[0001] Die Erfindung betrifft neue primäre Aminogruppen aufweisende Copolymerisate von
olefinisch ungesättigten Monomeren, ein Verfahren zur Herstellung der neuen Verbindungen
und ihre Verwendung als Bindemittel oder Bindemittelkomponente.
[0002] Primäre Aminogruppen aufweisende Copolymerisate von olefiniSch ungesättigten Monomeren
sind bereits bekannt.
[0003] Die EP-A-0 101 962 beschreibt beispielsweise Polymerisate mit primären Aminogruppen,
ein Verfahren zu ihrer Herstellung und ihre Verwendung. Die Herstellung dieser aminofunktionellen
Polymerisate erfolgt dergestalt, daß in einem ersten Schritt ein hydroxylhaltiger
Ester aus einer α,β-olefinisch ungesättigten Mono- oder Dicarbonsäure und einem zweiwertigen
Alkohol, z.B. Hydroxyethylacrylat mit einem Diisocyanat in einem Äquivalentver hältnis
von NCO- zu OH-Gruppen von größer als 1 : 1 umgesetzt wird. Daraus resultiert ein
α,β-olefinisch ungesättigtes Mono- oder Diisocyanat, welches in einem zweiten Schritt
mit anderen Monomeren zu einem isocyanatfunktionellen Copolymerisat radikalisch polymerisiert
wird. In einem dritten Schritt werden die Isocyanatgruppen des erhaltenen Copolymerisats
mit überschüssiger Mineralsäure (konz. HCl) und Wasser unter Abspaltung von CO₂ in
Ammoniumsalze überführt und anschließend in einem vierten Schritt durch Basenzusatz
(methanolische KOH) neutralisiert. Es resultieren Copolymerisate mit freien Aminogruppen.
Dieses Verfahren hat jedoch den Nachteil, daß schon bei dem ersten Schritt, der Herstellung
von isocyanatfunktionellen Monomeren, keine vollständig einheitlichen 1 : 1-Addukte
erhalten werden, was in dem zweiten Schritt, der Polymerisation, zu vernetzten Produkten
führen kann, wenn zuvor kein aufwendiges Reinigungsverfahren durchgeführt wurde.
Ein weiterer Nachteil besteht in der sehr aufwendigen Herstellung der aminofunktionellen
Polymerisate mit insgesamt vier Reaktionsschritten. Weiterhin erweist sich bei diesem
Verfahren als nachteilig, daß die Gefahr besteht, daß unter den drastischen Hydrolyse-
und Neutralisationsbedingungen (konz. HCl, KOH) nicht nur die Hydrolyse der Isocyanatgruppen,
sondern auch eine teilweise Verseifung der (Meth)acrylsäureestereinheiten stattfindet,
was einen Abbau des Polymeren zur Folge hat.
[0004] Die EP-A-0 179 954 beschreibt Zweikomponenten-Beschichtungssysteme aus aminofunktionellen
und epoxyfunktionellen Polyacrylatsystemen. Dabei erfolgt die Herstellung des aminofunktionellen
Polymers dergestalt, daß in einem ersten Schritt unter Verwendung von (Meth)acrylsäure
als funktionellem Monomer zusammen mit anderen Monomeren ein carboxylfunktionelles
Copolymerisat hergestellt wird. Zur Einführung der Aminogruppen wird dieses Copolymerisat
mit Propylenimin umgesetzt, wobei eine Ringöffnung unter Ausbildung von primären Aminogruppen
erfolgt. Ein schwerwiegender Nachteil dieses Verfahrens besteht in der Tatsache, daß
Propylenimin, wie Ethylenimin, eine äußerst gefährliche Substanz ist, die sich im
Tierversuch als eindeutig krebserzeugend erwiesen hat.
[0005] In den US-Patenten 4 659 770 und 4 699 936 werden aminofunktionelle Copolymerisate
beschrieben, die als Bindemittelkomponente in Zweikomponentenlacken Anwendung finden.
Ihre Herstellung erfolgt dergestalt, daß zunächst aminofunktionelle (Meth)acrylatmonomere
dadurch synthetisiert werden, daß Alkandioldi(meth)acrylate wie z.B. Hexandioldiacrylat
in solchen Mengenverhältnissen mit Diaminen umgesetzt werden, daß 1 : 1 Addukte resultieren,
welche sowohl freie Aminogruppen als auch ungesättigte (Meth)acrylatgruppen aufweisen.
Diese aminofunktionellen Monomeren werden anschließend mit anderen ungesättigten
Monomeren copolymerisiert, wobei aminofunktionelle Copolymerisate erhalten werden.
Als nachteilig erweist sich bei diesem Verfahren, daß die Herstellung und Verarbeitung
der aminofunktionellen Monomeren nicht unproblematisch ist. So kann nicht ausgeschlossen
werden, daß neben den gewünschten 1 : 1-Addukten auch höhermolekulare Oligomere
entstehen, die sich bei dem späteren Copolymerisationsprozeß als die Gelbildung för
dernde, ungesättigte Vernetzer erweisen. Als weiterer Nachteil ist anzuführen, daß
Monomere, welche zugleich eine ungesättigte, aktivierte (Meth)acrylatdoppelbindung
und eine freie, primäre Aminogruppe aufweisen, nicht lagerstabil sind, weil beide
Gruppierungen miteinander schon bei Raumtemperatur eine Additionsreaktion eingehen.
Diese Additionsreaktion läuft bei erhöhten Temperaturen, wie z.B. den angegebenen
Reaktionstemperaturen (90 - 100°C) noch erheblich schneller ab, so daß dabei unerwünschte
Nebenreaktionen ablaufen können, die gelierte Produkte zur Folge haben. Als besonders
nachteilig erweist sich bei diesem Verfahren auch, daß bei radikalischen Copolymerisationsprozessen,
bei denen Aminogruppen vorliegen, stets stark dunkel gefärbte Produkte entstehen,
die z.B. für die Anwendung als Bindemittel für hochwertige Lacke völlig ungeeignet
sind.
[0006] Es war die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe, neue Copolymerisate, welche primäre
Aminogruppen aufweisen, bereitzustellen, die nicht mit den genannten Nachteilen des
Standes der Technik behaftet sind. Die neuen Copolymerisate sollen durch Verwendung
von ungefährlichen, preiswerten, allgemein zugänglichen Rohstoffen leicht und ohne
Komplikationen herstellbar sein und sich in üblichen organischen Lösungsmitteln gut
lösen, wobei möglichst farblose bis wenig gefärbte Polymerlösungen resultieren.
[0007] Diese Aufgabe konnte durch die Bereitstellung der nachstehend näher beschriebenen
Copolymerisate gelöst werden.
[0008] Gegenstand der Erfindung sind Copolymerisate mit einem als Gewichtsmittel bestimmten
Molekulargewicht Mw von 1.500 - 75.000 von olefinisch ungesättigten Verbindungen,
gekennzeichnet durch einen Gehalt an primären Aminogruppen von 0,1 - 4,5 Gew.-% in
Form von in die Polymerkette eingebauten Struktureinheiten der Formel (I)

wobei
Q für einen gesättigten aliphatisch-cycloaliphatischen Kohlenwasserstoffrest steht,
wie er durch Entfernung der Aminogruppen aus einem aliphatisch-cycloaliphatischen
diprimären Diamin mit einer an ein primäres Kohlenstoffatom gebundenen Aminogruppe
und einer an ein sekundäres oder tertiäres Kohlenstoffatom gebundenen Aminogruppe
erhalten wird.
[0009] Gegenstand der Erfindung ist auch ein Verfahren zur Herstellung dieser Copolymerisate,
welches dadurch gekennzeichnet ist, daß man in einem ersten Reaktionsschritt
a) 1 - 40 Gew-Teile copolymerisierbare anhydridfunktionelle Monomere
und
b) 60 - 99 Gew.-Teile sonstige copolymerisierbare Monomere der allgemeinen Formeln
(II), (III) und (IV)

wobei
R₆ für einen linearen oder verzweigten aliphatischen Kohlenwasserstoffrest mit 1
- 18 Kohlenstoffatomen und/oder einem Hydroxyalkylrest mit 2 bis 4 Kohlenstoffatomen
steht,
R₇ für Wasserstoff, einen Methyl-, Ethyl-, Chlor- oder Fluorsubstituenten steht,
R₈ für einen aromatischen Kohlenwasserstoffrest mit 6 - 12 Kohlenstoffatomen, eine
Alkoxylgruppe mit 2 - 7 Kohlenstoffatomen oder eine Aminocarbonylgruppe, die gegebenenfalls
am Stickstoff, gegebenenfalls Etherbrücken aufweisende, Alkylsubstituenten mit 1
- 6 Kohlenstoffatomen tragen, steht, und
R₉ bezüglich seiner Bedeutung der für R₆ gemachten Definition entspricht, jedoch
mit R₆ nicht identisch sein muß,
durch radikalisch initiierte Copolymerisation in ein anhydrid-, bzw. anhydrid- und
hydroxyfunktionelles Copolymerisat überführt und in einem zweiten Reaktionsschritt
das so erhaltene Copolymerisat durch Reaktion mit Diaminen der Formel
H₂N-Q-NH₂
unter Ausbildung von Struktureinheiten der Formel (I) zur Reaktion bringt,
wobei
Q die obengenannte Bedeutung hat,
die Menge des eingesetzten Diamins einem Äquivalentverhältnis von an ein primäres
Kohlenstoffatom gebundenen Aminogruppen zu im Copolymerisat gebundenen Säureanhydridgruppen
von mindestens 1 : 1 entspricht und
Art und Mengenverhältnisse der Reaktionspartner im übrigen so gewählt werden, daß
die resultierenden Copolymerisate einen Gehalt an primären Aminogruppen von 0,1 -
4,5 Gew.-% aufweisen.
[0010] Gegenstand der Erfindung ist auch die Verwendung der neuen Copolymerisate als Bindemittel
oder Bindemittelkomponente für lösungsmittelhaltige Beschichtungsmittel, Dichtmassen,
Klebstoffe oder Druckfarben.
[0011] Die erfindungsgemäßen Copolymerisate enthalten 0,1 - 4,5, vorzugsweise 0,3 - 3,0
Gew.-% an primären Aminogruppen und weisen ein als Gewichtsmittel bestimmtes, nach
der Methode der Gelpermeationschromatographie ermittelbares Molekulargewicht (Standard
Polystyrol) von 1.500 bis 75.000, vorzugsweise 2.000 bis 50.000 und besonders bevorzugt
2.500 bis 30.000 auf. Die primären Aminogruppen liegen in den Copolymerisaten in Form
von Struktureinheiten der bereits oben genannten allgemeinen Formel (I) und vorzugsweise
in Form von in die Polymerketten eingebauten Struktureinheiten der allgemeinen Formel
(V)

vor, wobei
R₁ für Wasserstoff oder einen Alkylrest mit 1 - 4 Kohlenstoffatomen, vorzugsweise
ein Methylrest steht,
R₂ und R₃ für gleiche oder verschiedene Reste stehen und jeweils einen zweiwertigen
gesättigten aliphatischen Kohlenwasserstoffrest mit 1 - 6, vorzugsweise 1 - 5 Kohlenstoffatomen,
bedeuten, wobei die Summe der Anzahl der Kohlenstoffatome der Reste R₂ und R₃ 3 -
8, vorzugsweise 4 - 6, beträgt,
R₄ für Wasserstoff oder einen Alkylrest mit 1 - 4 Kohlenstoffatomen, vorzugsweise
für Wasserstoff oder einen Methylrest steht,
R₅ für einen zweiwertigen, gesättigten aliphatischen Kohlenwasserstoffrest mit 1 -
4, insbesondere 1 - 3 Kohlenstoffatomen steht und
n für 0 oder 1 steht.
[0012] Die Herstellung der erfindungsgemäßen Copolymerisate kann beispielsweise nach dem
erfindungsgemäßen Verfahren erfolgen. Hierbei wird in der ersten Reaktionsstufe zunächst
ein intramolekulares Carbonsäureanhydridgruppen aufweisendes Copolymerisat A′) hergestellt,
welches anschließend in einer zweiten Stufe durch Umsetzung mit geeigneten Diaminen
in die erfindungsgemäßen aminofunktionellen Copolymerisate A) überführt wird.
[0013] Zur Herstellung der Copolymerisate A′) wird vorzugsweise ein Monomerengemisch verwendet,
welches aus
a) 1 - 40, vorzugsweise 2 - 30 Gew.-Teilen copolymerisierbaren, Anhydridgruppen enthaltenden
Monomeren und
b) 60 - 99, vorzugsweise 70 - 98 Gew.-Teilen sonstigen copolymerisierbaren Monomeren
der allgemeinen Formeln (II), (III) und (IV)

besteht, wobei
R₆ für einen linearen oder verzweigten aliphatischen Kohlenwasserstoffrest mit 1 bis
18 Kohlenstoffatomen und/oder einen Hydroxyalkylrest mit 2 - 4 Kohlenstoffatomen
steht,
R₇ für Wasserstoff, einen Methyl-, Ethyl-, Chlor- oder Fluorsubstituenten steht,
R₈ für einen aromatischen Kohlenwasserstoffrest mit 6 - 12 Kohlenstoffatomen (hierunter
sollen auch aliphatische Substituenten aufweisende aromatische Reste verstanden werden),
eine Alkoxygruppe mit 2 - 7 Kohlenstoffatomen oder eine Aminocarbonylgruppe, die
gegebenenfalls am Stickstoff, gegebenenfalls Etherbrücken aufweisende, Alkylsubstituenten
mit 1 - 6 Kohlenstoffatomen tragen, steht, und
R₉ bezüglich seiner Bedeutung der für R₆ gemachten Definition entspricht, mit R₆
jedoch nicht identisch zu sein braucht.
[0014] Typische Beispiele für Monomere a) sind z.B. Itaconsäureanhydrid, Maleinsäureanhydrid,
wobei Maleinsäureanhydrid bevorzugt ist.
[0015] Unter den Monomeren b) sind insbesondere solche der genannten allgemeinen Formeln
bevorzugt, für welche
R₆ für einen linearen oder verzweigten aliphatischen Kohlenwasserstoffrest mit 1 -
8 Kohlenstoffatomen und/oder einen Hydroxyalkylrest mit 2 - 4 Kohlenstoffatomen steht,
R₇ für Wasserstoff oder eine Methylgruppe steht,
R₈ für einen aromatischen Kohlenwasserstoffrest mit 6 - 12 Kohlenstoffatomen (hierunter
sollen auch aliphatische Substituenten aufweisende aromatische Reste verstanden werden),
eine Alkoxygruppe mit 2 - 7 Kohlenstoffatomen oder eine Aminocarbonylgruppe, die
gegebenenfalls am Stickstoff einen, gegebenenfalls Etherbrücken aufweisenden, Alkylsubstituenten
mit 1 - 6 Kohlenstoffatomen trägt, steht, und
R₉ bezüglich seiner Bedeutung der zuletzt für R₆ gemachten Definition entspricht.
[0016] Typische Beispiele für geeignete bzw. bevorzugte Reste R₆ bzw. R₉ sind Methyl-, Ethyl-,
n-Propyl, Isopropyl-, n-Butyl-, Isobutyl-, n-Pentyl-, n-Hexyl-, 2-Ethylhexyl-, n-Octyl-,
n-Decyl- oder n-Dodecyl- 2-Hydroxyethyl-, 3-Hydroxypropyl- oder 2-Hydroxypropyl- und
4-Hydroxybutyl.
[0017] Typische Beispiele für geeignete bzw. bevorzugte Reste R₈ sind Wasserstoff-, Methyl-,
Ethyl-, Chlor- und Fluorreste.
[0018] Typische Beispiele für geeignete bzw. bevorzugte Reste R₇ sind aliphatische Reste
der soeben für R₆ beispielhaft genannten Art, mit Ausnahme von Methyl- und Hydroxyalkylresten
und außerdem Phenyl-, Cyclohexyl-, 2-, 3- und 4-Methylphenyl-, Propoxy-, n-Butoxy-
oder Aminocarbonyl-Reste.
[0019] Bei der Herstellung der Copolymerisate A′) können grundsätzlich beliebige Gemische
von Monomeren a) einerseits und b) andererseits zum Einsatz gelangen, wobei jedoch
solche Copolymerisate A′) bevorzugt sind, die aus einem Monomerengemisch hergestellt
werden, dessen Komponente b) sich zu 5 - 50 Gew.-% aus Estergruppen-freien Monomeren
der oben genannten allgemeinen Formel zusammensetzen, die bevorzugt ihrerseits zu
50 - 100 Gew.-% aus Styrol bestehen.
[0020] Die Herstellung der Copolymerisate A′) kann durch Copolymerisation der beispielhaft
genannten Monomeren nach üblichen radikalischen Polymerisationsverfahren erfolgen,
wie beispielsweise Masse- oder Lösungspolymerisation.
[0021] Dabei werden die Monomeren bei Temperaturen von 60 - 200°C, vorzugsweise 80 - 160°C
(in Anwesenheit von Hydroxylgruppen aufweisenden Monomeren vorzugsweise bei 80 -
140°C) in Gegenwart von Radikalbildnern und gegebenenfalls Molekulargewichtsreglern
copolymerisiert.
[0022] Die Copolymerisation wird vorzugsweise in inerten Lösungsmitteln bei Feststoffgehalten
von 30 - 95 Gew.-% durchgeführt. Geeignete Lösungsmittel sind beispielsweise Ester
wie Propylacetat, Butylacetat, Isobutylacetat, sec.-Butylacetat, Amylacetat, Hexylacetat,
Benzylacetat, Ethylpropionat, Butylpropionat, Isobutylisobutyrat, Ethoxypropylacetat,
Propylenglykolmethyletheracetat, Oxohexylacetat (®Exxate 600), Oxoheptylacetat (®Exxate
700), z.B. Ether wie Diisopropylether, Dibutylether, Dioxan, Dimethyldiglykol, Kohlenwasserstoffe
wie Benzin, Terpentinöl, Solventnaphta, Terpene, Hexan, Heptan, Octan, Cyclohexan,
Toluol, Xylol, Ethylbenzol, Ketone wie Methylethylketon, Methylisobutylketon, Methyl-n-amylketon,
Methylisoamylketon, Diethylketon, Ethylbutylketon, Diisopropylketon, Cyclohexanon,
Methylcyclohexanon, Isophoron oder beliebige Gemische derartiger Lösemittel.
[0023] Bevorzugt sind solche Lösemittel, deren Siedepunkt bei Normalbedingungen ≧ 110°C
beträgt und solche Lösemittel, die mit Wasser ein Azeotrop bilden wie z.B. Xylol,
Butylacetat, Solventnaphta, Oxohexylacetat.
[0024] Die Copolymerisation kann kontinuierlich oder diskontinuierlich erfolgen. Üblicherweise
wird in einem Poly merisationsreaktor gleichmäßig und kontinuierlich die Monomermischung
und der Initiator eindosiert und gleichzeitig die entsprechende Menge Polymerisat
kontinuierlich abgeführt. Vorzugsweise können so chemisch nahezu einheitliche Copolymere
hergestellt werden. Chemisch nahezu einheitliche Copolymere können auch hergestellt
werden, indem man die Reaktionsmischung mit konstanter Geschwindigkeit in einen Rührkessel
einlaufen läßt, ohne das Polymerisat abzuführen.
[0025] Man kann auch einen Teil der Monomeren beispielsweise in Lösungsmitteln der genannten
Art vorlegen und die restlichen Monomeren und Hilfsmittel getrennt oder gemeinsam
in diese Vorlage bei der Reaktionstemperatur eintragen.
[0026] Im allgemeinen erfolgt die Polymerisation bei einem Überdruck von 0 - 20 bar. Die
Initiatoren werden in Mengen von 0,05 - 15 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmenge der
Monomeren, eingesetzt.
[0027] Geeignete Initiatoren sind übliche Radikalstarter wie z.B. aliphatische Azoverbindungen
wie Azodiisobuttersäurenitril, Azo-bis-2-methylvaleronitril, 1,1′-Azo-bis-1-cyclohexannitril
und 2,2′-Azo-bis-isobuttersäure-alkylester; symmetrische Diacylperoxide, z.B. Acetyl-,
Propionyl- oder Butyrylperoxid, mit Brom-, Nitro-, Methyl- oder Methoxygruppen substituierte
Benzoylperoxide, Laurylperoxide; symmetrische Peroxidicarbonate, z.B. Diethyl-, Diisopropyl-,
Dicyclohexyl- sowie Dibenzoylper oxidicarbonat; tert.-Butylperoxy-2-ethylhexanoat,
tert.-Butylperbenzoat oder tert.-Butylphenylperacetat sowie Peroxycarbonate wie z.B.
tert.-Butyl-N-(phenylperoxy)carbonat oder tert.-Butyl-N-(2-, 3- oder 4-chlorphenylperoxy)-carbonat;
Hydroperoxide wie beispielsweise tert.-Butylhydroperoxid Cumolhydroperoxid; Dialkylperoxide
wie Di-cumylperoxid; tert.-Butyl-cumylperoxid oder Di-tert.-butylperoxid.
[0028] Zur Regelung des Molekulargewichtes der Copolymerisate können übliche Regler bei
der Herstellung eingesetzt werden. Beispielhaft genannt seien tert.-Dodecyl-mercaptan,
n-Dodecylmercaptan oder Diisopropylxanthogendisulfid. Die Regler können in Mengen
von 0,1 - 10 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmenge der Monomeren, zugegeben werden.
[0029] Die bei der Copolymerisationsreaktion anfallenden Lösungen der Copolymerisate A′)
können dann ohne weitere Aufarbeitung der Modifizierungsreaktion zugeführt werden
Selbstverständlich ist es jedoch auch möglich, die Copolymerisate destillativ von
gegebenenfalls noch vorliegenden Restmengen an nicht umgesetzten Monomeren und gegebenenfalls
Lösungsmittel zu befreien und die als Destillationsrückstand vorliegenden Copolymerisate
A′) zu modifizieren.
[0030] Zur Herstellung der aminofunktionellen Copolymerisate A) werden die Carbonsäureanhydridgruppen
enthaltenden Copolymerisate A′) mit geeigneten Diaminen der Formel (VI)
H₂N-Q-NH₂ (VI)
vorzugsweise der Formel (VII)

modifiziert, wobei
Q, R₁, R₂, R₃, R₄, R₅ und n die bereits oben genannte Bedeutung bzw. bevorzugte Bedeutung
haben.
[0031] Besonders gut geeignete derartige Diamine sind z.B. 1-Amino-1-methyl-4(3)-aminomethylcyclohexan,
welches im allgemeinen als Gemisch der 4- und 3-Aminomethyl-Isomeren vorliegt, 1-Amino-1-methyl-4-(4-aminobut-2-yl)-cyclohexan,
1-Amino-1,2,2-trimethyl-3-(2-aminoethyl)-cyclopentan oder 1-Amino-3-aminomethyl-3,5,5-trimethylcyclohexan
(IPDA).
[0032] Geeignet sind jedoch auch z.B. 1-Amino-1-n-butyl-3-(4-aminobut-1-yl)-cyclopentan,
1-Amino-1-ethyl-4-n-butyl-4-(4-aminobut-1-yl)-cyclohexan oder 1-Amino-1,2-dimethyl-3-ethyl-3-aminomethylcyclopentan.
[0033] Die Herstellung der beispielhaft genannten Diamine mit einer an ein primäres Kohlenstoffatom
gebundenen Aminogruppe und einer an ein tertiäres Kohlenstoffatom gebundenen Aminogruppe
ist beispielsweise in der EP-A-0 153 561 (= US-A-4 613 685) beschrieben.
[0034] Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Modifizierungsverfahrens werden die anhydridfunktionellen
Copolymerisate A′) und die Diamine in solchen Mengen eingesetzt, die einem Äquivalentverhältnis
von an ein primäres Kohlenstoffatom gebundenen Aminogruppen zu Säureanhydridgruppen
von mindestens 1 : 1, im allgemeinen 1 : 1 bis 2 : 1, vorzugsweise 1 : 1 bis 1,5 :
1 und besonders bevorzugt von 1 : 1 bis 1,2 : 1, entsprechen.
[0035] Geeignete Lösungsmittel für die Modifizierungsreaktion, bei der zunächst eine Ringöffnung
des Anhydridringes durch die an das primäre Kohlenstoffatom gebundene Aminogruppe
unter Ausbildung einer Halbamidstruktur erfolgt, und bei der anschließend wieder
eine Ringschlußreaktion unter Wasserabspaltung und Ausbildung einer Imidgruppe abläuft,
sind z.B. die bei der Herstellung der anhydridfunktionellen Copolymerisate A′) bevorzugt
verwendeten Lösungsmittel.
[0036] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird das Diamin, das auch aus einem Gemisch von
mehreren Diaminen der genannten Art bestehen kann, gegebenenfalls zusammen mit geeigneten
Lösungsmitteln vorgelegt, auf Temperaturen ≧ 80°C erhitzt und dann bei Temperaturen
von 80 bis 200°C, bevorzugt bei 100 bis 150°C, das gelöste anhydridfunktionelle Copolymerisat
zudosiert. Dabei kann die Reaktionsführung so gewählt werden, daß parallel zur Zugabe
des Polymerisats das Reaktionswasser am Wasserabscheider azeotrop abdestilliert wird.
Nach einer Verfahrensvariante kann auch zunächst die gesamte Menge anhy dridfunktionellen
Copolymerisats zugegeben und im Anschluß daran das Reaktionswasser abgespalten und,
vorzugsweise azeotrop, abdestilliert werden.
[0037] Die Wasserabspaltung wird bei 110 bis 200°C, vorzugsweise bei 120 bis 150°C so lange
durchgeführt, bis entweder die theoretische Wassermenge abgespalten ist, oder kein
Wasser mehr abgespalten wird. Die Wasserabspaltung kann z.B. durch einen Inertgasstrom,
der entweder durch die Reaktionsmischung geleitet oder übergeleitet wird, beschleunigt
werden.
[0038] Nach Abschluß der Modifizierungsreaktion kann, falls erforderlich, überschüssiges
Diamin, bevorzugt azeotrop mit einem geeigneten Lösungsmittel wie z.B. Xylol, Butylacetat,
Solvent Naphta, Oxohexylacetat, durch kurzes Andestillieren aus dem Endprodukt entfernt
werden.
[0039] Die Molekulargewichte Mw der aminofunktionellen Copolymerisate A) entsprechen in
etwa den durch Gelpermeationschromatographie (Standard Polystyrol) ermittelten Molekulargewichten
Mw der anhydridfunktionellen Copolymerisate A′), erhöht um das berechnete Molekulargewicht
der eingesetzten Diamine, abzüglich der abgespaltenen Wassermenge.
[0040] Die erfindungsgemäßen, aminofunktionellen Copolymerisate A) sind in organischen Lösungsmitteln
gut löslich.
[0041] Sie können z.B. als Bindemittel oder Bindemittelkomponente in lösungsmittelhaltigen
Lacken, Beschichtungsmitteln, Dichtmassen, Klebstoffen oder Druckfarben eingesetzt
werden.
[0042] In den nachfolgenden Beispielen beziehen sich alle Angaben in "Teilen" und "Prozent",
falls nicht anders vermerkt, auf das Gewichte.
Beispiele
Beispiel 1
Allgemeine Herstellvorschrift für die Anhydridgruppen enthaltenden Copolymerisate
A′₁ bis A′₁₀
[0043] In einem 4-l-Reaktionsgefäß mit Rühr-, Kühl- und Heizvorrichtung wird Teil I vorgelegt
und auf Reaktionstemperatur aufgeheizt. Dann werden parallel Teil II (Zugabe über
einen Zeitraum von insgesamt 2 Stunden) und Teil III (Zugabe über einen Zeitraum von
insgesamt 2,5 Stunden) zudosiert. Anschließend wird 2 Stunden bei der Reaktionstemperatur
nachgerührt.
[0044] Die Reaktionstemperaturen und die Zusammensetzungen der Teile I bis III sind in Tabelle
1, zusammen mit den Kenndaten der erhaltenen Copolymerisate A′) aufgeführt.
Tabelle I
(Mengenangaben in g) |
Copolymerisate |
A′₁ |
A′₂ |
A′₃ |
A′₄ |
A′₅ |
A′₆ |
A′₇ |
A′₈ |
A′₉ |
A′₁₀ |
Teil I |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Xylol |
1.200 |
1.200 |
1.200 |
1.200 |
1.200 |
1.200 |
1.200 |
1.200 |
1.200 |
1.200 |
Teil II |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Ethylacrylat |
279 |
- |
- |
- |
- |
- |
312 |
- |
- |
- |
Butylacrylat |
- |
- |
- |
657 |
- |
- |
- |
- |
- |
470 |
2-Ethylhexylacrylat |
328 |
- |
- |
- |
- |
- |
- |
837 |
- |
- |
Methylmethacrylat |
493 |
411 |
- |
263 |
- |
- |
- |
- |
- |
34 |
Butylmethacrylat |
- |
- |
903 |
- |
- |
903 |
575 |
- |
862 |
- |
2-Ethylhexylmethacrylat |
- |
591 |
- |
- |
903 |
- |
- |
- |
- |
- |
Styrol |
493 |
575 |
657 |
624 |
624 |
616 |
624 |
657 |
616 |
718 |
Maleinsäureanhydrid |
49 |
66 |
82 |
99 |
115 |
123 |
131 |
148 |
164 |
34 |
Hydroxypropylmethacrylat |
- |
- |
- |
- |
- |
- |
- |
- |
- |
386 |
Teil III |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
tert. Butylperoxy-2-ethylhexanoat (70%ig) |
98 |
98 |
98 |
98 |
98 |
98 |
98 |
98 |
98 |
98 |
Xylol |
60 |
59 |
60 |
59 |
60 |
60 |
60 |
60 |
60 |
60 |
Polymerisationstemperatur (°C) |
125 |
125 |
125 |
125 |
125 |
125 |
125 |
125 |
125 |
125 |
Festgehalt (%) |
55,6 |
55,9 |
55,4 |
55,2 |
55,5 |
55,3 |
54,7 |
54,6 |
55,7 |
55,5 |
Viskosität (23°C, mPa.s) |
274 |
512 |
590 |
324 |
280 |
787 |
371 |
198 |
1193 |
1049 |
Beispiel 2
Allgemeine Herstellvorschrift für die Umsetzung der anhydridfunktionellen Copolymerisate
A′₁ - A′₁₀ mit Diaminen zu den aminofunktionellen Copolymerisaten A₁ - A₁₀.
[0045] In einem 1-l-Reaktionsgefäß mit Rühr-, Kühl- und Heizcorrichtungen wird Teil I vorgelegt
und auf Reaktionstemperatur aufgeheizt. Anschließend wird Teil II innerhalb 1,5
Stunden unter Rühren zudosiert. Nach Zugabe von Teil II wird auf Rückflußtemperatur
aufgeheizt und so lange am Wasserabscheider erhitzt, bis die theoretische Menge Wasser
abgespalten ist, bzw. bis sich kein Wasser mehr abspaltet. Danach kann das entstandene
aminofunktionelle Copolymerisat noch durch Abdestillieren von Lösungsmittel auf
den jeweils gewünschten Festgehalt eingestellt werden.
[0046] Die Zusammensetzungen der Teile I und II sowie die Reaktionstemperaturen sind zusammen
mit den Kenndaten der erhaltenen aminofunktionellen Copolymerisate in Tabelle 2 aufgeführt.
Table II
(Mengenangaben in g) |
aminofunktionelles Copolymerisat |
A₁ |
A₂ |
A₃ |
A₄ |
A₅ |
A₆ |
A₇ |
A₈ |
A₉ |
A₁₀ |
Teil I |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Xylol |
200 |
200 |
200 |
200 |
200 |
200 |
200 |
200 |
200 |
200 |
1-Amino-1-methyl-4(3)-aminomethyl-cyclohexan |
- |
- |
24 |
29 |
33 |
36 |
38 |
43 |
48 |
10 |
1-Amino-3-amino-methyl-3,5,5-trimethylcyclohexan |
17 |
22 |
- |
- |
- |
- |
- |
- |
- |
- |
Teil II |
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Copolymerisat |
500 A′₁ |
500 A′₂ |
500 A′₃ |
500 A′₄ |
500 A′₅ |
500 A′₆ |
500 A′₇ |
500 A′₈ |
500 A′₉ |
500 A′₁₀ |
Reaktionstemperatur (°C) |
100 |
120 |
100 |
100 |
100 |
100 |
100 |
100 |
100 |
100 |
Abgespaltene Wassermenge |
1,4 |
1,9 |
2,2 |
3,0 |
3,3 |
3,4 |
3,8 |
4,5 |
4,8 |
1,0 |
abdestillierte Xylolmenge |
225 |
185 |
225 |
215 |
115 |
110 |
110 |
230 |
205 |
235 |
Festgehalt (%) |
59,7 |
54,8 |
60,1 |
59,6 |
50,6 |
50,2 |
50,1 |
61,3 |
60,0 |
60,1 |
Visk. (23°C, mPa.s) |
7674 |
33790 |
4200 |
12100 |
29100 |
23800 |
13500 |
54200 |
5750 |
62870 |
Gehalt an NH₂-Gruppen bez. auf Festharz (%) |
0,44 |
0,56 |
0,76 |
0,91 |
1,04 |
1,11 |
1,18 |
1,32 |
1,42 |
0,33 |
1. Copolymerisate mit einem als Gewichtsmittel bestimmten Molekulargewicht Mw von
1.500 - 75.000 von olefinisch ungesättigten Verbindungen, gekennzeichnet durch einen
Gehalt an primären Aminogruppen von 0,1 - 4,5 Gew.-% in Form von in die Polymerkette
eingebauten Struktureinheiten der Formel (I)

wobei
Q für einen gesättigten aliphatisch-cycloaliphatischen Kohlenwasserstoffrest steht,
wie er durch Entfernung der Aminogruppen aus einem aliphatisch-cycloaliphatischen
diprimären Diamin mit einer an ein primäres Kohlenstoffatom gebundenen Aminogruppe
und einer an ein sekundäres oder tertiäres Kohlenstoffatom gebundenen Aminogruppe
erhalten wird.
2. Copolymerisate gemäß Anspruch 1, gekennzeichnet durch einen Gehalt an primären
Aminogruppen von 0,3 - 3,0 Gew.-% in Form von in die Polymerkette eingebauten Struktureinheiten
der Formel (V)

in welcher
R₁ für Wasserstoff oder einen Alkylrest mit 1 - 4 Kohlenstoffatomen steht,
R₂ und R₃ für gleiche oder verschiedene Reste stehen und jeweils zweiwertige gesättigte
Kohlenwasserstoffreste mit 1 - 6 Kohlenstoffatomen bedeuten, wobei die Summe der
Anzahl der Kohlenstoffatome dieser Reste 3 - 8 beträgt,
R₄ für Wasserstoff oder einen Alkylrest mit 1 - 4 Kohlenstoffatomen steht,
R₅ für einen zweiwertigen, gesättigten Kohlenwasserstoffrest mit 1 - 4 Kohlenstoffatomen
steht und
n für 0 oder 1 steht.
3. Copolymerisate gemäß Anspruch 2, gekennzeichnet durch einen Gehalt an primären
Aminogruppen von 0,3 - 3,0 Gew.-% in Form von in die Polymerkette eingebauten Struktureinheiten
der in Anspruch 2 genannten Formel, wobei
R₁ für Wasserstoff oder einen Methylrest steht,
R₂ und R₃ für gleiche oder verschiedene Reste stehen und jeweils einen zweiwertigen
gesättigten Kohlenwasserstoffrest mit 1 - 5 Kohlenstoffatomen bedeuten, wobei die
Summe der Anzahl der Kohlenstoffatome dieser Reste 4 - 6 beträgt,
R₄ für Wasserstoff oder einen Methylrest steht,
R₅ für einen zweiwertigen gesättigten aliphatischen Kohlenwasserstoffrest mit 1 -
3 Kohlenstoffatomen steht und
n für 0 oder 1 steht.
4. Verfahren zur Herstellung von Copolymerisaten gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß man in einem ersten Reaktionsschritt
a) 1 - 40 Gew.-Teile copolymerisierbare anhydridfunktionelle Monomere
und
b) 60 - 99 Gew.-Teile sonstige copolymerisierbare Monomere der allgemeinen Formeln
(II), (III) und (IV)

wobei
R₆ für einen linearen oder verzweigten aliphatischen Kohlenwasserstoffrest mit 1
- 18 Kohlenstoffatomen und/oder einem Hydroxyalkylrest mit 2 bis 4 Kohlenstoffatomen
steht,
R₇ für Wasserstoff, einen Methyl-, Ethyl-, Chlor- oder Fluorsubstituenten steht,
R₈ für einen aromatischen Kohlenwasserstoffrest mit 6 - 12 Kohlenstoffatomen, eine
Alkoxylgruppe mit 2 - 7 Kohlenstoffatomen oder eine Aminocarbonylgruppe, die gegebenenfalls
am Stickstoff, gegebenenfalls Etherbrücken aufweisende, Alkylsubstituenten mit 1
- 6 Kohlenstoffatomen tragen, steht, und
R₉ bezüglich seiner Bedeutung der für R₆ gemachten Definition entspricht, jedoch
mit R₆ nicht identisch sein muß,
durch radikalisch initiierte Copolymerisation in ein anhydrid-, bzw. anhydrid- und
hydroxy- funktionelles Copolymerisat überführt und in einem zweiten Reaktionsschritt
das so erhaltene Copolymerisat durch Reaktion mit Diaminen der Formel (VI)
H₂N-Q-NH₂ (VI)
unter Ausbildung von Struktureinheiten der in Anspruch 1 genannten Formel zur Reaktion
bringt,
wobei
Q die in Anspruch 1 genannte Bedeutung hat,
die Menge des eingesetzten Diamins einem Äquivalentverhältnis von an ein primäres
Kohlenstoffatom gebundenen Aminogruppen zu im Copolymerisat gebundenen Säureanhydridgruppen
von mindestens 1 : 1 entspricht und
Art und Mengenverhältnisse der Reaktionspartner im übrigen so gewählt werden, daß
die resultierenden Copolymerisate einen Gehalt an primären Aminogruppen von 0,1 -
4,5 Gew.-% aufweisen.
5. Verfahren gemäß Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß man als Diamine solche
der allgemeinen Formel (VII)

verwendet, wobei
R₁, R₂, R₃, R₄, R₅ und n die in Anspruch 2 genannte Bedeutung haben.
6. Verfahren gemäß Anspruch 4 und 5, dadurch gekennzeichnet, daß man als Diamin 1-Amino-3-aminomethyl-3,5,5-trimethyl-cyclohexan
oder das aus 1-Amino-1-methyl-4-aminomethylcyclohexan und 1-Amino-1-methyl-3-aminomethylcyclohexan
bestehende Isomerengemisch verwendet.
7. Verfahren gemäß Anspruch 4 - 6, dadurch gekennzeichnet, daß man als anhydridfunktionelles
Monomer Maleinsäureanhydrid verwendet.
8. Verwendung der Copolymerisate gemäß Anspruch 1 - 3 als Bindemittel oder Bindemittelkomponente
für lösungsmittelhaltige Beschichtungsmittel, Dichtmassen, Klebstoffe oder Druckfarben.