[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Kälteanlage, in welcher
ein Kältemittel verdichtet, verflüssigt, verschiedenen Kälteverbrauchern zugeleitet,
dort entspannt und verdampft wird und anschließend wieder zum Verdichten zurückgeführt
wird, wobei bei dem Verfahren die Leistung der Kälteanlage gesteuert wird. Außerdem
ist eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens Gegenstand der Erfindung.
[0002] Derartige Kälteanlagen, auch als Verbundkälteanlagen bezeichnet, werden überall dort
eingesetzt, wo mehrere Geräte an verschiedenen Stellen und/oder bei verschiedenen
Temperaturen mit Kälte versorgt werden müssen. Beispielsweise sind in einem Supermarkt
mehrere Kühl- und Tiefkühlmöbel sowie etwa zusätzlich ein Kühlraum als Kälteverbraucher
an eine solche Anlage angeschlossen. Die Kälteanlage liefert jedem Kälteverbraucher
unter Druck stehendes, verflüssigtes Kältemittel an. Dieses wird bei den jeweiligen
Kälteverbrauchern entspannt und im indirekten Wärmeaustausch mit Kühlluft, welche
anschließend in den zu kühlenden Raum eingeleitet wird, verdampft. Das verdampfte
und unter niedrigem Druck stehende Kältemittel wird in den Kreislauf der Kälteanlage
zurückgeführt. Im allgemeinen wird durch eine individuelle Regelung der Temperatur
im zu kühlenden Raum jedes Kälteverbrauchers die momentan am Verdampfer abgegebene
Kälteleistung gesteuert. Ein Verfahren für eine derartige Regelung ist beispielsweise
Gegenstand einer gleichzeitig mit der vorliegenden Anmeldung eingereichten Patentanmeldung
(internes Aktenzeichen K 89/69).
[0003] Aus wirtschaftlichen Gründen ist es außerdem notwendig, die gesamte Kälteleistung
der Verbundanlage durch eine Regelung zu begrenzen, um Energie einzusparen. Dabei
wird die Leistung beim Verdichten und/oder beim Verflüssigen verringert, indem einzelne
der parallel arbeitenden Verdichter oder Verflüssigerventilatoren abgeschaltet bzw.
in ihrer Drehzahl reduziert werden. Als Regelgröße wird bei den bisher bekannten Verfahren
der Saugdruck, d.h. der Druck des gasförmigen Kältemittels vor dem Verdichten, verwendet.
Diese Größe ist zwar sehr einfach zu ermitteln, jedoch ist die bekannte Art der Regelung
ist recht grob und unempfindlich. Die Kälteleistung der Anlage muß daher aus Sicherheitsgründen
relativ hoch gewählt werden, um eine Unterversorgung der Kälteverbraucher und eine
damit verbundenes Verderbnis von Frischware auszuschließen. Die mit dem vorbekannten
Verfahren erreichbare Erhöhung der Wirtschaftlichkeit ist somit nicht zufriedenstellend.
[0004] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs
genannten Art zu entwickeln, welches wirtschaftlich besonders günstig arbeitet, indem
die von der Kälteanlage verbrauchte Energie möglichst gering gehalten wird.
[0005] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß der momentane Kältebedarf der einzelnen Kälteverbraucher
ermittelt und die Leistung der Kälteanlage in Abhängigkeit von der Gesamtheit der
ermittelten Kältebedarfswerte eingestellt wird.
[0006] Die Regelkreisläufe der einzelnen Kälteverbraucher steuern eine Stellgröße, beispielsweise
den Durchsatz an Kältemittel durch den Verdampfer, in Abhängigkeit von einer Regelgröße,
im allgemeinen der momentanen Temperatur im zu kühlenden Raum des jeweiligen Kälteverbrauchers
(Innenraumtemperatur). Diese Stellgröße ist ein sehr direktes Maß für den momentanen
Kältebedarf des Kälteverbrauchers. Erfindungsgemäß werden nun die Regelkreisläufe
der einzelnen Kälteverbraucher mit demjenigen der Verbundkälteanlage gekoppelt und
die momentanen Kältebedarfswerte der einzelnen Kälteverbraucher an die Verbundregelung
weitergeleitet. Die Gesamtheit der Kältebedarfswerte stellt dann eine sehr realistische
und auch praktisch handzuhabende Regelgröße für die Steuerung der Leistung der Kälteanlage
dar.
[0007] Vorzugsweise wird die Leistung der Kälteanlage im wesentlichen proportional zum arithmetischen
Mittel der ermittelten Kältebedarfswerte aller der Kälteanlage angeschlossenen Kälteverbraucher
eingestellt. Bei der Mittelung können die Werte der einzelnen Kälteverbraucher bei
Bedarf mit Gewichten versehen werden.
[0008] Als besonders günstig hat sich dabei erwiesen, wenn bei jedem Kälteverbraucher die
Temperatur in dem zu kühlenden Raum durch Steuerung einer Stellgröße geregelt wird
und der momentane Wert dieser Stellgröße als Maß für den Kältebedarf des jeweiligen
Kälteverbrauchers dient. Als Stellgröße wird vorzugsweise der Durchsatz von Kältemittel
durch den Verdampfer des jeweiligen Kälteverbrauchers verwendet.
[0009] Eine Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens umfaßt je einen
mikroprozessorgesteuerten Kälteverbraucherregler pro Kälteverbraucher, der mit einem
Temperaturmeßeingang und einem Steuerausgang und außerdem mit einer Datenleitung verbunden
ist, sowie einen mikroprozessorgesteuerten Verbundregler, der ebenfalls mit der Datenleitung
verbunden ist und außerdem Steuerausgänge aufweist, welche zu den Aggregaten der Kälteanlage,
beispielsweise zu Verdichtern und/oder Verflüssigerventilatoren führen.
[0010] Die Erfindung und weitere Einzelheiten der Erfindung werden im folgenden anhand einer
Zeichnung und eines Flußdiagrammes näher erläutert. Hierbei zeigen
Figur 1 ein Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Kälteanlage mit drei Kälteverbrauchern
und den zugehörigen Regeleinrichtungen in schematischer Darstellung und
Figur 2 ein Flußdiagramm, welches ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens
beschreibt.
[0011] Die Kälteanlage weist mehrere parallel geschaltete Verdichter 2 auf, welche Kältemittel
aus einer Verbundsaugleitung 1 ansaugen. Die Anzahl von Verdichtern beträgt im allgemeinen
2 bis 10, vorzugsweise 2 bis 8 . Das verdichtete Kältemittel wird zu einem Verflüssiger
3 geführt, in welchem es in indirektem Wärmeaustausch mit Luft kondensiert wird.
Der Verflüssiger steht im allgemeinen im Freien. Seine Außenflächen werden von Verflüssigerventilatoren
4 mit Außenluft beaufschlagt. Das zum größten Teil verflüssigte Kältemittel wird in
einem Sammler 5 eingeleitet, von dem aus nur der flüssige Anteil in die Verbundflüssigkeitsleitung
6 gelangt, welche das flüssige und unter Druck stehende Kältemittel zu den Kälteverbrauchern
7a, 7b, 7c führt.
[0012] Die Anzahl der angeschlossenen Kälteverbraucher 7a, 7b, 7c ist im Prinzip unbegrenzt;
die maximale Kälteleistung der Verbundanlage muß selbstverständlich entsprechend
ausgelegt sein.
[0013] Flüssiges Kältemittel wird über individuelle Flüssigkeitsleitungen 8a, 8b, 8c jedem
Kälteverbraucher 7a, 7b, 7c getrennt zugeführt. Dort wird es jeweils einem Expansionsventil
9 entspannt, in einen Verdampfer 10 eingeleitet und dort gegen über die Außenflächen
des Verdampfers 10 geleitete Kühlluft verdampft. Die Kühlluftführung innerhalb der
Kälteverbraucher 7a, 7b, 7c ist in Figur 1 der Einfachheit halber nicht darge stellt.
Entspanntes und verdampftes Kältemittel wird über die einzelnen Saugleitungen 11a,
11b, 11c wird in die Verbundsaugleitung 1 eingeführt und damit in den Kältemittelkreislauf
zurückgeleitet.
[0014] Für die individuelle Steuerung der Kälteleistung bei jedem Kälteverbraucher 7a, 7b,
7c wird im allgemeinen der Durchsatz an Kältemittel durch den Verdampfer 10 oder der
Druckunterschied beim Entspannen 9 eingestellt. Im Beispiel der Figur 1 wird der Durchsatz
an Kältemittel gesteuert. Grundsätzlich reicht dazu jeweils ein Ventil pro Kälteverbraucher
7a, 7b, 7c aus. Im Beispiel der Figur 1 ist sowohl für jede Flüssigkeitsleitung 8a,
8b, 8c als auch für jede Saugleitung 11a, 11b, 11c jeweils ein Magnetventil 12 bzw.
13 vorgesehen. Die Ventile werden durch je einen individuellen mikroprozessorgesteuerten
Kälteverbraucherregler 14a, 14b, 14c in Abhängigkeit von der jeweiligen Innenraumtemperatur
(Temperaturfühler 15) eingestellt (siehe oben erwähnte Patentanmeldung K 89/69).
[0015] Ein ebenfalls mikroprozessorgesteuerter Verbundregler 17 steuert die Verdichter 2
und im vorliegenden Beispiel einen der beiden Verflüssigerventilatoren 4. Erfindungsgemäß
sind die Kälteverbraucherregler 14a, 14b, 14c der einzelnen Kälteverbraucher 7a,
7b, 7c über eine Datenleitung 16, hier ein gemeinsamer Daten-und Adreßbus, mit dem
Verbundregler 17 verbunden.
[0016] Der Verbundregler 17 weist bei dem Ausführungsbeispiel weitere Ein- und Ausgänge
18, 19 auf. Leitung 18 stellt eine Sicherheitskette dar, die bei Ausfall eines Aggregates,
beispielsweise einer der Verdichter 2, unterbrochen wird. Über Leitung 19 kann gegebenenfalls
eine Warnung an das Bedienungspersonal abgegeben werden. Darüber hinaus können sowohl
der Verbundregler 17, als auch die Kälteverbraucherregler 14a, 14b, 14c über weitere
Datenleitungen mit einem zentralen Überwachungsgerät, beispielsweise einem Rechner,
der zusätzliche Aufgaben wie etwa die Steuerung von Beleuchtung oder Heizung erfüllt,
verbunden sein.
[0017] Ein Beispiel für die praktische Funktionsweise eines Programmes, welches den Verbundregler
17 steuert, ist aus dem Flußdiagramm in Figur 2 ersichtlich. Nach dem Einschalten
bzw. Zurücksetzen (Reset) des Gerätes (Schritt 1.1) erfolgt zunächst in Schritt 1.2
die Überprüfung der Konfiguration (zum Beispiel Art und Aufbau der Verbundanlage und
der angeschlossenen Kälteverbraucher usw.) und die entsprechende Voreinstellung des
Regelgerätes. Außerdem werden dabei interne Vorgänge des Mikroprozessors gestartet,
beispielsweise die Zeitmessung und die Initialisierung der Ein-/Ausgabekanäle.
[0018] Im folgenden Schritt 1.3 wird eine Voreinstellung bestimmter Parameter durchgeführt.
Dies betrifft vor allem die zunächst angenommenen Kältebedarfswerte, für die ja noch
keine aktuellen Daten vorliegen. Anschließend tritt das Programm in eine Endlosschleife
ein, aus der lediglich ein Ausschalten oder Zurücksetzen des Gerätes herausführt.
[0019] Als erster Schritt 2.1 der Schleife werden die aktuellen Regelparameter aus dem EEPROM
gelesen. Dabei handelt es sich beispielsweise um die Einstell- und Sollwerte der Kälteanlage
oder auch um speziellere Parameter, wie zum Beispiel die Verzögerungszeit zwischen
der Anforderung von zusätzlicher Kälteleistung und der Ausgabe von entsprechenden
Schaltsignalen an Verdichter bzw. Verflüssigerventilatoren. Im folgenden Schritt 2.2
werden die Tastatur und die digitalen Eingänge abgefragt. Falls über die Tastatur
eine Veränderung von Parametern angefordert wird, wird diese in 2.3 vorgenommen. Schritt
2.4 ermöglicht, falls gewünscht, eine Ausgabe von speziell ausgewählten Daten, wie
z.B.
- Anzahl der Verdichter und Verflüssigerventilatoren
- alle Arten von Verzögerungszeiten
- Anzahl der angeschlossenen Kälteverbraucher
- bisherige Laufzeit der einzelnen Verdichter
- Anzahl der laufenden Verdichter und Ventilatoren
- von einen Kälteverbraucher übermitteltes Warnsignal
[0020] Der Ausgabewunsch wir dem Gerät ebenfalls über die Tastatur mitgeteilt.
[0021] Anschließend (2.5) werden die Daten von den Kälteverbraucherreglern abgerufen, vor
allem die aktuellen Werte des Kältebedarfs. Zusätzlich können weitere Signale zwischen
Verbundregler und Kälteverbraucherreglern ausgetauscht werden, beispielsweise Warnmeldungen
bei Störungen, Überlastung oder Unterversorgung. Die Daten werden im Arbeitsspeicher
des Verbundreglers zwischengespeichert. In Schritt 2.6 wird aus den aktuellen Kältebedarfswerten
der einzelnen Kälteverbraucher ein Mittelwert errechnet, der unter Umständen mit Parametern
gewichtet wird, die von Größe und Bedeutung einzelner Kälteverbraucher abhängen.
[0022] Die Kälteleistung der Verbundanlage wird nun gemäß diesem Mittelwert eingestellt,
also exakt nach den momentanen Anforderungen der Kälteverbraucher. Dies geschieht
mit Hilfe der Ausgabe von Steuersignaien an Relais, welche die Verdichter bzw. die
Motoren der Verflüssigerventilatoren schalten (2.7). Zur Verfeinerung der Einstellung
der Kälteleitung können auch Drehzahlregelunden vorgesehen sein. Die Steuerung der
Verdichter erfolgt vorzugsweise im Rahmen einer Grundlastumschaltung, wie sie etwa
in der DE-OS 35 43 707 beschrieben ist.
[0023] Im letzten Schritt 2.8 vor der Rückkehr zum Schleifenbeginn werden zusätzliche Dienste
abgearbeitet, beispielsweise die Ermittlung des Warnzustandes (gegebenenfalls Ausgabe
einer Warnung an das Bedienungspersonal, zum Beispiel bei Ausfall eines Aggregates)
oder die Überwachung des Reifansatzes am Verflüssiger und der entsprechenden Abtauvorgänge.
1. Verfahren zum Betreiben einer Kälteanlage,, in welcher ein Kältemittel verdichtet
(2), verflüssigt (3), verschiedenen Kälteverbrauchern (7a, 7b, 7c) zugeleitet, dort
entspannt (9) und verdampft (10) wird und anschließend wieder zum Verdichten (2) zurückgeführt
wird (11a, 11b, 11c; 1), wobei bei dem Verfahren die Leistung der Kälteanlage gesteuert
wird, dadurch gekennzeichnet, daß der momentane Kältebedarf der einzelnen Kälteverbraucher
(7a, 7b, 7c) ermittelt und die Leistung der Kälteanlage in Abhängigkeit von der Gesamtheit
der ermittelten Kältebedarfswerte eingestellt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Leistung der Kälteanlage
im wesentlichen proportional zum arithmetischen Mittel der ermittelten Kältebedarfswerte
aller der Kälteanlage angeschlossenen Kälteverbraucher (7a, 7b, 7c) eingestellt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß bei jedem Kälteverbraucher
(7a, 7b, 7c) die Temperatur in dem zu kühlenden Raum durch Steuerung einer Stellgröße
geregelt wird und daß der momentane Wert dieser Stellgröße als Maß für den Kältebedarf
des jeweiligen Kälteverbrauchers (7a, 7b, 7c) dient.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Volumendurchsatz
des bei dem jeweiligen Kälteverbraucher (7a, 7b, 7c) entspannten und verdampften Kältemittels
als Maß für den Kältebedarf des jeweiligen Kälteverbrauchers (7a, 7b, 7c) verwendet
wird.
5. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 4, gekennzeichnet
durch je einen mikroprozessorgesteuerten Kälteverbraucherregler (14a, 14b, 14c) pro
Kälteverbraucher (7a, 7b, 7c) der jeweils mit einem Temperaturmeßeingang (20) und
einem Steuerausgang (21) und außerdem mit einer Datenleitung (16) verbunden ist, und
durch einen mikroprozessorgesteuerten Verbundregler (17), der ebenfalls mit der Datenleitung
(16) verbunden ist und außerdem Steuerausgänge (22, 23) aufweist, welche zu den Aggregaten
(2, 4) der Kälteanlage führen.