(57) Es wird ein gekrepptes Zellstoff-Tissuepapier beschrieben, welches einen Ligningehalt
von 3 - 6 Gewichtsprozent aufweist. Die Trockenreißfestigkeit in Maschinenlaufrichtung
beträgt 7,5 - 9,0 N/50 mm. Das Tissuepapier zeichnet sich durch gute taktile Weichheit
aus.
Bei einer verbesserten Ausführungsform enthält das Papier 5 - 30 Gewichtsprozent ungebleichten
Sulfitzellstoff, Rest ungebleichten Sulfatzellstoff. In dieser Form ist das Papier
im trockenen wie im feuchten Zustand geruchsneutral.
[0001] Die Erfindung betrifft ein gekrepptes Zellstoff-Tissuepapier, dessen Flächengewicht
vorzugsweise in der Größenordnung von 14-16 g/m² atro liegt. Derartige Tissuepapiersorten
finden insbesondere für die Herstellung von Hygienepapieren, beispielsweise Toilettenpapier,
Taschentüchern, Gesichtstüchern oder Küchentüchern Verwendung. Sie werden für die
Weiterverarbeitung zu diesen Produkten auf Legemaschinen zu 2-lagigen, 3-lagigen
oder 4-lagigen Bahnen zusammengelegt und gegebenenfalls miteinander verprägt. Ihre
besonderen Eigenschaften bestehen darin, daß sie bei großer Weichheit eine beachtliche
Reißfestigkeit aufweisen und auch zur Aufnahme von praktisch hinreichenden Flüssigkeitsmengen
geeignet sind.
[0002] Für die Herstellung derartiger gekreppter Zellstoff-Tissuepapiersorten wird herkömmlicherweise
von gebleichtem Rohzellstoff ausgegangen, der aus verschiedenen Holzarten, beispielsweise
Fichtenholz, Buchenholz, Eukalyptusholz durch chemischen Naßaufschluß nach dem Sulfit-
oder Sulfat-Verfahren erzeugt wird. Die gebleichten Rohzellstoff- Fasern werden
zur Herstellung von Tissuepapier in Wasser suspendiert und sodann auf der Papiermaschine,
meist auf der Doppelsiebpapiermaschine zu einer Bahn geformt. Die Bahn wird auf einem
beheizten Trockenzylinder schlußgetrocknet, wobei durch Aufsprühen eines Haftmittels
auf die Oberfläche des Trockenzylinders oder durch Zugabe von Haftchemikalien zur
Stoff-Suspension für eine hinreichende Haftung der Bahn an der Zylinderoberfläche
gesorgt wird. Die Trocknung der Bahn vollzieht sich bei einer einzigen Zylinderumdrehung;
danach wird die Bahn von der Zylinderoberfläche mit Hilfe eines Schabers unter Kreppung
abgeschabt. Die erzielten Trockenreißfestigkeiten in Längsrichtung variieren je
nach Flächengewicht. Für eine 1-lagige Bahn vom Flächengewicht 15 g/m² lutro werden
in der Regel Trockenreißfestigkeiten in Maschinenlaufrichtung von 6-7 N/50 mm erzielt.
[0003] Nach bisheriger Vorstellung ist Voraussetzung für die Herstellung von gekreppten
Zellstoff-Tissuepapierqualitäten dieser Art der Einsatz von gebleichten Rohzellstoffsorten,
deren Ligningehalt praktisch auf Null % abgesenkt ist. Der Einsatz von ungebleichten
Zellstoffqualitäten kommt nach bisheriger Vorstellung für hochwertige Hygienepapiere
nicht in Betracht, da die im ungebleichten Zellstoff verbliebenen Rest-Ligningehalte
zu rauhen Tissuequalitäten führen. Dennoch wäre es wünschenswert, ungebleichten Rohzellstoff
für die Herstellung von Tissuepapieren einsetzen zu können, da bekanntlich die bisher
erforderliche und auch durchgeführte Chlorbleiche zu stark mit Schmutz- und Giftstoffen
belasteten Abwässern führt. Insbesondere stört dabei die unvermeidliche Entstehung
toxischer Chlor-Dioxine, welche das Abwasser belasten. Es ist dies zwar im Grunde
kein Problem der eigentlichen Tissuepapier-Erzeugung, sondern betrifft die Zellstoff-Fabrikation;
dennoch muß aber unter umwelttechnischen Gesichtspunkten die gesamte Kette vom Ausgangsholz
bis zum fertigen Tissueprodukt berücksichtigt werden.
[0004] Überraschenderweise wurde nun festgestellt, daß der im Rohzellstoff verbliebene Rest-Ligningehalt
unter bestimmten Umständen nicht nur nicht stört, sondern tatsächlich zu Tissueprodukten
mit deutlich verbesserten Eigenschaften führt. Unter "verbesserten Eigenschaften"
wird dabei eine sehr ansprechende Weichheit bei erhöhter Trockenreißfestigkeit gegenüber
solchen Tissuesorten gleichen Flächengewichtes verstanden, die aus gebleichtem Rohzellstoff
hergestellt sind.
[0005] Der Erfindung liegt demgemäß die Aufgabe zugrunde, ein gekrepptes Zellstoff-Tissuepapier
mit verbesserter Trockenreißfestigkeit in Maschinenlaufrichtung sowie verbesserter
taktiler Weichheit vorzuschlagen.
[0006] Gelöst wird diese Aufgabe durch ein gekrepptes Zellstoff-Tissuepapier, welches dadurch
gekennzeichnet ist, daß es zur Erzielung einer Trockenreißfestigkeit in Maschinenlaufrichtung
von 8-10 N/50 mm und zur Verbesserung der taktilen Weichheit einen Ligningehalt von
3-6 Gewichtsprozent aufweist. In besonders deutlicher Weise ist der Effekt ausgeprägt,
wenn die Tissuefasern aus ungebleichtem Sulfat-Zellstoff bestehen. Das Faserlängen-Spektrum
spielt dabei keine oder eine höchst untergeordnete Rolle, so daß sich zur Herstellung
des erfindungsgemäß vorgeschlagenen Papieres Tissuefasern mit einer Länge von 0,2-3
mm eignen.
[0007] Außer Sulfat-Zellstoffsorten können aber auch andere Zellstoffsorten eingesetzt
werden, so z. B. solche Sorten, die unter Verwendung organischer Lösungsmittel, (Methanol
oder dergleichen) gewonnen worden sind.
[0008] Zur Überprüfung der eingangs zitierten Feststellung wurden zahlreiche Versuche zur
Papiererzeugung unter Produktionsbedingungen durchgeführt. Es wurden hierzu Tissuebahnen
mit einem Flächengewicht von 15,2 ± 0,5 g/m² lutro (1-lagig) erzeugt. Beim Doublieren
wird das Flächengewicht durch Verstrecken der Bahn um ca. 0,2 g/m², beim Verarbeiten
um weitere 0,5 bis 0,7 g/m² reduziert.
[0009] Zum Vergleich wurde von gebleichten handelsüblichen Fichtenzellstoff-Sorten, die
nach dem Sulfat-Verfahren hergestellt worden waren, ausgegangen. Die Produkte waren
zuvor der üblichen Chlorbleichung unterworfen worden.
[0010] Zur Erprobung der Erfindung wurden alsdann auf derselben Papiermaschine Tissuebahnen
des gleichen Flächengewichtes unter Verwendung von ungebleichtem Sulfat-Rohzellstoff
hergestellt. Aus beiden Bahnen wurden auf Fabrikations-Legemaschinen 2-lagige und
3-lagige Toilettenpapierbahnen und 4-lagige Taschentuchbahnen erzeugt und an diesen
verschiedene papiertechnische Meßwerte ermittelt. Die nachfolgende Zusammenstellung
zeigt das Ergebnis.
Weichheits-Festigkeitsdaten |
für Toipa 2-lagig |
|
|
|
Soll f. gebleicht. |
Ergebnis f. ungebleicht |
Flächengewicht atro (g/m²) 1-lagig |
14,6 |
14,4 |
Bruchkraft längs (N/50 mm) 2-lagig |
13,0 |
17,0 + 30 % |
Bruchkraft quer (N/50 mm) 2-lagig |
5,0 |
6,0 + 20 % |
Bruchdehnung längs |
11-12 |
14,0 |
Weichheit (taktil Panelbewertung) |
|
|
Bevorzugung in Weichheit |
27 % |
73 % |
Lignin |
0 % |
4,3 % |
für Toipa 3-lagig |
|
|
|
Soll f. gebleicht. |
Ergebnis f. ungebleicht |
Flächengewicht atro (g/m²) 1-lagig |
14,6 |
14,3 |
Bruchkraft längs (N/50 mm) 3-lagig |
19,0 |
22,8 + 20 % |
quer (N/50 mm) 3-lagig |
6,0 |
7,1 + 18 % |
Bruchdehnung längs |
11-12 |
13,5 |
Weichheit taktile Bevorzugung |
45 % |
55 % |
Lignin |
0 % |
4,3 % |
für Tatü 4-lagig |
|
|
|
Soll f. gebleicht |
Ergebnis f. ungebleicht |
Flächengewicht atro (g/m²) 1-lagig |
14,3 |
14,5 |
Bruchkraft längs (N/50 mm) 4-lagig |
26 |
35,9 + 38 % |
quer (N/50 mm) 4-lagig |
10 |
13,1 + 31 % |
Bruchdehnung |
11-12 |
13,5 |
Weichheit: Handle-O-Meter mN (je kleiner der Wert, umso weicher) |
75 |
68 |
Lignin |
0 % |
4,3 % |
[0011] Die erzeugten Produkte hatten eine taktile Weichheit, welche derjenigen der Bahnen
aus gebleichtem Zellstoff überlegen war.
[0012] Bei der Herstellung der Bahnen wurde des weiteren festgestellt, daß es zur Erzielung
optimaler Eigenschaften vorteilhaft ist, die Haftmittelmenge zu reduzieren, die kurz
vor Auflegen der nassen Tissuebahn auf die Oberfläche des Trockenzylinders auf diese
Oberfläche aufgesprüht werden muß. Wurde üblicherweise eine Trockenmittelmenge von
etwa 6 l/min. benötigt, so konnte diese bei Einsatz von ungebleichtem Zellstoff auf
eine Menge von 1-1,5 l/min. reduziert werden.
[0013] Im einzelnen wurde zur Herstellung der Bahnen wie folgt gearbeitet:
- Suspendieren von ungebleichtem Rohzellstoff in Wasser bis zu einer Faserstoffkonzentration
von 0,2-0,3 Gewichtsprozent;
- Formen einer Bahn auf einer Papiermaschine, vorzugsweise einer Doppelsiebformermaschine;
bei Durchführung der vorstehend beschriebenen Versuche wurde auf einer Beloit Doppelsiebmaschine
gearbeitet; die Bahngeschwindigkeit betrug ca. 1.500 m/min.
- Überführen der Bahn auf einen beheizten Trockenzylinder, der kurz vor dem Auflegen
der nassen Papierbahn mit einer gegenüber dem Üblichen stark reduzierten Haftmittelmenge
von 0,2-0,4 g/m² 12 %ige Lösung besprüht worden war;
- Abschaben der getrockneten Bahn mit einem Schaber unter Kreppung der Bahn.
[0014] Die erzeugten Produkte haben also gute Eigenschaften hinsichtlich der Trockenreißfestigkeit
in Maschinenlaufrichtung sowie auch gute taktile Weichheit. Je nach der eingesetzten
Zellstoffsorte haben sie aber mitunter den Nachteil, daß sich beim Anfeuchten der
Tücher ein leichter Geruch bemerkbar macht, ähnlich wie dies bei feuchtem Packpapier
der Fall ist. Durch weitere Versuche wurde ermittelt, daß dieser Geruch vollständig
eliminiert werden kann, wenn das Papier 5 - 30 Gewichtsprozent, vorzugsweise 25 Gewichtsprozent,
ungebleichte Sulfitzellstoff-Fasern enthält. Diese Zumischung hat auf die Festigkeit
sowie die taktilen Eigenschaften keinen Einfluß; sie bewirkt aber, daß das erzeugte
Papier im trockenen wie im feuchten Zustand geruchsneutral ist.
[0015] Bei einem Papiermaschinenversuch wurden 25 % ungebleichte Sulfitzellstoff und 75
% ungebleichte Sulfatfasern eingetragen.
[0016] Das Produkt wies bei nur 14,0 g/m² atro Flächengewicht (lutro 29,8; 2lagig) gute
Festigkeiten auf:
Bruchkraft trocken längs 19,4 N/50 mm
Bruchkraft trocken quer 5,6 N/50 mm.
[0017] Ein Panelversuch mit 20 Personen zeigte, daß das Produkt geruchsneutral war.
1. Gekrepptes Zellstoff-Tissuepapier,
dadurch gekennzeichnet,
daß es zur Erzielung einer Trockenreißfestigkeit in Maschinenlaufrichtung von 7,5-9,0
N/50 mm und zur Verbesserung der taktilen Weichheit einen Ligningehalt von 3-6 Gewichtsprozent
aufweist.
2. Gekrepptes Zellstoff-Tissuepapier nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Tissue-Fasern aus ungebleichtem Sulfatzellstoff bestehen.
3. Gekrepptes Zellstoff-Tissuepapier nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Tissue-Fasern eine Länge von 0,2-3 mm aufweisen.
4. Gekrepptes Zellstoff-Tissuepapier nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Papier 5 - 30 Gewichtsprozent ungebleichten Sulfitzellstoff, Rest ungebleichten
Sulfatzellstoff, enthält.