[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein tiefziehfähiges flächenförmiges Textilmaterial
und daraus hergestellte Netzwerkstoffe.
[0002] Ein Beispiel für die Verwendung derartiger Netzwerkstoffe in Form eines Sandwichformkörpers
aus zwei festen Deckschichten und einem Kern aus einer durch Tiefziehen zu einer Näpfchenstruktur
verformten und mit Kunstharz versehenen Maschenware beschreibt die EP-OS 158 234.
[0003] Zur Herstellung derartiger tiefziehfähiger Flächengebilde wird in der DE-OS 38 44
458 (HOE 88/F 386) ein Umwindegarn vorgeschlagen, aus einem Kerngarn geringer Stabilität
und einem hochfesten Hüllgarn.
[0004] Die hohe Stabilität dieses Textilmaterials bei normaler Handhabung und in Ausrüstungsprozessen
bei gleichzeitig sehr guter Tiefziehfestigkeit resultiert dabei aus dem speziellen
Aufbau des Materials aus Umwindegarn. Bei normaler Handhabung und beispielsweise im
Verlauf von Ausrüstungsprozessen werden alle auftretenden Dehnkräfte von dem Kernfaden
des Umwindegarns aufgenommen, so daß eine hohe Formstabilität des Textilmaterials
gewährleistet ist. WErden dagegen auf das Material im Verlauf eines Tiefziehvorgangs
erheblich erhöhte Dehnkräfte ausgeübt, so treten in den zu verformenden Bereichen
statistisch verteilt Risse der Kernfäden des Umwindegarns auf und geben eine entsprechende
Länge des Hullfadens frei. Dieser Mechanismus ermöglicht im Verlauf des Tiefziehvorgangs
eine erhebliche Flächenvergrößerung ohne Zerstörung des gesamten Flächenzusammenhalts.
[0005] Der geschilderte Mechanismus kann dadurch weiter unterstützt werden, daß man Kernfäden
verwendet, die eine niedrigere Stabilität haben als die Hüllfilamente, d. h. der Kernfaden
wird mit einem Garn umwunden, das der eigentliche Festigkeitsträger wird, aber im
Umwindegarn noch eine deutlich größere Länge aufweist. Bei der Verformung des erfindungsgemäßen
Flächengebildes wird der Kernfaden durch die mechanische Belastung, gegebenenfalls
auch noch durch eine thermische Belastung und/oder durch den Einfluß von Chemikalien
zerstört, das bisherige Umwindegarn wird gestreckt und übernimmt dann die tragende
Funktion im Flächengebilde.
[0006] Trotz aller vorteilhafter Eigenschaften dieser Flächengebilde haftet ihnen der Nachteil
an, daß Umwindegarne sehr aufwendig in der Herstellung sind.
[0007] Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein verformbares, z.B. tiefziehfähiges
Textilmaterial zur Verfügung zu stellen, das mit geringem Aufwand herstellbar ist.
[0008] Das erfindungsgemäße verformbare Textilmaterial besteht aus einem textilen Flächengebilde,
wie z.B. einem Gewebe oder vorzugsweise einer Maschenware, das aus zumindestens zwei
verschiedenen Sorten von Garnen hergestellt ist, wobei mindestens eines der Garne
einen Thermoschrumpf bei Kochtemperatur von mindestens 45 %, vorzugsweise mindestens
60 %, und mindestens eines der Garne einen Thermoschrumpf von höchstens 10 %, vorzugsweise
höchstens 5 % hat. Dieses, aus mindestens zwei Garnsorten hergestellte verformbare
Textilmaterial soll im folgenden kurz als "Mehrgarn-Textilmaterial","Mehrgarn-Gewebe"
oder "Mehrgarn-Maschenware" bezeichnet werden.
[0009] Die Garne der ersten Sorte und der zweiten Sorte liegen in den verformbaren Textilmaterialien
zweckmäßigerweise in einem Mengenverhältnis von 80 : 20 bis 20 : 80, vorzugsweise
60 : 40 bis 40 : 60 vor.
[0010] Garne der ersten Sorte haben in der Regel eine Höchstzugkraftdehnung von 80 bis 200
%. Bevorzugt als Garn der ersten Sorte mit einem Thermoschrumpf von mindestens 45
% ist ein teilorientiertes, unverstrecktes, sogenanntes Schnellspinngarn. Derartige
Garne werden üblicherweise bei einer hohen Spinnabzugsgeschwindigkeit, die bei Polyestern
bei ca. 2 000 bis 4 000 m/min. liegt, erhalten.
[0011] Als Garne der zweiten Sorte werden vorzugsweise Garne mit einer hohen Festigkeit,
insbesondere solche mit einer Höchstzugkraft von über 50 cN/tex eingesetzt. Gut brauchbar
als Garne der zweiten Sorte sind hochfeste Polyestergarne wie z.B. ®TREVIRA HOCHFEST
der Fa. HOECHST AG.
[0012] Es ist weiterhin bevorzugt, wenn beide Garnsorten aus Polyester, insbesondere aus
Polyethylenterephthalat, bestehen.
[0013] Erfindungsgemäß einzusetzende verformbare Gewebe können hergestellt werden indem
man Kettfäden und/oder Schußfäden aus Garnen der beiden genannten Sorten in dem oben
angegebenen Mengenverhältnis gleichmäßig mischt. Sollen Gewebe eingesetzt werden,
so sind solche vorteilhaft, die eine möglichst hohe Verschiebefestigkeit haben.
[0014] Als bevorzugte, verformbare Maschenware eignen sich gleichermaßen Gestricke und Gewirke,
insbesondere aber Kettwirkware.
[0015] Die zur Herstellung der erfindungsgemäß bevorzugt einzusetzenden Kettwirkware zu
wählenden Bindungen und Festigkeitseinstellungen an den Kettenwirkmaschinen richten
sich in erster Linie nach dem späteren Einsatzzweck des erfindungsgemäßen Netzwerkstoffs
bzw. der gewünschten Tiefe der dreidimensionalen Ausformungen senkrecht zur Grundfläche
des textilen Flächengebildes, beispielsweise der Näpfchentiefe.
[0016] Für gut dehnbare Qualitäten eigenen sich zweischienige Bindungen,bei denen das hochschrumpfende
Garn in Legeschiene 1, das hochfeste Garn in Legeschiene 2 eingesetzt wird, z. B.
a. Doppeltrikot
L1 = 1-0/1-2//
L2 = 1-2/1-0//
b. Schlunglegung
L1 = 0-0/1-2/0-0//
L2 = 1-0/2-2/1-0//
[0017] Bei Näpfchenstrukturen für hohe Druckfestigkeit, d.h. für hohe Tragkraft, die im
Gebrauch einer hohen Beanspruchung ausgesetzt sind, empfiehlt sich eine dreischienige
Ware folgender Bindung
L1 = 1-2/0-0//
L2 = 2-2/1-0//
L3 = 3-4-/1-1//
[0018] In der Strickerei eignen sich Nadelzugmuster,bei denen die Einzelkomponenten getrennt
oder zusammen dem System zugeführt werden, wobei die Zuführung bei zwei Fäden plattiert
oder willkürlich sein kann. Es handelt sich um R/L-Konstruktionen,bei denen in einer
Reihe Maschen und Henkel über eine oder zwei Nadeln gebildet werden können. Dabei
kann auf Rundstrick-Single und auf doppelflächigen Rundstrickmaschinen gearbeitet
werden.
[0019] Ebenso eignen sich Abwurfmuster, bei denen die Einzelkomponenten getrennt oder zusammen
den maschenbildenden Elementen zugeführt werden. Es handelt sich um doppelflächige
Konstruktionen auf Interlock- bzw. Kreuzschlauchbasis. Diese Flächengebilde werden
auf doppelflächigen Rundstrickmaschinen hergestellt.
[0020] Zur Herstellung der erfindungsgemäßen verformbaren textilen Flächengebilde und der
daraus herstellbaren Netzwerkstoffe wird also mittels an sich bekannter Verfahren
zunächst ein "Mehrgarn-Textilmaterial" beispielsweise ein Mehrgarn-Gewebe oder vorzugsweise
eine Mehrgarn-Maschenware erzeugt.
[0021] Dieses Mehrgarn-Textilmaterial läßt man anschließend in an sich bekannter Weise durch
eine dosierte Wärmebehandlung, vorzugsweise im Bereich von 75 bis 100°C gezielt schrumpfen.
Hierbei wird der lineare Schrumpf durch die Wahl der Schrumpftemperatur und der Wärmebehandlungsdauer
so eingestellt, daß er zu dem gewünschten Ausmaß an Tiefziehfähigkeit des mehrschichtigen
Textilmaterials führt. Auch dieses geschrumpfte, mehrschichtige textile Flächengebilde
ist ein Gegenstand der vorliegenden Erfindung.
[0022] Das erhaltene geschrumpfte Mehrgarn-Textilmaterial, vorzugsweise die Maschenware,
wird der Verformung zu der gewünschten dreidimensionalen Struktur unterworfen, vorzugsweise
durch Tiefziehen in der aus der EP-A-158 234 bekannten Weise.
[0023] Hierbei wird der in der Schrumpfstufe des Herstellungsprozesses zugelassene Schrumpf
im wesentlichen wieder herausgezogen. Die wenig schrumpfende, feste Komponente, deren
Maschen aufgeschoben waren, wird wieder gestreckt, so daß die Maschenstege glattgezogen
werden und für eine gute Druckfestigkeit garantieren.
[0024] Die zur gezielten Schrumpfung des Mehrgarn-Textilmaterials durchgeführte Wärmebehandlung
läßt sich auch gut mit anderen ggfs. gewünschten, d.h. fakultativen Herstellungsschritten
kombinieren.
[0025] Beispielsweise kann eine evtl. gewünschte Ausrüstung des Textilmaterials mit z. B.
festigkeitsverstärkenden Harzen, Haftvermittlern für Kautschuk und dergleichen unter
Temperaturbedingungen durchgeführt werden, bei denen der gewünschte Schrumpf eintritt.
[0026] Die nach der räumlichen Verformung vorzugsweise durch Tiefziehen erhaltenen Netzwerkstoffe
(z. B. Näpfchenstrukturen) können, wie oben bereits erwähnt, ohne weitere Verstärkung
für viele Zwecke eingesetzt werden, da sie bereits eine ausgezeichnet Formstabilität
aufweisen. So können sie beispielsweise mit Beton oder Schäumen verfüllt werden. Sie
können aber auch, falls eine besonders hohe Druckfestigkeit der Netzwerkstoffe selbst
erwünscht ist, durch eine Harzimprägnierung des mehrschichtigen Textilmaterials zusätzlich
verfestigt und formstabilisiert werden.
[0027] Die in den erfindungsgemäßen Netzwerkstoffen enthaltenen formstabilisierenden Harze
können den verschiedenen bekannten thermoplastischen oder duroplastischen Harzgruppen
entstammen, sofern ihre mechanischen Eigenschaften die Formstabilisierung der erfindungsgemäßen
Netzwerkstoffe zulassen. Beispiele für geeignete thermoplastisch Harze sind Polyacrylate
oder Polyvinylchlorid; bevorzugte Harze sind jedoch Duroplaste, wie z.B. Melamin-
und insbesondere Phenolharze.
[0028] Die in den dreidimensional verformten, erfindungsgemäßen Netzwerkstoffen enthaltene
Harzmenge ist auf das Gewicht des Textilmaterials vorzugsweise so abgestimmt, daß
sich beim Tiefziehen des flächenförmigen Textilmaterials die Maschen zu einem filigranen
Netzwerk öffnen. Geeignete Auflagenmengen liegen im Bereich von 50 bis 500, vorzugsweise
100 bis 300 g Harz/m² des unverstreckten Textilmaterials. Innerhalb dieser angegebenen
Bereiche wird die Harzmenge noch zweckmäßig an das Quadratmetergewicht des tiefziehfähigen
Textilmaterials angepaßt. So wird man bei Einsatz eines schweren Textilmaterials innerhalb
der oberen Hälfte der angegebenen Bereiche arbeiten, bei leichten Textilmaterialien
in der unteren Hälfte. Das ausschlaggebende Kriterium ist, wie oben angegeben, die
Bedingung, daß sich beim Tiefziehvorgang die Maschen des Textilmaterials zu einem
Netzwerk öffnen.
Für spezielle Einsatzzwecke können auch höhere Harzmengen eingesetzt werden, so daß
die Maschen durch Harzeinlagerung geschlossen werden.
[0029] Der erfindungsgemäße dreidimensional verformte Netzwerkstoff weist eine Vielzahl
von Verformungen auf, die sich wenigstens in eine Richtung erstrecken, die eine Komponente
senkrecht zur ursprünglichen Ebene des textilen Flächengebildes aufweist, aus dem
der erfindungsgemäße Netzwerkstoff hergestellt wurde.
[0030] In einer besonders im Hinblick auf eine weitere Verwendung als Kernmaterial für die
Herstellung von Sandwichstrukturen spezifizierten Ausführungsform, weist der erfindungsgemäße
Netzwerkstoff auf einer Basisfläche in regelmäßiger Anordnung eine Vielzahl von Erhebungen
auf. In einer weiteren Ausführungsform weist der erfindungsgemäße Netzwerkstoff auf
der Ebene der ursprünglichen Basisfläche in regelmäßiger Anordnung eine Vielzahl von
Erhebungen und Vertiefungen auf. Die Erhebungen und Vertiefungen können die Form von
Näpfchen mit runder oder eckiger Basisfläche oder z.B. die Form von Stegen haben.
Im Hinblick auf eine gute Haftung zwischen dem als Kernmaterial für Sandwichformkörper
einzusetzenden erfindungsgemäßen Netzwerkstoff und den aufgebrachten Deckflächen ist
es besonders vorteilhaft, wenn die Erhebungen oben ein flaches Plateau bzw. die Vertiefungen
einen flachen Boden aufweisen. Besonders bevorzugt ist es auch, wenn die Plateauflächen
der Erhebungen bzw. die Bodenflächen der Vertiefungen alle in einer Ebene und parallel
zur Basisfläche liegen. Gleichfalls im Hinblick auf eine gute Haftung zwischen dem
Kernmaterial und aufgebrachten Deckflächen ist es von Vorteil, wenn Zahl, Größe, Form
und räumliche Anordnung der Verformungen pro Flächeneinheit des Flächengebildes so
ausgewählt werden, daß das rechnerische Produkt aus den Flächengrößen der ursprünglichen
Ebene und die Größe der Plateauflächen der Erhebungen bzw. der Bodenflächen der Vertiefungen
möglichst groß wird.
[0031] Die Figur 1 veranschaulicht schematisch einen Abschnitt eines erfindungsgemäßen Netzwerkstoffs
(3), der auf einer Basisfläche (4) eine Vielzahl von hütchenförmigen Erhebungen (5)
aufweist.
[0032] Die Figur 2 zeigt in Vergrößerung die schematische Darstellung einer der hütchenförmigen
Verformungen und veranschaulicht deutlich die im Bereich der Verformung auftretende
drastische Erweiterung der Maschenstruktur des Textilmaterials.
[0033] Für andere Einsatzgebiete kann der erfindungsgemäße Netzwerkstoff selbstverständlich
auch andere dreidimensionale Verformungen aufweisen. Es ist auch durchaus möglich,
daß in dem erfindungsgemäßen dreidimensional verformten Netzwerkstoff die Fläche des
ursprünglichen Textilmaterials überhaupt nicht mehr erhalten bleibt, wenn beispielsweise
das Tiefziehen des Materials durch Stempel von beiden Seiten der Textilfläche her
erfolgt, so daß in dem Material näpfchen- bzw. hütchenförmige Ausformungen abwechselnd
nach oben und nach unten auftreten oder wenn die ursprüngliche Textilfläche durch
eine Vielzahl schmaler, sich in der gleichen Längsrichtung erstreckenden Stempel von
beiden Seiten zu einer Zickzackfläche ausgezogen und in dieser Form stabilisiert wird.
[0034] Zur Herstellung eines erfindungsgemäßen dreidimensional verformten, beharzten Netzwerkstoffs
wird zunächst das geschrumpfte Mehrgarn-Textilmaterial mit einem zur Festigkeitssteigerung
geeigneten obengenannten Harz imprägniert. Die Applikation der Harze auf das Textilmaterial
kann in üblicher Weise durch Aufstreichen, Bürsten, Rakeln, Pflatschen oder besonders
vorteilhaft durch Tauchen erfolgen. Das mit Harz beaufschlagte Gewebe wird anschließend
zweckmäßigerweise durch ein Quetschwalzenpaar auf die gewünschte Harzaufnahme abgequetscht.
Thermoplastische Harze werden für den Imprägniervorgang zweckmäßigerweise in Form
von Lösungen oder vorzugsweise von Emulsionen aufgebracht. Hitzehärtbare Harze (Duroplaste)
zweckmäßigerweise in der handelsüblichen Form als hochkonzentrierte wäßrige Lösungen
oder Dispersionen.
[0035] Nach einer eventuellen Zwischentrocknung des harzimprägnierten Textilmaterials wird
es dem Tiefziehprozeß bei erhöhter Temperatur unterworfen. Die Temperatur des Tiefziehens
wird so gewählt, daß thermoplastische Harze aufgeschmolzen werden können und dabei
die Fäden der Netzstruktur vollständig durchdringen. Das Gleiche gilt für Duroplaste;
hier wird die Temperatur der Tiefzieheinrichtung so eingestellt, daß der Fließbereich
des Duroplasts erreicht wird. Nach dem Schmelzen des Harzes wird die Temperatur der
Tiefzieheinrichtung so geregelt, daß das Imprägnierharz erhärten kann. Bei Einsatz
von Thermoplasten ist hierzu die Temperatur unter den Schmelzpunkt der Thermoplasten
zu reduzieren; bei Duroplasten kann die Temperatur des Tiefziehgerätes in der Regel
unverändert bleiben, weil die Aushärtung der Duroplasten auch bei erhöhter Temperatur
erfolgt. Die Tiefzieheinrichtung wird so lange geschlossen gehalten, bis das stabilisierende
Harz vollständig erhärtet ist. Alternativ kann bei Einsatz des erfindungsgemäßen mehrschichtigen
Textilmaterials die Aushärtung des Duroplasten auch in einem Wärmeschrank erfolgen.
[0036] Da das Harz nicht zur Stabilisierung der tiefgezogenen Struktur erforderlich ist,
sondern nur zu einer eventuell gewünschten zusätzlichen Verstärkung, kann die Harzausrüstung
auch nach dem Tiefziehen erfolgen.
[0037] Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein flächenförmiger Sandwichformkörper
bestehend aus zwei äußeren festen Deckschichten, die über einen Kern, bestehend aus
dem oben beschriebenen erfindungsgemäßen Netzwerkstoff, miteinander verbunden sind.
Als Kernmaterial wird hierzu der oben beschriebene, zur Herstellung von Sandwichstrukturen
besonders bevorzugte Netzwerkstoff eingesetzt, welcher auf einer Grundfläche eine
Vielzahl von Erhebungen mit flachen, in einer Ebene liegenden Plateauflächen aufweist.
Die Verbindung zwischen den Plateauflächen der Erhebungen bzw. den Bodenflächen der
Vertiefungen des erfindungsgemäßen Kernmaterials mit den Deckschichten kann durch
übliche Laminierverfahren unter Verwendung von Klebstoffen, insbesondere von kalt-
oder hitzehärtenden Klebstoffen, wie z.B. Epoxidharzen oder Duroplastharzen erfolgen.
Aufgrund der großen Kontaktfläche zwischen dem Kernmaterial und den Deckschichten
erweist sich die Verklebung als überaus stabil. Trotz der bevorzugten Filigranstruktur
des erfindungsgemäßen Kernmaterials haben die damit hergestellten Sandwichformkörper
eine überraschend hohe Druckfestigkeit bei extrem niedrigem Gewicht.
[0038] Das oben beschriebene Herstellungsverfahren läßt sich dadurch variieren, daß man,
alternativ zur herkömmlichen Imprägnierung des Gewebes mit Harz, das tiefziehfähige
Textilmaterial gemeinsam mit einer handelsüblichen Harzfolie verarbeitet. Bei dieser
Methode werden eine oder mehrere Schichten eines tiefziehfähigen Textilmaterials und
eine oder mehrere Harzfolien übereinander gestapelt, der Stapel bei einer Temperatur,
bei der das Harz fließfähig wird, durch Tiefziehen in die gewünschte Form gebracht
und danach die Temperatur so eingestellt, daß das Harz fließen kann und das Textilmaterial
imprägniert. Die bei diesem Verfahren eingesetzten Harzfolien können ebenfalls aus
thermoplastischen oder duroplastischen Harzen bestehen. Bevorzugt werden auch hier
insbesondere Duroplaste, d.h. solche Harze, die bei erhöhter Temperatur unter Vernetzung
zu einem unschmelzbaren Material hoher Steifigkeit aushärten. Bekannte derartig Harze,
die auch in Form von Folien im Handel sind, sind z. B. ungesättigte Polyesterharze
(Alkydharze), Mischungen aus ungesättigten Polyestern mit ungesättigten monomeren
Verbindungen, wie z. B. Styrol, Epoxyharze, Phenolharze oder Melaminharze. Wie bereits
oben beschrieben, werden auch die in Form von Folien vorliegenden Harze im unvernetzten
Zustand, in welchem sie bei erhöhter Temperatur noch schmelzbar und fließfähig sind,
in den Handel gebracht und appliziert. Die bei der hier besprochenen Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Herstellungsverfahrens der Netzwerkstoffe einzusetzenden Folien
aus unvernetzten Harzen haben eine Stärke von etwa 50 bis 500 µm, vorzugsweise von
100 bis 500 µm und ein Flächengewicht von etwa 50 bis 500 g/m², vorzugsweise 100 bis
500 g/m². Man erreicht durch Einsatz dieser Harze in der angegebenen Folienstärke
etwa die gleiche Harzimprägnierung, wie bei der weiter oben beschriebenen Applikation
der flüssigen Harzzubereitung durch herkömmliches Imprägnieren.
[0039] Die Temperatur, bei der das Schmelzen des unvernetzten Harzes erfolgt, liegt in der
Regel bei 100 bis 250°C, vorzugsweise bei 140 bis 200°C.
[0040] Textile Flächengebilde, die allein aus dem hochschrumpfenden Schnellspinngarn hergestellt
werden, zeigen eine unkontrollierte Verstreckung beim Tiefziehen und daraus resultierende
gravierende Festigkeitsschwankungen. Die erfindungsgemäßen "Mehrgarn-Textilmaterialien"
ergeben dagegen keine Festigkeitsschwankungen.
[0041] Neben der stabilisierenden Wirkung im geschrumpften Mehrgarn-Textilmaterial regelt
die dehnungs- und schrumpffähige Garnsorte die Dichtigkeit des Textilmaterials. Ihr
hohes Schrumpfniveau gibt eine gute Dehnreserve für das Tiefziehen bei guter Maschendichte.
Eine hohe Konstruktionsdehnung ist daher bei der Musterauswahl nicht mehr von entscheidender
Bedeutung.
[0042] Ein weiterer Vorteil der Erfindung besteht darin, daß das geschrumpfte Mehrgarn-Textilmaterial
eine erhöhte Stabilität bei eventuellen Imprägnier- und Ausrüstungsschritten hat.
1. Verformbares Textilmaterial, bestehend aus einem textilen Flächengebilde, dadurch
gekennzeichnet, daß das Flächengebilde aus zumindestens zwei verschiedenen Sorten
von Garnen besteht, wobei mindestens eines der Garne einen Thermoschrumpf bei Kochtemperatur
von mindestens 45 %, vorzugsweise mindestens 60 %, und mindestens eines der Garne
einen Thermoschrumpf von höchstens 10 %, vorzugsweise höchstens 5 % hat.
2. Verformbares Textilmaterial gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das textile
Flächengebilde eine Maschenware ist.
3. Verformbares Textilmaterial gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch
gekennzeichnet, daß das Garn mit einem Thermoschrumpf von > 45 % ein Schnellspingarn
ist.
4. Verformbares Textilmaterial gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß das Garn mit einem Thermoschrumpf unter 10 % ein hochfestes Garn
ist.
5. Verformbares Textilmaterial gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß die Garne aus Polyester, vorzugsweise aus Polyethylenterephthalat
bestehen.
6. Verformbares Textilmaterial gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß es in geschrumpften Zustand vorliegt.
7. Verformbares Textilmaterial gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß es mit einer Ausrüstung, vorzugsweise einer Harzausrüstung versehen
ist.
8. Dreidimensional verformter, formstabiler Netzwerkstoff auf der Basis eines verformbaren
Textilmaterials, dadurch gekennzeichnet, daß das Textilmaterial eines der Ansprüche
1 bis 7 ist, der Netzwerkstoff eine maschenoffene dreidimensionale Netzstruktur bildet
und daß die Verformungen sich wenigstens in eine Richtung erstrecken, die eine Komponente
senkrecht zur ursprünglichen Ebene des Flächengebildes aufweist und die Verformungen
die Gestalt von Näpfchen, Stegen oder dergleichen haben, die vorzugsweise jeweils
eine neue Ebene besitzen, die parallel zur ursprünglichen Ebene des Flächengebildes
verläuft.
9. Verfahren zur Herstellung des verformbaren Textilmaterials des Anspruchs 1, dadurch
gekennzeichnet, daß man mindestens zwei Garnsorten, wovon mindestens eines der Garne
einen Thermoschrumpf bei Kochtemperatur von mindestens 45 %, vorzugsweise mindestens
60 % und mindestens eines der Garne einen Thermoschrumpf von höchstens 10 %, vorzugsweise
höchstens 5 % hat, in an sich bekannter Weise zu einem textilen Flächengebilde verarbeitet.
10. Verfahren gemäß Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die zwei Garnsorten zu
einem Gewebe oder vorzugsweise zu einer Maschenware verarbeitet werden.
11. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 9 und 10, dadurch gekennzeichnet,
daß die hergestellten textilen Flächengebilde bei erhöhter Temperatur, vorzugsweise
zwischen 75 und 150°C geschrumpft werden.
12. Verfahren zur Herstellung eines dreidimensional verformten, formstabilen Netzwerkstoffs,
dadurch gekennzeichnet, daß man ein verformbares Textilmaterial der Ansprüche 1 bis
7 durch Tiefziehen oder ein analoges Formgebungsverfahren in der gewünschten Weise
dreidimensional verformt.
13. Sandwichformkörper aus einem Kernmaterial und zwei Deckplatten, dadurch gekennzeichnet,
daß es als Kernmaterial den Netzwerkstoff des Anspruchs 8 enthält.