[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Blöcken und Profilen durch
Strangpressen gemäß dem Gattungsbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Bei einem derartigen Verfahren, wie es aus der DE 36 43 016 61 bekannt ist, wird
eine Stahlschmelze durch Wasserverdüsung in kleinste Partikel zerstäubt, die mit einer
spratzigen Form erstarren. Dieses Stahlpulver wird zur Entfernung der die Einzelkörner
umgebenden Oxidhaut einer reduzierenden Glühung im Vakuum mit festem Kohlenstoff als
Reduktionsmittel unterzogen. Danach wird das Pulver zu scheibenförmigen Preßlingen
mit einer Dichte von mindestens 6 g/cm³ verpreßt. Die Preßlinge werden in einer Blechkapsel
zu einem Vorformling für das Strangpressen übereinander geschichtet. Die Blechkapsel
wird dann verschlossen und evakuiert, bevor sie nach Erwarmung in die Strangpresse
eingesetzt und zu dem gewünschten Block oder Profil ausgepreßt wird. Der an dem Block
oder Profil fest anhaftende Blechmantel der mitextrudierten Blechkapsel kann im Bedarfsfall
durch mechanische oder chemische Bearbeitung (z.B. Drehen, Schleifen bzw. Beizen)
leicht entfernt werden.
[0003] Dieses Verfahren hat den Vorteil, daß Vorformlinge von praktisch beliebiger Länge
hergestellt werden können, ohne daß es hierzu aufwendiger isostatischer Preßvorgänge
bedarf. Zur Erzeugung der scheibenförmigen Preßlinge ist nämlich lediglich eine konventionelle
Pulverpresse mit einem entsprechen3en Preßwerkzeug erforderlich.
[0004] In der DE 36 43 016 C1 ist zwar ausgeführt, daß die Preßlinge auch aus Mischungen
unterschiedlicher Stahlpulver gepreßt werden können. Es werden jedoch keinerlei Hinweise
gegeben auf eine Herstellung von Blöcken oder Profilen, die aus Schichten unterschiedlicher
Werkstoffe aufgebaut sind, wie dies z.B. bei innen- und/oder außenplattierten Rohren
der Fall ist.
[0005] Zur Herstellung plattierter Rohre nach dem Strangpreßverfahren ist es bekannt, als
Einsatzmaterial einen zusammengesetzten hohlen Vorformling zu verwenden, der aus einem
zylindrischen Hohlblock aus dem Trägerwerkstoff und aus einem weiteren diesen umgebenden
(im Falle der Außenplattierung) und/oder von diesem eingeschlossenen (im Fall der
Innenplattierung) Hohlblock aus dem Plattierungswerkstoff besteht. Die einzelnen Hohlblöcke
werden durch Ausbohren von Vollblöcken, also in sehr aufwendiger Weise hergestellt.
Damit die Oberfläche zwischen den Hohlblöcken nicht oxidiert und Fehlstellen im stranggepreßten
Rohr hervorruft, werden die Spalten zwischen den Hohlblöcken jeweils stirnseitig zugeschweißt,
bevor die Vorformlinge für das Strangpressen erwärmt werden. Da die Hohlblöcke grundsätzlich
aus Einsatzmaterial hergestellt werden, das durch Gießen erzeugt wurde, sind verfahrensbedingte
Werkstoffnachteile (z.B. Seigerungen, grobkörniges Gefüge) vielfach nicht zu vermeiden.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren anzugeben, das die Herstellung von Blöcken
und Profilen aus Stahl ermöglicht, die auf der inneren Oberfläche (bei Hohlprofilen)
und/oder der äußeren Oberfläche oder auf Teilen dieser Oberflächen mit einem andersgearteten
Werkstoff plattiert sind. Das Verfahren soll dabei Werkstoffeigenschaften gewährleisten,
wie sie vielfach nur auf pulvermetallurgischem Wege erzielbar sind, d.h. es soll insbesondere
ein seigerungsfreies feinkörniges Gefüge im extrudierten Block oder Profil sichergestellt
sein.
[0007] Gelöst wird diese Aufgabe durch ein gattungsgemäßes Verfahren mit den Merkmalen des
Patentanspruchs 1. Dieses Verfahren ist durch die Merkmale der Unteransprüche 2 bis
8 in vorteilhafter Weise ausgestaltbar.
[0008] Die Erfindung geht davon aus, daß die Blöcke oder Profile durch Strangpressen eines
erwärmten Vorformlings hergestellt werden, der in der aus der DE 36 43 016 C1 bekannten
Art aus übereinander gestapelten scheibenförmigen Preßlingen, die aus Stahlpulver
auf einer herkömmlichen Pulverpresse gepreßt und vorzugsweise danach gesintert wurden,
zusammengesetzt und von einer Blechkapsel vollständig eingeschlossen ist. Um die Plattierung
an der gewünschten Stelle der inneren und/oder äußeren Oberfläche des stranggepreßten
Erzeugnisses zu erhalten, ist der Vorformling in seiner Querschnittsfläche senkrecht
zur vorgesehenen Preßrichtung aus entsprechend bereichsweise unterschiedlichen Materialien
zusammengesetzt. Beispielsweise wird zur Herstellung eines außenplattierten Stahlrohres
ein Vorformling eingesetzt, dessen scheibenförmige Preßlinge eine zentrale Lochung
aufweisen, in die beim Strangpressen ein Innendorn oder Stopfen zur Formung der Rohrinnenoberfläche
eingreifen kann, und deren Peripherie aus dem gewunschten Plattierungswerkstoff gebildet
ist, während die übrigen Bereiche der Preßlinge aus dem Trägerwerkstoff bestehen.
[0009] Im Falle einer Innenplattierung ist die Werkstoffanordnung genau umgekehrt. Die Blechkapsel,
in die die Preßlinge eingesetzt werden, weist einen Innenmantel auf, der an der Mantelfläche
der zentralen Lochung anliegt.
[0010] Für die Herstellung der Preßlinge gibt es mehrere Möglichkeiten. So ist es grundsätzlich
möglich, die Preßlinge aus mehreren losen Teilen zusammenzusetzen, die jeweils einen
Bereich der Querschnittsfläche, der von einem bestimmten Material gebildet sein soll,
ausfüllen. Wesentlich ist in jedem Fall, daß die einzelnen Teile in sich möglichst
gleichmäßig und auch untereinander in gleichem Maße vorverdichtet sind (gleiche relative
Verdichtung), damit ein Produkt mit einer in Preßrichtung gleichbleibenden Flächenverteilung
der verschiedenen Werkstoffe über den Produktquerschnitt und mit vollständiger Porenfreiheit
erzeugt wird.
[0011] Wesentlich vorteilhafter im Hinblick auf den Handhabungsaufwand und auf die Einhaltung
gleicher Formteilhöhen und Dichte der Preßlinge ist es jedoch, die scheibenförmigen
Preßlinge einstückig, d.h. als Schichtverbundkörper zu erzeugen. Hierzu kann eine
Preßtechnik angewendet werden, wie sie im folgenden anhand der Figuren 1 bis 6, die
die verschiedenen Phasen des Preßzyklus an einem scheibenförmigen Preßling anhand
von Schnittbildern des Preßwerkzeugs zeigen, näher beschrieben wird. Der erzeugte
Preßling ist ein Hohlzylinder, der überwiegend aus einem Grundwerkstoff besteht, welcher
als Trägerwerkstoff für das daraus zu erzeugende Stahlrohr anzusehen ist. Der Preßling
weist eine äußere Mantelschicht aus einem hochwertigen Pulvermetall auf, das die Plattierungsschicht
des Stahlrohres bilden soll.
[0012] Die nachstehend beschriebene Verfahrensfolge basiert auf dem sogenannten Gegenpreßverfahren.
Selbstverständlich kann dieses Verfahren in etsprechend abgewandelter Form auch nach
dem sogenannten Matrizenabziehverfahren durchgeführt werden.
[0013] In Figur 1 ist die Füllstellung für die Einfüllung des Grundwerkstoffs 5, der den
überwiegenden Teil des scheibenförmigen Verbundformkörpers ausmacht, dargestellt.
Während sich der innere Unterstempel 4 in seiner unteren Füllstellung befindet, steht
der äußere Unterstempel 3 ebenso wie der zylindrische Kern 2 mit seiner oberen Stirnfläche
bündig zur Oberkante der Matrize 1 des Preßwerkzeugs.
[0014] Daher kann ein nicht dargestelltes Füllsystem in bekannter Weise über den zwischen
dem Kern 2 und dem äußeren Unterstempel 3 gebildeten Füllraum hinwegfahren und den
Füllraum oberflächenbündig mit dem Grundwerkstoff 5 füllen. Danach wird, während die
Matrize 1, der äußere Unterstempel 3 und der Kern 2 ortsfest bleiben, der Unterstempel
4 ein wenig abgesenkt, um den inneren Oberstempel 7 (Figur 2) herunterzufahren und
oben in den Formraum eintauchen zu lassen. Danach werden die Stempel 4 und 7 gleichmäßig
gegensinnig in den eingefüllten Grundwerkstoff 5 hineingepreßt, um diesen soweit zu
verdichten, daß ein ausreichend formstabiler Teilformkörper 5 entsteht, der nicht
mehr zerbricht, wenn der äußere Unterstempel 3, wie dies in Figur 3 dargesteljt ist,
nach unten abgezogen wird, um in seine Füllstellung zu gelangen. Der Teilformkörper
5 wird dabei mit seiner oberen Stirnfäche bündig zur Stirnfläche der Matrize 1 gefahren.
Zwischen der Matrize 1 und der äußeren Mantelfläche des Teilformkörpers 5 sowie des
bündig darunter stehenden inneren Unterstempels 4 ist hierdurch ein zweiter Füllraum
entstanden, der mittels eines zweiten, ebenfalls nicht dargestellten Füllsystems mit
einem hochwertigen Pulverwerkstoff 8 für die vorgesehene Plattierung oberflächenbündig
gefüllt wird.
[0015] Danach werden die beiden Unterstempel 3 und 4 gemeinsam geringfügig abgesenkt, um
die beiden Oberstempel 6 und 7 in die Öffnung der Matrize eintauchen zu lassen. Anschließend
wird der äußere Unterstempel 3 nach oben gefahren, bis er bündig mit dem Unterstempel
4 steht, so daß der Pulverwerkstoff 8 etwa die gleiche Vorverdichtung erfährt wie
der Grundwerkstoff 5 (Figur 4). Dann erst wird die Endverdichtung des Preßlings vorgenommen
(Figur 5), bis der Preßling die Dichte erreicht hat, die für das abschließende Strangpreßverfahren
gewünscht wird. Hierzu werden die beiden Oberstempel 6 und 7 und die beiden Unterstempel
3 und 4 bei stillstehender Matrize und unbewegtem Kern 2 bis in die Preßendstellung
gegeneinander gefahren. Nach Zurückziehen der beiden Oberstempel 6 und 7 werden die
Matrize 1 und der Kern 2 gemeinsam bei stillstehenden Unterstempeln 3 und 4 nach unten
abgezogen, so daß der gebildete scheibenförmige Preßling 5, 8 freigelegt wird. Dieser
kann dann als Verbundformkörper problemlos in der beschriebenen Weise mit anderen
Preßlingen in einer Blechkapsel aufeinander gestapelt werden.
[0016] Das geschilderte Verfahren kann selbstverständlich auch mit zahlreichen Abwandlungen
ausgeführt werden. So können beispielsweise die beiden Oberstempel 6 und 7 auch zu
einem einzigen Oberstempel zusammengefaßt sein. In diesem Fall wäre zur Erzeugung
des Teilformkörpers 5 während der Vorverdichtung der äußere Unterstempel 3 mit dem
auf ihn stoßenden Oberstempel 6, 7 nach unten zu bewegen.
[0017] Um bei dem Plattierungswerkstoff 8 ebenso wie bei dem Grundwerkstoff 5 eine möglichst
gleichmäßige Vorverdichtung zu erzielen, könnte vor Beginn der Vorverdichtung nach
Eintauchen der Oberstempel 6 und 7 in die Matrize 1 zunächst der Oberstempel 7 gemeinsam
mit dem Unterstempel 4 und ggf. gemeinsam mit dem Kern 2 nach unten gefahren werden,
bis der zwangsläufig mitgenommene Formteilkörper 5 eine symmetrische Höhenlage zur
Pulversäule 8 erreicht hat. Hierdurch wird sichergestellt, daß der Oberstempel 6 um
den gleichen Weg in den Pulverwerkstoff 8 hineinbewegt wird wie der Unterstempel 3.
[0018] Das vorstehend für die Herstellung von Stahlrohren mit kreisförmigen Querschnitt
beschriebene Verfahren läßt sich in sinngemäßer Abwandlung ohne weiteres auch auf
die Herstellung von eckigen Rohren oder sonstigen geschlossenen Profilen sowie auch
offene Profile und auch auf Blöcke mit geschlossenem Profil anwenden. Es ist ohne
weiteres möglich, den Plattierungswerkstoff so in den Preßlingen anzuordnen, daß nach
dem Strangpressen des daraus hergestellten Vorformlings der Plattierungswerkstoff
nur an bestimmten Stellen der Oberfläche des erzeugten Profils erscheint.
[0019] Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Blöcke und Profile weisen
eine vollständig porenfreie Struktur auf. Die Übergänge zwischen den einzelnen Teilen
der ursprünglichen Preßlinge und die Übergänge zwischen den übereinander gestapelten
Preßlingen sind in dem stranggepreßten Produkt nicht mehr als Trennstellen erkennbar,
sondern zeigen einen vollständig homogenen Verbund. Das erfindungsgemäße Verfahren
erlaubt es, Vorformlinge für die Herstellung von als Verbundformkörper ausgebildeten
Strangpreßprodukten in nahezu beliebiger Größe aus pulverförmigem Ausgangsmaterial
zu erzeugen, ohne daß es dazu aufwendiger apparativer Einrichtungen bedarf.
1. Verfahren zur Herstellung von Blöcken oder Profilen durch Strangpressen von erwärmten
Vorformlingen aus mindestens einem Stahlpulver, welches durch Wasserzerstäubung einer
Stahlschmelze hergestellt, einer reduzierenden Glühung Unterworfen und anschließend
zu Scheibenförmigen Preßlingen mit einer Dichte von mindestens 6 g/cm³ verdichtet
wird, wobei die Vorformlinge in der Weise gebildet werden, daß die in ihrer Scheibenform
der Querschnittsform des Vorformlings entsprechenden Preßlinge bis zu einer gewünschten
Höhe in einer Blechkapsel übereinandergeschichtet werden, daß die Blechkapsel danach
verschlossen und evakuiert wird und daß im Bedarfsfall nach dem Strangpressen die
durch die ausgestreckte Blechkapsel gebildete Ummantelung von dem Block oder Profil
abgearbeitet wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Herstellung plattierter Blöcke und Profile Preßlinge eingesetzt werden, die
in den der gewünschten Plattierungszone entsprechenden Bereichen aus dem Plattierungswersktoff
gebildet sind.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß Preßlinge eingesetzt werden, die aus mehreren Teilen zusammengesetzt sind.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß Preßlinge eingesetzt werden, die jeweils als Schichtverbundkörper ausgebildet
sind.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Herstellung der Preßlinge ein Preßwerkzeug mit einer Matrize, mindestens einem
Oberstempel und mindestens zwei unabhängig voneinander verfahrbaren Unterstempeln
eingesetzt wird, dessen Formraum entsprechend der gewünschten Werkstoffschichtung
in einzeln zu öffnende, zu füllende und zu verdichtende, horizontal nebeneinander
liegende Bereiche eingeteilt ist, daß in einem ersten Schritt lediglich ein Bereich
oder mehrere nicht unmittelbar benachbarte Bereiche des Formraumes mit dem oder den
jeweiligen Pulverwerkstoffen gefüllt und bis zur Erzielung einer Formstabilität vorverdichtet
werden, daß in einem zweiten oder ggf. weiteren Schritten jeweils der oder die noch
nicht gefüllten Bereiche des Formraumes mit dem jeweiligen Pulverwerkstoff gefüllt
und in entsprechender Weise vorverdichtet werden und daß anschließend im Preßwerkzeug
eine gemeinsame Endverdichtung aller Bereiche des Preßlings auf die für das abschließende
Strangpressen gewünschte Dichte erfolgt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Herstellung von Hohlprofilen Preßlinge eingesetzt werden, die eine Lochung
aufweisen und daß die verwendete Blechkapsel mit einem der Lochung entsprechenden
Innenmantel versehen ist.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Herstellung außenplattierter Hohlprofile Preßlinge eingesetzt werden, an deren
äußerem Umfang eine ringförmig geschlossene Schicht des Plattierungswerkstoffs angeordnet
ist.
7. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Herstellung innenplattierter Hohlprofile Preßlinge eingesetzt werden, um deren
Lochung herum eine ringförmig geschlossene Schicht des Plattierungswerkstoffs angeordnet
ist.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Preßlinge vor dem Strangpressen gesintert werden.