(19)
(11) EP 0 411 258 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
06.02.1991  Patentblatt  1991/06

(21) Anmeldenummer: 90109416.9

(22) Anmeldetag:  18.05.1990
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5F42C 15/184, F42C 15/44, F42C 9/10
(84) Benannte Vertragsstaaten:
CH DE FR GB IT LI SE

(30) Priorität: 29.07.1989 DE 3925238

(71) Anmelder: Rheinmetall Industrie GmbH
40880 Ratingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Sabranski, Udo
    D-4156 Willich 1 (DE)
  • Skowasch, Gerhard
    D-4650 Gelsenkirchen (DE)
  • Funk, Jürgen
    D-4030 Ratingen 1 (DE)
  • Quick, Siegfried
    D-4000 Düsseldorf (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Zünder für ein Blombletgeschoss


    (57) Die Erfindung betrifft einen Zünder für ein Bombletgeschoß mit einer axial verschiebbaren Zündnadel und einem quer zur Geschoßlängsachse verschiebbaren Schieber (16) mit Detonatorladung (18). Bei bekannten derartigen Zündern können Fehlfunktionen auftreten.
    Mit der vorliegenden Erfindung soll die Zünd- und Siche­rungseinrichtung weiter verbessert werden, wobei unter Be­rücksichtigung einer verbesserten bzw. vereinfachten Ferti­gung bei gleichzeitiger Gewichtsverminderung eine Aufhebsi­cherung für Blindgänger gegeben ist. Dies wird erfindungs­gemäß dadurch erreicht, daß eine seitliche Ausnehmung (82) am Schieber (16) derart verlängert als Längsnut (84) ausge­bildet ist, daß der Schieber (16) nach Wegfall der Flieh­kraftwirkung durch erneutes Eingreifen eines federbelaste­ten Sicherungsbolzens (80) in einer Zwischenposition wie­der derart arretierbar ist, daß eine seitliche gehäuse­feste zweite Zündnadel (42) von einer Selbstzerlegerladung beabstandet bleibt und die Detonatorladung (18) noch dezen­tral in unterbrochener Zündlinie mit der ersten Zündnadel verbleibt.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft einen Zünder für ein Sprenggeschoß, insbesondere Submunitionsgeschoß (Bomblet), mit axial ver­schiebbarer Zündnadel und quer zur Geschoßlängsrichtung verschiebbarem Schieber mit Detonatorladung gemäß Oberbe­griff des Patentanspruches 1.

    [0002] Bombletgeschosse sind Submunitionsgeschosse bzw. Tochterge­schosse, die in großer Anzahl, z. B. 63 Stück, von einem großkalibrigen Trägergeschoß über Entfernungen von bis zu 30 Kilometern über ein Zielgebiet transportiert werden und dort in einer Höhe von z. B. 300 Metern ausgestoßen und beim Herabfallen mechanisch zündscharf gestellt werden.

    [0003] Aus der EP-A-0 284 923 ist ein Bombletzünder mit Siche­rungseinrichtung bekannt, der einen durch Fliehkrafteinwir­kung betätigbaren Sicherungsbolzen aufweist, der zu Arre­tierungszwecken in eine entsprechende Ausnehmung im Schie­ber eingreifbar ausgebildet ist. Im Schieber ist ein durch eine zweite Zündnadel zündbares Anzündelement einer pyro­technischen Verzögerungsstrecke für eine Selbstzerlegung des Geschosses nach Nichtauslösung des Detonators bei Ziel­aufprall durch die Haupt-Zündnadel vorgesehen. Dies kann z. B. geschehen, wenn ein derartiges aus einem Trägerge­schoß ausgestoßenes Tochtergeschoß (Bomblet) auf weichem Boden, Morast, Schnee, Baumzweigen, hohem Gras oder einem Tarnnetz landet. Nachteilig bei der bekannten Bombletkon­struktion ist die Tatsache, daß der Schieber in Scharfstel­lung der Zündeinrichtung seitlich weit und ungeschützt aus dem Zündergehäuse herausragt. Hierdurch können z. B. bei Regenwetter sehr leicht Fehlfunktionen bei der Initiierung der Detonatorladung oder dem freiliegenden Anzündelement der Verzögerungsladung für die Selbstzerlegung auftreten. Weiterhin nachteilig ist die Anordnung der zweiten Zündna­del zur Zündung des Anzündelementes am äußeren ungeschütz­ten, aus dem Zündergehäuse seitlich weit herausragenden Ende des Schiebers selbst. Die zweite Zündnadel ist mit einem schweren Schlagstück versehen und mittels eines Bol­zens drehbar an dem Schieber befestigt. Bei Scharfstellung durch Verschiebung des Schiebers seitlich aus dem Zünderge­häuse heraus soll das Schlagstück durch Fliehkraft aus der Eigenrotation des Bomblets wirksam werden und die massive Zündnadel soll eine Bewegung von etwa 90° auf einem Teil­kreis mit kleinem Radius ausführen und in das Anzündele­ment eindringen. Die Gestalt der Zündnadelspitze ist mas­siv kegelförmig mit einseitiger Abflachung ausgebildet, möglicherweise um das Eindringen in das Anzündelement auf kleinem Kreisbogen zu erleichtern. Diese Zünderkonstruk­tion beinhaltet weiterhin den großen Nachteil, daß durch den weit aus dem Zündergehäuse ragenden Schieber mit außen­seitigem schwergewichtigen Zündnadelschlagstück große Un­wuchten bei Rotation und dadurch destabilisierende Kräfte auf das Bomblet einwirken.

    [0004] Bei der Querverschiebung des Schiebers kann es nun bei ge­ringem Geschoßdrall bzw. ungenügender Fliehkraftwirkung da­zu kommen, daß der Schieber sich nach außen verschiebt und die verschwenkbare massive Zündnadel mit Schlagstück zwar freikommt, aber die Schlagenergie zur Zündung der pyrotech­nischen Verzögerungsladung zur Selbstzerlegung des Geschos­ses nicht ausreicht und eine Arretierung des Schiebers in seiner äußeren Scharfstellungsposition (Figur 6: Feder­stift 24 am Gehäuseabsatz 25) nicht erfolgt ist. Nachtei­lig für die freie Verschiebbarkeit des Schiebers ist wei­terhin, daß z. B. der federbelastete Bolzen 25 ständig Reibwirkung bzw. Bremswirkung zwischen dem Schieber und dem Gehäuse ausübt. Nach Drallreduzierung bzw. Fliehkraft­wegfall drückt auch der federbelastete Sicherungsbolzen 27 ständig gegen die Seitenwandung des Schiebers und wirkt durch seine Reib- und Bremswirkung ebenfalls einer freien Verschiebbarkeit des Schiebers entgegen.
    Bei weichem Zielauftreffen kann dabei eine Zündung der De­tonatorladung durch die erste axial verschiebbare Zündna­del ausbleiben. Ein derartiges Bomblet liegt dann als ge­fährlicher Blindgänger im Gelände und kann durch Erschütte­rungen oder Stöße, wie zum Beispiel einem Tritt dagegen zur sofortigen Explosion, ausgelöst durch die erste Zündna­del oder zur verzögerten Explosion aktiviert durch die zweite Zündnadel, gebracht werden.

    [0005] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die Zünd- und Sicherungseinrichtung eines Sprenggeschosses, insbesondere eines Bomblet-Geschosses, weiter zu verbessern. Insbesonde­re soll eine Aufhebsicherung von Blindgängern gewährlei­stet sein. Weiterhin soll die Funktionssicherheit unter der Berücksichtigung einer verbesserten bzw. vereinfachten Fertigung (Laborierung) und Gewichtsverminderung erhöht werden.

    [0006] Dies wird erfindungsgemäß mit den im Kennzeichnungsteil des Patentanspruches 1 angegebenen Merkmalen gelöst. Bleibt der Schieber aus irgendeinem Grund vor der seitli­chen zweiten Zündnadel stecken, ohne daß eine Initiierung des Selbstzerlegersatzes erfolgt ist, so greift nachdem das Bomblet nur noch eine geringe oder keine Rotationsge­schwindigkeit mehr aufweist (Drallabbremsung durch weichen Zielaufprall) der unter Federdruck stehende Sicherungsbol­zen in die seitlich am Schieber angeordnete verlängerte Fangnut ein und arretiert den Schieber, so daß keine weite­re Initiierung der Detonatorladung durch die erste Zündna­del oder der Selbstzerlegerladung durch die zweite Zündna­del durch äußere Stoßeinwirkungen erfolgen kann.

    [0007] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von in den Zeich­nungen dargestellten Ausführungsbeispielen näher erläutert und beschrieben.

    [0008] Es zeigen:

    Figur 1 einen Längsschnitt durch einen erfindungsge­mäßen Bombletzünder,

    Figur 2 einen Querschnitt durch den erfindungsgemäßen Zünder gemäß Linie II in Figur 1 in Scharstellungsposition und

    Figur 3 den Zünder gemäß Figur 2 in erneuter Sicherungs­position.



    [0009] In Figur 1 ist mit der Bezugsziffer 10 ein Zündergehäuse bezeichnet, das mittels eines Halteringes 14 fest auf einem Bombletgehäuse 12 fixiert ist. Innerhalb des Zünder­gehäuses 10 ist ein quer zur Mittelachse A des Bombletge­schosses verschiebbarer Schieber 16 mit Detonatorladung 18 angeordnet.
    Die Darstellung zeigt den Schieber 16 in Sicherungsposi­tion, wobei die Detonatorladung 18 seitlich aus der gera­den Linie zwischen einer Haupt-Zündnadel 20 und einer im oberen Bombletgehäuse 12 angeordneten Verstärkerladung 22 zur Zündung der Hauptsprengladung 24 heraus verschoben ist. Die zentral angeordnete Haupt-Zündnadel 20 ist über eine Schraubverbindung mit einer als zusätzliche Schlagmas­se dienenden, im Zündergehäuse 10 axial verschiebbaren Hül­se 26 verbunden. In dargestellter Sicherungsposition ist die Zündnadel 20 in die Hülse 26 eingeschraubt, so daß sich diese nach oben bzw. hinten gegen einen Gehäuseabsatz des Zündergehäuses 10 abstützt. Vorne ragt die Spitze 28 der Haupt-Zündnadel 20 in eine auf der Oberseite des Schie­bers 16 angeordnete Ausnehmung (Sacklochbohrung) hinein und fixiert so den Schieber 16 in Sicherungsposition.

    [0010] Auf dem aus dem Zündergehäuse 10 herausragenden Ende der Haupt-Zündnadel 20 ist eine zusammengefaltete Stabilisie­rungsschlaufe 30 befestigt. Außen auf dem Zündergehäuse 10 und den oberen durchmesserverkleinerten Bereich des Zünder­gehäuses 10 umschließend sind jeweils an einem Haltebolzen zwei radial nach außen verschwenkbare, halbkreisförmig ge­bogene Drallbremsflügel 32, z. B. aus dünnem Stahlblech, befestigt. Um die eingeklappten Drallbremsflügel 32 herum ist ein Sicherungsband 34 gewickelt.
    Das Sicherungsband 34 und die Stabilisierungsschlaufe 30 werden in ihrer aufgewickelten Lage von einer übergestülp­ten haubenartigen, zweigeteilten Kunststoff-Sicherungs­schale 36 festgehalten, die wiederum selbst von einem Fe­derstahl-Sicherungsring 38 in ihrer Position gehalten wird.

    [0011] Bei ihrem Transport in ein Zielgebiet mittels eines auf große Entfernungen wie z. B. 30 km verschießbaren großkali­brigen Trägergeschosses sind die Tochtergeschosse (Bom­blets) innerhalb des Trägergeschosses auf platzsparende Weise als Säulen ineinandergestapelt. In Figur 1 ist in ge­strichelter Darstellung ein solches, das Zündergehäuse 10 völlig überdeckendes Nachbarbomblet 60 angedeutet. Dabei ragt das Zündergehäuse 10 weit in den kegelförmigen Frei­raum der Hohlladungseinlage des benachbarten Bomblets 60 hinein.

    [0012] Bei Ausstoß der Bombletgeschosse aus dem Trägergeschoß mit­tels einer Ausstoßladung über einem Zielgebiet laufen nach Aufhebung der Stapelanordnung innerhalb eines vorbestimmba­ren Zeitraumes mehrere Schritte zeitlich nacheinander von der Sicherungsposition des Bombletzünders bis zu seiner Scharfstellung ab:
    Zunächst wird äußerlich die Stabilisierungsschlaufe 30 aus ihrer eingefalteten Ruheposition herausgezogen und entfal­tet. Gleichzeitig lösen sich die beiden Sicherungsschalen 36 mit Sicherungsring 38 vom Zündergehäuse 10 ab und geben das Sicherungsband 34 frei. Danach wickelt sich das abwerf­bare Sicherungsband 34 ab und gibt die Drallbremsflügel 32 frei, die aufgrund der rotationsbedingten Fliehkräfte aus­schwenken und den Drall des nunmehr stabilisiert herabfal­lenden Bombletgeschosses vermindern.

    [0013] Nachdem die Stabilisierungsschlaufe 30 entfaltet ist, wirkt ein Drehmoment auf die Zündnadel 20, die sich ein Stückchen nach hinten aus der Hülse 26 herausschraubt, da­bei hebt sich die Spitze 28 der Zündnadel 20 aus der Aus­nehmung im Schieber 16 heraus und der Schieber kann sich - sofern er dafür von separat wirkenden weiteren Sicherungs­mitteln freigegeben ist - in seine Scharfstellungsposition verschieben und ist damit für eine Aufschlagszündung scharf gestellt.

    [0014] Die Scharfstellungsposition ist in Figur 2 dargestellt. Durch Fliehkraftwirkung sind die beiden Sicherungsbolzen 80 aus der Ausnehmung 82, bzw. Längsnut 84 gegen die Kraft der doppelarmigen Drahtfeder 92 herausgedrückt und durch Fliehkraftwirkung und Druckkraft der Feder 40 verschiebt sich der Schieber 16 in die Scharfstellungsposition. Als weitere Sicherungsmittel haben dabei die aus der Blindloch­bohrung herausgedrehte Zündnadel 20 und der von den Drall­bremsflügeln 32 freigegebene,auf dem Schieber 16 befestig­te Sicherungsstift 62 das Verschieben des Schiebers ermög­licht. Beim Einlaufen des Schiebers 16 in die Scharfstel­lungsposition wird die Selbstzerlegerladung bestehend aus Anzündelement 44, Verzögerungsstrecke 46, Verstärkungssatz 48 und Sprengsatz 50 durch die seitlich im Zündergehäuse 10 angeordnete flache zweite Zündnadeln 42 initiiert. Der Schieber 16 wird dabei in der Scharfstellungsposition durch eine in die Federscheibe 52 integrierte hochgebogene Federzunge 54 arretiert, die in eine entsprechende Ausneh­mung 56 in der Unterseite des Schiebers 16 eingreift. Da­bei wird die Federzunge 54 vorteilhafterweise erst beim Verschieben des Schiebers 16 niedergedrückt; aufgrund einer flachen Abstufung 98 oberhalb der Federzunge 54 in der Unterseite des Schiebers 16 besteht im Sicherungszu­stand keine nachteilige Belastung der Federzunge 54 bzw. keine ständige Reibschlußverbindung zwischen Schieber 16 und Federzunge 54.

    [0015] Für den Fall, daß der Schieber 16 einmal wegen z. B. zu kleiner Rotationsgeschwindigkeit des Bombletgeschosses eine zu geringe Anstechenergie aufweist, so bleibt er vor der zweiten Zündnadel 42 stehen und es kommt nicht zur Zün­dung des Selbstzerlegersatzes und beim Bodenaufschlag nicht zur Zündung der Detonatorladung, weil diese nicht exakt in gerader Zündlinie unter der Hauptzündnadel 20 liegt. Ein derartiges Bomblet liegt dann als gefährlicher Blindgänger im Gelände und kann durch Erschütterung, z. B. einem Tritt dagegen und Anstoßen durch einen Fahrzeugrei­fen zur Explosion gebracht werden.
    Für diesen Fall kommt die erfindungsgemäße Ausgestaltung des Bombletzünders zum Einsatz. Diese Zwischenposition - zwischen exakter Scharfstellungsposition und Sicherungspo­sition - ist in Figur 3 dargestellt. Sobald das Bomblet nur noch eine sehr geringe oder gar keine Rotationsge­schwindigkeit mehr aufweist, tritt unter dem Druck der Drahtfeder 92 der Sicherungsbolzen 80 in die verlängerte Fangnut 84 (Längsnut) ein und arretiert den Schieber 16 derart, daß die zweite Zündnadel 42 von dem Anzündsatz 44 der Selbstzerlegerladung beabstandet bleibt und die Detona­torladung 18 noch dezentral in unterbrochener Zündlinie unerreichbar für die erste Hauptzündnadel 20 verbleibt. Dadurch ist eine sichere und zuverlässige Aufhebsicherheit für ein derartiges Bomblet gewährleistet.

    [0016] Vorteilhafterweise sind die Ausnehmung 82 bzw. die Längs­nut 84 auf ihrer der Druckfeder 40 zugewandten Stirnfläche 86 und die zwei Sicherungsbolzen 80 im Umfangsbereich an ihren Endflächen jeweils entsprechend schräg zueinander bzw. ineinander eingreifbar ausgebildet. Da jeweils zwei Sicherungsbolzen 80 in einem Zündergehäuse vorgesehen sind, ist es vorteilhaft, daß jeder Sicherungsbolzen 80 auf beiden Seiten mit der angeschrägten Stirnkante 98 ver­sehen ist. Dadurch können z. B. keine Montagefehler mit nachfolgender Funktionsunfähigkeit des Bomblets mehr auf­treten.

    [0017] Die Anschrägung der ineinander eingreifbaren Sicherungsbol­zenaußenkante 90 sowie der Stirnfläche 86 der Ausnehmung 82 bzw. Längsnut 84 beträgt jeweils zwischen 10° bis 45°, vorzugsweise jedoch etwa 20°. Wenn sich einer der Siche­rungsbolzen 80 in der Ausnehmung 82 oder Längsnut 84 fängt, ist durch Fallen, Stoßen oder Rotation der Schieber 16 nicht mehr in Zündstellung zu bewegen. Dadurch ist eine große Handhabungssicherheit des Zünders gewährleistet. Bei normaler Zündreihenfolge kommen die "Verzahnungen" bzw. An­schrägungen von Längsnut 84, 82 und Stirnkanten 90 der Si­cherungsbolzen 80 nicht miteinander in Eingriff.

    [0018] Die erfindungsgemäße Zünderkonstruktion mit den von außen einfach in die entsprechenden Gehäuseausnehmungen einsetz­baren Sicherungsbolzen 80, mit der einteiligen Drahtfeder 92 und dem Verschließen der Gehäuseausnehmungen nach Ein­setzen der Sicherungsbolzen 80 durch eine hochgebogene La­sche 66 der Federscheibe 52 ist eine einfache und konsten­günstige Möglichkeit der Fertigung und vereinfachten Labo­rierung der Einzelteile gegeben.
    Zweckmäßigerweise ist das Zündergehäuse 10 am unteren Außenumfang mit einer Anschrägung 94 zwischen 1° bis 10°, vorzugsweise ca. 5°, zur reibschlüssigen gegenseitigen Fixierung (Klemmsitz) mit einem napfförmigen Abdeckblech 58 mit Flanschrand 96 versehen.
    Durch diese Abdeckung und Fixierung der Innenteile im Zün­dergehäuse wird die Laborierung des erfindungsgemäßen Bom­bletzünders ganz erheblich vereinfacht.

    [0019] Der neuentwickelte Bombletzünder enthält neben der übli­chen Aufschlagzünderfunktion auch eine pyrotechnische Selbstzerlegung, die nach dem Ausstoß der Bomblets aus dem Trägergeschoß aktiviert wird. Dadurch wird auch bei ungün­stigen Aufschlagverhältnissen - z. B. tiefer Pulverschnee - eine hohe Funktionszuverlässigkeit bzw. niedrige Blind­gängerrate erreicht.

    [0020] Zur Gewährleistung von Handhabungs-, Transport-, Rohr- und Aufhebsicherheit besitzt der Zünder drei voneinander ge­trennte separate mechanische Sicherungen, die den als Deto­natorträger dienenden Schieber 16 verriegeln: die in eine Blindbohrung des Schiebers 16 eintauchende Zündnadel 20 bzw. Zündnadelspitze 28, einen der beiden Drallbremsflügel 32, der auf den in den Schieber 16 eingepreßten und durch das Zündergehäuse 10 ragenden Sicherungsstift 62 drückt und zwei Sicherungsbolzen 80, die jeweils in die Ausneh­mung 82 bzw. Längsnut 84 am Schieber 16 einrasten. Die Sicherungsbolzen 80 sind in erster Linie als Transport-, Handhabungs- und Aufhebsicherung gedacht. Sollte bei Hand­habung oder Transport des Bomblets die Sicherung durch Zündnadel und Drallbremse ausfallen, so preßt die Druckfe­der 92 den Schieber 16 gegen die bis dahin frei bewegli­chen Sicherungsbolzen 80. Die konische Verzahnung (Anschrä­gung) von Sicherungsbolzen 80 und Schieber 16 sorgt dafür, daß sich die Verriegelung auch durch Stoß oder Schlag nicht lösen kann. Eine vollständige Entsicherung des Bom­bletzünders ist also nur dann möglich, wenn die Sicherungs­bolzen 80 den Schieber 16 freigeben, bevor die Zündnadel 20 herausgeschraubt wird und die Drallbremse bzw. Drall­bremsflügel 32 aufklappen. Dazu muß das Bomblet aber mit einer bestimmten Mindestdrehzahl rotieren. Während die Si­cherungsbolzen 80 der Bombletzünder in der zentral im Trä­gergeschoß angeordneten Bombletsäule bereits beim Abschuß entsichern, können die bei den Sicherungsbolzen 80 in den äußeren am Umfang des Trägergeschosses angeordneten Bom­bletsäulen erst nach dem Ausstoß aus dem Trägergeschoß gleichzeitig entriegeln. Nach Ausstoß aus dem Trägerge­schoß rotieren die freifliegenden Bomblets dann um die eigene Achse, so daß die Zentrifugalkraft die Sicherungs­bolzen 80 gegen die Kraft der Rückstellfeder 92 aus der Ausnehmung 82 bzw. Fangnut 84 der Schieber 16 drückt. Im Falle eines Versagens des Ausstoßzünders im Trägergeschoß wandern auch die Sicherungsbolzen 80 in der mittleren Bom­bletsäule wieder in Sicherungsstellung, sobald die Dreh­zahl des Trägergeschosses den Mindestwert unterschreitet. Nach dem Bergen des Trägergeschosses können die Bomblets dann gefahrlos delaboriert werden.
    Sobald sich nach dem Ausstoß aus dem Trägergeschoß die Bom­blets voneinander getrennt haben, werden die beiden Siche­rungsschalen 36 unter Fliehkraftwirkung vom Zündergehäuse gerissen, das Stabilisierungsband 30 entfaltet sich und schraubt die Zündnadel 20 heraus. Gleichzeitig beginnt sich das der Luftanströmung ausgesetzte aufgewickelte Si­cherungsband 34 lagenweise zu lösen, bis die Drallbremsflü­gel 32 freiliegen, aufschwingen und den auf dem Schieber 16 befestigten Sicherungsstift 62 endgültig freigeben. Während der Zeit, in der sich das Wickelband 34 abwickelt, bleibt der Zünder noch gesichert. Dadurch wird die Vorrohr­sicherheit gewährleistet, d. h. der Zünder wird erst scharf, wenn sich die einzelnen Bomblets nach dem Ausstoß so weit voneinander entfernt haben, daß sie nur noch mit geringer Wahrscheinlichkeit miteinander kollidieren und Frühzündungen auslösen können. Der vollständig entriegelte und entsicherte Schieber 16 bewegt sich, beschleunigt durch die Federkraft (40) und Fliehkraft in die Zündstel­lung, wo er durch die Federzunge 54 arretiert wird. Gleich­zeitig wird die im Schieber 16 untergebrachte pyrotechni­sche Brennstrecke für die Selbstzerlegung gezündet. Nach Ablauf einer Verzögerungszeit von z. B. 15 bis 20 Sekunden zündet die Selbstzerlegeladung den Detonator 18, falls der Aufschlagzündmechanismus versagen sollte. Die Wahrschein­lichkeit für das Auftreten von Blindgängern wird dadurch erheblich gesenkt. Falls die Bewegungsenergie des Schie­bers 16 nicht ausreicht, daß Anzündelement 44 der Selbst­zerlegerladung anzustechen, wird der Schieber 16 wieder durch einen der beiden druckfederbelasteten Sicherungsbol­zen 80, der in die Längsnut 84 eingreift, gefangen sobald die Drehzahl des Bomblets unter eine bestimmte Mindestdreh­zahl absinkt. In dieser Position können weder der Detona­tor noch das Verzögerungselement angestochen werden. Damit ist zwar keine Aufschlagzündung mehr möglich, das Bomblet ist dafür aber völlig aufhebsicher.

    [0021] Der aus dem Zündergehäuse 10 herausragende Sicherungsstift 62 auf dem Schieber 16 ermöglicht eine Erkennung der Schie­berposition und damit eine Unterscheidung der Blindgänger in Anstichversager und solche, die sich noch in Sicherungs­stellung befinden.

    Bezugszeichen-Liste



    [0022] 

    10 Zündergehäuse

    12 Bombletgehäuse

    14 Haltering

    16 Schieber

    18 Detonatorladung

    20 Haupt-Zündnadel

    22 Verstärkerladung

    24 Hauptsprengladung

    26 Hülse

    28 Spitze

    30 Stabilisierungsschlaufe

    32 Drallbremsflügel

    34 Sicherungsband

    36 Sicherungsschale

    38 Sicherungsring

    40 Druckfeder

    42 zweite Zündnadel

    44 Anzündelement

    46 Verzögerungsstrecke

    48 Verstärkungssatz

    50 Sprengsatz

    52 Federscheibe

    54 Federzunge

    56 Ausnehmung

    58 Abdeckblech

    60 Nachbarbomlet

    62 Sicherungsstift

    64 Öffnung (10)

    66 Lasche 52

    80 Sicherungsbolzen

    82 Ausnehmung

    84 Längsnut

    86 Stirnfläche 16

    88 Endfläche 80

    90 Stirnkante 80

    92 Drahtfeder

    94 Anschrägung 10

    96 Flanschrand 58

    98 Abstufung




    Ansprüche

    1. Zünder für ein Sprenggeschoß, insbesondere Submuni­tionsgeschoß (Bomblet), mit einer axial verschiebbaren Zündnadel (20) und einem quer zur Geschoßlängsachse (A) verschiebbaren Schieber (16) mit Detonatorladung (18), wobei seitlich neben dem Schieber (16) ein durch Fliehkraftwirkung betätigbarer Sicherungsbolzen (80) im Zündergehäuse (10) vorgesehen ist, der zu Arretie­rungszwecken in eine entsprechende Ausnehmung (82) im Schieber (16) eingreifbar ausgebildet ist,
    dadurch gekennzeichnet, daß
    die seitliche Ausnehmung (82) am Schieber (16) derart verlängert als Längsnut (84) ausgebildet ist, daß der Schieber (16) nach Wegfall der Fliehkraftwirkung durch erneutes Eingreifen des federbelasteten Sicherungsbol­zens (80) in einer Zwischenposition wieder arretierbar ist, so daß eine seitliche gehäusefeste zweite Zündna­del (42) von der Selbstzerlegerladung (44, 46, 48, 50) beabstandet bleibt und die Detonatorladung (18) noch dezentral in unterbrochener Zündlinie mit der ersten Zündnadel (20) verbleibt.
     
    2. Zünder nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet, daß
    die Ausnehmung (82, 84) im Schieber (16) wenigstens an einer ihrer Stirnflächen (86) sowie der Sicherungsbol­zen (80) im Umfangsbereich an einer seiner Endfläche (88) jeweils schräg zueinander ausgebildet sind.
     
    3. Zünder nach Anspruch 1 oder 2,
    dadurch gekennzeichnet, daß
    die Anschrägung der ineinander eingreifbaren Siche­rungsbolzenaußenkante (90) sowie der Stirnfläche (86) der Ausnehmung (82, 84) jeweils zwischen 10° bis 45°, vorzugsweise etwa 20°, beträgt.
     
    4. Zünder nach Anspruch 1, 2 oder 3,
    dadurch gekennzeichnet, daß
    der Sicherungsbolzen (80) auf beiden Seiten mit der angeschrägten Stirnkante (90) versehen ist.
     
    5. Zünder nach Anspruch 1, 2, 3 oder 4,
    dadurch gekennzeichnet, daß
    auf beiden Seiten des Schiebers (16) jeweils eine Aus­nehmung (82, 84) und jeweils ein entsprechender Siche­rungsbolzen (80) vorgesehen sind.
     
    6. Zünder nach einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 5,
    dadurch gekennzeichnet, daß
    beide Sicherungsbolzen (80) von einer gemeinsamen doppelarmigen drahtförmigen Feder (92) in die Ausneh­mungen (82, 84) im Schieber (16) eindrückbar sind.
     
    7. Zünder nach einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 6,
    dadurch gekennzeichnet, daß
    das Zündergehäuse (10) am unteren Außenumfang eine An­schrägung (94) zur reibschlüssigen gegenseitigen Fixie­rung mit einem napfförmigen Abdeckblech (58) mit Flanschrand (96) zur Abdeckung der Innenteile im Zündergehäuse (10) aufweist.
     
    8. Zünder nach einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 7,
    dadurch gekennzeichnet, daß
    das Zündergehäuse (10) am unteren Außenumfang eine Anschrägung (94) von 1 bis 10°, vorzugsweise 5°, auf­weist.
     




    Zeichnung