[0001] Die Erfindung betrifft eine Unbalance-Ausgleichsvorrichtung für eine Waffenanlage,
insbesondere bei einer schweren Waffe, mit einem in Elevationsrichtung schwenkbaren,
das Waffenrohr tragenden Teil, der über einen Schildzapfen in einem festen Gestell
gelagert ist, wobei der Schwerpunkt des schwenkbaren Teils außerhalb der Drehachse
des Schildzapfens liegt, bei der ein dem Unbalance-Moment entgegenwirkendes Drehmoment
durch mindestens eine Feder erzeugt wird.
[0002] Eine derartige Unbalance-Ausgleichsvorrichtung ist in der älteren, gegenüber dem
Prioritätstag der vorliegenden Anmeldung nicht vorveröffentlichten EP 0 357 940 A1
beschrieben. Gemäß dem älteren Vorschlag sollte eine derartige Unbalance-Ausgleichsvorrichtung
so ausgestaltet werden, daß sie sehr einfach ausgebildet ist und bei geringem Eigengewicht
und äußerst geringem Platz bedarf auch bei großen Richtwinkeln ein guter Ausgleich
des Unbalance-Momentes erreicht wird.
[0003] Dies wird bei dem älteren Vorschlag dadurch erreicht, daß als Feder mindestens eine
Drehstabfeder dient, deren erstes Ende drehfest mit dem Gestell verbunden ist, während
das zweite Ende über ein Getriebe mit dem schwenkbaren Teil der Waffe verbunden ist.
[0004] Die vorliegende Erfindung bezweckt eine Verbesserung und weitere Ausbildung dieses
älteren Vorschlages.
[0005] Der Erfindung liegen folgende Überlegungen zugrunde:
[0006] Bei einer Unbalance-Ausgleichsvorrichtung nach dem Hauptpatent wird die zum Unbalance-Ausgleich
zur Verfügung stehende Drehstabfederenergie E
FD, die durch das Getriebe auf die Waffe übertragen wird, bei linearer Kennlinie durch
folgende Gleichung bestimmt:

Mit c
D = Drehsteifigkeit der Drehstabfeder
α
1G = Verdrehwinkel der Drehstabfeder bei minimaler Elevation des schwenkbaren Teils
der Waffe
α
1V = Verdrehwinkel der Drehstabfeder bei maximaler Elevation des schwenkbaren Teils
der Waffe.
[0007] Die zum vollständigen Unbalance-Ausgleich einer Waffe notwendige Energie E
u ist die mechanische Arbeit, die der Waffe bei der Drehung aus der kleinsten bis zur
größten Elevation zugeführt werden muß. Sie ergibt sich aus folgenden Gleichungen:

Mit M
u20 = größtes Unbalance-Moment der Waffe bei der Weffenelevation α₂ = 0°
α
2max = maximale Elevation des schwenkbaren Teils der Waffe
α
2min = minimale Elevation des schwenkbaren Teils der Waffe.
[0008] Es kann sich ergeben, daß die in der aus räumlichen oder anderen Gründen ausgewählten
Drehstabfeder gespeicherte Energie E
FD wesentlich kleiner ist als die zum vollständigen Unbalance-Ausgleich notwendige
Energie E
u.
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, in Weiterbildung des Gegenstandes des
älteren Vorschlages eine einfache Möglichkeit zu schaffen, weitere Energie zu speichern,
um dennoch zu einem fast vollständigen Unbalance-Ausgleich zu gelangen.
[0010] Die Lösung dieser Aufgabe geschieht erfindungsgemäß dadurch, daß das oben erwähnte
Getriebe mindestens ein zusätzliches Federelement enthält.
[0011] Bei einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung weist das Getriebe einen drehfest
mit dem oben erwähnten zweiten Ende der Drehstabfeder verbundenen Hebel auf, der gelenkig
mit einem am schwenkbaren Teil der Waffe angelenkten Federbein mit mindestens einer
Druckfeder verbunden ist. Dabei kann diese Druckfeder mittels eines Anschlags vorspannbar
ausgebildet sein und die Auslenkung dieser Druckfeder kann durch einen Anschlag begrenzt
sein.
[0012] Es wird darauf hingewiesen, daß eine Reihe von Merkmalen des älteren Vorschlags in
Verbindungen mit den Merkmalen der vorliegenden Erfindung zu besonders vorteilhaften
Ausführungsformen führt. Insbesondere ist es vorteilhaft, wenn die Drehstabfeder
mindestens auf einem Teil ihrer Länge konzentrisch in einem drehbar im Gestell gelagerten
Schutzrohr angeordnet ist, dessen eines Ende drehfest mit dem zweiten Ende der Drehstabfeder
verbunden ist und daß das die Drehbewegung übertragende Getriebe mit dem Schutzrohr
verbunden ist. Das Schutzrohr kann dabei selbst als Drehstabfeder ausgebildet sein.
[0013] Der Grundgedanke der Erfindung besteht darin, weitere Übertragungsglieder im Getriebe
zwischen Drehstabfeder und Waffe als Federelemente zu gestalten, welche die zum vollständigen
Unbalance-Ausgleich fehlende Energie speichern. Als besonders vorteilhaft eignet sich
z.B. in einem Viergelenkgetriebe die Ausbildung der Verbindung zwischen dem mit dem
zweiten Ende der Drehstabfeder verbundenen Nebel und dem schwenkbaren Teil der Waffe
als weiterer Energiespeicher in Form eines Federbeins, wobei die Druckfeder z.B. bei
linearer Federkennlinie unter Berücksichtigung des variablen Getriebeübersetzungsverhältnisses
zur Anpassung an das Unbalance-Moment so ausgelegt werden muß, daß die folgenden
Energiegleichungen angenähert erfüllt werden.

Mit E
FL = Aufgenommene Energie der als Druckfeder ausgebildeten Verbindung bei kleinster
Elevation der Waffe.
C
L = Federsteifigkeit der Druckfeder
I
G = Auslenkung der Druckfeder bei α
2min
I
V = Auslenkung der Druckfeder bei α
2max
im folgenden wird anhand der beigefügten Zeichnungen ein Ausführungsbeispiel für eine
Unbalance-Ausgleichsvorrichtung nach der Erfindung näher erläutert.
[0014] In den Zeichnungen zeigen:
Fig. 1 in schematischer, teilweise geschnittener Darstellung einen Teil einer Waffenanlage
am Turm eines Kampfpanzers mit einer Unbalance-Ausgleichseinrichtung von oben;
Fig. 2 die Waffenanlage mit Unbalance-Ausgleichsvorrichtung nach Fig. 1 in einer
teilweise geschnittenen Seitenansicht;
Fig. 3 in einer graphischen Darstellung die Unbalance-Kurve der Waffenanlage zusammen
mit der Kennlinie der Ausgleichsvorrichtung.
[0015] In Fig. 1 und 2 ist in stark schematisierter Darstellung die Waffenanlage im Turm
eines Kampfpanzers zu sehen, wobei von der Waffenanlage der das feste Gestell, also
die Lafette bildenden Turm 2, sowie der aus Waffenrohr und Wiegenkörper bestehende
schwenkbare Teil 1 dargestellt sind. Der schwenkbare Teil 1 ist über einen Schildzapfen
1.1 im festen Gestell 2 in Elevationsrichtung schwenkbar gelagert und kann durch
einen Richtantrieb 3 verschwenkt werden.
[0016] Innerhalb des Innenraums 2.1 des Turms 2 ist parallel zur Drehachse des Schildzapfens
1.1, also quer zur Elevationsrichtung, in Schußrichtung vor dem Schildzapfen 1.1
und unterhalb des schwenkbaren Teils 1 der Waffe eine Drehstabfeder 4 angeordnet,
deren eines Ende 4.0 über eine Kerbverzahnung 4.6 drehfest in einem mit dem Turm 2
verbundenen Lagerbock 2.2 fixiert ist, während das freie Ende 4.1 der Drehstabfeder
4 ebenfalls über eine Kerbverzahnung 4.6 drehfest mit einem Schutzrohr 4.3 verbunden
ist, das die Drehstabfeder 4 auf etwa der Hälfte ihrer Länge konzentrisch umgibt und
das über Kugel- und Rollenlager 4.4 in den Seitenwänden 2.3 des Waffenschachtes drehbar
gelagert ist. Am äußeren Umfang des Schutzrohres 4.3 ist ein Nebel 4.2 befestigt,
der gelenkig mit einem Ende eines Federbeins 5 verbunden ist, dessen anderes Ende
am schwenkbaren Teil 1 der Waffe angelenkt ist. Das Federbein 5 enthält eine Druckfeder
5.1, deren Vorspannung durch einen verschraubbaren Anschlag 5.2 verändert werden kann.
Weiterhin begrenzt ein fester Anschlag 5.3 die Auslenkung der Druckfeder 5.1.
[0017] Das Drehmoment der Drehstabfeder 4 wird zunächst auf das infolge seiner elastischen
Eigenschaften ebenfalls als Drehstabfeder wirkende Schutzrohr 4.3 übertragen, von
dem es über den Hebel 4.2 und das Federbein 5 schließlich auf den schwenkbaren Teil
1 der Waffe übertragen wird. Durch entsprechende Wahl des Anlenkungspunktes des Federbeins
5 am schwenkbaren Teil 1 der Waffe ist ein Kurbelradius 1.2 vorgegeben, während der
Kurbelradius des Hebels 4.2 mit 4.5 bezeichnet ist. Durch entsprechend unterschiedliche
Wahl dieser beiden Kurbelradien 1.2 bzw. 4.5 kann die Vorspannung, der geeignete
Verdrehwinkel und das zu übertragende Moment der Drehstabfeder 4 variiert werden.
Die Auslegung des als weitere Energiespeicher dienenden Federbeins 5 geschieht nach
den oben angegebenen Formeln.
[0018] In Fig. 2 sind zwei verschiedene Stellungen der Waffenanlage 1 mit ausgezogenen
bzw. strichpunktierten Linien und die entsprechende Lage des Hebelgetriebes eingezeichnet.
In der mit ausgezogenen Linien dargestellten Stellung, die einer Stellung der Waffe
1 mit großer Elevation entspricht, besitzt das Federbein 5 ersichtlich eine etwas
größere Länge als in der mit strichpunktierten Linien angedeuteten Stellung, die
einer Stellung der Waffe 1 bei kleiner Elevation entspricht. Durch diese Längenänderung
wird das Getriebeübersetzungsverhältnis in der gewünschten Weise angepaßt.
[0019] Fig. 3 beschreibt mit den Kurven I, II und III die vorteilhaften Auswirkungen der
zusätzlich eingebrachten Druckfeder als weitere Energiespeicher am Beispiel eines
Viergelenkgetriebes.
[0020] Die Kurve I zeigt das auszugleichende Waffenunbalancemoment in Abhängigkeit von
der Waffenelevation α₂ als Kosinusfunktion.
[0021] Kurve III stellt das allein durch die Drehstabfeder erreichbare Ausgleichsmoment
dar, wodurch nur - wie der Vergleich mit Kurve I zeigt - ein teilweiser Unbalanceausgleich
erzielt wird.
[0022] Kurve II liefert das aus Drehstab- und Druckfeder resultierende Ausgleichsmoment,
wobei die Druckfeder als weiterer Energiespeicher nach den obenstehenden Gleichungen
ausgelegt ist.
[0023] Wie der Vergleich mit Kurve I zeigt, ergibt sich - wie angestrebt - durch die zusätzlich
integrierte Druckfeder ein fast vollständiger Unbalanceausgleich, wobei die noch bestehende
geringe Differenz im Zusammenhang mit Spielunterdrückung erwünscht sein kann.
[0024] Um die zum fast vollständigen Unbalance-Ausgleich notwendige Energie, angepaßt an
die Kosinuskurve der Waffenunbalance, speichern und wieder abgeben zu können, kann
die Druckfeder nicht vorgespannt oder durch den veränderbaren Anschlag 5.2 vorgespannt
sein. Ferner kann die Auslenkung der Druckfeder zusätzlich durch den Anschlag 5.3
begrenzt sein.
1. Unbalance-Ausgleichsvorrichtung für eine Waffenanlage, insbesondere bei einer schweren
Waffe, mit einem in Elevationsrichtung schwenkbaren, das Waffenrohr tragenden Teil,
der über einen Schildzapfen in einem festen Gestell gelagert ist, wobei der Schwerpunkt
des schwenkbaren Teils außerhalb der Drehachse des Schildzapfens liegt, bei der ein
dem Unbalance-Moment entgegenwirkendes Drehmoment durch mindestens eine Feder erzeugt
wird, wobei als Feder mindestens eine Drehstabfeder dient, deren erstes Ende drehfest
mit dem Gestell verbunden ist, während das zweite Ende über ein Getriebe mit dem schwenkbaren
Teil der Waffe verbunden ist, dadurch gekennzeichnet, daß das Getriebe (4.2-5) mindestens
ein zusätzliches Federelement (5.1) enthält.
2. Ausgleichsvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Getriebe
einen drehfest mit dem zweiten Ende (4.1) der Drehstabfeder (4) verbundenen Hebel
(4.2) aufweist, der gelenkig mit einem am schwenkbaren Teil (1) der Waffe angelenkten
Federbein (5) mit mindestens einer Druckfeder (5.1) verbunden ist.
3. Ausgleichsvorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Druckfeder
(5.1) mittels eines Anschlags (5.2) vorspannbar ist.
4. Ausgleichsvorrichtung nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Auslenkung
der Druckfeder (5.1) durch einen Anschlag (5.3) begrenzt ist.