[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen elektromechanischen Schnellschalter mit einem
beweglichen Schaltkontakt, dem wenigstens ein Magnetantrieb mit einem U-förmigen
Magnetjoch zugeordnet ist. Die Schaltstrecke ist in einer Schaltkammer angeordnet,
die Lichtbogenlaufschienen und eine Löscheinrichtung enthält.
[0002] Strombegrenzende Schalter müssen bekanntlich im Kurzschlußfall eine sehr frühe Kontakttrennung
und einen schnellen Bogenspannungsaufbau herbeiführen. Dazu werden schnelle Auslösesysteme,
elektrodynamische Öffnungskräfte und schnelles Bogenlaufen ausgenutzt. Schnelle Magnetauslöser
sind als Tauch-, Klapp- und Hubankersysteme bekannt, bei denen mit einer Magnetspule
das notwendige Magnetfeld im Luftspalt erzeugt wird. Diese Methode ist auf kleinere
Schalternennströme bis etwa 100 A beschränkt, da die Verlustleistung der Spule sonst
zu groß wird und die Schnelligkeit der Auslösung entsprechend abnimmt.
[0003] Strombegrenzende Schalter für höhere Nennströme nutzen häufig elektrodynamische Kontaktöffnungskräfte
zur schnellen Abschaltung aus. Zur Vergrößerung des antreibenden Magnetfeldes wird
das Kontaktsystem mit engen Stromschleifen versehen oder es werden Eisenanordnungen
zur Feldverstärkung eingesetzt. Die elektrodynamischen Kräfte wachsen proportional
oder sogar quadratisch mit dem Strom an. Derartige Schalter arbeiten deshalb bei
großen Durchlaßströmen verhältnismäßig schnell. Der Schalteroptimierung auf verhältnismäßig
kleine Durchlaßströme bei mittleren Kurzschlüssen sind bei diesen Ausführungsformen
jedoch deutlich Grenzen gesetzt.
[0004] Eine bekannte Ausführungsform eines elektromechanischen Schnellschalters enthält
einen Magnetantrieb für den beweglichen Schaltkontakt mit einem Magnetjoch, dessen
Schenkel einen Schlitz bilden, in dem der bewegliche Schaltkontakt angeordnet ist.
Der mittlere Schenkel ist mit einer Magnetspule versehen. Der Magnetantrieb ist in
einer Schaltkammer angeordnet, die Löschbleche enthält. Die Schaltstrecke ist außerhalb
des Magnetjoches angeordnet. Dieser Magnetantrieb hat somit praktisch keinen Einfluß
auf die Bewegung des Lichtbogens. Die Magnetspule ist in Reihe mit der Schaltstrecke
angeordnet und führt den Hauptstrom. Bei dem entsprechend großen Querschnitt der Windungen
benötigt diese Spule somit verhältnismäßig viel Platz und hat eine hohe Verlustleistung
(DE-AS 23 60 439).
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, diesen bekannten Schalter so auszubilden,
daß er bei mittleren Kurzschlussen eine gute Strombegrenzung mit kleinen Durchlaßströmen
erreicht und das Ausschalten großer prospektiver Kurzschlußströme ererleichtert wird.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst mit den kennzeichnenden Merkmalen des
Anspruchs 1. Im Kurzschlußfall wird der Magnetanker angezogen und bewirkt über das
Antriebselement eine stoßartige Beschleunigung des beweglichen Kontakts und damit
eine schnelle Öffnung der Schaltstrecke. Durch den Magnetanker wird der Eisenkreis
des zweiten Magnetjoches geschlossen, der Eisenweg hat nur eine geringe Länge und
das Streufeld ist praktisch Null.
[0007] Die geöffneten Kontakte bilden mit dem Lichtbogen eine Stromschleife, deren Lorentzkraft
den Lichtbogen über die Lichtbogenlaufschienen in die Löscheinrichtung treibt, die
im allgemeinen aus Löschblechen besteht. Die Schaltstrecke befindet sich im Luftspalt
der seitlichen Schenkel des ersten Magnetjoches. Durch das Streufeld dieses Magnetjoches
wird somit der Lichtbogen zusätzlich beschleunigt.
[0008] In einer bevorzugten Ausführungsform des Schnellschalters bildet die Zuleitung zur
Schaltstrecke mindestens eine, vorzugsweise mehrere Windungen um den gemeinsamen
Schenkel der Magnetjoche. Das Ende der Zuleitung zum Festkontakt kann vorzugsweise
als Laufschiene ausgebildet sein. In einer besonders einfachen Ausführungsform des
Schnellschalters kann der Magnetanker aus einer Platte, beispielsweise einer Eisenplatte,
bestehen, die im Streufeld der Polflächen des zweiten Magnetjoches angeordnet ist.
In einer bevorzugten Ausführungsform bilden die abgeschrägten Polflächen der Schenkel
des zweiten Magnetjoches mit den angepaßten Stirnflächen des Magnetankers jeweils
einen Luftspalt.
[0009] Gemäß einer weiteren Ausführungsform des Schnellschalters kann der bewegliche Kontakt
aus einer Kontaktbrücke bestehen, die mit zwei Festkontakten jeweils eine Schaltstrecke
bildet, denen jeweils ein Magnetantrieb mit zwei U-förmigen Magnetjochen gemäß der
Erfindung zugeordnet ist und die jeweils mit einem Magnetanker zur Bewegung der Kontaktbrücke
versehen sind. Gegebenenfalls können die beiden Magnetanker auch über ein gemeinsames
Antriebselement auf die Kontaktbrücke einwirken. Ferner können die beiden Magnetantriebe
auch mit einem gemeinsamen Magnetanker versehen sein.
[0010] Zur weiteren Erläuterung der Erfindung wird auf die Zeichnung Bezug genommen, in
deren Figur 1 ein Längsschnitt durch einen Schnellschalter gemäß der Erfindung schematisch
veranschaulicht ist. Figur 2 zeigt einen Querschnitt des Magnetantriebs der Ausführungsform
nach Figur 1.
[0011] In der Ausführungsform eines elektromechanischen Schnellschalters gemäß Figur 1,
der vorzugsweise mit dem Schaltschloß eines Leistungsschalters gekoppelt sein kann
und dieses gegebenen falls auslöst, ist eine Schaltstrecke 2 in einer Schaltkammer
4 angeordnet, die lediglich als strichpunktierte Umrandung angedeutet ist, und die
einen Festkontakt 6 sowie einen beweglichen Kontakt 10, Laufschienen 12 und 13 und
eine Löscheinrichtung 14 enthält, die im allgemeinen aus Löschblechen besteht. Die
mit dem Festkontakt 6 verbundene Laufschiene 13 kann vorzugsweise aus dem Ende der
Zuleitung 8 bestehen, die mit einem mittleren Leiterstück 7 und dem Festkontakt 6
eine Stromschleife bildet. Unterhalb der Stromschleife ist ein Magnetanker 16 aus
magnetisierbarem Material angeordnet, der um eine Drehachse 17 schwenkbar gelagert
ist und durch eine Feder 18 in einer Ruhelage gehalten wird, solange kein Kurzschlußstrom
auftritt.
[0012] Die Stromschleife aus dem Festkontakt 6, dem Leiterstück 7 und der Zuleitung 8 umgibt
die obere und untere Flachseite sowie die linke Seitenfläche des gemeinsamen mittleren
Schenkels 22 zweier Magnetjoche 20 und 21. Wie der Figur 2 zu entnehmen ist, in der
die wesentlichen Teile des Magnetantriebs als Querschnitt dargestellt sind, bilden
die beiden seitlichen Schenkel des Magnetjoches 20 einen Luftspalt 28, in dem der
Festkontakt 6 und der bewegliche Kontakt 10 und somit die Schaltstrecke 2 angeordnet
sind. Die seitlichen Schenkel 23 und 24 verlaufen parallel zur in der Figur strichpunktiert
angedeuteten Bewegungsebene 11 des beweglichen Kontakts 10. Die Zuleitung 8 ist zwischen
den seitlichen Schenkeln 25 und 26 des Magnetjoches 21 angeordnet. Die vorzugsweise
gegen die Bewegungsebene 11 geneigten Polflächen dieser Schenkel 25 und 26 bilden
mit den vorzugsweise ebenfalls geneigten Stirnflächen des Magnetankers 16 jeweils
einen Luftspalt 31 bzw. 32. Die Neigung der Polflächen und der Stirnflächen kann
vorzugsweise so gewählt werden, daß der Öffnungswinkel α etwa 90° beträgt.
[0013] Im Falle eines Kurzschlusses wird der Magnetanker 16 vom Fluß des Magnetjoches 21
durchsetzt, angezogen und um die Drehachse 17 geschwenkt. Er bewegt das Antriebselement
19 stoßartig gegen den beweglichen Kontakt 10, der um eine Drehachse 34 schwenkbar
gelagert ist. Eine flexible Zuleitung für den beweglichen Kontakt 10 ist in der Figur
schematisch angedeutet und mit 36 bezeichnet.
[0014] Die Luftspalte 31 und 32 können beispielsweise eine lichte Weite von etwa 3 mm haben;
das Streufeld des Magnetjoches 21 ist somit entsprechend klein und es werden kurze
Auslösezeiten erzielt.
[0015] Für einen Schnellschalter mit 200 A Nennstrom mit einem Magnetanker 16 aus Massiveisen
mit einer Ankermasse von beispielsweise 18 g und einer Ankerlänge von beispielsweise
40 mm sowie mit Luftspalten 31 und 32 von jeweils etwa 3 mm und einem Außendurchmesser
von 18 mm und einem Durchmesser der Zuleitung 8 von beispielsweise 7,5 mm beträgt
die maximale Kraft des Antriebselements 19 etwa 400 N und der Ansprechstrom etwa 400
A
eff. Mit dieser Ausführungsform des Schnellschalters erhält man bei einem prospektiven
Kurzschlußstrom von 25 kA eine Auslösezeit von etwa 0,7 ms.
[0016] Zur Optimierung der Geschwindigkeit des Magnetankers 16 wird vorzugsweise ein Segmentwinkel
α des Magnetankers 16 von etwa 90° gewählt, wodurch sich die Ankermasse gegenüber
der dargestellten Ausführungsform um etwa die Hälfte vermindert, die Ankerkraft demgegenüber
jedoch nur um etwa den Faktor √2 abnimmt. Eine weitere Optimierung ermöglichen die
Länge, der Außen- und Innendurchmesser des Magnetankers 16 sowie gegebenenfalls eine
lamellierte Ausführung dieses Magnetankers 16.
[0017] Mit dieser Ausführungsform erhält man einen 63 A-Limiter, der einen prospektiven
Kurzschlußstrom von 6 kA auf einen Durchlaßstrom von beispielsweise 3 kA begrenzt.
1. Elektromechanischer Schnellschalter mit einem beweglichen Schaltkontakt, dem wenigstens
ein Magnetantrieb mit einem U-förmigen Magnetjoch zugeordnet ist, dessen mittlerer
Schenkel von einer Zuleitung zur Schaltstrecke wenigstens teilweise umgeben ist,
dadurch gekennzeichnet, daß der Magnetantrieb zwei U-förmige Magnetjoche (20, 21) mit einem gemeinsamen mittleren
Schenkel (22) enthält, der wenigstens teilweise von der Zuleitungen (8) zur Schaltstrecke
(2) umgeben ist, und daß die Schenkel (23, 24) des einen Magnetjoches (20) einen
Schlitz (28) bilden, in dem die Schaltstrecke (2) angeordnet ist, und daß im Streufeld
der Schenkel (25, 26) des anderen Magnetjoches (21) ein Magnetanker (16) aus magnetisierbarem
Material beweglich angeordnet ist, der über ein Antriebselement (19) mit dem beweglichen
Kontakt (10) kraftschlüssig verbunden ist.
2. Schnellschalter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Zuleitung (8) zur Schaltstrecke (2) mehrere Windungen um den mittleren Schenkel
(22) der Magnetjoche (20, 21) bildet.
3. Schnellschalter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Ende der Zuleitung zum Festkontakt (6) als Laufschiene (13) ausgebildet ist.
4. Schnellschalter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Magnetanker (16) eine Platte vorgesehen ist.
5. Schnellschalter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Polflächen der seitlichen Schenkel (25, 26) des zweiten Magnetjoches (21)
mit den Stirnflächen des Magnetankers (16) jeweils einen Luftspalt bilden.
6. Schnellschalter nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Polflächen der Schenkel (25, 26) und die Stirnflächen des Magnetankers (16)
geneigt sind, und daß der Öffnungswinkel α der geneigten Flächen vorzugsweise etwa
90° beträgt.
7. Schnellschalter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als beweglicher Kontakt eine Kontaktbrücke vorgesehen ist, die mit zwei Festkontakten
jeweils eine Schaltstrecke bildet, denen jeweils ein Magnetantrieb mit einem Magnetanker
und einem Antriebselement zugeordnet ist.
8. Schnellschalter nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß den beiden Magnetankern ein gemeinsames Antriebselement zugeordnet ist.
9. Schnellschalter nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Magnetantriebe mit einem gemeinsamen Magnetanker versehen sind.