(19)
(11) EP 0 417 387 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
20.03.1991  Patentblatt  1991/12

(21) Anmeldenummer: 90107796.6

(22) Anmeldetag:  25.04.1990
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5F41H 5/20
(84) Benannte Vertragsstaaten:
CH DE FR GB IT LI

(30) Priorität: 11.09.1989 DE 3930256

(71) Anmelder: Rheinmetall GmbH
40880 Ratingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Nordmann, Adolf
    D-4006 Erkrath (DE)
  • Becker, Wilfried
    D-4000 Düsseldorf 30 (DE)
  • Metz, Josef
    D-4040 Neuss (DE)
  • Zielinski, Erich
    D-4000 Düsseldorf 13 (DE)
  • Hoff, Jochen
    D-4000 Düsseldorf 30 (DE)
  • Hülsewis
    D-4100 Duisburg 25 (DE)
  • Knörich, Friedhelm
    D-4000 Düsseldorf 30 (DE)
  • Böer, Wolfgang
    D-4000 Düsseldorf 12 (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Panzerturm


    (57) Die Erfindung betrifft einen Panzerturm mit gepanzertem Turmgehäuse (9) und massiver Frontpanzerung (6), in wel­cher eine verschwenkbar gelagerte Rohrwaffe (1) mit Blende (5), Wiege (2), Rücklaufeinrichtung und rückwärtigem Ver­schlußgehäuse angeordnet ist.
    Bei neuartigen Panzerkanonen wird eine immer größere Ge­schoßwucht gefordert. Daraus resultierend werden die Bela­stungskräfte für Turm und Fahrzeug immer größer und die Rücklaufwege immer länger. Um Kräfte und Wege klein zu halten, muß die Rücklaufmasse vergrößert werden. Zusätzli­che Gewichte erhöhen jedoch in nachteiliger Weise das Gesamtkonzept.
    Erfindungsgemäß wird zur Erhöhung der Rücklaufmasse vorge­schlagen, daß vorhandene Funktionsteile wie z. B. die Turm­gehäusepanzerung (9) bzw. die massive Frontpanzerung (6) wenigstens teilweise mit in die Rücklaufmasse einbezogen wird und dafür in Waffenrohrlängsrichtung bzw. Horizontal­richtung verschiebbar (38) auf der Turmdrehvorrichtung bzw. innerhalb des restlichen Turmgehäuses (9) gelagert ist.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft einen Panzerturm mit gepanzertem Turmgehäuse und massiver Frontpanzerung, in welcher eine verschwenkbar gelagerte Rohrwaffe mit Blende, Wiege, Rück­laufeinrichtung und rückwärtigem Verschlußgehäuse angeord­net ist.

    [0002] Bei neuartigen Panzerkanonen wird eine immer grössere Ge­schoßwucht gefordert. Daraus resultierend werden die Bela­stungskräfte für Turm und Fahrzeug immer größer und die Rücklaufwege immer länger. Um Kräfte und Wege klein zu hal­ten, muß die Rücklaufmasse vergrößert werden. Zusätzliche Gewichte beeinflussen jedoch in unverträglicher Weise das Gesamtkonzept (Totlastanteil). Es müssen daher Wege ge­sucht werden, Massen von funktionell vorhandenen Bauteilen einzubeziehen. Da diese Teile jedoch einer hohen Schockbe­lastung unterliegen, gibt es wenig Funktionsteile (z. B. Innenausstattung, Optik/Elektronik-Bauteile), die hierfür geeignet sind. Als Rücklaufmasse dienen bisher in üblicher Weise ein schweres Bodenstück, ein schweres Waffenrohr, die Mündungsbremse, oder ein zusätzlicher Bremszylinder statt einer Kolbenstange am Bodenstück. Diese Maßnahmen sind jedoch nicht ausreichend genug. Sie können lange Rück­laufwege nicht vermeiden. Lange Rücklaufwege erschweren ein Ausballancieren der höhenrichtbaren Teile. Eine Mün­dungsbremse beeinflußt das meist ballistisch verlängerte Waffenrohr und bringt ein großes vorderlastiges Moment. Lange Rücklaufwege und Schockbelastungen verhindern eine Energieversorgung von eventuell an der Rücklaufmasse anzu­bringender Funktionsteile (Kabelbruch).

    [0003] Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die Rück­laufmasse einer Panzerwaffe zu erhöhen, ohne jedoch gleich­zeitig den Totlastanteil zu steigern.

    [0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß im Panzerturm vorhandene Funktionsmassen mit in die Rücklauf­masse einbezogen werden. Dies erfolgt bei der Erfindung dadurch, daß die Turmgehäusepanzerung bzw. die massive Frontpanzerung wenigstens teilweise oder sogar insgesamt ggf. mitsamt Blende, Wiege und anderen peripheren Waffen- bzw. Turmbauteilen zur Erhöhung der Rücklaufmasse in Waf­fenrohrlängsrichtung bzw. Horizontalrichtung verschiebbar auf der Horizontal-Drehvorrichtung des gepanzerten Turmge­häuses gelagert ist und mit der verschwenkbaren Rohrwaffe in Waffenrohrlängsrichtung bzw. Horizontalrichtung in fester Verbindung steht.

    [0005] Die Panzerung stellt einen großen Anteil am Gesamtgewicht eines Kampfpanzers dar. Sie besteht meist aus geschichte­ten Paketen, die zu einem Gehäuse verschweißt sind. Diese vorhandenen Schichtpakete oder zu schaffende Blockpakete gilt es beweglich zu lagern (z. B. über Gleitflächen, He­belparallelogrammlagerung oder ähnlichem) und mit der übli­chen Rücklaufmasse bzw. dem Waffenrohr zu verbinden und zu­sammen abzubremsen. Erst durch diese Lösung werden gefor­derte Geschoßwuchtvergrößerungen ermöglicht.
    Die Art der Rücklauflagerung kann wie gesagt über Gleitla­gerungen, Hebellagerungen oder entsprechende andere Lage­rungen erfolgen. Eine Rücklaufbremsung der verschiebbaren Massen kann z. B. hydraulisch (zentrisch oder exzen­trisch), über Federelemente (Ring- oder Gummifedern) oder entsprechende Dämpfungselemente erfolgen.

    [0006] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von in den Zeich­nungen dargestellten Ausführungsbeispielen näher erläutert und beschrieben.

    [0007] Es zeigen:

    Figur 1 einen erfindungsgemäßen Panzerturm in Frontan­sicht,

    Figur 2 einen Querschnitt durch die Frontpanzerung des Panzerturmes gemäß Linie II-II in Figur 1,

    Figur 3 ein weiteres Ausführungsbeispiel eines erfin­dungsgemäßen Panzerturmes in Teilschnittdarstel­lung und

    Figur 4 einen Längsschnitt durch den Panzerturm gemäß Figur 3.



    [0008] In Figur 1 ist mit der Bezugsziffer 20 ein lediglich sche­matisch dargestellter Panzerturm bezeichnet. Der Panzer­turm 20 ist mittels einer Drehvorrichtung 26 auf einem nicht dargestellten Panzerfahrzeug befestigt bzw. in Hori­zontalebene drehbar gelagert. Der Panzerturm 20 weist vor­derseitig in seinem gepanzerten Turmgehäuse eine massive Frontpanzerung 22 auf, in welcher eine vertikal verschwenk­bare Rohrwaffe 24 mit Blende 28, Wiege, Rücklaufeinrich­tung und rückwärtigem Verschlußgehäuse 34 angeordnet ist.

    [0009] In die Frontpanzerung 22 ist ein verschiebbar gelagertes, rechteckförmiges Panzerungspaket 30 eingesetzt. Innerhalb dieses Panzerungspaketes 30 ist nun - wie aus Figur 2 er­sichtlich ist - die Rohrwaffe 24 mittels einer Schildzap­fenlagerung 32 vertikal verschwenkbar gelagert. Mit dem schematisch dargestellten Turmdrehlager 36 soll angedeutet sein, daß der gesamte Panzerturm 20 mit der Rohrwaffe 24 über seine Horizontal-Drehvorrichtung 26 auf dem Gehäuse des nicht weiter dargestellten Panzerfahrzeuges montiert und drehbar gelagert ist.

    [0010] Mit dem Pfeil 38 ist die Horizontal-Verschiebbarkeit des Panzerungspaketes 30 mitsamt der Rohrwaffe 24 und Ver­schlußgehäuse 34 zwischen oberer Dachpanzerung 40 und unterer Drehvorrichtung 26 innerhalb der restlichen Front­panzerung 22 verdeutlicht.
    Mit dieser erfindungsgemäßen Maßnahme wird durch Einbezie­hung von vorhandenen Funktionsteilen die mit der Rohrwaffe 24 verbundene Rücklaufmasse erheblich vergrößert. Die ge­wünschte und einstellbare Vergrößerung der Rücklaufmasse ist jeweils abhängig von der Größe bzw. Masse des als zu­sätzliche Rücklaufmasse dienenden Panzerungspaketes 30. Die Gesamtmasse ist bestimmend für die Größe der wirksamen Bremskraft bzw. für die Länge des Rücklaufweges.

    [0011] In Figur 3 ist eine Draufsicht eines weiteren Panzerturmes in Teilschnittdarstellung gezeigt. Dort ist die gesamte Frontpanzerung als verschiebbar gelagertes Blockpaket 6 ausgebildet. Das Waffenrohr 1 ist fest mit einem Wiegen­rohr 2 und einer vorderseitigen Blende 5 verbunden und über eine Wiegenwalze 3 und Schildzapfen 4 vertikal ver­schwenkbar innerhalb des Panzerungs-Blockpaketes 6 gela­gert.
    Das Blockpaket 6 ist auf horizontalen oder nahezu horizon­talen Gleitebenen 10 - siehe hierzu Figur 4 - innerhalb des seitlichen Turmgehäuses 9 bzw. zwischen Dachpanzerung und Horizontal-Drehvorrichtung gleitend gelagert. Seitlich an dem Blockpaket 6 ist mit fester Abstützung gegen das Turmgehäuse 9 jeweils eine Rücklaufeinrichtung 7 vorgese­hen. Bei einem Schuß bewegt sich die Gesamtmasse bestehend aus Rohr 1, Wiege 2, Wiegenwalze 3, Schildzapfen 4, Blende 5, Blockpaket 6 und Teile der Rücklaufeinrichtung 7 in ho­rizontaler bzw. nahezu horizontaler Richtung auf der Gleit­ebene 10, wobei eine Vertikalbelastung ebenfalls durch die Gleitlagerung aufgenommen wird.

    [0012] Durch die erfindungsgemäße Vergrößerung der rücklaufenden Gesamtmasse wird sehr vorteilhaft die Bremskraft erhöht und die Länge des Rücklaufweges erheblich verkürzt.

    [0013] Insbesondere für kleine Panzertürme mit schwerer Bewaff­nung bzw. großer Feuerleistung mit hoher Geschoßwucht ist zweckmäßigerweise vorgesehen, daß das gesamte gepanzerte Turmgehäuse verschiebbar auf der Horizontal-Drehvorrich­tung angeordnet ist und als zusätzliche Rücklaufmasse ver­wendet wird.

    Zahlenbeispiel:



    [0014] Bei einem Kampfpanzer, z. B. Leopard II, wird die Geschoß­wucht einer bestimmten Munition mit ca. 10 MJ abgeschätzt. Die bisherige Rücklaufmasse von Waffenrohr, Verschlußgehau­se, Mündungsbremse etc. beträgt ca. 2 500 kg. Bei einem Rücklaufweg von ca. 450 mm muß noch eine maximale Brems­kraft von ca. 400 KN aufgebracht werden.
    Bei einer Verdoppelung der Geschoßwucht auf ca. 20 MJ be­trägt bei einem gleichen Rücklaufweg von 450 mm die erfor­derliche Bremskraft ca. 1 500 KN oder andersherum bei einer Bremskraft von ca. 1 000 müßte der Rücklaufweg wenigstens 600 mm betragen. Dies ist jedoch nicht vertret­bar. Mit der erfindungsgemäßen Lehre ist ohne weiteres eine Vervielfachung der Rücklaufmasse (von ca. 2 500) auf 10 000 kg möglich.
    Bei einer üblichen Munition mit einer Geschoßwucht von ca. 10 MJ beträgt mit dieser vergrößerten Rücklaufmasse die maximal aufzubringende Bremskraft bei einem Rücklaufweg von 450 mm lediglich noch ca. 150 KN.
    Für eine Munition mit doppelter Geschoßwucht von ca. 20 MJ beträgt dann die maximal aufzubringende Bremskraft bei einem Rücklaufweg von 450 mm nur noch ca. 400 KN. Andersherum ausgedrückt: Bei einer aufbringbaren Brems­kraft von ca. 500 KN beträgt die erforderliche Länge des Rücklaufweges mit der vergrößerten Rücklaufmasse lediglich ca. 335 mm.

    [0015] Mit der erfindungsgemäßen Vergrößerung der Rücklaufmasse kann also einerseits bei gleichbleibender Schußleistung bzw. Geschoßwucht eine Verkürzung des Rücklaufweges um etwa 50 % erreicht werden, andererseits wird bei gleich­bleibendem Rücklaufweg von beispielsweise 350 mm eine Ver­ringerung der maximal erforderlichen Bremskraft um etwa den Faktor 4 ermöglicht. D. h. es können Munitionen mit er­heblich größerer Treibladungsenergie verschossen werden.

    Bezugszeichen-Liste



    [0016] 

    1 Rohr

    2 Wiege

    3 Wiegenwalze

    4 Schildzapfen

    5 Blende

    6 Blockpaket (Frontpanzerung)

    7 Rücklaufeinrichtung

    8 Rücklaufeinrichtung

    9 Turmgehäuse (Seitenpanzerung)

    10 Gleitebenen

    11 innere Schutzwand

    12 Rücklaufweg

    20 Panzerturm

    22 Frontpanzerung

    24 Rohrwaffe

    26 Horizontal-Drehvorrichtung

    28 Blende

    30 Panzerungspaket

    32 Schildzapfen

    34 Verschlußgehäuse

    36 Turmdrehlager

    38 Horizontal-Verschiebbarkeit

    40 Dachpanzerung




    Ansprüche

    1. Panzerturm mit gepanzertem Turmgehäuse und massiver Frontpanzerung, in welcher eine verschwenkbar gelager­te Rohrwaffe mit Blende, Wiege, Rücklaufeinrichtung und rückwärtigem Verschlußgehäuse angeordnet ist, dadurch gekennzeichnet, daß
    die Turmgehäusepanzerung bzw. die massive Frontpanze­rung wenigstens teilweise, gegebenenfalls mitsamt Blen­de, Wiege und anderen peripheren Waffen- bzw. vorderen Turmbauteilen, zur Erhöhung der Rücklaufmasse in Waf­fenrohrlängsrichtung bzw. Horizontalrichtung verschieb­bar auf der Horizontal-Drehvorrichtung bzw. innerhalb des restlichen gepanzerten Turmgehäuses gelagert ist.
     
    2. Panzerturm nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet, daß
    - das vertikal verschwenkbare Waffenrohr (1,24) mit­tels Schildzapfen (4) innerhalb des horizontal bzw. nahezu horizontal verschiebbaren Blockpaketes (6) bzw. als Teilstück der Frontpanzerung (22) ausgebil­deten verschiebbaren Panzerungspaketes (30) gelagert ist,
    - das verschiebbare Blockpaket (6) bzw. Panzerungspa­ket (30) horizontale bzw. nahezu horizontale Gleit­ebenen (10) oder/und vertikale bzw. nahezu vertikale Gleitebenen aufweist und
    - die Rücklaufeinrichtung (7) in doppelter Ausführung jeweils seitlich an dem Blockpaket (6) bzw. Panze­rungspaket (30) mit fester Abstützung gegen die seit­liche Turmgehäusewandung (9) bzw. gegen die restli­che feste Frontpanzerung (22) vorgesehen ist.
     
    3. Panzerturm nach Anspruch 1 oder 2,
    dadurch gekennzeichnet, daß
    das gesamte gepanzerte Turmgehäuse verschiebbar auf der Horizontal-Drehvorrichtung angeordnet ist und als zusätzliche Rücklaufmasse verwendet wird.
     




    Zeichnung










    Recherchenbericht