(19)
(11) EP 0 414 141 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
27.02.1991  Patentblatt  1991/09

(21) Anmeldenummer: 90115778.4

(22) Anmeldetag:  17.08.1990
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5D04H 1/54
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE DK ES FR GB GR IT LI LU NL SE

(30) Priorität: 21.08.1989 DE 3927505
09.09.1989 DE 3930100

(71) Anmelder: HOECHST AKTIENGESELLSCHAFT
D-65926 Frankfurt am Main (DE)

(72) Erfinder:
  • Vock, Günther, Dr.
    D-8903 Bobingen (DE)
  • Schöps, Michael
    D-8934 Grossaitingen (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Schmelzbinderverfestigtes Spinnvlies


    (57) Beschrieben wird ein schmelzbinderverfestigtes Spinnvlies aus tragenden Polyester-Filamenten und als Schmelzbinder dienenden Polyester-Binder­filamenten. Das Flächengewicht des Spinnvlieses liegt im Bereich zwischen 20 und 120 g/m², der Ein­zeltiter der tragenden Filamente und Binderfila­mente im Bereich zwischen l und 7 dtex, und der An­teil der Binderfilamente unter 10 Gewichtsprozent. Es handelt sich hierbei um ein Leichtspinnvlies, das sich durch eine besonders hohe dynamische Tüch­tigkeit, d.h. einen besonders hohen Widerstand ge­gen Wechselbelastungen auszeichnet. Das Leicht­spinnvlies ist z. B. als Verstärkung für Schuhe und Kleidungsstücke, als Trägermaterial für Vorhänge und Jalousien, als Sitzbezug, Filterstoff u.s.w. verwendbar.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein schmelzbinderverfestigtes Spinn­vlies aus tragenden Filamenten und als Schmelzbinder dienen­den Binderfilamenten, die aus Polyester bestehen.

    [0002] Spinnvliese dieser Gattung sind zum Beispiel aus der DE-PS 22 40 437 und der DE-OS 36 42 089 bekannt. Diese vor­bekannten Spinnvliese, bei denen sowohl die tragenden Fila­mente wie auch die Binderfilamente aus Polyestern bestehen können, dienen insbesondere als Verstärkungs- und Träger­materialien in der Nadelfilz- und Tuftingherstellung. Bei dem Spinnvlies nach der DE-PS 22 40 437 werden Filamente eines relativ groben Einzeltiters von mehr als 8 dtex ver­wendet. Der Anteil der Binderfilamente ist relativ hoch und liegt bei 10 bis 30%, vorzugsweise zwischen 15 und 25%. Bei dem Spinnvlies nach der DE-OS 36 42 089 sind in den Bei­spielen Einzeltiter von 5 bzw. 12 dtex angegeben; der Anteil der Binderfilamente liegt zwischen 10 und 50%, vorzugsweise zwischen 15 und 30%. Das Flächengewicht ist mit größer als 120 g/m² angegeben.

    [0003] Ein ähnliches Spinnvlies ist in der DE-OS 34 19 675 beschrieben. Dieses Spinnvlies, das als Verstärkungseinlage in Dach- und Dichtungsbahnen verwendet werden soll, besitzt tragende Filamente aus Polyethylenglykolterephthalat und Binderfilamente aus Polybutylenglykolterephthalat. Der Anteil der Binderfilamente soll 10 bis 30% betragen.In den Beispielen sind als Werte für das Flächengewicht 100, 140 und 180 g/m², für den Einzeltiter 4,5 und 5,6 dtex sowie für den Anteil der Binderfilamente 10 bis 30% angegeben.

    [0004] Bei all diesen vorbekannten Spinnvliesen handelt es sich so­mit um relativ schwere, grobtitrige Spinnvliese mit einem vergleichsweise hohen Schmelzbinderanteil.

    [0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein schmelzbinder­verfestigtes Spinnvlies zu schaffen, das sich durch eine hohe dynamische Tüchtigkeit, d.h. einen hohen Widerstand ge­gen Wechselbelastungen, auszeichnet.

    [0006] Zur Lösung dieser Aufgabe ist ein schmelzbinderverfestigtes Spinnvlies der eingangs angegebenen Gattung dadurch gekenn­zeichnet, daß das Flächengewicht des Spinnvlieses im Bereich zwischen 20 und 120 g/ma, der Einzeltiter der tragenden Fi­lamente und Binderfilamente im Bereich zwischen 1 und 7 dtex und der Anteil der Binderfilamente unter 10 Gewichtsprozent liegt.

    [0007] Bei dem erfindungsgemäß ausgebildeten Spinnvlies handelt es sich um ein vergleichsweise feintitriges Leichtspinnvlies mit niedrigem Flächengewicht und geringem Schmelzbinder­anteil. Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß das erfin­dungsgemäß ausgebildete Leichtspinnvlies trotz eines relativ geringen Anteils an Binderfilamenten gute Festigkeitseigen­schaften besitzt. Insbesondere zeichnet sich das erfindungs­gemäß ausgebildete Spinnvlies durch eine hohe dynamische Tüchtigkeit aus. Das heißt, das Spinnvlies kann sehr gut einer Wechselbelastung, z.B. einer Knickbelastung, aus­gesetzt werden. Es ist daher besonders geeignet als Verstär­kung für Schuhe und Kleidungsstücke oder auch zur Verwendung bei Vorhängen und Jalousien. Für die hohe dynamische Tüch­tigkeit sind offensichtlich das geringe Flächengewicht und der geringe Anteil der Binderfilamente sowie der vergleichs­weise feine Filamenttiter in Verbindung mit der gewählten Werkstoffpaarung (Polyester - Polyester) verantwortlich.

    [0008] Vorzugsweise liegt das Flächengewicht des Spinnvlieses zwi­schen 30 und 100 g/m², insbesondere 30 und 90 g/m², der Ein­zeltiter der Filamente zwischen 1 und 5 dtex, insbesondere 1 und 4 dtex, und der Anteil der Binderfilamente zwischen 5 und 10 Gewichtsprozent. Der Titer der Binderfilamente wird vorzugsweise kleiner als der Titer der tragenden Filamente gewählt.

    [0009] Die tragenden Filamente bestehen vorzugsweise aus Poly­ethylenterephthalat, während der Schmelzbinder aus Polymeren besteht, deren Schmelzpunkt mehr als 10° C, insbesondere 30°C unter dem Schmelzpunkt der tragenden Filamente liegt. Bevorzugt wird als Schmelzbinder Polybutylenterephthalat oder modifiziertes Polyethylenterephthalat mit entsprechend abgesenktem Schmelzpunkt verwendet.

    [0010] Insbesondere können zumindest die tragenden Filamente aus flammhemmend modifizierten Polyestern, wie sie z. B. die DE-­PS 23 46 787 beschreibt, bestehen. Bevorzugt bestehen auch die Binderfilamente aus flammhemmend modifiziertem Rohstoff, z.B. aus Polybuthylenterephthalat, insbesondere, wie es in der DE-PS 25 26 749 beschrieben ist.

    [0011] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung wird mittels der Binderfilamente ein Antistatikum wie z.B. Ruß in das Spinn­vlies eingebracht.

    [0012] Das erfindungsgemäß ausgebildete Spinnvlies kann insbeson­dere unter Verwendung einer rotierenden Prallplatte und einer nachgeschalteten Leitfläche hergestellt werden, wie dies z. B. in der DE-PS 27 13 241 beschrieben ist. Die Vliesablage erfolgt vorzugsweise durch hintereinander­geschaltete Reihen von Spinndüsen, so daß eine Schicht­struktur aus tragenden Filamenten und Binderfilamenten ent­steht. Zweckmäßigerweise enthalten die beiden äußeren Schichten keine Binderfilamente.

    [0013] Es erfolgt bevorzugt keine Vernadelung der abgelegten Fila­mente, sondern nur eine thermische Vorverfestigung, wie sie zum Beispiel in der DE-PS 33 22 936 beschrieben ist, und eine sich daran anschließende endgültige thermische Ver­festigung, z.B. mit glatter oder profilierter Walze. Beson­ders bevorzugt erfolgt die thermische Verfestigung durch Heißluft, z.B. in Siebtrommelfixierern, denen ein Präge­walzenpaar nachgeschaltet ist.

    [0014] Das erfindungsgemäß ausgebildete Leichtspinnvlies ist frei von harzigen Bindemitteln und daher von Haus aus schwer ent­flammbar. Wie bereits erwähnt, kann die Schwerentflamm­barkeit durch geeignete Auswahl von flammhemmend modifizier­ten Rohstoffen für die tragenden Filamente und die Binder­filamente noch verbessert werden. Diese flammfesten Leicht­spinnvliese können dann auch in brandgefährdeten Räumen eingesetzt werden, z. B. als Trägermaterial für Vorhänge, Tapeten, Jalousien, oder als Bestandteile für Sitzbezüge in Fahrzeugen oder Flugzeugen.

    [0015] Besonders voluminöse Spinnvliese ergeben sich bei einem mög­lichst geringen Anteil von Binderfilamenten und einer Sieb­trommelfixierung. Diese Spinnvliese haben dann auch eine Oberflächenstruktur mit vielen Faserenden, die die Haftung von Beschichtungsmaterialien von PVC oder Bitumen deutlich erhöht. Derartige voluminöse Spinnvliese mit faserreicher Oberfläche eignen sich auch zur Herstellung von Filter­stoffen.

    [0016] Der Zusatz von Antistatika, im einfachsten Fall von Ruß, im Schmelzzylinder erlaubt darüberhinaus den Einsatz des erfin­dungsgemäß ausgebildeten Spinnvlieses in explosionsgefähr­deten Zonen oder auch als Filtermedium für Reinräume.

    [0017] Die Anfärbbarkeit des Schmelzbinders kann an die der tragen­den Filamente durch Modifikation des Schmelzbinder-Rohstof­fes angepaßt werden; stattdessen kann die unterschiedliche Anfärbbarkeit auch zu interessanten Farbeffekten genutzt werden.


    Ansprüche

    1. Schmelzbinderverfestigtes Spinnvlies aus tragenden Filamenten und als Schmelzbinder dienenden Binderfilamenten, die aus Polyester bestehen, dadurch gekennzeichnet, daß das Flächengewicht des Spinnvlieses im Bereich zwischen 20 und 120 g/m², der Einzeltiter der tragenden Filamente und Bin­derfilamente im Bereich zwischen 1 und 7 dtex und der Anteil der Binderfilamente unter 10 Gewichtsprozent liegt.
     
    2. Spinnvlies nach Anspruch 1, dadurch gekennzeich­net, daß das Flächengewicht des Spinnvlieses im Bereich zwi­schen 30 bis 100 g/m² liegt.
     
    3. Spinnvlies nach Anspruch 2, dadurch gekennzeich­net, daß das Flächengewicht des Spinnvlieses im Bereich zwi­schen 30 bis 90 g/m² liegt.
     
    4. Spinnvlies nach mindestens einem der vorhergehen­den Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Einzeltiter der tragenden Filamente und Binderfilamente im Bereich zwi­schen 1 und 5 dtex liegt.
     
    5. Spinnvlies nach Anspruch 4, dadurch gekennzeich­net, daß der Einzeltiter der tragenden Filamente und Binder­filamente im Bereich zwischen 1 und 4 dtex liegt.
     
    6. Spinnvlies nach mindestens einem der vorher­gehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Einzel­titer der Binderfilamente kleiner ist als der der tragenden Filamente.
     
    7. Spinnvlies nach mindestens einem der vorher­gehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Anteil der Binderfilamente über 5 Gewichtsprozent liegt.
     
    8. Spinnvlies nach mindestens einem der vorher­gehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die tragen­den Filamente aus Polyethylenterephthalat bestehen und der Schmelzbinder aus Polymeren besteht, deren Schmelzpunkt mehr als 10°C unter dem Schmelzpunkt der tragenden Filamente liegt.
     
    9. Spinnvlies nach Anspruch 8, dadurch gekennzeich­net, daß der Schmelzpunkt der Polymeren mehr als 30°C unter dem Schmelzpunkt der tragenden Filamente liegt.
     
    10. Spinnvlies nach Anspruch 9, dadurch gekenn­zeichnet, daß der Schmelzbinder aus Polybutylenterephthalat oder modifiziertem Polyethylenterephthalat mit entsprechend abgesenktem Schmelzpunkt besteht.
     
    11. Spinnvlies nach mindestens einem der vorher­gehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die tragen­den Filamente und Binderfilamente aus flammhemmend modifi­zierten Polyestern bestehen.
     
    12. Spinnvlies nach mindestens einem der vorher­gehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Binder­filamente ein Antistatikum, insbesondere Ruß, enthalten.
     





    Recherchenbericht