[0001] Während der Entwicklung eines elektronischen Gerätes, z.B. für dle Meßtechnik, tritt
häufig das Problem auf, ein Zeitintervall zu messen. Weit verbreitet sind (z.B. in
Digitalvoltmetern) integrierende Digital-Analog-Umsetzer. Dabei wird zunächst eine
konstante Zeit lang mit einem dem zu messen den Analogwert proportionalen Strom ein
Kondensator aufgeladen. Danach wird er mit einem konstanten Strom wieder bis zum Anfangswert
entladen. Die dafür benötigte Zeit ist das Maß für den Analogwert. Ein weiteres Beispiel
ist das Messen der Laufzeit, die ein Ultraschallimpuls braucht, um von der Abstrahlebene
des Senders zur Empfangsebene des Empfängers zu gelangen.
[0002] In beiden Fällen braucht man eine elektronische Stoppuhr zur genauen Messung der
Laufzeit. Diese funktioniert im Prinzip wie eine mechanische und besteht aus
- einem Oszillator (Taktgeber),
- einem Frequenzteiler (Untersetzungsgetriebe) und
- einer Start-Stop-Einrichtung dazwischen
zur zeitlichen Ermittlung der Grenzen des die Laufzeit charakterisierenden Zeitintervalls,
die durch ein elektrisches Signal oder mehrere solcher Signale, beispielsweise über
einen Komparator oder mehrere Komparatoren, möglich sind.
[0003] Die Möglichkeit, den Oszillator selbst zu starten und anzuhalten, wird hier nicht
betrachtet, da genaue Zeitmessungen nur mit eingeschwungenen Oszillatoren möglich
sind.
[0004] Bei der praktischen Realisierung einer elektronischen Start- Stop-Einrichtung am
Eingang eines Frequenzteilers sind metastabile Flip-Flop-Zustände möglich. Diese
müssen durch geeignete Hilfsmittel verhindert werden. Metastabile Zustände und ihre
Ursachen sowie Maßnahmen zur Verringerung der Wahrscheinlichkeit ihres Auftretens
bei der Konstruktion eines flankengesteuerten Flip-Flops werden in der deutschen
Patentanmeldung P 37 31 294.4 beschrieben.
[0005] Bei der Schaltung nach Fig. 1, mit einem einfachen UND-Gatter 1 zwischen einem Komparator
2 für die Erzeugung des Zeitivintervalls aus den Ereignisimpulsen in bezug auf eine
Referenzspannung einerseits und einem Oszillator 3 für die Erzeugung der Taktimpulse
andererseits sowie einem Frequenzteiler, kann ein zu kurz geratener Taktimpuls den
als Teiler-Flip-Flop 4 ausgebildeten Zählstufen CL1 bis CL4 mit den Ausgängen D0
bis D3 in einen metastabilen Zustand bringen. In der Folge geraten dann eine unbekannte
Zahl von Schwingungen auf die Zählstufen und verfälschen das Meßergebnis.
[0006] In der Schaltung nach Fig. 2 sind deshalb zwischen UND-Gatter 1 und Frequenzteiler
4 ein Tiefpaß 5 und ein Schmitt-Trigger 6 angeordnet. Damit ist das Problem lösbar,
aber die Taktfrequenz muß zwangsläufig viel niedriger sein als die durch die verwendeten
UND-Gatter 1 und Flip-Flops CL1 bis CL4 theoretisch mögliche.
[0007] Eine digitale Alternative zeigt die Schaltung nach Fig. 3, bei der das Signal für
das Zeitintervall vor dem UND-Gatter mit dem invertierten Takt mittels eines Hilfs-Flip-Flops
7 synchronisiert wird. Dabei ist die Taktfrequenz so niedrig zu wählen, daß mögliche
metastabile Zustände des Hilfs-Flip-Flops 7 noch in der nicht aktiven Taktphase abgeklungen
sind.
[0008] Aus dem Bisherigen ergibt sich auch, daß die erzielbare Genauigkeit bei der Zeitintervallmessung
nicht nur durch die notwendigen Maßnahmen zum Ausschluß metastabiler Zustände, sondern
auch durch die Periodendauer des Taktes begrenzt ist. Eine hohe Taktfrequenz ist zwar
vorteilhaft, stößt aber, wie die genannten Beispiele zeigen, in der Praxis auf Schwierigkeiten.
Das trifft besonders für Geräte zu, die mit geringer Stromaufnahme und deshalb mit
möglichst niedriger Arbeitsfrequenz arbeiten müssen.
[0009] Zwar ist es in vielen Fällen möglich, den Start des Intervalls mit dem Takt zu synchronisieren.
Dies ist hilfreich, aber am Ende bleibt doch noch der Fehleranteil einer Taktperiode.
[0010] Eine mögliche Verbesserung kann die Schaltung nach Fig. 4 bringen. Anstatt des UND-Gatters
dient eine stromzustandsgesteuerte bistabile Kippstufe, ein sogenanntes transparentes
Stromlatch 9 als Schalter für den Takt. Danach folgen wieder Tiefpaß 5 und Schmitt-Trigger
6, um mögliche metastabile Schwingungen des Latches 9 auszusieben. Damit wird am Ende
des Zeitintervalls auch der Zustand des Taktes ("0" oder "1") festgehalten und die
Zeitauflösung der Messung etwa verdoppelt. Demgegenüber steht wieder der Nachteil,
daß die nutzbare Taktfrequenz erheblich kleiner sein muß als die, die das Latch 9
schalten könnte.
[0011] Aufgabe der Erfindung ist es:
- das Ende des Zeitintervalls (und eventuell auch dessen BeBeginn) so genau wie möglich
zu erfassen,
- die theoretisch mögliche Taktfrequenz trotz der gebotenen Rücksicht auf das Ausschließen
des Einflusses metastabiler Zustände voll ausnutzbar zu machen,
- nach dem Ende des Zeitintervalls ein Maß für die augenblickliche Phasensituatuion
des Taktes zu speichern und dabei nicht nur eine digitale ("0" oder "1"), sondern
auch die analoge Komponente des Zeitintervalls in einer "0" oder "1" Periode zu erfassen.
[0012] Diese Aufgabe ist durch die im Patentanspruch 1 angegebene Erfindung gelöst.
[0013] Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung gemäß Patentanspruch 1 sind in den Unteransprüchen
und im nachfolgenden Ausführungsbeispiel beschrieben.
[0014] Eine Prinzipdarstellung der erfindungsgemäßen Anordnung zeigt Fig. 5. Zur Ermittlung
der genauen Grenzen des Zeitintervalls dient ein Komparator 8 mit Stromausgängen,
die direkt dem Stromlatch 9 zugeführt werden. Weitere parallel reagierende Stromausgänge
des Komparators sind vorgesehen, um eine analoge Feinauswertungsstufe 10 und einen
Mischer 11 anzusteuern. Strom-Spannungs-Umsetzer 12, 13, 14 erzeugen für die logische
Weiterverarbeitung notwendige Spannungspegel. Ein Takttreiber erzeugt die benötigen
gegenphasigen Taktsignale.
[0015] Zur Lösung der gestellten Aufgaben werden die notwendigen Datenmanipulationen ohne
den Umweg über Spannungspegel, deren Erzeugung wegen der immer vorhandenen Streukapazitäten
wertvolle Zeit kostet, durchgeführt. Das Einfrieren des augenblicklichen Taktzustandes
erfolgt im Strombereich unter Zuhilfenahme minimaler Spannungspegel. Das Zeitmaß bis
zur nächsten Taktflanke entsteht als analoge Ladespannung mit einem stets exakt im
gleichen Augenblick starten den Strom in einem Kondensator. Der Mischer überwacht
die Übereinstimmung der Taktphasen an den Ausgängen des Stromlatch 9 bereits im Strombereich
mit den Taktphasen am Eingang.
[0016] Nachdem die Anordnung vorwiegend zur Integration innerhalb einer integrierten Schaltung
in Bipolar- oder auch MOS-Technologie vorgesehen ist, werden im folgenden ihre Schaltungsteile
auf Transistorebene erläutert. In den Schaltungsbeispielen werden die bei Analogschaltungen
üblicheren Bipolartransistoren verwendet. Sie erlauben aber jedem Fachmann eine einfache
Umsetzung, beispielsweise in C-MOS. Wegen der besseren Übersicht ist außerdem die
gesamte Anordnung in kleine Funktionsblöcke zerlegt, die zum Teil vereinfacht dargestellt
sind. Es versteht sich von selbst, daß bei Strom-Spannungs-Übergängen zusätzliche
Maßnahmen, z.B. zur Kompensation des Miller-Effektes, notwendig sein können.
[0017] Das Schaltungsprinzip des Komparators 8 ist in Fig. 6 dargestellt. Er besteht aus
einer konventionellen PNP-Transistor-Differenzstufe T1, T2 mit dem Signaleingang
"Event" und dem Referenzeingang "U
ref", dessen Ausgänge durch NPN-Mehrfachstromspiegel belastet sind. Diese liefern wiederum
die benötigen Stromausgänge. Ein komplementäres Paar T5, T11 bildet zusammen mit
dem Stromspiegel T12, T13 einen Strom-Spannungs-Umsetzer und stellt ein Spannungsausgangssignal
"KOMP" zur Verfügung. Ein weiteres Paar T4, T10 liefert die Ströme I
clock und I
latch zur Versorgung des Stromlatchs 9, ein Einzelausgang T3 versorgt die analoge Feinauswertung
mit dem Strom I
ramp und ein weiteres Transistor-Paar T6, T9 bewirkt eine positive Rückkopplung, die
im Umschaltbereich des Komparators 8 eine unendlich große Verstärkung (gerade ohne
Hysterese) liefert und dafür sorgt, daß jeder Ausgangsstrom beim Umschalten sofort
mit 50% seines Endwertes startet bzw. unterhalb 50% sofort abschaltet.
[0018] Die Fig. 7 zeigt den prinzipiellen Schaltungsaufbau des Stromlatch 9. Die Latchfunktion
ist ähnlich wie die bei einer in dem Buch" Halbleiterschaltungstechnik" von Tietze
und Schenk, 1989, Seite 776, gezeigten Schaltung mit komplementären Spannungsausgängen,
allerdings mit als Dioden geschalteten Transistoren, die anstelle der Lastwiderstände,
die in dem bekannten Beispiel die Spannungsausgänge formen, mehrere Stromausgänge
ansteuern.
[0019] Der Takt liegt an den Eingängen einer ersten Transistor-Differenzstufe T14 und T15
in Form der gegenphasigen Komponenten CL1 und CL2 und bewirkt, solange I
clock fließt und I
latch nicht, die Stromausgänge I
mix1 an T19 und I
mix2 an T20. Weitere, dem Takt folgende Stromausgänge der Transistoren T18 und T21 erzeugen
über die Strom-Spannungs-Umsetzung mit dem Stromspiegel aus den Transistoren T23 und
T24 einen einphasigen Spannungsausgang, der z.B. direkt einen Frequenzteiler ansteuern
kann. Das Latch ist also auf Durchgang (transparent) geschaltet. Kehren sich die Stromverhältnisse
um (I
latch beginnt zu fließen und I
clock wird abgeschaltet), wird die zweite Transistor-Differenzstufe T16 und T17 aktiv,
stellt die gerade (noch) vor handene Taktphasenlage durch Vergleich der minimalen
Spannungsdifferenz an den als Diode geschalteten Transistoren fest und verstärkt
diese Tendenz durch die über ihre kreuzgekoppelten Ausgänge bewirkte positive Rückkopplung.
Der augenblickliche Taktphasenzustand wird also "eingefroren", das Latch ist geschlossen.
[0020] Die Funktion des Stromlatchs erfolgt also im Strombereich und auch das Ergebnis sind
zunächst fließende oder eingefrorene Ströme. Dabei treten nur sehr kleine Spannungsänderungen
auf und extrem geringe Verzögerungen der logischen Operation durch parasitäre Kapazitäten.
Für die logische weitere Verarbeitung beispielsweise in einem Frequenzteiler wird
der dem Eingangstakt entsprechende oder festgehaltene Stromzustand durch eine Strom-spannungs-Umsetzung
auswertbar gemacht, wobei die technisch bedingten Schaltverzögerungen wieder voll
wirksam werden. Das ist kein Nachteil, weil die Datenmanipulation ja schon lange
zuvor er folgt ist. Ganz nebenbei und vorteilhaft wird damit die in Fig. 4 beschriebene
Tiefpaßfunktion realisiert. Ein Schmitt-Trigger ist nicht nötig, weil die Flankensteilheiten
bereits den in der gewählten Technik üblichen entsprechen.
[0021] Nun soll die Lösung der letzten gestellten Aufgabe der Erfindung, nämlich die Speicherung
eines analogen Maßes für den augenblicklichen Zeitpunkt innerhalb einer Taktphase,
erläutert werden. Beim Umschalten des Komparators startet auch der Strom I
ramp. Damit wird in der analogen Feinauswertung (Fig. 9), gesteuert von den gegenphasigen
Taktkomponenten, einer der Kondensatoren C1 oder C2 aufgeladen. Beim nächsten Wechsel
der Taktphasen springt der Ladestrom zum anderen Kondensator. Jetzt allerdings und
unbedingt vor dem nächsten Wechsel der Taktphasen muß etwas geschehen, denn das Maß
für die Phasensituation des Taktes steht im ersten Kondensator und würde nach einem
weiteren Sprung des Ladestromes verfälscht werden.
[0022] Es gilt nun, ein eindeitiges Ansteuerungssignal für einen nicht weiter erklärten
Schalter zu gewinnen, womit der Ladestrom total abschaltbar ist. Das Kriterium ist
der erste Taktphasenwechsel nach dem Einfrieren des Taktes im Latch, d.h. das Abweichen
des im Latch manipulierten Taktes vom Originaltakt. Der erste Taktphasenwechsel wird
mit Hilfe eines Mischers (Fig. 8) festgestellt, die Tatsache des Einfrierens ist dem
Komparator 8 bekannt. Die UND-Verknüpfung der Signale KOMP und MIX liefert also obiges
Kriterium.
[0023] Zur weiteren Klarstellung wird auf die Zeitdiagramme in Fig. 10 verwiesen. Die Auswertung
der in dem ersten Kondensator (welcher es ist, zeigt die eingefrorene Taktphase)
stehenden Spannung bringt dann eine vielfache Steigerung der Auflösung der Zeitmeßeinrichtung.
Die Verbesserung wird nur dadurch begrenzt, daß der Rampenstrom I
ramp nur mit 50% seines Endwertes startet. Damit wird die Rampe zu Beginn nichtlinear
und diese Nichtlinearität ist eine Funktion der Steilheit des Intervallendesignals
am Komparator. Somit sind auch die Kompensationsmöglichkeiten der Nichtlinearität
begrenzt.
[0024] Die Auswertung der Kondensatorspannung erfolgt zweckmäßig durch Zurückintegration
mit einem Konstantstrom und Messen der Zeit mit einer gleichartigen Anordnung und
einem Frequenzteiler oder der gleichen Anordnung zusammen mit einem Multiplexer Die
bisherigen Betrachtungen beziehen sich im wesentlichen auf das Feststellen des Endes
eines Zeitintervalls. Mit ähnlichen Mitteln ist es auch möglich, bei nicht synchronem
Start des Intervalls, die augenblickliche Phasensituation des Taktes am Beginn zu
speichern und auszuwerten, wobei sich aber der Schaltungsaufwand verdoppeln kann.
1. Anordnung zur genauen elektronischen Erfassung der Grenzen eines Zeitintervalls
in bezug auf einen Referenztakt, wobei Beginn und Ende des Intervalls jeweils durch
ein Ereignis bestimm- bzw. meßbar sind, dadurch gekennzeichnet, daß sie zur Ermittlung der genauen Grenzen des Zeitintervalls einen Komparator (8)
enthält, dessen Stromausgänge (Iclock und Ilatch) direkt einem außerdem noch vom Referenztakt angesteuerten Stromlatch (9) zugeführt
werden, dessen Funktion das Ergebnis fließender oder eingefrorener Ströme ist und
bei dem das Durchlassen oder das Einfrieren des augenblicklichen Taktzustandes im
Strombereich unter Zuhilfenahme minimaler Spannungspegel erfolgt, daß der Stromzustand
durch einen Strom-Spannungs-Umsetzer (10) für einen angeschlossenen Frequenzteiler
(4) auswertbar gemacht wird, indem die verzögernd wirksam werdenden technisch bedingten
Schaltverzögerungen zum Abklingen eventueller metastabiler Zustände genutzt werden,
und daß der Komparator (8) einen weiteren Stromausgang (Iramp) hat, der im Augenblick des Umschaltens des Komparators (8) beginnt Strom zu führen,
und damit durch Ansteuerung einer analogen Feinauswertungsstufe (10) ein analoges
Maß der Zeit bis zur nächsten Taktflanke erzeugt.
2. Anordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Komparator (8) eine positive Rückkopplung hat, die im Umschaltbereich des
Komparators eine unendlich große Verstärkung (gerade ohne Hysterese) liefert und dafür
sorgt, daß jeder Ausgangsstrom beim Umschalten sofort mit 50% seines Endwertes startet
bzw. unterhalb 50% sofort abschaltet.
3. Anordnung nach den Ansprüchen 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die analoge Feinauswertungsstufe (10) von Komponenten des Originaltaktes so
gesteuert wird, daß einer von zwei Kondensatoren (C₁, C₂) aufgeladen wird und beim
nächsten Wechsel der Taktphasen der Ladestrom zum jeweils anderen Kondensator springt.
4. Anordnung nach den bisherigen Ansprüchen, dadurch gekennzeichnet, daß auch das Stromlatch (9) weitere Stromausgänge hat, die dem manipulierten Stromzustand
folgen.
5. Anordnung nach den bisherigen Ansprüchen, dadurch gekennzeichnet, daß ein Stromausgang oder ein komplementäres Paar der Stromausgänge des Stromlatchs
(9) einen Mischer (11) ansteuert, dessen anderer Eingang vom Originaltakt gesteuert
wird, so daß am Ausgang des Mischers (11) dann ein Signal entsteht, wenn manipulierter
und originaler Takt voneinander abweichen.
6. Anordnung nach den bisherigen Ansprüchen, dadurch gekennzeichnet, daß das Ausgangssignal des Mischers (11) auch in den Spannungsbereich umgesetzt wird
und allein oder zusammen mit dem Ausgangssignal des Komparators (8) ein Signal an
die logische Schaltungsumgebung der Anordnung abgibt und/oder den Rampenstrom unterbricht.