[0001] Die Erfindung betrifft ein Geschoß mit einem Innenraum, in welchem empfindliche Nutzlasten
und/oder elektronische Bauteile angeordnet sind, gemäß Oberbegriff des Patentanspruches
1.
[0002] Ein großkalibriges Trägergeschoß, z. B. im Artilleriekalibern 155 mm oder 203 mm,
in dessen Innenraum als ausstoßbare Nutzlast eine Vielzahl von kleinen Submunitionsgeschossen
(Bomblets) angeordnet sind, ist z. B. aus der DE-OS 38 41 908 bekannt (entsprechend
Figur 1 der vorliegenden Anmeldung). Die Zünd- und Sicherungseinrichtung eines derartigen
Submunitionsgeschosses besteht aus vielen feinmechanischen Kleinteilen, die innerhalb
eines Zündergehäuses angeordnet sind. Das Zündergehäuse schließt die innere Zündmechanik
nicht gasdicht nach außen ab.
[0003] Ein weiteres großkalibriges Lastenträgergeschoß mit drei im Innenraum eingestapelten
Submunitionsgeschossen ist z. B. aus der DE-OS 36 35 361 bekannt (entsprechend Figur
2 der vorliegenden Anmeldung). Diese Submunitionsgeschosse sind mit einer projektilbildenden
Ladung versehen und weisen einen Stabilisierungsfallschirm, eine zielsuchende Sensorik
mit Sende- und Empfangsantenne sowie weiterhin eine Energieversorgungseinheit und
ebenfalls eine Zünd- und Sicherungseinheit auf. Für die Einlagerung dieser peripheren
Bauteile der Submunitionsgeschosse ist im Trägergeschoß ein großvolumiger Stauraum
bzw. freizuhaltender Zwischenraum erforderlich.
[0004] Aus der DE-PS 36 19 791 ist weiterhin ein aus einem großkalibrigen Trägergeschoß
oder Raketengeschoß ausstoßbarer flug- und lenkfähiger Gefechtskopf mit Stabilisierungsflügeln
als Submunitionseinheit bekannt (entsprechend Figur 3 der vorliegenden Anmeldung).
Zur Endphasenlenkung und entsprechender Abstandszündung eines ersten projektilbildenden
Wirkteiles z. B. gegen Aktivpanzerungen und eines zweiten stachelbildenden Haupt-Wirkteiles
gegen die Hauptpanzerung des Zieles ist eine umfassende Zielerfassungssensorik und
Steuermechanik mit Zünd- und Elektronikeinheiten vorhanden.
[0005] Bei allen diesen bekannten Geschossen sind die Submunitionsgeschosse mit einer entsprechenden
Sprengstoffladung versehen. Nachteilig hierbei ist, daß aus der Sprengstoffmasse
Feuchtigkeit ausdiffundieren kann bzw. in der Gasatmosphäre (Luft) im freien Innenraum
des Geschoßkörpers vorhanden ist. Durch diese vorhandene Feuchtigkeit können - insbesondere
bei langer Lagerhaltung (bis zu 20 Jahren) oder Temperaturschwankungen - ungeschützte
Elektronikbauteile (Mikrochips, Kontakte, Leiterplatten etc.) oder feinmechanische
Kleinbauteile (Uhrwerke) in nachteiliger Weise zur Korrosion neigen und dadurch ihre
Funktionsfähigkeit verlieren.
[0006] In zukünftige moderne Geschosse werden immer kompliziertere Innenaufbauten eingesetzt.
Besonders elektronische Baugruppen werden hierbei zunehmend Verwendung finden. Die
Funktionssicherheit der Geschosse hängt jedoch von einem hundertprozentigen Korrosionsschutz
der inneren Baugruppen über die gesamte Lagerzeit ab. Es wird daher erforderlich,
die empfindlichen inneren Bauteile vor einer möglichen Korrosion zu schützen.
[0007] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, für gattungsmässige Geschosse eine Maßnahme
zum Schutz von empfindlichen inneren Bauteilen bzw. Natzlasten gegen Korrosion anzugeben.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß auf erstaunlich einfache Weise dadurch gelöst,
indem der freie Innenraum in dem Geschoß, in welchem die Bauteile bzw. Nutzlasten
angeordnet sind, mit einem Schutzgas ausgefüllt ist. Dabei kann das Schutzgas ein
Edelgas wie z. B. Argon (Ar), Helium (He), ein Inertgas wie z. B. Stickstoff (N₂)
oder ein Gas mit reduzierender Wirkung wie z. B. Kohlenmonoxid (CO), Wasserstoff (H₂),
Amoniak (NH₄), Methangas (CH₄) oder ein entsprechendes Gas sein.
[0009] Zweckmäßigerweise ist das Schutzgas dabei mit einem Überdruck zwischen normalem
Atmosphärendruck und 30 bar im Innenraum des Geschosses vorhanden. Die Höhe des Überdrukkes
ist entscheidend für die einzubringende Gasmenge und sollte in Abhängigkeit von der
Gasart, der Geschoßart, der Kalibergröße etc. gewählt werden.
[0010] Zum Laborieren der Trägergeschosse bestehen diese in der Regel aus zwei zusammensetzbaren
Teilen; so kann z. B. die Geschoßspitze (Ogive) oder der Geschoßboden vom restlichen
Geschoßkörper abschraubbar sein. In dem Verbindungsbereich dieser Geschoßteile ist
in der Regel eine O-Ring-Dichtung, und/oder ein Kleb- und Dichtungsmittel und/oder
ein äußerer Schutz- und Dichtungslack vorgesehen. Bei geringsten Beschädigungen (z.
B. Mikrohaarrisse nach einem Herabfallen des Geschosses) kann auf vorteilhafte Weise
bei einem erfindungsgemäßen Geschoß mit innerem Schutz der empfindlichen Bauteile
keine schädliche Feuchtigkeit von außen eindringen; durch den vorhandenen Überdruck
und die dadurch größere Gasmenge im Innenraum des Geschosses wirkt das Schutzgas als
Sperre und kann sehr langsam von innen nach außen entweichen, so daß ein einfacher
aber wirkungsvoller Langzeitschutz für die empfindlichen Bauteile gegeben ist.
[0011] Allgemein bekannt sind zwar klimafeste Transport- oder Lagerbehälter (Magazinkästen)
für Geschosse mit feuchtigkeitsaufsaugenden Mitteln wie z. B. Kieselgur. Eine derar
tige Maßnahme ist für das Innenleben von Geschossen wegen der nachteiligen Erhöhung
des Totlastanteiles jedoch nicht zweckmäßig; gerade zur Verringerung des Totlastanteiles
ist bei elektronischen Bauteilen z. B. auf ein Vergießen mit Kunstharz verzichtet
worden.
[0012] Ein erfindungsgemäßes Verfahren zum Schützen von empfindlichen Bauteilen oder Nutzlasten
im Innenraum eines Geschosses wird in der Maßnahme gesehen, daß der Innenraum durch
Spülen bzw. Fluten mit einem inerten Schutzgas von Feuchtigkeit oder Korrosionskeimlingen
(Partikel) gereinigt wird; danach wird der Innenraum durch Verbleiben des Schutzgases,
vorzugsweise mit einem gewissen Überdruck von beispielsweise ca. 3 bar, dauerhaft
gegen Korrosionsgefahr geschützt.
[0013] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispielen
näher erläutert und beschrieben.
[0014] Es zeigen:
Figur 1 ein bekanntes Trägergeschoß für eine Vielzahl von Submunitionsgeschossen,
Figur 2 ein anderes bekanntes Trägergeschoß für drei P-Ladungs-Submunitionsgeschosse
und
Figur 3 einen bekannten flug- und lenkfähigen Gefechtskopf mit Tandem-Hohlladung,
bei denen jeweils die erfindungsgemäße Lehre Anwendung finden soll.
[0015] In
Figur 1 ist mit der Bezugsziffer 10 ein bekanntes großkalibriges Bomblet-Trägergeschoß dargestellt,
in dessen Innenraum 12 eine Vielzahl (hier 49 Stück) von kleinen Submunitionsgeschossen
14 (Bomblets) eingelagert sind. Das Trägergeschoß 10 weist heckseitig einen Base-Bleed-Satz
16 zur Reichweitensteigerung auf und kann auf Entfernungen bis zu etwa 40 Kilometern
verschossen werden. Über einem Zielgebiet werden dann die Submunitionsgeschosse 14
mittels einer Ausstoßladung 18 aus dem Trägergeschoß 10 ausgestoßen. Der Ladungsraum
bzw. Innenraum 12 des Geschosses 10 ist dabei zum Schutz von korrosionsempfindlichen
feinmechanischen Bauteilen der nicht gasdicht abschließenden Zündergehäuse der Bombletgeschosse
mit einem unter Überdruck stehenden Schutzgas ausgefüllt. Der Überdruck des Schutzgases
sollte in Abhängigkeit von der Geschoßhüllenfestigkeit und des Volumens des Innenraumes
12 gewählt werden und kann zwischen 1 und 30 bar liegen. Entscheidend ist auch die
Kalibergröße bzw. der Geschoßdurchmesser. So kann es bei einem Granatgeschoß im Kaliber
40 mm z. B. zweckmäßig sein, das Schutzgas mit einem höheren Überdruck von z. B. 15
bar einzufüllen, um eine entsprechende ausreichende Menge des Gases für eventuelle
Leckagen vorrätig zu haben. Bei einem größeren Geschoß im Kaliber 203 mm kann es z.
B. ausreichend sein, wenn ein geringerer Überdruck von ca. 2 bar vorhanden ist.
[0016] Ein ähnliches, in
Figur 2 dargestelltes Trägergeschoß 20 weist in seinem Innenraum 22 drei intelligente Submunitionseinheiten
24 auf. Diese Submunitionseinheiten 24 sind jeweils mit einer projektilbildenden Ladung
38 belegt, die in einer Höhe von z. B. 120 bis 15 Meter über einem erfaßten und anvisierten
Zielobjekt abgefeuert wird. Dazu ist eine derartige Submunitionseinheit 24 funktionell
mit einem Rotationsfallschirm 26, einer zielsuchenden und zielerfassenden Sensorikeinheit
28 mit Sende- und Empfangsantenne 32 sowie weiterhin mit einer Energieversorgungseinheit
34 und Zünd- und Sicherungseinheit 36 ausgestattet. Diese Submunitionseinheiten 24
benötigen daher einen relativ großvolumigen Innenraum 22 im Trägergeschoß 20. Zum
Schutz der genannten Bauteile bzw. peripheren Submunitions-Geschoßteile ist der Innenraum
22 mit einem Inertgas bzw. Gasgemisch mit z. B. Helium ausgefüllt. Um eine größere
Menge des Inertgases im vorgegebenen Innenraum 22 unterbringen zu können, steht das
Inertgas unter einem gewissen Überdruck. So kann der Innenraum mit einem Volumen von
2,8 Litern (bei Atmosphärendruck) eine Gasmenge von 7,5 Litern bei einem Überdruck
von ca. 3 bar enthalten. Dies genügt für einen dauerhaften Schutz der Bauteile.
[0017] In
Figur 3 ist ein als größeres Submunitionsgeschoß ausgebildeter Gefechtskopf 40 dargestellt.
Der Gefechtskopf 40 weist gleichfalls einen Innenraum 42 mit darin angeordneten Baugruppen
auf. Der Gefechtskopf 40 kann z. B. aus einem großkalibrigen Trägergeschoß, einer
Rakete oder einem Flugzeug ausgestoßen werden und ist mittels ausschwenkbarer Stabilisierungsflügel
44 flugfähig und lenkbar. Zur Zielerfassung und Abstandszündung einer ersten Wirkladung
46 (P-Ladung) weist der Gefechtskopf 40 einen vorderseitigen Sensorkopf 48 auf. Dahinter
ist um ein die vordere Wirkladung 46 tragendes Zündabstandsrohr 52 (Stand-Off) für
die Haupthohlladung 54 eine Steuereinheit mit Gasgenerator 56 und seitlichen Steuerdüsen
58 angeordnet. Weiterhin sind dort eine Energieversorgungseinheit 62 und eine Zündeinrichtung
64 mit elektronischer Verzögerungsschaltung zur zeitverzögerten Initiierung der Haupthohlladung
vorgesehen.
Auch hier ist als Korrosionsschutz für die eingebauten Aggregate eine Füllung des
Innenraumes 42 mit einem unter Überdruck stehenden Schutzgas durchgeführt worden.
[0018] Die Erfindung kann bei allen Geschossen mit empfindlichen inneren Bauteilen Anwendung
finden, so z. B. auch bei Panzermunition, Mörsergeschossen, Granatgeschossen, Raketen,
Minen, Wasserbomben, Torpedos oder ähnlichen mit Sprengstoff gefüllten Ladungen.
Bezugszeichen-Liste
[0019]
10 Bomblet-Trägergeschoß
12 Innenraum 10
14 Bomblet
16 Base-Bleed-Satz
18 Ausstoßladung
20 Haupt-Trägergeschoß
22 Innenraum 20
24 Submunitionsgeschoß
26 Stabilisierungs-Fallschirm
28 Sensoreinheit
32 Antenne
34 Energieversorgungseinheit
36 Zündeinrichtung
38 P-Ladung
40 Gefechtskopf
42 Innenraum
44 Stabilisierungsflügel
46 vordere Wirkladung
48 Sensorkopf
52 Zündabstandsrohr
54 Hauptladung
56 Gasgenerator
58 Steuerdüse
62 Energieblock
64 Zündeinrichtung
1. Geschoß (10, 20, 40) mit einem Innenraum (12, 22, 42), in welchem Nutzlasten (14,
24, 46) oder elektronische Bauteile (28, 48, 64) angeordnet sind,
dadurch gekennzeichnet, daß zum Schutz der inneren Bauteile (28, 48, 64) bzw. Nutzlasten (14, 24, 46) der
Innenraum (12, 22, 42) des Geschosses (10, 20, 40) mit einem Schutzgas ausgefüllt
ist.
2. Geschoß nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß das Schutzgas ein Edelgas wie z. B. Argon (Ar), Helium (He), ein Inertgas wie
z. B. Stickstoff (N₂) oder ein Gas mit reduzierender Wirkung wie z. B. Kohlenmonoxid
(CO), Wasserstoff (H₂), Amoniak (NH₄), Methangas (CH₄) oder ein entsprechendes Gasgemisch
ist.
3. Geschoß nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß das Schutzgas mit einem Überdruck im Innenraum (12, 22, 42) des Geschosses (10,
20, 40) vorhanden ist.
4. Verfahren zum Schützen von empfindlichen Bauteilen (28, 48, 64) oder Nutzlasten
(14, 24, 46) im Innenraum (12, 22, 42) eines Geschosses (10, 20, 40) durch Spülen
bzw. Fluten des Innenraumes (12, 22, 42) mit einem Schutzgas und Verbleiben desselben
in dem Innenraum (12, 22, 42).