(19)
(11) EP 0 411 379 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
06.02.1991  Patentblatt  1991/06

(21) Anmeldenummer: 90113606.9

(22) Anmeldetag:  16.07.1990
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5D01H 5/38, D01G 19/14
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE FR GB GR IT NL

(30) Priorität: 31.07.1989 CH 2834/89

(71) Anmelder: MASCHINENFABRIK RIETER AG
CH-8406 Winterthur (CH)

(72) Erfinder:
  • Jornot, Erich
    CH-8472 Seuzach (CH)

(74) Vertreter: Bergmeier, Werner 
c/o Rieter Ingolstadt Spinnereimaschinenbau Aktiengesellschaft
85046 Ingolstadt
85046 Ingolstadt (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Streckwerk mit geregelten Antriebsgruppen


    (57) Die Erfindung bezieht sich auf eine Strecke mit einer Hauptregelung für das Streckwerk und mindestens einer unabhängigen Antriebsgruppe für einen Verzugsbereich. Die in der Praxis bekannten Regelungen für das Streckwerk sind teilweise überfordert, um die durch die Antriebe verursachten Störungen und Schwankungen in Bezug auf die heutigen Antriebssysteme schnell und exakt ausregulieren zu können.
    Es wird deshalb vorgeschlagen, dass die Antriebsgruppe (7.2, 7.4, 7.5, 5,6) einen geschlossenen Hilfsregelkreis (8.c, 8.d) mit einem Regler (8.2) enthält.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung liegt im Bereich der Textilindustrie und bezieht sich auf eine Strecke mit einer Haupt- und mindestens einer Hilfsregelung und auf ein Verfahren zum Betrieb eines Streckwerkes gemäss den Oberbegriffen der Patentansprüche 1 bzw. 6

    [0002] Zum Vergleichmässigen von Faserbandern sind verschiedene Einrichtungen und Regelungen bekannt, die auf dem Prinzip des Verzugs der Bänder beruhen. In der Regel werden die Bander doubliert in einem zweistufigen Verzugsprozess, einem Vor- und einem Hauptverzug, vergleichmässigt. Im Rahmen des Verzugsprozesses, bei dem üblicherweise mehrere Bander gleichzeitig doubliert werden, wird die Herstellung eines möglichst homo­genen Faserbandes angestrebt. In den entsprechenden Streckwerken fallen eingangsseitig mit Unregelmässigkeiten bzw. Störungen behafteten Bän­der an, die ausgangsseitig zu einem Band mit möglichst gleichmässigen, vorgegebenen Querschnitt zusammengeführt sein sollen. Dieses Erforder­nis bedingt eine Regelung des Streckprozesses. Zum Stand der Technik gehören verschiedenste Antriebsanordnungen sowie Regel- und Steuerein­richtungen, die sich diesem Problem annehmen.

    [0003] Probleme ergeben sich aus der bisherigen Ausgestaltung der Antriebsan­ordnungen und -vorrichtungen. Die durch die Antriebe verusachten Stö­rungen und Schwankungen wurden durch die bekannten Regelungen zwar berücksichtigt. Allerdings zeigt sich, dass die Berücksichtigung der ent­sprechenden Störungen im Rahmen einer einzigen Haupt- bzw. Gesamtre­gelung eine Kompensation sehr grosser Regelbereiche erforderte, was herkömliche Vorrichtungen überforderte. Gleichzeitig liegt ein Nachteil darin, dass die gesamte Rechenlast konzentriert wurde und Zeitabhängig­keiten der Regelung nicht optimiert wurden.

    [0004] Es ist deshalb Aufgabe der Erfindung, eine Strecke und ein Verfahren zum Betrieb einer Strecke zu schaffen, welche obige Nachteile vermeidet und nach Einstellung der Führungsgrössen für die Regelung einen automa­tisierten Prozessablauf mit optimierter Vergleichmässigung des Bandes erlauben.

    [0005] Diese Aufgabe wird durch die im kennzeichnenden Teil der Patentansprü­che 1 bzw. 6 genannten Merkmale gelöst.

    [0006] Anhand der folgenden Figuren ist das erfindungsgmässe Verfahren und ein Ausführungsbeispiel der Vorrichtung näher erläutert.

    Fig. 1 zeigt ein Streckwerk mit einem Vor- und Hauptverzugsabschnitt und den prinzipiellen Messeinrichtungen.

    Fig. 2 zeigt eine Übersicht über die erfindungsgemässe Antriebsanord­nung und den entsprechenden Reglern.



    [0007] Figur 1 zeigt eine schematische Darstellung eines Ausführungsbeispieles der Strecke. Mehrere Faserbänder 15.1-15.6, im Beispiel deren sechs, werden nebeneinander zu einem lockeren Vlies zusammengefasst und durch mehrere Walzensysteme 1-6 geführt. Dadurch, dass die Umfangs­geschwindigkeit der Walzen in Transportrichtung des Fasermaterials in zwei Stufen zunimmt, wird dieses über die erste Stufe vorverzogen (Vor­verzug), über die zweite zum gewünschten Querschnitt weiter verzogen (Hauptverzug). Das aus der Strecke austretende Vlies 18 ist dünner als das Vlies der eingespeisten Bänder 15.1-15.6 und entsprechend länger. Dadurch, dass die Verzugsvorgänge in Abhängigkeit des Querschnittes der eingespeisten Bänder geregelt werden können, werden die Bänder bzw. das Vlies während seinem Durchgang durch die Strecke vergleichmässigt, das heisst, der Querschnitt des austretenden Vlieses ist gleichmässiger als der Querschnitt des eingespeisten Vlieses bzw. der Bänder. Die vorlie­gende Strecke weist einen Vorverzugsbereich 11 und einen Hauptverzugs­bereich 12 auf. Selbstverständlich kann die Erfindung auch im Zusammen­hang mit Strecken mit nur einem oder mehr als zwei Verzugsbereichen in analoger Weise eingesetzt werden.

    [0008] Die Bänder 15.1-15.6 werden durch zwei Systeme 1 und 2 von Förderwal­zen in die Strecke eingespeist. Ein erstes System 1 besteht z.B. aus zwei Walzen 1.1 und 1.2, zwischen denen die eingespeisten und zu einem lok­keren Vlies zusammengefassten Bänder 15.1-15.6 transportiert werden. In Transportrichtung der Bänder folgt ein Walzensystem 2, das hier aus einer aktiven Förderwalze 2.1 und zwei passiven Förderwalzen 2.2, 2.3 besteht. Während der Einspeisung durch die Walzensysteme 1 und 2 wer­den die eingespeisten Bänder 15.1-15.6 nebeneinander zu einem Vlies 16 zusammengeführt. Die Umfangsgeschwindigkeiten v₁ und v₂ (= vin) aller salzen der beiden Walzensysteme 1 und 2 der Einspeisung sind gleich gross, sodass die Dicke des Vlieses 16 im wesentlichen der Dicke der eingespeisten Bänder 15.1-15.6 entspricht.

    [0009] Auf die beiden Walzensysteme 1 und 2 der Einspeisung folgt in Trans­portrichtung des Vlieses 16 ein drittes System 3 von Vorverzugswalzen 3.1 und 3.2, zwischen denen das Vlies weitertransportiert wird. Die Um­fangsgeschwindigkeit v₃ der Vorverzugswalzen ist höher als diejenige der Einlaufwalzen v₁,v₂, sodass das Vlies 16 im Vorverzugsbereich 11 zwischen den Einlaufwalzen 2 und den Vorverzugswalzen 3 verstreckt wird, wobei sich sein Querschnitt verringert. Gleichzeitig entsteht aus dem lockeren Vlies 16 der eingespeisten Bänder ein vorverzogenes Vlies 17. Auf die Vorverzugswalzen 3 folgt ein weiteres System 4 von einer aktiven För­derwalze 4.1 und zwei passiven Förderwalzen 4.2, 4.3 zum Weitertrans­port des Vlieses. Die Umfangsgeschwindigkeit v₄ der Förderwalzen 4 zum Weitertransport ist dieselbe wie v₃ der Vorverzugswalzen 3.

    [0010] Auf das Walzensystem zum Weitertransport 4 folgt in Transportrichtung des Vlieses 17 ein fünftes System 5 von Hauptverzugswalzen 5.1 und 5.2. Die Hauptverzugsgswalzen haben wiederum eine höhere Oberflächenge­schwindigkeit v₅ als die vorangehenden Transportwalzen, so dass das vor­verzogene Vlies 17 zwischen den Transportwalzen 4 und den Hauptver­zugswalzen 5 im Hauptverzugsbereich 12 weiter zum fertig verzogenen Vlies 18 verzogen wird, wobei das Vlies 18 über einen Trichter T zu ei­nem Band zusammengeführt wird.

    [0011] Zwischen einem Paar 6 von Auslaufwalzen 6.1, 6.2, deren Umfangsge­schwindigkeit v₆ (= vout) gleich ist wie diejenige der vorangehenden Hauptverzugswalzen (v₅) wird das fertig verstreckte Band 18 aus der Strecke weggeführt und bspw. in rotierende Kannen 13 abgelegt.

    [0012] Die Walzensysteme 1, 2 und 4 werden von einem ersten Servomotor 7.1 über ein Getriebe, vorzugsweise über Zahnriemen, angetrieben. Die Vor­verzugswalzen 3 sind mechanisch mit dem Walzensystem 4 gekoppelt, wobei die Übersetzung einstellbar sein kann bzw. ein Sollwert vorgebbar ist. Das Getriebe (auf der Figur nicht sichtbar) bestimmt das Verhältnis der Umfangsgeschwindigkeiten der Einlaufwalzen (vin) und der Umfangs­geschwindigkeit v₃ der Vorverzugswalzen 3.1,3.2, mithin das Vorverzugs­verhältnis.

    [0013] Die Walzensysteme 5 und 6 werden ihrerseits von einem Servomotor 7.2 angetrieben. Die Einlaufwalzen 1.1, 1.2 können ebenfalls über den ersten Servomotor 7.1 oder optional über einen unabhängigen Motor 7.3 ange­trieben sein. Die beiden Servomotoren 7.1 und 7.2 verfügen erfindungsge­mäss je über einen eigenen Regler 8.1 bzw. 8.2. Die Regelung erfolgt je über einen geschlossenen Regelkreis 8.a, 8.b bzw. 8.c, 8.d. Zudem kann der Ist-Wert des einen Servomotors dem anderen Servomotor in einer oder in beiden Richtungen über eine Kontrollverbindung 8.e übermittelt werden, damit jeder auf Abweichungen des anderen entsprechend reagie­ren kann.

    [0014] Am Einlauf der Strecke wird der Gesamt-Querschnitt der eingespeisten Bänder 15.1-15.6 von einem Einlaufmessorgan 9.1 gemessen. Am Austritt der Strecke wird der Querschnitt des austretenden Bandes 16 dann von einem Auslaufmessorgan 9.2 gemessen.

    [0015] Eine zentrale Rechnereinheit 10 übermittelt eine initiale Einstellung der Sollgrösse für den ersten Antrieb via 10.a an den ersten Regler 8.1. Die Messgrössen der beiden Messorgane 9.1, 9.2 werden während des Streck­prozesses via die Verbindungen 9.a und 9.b dauernd an die zentrale Rech­nereinheit übermittelt. Aus diesen Messresultaten und aus dem Sollwert für den Querschnitt des austretenden Bandes 18 wird in der zentralen Rechnereinheit und allfälligen weiteren Elementen mittels dem erfin­dungsgemässen Verfahren der Sollwert für den Servomotor 8.2 bestimmt. Dieser Sollwert wird via 10.b dauernd an den zweiten Regler 8.2 vorge­geben. Mit Hilfe dieses Regelsystems können Schwankungen im Quer­schnitt der eingespeisten Bänder 15.1-15.6 durch entsprechende Regelung des Hauptverzugsvorganges kompensiert bzw. eine Vergleichmässigung des Bandes erreicht werden.

    [0016] Anhand von Figur 2 wird das erfindungsgemässe Antriebskonzept mit seiner Regelung noch näher erläutert. Als Hauptantrieb dienen vorliegend die beiden Servomotoren 7.1 und 7.2. Der Servomotor 7.1 treibt das Wal­zensystem 1 des Einlaufs und das System 4 von Förderwalzen an, welches letztere auf den Vorverzugsabschnitt folgt. Das Vorverzugswalzenpaar 3 ist mechanisch mit dem Walzensystem 4 gekoppelt, wird also ebenfalls vom Servomotor 7.1 angetrieben. Das Walzenpaar 1 am Einlauf wird ent­ weder über einen Zwischenantrieb 7.3 (Getriebe) vom Servomotor 7.1 angetrieben oder kann in einer anderen Ausführungsvariante des Strek­kenantriebes von einem unabhängigen Servomotor 7.3 angetrieben sein. Der Servomotor 7.2 treibt das Hauptverzugswalzenpaar 5 direkt an. Über ein Getriebe 7.4 wird vom Servomotor 7.2 auch das Trichterradpaar 6 angetrieben. Der Antrieb der Kanne 13 am Ausgang des Streckwerkes erfolgt entweder über einen vom Servomotor 7.2 angetriebenen Zwischen­antrieb 7.5 (Getriebe) oder in einer anderen Ausführungsvariante des Streckwerkes mittels eines unabhängigen Antriebsmotors 7.5.

    [0017] Das Antriebskonzept basiert darauf, dass mindestens eine Antriebsgruppe innerhalb der Strecke unabhängig durch einen Motor angetrieben ist. Für jede unabhängige Antriebsgruppe eines Verzugsbereiches oder nach Be­darf auch eines Förder- oder Transportabschnittes oder anderer prozess­mässig gekoppelter Arbeitsstationen je ein Motor vorgesehen; im darge­stellten Beispiel sind dies deren zwei, nämlich die Motoren 7.1, 7.2 des Vorverzugsbereichs 11 und des Hauptverzugsbereichs 12. Grundsätzlich können Störungen, die durch die Antriebe verursacht werden, im Rahmen der Gesamtsystemregelung, d.h. der Hauptregelung, kompensiert werden. Es erweist sich jedoch im Sinne der Erfindung als vorteilhaft, jede An­triebsgruppe für sich zu regeln, d.h. eine vermaschte Regelung mit ent­sprechenden Reglern 8.1, 8.2 vorzusehen. Massgeblich ist insbesondere die Tatsache, dass die auftretenden Regelabweichungen des Gesamtsy­stems vorteilhaft beeinflusst und bessere Zeitabhängigkeiten geschaffen werden, bzw. allfällige Störungen vorkompensiert werden. Solche mittels Reglern 8.1, 8.2 hilfsgeregelte Antriebseinheiten können in verschiedenen Hauptregelkonzepten eingesetzt werden.

    [0018] Der Antrieb des Streckwerkes wird auf zwei Ebenen geregelt, einer über­geordneten Hauptregelung 9.a, 9.b, 10.a, 10.b, in der die zentrale Re­chnereinheit 10 eine wesentliche Funktion übernimmt, und mindestens einer untergeordneten Hilfsregelung 8.2 für den Hauptverzugsbereich. Vorliegend sind für die Hilfsregelung sowohl des Hauptverzugsbereichs (inklusive Auslaufbereich) als auch des Vorverzugsbereich (inklusive Ein­laufbereich) zwei Regler 8.1 und 8.2 vorgesehen. In den bereits erwähn­ten Ausführungsvarianten können auch allfällige zusätzliche Regler 8.3, 8.5 vorgesehen werden, die hier gestrichelt dargestellt sind. Vorzugsweise werden im Zusammenhang mit den beiden Servomotoren, die bspw. als bürstenlose Gleichstrommotoren ausgestaltet sein können, Positionsregler verwendet. Durch die vermaschte Regelung mit einer Haupt- und minde­stens einer Hilfsregelung wird die zentrale Rechnereinheit 10 entlastet und die Gefahr des Auftretens grosser Hübe bei der Hauptregelung redu­ziert.

    [0019] Die Hauptregelung 9.a, 9.b, 10.a, 10.b liefert Sollwerte, bspw. Geschwin­digkeitssollwerte, via 10.a bzw. 10.b an die Hauptantriebsmotoren 7.1 bzw. 7.2, die aus dem Sollquerschnitt des austretenden Bandes und aus den gemessenen Ist-Querschnitten des eingespeisten Bandes bzw. der eingespeisten Bänder 9.a und des austretenden Bandes 9.b berechnet wer­den. Je nach Ausgestaltung der Regelung können weitere Paramter be­rücksichtigt werden.

    [0020] Mittels den Hilfsregelungen 8.a-8.k werden die Geschwindigkeiten der einzelnen Antriebsmotoren 7.1 und 7.2 (für die Ausführungsvarianten auch 7.3 und 7.5) in geschlossenen Positionsregelkreisen 8.a, 8.b und 8.c, 8.d (in den Ausführungsvarianten auch 8.f, 8.g und 8.i, 8.j) auf die von der oberen Regulierungsebene geforderten Sollwerte geregelt. Differenzen zwischen Ist- und Sollwerten der Motorengeschwindigkeiten werden zwi­schen den Positionsreglern 8.1, 8.2 via einer Kontrollverbindung 8.e über­mittelt (evt. auch 8.k und 8.h). Es kann vorgesehen werden, dass eine ausserhalb des Regelbereiches des betreffenden Reglers 8.1 oder 8.2 (evt. auch 8.3 oder 8.5) liegende Abweichung zwischen Soll- und Istwert der Geschwindigkeit des betreffenden Motores von den Positionsreglern der anderen Motoren kompensiert werden kann durch entsprechende Korrek­turen in den Sollwerten für die Geschwindigkeiten der anderen Motoren. Diesfalls können entsprechende Rückführungen zur zentralen Rechnerein­heit 10 vorgesehen werden. In einer bevorzugten Ausführungsform erfolgt diese Korrektur intern in den entsprechenden Reglern.

    [0021] Die Antriebsmotoren, welche die Verzüge bestimmen, bilden mit ihren jeweiligen Regelkreisen je ein positiongeregeltes Antriebssystem. Dazu kann jeder Motor mit einem Encoder bzw. mit einem Resolver versehen sein, der die Winkelposition der Antriebswelle jederzeit mit vorbestimm­ter Genauigkeit als Ist-Wert an die Positionsregelung für diesen Motor gibt. Die Steuerung der Strecke kann über diese Positionsregelkreise die Winkelstellungen der Motorwellen und damit der von ihnen angetriebenen Walzen des Streckwerkes gegenseitig abgestimmt werden.

    [0022] Ein solches Antriebssystem ermöglicht eine wesentlich bessere Verzugs­genauigkeit, als es durch drehzahlgeregelte Motoren erreichbar ist. Gleichzeitig bietet die Verwendung von Positionsreglern als Hilfsregelung (nicht Drehzahlregler) den Vorteil, dass auch im Falle eines Stillstandes des Motors die Regelung gewährleistet ist. Beim Hochlauf bzw. Auslauf der Strecke zeigen sich Vorteile, da eine wesentlich bessere Regelgenau­igkeit bei niedrigen Drehzahlen bis zum Stillstand möglich sind.

    [0023] Die Erfindung schliesst aber die Verwendung von drehzahlgeregelten Mo­toren für die einzelnen verzugbestimmenden Walzen nicht aus, da solche Motoren auch eine wesentliche Verbesserung gegenüber dem Stand der Technik ermöglichen.

    [0024] Als Regler werden im Rahmen der Hilfsregelung Positionsregler (nicht Drehzahlregler) eingesetzt, da diese auch im Falle eines Stillstandes des Motors die Regelung gewährleisten. Die entsprechenden Regler 8.1, 8.2 (oder allfällige weitere Regler im Rahmen der Ausführungsvarianten) können separate Rechnereinheiten (bspw. mit digitalen Signalprozessoren oder Mikroprozessoren) enthalten oder aber auch als Modul der zentralen Rechnereinheit 10 ausgeführt sein.

    [0025] Die Erfindungsidee geht somit davon aus, unabhängige Antriebseinheiten bzw. -gruppen der Strecke separat zu regeln. Als Antriebsgruppe wird dabei eine Einheit verstanden, die mindestens einen Motor enhält, inklu­sive der durch diesen angetriebenen Walzen bzw. Führungs- oder Transportrollen. Eine solche Antriebsgruppe stellt bspw. im Ausführungs­beispiel nach Figur 2 die den Motor 7.2 enthaltende Gruppe 7.2, 7.4, 7.5, 5 und 6 dar. Eine bevorzugte Ausführungsform der Strecke sieht eine digitale Gleichlaufsteuerung der Antriebsgruppen für die Nominaleinstel­lungen vor. Dabei dient eine Antriebsgruppe als Leitantrieb. Die Rege­lung einer Antriebsgruppe kann dann durch Änderung der Nominaleinstel­lung erreicht werden.

    [0026] Dadurch wird es möglich, dass aus dem Gesamtregelsystem nur der Soll­wert für die Stellgrösse, das heisst den Wert oder eine Korrekturgrösse für den Verzug vorzugeben. Daneben ist zu berücksichtigen, dass die Hauptregelung gemäss der Erfindung sowohl kurzzeitige als auch langsa­me Störungen kompensiert werden sollen. Das erfindungsgemässe An­triebssystem ermöglicht eine vermaschte Regelung und nutzt damit die verbesserte Zeitabhängigkeit aus. Die Kontrollverbindungen 8.e, 8.h, 8.k ermöglichen ebenfalls kürzere Reaktionszeiten des Systems. Divergenzen der Antriebssysteme müssen nicht erst über einen geschlossenen Hauptegelkreis mit entsprechender Totzeit erfasst werden.

    [0027] Wesentliche Vorteile besitzt eine solche separate Regelung jeder An­triebsgruppe insbesondere auch dann, wenn mehrere Verzugsbereiche vor­gesehen sind, von denen jedoch nur einer oder nur ein Teil geregelt wer­den sollen bzw. müssen. Diejenigen Bereiche mit konstantem Verzug kön­nen durch blosse Sollwertvorgabe betrieben werden, ohne dass eine Rege­lung durch die Hauptregelung erfolgen müsste.

    [0028] Das erfindungsgemässe Regelprinzip gewährleistet eine sehr gute Ver­gleichmässigung auch bei unvorhergesehenen Änderungend der Betriebsbe­dingungen. Sowohl kurfristige Störungen als auch langsame Änderungen können im Rahmen dieser Regelung optimal kompensiert werden. Die durch eine Hauptregelung ermittelte Stellgrösse, hier bspw. für den Hauptverzug, dient als Eingangsgrösse für den entsprechenden Regler 8.2.

    [0029] Es soll hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt sein, dass sich die erfindungsgemässen Verfahren für alle Vorrichtungen der Textilindustrie eigenen, welche eine Regulierung eines Streckprozesses erfordern.


    Ansprüche

    1. Strecke mit einer Hauptregelung für das Streckwerk und minde­stens einer unabhängigen Antriebsgruppe für einen Verzugs­bereich, dadurch gekennzeichnet, dass die Antriebsgruppe (7.2, 7.4, 7.5, 5, 6) einen geschlossenen Hilfsregelkreis (8.c, 8.d) mit einem Regler (8.2) enthält.
     
    2. Strecke gemäss Anspruch 1 mit einem Haupt- und einem Vorver­zugsbereich, dadurch gekennzeichnet, dass sowohl der Antrieb (7.1) für den Vorverzugsbereich (11) als auch der Antrieb (7.2) für den Hauptverzugsbereich (12) je geschlossenen Hilfsregelkreis (8.1, 8.2) mit je einem Regler (8.1, 8.2) aufweisen, wobei die beiden Regler (8.1, 8.2) über eine Kontrollverbindung (8.e) mit­einander verbunden sind.
     
    3. Strecke gemäss Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Strecke mindestens eine unabhängige Antriebsgruppe (7.3, 1) für einen Förder-, einen Transportabschnitt oder für eine pro­zessmässig mit der Strecke verknüpfte Arbeitsstation enthält und diese Antriebsgruppe (7.3, 1) einen geschlossenen Hilfsregelkreis (8.f, 8.g) mit einem Regler (8.3) enthält.
     
    4. Strecke gemäss Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Regler (8.3) der unabhängigen Antriebsgruppe für diesen Förder- oder Transportabschnitt mindestens mit einem Regler (8.1, 8.2) eines Verzugsbereiches (11, 12) über eine Kontrollverbindung (8.h) verbunden ist.
     
    5. Strecke gemäss einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekenn­zeichnet, dass die Regler (8.1, 8.2) als Positionsregler ausgebildet sind.
     
    6. Verfahren zum Betrieb einer Strecke gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass den Reglern (8.1, 8.2, 8.3, 8.5) von einem Vorgabeorgan die Sollwerte für einen vorbestimmten Parameter (Drehzahl, bzw. Winkelstellung) der Antriebsgruppen vorgegeben werden und erstere die Antriebsgruppen während dem Betrieb im Rahmen des Regelbereiches auf dieser Nominalgeschwindigkeit halten solange keine Änderung der Sollwerte erfolgt.
     
    7. Verfahren zum Betrieb einer Strecke gemäss Anspruch 2 und 6, dadurch gekennzeichnet, dass bei Überschreiten des Regelberei­ches eines Reglers (8.1, 8.2) über die Kontrollverbindung (8.e) eine Sollwertanpassung mindestens einer Antriebsgruppe erfolgt.
     
    8. Verfahren zum Betrieb einer Strecke gemäss Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass eine digitale Gleichlaufregelung für die Nominaleinstellungen der Antriebsgruppen vorgesehen wird, die zur Regelung mindestens einer Antriebsgruppe verändert werden können.
     
    9. Strecke nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch ge­kennzeichnet, dass das Streckwerk, bzw. die Strecke in einer Kämmaschine zum Verziehen der von den Kämmköpfen gebildeten Faserbändern integriert ist.
     
    10. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Verfahren in Kombination zum Betrieb eines auf einer Kämmaschine integrierten Streck­werks zum Verziehen der von den Kämmköpfen gebildeten Faserbändern zur Anwendung kommt.
     




    Zeichnung










    Recherchenbericht