(57) Beschrieben wird ein schmelzbinderverfestigtes Spinnvlies aus tragenden Polyester-Filamenten
und als Schmelzbinder dienenden Polyester-Binderfilamenten. Das Flächengewicht des
Spinnvlieses liegt im Bereich zwischen 20 und 120 g/m², der Einzeltiter der tragenden
Filamente und Binderfilamente im Bereich zwischen l und 7 dtex, und der Anteil der
Binderfilamente unter 10 Gewichtsprozent. Es handelt sich hierbei um ein Leichtspinnvlies,
das sich durch eine besonders hohe dynamische Tüchtigkeit, d.h. einen besonders hohen
Widerstand gegen Wechselbelastungen auszeichnet. Das Leichtspinnvlies ist z. B.
als Verstärkung für Schuhe und Kleidungsstücke, als Trägermaterial für Vorhänge und
Jalousien, als Sitzbezug, Filterstoff u.s.w. verwendbar.
[0001] Die Erfindung betrifft ein schmelzbinderverfestigtes Spinnvlies aus tragenden Filamenten
und als Schmelzbinder dienenden Binderfilamenten, die aus Polyester bestehen.
[0002] Spinnvliese dieser Gattung sind zum Beispiel aus der DE-PS 22 40 437 und der DE-OS
36 42 089 bekannt. Diese vorbekannten Spinnvliese, bei denen sowohl die tragenden
Filamente wie auch die Binderfilamente aus Polyestern bestehen können, dienen insbesondere
als Verstärkungs- und Trägermaterialien in der Nadelfilz- und Tuftingherstellung.
Bei dem Spinnvlies nach der DE-PS 22 40 437 werden Filamente eines relativ groben
Einzeltiters von mehr als 8 dtex verwendet. Der Anteil der Binderfilamente ist relativ
hoch und liegt bei 10 bis 30%, vorzugsweise zwischen 15 und 25%. Bei dem Spinnvlies
nach der DE-OS 36 42 089 sind in den Beispielen Einzeltiter von 5 bzw. 12 dtex angegeben;
der Anteil der Binderfilamente liegt zwischen 10 und 50%, vorzugsweise zwischen 15
und 30%. Das Flächengewicht ist mit größer als 120 g/m² angegeben.
[0003] Ein ähnliches Spinnvlies ist in der DE-OS 34 19 675 beschrieben. Dieses Spinnvlies,
das als Verstärkungseinlage in Dach- und Dichtungsbahnen verwendet werden soll, besitzt
tragende Filamente aus Polyethylenglykolterephthalat und Binderfilamente aus Polybutylenglykolterephthalat.
Der Anteil der Binderfilamente soll 10 bis 30% betragen.In den Beispielen sind als
Werte für das Flächengewicht 100, 140 und 180 g/m², für den Einzeltiter 4,5 und 5,6
dtex sowie für den Anteil der Binderfilamente 10 bis 30% angegeben.
[0004] Bei all diesen vorbekannten Spinnvliesen handelt es sich somit um relativ schwere,
grobtitrige Spinnvliese mit einem vergleichsweise hohen Schmelzbinderanteil.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein schmelzbinderverfestigtes Spinnvlies
zu schaffen, das sich durch eine hohe dynamische Tüchtigkeit, d.h. einen hohen Widerstand
gegen Wechselbelastungen, auszeichnet.
[0006] Zur Lösung dieser Aufgabe ist ein schmelzbinderverfestigtes Spinnvlies der eingangs
angegebenen Gattung dadurch gekennzeichnet, daß das Flächengewicht des Spinnvlieses
im Bereich zwischen 20 und 120 g/ma, der Einzeltiter der tragenden Filamente und
Binderfilamente im Bereich zwischen 1 und 7 dtex und der Anteil der Binderfilamente
unter 10 Gewichtsprozent liegt.
[0007] Bei dem erfindungsgemäß ausgebildeten Spinnvlies handelt es sich um ein vergleichsweise
feintitriges Leichtspinnvlies mit niedrigem Flächengewicht und geringem Schmelzbinderanteil.
Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß das erfindungsgemäß ausgebildete Leichtspinnvlies
trotz eines relativ geringen Anteils an Binderfilamenten gute Festigkeitseigenschaften
besitzt. Insbesondere zeichnet sich das erfindungsgemäß ausgebildete Spinnvlies durch
eine hohe dynamische Tüchtigkeit aus. Das heißt, das Spinnvlies kann sehr gut einer
Wechselbelastung, z.B. einer Knickbelastung, ausgesetzt werden. Es ist daher besonders
geeignet als Verstärkung für Schuhe und Kleidungsstücke oder auch zur Verwendung
bei Vorhängen und Jalousien. Für die hohe dynamische Tüchtigkeit sind offensichtlich
das geringe Flächengewicht und der geringe Anteil der Binderfilamente sowie der vergleichsweise
feine Filamenttiter in Verbindung mit der gewählten Werkstoffpaarung (Polyester -
Polyester) verantwortlich.
[0008] Vorzugsweise liegt das Flächengewicht des Spinnvlieses zwischen 30 und 100 g/m²,
insbesondere 30 und 90 g/m², der Einzeltiter der Filamente zwischen 1 und 5 dtex,
insbesondere 1 und 4 dtex, und der Anteil der Binderfilamente zwischen 5 und 10 Gewichtsprozent.
Der Titer der Binderfilamente wird vorzugsweise kleiner als der Titer der tragenden
Filamente gewählt.
[0009] Die tragenden Filamente bestehen vorzugsweise aus Polyethylenterephthalat, während
der Schmelzbinder aus Polymeren besteht, deren Schmelzpunkt mehr als 10° C, insbesondere
30°C unter dem Schmelzpunkt der tragenden Filamente liegt. Bevorzugt wird als Schmelzbinder
Polybutylenterephthalat oder modifiziertes Polyethylenterephthalat mit entsprechend
abgesenktem Schmelzpunkt verwendet.
[0010] Insbesondere können zumindest die tragenden Filamente aus flammhemmend modifizierten
Polyestern, wie sie z. B. die DE-PS 23 46 787 beschreibt, bestehen. Bevorzugt bestehen
auch die Binderfilamente aus flammhemmend modifiziertem Rohstoff, z.B. aus Polybuthylenterephthalat,
insbesondere, wie es in der DE-PS 25 26 749 beschrieben ist.
[0011] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung wird mittels der Binderfilamente ein Antistatikum
wie z.B. Ruß in das Spinnvlies eingebracht.
[0012] Das erfindungsgemäß ausgebildete Spinnvlies kann insbesondere unter Verwendung einer
rotierenden Prallplatte und einer nachgeschalteten Leitfläche hergestellt werden,
wie dies z. B. in der DE-PS 27 13 241 beschrieben ist. Die Vliesablage erfolgt vorzugsweise
durch hintereinandergeschaltete Reihen von Spinndüsen, so daß eine Schichtstruktur
aus tragenden Filamenten und Binderfilamenten entsteht. Zweckmäßigerweise enthalten
die beiden äußeren Schichten keine Binderfilamente.
[0013] Es erfolgt bevorzugt keine Vernadelung der abgelegten Filamente, sondern nur eine
thermische Vorverfestigung, wie sie zum Beispiel in der DE-PS 33 22 936 beschrieben
ist, und eine sich daran anschließende endgültige thermische Verfestigung, z.B. mit
glatter oder profilierter Walze. Besonders bevorzugt erfolgt die thermische Verfestigung
durch Heißluft, z.B. in Siebtrommelfixierern, denen ein Prägewalzenpaar nachgeschaltet
ist.
[0014] Das erfindungsgemäß ausgebildete Leichtspinnvlies ist frei von harzigen Bindemitteln
und daher von Haus aus schwer entflammbar. Wie bereits erwähnt, kann die Schwerentflammbarkeit
durch geeignete Auswahl von flammhemmend modifizierten Rohstoffen für die tragenden
Filamente und die Binderfilamente noch verbessert werden. Diese flammfesten Leichtspinnvliese
können dann auch in brandgefährdeten Räumen eingesetzt werden, z. B. als Trägermaterial
für Vorhänge, Tapeten, Jalousien, oder als Bestandteile für Sitzbezüge in Fahrzeugen
oder Flugzeugen.
[0015] Besonders voluminöse Spinnvliese ergeben sich bei einem möglichst geringen Anteil
von Binderfilamenten und einer Siebtrommelfixierung. Diese Spinnvliese haben dann
auch eine Oberflächenstruktur mit vielen Faserenden, die die Haftung von Beschichtungsmaterialien
von PVC oder Bitumen deutlich erhöht. Derartige voluminöse Spinnvliese mit faserreicher
Oberfläche eignen sich auch zur Herstellung von Filterstoffen.
[0016] Der Zusatz von Antistatika, im einfachsten Fall von Ruß, im Schmelzzylinder erlaubt
darüberhinaus den Einsatz des erfindungsgemäß ausgebildeten Spinnvlieses in explosionsgefährdeten
Zonen oder auch als Filtermedium für Reinräume.
[0017] Die Anfärbbarkeit des Schmelzbinders kann an die der tragenden Filamente durch Modifikation
des Schmelzbinder-Rohstoffes angepaßt werden; stattdessen kann die unterschiedliche
Anfärbbarkeit auch zu interessanten Farbeffekten genutzt werden.
1. Schmelzbinderverfestigtes Spinnvlies aus tragenden Filamenten und als Schmelzbinder
dienenden Binderfilamenten, die aus Polyester bestehen, dadurch gekennzeichnet, daß das Flächengewicht des Spinnvlieses im Bereich zwischen 20 und 120 g/m², der
Einzeltiter der tragenden Filamente und Binderfilamente im Bereich zwischen 1 und
7 dtex und der Anteil der Binderfilamente unter 10 Gewichtsprozent liegt.
2. Spinnvlies nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Flächengewicht des Spinnvlieses im Bereich zwischen 30 bis 100 g/m² liegt.
3. Spinnvlies nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Flächengewicht des Spinnvlieses im Bereich zwischen 30 bis 90 g/m² liegt.
4. Spinnvlies nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Einzeltiter der tragenden Filamente und Binderfilamente im Bereich zwischen
1 und 5 dtex liegt.
5. Spinnvlies nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Einzeltiter der tragenden
Filamente und Binderfilamente im Bereich zwischen 1 und 4 dtex liegt.
6. Spinnvlies nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Einzeltiter der Binderfilamente kleiner ist als der der tragenden Filamente.
7. Spinnvlies nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Anteil der Binderfilamente über 5 Gewichtsprozent liegt.
8. Spinnvlies nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die tragenden Filamente aus Polyethylenterephthalat bestehen und der Schmelzbinder
aus Polymeren besteht, deren Schmelzpunkt mehr als 10°C unter dem Schmelzpunkt der
tragenden Filamente liegt.
9. Spinnvlies nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Schmelzpunkt der Polymeren mehr als 30°C unter dem Schmelzpunkt der tragenden
Filamente liegt.
10. Spinnvlies nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß der Schmelzbinder aus Polybutylenterephthalat oder modifiziertem Polyethylenterephthalat
mit entsprechend abgesenktem Schmelzpunkt besteht.
11. Spinnvlies nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die tragenden Filamente und Binderfilamente aus flammhemmend modifizierten
Polyestern bestehen.
12. Spinnvlies nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Binderfilamente ein Antistatikum, insbesondere Ruß, enthalten.