­schränkt. Grundsätzlich weist die oxydations- und korrosionsbe­ ständige Hochtemperaturlegierung hoher Zähigkeit bei Raumtempe­ratur für gerichtete Erstarrung auf der Basis einer intermetal­lischen Verbindung des Typs Nickelaluminid die nachfolgende Zu­sammensetzung auf:
    Al = 10 - 20 At.-%
    Si = 0,5 - 8 At.-%
    Nb = 2 - 10 At.-%
    B = 0,1 - 2 At.-%
    Ni = Rest,
    wobei die Summe von Al, Si, Nb im B höchstens den Wert von 25 At.-% ausmacht. Sie enthält mindestens 90 Vol.-% einer Mischung der intermetallischen Phasen Ni₃Al, Ni₃Si, und Ni₃Nb. Das Si wirkt sich günstig auf die Hochtemperaturkorrosionsfestigkeit aus, während das Nb die Warmfestigkeit steigert und deren Maxi­mum nach höheren Temperaturen verschiebt. Die Duktilität bei Raumtemperatur ist vergleichsweise hoch, was sich bei der Mon­tage von Bauteilen beim Bau thermischer Maschinen und bei der Inbetriebsetzung günstig auswirkt.


    Ansprüche

    1. Oxydations- und korrosionsbeständige Hochtemperaturlegie­rung hoher Zähigkeit bei Raumtemperatur für gerichtete Er­starrung auf der Basis einer intermetallischen Verbindung des Typs Nickelaluminid, dadurch gekennzeichnet, dass sie die nachfolgende Zusammensetzung aufweist:
    Al = 10 - 20 At.-%
    Si = 0,5 - 8 At.-%
    Nb = 2 - 10 At.-%
    B = 0,1 - 2 At.-%
    Ni = Rest,
    wobei die Summe von Al, Si, Nb und B höchstens den Wert von 25 At.-% ausmacht, und dass sie zu mindestens 90 Vol.-­% aus einer Mischung der intermetallischen Phasen Ni₃Al, Ni₃Si und Ni₃Nb besteht.
     
    2. Hochtemperaturlegierung nach Anspruch 1, dadurch gekenn­zeichnet, dass sie die nachfolgende Zusammensetzung auf­weist:
    Al = 17,5 At.-%
    Si = 2 At.-%
    Nb = 4 At.-%
    B = 0,5 At.-%
    Ni = Rest

     
    3. Hochtemperaturlegierung nach Anspruch 1, dadurch gekenn­zeichnet, dass sie die nachfolgende Zusammensetzung auf­weist:
    Al = 20 At.-%
    Si = 1 At.-%
    Nb = 3 At.-%
    B = 0,2 At.-%
    Ni = Rest.

     
    4. Hochtemperaturlegierung nach Anspruch 1, dadurch gekenn­zeichnet, dass sie die nachfolgende Zusammensetzung auf­weist:
    Al = 15 At.-%
    Si = 3 At.-%
    Nb = 6 At.-%
    B = 0,5 At.-%
    Ni = Rest.

     
    5. Hochtemperaturlegierung nach Anspruch 1, dadurch gekenn­zeichnet, dass sie die nachfolgende Zusammensetzung auf­weist:
    Al = 11 At.-%
    Si = 5 At.-%
    Nb = 8 At.-%
    B = 0,5 At.-%
    Ni = Rest.

     




    Zeichnung







    Recherchenbericht