Gebiet der Technik
[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf Bearbeitungsverfahren auf dem elektrochemischen
und elektrophysikalischen Wege und betrifft insbesondere Verfahren zur elektrochemischen
Bearbeitung von Werkstücken aus elektrisch leitenden Werkstoffen.
Zugrundeliegender Stand der Technik
[0002] Es ist ein Verfahren zum anodischen Elektropolieren von Werkstücken aus Stahl mit
Gleichstrom in einem Chrom-Phosphor-Schwefelsäure-Elektrolyt bekannt (s. A. M. Jampolsky
"Ätzung von Metallen", Verlag "Metallurgia" (Moskau), 980, 5. 51/, das durch Eintauchen
der Werkstücke in einen Elektrolyt bei einer Spannung von 10 bis 25 V und einer Temperatur
von 30 bis 70°C durchgeführt wird, wobei der Elektrolyt folgender Zusammensetzung
in Masse% hat:

Das Elektropolieren wird bei einer Anodenstromdichte von 50 bis 60 A/dm² und einer
Haltezeit von 3 bis 15 Minuten durchgeführt.
[0003] Es ist auch ein Verfahren zum Elektropolieren von Werkstücken aus Kupfer und dessen
Legierungen durch Elektrolyse in einem Elektrolyt auf der Basis einer wäßrigen Phosphorsäurelösung
(Lösungsdichte ρ = 1,60 g/cm²) (A. M. Jampolsky "Ätzung von Metallen", Verlag Metallurgia
/Moskau/, 1980, S. 99) und in einem Elektrolyt, welcher 385 g Kaliumpyrophosphat und
853 g Wasser enthdält, bei einer Temperatur von 20 bis 50°C innerhalb von 1,5 bis
3 Minuten bekannt. (SU, A, 177732).
[0004] Es ist ein Verfahren zum Elektropolieren von Werkstücken aus Alumibium und dessen
Legierungen in einem Elektrolyt mit einer Schwefelsäurekonzentration von 20 bis 25
Masse % bei einer Temperatur von 18 bis 20°C und einer Spannung von 6 bis 12 V bekannt
(Witt C. "Galvanotechnik", 1981, V 72, H. 10, S. 1073 bis 1075).
[0005] Die genannten Verfahren beruhen auf der Verwendung hochkonzentrierter Lösungen von
kostspieligen und toxischen Stoffen, zeichnen sich durch ein langwieriges Polieren
aus und erfordern für deren Durchführung eine langandauernde Vorbereitung der Werkstückoberfläche
für Elektropolieren, die Entetten, Ätzen, Waschen usw. einschließt. Das führt zu einer
Senkung der Leistung des Verfahrens und erfordert einen zusätzlichen Energie- und
Arbeitsaufwand.
[0006] Es ist ein Verfahren zur elektrochemischen Bearbeitung von Werkstücken aus elektrisch
leitenden Werkstoffen bekannt, das die Bearbeitung der Werkstücke bei einer Spannung
von 220 bis 230 V unter Verwendung einer 20%-igen
[0007] Wäßrigen Ammoniumchloridlösung als Elektrolyt bei einer Temperatur von 35 °C umfaßt
(V. N. Duradzhy "Elektronenstrahlbearbeitung von Werkstoffen", 1978, H. 5, S. 13 bis
17).
[0008] Durch dieses Verfahren kann eine Oberflächenrauhigkeit von weniger als R
a = 0,28 bis 0,32 µm nicht erreicht und ein Reflexionskoeffizienten von über 30 bis
40 % nicht erzielt werden. Für die Durchführung dieses Verfahrens ist außerdem die
Verwendung eines Elektrolytes von einer verhältnismäßig hohen Konzentration (20 %)
erforderlich, was zu einer Erhöhung der Ausgaben für die Bearbeitung der Werkstücke
führt.
Offenbarung der Erfindung
[0009] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur elektrochemischen
Bearbeitung von Werkstücken aus elektrisch leitenden Werkstoffen zu entwickeln, bei
dem die Wahl der Bearbeitungsbedingungen und der Elektrolytkonzentration es gestattet,
bei der Anwendung von schwachen, billigen und nicht toxischen Elektrolyten die Leistung
bei der Bearbeitung zu erhöhen, die Qualität beim Polieren zu verbessern sowie auf
Vorbereitungsarbeitsgänge für die Oberfläche der Werkstücke zu verzichten.
[0010] Die gestellte Aufgabe wird dadurch gelöst, daß bei einem Verfahren zur elektrochemischen
Bearbeitung von Werkstücken aus elektrisch leitenden Werkstoffen, welches darin besteht,
daß dem zu bearbeitenden Werkstück eine Spannung positiver Polung zugeführt und dieses
in eine erwärmte wäßrige Elektrolytlösung eingetaucht wird, erfindungsgemäß dem zu
bearbeitenden Werkstück eine Spannung von 200 bis 400 V zugeführt wird, während die
Temperatur der wäßrigen Elektrolytlösung, mit einer Konzentration von 2 bis 12 Masse
% 40 bis 95°C beträgt.
[0011] Zur Erhöhung der Polierqualität durch Vergrößerung des Reflexionsvermögens und zur
Verminderung der Oberflächenrauhigkeit von Werkstücken aus korrosionsbeständigen Chrom-Nickel-Stählen
ist es zweckmäßig, daß dem zu bearbeitenden Werkstück eine Spannung von 240 bis 320
V zugeführt, und eine wäßrige Ammoniumsulfatlösung mit einer Konzentration von 2 bis
6 Masse% bei einer Temperatur von 40 bis 80°C als wäßrige Elektrolytlösung verwendet
wird. Beim Elektropolieren von zusammengesetzten Werkstücken aus Chrom-Nickel-Stählen
ist es zweckmäßig, daß dem zu bearbeitenden Werkstück eine Spannung von 330 bis 380
V zugeführt und eine wäßrige Kaliumsulfatlösung mit einer Konzentration von 1 bis
10 Masse% bei einer Temperatur von 70 bis 90°C als wäßrige Elektrolytlösung verwendet
wird.
[0012] Zum Entfernen von Emaillacküberzügen von Drähten muß dem zu bearbeitenden Werkstück
eine Spannung von 200 bis 210 V zugeführt und eine wäßrige Natriumhydroxidlösung mit
einer Konzentration von 8 bis 12 Masse% bei einer Temperatur von 40 bis 50°C als wäßrige
Elektrolytlösung verwendet werden.
[0013] Beim Polieren von Werkstücken aus Buntmetallen u. z. Kupfer und deren Legierungen
ist es wünschenswert, daß dem zu bearbeitenden Werkstück eine Spannung von 220 bis
400 V zugeführt und eine wäßrige Lösung von Kaliumaluminiumalaun mit einer Konzentration
von 0,5 bis 8 Masse% bei einer Temperatur von 40 bis 90°C als wäßrige Elektrolytlösung
verwendet wird.
[0014] Zur Verminderung der Elektrolytkonzentration ist es zweckmäßig, dem zu bearbeitenden
Werkstück eine Spannung von 220 bis 400 V zuzuführen und eine wäßrige Lösung von disubstituiertem
Ammoniumzitrat mit einer Konzentration von 0,5 bis 6 Masse% unter Zusetzen von Natriumkarbonat
mit einer Konzentration von 0,5 bis 3 Masse% bei einer Temperatur von 40 bis 90°C
als wäßrige Elektrolytlösung zu verwenden.
[0015] Es ist auch zweckmäßig, daß dem zu bearbeitenden Werkstück eine Spannung von 220
bis 400 V zugeführt und eine wäßrige Lösung von Natriumsalz der Äthylendiamintetraessigsäure
mit einer Konzentration von 0,5 bis 6 Masse% bei einer Temperatur von 40 bis 90°C
als Elektrolytlösung verwendet wird.
[0016] Beim Elektropolieren von Werkstücken aus niedriggekohlten Stählen ist es zweckmäßig,
dem zu bearbeitenden Werkstück eine Spannung von 240 bis 330 V zuzuführen und eine
wäßrige Ammoniumchloridlösung mit einer Konzentration von 0,5 bis 3 Masse% bei einer
Temperatur von 81 bis 95°C als wäßrige Elektrolytlösung zu verwenden.
[0017] Zur Vergrößerung der Betriebszeit des Elektrolytes ist es notwendig,daß in den Elektrolyt
zusätzlich Ammoniumthiozyanat mit einer Konzentration von 0,3 bis 3 Masse% als Zuschlagstoff
eingeführt wird.
[0018] Zur Vergrößerung des Relexionsvermögens der bearbeiteten Oberläche und zur Verminderung
der Oberflächenrauhigkeit beim Elektropolieren von Werkstücken aus Aluminium ist es
notwendig, dem zu bearbeitenden Werkstück eine Spannung von 260 bis 400 V zuzuführen
und eine wäßrige Lösung von Eisen(III)-chlorid mit einer Konzentration von 0,5 bis
3 Masse% bei einer Temperatur von 70 bis 90°C als wäßrige Elektrolytlösung zu verwenden.
[0019] Die vorliegende Erfindung gestattet es, das zu patentierende Verfahren zur elektrochemischen
Bearbeitung von Werkstücken aus elektrisch leitenden Werkstoffen zum Polieren und
zur Reinigung der Werkstücke aus nichtrostenden, Werkzeug-, niedriggekohlten Stählen,
Kupfer und dessen Legierungen, aus Aluminium und anderen Werkstoffen zu verwenden,
die Reinigung und das Polieren in einem Prozeß zu vereinigen, eine Krafteinwirkung
auf das zu bearbeitende Werkstück völlig auszuschließen; es gewährleistet außerdem
die Mechanisierung und Automatisierung des Bearbeitungsprozesses unter beliebigen
Produktionsbedingungen und die ökologische Sauberkeit, die auf die Unschädlichkeit
und eine niedrige Toxizität der einzusetzenden Elektrolyte zurückzuführen ist. Bei
der Bearbeitung von Werstücken werden eine hohe Oberflächengüte und einen hohen Oberflächenglanz,
Entgraten, eine qualitätsgerechte Vorbereitung der Oberfläche für das Auftragen verschiedenartiger
Uberzüge, Entfernen von praktisch allen Arten der Verunreinigungen, u. z. Konservierungsfett,
Rost, Sinter, Lack- und Farbüberzüge gewährleistet.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0020] Nachstehend wird die vorliegende Erfindung anhand konkreter Durchführungsbeispiele
und der beigefügten Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
[0021] Fig. 1 - ein Diagramm für die Abhängigkeit der dem zu bearbeitenden Werkstück zugeführten
Spannungsgröße und der Temperatur der wäßrigen Elektrolytlösung bei deren unterschiedlichen
Konzentration voneinander gemäß der Erfindung;
[0022] Fig. 2 - Schaubilder der Abhängigkeit der Rauhigkeit und des Reflexionsvermögens
der Werkstückoberfläche nach der Bearbeitung und der dem zu bearbeitenden Werkstück
zugeführten Spannung voneinander, gemäß der Erfindung.
Beste Durchführungsvarianten der Erfindung
[0023] Das vorliegende Verfahren zur elektrochemischen Bearbeitung von Werkstücken aus elektrisch
leitenden Werkstoffen besteht darin, daß dem zu bearbeitenden Werkstück eine Spannung
positiver Polung von 200 bis 400 V zugeführt und diese in eine wäßrige Elektrolytlösung
mit einer Konzentration von 2 bis 12 Masse% bei einer Temperatur von 40 bis 95°C eingetaucht
wird.
[0024] Eine solche elektrochemische Bearbeitung von Werkstücken aus elektrisch leitenden
Werkstoffen zeichnet sich dadurch aus, daß an der Oberfläche des zu bearbeitenden
Werkstückes eine stabile Dampf- Gas-Hülle gebildet wird, welche die Werkstückoberfläche
vom Elektrolyt trennt und den Verlauf von intensiven chemischen und elektrochemischen
Reaktionen zwischen dem Werkstoff des als Anode dienenden Werkstückes und den Elektrolytdämpfen
fördert. Das führt zu einer anodischen Oxydation der Metalloberfläche des Werkstückes
bei gleichzeitiger chemischer Atzung des sich bildenden Oxides. Bei einer Gleichheit
der Oxydations- und Atzungsgeschwindgkeiten entsteht ein Poliereffekt, der in einer
Erhöhung des Reflexionsvermögens und in einer Verminderung der Rauhigkeit der bearbeiteten
Oberfläche besteht. Das maximale Reflexionsvermögen wird bei der geringsten Oxidschicht
erzielt, die für die Beseitigung der ätzenden Wirkung der Elektrolytdämpfe ausreicht.
[0025] Dabei findet die Ätzung vor allem auf den Mikrounebenheiten statt, wo sich eine dünnere
Oxidschicht bildet. Infolge einer erhöhten Stärke des elektrischen Feldes im Zwischenraum
Werkstück-Dampf-Gas-Hülle - Elektrolyt findet gerade an den Oberflächenreliefkämmen
eine Abrundung der Spitzen derselben statt, die zu einer Verminderung der Oberflächenrauhigkeit
des zu bearbeitenden Werkstückes führt.
[0026] Somit sind das Reflexionsvermögen und die Rauhigkeit der bearbeiteten Oberfläche
von der Größe der angelegten Spannung, der Konzentration und der chemischen Zusammensetzung
des einzusetzenden Elektrolytes abhängig.
[0027] Das erfindungsgemäße Verfahren wird anhand konkreter Durchführungsbeispiele näher
erläutert.
Beispiel 1
[0028] Es wurden flache Werkstücke mit Maßen von 20x30x2 mm bearbeitet, die aus korrosionsbeständigem
Stahl, enthaltend 0,1 %C` 18 % Cr, 10 % Ni, 1 % Ti, Rest - Fe,hergestellt worden waren.
Die Dauer der Bearbeitung der Werkstückmuster betrug 2 Minuten. Die Ursprungsoberfläche
hatte eine Rauhigkeit von R
a = 0,65 bis 0,68 µm und ein Reflexionsvermögen von 35 bis 38 % (bezogen auf den Silberspiegel).
[0029] Die Bearbeitungsbedingungen für die Werkstückmuster wurden in folgenden Bereichen
gewählt: Betriebsspannung 240 bis 320 V, Elektrolyttemperatur - 40 bis 80°C, Elektrolytszusammensetzung
- 2 bis 6%ige wäßrige Ammoniumsulfatlösung. Die oberen Betriebsgrenzwerte wurden ausgehend
von folgenden Erwägungen gewählt.
[0030] Die Verwendung der Ammoniumsulfatlösungen von einer höheren Konzentration führt zu
einer bedeutenden Verminderung der Bearbeitungsgüte. Der Grenzwert der Konzentration
der Lösung, bei der ein Poliereffekt noch zu verzeichnen ist, beträgt 6 bis 7%.Bei
einer höheren Konzentration beginnt die Ätzung von Metall zu dominieren, die zum Verschwinden
des Glanzes führt. Eine Erwärmung des Elektrolytes mit einer Konzentration von 2 bis
6 % Ammoniumsulfat auf eine Temperatur von über 80 bis 85°C führt ebenfalls zur Verminderung
der Bearbeitungsgüte infolge der Bildung von punktförmigen Vertiefungen, die durch
eine erhöhte chemische Aktivität des Elektrolytes bei diesen Temperaturen hervorgerufen
wird. Die Verwendung einer Spannung von über 320 bis 330 V führt zur Erhöhung der
Rauhigkeit der bearbeiteten Oberfläche infolge der Bildungen von Mikroaushöhlungen,
die durch einen elektrischen Durchschlag des Zwischenraumes Werkstück-Elektrode-Elektrolyt
entstehen. Eine Erhöhung der Spannung führt außerdem zur Vergrößerung der Aufnahmeleistung.
Somit ist der Polierprozeß durch obere Grenzwerte der Bearbeitungsbedingungen, u.
z. Spannung von 320 V Elektrolyttemperatur von 80°C, Elektrolytkonzentration von 6%,
begrenzt.
[0031] Die Wahl der unteren Grenzwerte der Bearbeitungsbedingungen wurde mit Rücksicht auf
ein experimental gewonnenes gemitteltes Diagramm für die Anhängigkeit der Größe U
(Fig. 1) der Spannung und der Temperatur t des Elektrolytes voneinander bei verschiedenen
Konzentrationen C des Elektrolytes vorgenommen. Dem Bestehen einer stabilen Dampf-Gas-Hülle
und folglich einem normalen Verlauf des Prozesses entsprechen auf diesem Diagramm
Bereiche, die rechts und oberhalb der Konzentrationslinie für das Elektrolyt liegen.
Bei der Wahl eines unterhalb und links von der Kurve liegenden Arbeitspunktes, der
der Konzentration C entspricht, sind ein Abreißen der Hülle und ein Übergang zum Schaltzustand
der elektrolytischen Bearbeitung zu verzeichnen. Dabei tritt der Elektrolyt periodisch
mit der Werkstückoberfläche in Berührung. An den Konstaktstellen findet eine übliche
elektrochemische Auflösung des Metalls statt, die zu einer starken Verminderung des
Reflexionsvermögens und zu einer Vergrößerung der Rauhigkeit der Oberfläche führt.
Da die Größe des Strombedarfes dabei die Größe des Strombedarfes bei einem stabilen
Prozeß bedeutend überschreitet, werden dadurch eine starke Vergrößerung der Aufnahmeleistung
und eine Senkung der Wirtschaftlichkeit der Bearbeitung hervorgerufen. Deshalb ist
ein Schaltzustand beim Polieren äußerst unerwünscht. Mit Rücksicht auf die früher
angegebenen oberen Grenzwerte der Bearbeitungsbedingungen beim Polieren nimmt der
Arbeitsbereich auf dem Diagramm eine Zone ein, die durch die Linien AB für Spannung
U, BD - für Temperatur t des Elektrolytes, DA - für Konzentration C des Elektrolytes
begrenzt ist. Aus dem Diagramm ist zu ersehen, daß eine Senkung der Konzentration
C des Elektrolytes zur Vergrößerung der Minimal werte der Spannung U und der Temperatur
t des Elektrolytes führt, bei welchen ein stabiler Betriebszustand möglich ist. Bei
einer Konzentration C des Elektrolytes von 2 % liegen die Temperatur t und die Spannung
U an den Grenzwerten nahe, was die Verwendung von niedrigen Konzentration C des Elektrolytes
unzweckmäßig macht.
[0032] In der Tabelle 1 sind die Ergebnisse der Bearbeitung von Werkstücken nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren angeführt. Die Schaubilder der Abhängigkeit der Rauhigkeit und des Reflexionsvermögens
γ von der angelegten Spannung sind in Fig. 2 wiedergegeben, wo die Kurve 1 die Änderung
der Rauhigkeit R
a, die Kurve 2 - die Änderung des Reflexionsvermögens γ bei der Bearbeitung der Werkstücke
nach dem erfindungsgemäßen Verfahren darstellen. Wie es sich aus den Schaubildern
ergibt, wird nach dem erfindungsgemäßen Verfahren ein Extremum in einem Bereich der
Spannungswerte von 300 bis 320 V erzielt. Dabei beträgt die Rauhigkeitszahl R
a 0,16 bis 0`12)µm (Kurve 1). Ein ähnliches Bild gewinnt man auch bei der Betrachtung
des zweiten wichtigsten Kennwertes, das Reflexionsvermögens γ , das nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren 93 bis 95 % betragen kann, was von dem Verlauf der Kurve 2 nachgewiesen
wird.

Beispiel 2
[0033] Es wurden zusammengesetzte Metallerzeugnisse, und zwar Werkstücke für die Herstellung
von Zahnprothesen bearbeitet, die aus korrosionsbeständigen Stählen gefertigt worden
waren. Dabei waren die gepreßten Protheseteile aus Stahl, der 0,12% C, 0,18% Cr, 9%
Ni, < 1 %Ti., Rest - Fe enthält, und der Zwischenteil - aus Gußstahl, der 0,2 % C,
18% Cr, 9 % Ni, 2% Si, Rest - Fe enthält, gefertigt worden.
[0034] Die ursprüngliche Oberfläche der Werkstückmuster hatte eine Rauhigkeit von R
a= 0,7 bis 0`73 µm und ein Reflexionsvermögen von γ = 36 bis 38%, (bezogen auf den
Silberspiegel). Die Bearbeitungsdauer betrug 2 Minuten. Die Bearbeitungsbedingungen
für die zusammengesetzten Metallerzeugnisse wurden in folgenden Bereichen gewählt:
die dem zu bearbeitenden Werkstück zugeführte Spannung - 330 bis 380 V, Elektrolyttemperatur
- 70 bis 90°C; als Elektrolyt wurde eine 1 bis 10%-ige Kaliumsulfatlösung verwendet.
[0035] Die bekannte Technologie beim Polieren von zusammengesetzten Werkstücken sieht eine
mechanische oder elektrolytische Bearbeitung mit verschiedenen Betriebszuständen für
die Spannung, die Temperatur und die Zusammensetzung des Elektrolytes in Abhängigkeit
von den Stahlsorten vor, die im Aufbau des Werkstückes verwendet werden. Die erfindungsgemäße
Technologie gestattet es, die Bearbeitung eines zusammengesetzten (bimetallischen)
Werkstückes unter einheitlichen technologischen Bedingungen durchzuhfüren, die das
Reflexionsvermögen erhöhen.
[0036] Die Verwendung einer wäßrigen Kaliumsulfatlösung als Elektrolyt gestattet es, einen
Poliereffekt bei der Bearbeitung von Werkstücken aus Chrom-Nickel-Silizium-Stahl zu
erzielen. Die Wahl der Betriebsspannung, die in einem Bereich von 330 bis 380 V liegt,
ist darauf zurückzufüren, daß bei einer Reduzierung der Spannung auf 300 bis 315 V
die Stabilität der Dampf-Gas-Hülle vermindert wird, ein Abreißen der Hülle zu verzeichnen
ist, der Prozeß in einen Schaltzustand übergeht, der von heftigen Stromstärkesprüngen
begleitet wird. Dabei tritt eine Verschlechterung der Bearbeitungsgüte ein und steigt
die Aufnahmeleistung bedeutend an. Eine Erhöhung der Spannung auf 385 bis 400 V führt
zu einer Beeinträchtigung des Reflexionsvermögens γ und der Rauhigkeit R
a , weil an der Metalloberfläche Spuren des electrischen Durchschlages des Zwischenraumes
Werkstück-Elektrode-Elektrolyt entstehen.
[0037] Die Senkung der Elektrolytkonzentration auf einen Wert von unter 1% führt zu einer
Verminderung der Bearbeitungsleistung, so daß es notwendig wird, infolge einer Verminderung
der elektrischen Leitfähigkeit der Lösung eine höhere Spannung anzulegen, Bei einer
Erhöhung der Elektrolytkonzentration auf einen Wert von über 1% dominiert die Ätzung
von Metall, was zu einer starken Beeinträchtigung des Reflexionsvermögens führt.
[0038] Der Temperaturbereich, in dem das vorliegende Bearbeitungsverfahren mit optimalen
Parametern durchgeführt wird, beträgt 70 bis 90°C. Bei einer Temperatur von unter
70°C vermindert sich die Stabilität der Dampf-Gas-Hülle, der Prozeß verläuft mit bedeutenden
Strom- und Spannungsschwankungen; bei einer Temperatur von über 90°C verschlechtert
sich die Bearbeitungsgüte infolge der Erhöhung der chemischen Aktivität des Elektrolytes
und der Störung des Wärmegleichgewichtes des Systems Werstückmuster-Dampf-Gas-Hülle-Elektrolyt.
Beispiel 3
[0040] Es wurden Wicklungsdrähte aus Kupfer mit einem Durchmesser von Ø = O,4 µm und = 1,0
µm bearbeitet, die mit Polyester- und Polyvinylazetatemaillack isoliert worden waren.
Die Bearbeitung wurde zum Entfernen von Isolationslack und zur Reinigung der Drahtoberfläche
durchgeführt. Die Bearbeitung wurde in folgenden Bereichen der Betriebsbedingungen
vorgenommen: Betriebsspannung - 220 bis 210 V, Elektrolyttemperatur - 40 bis 50°C,
Elektrolyt - eine 8 bis 12%-ige wäßrige Natriumhydroxidlösung.
[0041] Die Durhhführung des erfindungsgemäßen Verfahrens beruht auf der Verwendung eines
elektrohydrodynamischen Betriebszustandes der elektrolytischen Bearbeitung.
[0042] Der vorliegende Betriebszustand zeichnet sich dadurch aus, daß keine Erwärmung des
Werkstückes stattfindet, die das Löten des Kupferdrahtes erschwerte und die Durchführung
von zusätzlichen Arbeitsgängen zum Entfernen des Oxids erforderte, das von einer stabilen
Dampf-Gas-Hülle umgeben war. Infolge einer hohen Stärke des elektrischen Feldes und
einer hohen Temperatur weist die Hülle ein chemisch aktives Medium auf, das sich mit
der Oberfläche des zu bearbeitenden Werkstückes umsetzt. Eine gemeinsame Einwirkung
des chemisch aktiven Mediums der Dampf-Gas-Hülle und der hohen Temperatur, die an
den elektrisch durchgeschlagenen Stellen der Hülle ansteigt, führt zu einem Abbrand
der Lackisolation unter gleichzeitiger Reinigung der Oberfläche von den Resten des
Überzuges.
[0043] Das Verfahren wird wie folgt durchgeführt.
[0044] Der mit einem Emaillackisolation überzogene Dreht wird in eine Lösung auf einem Tiefe
eingetaucht, die der Länge des zu reinigenden Drehtendes gleich ist. Dem nicht eingeauchten
Drahtteil wird eine positive Spannung von 200 bis 210 V zugeführt. Dabei bildet sich
an der unteren Stirn des eingetauchten Drahtteils, der nach dem Abschneiden abisoliert
ist, eine Dampf-Gas-Hülle. Infolge einer hohen Temperatur, die in den die Hülle durchdringenden
Durchschlagkanälen entsteht, findet ein Abbrennen der Isolation an der Drahtoberfläche
statt. Da das Teil der Oberfläche, an dom die Isolation verkohlt ist, elektrisch leitend
wird, bildet sich eine Hülle auch an diesem Oberflächenteil. Dabei werden die Reste
der abgebrannten Isolation entfernt und die Drahtoberfläche gereinigt, so daß sie
praktisch rein wird. Eine besonders aktive Zerstörung des Emaillacküberzuges findet
an der Grenze zwischen dem bereits gereinigten Drahtteil und dem mit der Isolation
überzogenen Drahtteil statt. Diese Zone eines aktiven Entfernens des Überzuges pflanzt
sich von unten nach oben bis zum Spiegel der Lösung fort.
[0045] Die Wahl der Betriebsspannung, die in einem Bereich von 200 bis 210 V liegt, ist
darauf zurückzuführen, daß bei einer Reduzierung der Spannung auf 188 bis 195 V die
Stabilität der Dampf-Gas-Hülle vermindert wird. Das führt zur einer Instabilität des
Betriebszustandes und zu einer starken Senkung der Reinigungsleistung. Eine Erhöhung
der Spannung auf 220 bis 230 V und mehr vergrößert die Dicke der Dampf-Gas-Hülle und
vermindert die Leistung infolge einer Verminderung des durch die Dampf-Gas-Hülle durch
schlagenden Impulsstromes.
[0046] Die Verwendung einer wäßrigen Lösung Na0H als eine chemisch aktive Lösung ist darauf
zurückzuführen, daß diese Lösung eine gute elektrische Leitfähigkeit aufweist, wobei
keine Erwärmung der Drahtanode bei einer Spannung von 200 bis 210 V eintritt; sie
hat weiter eine hohe chemische Aktivität gegenüber den Resten des Überzuges sowie
einen basischen Charakter, der die Korrosion des Drahtes nach der Reinigung beseitigt.
Eine Reduzierung der Konzentration der Lösung auf einen Wert von unter 8% führt zu
einer Verminderung der Reinigungsleistung infolge einer geringen chemischen Aktivität
der Lösung. Eine Erhöhung der Konzentration auf einen Wert von über 12% ruft eine
Vergrößerung des Verbrauches hervor und führt zu einem starken Verspritzen der Lösung
im Verlaufe des Prozesses, wobei die Arbeitsbedingungen verschlechtert werden und
die Reinigungsgeschwindigkeit nicht höher wird. Die Verwendung eines Temperaturbereiches
von 40 bis 50°C ist dadurch bedingt, daß eine Senkung der Temperatur der Lösung auf
einen Wert von unter 40°C ein Abreißen der Dampf-Gas-Hülle sowie einen Übergang zum
Schaltzustand hervorruft, während eine Erhöhung der Temperatur bis auf einen Wert
von über 50°C zu einer Vergrößerung der Dicke der Dampf-Gas-Hülle und folglich zu
einer Verminderung der Reinigungsleistung führt.
[0047] Die minimale Reinigungsdauer bei der Reinigung der oben erwähnten Drähte nach dem
erfindungsgemäßen Verfahren betrug: bei einem Drahtdurchmesser von 0,4 µm - 8 s, einem
Drahtdurchmesser von 1,0 µm - 28 s, einem Drahtdurchmesser von 0,4 µm - 16 s, einem
Drahtdurchmesser von 1,0 µm - 36 s.
[0048] Somit gestattet das erfindungsgemäße Verfahren es, beim Entfernen einer Emaillackeisolation
von den Wicklungsdrähten aus Kupfer die Bearbeitungsleistung um 2 bis 4faches zu erhöhen,
die Handarbeit auszuschließen, die Verwendung von teueren und toxischen chemischen
Reagenzien zu vermeiden, die Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Beispiel 4
[0049] Es wurden flache Platten mit Maßen von 20x30x1 mm, welche aus einer Legierung hergestellt
worden waren, enthaltend 62% Kupfer und 38% Zink, sowie Kupferplatten bearbeitet.
Die Bearbeitungsdauer betrug 60 s. Die ursprüngliche Oberfläche hatte eine Rauhigkeit
von R
a = 0,55 bis 0,6 µm. Das Reflexionsvermögen γ relativ zu dem Silberspiegel betrug 32
bis 35%. Die Bearbeitungsbedingungen wurden in folgenden Bereichen gewählt; Betriebsspannung
- 220 bis 400 V, Elektrolyttemperatur - 40 bis 90°C, der Elektrolyt hatte folgende
Zusammensetzung: 0,5 bis 8 Masse% Kaliumaluminiumalaun /oder 0,5 bis 6 Masse% disubstituiertes
Ammoniumzitrat = 0,5 bis 3 % Na₂C0₃ oder 0,5 bis 6 Masse% Natriumsalz der Äthylendiamintetraessigsäure.
[0050] Die Wahl des unteren Grenzwertes der Spannung ist dadurch bedingt, daß bei Spannungen
von unter 220 V ein Abreißen der das Werkstückmuster umgebenden Dampf-Gas-Hülle stattfindet,
die eine unabdingbare Voraussetzung für den Ablauf des Polierens im elektrodynamischen
Betriebszustand bildet. Dabei wird der Bearbeitungsprozeß von einer bedeutenden Vergrößerung
des Strombedarfes und einer Verschlechterung des Poliereffektes begleitet, wobei eine
Einstellung des Bearbeitungsprozesses unter Bildung von dünnen dunkelfarbigen Schichten
(Filmen) an der Oberfläche des Werkstückmusters eintreten kann. Eine Erhöhung der
Spannung auf einen Wert von über 400 V führt zu einer Beeinträchtigung des Glanzes
infolge Entstehung von Spuren eines elektrischen Durchschlages im Zwischenraum Werkstückmuster-Elektrolyt
an der Metalloberfläche.
[0051] Eine Senkung der Konzentration der genannten Lösungen auf einen Wert von unter 0,5
% ermöglicht es nicht, in dem gesamten Bereich der Spannungen (220 bis 400 V) einen
stabilen elektrodynamischen Prozeß herbeiführen, was zu einer Verminderung der Bearbeitungsleistung
führt. Eine Erhöhung der Konzentration der Elektrolyte auf einen Wert, der die oben
erwähnten oberen Grenzwerte übersteigt, führt zum Dominieren der ÄTzung von Metall,
was in einer Verschlechterung der Qualität des Polierens zum Ausdruck kommt.
[0052] Bei einer Temperatur der Lösung von unter 40°C ist eine Verminderung der Stabilität
der Dampf-Gas-Hülle zu verzeichnen, was zu einer Verhinderung des Bearbeitungsprozesses
führt. Eine Erhöhung der Temperatur auf einen Wert von über 90°C wird von einer Verschlechterung
der Bearbeitungsgüte infolge einer Erhöhung der chemischen Aktivität des Elektrolytes
und von einer intensiven Wasserverdampfung begleitet, die zu einer Änderung der Lösungskonzentration
führen.
[0053] Im Ergebnis der Verwendung der genannten Bearbeitungsbedingungen wurde eine Rauhigkeit
von R
a= 0,55 erzielt, wobei das Reflexionsvermögen γ bezogen auf den Silberspiegel, 95 bis
97% betrug.
[0054] Somit gestattet die Bearbeitung nach dem erfindungsgemäßen Verfahren es eine hohe
Qualität des Polierens zu erzielen, wobei die Bearbeitungsdauer um das 3fache und
die Konzentration der Elektrolyte um ein 8 bis 10faches reduziert werden.
Beispiel 5
[0055] Es wurden flache Werkstücke mit Maßen von 20x20x1 mm aus niedriggekohltem Stahl mit
einem Kohlenstoffgehalt von 0,08% bearbeitet. Die Bearbeitungsdauer betrug 3 Minuten.
Die ursprüngliche Oberfläche hatte eine Rauhigkeit von R
a = 1,2 µm, Das Reflexionsvermögen γ betrug 33 bis 35% (bezogen auf den Silberspiegel).
[0056] Die Bearbeitungsbedingungen wurden bei der Bearbeitung der Werkstückmuster in folgenden
Bereichen gewählt: Betriebsspannung - 240 bis 380 V, Elektrolyttemperatur - 81 bis
95°C, Elektrolytzusammensetzung - 0,5 bis 8 % einer wäßrigen Ammoniumchloridlösung.
Die Wahl der Grenzwerte der Bearbeitungsbedingungen beruht auf folgenden Erwägungen.
[0057] Wie die Untersuchungen zeigten, führt eine Vergrößerung der Spannung auf einen Wert
von über 380 bis 390 V zu einer Erhöhung der Rauhigkeit R
a infolge einer erhöhten Elektroerosion, die beim elektrischen Durchschlag im Zwischenraum
Werkstückmuster-Elektrolyt entsteht. Bei einer Spannung von unter 230 bis 240 V wird
die Stabilität der das Werkstückmuster umgebenden Dampf-Gas-Hülle gestört, wobei der
Prozeß instabil und von größeren Sprüngen der Stromwerte begleitet wird. Dadurch wird
eine starke Vergrößerung der Aufnahmeleistung unter gleichzeitiger Senkung des Reflexionsvermögens
γ und einer Erhöhung der Rauhigkeit R
a der Oberfläche des zu begrbeitenden Werkstückes hervorgerufen. Bei einer Temperatur
von unter 75 bis 80°C ist eine Verschlechterung der Stabilität des Prozesses zu verzeichnen,
die sich bei einer Erhöhung der Spannung bis zu einem Spannungspegel von 380 bis 390
V nicht wiederherstellen läßt.
[0058] Bei einer Temperatur des Elektrolytes von über 95°C findet eine Verschlechterung
der Bearbeitungsgüte infolge einer Erhöhung der chemischen Aktivität des Elektrolytes
statt.
[0059] Die Ergebnisse der durchgeführten Prüfungen sind in der Tabelle 3 zusammengefaßt.

Beispiel 6
[0060] Zur Erhöhung der Betriebszeit des Elektrolytes, der aus einem wäßrigen Ammoniumchloridlösung
besteht, werden dieser als Zusatz 0,5 bis 3 Masse% Ammoniumthiozyanat zugesetzt. Wie
die Prüfungen ergaben, wird dabei die Betriebszeit um ein 1,5 bis efaches verlängert.
Es wurden Vergleichsprüfungen zur Bestimmung der Betriebszeit des einzusetzenden Elektrolytes
durchgeführt. Die Bearbeitung einer Partie von Werkstückmustern in einer Menge von
50 Stück mit einer gesamten Bearbeitungszeit von 150 Minuten ergab stabile Kennziffern
der Rauhigkeit R
a der Oberfläche. Bei einer Vergrößerung der Anzahl der zu bearbeitenden Werkstückmuster
von 50 auf 100 Stück war eine Verschlechterung der Rauhigkeit R
a zu verzeichnen. Die Prüfungen wurden in einem und demselben Elektrolytvolumen durchgeführt.
[0061] Bei einer Konzentration des auf der Basis von NH₄Cl zubereiteten Elektrolytes von
3 % und bei Spannungen von 320- 260 - 240 V erhöhte sich, z. B., die Rauhigkeit R
abes zu den Werten von 0,25- 0,23 - 0,32 µm. Beim Zusetzen von NH₄CNS in einer Menge
von 1,5% war eine Erhöhung der Rauhigkeit R
a bei der Bearbeitung einer Partie von Werkstückmustern in einer Anzahl von 100 Stück
zu verzeichnen. Auf diese Weise wird durch die Einführung eines Zusatzes in den Elektrolyt
dessen Betriebszeit um das 2fache verlängert, wobei sich der Wert des Reflexionsvermögens
γ und die Rauhigkeit R
a der bearbeiteten Werkstücke nicht verschlechtern. In der Tabelle 4 sind Ergebnisse
der Prüfungen einer Zweikomponentenlösung angeführt, wobei man als Zusatz Ammoniumthiozyanat
NH₄CNS verwendete. Bei einer Konzentration des Zusatzes von unter 0,5% beeinflußt
dieser die Betriebszeit praktisch nicht. Während eine Erhöhung der Zusatzkonzentration
auf einen Wert von über 3% zur Bildung eines schwarzen Filmes an der Werkstückmusteroberfläche
führt. Bei anderen Verhältnissen der Komponenten NH₄Cl und NH₄CNS zueinander ergaben
die Prüfungen ähnliche Ergebnisse, u. z. das Reflexionsvermögen γ und die Rauhigkeit
R
averschlechtern sich nicht, während die Betriebszeit des Elektrolytes mit einem Zusatz
um ein 1,5 bis 2faches verlängert wird.

Beispiel 7
[0062] Es wurden flache Platten mit Maßen von 20x30x2 mm bearbeitet, die aus Aluminium hergestellt
worden waren. Die Bearbeitungsdauer betrug 1 Minute. Die ursprüngliche Rauhigkeit
R
a = 1,03 µm. Das Reflexionsvermögen γ betrug 35%, bezogen auf den Silberspiegel.
[0063] Die Bearbeitungsbedingungen wurden in folgenden Bereichen gewählt: Betriebsspannung
- 260 bis 400 V, Elektrolyttemperatur - 70 bis 90°C, Elektrolytzusammensetzung - 0,5
bis 5 Masse% Eisen(III)-chlorid.
[0064] Durch die Verwendung von Eisen(III)-chlorid bei der Bearbeitung des Aluminiums in
einem elektrohydrodynamischen Betriebszustand kann das Reflexionsvermögen γ der zu
bearbeitenden Oberfläche vergrößert und deren Rauhigkeit R
avermindert werden. Der Grenzwert der Lösungskonzentration, bei dem das Polieren noch
zu beobachten ist, beträgt 3%. Bei einer höheren Konzentration beginnt die Ätzung
von Metall zu dominieren, die den Glanz verschwinden läßt. Eine Erwärmung des Elektrolytes
mit einer Konzentration von 0,5 bis 3% auf eine Temperatur von über 90°C führt ebenfalls
zu einer Verschlechterung der Bearbeitungsgüte infolge der Bildung von punktförmigen
Vertiefungen, die durch eine erhöhte chemische Aktivität des Elektrolytes bei diesen
Temperaturen hervorgerufen werden. Bei einer Spannung von über 400 V nimmt die Rauhigkeit
R
a der zu bearbeitenden Oberfläche zu, weil sich beim elektrischen Durchschlag im Zwischenraum
Wirkstück-Elektrolyt-Mikroaushöhlungen bilden.
[0065] Die Verwendung einer Elektrolytkonzentration von unter 0,5% führt zu einer Vergrößerung
der Minimalwerte der Spannungen und der Elektrolyttemperatur, bei denen ein stabiler
Prozeß durchführbar ist. Bei einer Konzentration von unter 0,5% und einer Temperatur
von unter 60°C findet ein Übergang zum Schaltzustand der elektrolytischen Bearbeitung
statt. Dabei tritt der Elektrolyt periodisch mit der Werkstückoberfläche in Berührung.
An den Kontaktstellen vollzieht sich eine starke elektrochemische anodische Metallauflösung,
die zu einer Verminderung des Reflexionsvermögens γ und zu einer Vergrößerung der
Rauhigkeit R
a führt.
[0066] Im Ergebnis der durchgeführten Bearbeitung wurde die Rauhigkeit R
a auf 0,30 µm vermindert, während das Reflexionsvermögen γ einen Stand von 73% erreichte.
Industrielle Anwendbarkeit
[0067] Die Erfindung kann in Maschinenbautechnologien zur Fertigbearbeitung von Erzeugnissen
sowie zur Vorbereitung der Werkstücke für das Auftragen von Überzüngen durch Galvanisieren;
Vakuum, Ionen-Plasma-Aufdampfen ihre Anwendung finden.
1. Verfahren zur elektrochemischen Bearbeitung von Werlstücken aus elektrisch leitenden
Werkstoffen, welches darin besteht, daß dem zu bearbeitenden Werkstück eine Spannung
positiver Polung zugeführt, und dieses in eine erwärmte wäßrige Elektrolytlösung eingetaucht
wird, dadurch gekennzeichnet, daß dem zu bearbeitenden Werkstück eine Spannung von 200 bis 400 V zugeführt wird,
während die Temperatur der wäßrigen Elektrolytlösung mit einer Konzentration von 2
bis 12 Masse% 40 bis 95°C beträgt.
2. Verfahren zur elektrochemischen Bearbeitung von Werkstücken aus elektrisch leitenden
Werkstoffen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,daß dem zu bearbeitenden Werkstück eine Spannung von 240 bis 320 V zugeführt und eine
wäßrige Ammoniumsulfatlösung mit einer Konzentration von 2 bis 6 Masse% bei einer
Temperatur von 40 bis 80°C als wäßrige Elektrolytlösung verwendet wird.
3. Verfahren zur elektrochemischen Bearbeitung von Werkstücken aus elektrisch leitenden
Werkstoffen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,daß dem zu bearbeitenden Werkstück eine Spannung von 330 bis 380 V zugeführt und eine
wäßrige Kaliumsulfatlösung mit einer Konzentration von 1 bis 10 Masse% bei einer Temperatur
von 70 bis 90°C als wäßrige Elektrolytlösung verwendet wird.
4. Verfahren zur elektrochemischen Bearbeitung von Werkstücken aus elektrisch leitenden
Werkstoffen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,daß dem zu bearbeitenden Werkstück eine Spannung von 200 bis 210 V zugeführt und eine
wäßrige Natriumhydroxidlösung mit einer Konzentration von 8 bis 12 Masse% bei einer
Temperatur von 40 bis 50°C als wäßrige Elektrolytlösung verwendet wird.
5. Verfahren zur elektrochemischen Bearbeitung von Werkstücken aus elektrisch leitenden
Werkstoffen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,daß dem zu bearbeitenden Werkstück eine Spannung von 220 bis 400 V zugeführt und eine
wäßrige Kaliumaluminiumalaun mit einer Konzentration von 0,5 bis 8 Masse%, bei einer
Temperatur von 40 bis 90°C als wäßrige Elektrolytlösung verwendet wird.
6. Verfahren zur elektrochemischen Bearbeitung von Werstücken aus elektrisch leitenden
Werkstoffen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,daß dem zu bearbeitenden Werkstück eine Spannung von 220 bis 240 V zugeführt und eine
wäßrige Lösung von disubstituiertem Ammoniumzitrat mit einer Konzentration von 0,5
bis 6 Masse% unter Zusetzen von Natriumkarbonat mit einer Konzentration von 0,5 bis
3 Masse% bei einer Temperatur von 40 bis 90°C als wäßrige Elektrolytlösung verwendet
wird.
7. Verfahren zur elektrochemischen Bearbeitung von Werkstücken aus elektrisch leitenden
Werkstoffen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,daß dem zu bearbeitenden Werkstück eine Spannung von 220 bis 400 V zugeführt und eine
wäsßrige Lösung von Natriumsalz der Äthylendiamintetraessigsäure mit einer Konzentration
von 0,5 bis 6 Masse% hei einer Temperatur von 40 bis 90°C als wäßrige Elektrolytlösung
verwendet wird.
8. Verfahren zur elektrochemischen Bearbeitung von Werkstücken aus elektrisch leitenden
Werkstoffen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,daß dem zu bearbeitenden Werkstück eine Spannung von 240 bis 380 V zugeführt und eine
wäßrige Ammoniumchloridlösung mit einer Konzentration von 0,5 bis 8 Masse% bei einer
Temperatur von 81 bis 95°C als wäßrige Elektrolytlösung verwendet wird.
9. Verfahren zur elektrochemischen Bearbeitung von Werkstücken aus elektrisch leitenden
Werkstoffen n nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet,daß in die wäßrige Elektrolytlösung zusätzlich als Zuschlag Ammoniumthiozyanat mit
einer Konzentration von 0,5 bis 3 Masse% eingeführt wird.
10. Verfahren zur elektrochemischen Bearbeitung von Werkstücken aus elektrisch leitenden
Werkstoffen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,daß dem zu bearbeitenden Werkstück eine Spannung von 260 bis 400 V: zugeführt und
eine wäßrige Lösung von Eisen(III)-chlorid mit einer Konzentration von 0,5 bis 3 Masse%
bei einer Temperatur von 70 bis 90°C als wäßrige Elektrolytlösung verwendet wird.