[0001] Zur Intensivierung der Delignifizierung ist die Kombination des Einsatzes von Sauerstoff
und Ozon notwendig. Da Ozon ein sehr reaktives und gleichzeitig unselektives Bleichmittel
darstellt, sind bereits bei geringenOzon-Einsatzmengen Nebenreaktionen, wie die Oxidation
der Cellulose, nicht zu vermeiden.
[0002] Die dabei entstehenden Carbonylgrupen erhöhen die Empfindlichkeit der Zellulose gegen
den alkalischen Abbau.
[0003] Dieser führt bei der der Ozonbehandlung, die im sauren stattfindet, folgenden alkalischen
Extraktion zu einer Aufspaltung der Zelluloseketten und damit im Vergleich zu den
unter Chloreinsatz gebleichten Stoffen zu einem Rückgang der Viskosität und der Festigkeiten
der Zellulose.
O. Kordsachia und R. Patt beschreiben in der Zeitschrift Holzforschung
42 (1988) 203-209, daß man durch den Zusatz von Natriumborhydrid das durch die Ozonbehandlung
verursachte Absinken des durchschnittlichen Polymerisationswertes zumindest teilweise
rückgängig machen kann.
Dies gelingt jedoch nur bei niedrigen Ozondosierungen (0,5 %) und bescheidenen Weißgehalten
(86(ISO)).
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zu finden, bei dem man im Vergleich zu
den unter Chloreinsatz gebleichten Stoffen bei niedrigen Ozondosierungen praktisch
kein Absinken der Viskositäten und auch bei höheren Konzentrationen ein nur geringfügiges
Nachlassen in Kauf nehmen muß und Zellstoffe mit einem Weißgehalt von etwa 90 (ISO)
erhält.
[0005] Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Stabilisierung der Viskosität von
Zellstoff im Anschlußan eine Ozon- bzw. Ozon-/Sauerstoffbehandlung, das dadurch gekennzeichnet
ist, daß man den Zellstoff bei einempH-Wert von 8 bis 12 mit 0,05 bis 1 Gew.-% Formamidinsulfinsäure,
bezogen auf atro Zellstoff, bei 40 bis 90 °C, bevorzugt 50 bis 80 °C, behandelt.
[0006] Als Zellstoff sind für dieses Verfahren geeignet alkalisch und sauer erzeugte Sulfitzellstoffe
sowie Kraftzellstoff jeweils auf Nadel- und Laubholzbasis.
[0007] Die Ozon- bzw. Ozon-/Sauerstoffbehandlung erfolgt nach dem Stand der Technik im sauren
Medium im allgemeinen bei einer Ozon-Konzentration von 0,1 bis 4 %, bezogena uf absolut
trockenen Zellstoff. Die Formamidinsulfinsäure wird ohne zusätzlichen apparativen
Aufwand in der sich daran anschließenden alkalischen Extraktionsstufe eingesetzt.
[0008] Dabei liegt die Stoffichte der Pulpe zwischen 5 und 10 %, bevorzugt 8 und 12 %,
[0009] Die normale Verweilzeit in dieser Stufe reicht im allgemeinen aus, um die Stabilisierung
der Viskosität zu erreichen.
[0010] Weitere Bleichschritte können sich dann anschließen.
[0011] Mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens gelingt es, in einer chlorfreien Bleiche
Zellstoffe zu erhalten, die sich in Weißgehalt, Viskosität und Festigkeit praktisch
nicht von den mit den konventionellen, d. h. unter Verwendung von Chlor arbeitenden
Verfahren erhaltenen unterscheiden.
[0012] Selbst bei hohen Ozon-Dosierungen (∼ 3 %) sind die Unterschiede äußerst gering.
Beispiele
[0013] (Die Prozentangaben sind auf atro Zellstoff bezogen)
1. Fichtensulfit-Papierzellstoff (Kappa 18,0)
[0014]
a) konventionelle Bleiche nach C-E-D-H Chemikalieneinsatz: |
|
|
Stoffdichte |
Zeit |
Temp. |
C |
4 % Cl₂ |
3 % |
1 h |
25 °C |
E |
2 % NaOH |
10 % |
1,5 h |
70 °C |
D |
1 % ClO₂ (Aktivchlor) |
10 % |
3 h |
70 °C |
H |
1 % NaOCl |
10 % |
3 h |
40 °C |
Resultat:
Weiße 90.7 (ISO)
Viskosität 12.2 mPa s

Resultat:
Weiße 90.3 (ISO)
Viskosität 8./2 mPa s

Resultät: Weiße 90.5 (ISO), Viskosität: 12.3 mPa s
2. Nadelholz-Kraftzellstoff (Kappa 33.2)
[0015]
a) konventionell: CD-E-D-E-D |
|
|
Stoffdichte |
Zeit |
Temp. |
CD |
7 % Cl₂ /0,7 % ClO₂ |
3 % |
1 h |
25 °C |
E |
2,8 % NaOH |
10 % |
1,5 h |
60 °C |
D |
3 % O₃ |
10 % |
3 h |
65 °C |
E |
1 % NaOH |
10 % |
1 h |
65 °C |
D |
1 % ClO₂ |
10 % |
3 h |
70 °C |
Resultat:
Weiße 90.7 (ISO)
Viskosität 20.2 mPa s
Festigkeit bei 20 SR: Reißlänge 8.8 km
Durchreißwiderstand 9.3 mN m²/g
b) chlorfreie Bleiche nach O-Z-E-P |
|
|
Stoffdichte |
Zeit |
Temp. |
|
|
0.5 MPaO₂ |
O |
5 % NaOH, 0,3 % MgSO₄ |
10 % |
1,5 h |
110 °C |
Z |
3 % O₃ |
33 % |
25 min |
30 °C |
E |
1 % NaOH |
10 % |
1,5 h |
60 °C |
P |
2 % H₂O₂, 0,8 % NaOH |
|
|
|
|
0,2 % MgSO₄, 1 % Wasserglas |
20 % |
2 h |
75 °C |
Resultat:
Weiße 89.8 (ISO)
Viskosität 12.1 mPa s
Festigkeit bei 20 SR: Reißlänge 6.8 km
Durchreißwiderstand 7.6 mN m²/g
c) chlorfreie Bleiche mit FAS in der E-Stufe
[0016] E-Stufe mit 0,4 % Formamidinsulfinsäure
Resultat:
Weiße 90.1 (ISO)
Viskosität 18.7 mPa s
Festigkeit bei 20 SR: Reißlänge 8.8 km
Durchreißwiderstand 9.2 mN m²/g
3. Buchensulfit-Zellstoff (Kappa 14.2)
[0017]
a) konventionelle Bleiche nach C-E-H-D |
|
|
Stoffdichte |
Zeit |
Temp. |
C |
4,1 % Cl₂ |
3 % |
1 h |
20 °C |
E |
1,8 % NaOH |
10 % |
1,5 h |
65 °C |
H |
1,5 % Na |
10 % |
2 h |
40 °C |
D |
0,7 % ClO₂ |
10 % |
3 h |
65 °C |
Resultat:
Weiße 89.1 (ISO)
Festigkeit bei 25 SR: Reißlänge 5.4 km
Weiterreißarbeit 132 mNm/m
Viskosität: 12,1 mPa s; Kappa: 0,8
b) chlorfreie Bleiche nach Z-E-P |
|
|
Stoffdichte |
Zeit |
Temp. |
Z |
1,5 % O₃ |
35 % |
20 min |
20 °C |
E |
1,8 % NaOH |
10 % |
1,5 h |
60 °C |
P |
1,5 % H₂O₂, 1,1 % NaOH |
10 % |
2 h |
65 °C |
Resultat:
Weiße 88.2 (ISO)
Festigkeit bei 25 SR: Reißlänge 4,7 km Weiterreißarbeit 98 mNm/m
Viskosität: 7,8 mPa s; Kappa: 1,1
c) mit FAS in der Extraktionsstufe |
Z |
wie bei b) |
zusätzlich 0,5 % Formamidinsulfinsäure |
E |
wie bei b) |
P |
wie bei b) |
Resultat: Weiße 88.7 (ISO)
Festigkeit bei 25 SR: Reißlänge 5.3 km
Weiterreißbarkeit 130 mNm/m
Viskosität: 11,2 mPa s
Kappa-Wert: 1,1