(19)
(11) EP 0 411 480 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
06.02.1991  Patentblatt  1991/06

(21) Anmeldenummer: 90114395.8

(22) Anmeldetag:  26.07.1990
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5F41A 23/34, F41H 7/02
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE FR GB IT SE

(30) Priorität: 02.08.1989 DE 3925616

(71) Anmelder: IBP Pietzsch GmbH
D-76275 Ettlingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Kauer, Harald, Dr.
    D-7505 Ettlingen 6 (DE)
  • Wiemer, Karl-Heinz, Dr.
    D-7505 Ettlingen 5 (DE)

(74) Vertreter: Liesegang, Roland, Dr.-Ing. et al
FORRESTER & BOEHMERT Franz-Joseph-Strasse 38
80801 München
80801 München (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Versuchsträger


    (57) Ein Versuchsträger mit einem Fahrgestell und einer für einen Turm od. dgl. bemessenen Öffnung im Fahrgestell umfaßt einen in die Öffnung austauschbar eingesetzten Kampfraumcontainer (4). Der Kampfraumcontainer umfaßt einen lösbar mit dem Fahrgestell verbundenen Korb (10) und ein lösbar mit dem Korb (10) verbundenes Dach (50). Dabei trägt der Korb weitgehend invariante Baugruppen (12) und/oder Geräte, während das Dach häufiger zu variierende Baugruppen und/oder Geräte trägt.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft einen Versuchsträger mit einem Fahrgestell und einer für einen Turm od. dgl. bemessenen Öffnung im Fahrgestell, der austauschbar in eine für einen Turm od. dgl. bemessene Öffnung im Fahrgestell eines Kampf­fahrzeuges aufnehmbar ist.

    [0002] Bei der Konzeption neuartiger Kampffahrzeuge werden Entwurf und Entwicklung durch Untersuchungen mit Versuchsträgern überprüft, welche sich nach ihren Haupteinsatzzwecken in drei Gruppen einteilen lassen:
    - Baugruppen-Versuchsträger dienen der Prüfung und Opti­mierung von einzelnen Baugruppen, wie der Waffenrichtan­lage, Aufklärungsbaugruppen und Feuerleitsensoren;
    - Verfahrens-Versuchsträger dienen der Entwicklung konzept-­spezifischer Verfahren wie Schießverfahren und Feuerleit­funktionen aber auch der Überprüfung logistischer und taktischer Aspekte;
    - Konfigurations-Versuchsträger dienen zur Ermittlung der optimalen Konfiguration einschließlich der geometrischen Aspekte der Baugruppen und Verfahren.

    [0003] Dabei werden in iterativer Optimierung Abläufe, Systeme und Baugruppen verbessert, wobei eine Interaktion zwischen den Optimierungszyklen zur Abstimmung der Baugruppen, Systeme und Verfahren aufeinander herzustellen ist.

    [0004] Am Beginn eines solches Optimierungsprozesses stehen For­derungen, welche mit bestehenden Systemen nicht mehr er­füllt werden können. Zur Erfüllung solcher Forderungen werden Ideen zu einem neuen Konzept entwickelt, das in die drei Klassen "Verfahren", "Baugruppen" und "Konfigura­tionen" unterteilbar ist. Das neue Konzept wird zunächst für Baugruppen und Verfahren untersucht, indem wechsel­wirkende Versuchs- und Optimierungszyklen durchgeführt werden. Sobald ein zufriedenstellender Optimierungsgrad erreicht ist, kann die Konfiguration einschließlich des Baus eines Konfigurations-Versuchsträgers begonnen werden. In diesem Punkt zeichnet sich jedoch ein Dilemma ab: Unter der Vorgabe realistischer Versuchsbedingungen muß der Konfigurations-Versuchsträger dem endgültigen angestrebten System so ähnlich wie möglich sein, d.h. einem Prototyp nahekommen. Andererseits kann ein solcher Prototyp nicht ohne weiteres kostengünstig modifiziert werden. Wenn sich im Verlauf der Erprobung negative Ergebnisse einstellen, muß zu einer grundlegenden Abhilfe erneut zum Stadium der Ideenfindung zurückgegangen werden. Beim herkömmlichen Vorgehen bei der Entwicklung besteht daher die Schwierig­keit, daß mit fortschreitender Konzeptpräzisierung eine Konzeptmodifizierung immer schwieriger und aufwendiger wird.

    [0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Versuchs­träger der eingangs genannten Art zu schaffen, der leicht an unterschiedliche Konfigurationsverfahren anpaßbar ist und mit geringem Aufwand eine interaktive Baugruppenopti­mierung ermöglicht.

    [0006] Zur Lösung dieser Aufgabe ist gemäß der Erfindung vor­gesehen, daß in die Öffnung ein Kampfraumcontainer aus­tauschbar einsetzbar ist, der zu erprobende Baugruppen und/oder Geräte trägt, daß der Kampfraumcontainer einen lösbar mit dem Fahrgestell verbundenen Korb aufweist, welcher von einem lösbar damit verbundenen Dach abgedeckt ist, daß der Korb weitgehend invariante Baugruppen und/oder Geräte aufnimmt, und daß das Dach häufiger zu variierende Baugruppen und/oder Geräte trägt.

    [0007] Mit dem Versuchstrager nach der Erfindung wird erreicht, daß eine "Konzeptstarre" im fortgeschrittenen Stadium einer Systementwicklung vermieden ist. Der Versuchsträger nach der Erfindung erlaubt die Optimierung von Konfigura­tionen und Baugruppen
    - unter den dynamischen Bedingungen von Feld- und Ge­fechtsversuchen,
    - unter Einbeziehung der Mannschaft als integralem Teil des Systems,
    - parallel zur Konfigurations- und Baugruppenoptimierung und
    - nicht erst nach vollständiger technischer Reife kon­zeptspezifischer Baugruppen,
    ohne daß bei jeder Veränderung einzelner, sensibler System­parameter, Baugruppen und/oder Geräte ein neuer Versuchs­träger erstellt werden muß.

    [0008] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen unter Schutz gestellt.

    [0009] Die Erfindung ist im folgenden anhand schematischer Zeich­nungen an einem Ausführungsbeispiel mit weiteren Einzel­heiten naher erläutert. Es zeigen:

    Fig. 1 die perspektivische Ansicht eines Beispiels für einen Versuchsträger nach der Erfindung;

    Fig. 2 in auseinandergezogener Darstellung die einzelnen Bestandteile eines auswechselbaren Kampfraumcon­tainers, der in den Versuchsträger nach Fig. 1 eingebaut ist, wobei teilweise zu Fig. 1 unter­ schiedliche Geräte am Kampfraumcontainer angeord­net sind, und

    Fig. 3 einen Teilschnitt durch einen Kampfraumcontainer nach der Erfindung in zusammengebautem Zustand.



    [0010] In den Figuren sind gleiche oder gleichwirkende Teile mit gleichen Bezugszahlen bezeichnet.

    [0011] Fig. 1 zeigt einen Versuchsträger nach der Erfindung. Ein Fahrgestell 20 weist ein Kettenlaufwerk 2 auf und beinhal­tet einen Antrieb und einen Fahrerplatz (nicht gezeigt). Im Fahrgestell 20 ist eine Öffnung vorgesehen, welche einen Kampfraumcontainer 4 aufnimmt. Von diesem Kampfraum­container 4 ist in der Darstellung nach Fig. 1 lediglich ein Dach 50 zu sehen, welches verschiedene Geräte trägt. Zu diesen Geräten gehören ein simuliertes Waffensystem, beispielsweise in Gestalt eines Laser-Schußsimulators 56, ein Visiergerät 54, ein Beobachtungsgerät 52 und ein sta­bilisiertes Sichtgerät 58 (DE-PS 33 28 031).

    [0012] Gemäß Fig. 2 umfaßt der Kampfraumcontainer 4 einen Korb 10, der in die Öffnung der Wanne 20 einsetzbar und lösbar damit verbindbar ist, wie im einzelnen anhand der Fig. 3 erläutert ist. Der Korb 10 enthält Kampfplätze 12 (bei dem gezeigten Ausführungsbeispiel insgesamt 4 Kampfplätze), zu denen je ein Richtgriff 14 und ein Monitor 16 gehören. Ferner ist im Korb 10 eine zentrale Elektronik 18 unter­gebracht. Der Korb 10 selbst hat einen Boden 11, der über vertikale Streben 13 über Schockdämpfer 30 auf einem zum Korb 10 gehörenden Stützring 32 abgestützt ist. Bei dem gezeigten Ausführungsbeispiel sind drei Streben 13 mit je einem Schockdämpfer 30 in Form eines Gummielementes um 90o versetzt zueinander vorgesehen. Außerdem gehört zum Korb ein stabilisierter Azimutantrieb 24, über welchen der Korb in der Öffnung des Fahrgestells 20 drehantreibbar ist. Die Geräte 52 bis 58 sind leicht auswechselbar in dem Dach 50 angeordnet. Alle in dem Kampfraumcontainer 4 angeordneten Komponenten 12 bis 18 und 52 bis 58 sind aufgrund der schockdämpfenden Aufhängung wirksam vor Erschütterungen geschützt, welche dem Fahrgestell bei Fahrt des Versuchs­trägers über unebenen Untergrund mitgeteilt werden.

    [0013] Fig. 3 zeigt die Konstruktion des Kampfraumcontainers 4 im einzelnen. Der Innenrand der Öffnung im Fahrgestell 20 ist von einem Ringflansch 21 umgeben, der in seinem oberen Teil einen feststehenden Lagerring 23 und in seinem unteren Teil einen feststehenden Drehkranz 22 mit einer Hohlradver­zahnung 25 trägt. Zwischen dem feststehenden Lagerring 23 und einem inneren Lagerring 27 ist ein Drahtlager 34 ange­ordnet. Mit dem inneren Lagerring 27 ist ein Stützring 32 verbunden, der jeweils um 90o versetzte Konsolen 33 trägt. Die drei Streben 13 des Korbes 10 stutzen sich über Gummi­elemente 30 auf den Konsolen 33 ab.

    [0014] Mit der Hohlradverzahnung 25 des Drehkranzes 22 wirken gegeneinander verspannte Zahnräder (nicht gezeigt) des stabilisierten Azimutantriebes 24 zusammen. Aufbau und Wirkungsweise dieses Azimutantriebes sind bekannt (DE-PS 27 27 582) und deshalb nicht im einzelnen beschrieben.

    [0015] Mit dem oberen Ende der Streben 13 ist eine Stützkonstruk­tion mit einem oberen Ring 17 und einem unteren Ring 19 verbunden.

    [0016] Mit dem oberen Stützring 17 ist das Dach 50 über Schrauben 51 lösbar verbunden. Der Innenraum des Korbes 10 ist gegen­über der äußeren Umgebung mittels eines Dichtungsringes 31 abgedichtet, der in einer am Stützring 32 ausgebildeten Nut aufgenommen ist und mit seiner Oberseite an die Unter­seite des unteren Ringes 19 der Stützkonstruktion 17, 19 des Korbes 10 angedrückt ist.

    [0017] Es ist ersichtlich, daß das Dach 50 und damit die von dem Dach 50 getragenenn Baugruppen und/oder Geräte nach Lösen der Schrauben 51 leicht von dem in der Öffnung montierten Korb 10 abgenommen und gewartet oder durch ein mit anderen Baugruppen und/oder Geräten bestucktes Dach ausgetauscht werden können. Dies verkürzt eine Erprobung neuer Baugrup­pen und/oder Komponenten im Feldversuch.


    Ansprüche

    1. Versuchsträger mit einem Fahrgestell und einer für einen Turm od dgl. bemessenen Öffnung im Fahrgestell, dadurch gekennzeichnet, daß in die Öffnung ein Kampfraumcontainer (4) austauschbar eingesetzt ist, der zu erprobende Baugruppen und/oder Geräte (12 bis 18; 52 bis 56) trägt, daß der Kampfraumcontainer einen lösbar mit dem Fahrgestell (20) verbundenen Korb (10) aufweist, wel­cher von einem lösbar damit verbundenen Dach (50) abgedeckt ist, daß der Korb (10) weitgehend invariante Baugruppen (12) und/oder Geräte (18) aufnimmt, und daß das Dach (50) häufiger zu variierende Baugruppen und/oder Geräte (52, 54, 56) trägt.
     
    2. Versuchsträger nach Anspruch 1, dadurch gekenn­zeichnet, daß der Korb (10) Kampfplätze (12) einschließlich der zugehörigen Instrumentierung (14, 16) und eine Zentralelektronik (18) und das Dach (50) minde­stens einen Waffensimulator (56), Aufklärungs- und Visier­geräte (52, 54) sowie ein Sichtgerät (58) tragen und daß der Korb (10) im Azimut drehbar in der Öffnung im Fahrge­stell (20) gelagert ist.
     
    3. Versuchsträger nach Anspruch 1 oder 2, dadurch ge­kenneichnet, daß das Fahrgestell (20) einen feststehenden Drehkranz (22) aufweist, und daß der Korb (10) über einen mit dem Drehkranz (22) zusammenwirkenden, am Korb (10) angeordneten stabilisierten Azimutantrieb (24) drehantreibbar ist.
     
    4. Versuchsträger nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Korb (10) mittels Schockdämpfern (30) im Fahrgestell (20) aufgehängt ist.
     
    5. Versuchsträger nach Anspruch 4, dadurch gekenn­zeichnet, daß der Korb (10) einen Boden (11) zur Aufnahme der Kampfplätze (12) und Streben (13) aufweist, welche über die an ihren oberen Enden angeordneten Schock­dämpfer (30) auf einem drehbaren Stützring (32) vertikal abgestützt sind, welcher seinerseits über ein Lager (34) am Fahrgestell (20) im Azimut drehbar abgestützt sind.
     
    6. Versuchsträger nach Anspruch 5, dadurch gekenn­zeichnet, daß drei Streben (13) mit drei Schock­dämpfer je um 90o versetzt am Umfang des Stützringes (32) angreifen.
     
    7. Versuchsträger nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Dach (50) mittels Schrauben (51) mit einem Stützteil (17) des Korbes (10) verbunden ist.
     




    Zeichnung