[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung eines an einem Bohrgestänge angeordneten Vollbohrwerkzeuges
aus Außenhülse und darin lösbar befestigtem, nach Lösen durch das Bohrgestänge hindurch
entfernbarem Mittelmeißel.
[0002] Im Rahmen der aus der Praxis bekannten Maßnahmen der genannten Art (vgl. hierzu Prospekt
"94 mm WIRELINE CORE BARREL System" der Firma Norton Christensen, Inc., Salt Lake
City, Utah/USA - ohne Veröffentlichungsdatum) hat die Ausbildung des Vollbohrwerkzeuges
aus zwei Teilen, nämlich der Außenhülse und dem Mittelmeißel, mit dem Bohrlochverlauf
nichts zu tun. Sie dient vielmehr dazu, ein Kernbohren ohne das ansonsten zum Austausch
des Vollbohrwerkzeuges gegen ein Kernrohr erforderliche vollständige Ziehen des Bohrgestänges
zu ermöglichen; nach Entfernen des Mittelmeißels kann nämlich das Kernrohr durch die
Außenhülse in die Bohrung eingeführt und in der Außenhülse festgelegt werden. Bezüglich
des Bohrverlaufes wird wie bei einteiligen Vollbohrwerkzeugen vorgegangen: Neigung
und Richtung der Bohrung werden in vorgegebenen Zeitabständen mit erheblichem Abstand
vom bzw. hinter dem Vollbohrwerkzeug im Bereich von das Meßergebnis nicht verfälschenden,
antimagnetischen Schwerstangen gemesssen. Der Istverlauf der Bohrung mit erheblichem
Abstand von der Bohrlochsohle stellt aber nur einen groben Anhaltswert für den Istverlauf
der Bohrung im Bereich der Bohrlochsohle dar und gibt überhaupt keine Auskunft über
die Tendenz des Bohrlochverlaufes im Bereich der Bohrlochsohle, so daß eine zuverlässige
Aussage über die im einzelnen für das Weiterbohren zutreffenden Maßnahmen nur sehr
schwer möglich ist, zumindest sehr viel Erfahrung voraussetzt. Alles das ist der
Grund dafür, daß insbesondere bei aus der Vertikalen abgelenkten Bohrungen größere
Abweichungen von Ist- und Sollverlauf der Bohrung bis heute unvermeidbar sind und
das Herstellen solcher Bohrungen sehr langwierig sowie kostenintensiv ist.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, anzugeben, wie man im Rahmen der eingangs
genannten Maßnahmen wesentlich schneller und einfacher als bisher zu Bohrungen mit
vorgegebenem Bohrverlauf kommt.
[0004] Hierzu lehrt die vorliegende Erfindung die eingangs genannte Verwendung, d. h. die
Verwendung eines an einem Bohrgestänge angeordneten Vollbohrwerkzeuges aus Außenhülse
und darin lösbar befestigtem, nach Lösen durch das Bohrgestänge hindurch entfernbarem
Mittelmeißel zum Zwecke der Herstellung von im Bohrlochverlauf vorgegebenen Bohrungen
und zwar mit der Maßgabe, daß von Zeit von Zeit nach Entfernen des Mittelmeißels
der Istverlauf der Bohrung an der Bohrlochsohle gemessen wird und anschließend mit
Mittelmeißel unter in Richtung des Sollverlaufs der Bohrung wirkenden Bohrbedingungen
weitergebohrt wird.
[0005] Die Erfindung geht hierbei von der Erkenntnis aus, daß die Verwendung des bekannten
zweiteiligen Vollbohrwerkzeuges im Zuge der Herstellung von Bohrungen überraschender
weise eine wesentlich größere Annäherung des Istverlaufs der Bohrung an deren Sollverlauf
ermöglicht, weil der Istverlauf nach Entfernen des Mittelmeißels im Bereich der Bohrsohle
gemessen werden kann und damit eindeutige Aussagen über die zu treffenden Maßnahmen
für das Weiterbohren gemacht werden können. Wie die Praxis gezeigt hat, können Bohrungen
jetzt wesentlich schneller und kostengünstiger hergestellt werden, hierzu trägt auch
bei, daß keine antimagnetischen Schwerstangen benötigt werden. Vorteilhaft ist auch,
daß ohne Ziehen des Vollbohrgestänges ein Kernbohren, insbesondere Seilkernbohren,
durch die Außenhülse hindurch möglich ist, was zur Beschleunigung der Exploration
ebenfalls beiträgt.
[0006] Für die weitere Ausgestaltung bestehen im Rahmen der Erfindung mehrere Möglichkeiten.
So ist die Außenhülse des Vollwerkzeuges vorzugsweise als Stabilicer ausgebildet,
d. h. an ihrer Außenseite mit schräg verlaufenden Stegen versehen. Der Mittelmeißel
kann mit Hilfe der Spülungsflüssigkeit entfernbar sein; vorteilhafter ist es jedoch,
wenn der Mittelmeißel mit einem Seil aus der Außenhülse und durch das Bohrgestänge
herausziehbar ist. In geräte- und bedienungstechnischer Hinsicht besonders einfach
ist es, wenn der Istverlauf der Bohrung bei um ein bestimmtes Maß samt Vollbohrwerkzeug
zurückgezogener Außenhülse mit einer in dieser verankerbaren Meßanordnung mit dann
im Bereich der Bohrsohle befindlichem Neigungs- und Richtungsfühler gemessen wird.
Die in Richtung des Sollverlaufs der Bohrung wirkenden Bohrbedingungen zum Weiterbohren
sind an sich bekannt; sie können durch Beibehaltung bzw. Änderung der Drehzahl des
Bohrgestänges, des Andruckes des Vollbohrwerkzeuges und/oder der Spülungsmenge, insbesondere
aber auch dadurch erreicht werden, daß ein entsprechender Mittelmeißel aus einem
Satz von Mittelmeißeln mit unterschiedlicher Schneid- und/oder Spülwirkung ausgewählt
wird.
[0007] Im folgenden wird die Erfindung anhand einer Zeichnung erläutert. Es zeigen in schematischer
Darstellung
Fig. 1 ein Bohrgestänge und Vollbohrwerkzeug in einem Bohrloch,
Fig. 2 einen Längsschnitt durch das Vollbohrwerkzeug gemäß Fig. 1.
[0008] Das dargestellte Vollbohrwerkzeug 1 ist an einem Übertage drehend antreibbaren Bohrgestänge
2 befestigt und besteht aus einer Außenhülse 3 sowie einem darin lösbar befestigten,
nach Lösen durch das Bohrgestänge 2 hindurch entfernbarem Mittelmeißel 4. Die Befestigung
des Mittelmeißels 4 in der Außenhülse 3 bedarf im einzelnen nicht der Beschreibung,
da entsprechende Befestigungsmaßnahmen 5 im Stand der Technik hinreichend bekannt
sind. Die Außenhülse 3 ist jedenfalls als Stabilicer ausgebildet, wozu außenseitig
schräg verlaufende Stege 6 vorgesehen sind. Der Mittelmeißel 4 ist mit einem Seil
7 aus der Außenhülse 3 und durch das Bohrgestänge hindurch nach Übertage herausziehbar,
was in Fig. 1 lediglich angedeutet ist.
[0009] Zum Herstellen einer im Bohrlochverlauf vorgegebenen Bohrung wird von Zeit zu Zeit
das Bohren unterbrochen, das Vollbohrwerkzeug 1 mit dem Bohrgestänge 2 um ein bestimmtes
Maß zurückgezogen, der Mittelmeißel 4 herausgezogen und eine in den Figuren nicht
dargestellte Meßanordnung in das Bohrgestänge 2 eingelassen, welche sich in der Außenhülse
3 verankert und einen dann zur Bohrsohle 8 hin vorstehenden Neigungs- und Richtungsfühler
aufweist. Mit dieser Meßanordnung wird der Istverlauf der Bohrung im Bereich der Bohrlochsohle
8 gemessen. Je nach Abweichung vom Sollverlauf wird mit in Richtung des Sollverlaufs
wirkenden Bohrbedingungen weitergebohrt. Es können dieselben oder aber auch geänderte
Bohrbedingungen sein. Letztere können z. B. durch Verwendung eines anderen Mittelmeißels
4 aus einem Satz verschiedener Mittelmeißel mit unterschiedlicher Schneid- und/oder
Spülwirkung erreicht werden.
1. Verwendung eines an einem Bohrgestänge (2) angeordneten Vollbohrwerkzeuges (1)
aus Außenhülse (3) und darin lösbar befestigtem, nach Lösen durch das Bohrgestänge
(2) hindurch entfernbaren Mittelmeißel (4) zum Zwecke der Herstellung von im Bohrlochverlauf
vorgegebenen Bohrungen und zwar mit der Maßgabe, daß von Zeit zu Zeit nach Entfernen
des Mittelmeißels (4) der Istverlauf der Bohrung an der Bohrlochsohle (8) gemessen
wird und anschließend mit Mittelmeißel (4) unter in Richtung des Sollverlaufs der
Bohrung wirkenden Bohrbedingungen weitergebohrt wird.
2. Verwendung nach Anspruch 1, wobei die Außenhülse (3) als Stabilicer ausgebildet
ist.
3. Verwendung nach Anspruch 1 oder 2, wobei der Mittelmeißel (4) mit einem Seil (7)
aus der Außenhülse (3) und durch das Bohrgestänge (2) herausziehbar ist.
4. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei der Istverlauf der Bohrung um
ein bestimmtes Maß samt Vollbohrwerkzeug (1) zurückgezogener Außenhülse (3) mit einer
in dieser verankerten Meßanordnung mit dann im Bereich der Bohrlochsohle (8) befindlichem
Neigungs- und Richtungsfühler gemessen wird.
5. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei mit geänderter Drehzahl, geändertem
Andruck und/oder geänderter Spülungsmenge weitergebohrt wird.
6. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei mit einem anderen Mittelmeißel
(4) aus einem Satz von Mittelmeißeln (4) mit unterschiedlicher Schneid- und/oder
Spülwirkung weitergebohrt wird.