[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Führen von durch antreibbare Fördermittel
bewegten Bogen aus Papier oder anderen blattförmigen Werkstoffen, mit einem Richtlineal
und mit einer parallel zum Richtlineal verlaufenden Kugelleiste, deren einzelne Kugeln
kraftschlüssig auf den Fördermitteln und den darüber bewegten Bogen aufliegen. Die
Erfindung betrifft ferner die Verwendung dieser Vorrichtung.
[0002] Eine Vorrichtung der genannten Gattung ist beispielsweise aus der Firmenschrift der
Anmelderin "STAHL INFORMATION", Nr. 12/86, Seite 18 (1986) bekannt. Bei der bekannten
Vorrichtung dienen die einzelnen Kugeln der verwendeten Kugel Leiste der Niederhaltung
und kantengenauen Führung der über die Fordermittel, z.B. Schrägwalzen oder Transportbänder,
geführten Bogen, die unter hoher Geschwindigkeit, beispielsweise von einem vorgeordneten
Falzwerk kommend, einem nachgeordneten Falzwerk oder sonstigen Maschinenaggregat,
an dem Richtlineal entlang winkelgerecht ausgerichtet, zugeführt werden. Die einzelnen
Kugeln der Kugelleiste befinden sich mittig über den Schrägwalzen oder Forderbandern
in nach oben und unten offenen Hülsen und liegen unter ihrem Eigengewicht auf den
Schrägwalzen oder Transportbändern auf.
[0003] Die Vorderkante der in der Regel, aber nicht notwendigerweise horizontal bewegten
Bogen bewirkt ein Hochspringen der von ihr angestoßenen Kugeln, wobei die Sprunghöhe
abhängig ist von der Geschwindigkeit und der Dicke der geforderten Bogen und wobei
die Bogendicke wiederum von der Blattzahl und dem Papiervolumen abhängt. Die Sprunghöhe
der einzelnen Kugeln wird bei der bekannten Vorrichtung durch eine durchgehende Anschlagleiste
begrenzt, die oberhalb der Hülsen angeordnet ist und gleichzeitig das Herausfallen
der Kugeln verhindert. Der Abstand dieser Leiste ist einstellbar, wodurch die Sprunghöhe
der Kugeln auf eine festgelegte Hohe begrenzt werden kann.
[0004] Diese bekannte Vorrichtung besitzt zwei wesentliche Nachteile: In der Phase des Hochspringens
der Kugeln verlieren die einzelnen Kugeln kurzfristig den Kontakt sowohl mit den
angetriebenen Fördermitteln als auch mit den darüber hinwegbewegten Bogen. Der durch
das Eigengewicht der Kugeln bewirkte Kraftschluß wird also kurzfristig, aber periodisch
unterbrochen, und zwar sowohl zwischen den Kugeln und den Fördermitteln als auch zwischen
den Kugeln und den geförderten Bogen. Hierdurch wird die Anlaufkraftkomponente des
Falzbogens zum Richtlineal hin periodisch verändert, d.h. bei Kraftschluß größer und
ohne Kraftschluß geringer, wodurch die geförderten Bogen vom RichtLineal abwandern
können. Dies wiederum führt dazu, daß die Bogen nicht winkelgerecht das nachfolgende
Falzwerk bzw. eine sonstige nachfolgende Haschinenstation erreichen und deshalb unbrauchbar
bzw. zu Ausschuß werden. Die Begrenzung der Sprunghöhe mittels einer einfachen Leiste
oder eines Blechstreifens hat ferner den wesentlichen Nachteil, daß die Kugeln gegen
eine feststehende Fläche prallen und in ihrer Umfangsge schwindigkeit abgebremst
werden und gleichzeitig einen Impuls erhalten, der die ursprüngliche Drehrichtung
der Kugeln verändert. Letzteres wirkt sich erneut auf die Anlaufkraftkomponente
des Falzbogens zum Richtlineal hin aus und vergrößert die Gefahr, daß die Bogen vom
Richtlineal abwandern, wenn die Kugeln nach dem Hochspringen wieder auf die geförderten
Bogen herabfallen und unter ihrem Eigengewicht kraftschlüssig auf den Bogen aufliegen.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, diese Nachteile zu vermeiden und eine Vorrichtung
der genannten Gattung zu schaffen, mit der es gelingt, die Anlaufkraftkomponente
der geförderten Bogen zum Richtlineal hin sowie die Umfangsgeschwindigkeit und Drehrichtung
der Kugeln möglichst konstant zu halten und dadurch die Gefahr des Abwanderns der
Bogen vom Richtlineal zu verringern.
[0006] Diese Aufgabe wird bei einer Vorrichtung der eingangs genannten Gattung erfindungsgemäß
dadurch gelöst, daß auf der den Fördermitteln abgewandten Seite der Kugeln unter Einwirkung
einer Federkraft stehende drehbare Lastelemente angeordnet sind, die kraftschlüssig
die Oberfläche der ihnen zugeordneten Kugeln berühren.
[0007] Dadurch, daß die erfindungsgemäß vorgesehenen Lastelemente unter der Einwirkung
einer Federkraft stehen, wird erreicht, daß der Kraftschluß sowohl zwischen diesen
Lastelementen und den Kugeln als auch zwischen den Kugeln und den unter den Kugeln
befindlichen Fördermitteln oder Bogen niemals unterbrochen wird, auch dann nicht,
wenn die Vorderkanten der mit hoher Geschwindigkeit geförderten Bogen gegen die Kugeln
stoßen. Der durch die Bogenvorderkante der jeweiligen Kugel erteilte Stoß bewirkt
zwar nach wie vor ein Ausweichen der Kugel in einer senkrecht zur Förderrichtung der
Bogen stehenden Richtung, weil aber das auf der Kugel ruhende Lastelement unter der
Einwirkung einer Federkraft steht, kann das Lastelement ohne Unterbrechung des Kraftschlusses
ebenfalls ausweichen. Hierdurch bleibt die Anlaufkraftkomponente des Bogens zum Richtlineal
hin unverändert, so daß die geförderten Bogen nicht vom RichtLineal abwandern können
und somit winkelgerecht in das nachfolgende Aggregat, z.B. ein Kreuzbruchfalzwerk,
ein laufen. Fehlfalze und Ausschuß werden hierdurch nahezu vollständig vermieden.
Da die Kugeln ständig in kraftschlüssigem Kontakt mit den auf ihnen ruhenden Lastelementen
stehen, bleibt auch die Umfangsgeschwindigkeit der Kugeln praktisch konstant, und
sie erhalten keinen Impuls, der eine Änderung ihrer Drehrichtung bewirken könnte.
[0008] Vorteilhafte Ausführungsformen der erfindungsgemäßen Vorrichtung sind dadurch gekennzeichnet,
daß die Lastelemente Rollen sind und daß die Rollen auf Achsen drehbar gelagert sind,
die senkrecht zum Richtlineal und zur Förderrichtung der Bogen verlaufen. Die letztere
Ausführungsform bewirkt nämlich, daß die Rollen und damit auch die kraftschlüssig
mit ihnen verbundenen Kugeln eine Drehrichtung erhalten, die genau der Förderrichtung
entspricht und parallel zur Längsachse des Richtlineals verläuft.
[0009] Zweckmäßig ist ferner eine Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung, bei
der die Lastelemente an einer mit dem Richtlineal verbundenen Leiste mittels Hebel
befestigt sind und die Hebel in einer vertikalen Ebene schwenkbar angeordnet sind,
wobei die Hebel vorzugsweise unter der Einwirkung von Torsionsfedern um Bolzen schwenkbar
angeordnet sind.
[0010] Die Vorrichtung wird erfindungsgemäß vorzugsweise zum Führen, Ausrichten und Niederhalten
von Falzbogen in Falz- und Druckmaschinen, Fördertischen und Bogenanlegern verwendet,
wobei die Fördertische sowohl Schrägwalzentische als auch Bändertische sein können
und wobei die Förderebene dieser Tische nicht notwendigerweise horizontal verlaufen
muß.
[0011] Im Rahmen des fachmännischen Könnens liegen auch Abwandlungen der erf indungsgemäßen
Vorrichtung, bei denen die Kugeln in ei nem entsprechenden Gehäuse so angeordnet
sind, daß sie auf einer gekrümmten Fläche liegen, so daß sie beispielsweise auch
im Bereich der Umlenktrommel eines Rundstapelanlegers eingesetzt werden können bzw.
überall dort eingesetzt werden können, wo Bogen in vereinzelter Form oder in Form
eines Schuppenstroms gefördert werden und dabei geführt, ausgerichtet und/oder niedergehalten
werden sollen.
[0012] Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung weiter erläutert:
Fig. 1 ist eine Schnittansicht des vorderen Teils eines Schrägwalzenfördertisches,
der einem Falzwerk nachgeordnet ist und die gefalzten Bogen einem Kreuzbruchfalzwerk
zuführt, dessen Eingangswalzen schematisch ebenfalls in Figur 1 dargestellt sind.
Die geschnittenen Teile der Vorrichtung sind nach Linie A-B in Figur 2 geschnitten;
Fig. 2 ist eine Draufsicht auf die in Figur 1 dargestellten Teile der erfindungsgemäßen
Vorrichtung;
Fig. 3 zeigt schematisch die Anordnung der erfindungsgemäßen Vorrichtung innerhalb
einer Falzmaschine mit mehreren Falzwerken.
[0013] Die in der Zeichnung dargestellte Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung
wird zum Führen, Ausrichten und Niederhalten von Falzbogen 1 verwendet, die mit hoher
Geschwindigkeit über einen Schrägwalzenfördertisch 3 geführt werden. Die Falzbogen
1 kommen von einem ersten Falz- oder Druckwerk 2, gelangen auf den Fördertisch 3,
dessen Schrägwalzen motorisch angetrieben sind, und werden mit dem Falz voraus einem
zweiten Falz- oder Druckwerk 4 zugeführt. Hierbei dient ein Richtlineal 7 der winkelgerechten
Ausrichtung und Führung der Falzbogen 1.
[0014] Am Richtlineal 7 ist eine Kugelleiste 8 mit einer Vielzahl von Kugeln 13 befestigt,
wobei sich die Kugeln 13 in einzelnen Hülsen 9 befinden, die nach oben und unten offen
sind und dadurch eine vertikale Verschiebung der Kugeln gestatten, ohne ihre Drehbarkeit
zu beeinträchtigen. Die Kugelleiste 8 ist so angeordnet, daß die einzelnen Kugeln
13 jeweils mittig über den im vorliegenden Falle als Fördermittel verwendeten Schrägwalzen
liegen und mit diesen motorisch angetriebenen Schrägwalzen in kraftschlüssigem Kontakt
stehen. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind in den Figuren 1 und 2 nur die vordersten
drei Schrägwalzen 10, 11, 12 des Schrägwalzenfördertisches 3 dargestellt.
[0015] Auf das Richtlineal 7 ist eine Leiste 23 mittels Zylinderschrauben 24 aufgeschraubt.
In der Leiste 23 sind Bolzen 16 befestigt, um welche Hebel 15 drehbar gelagert sind,
wobei an den Hebeln 15 Laufrollen 14 mittels Ansatzschrauben 20, Kugellagern 21 und
Distanzhülsen 22 (Figur 2) drehbar befestigt sind. Die Laufrollen 14 sind so angeordnet,
daß jede von ihnen einer Kugel 13 zugeordnet ist und die Oberfläche der ihnen zugeordneten
Kugel kraftschlüssig berührt. Der Kraftschluß wird durch Federkraft bewirkt. Hierzu
sind Torsionsfedern 17 auf den Bolzen 16 vorgesehen, welche durch Federspannhülsen
18 und Zylinderstifte 19 vorgespannt und gehalten sind.
[0016] Solange kein Falzbogen 1, von den Schrägwalzen 10, 11, 12 angetrieben, über den
Fördertisch transportiert wird, liegen die Kugeln 13 auf der rotierenden Oberfläche
der Schrägwalzen 11, 12 auf, wobei der Kraftschluß nicht nur durch das Eigengewicht
der Kugeln, sondern auch durch die Federkraft der Torsionsfedern 17 bewirkt wird,
die über die Hebel 15 die Laufrollen 14 auf die rotierende Oberfläche der Kugeln 13
drücken, wodurch die Laufrollen 14 ebenfalls in Rotation gehalten werden. Stößt nun
ein über den Fördertisch transportierter Falzbogen 1 mit der Falzkante voraus gegen
eine Kugel 13, so weicht diese Kugel (wie in Figur 1 ganz rechts dargestellt) nach
oben aus, verliert dabei aber zu keinem Zeitpunkt den kraftschlüssigen Kontakt zur
Oberfläche des transportierten Bogens 1 und zur Laufrolle 14, wodurch auch die Umfangsgeschwindigkeit
der Kugel 13 sowie deren Drehrichtung unverändert bleiben. Nach dem Durchlaufen des
Falzbogens 1 fällt die Kugel 13 wieder in ihre ursprüngliche Position unter der Einwirkung
der Federkraft der Torsionsfeder 17 zurück, ohne daß der Kraftschluß unterbrochen
würde. Die Anlaufkraftkomponente der einzelnen Falzbogen 1 in Richtung zum Richtlineal
7 hin bleibt somit konstant und wird durch das notwendige Ausweichen der Kugeln 13
nicht merklich beeinflußt. Auf diese Weise gelangen die Falzbogen 1 winkelgerecht
in den Walzenspalt der Einlaufwalzen 5, 6 des nachfolgenden Falz- oder Druckwerks
4.
[0017] Bei einer anderen, in der Zeichnung nicht dargestellten Ausführungsform der Erfindung,
können die Kugelleisten 8 mittig über Transportbändern angeordnet sein, die parallel
zum Richtlineal 7 verlaufen, wobei die Förderebene nicht horizontal sein muß, sondern
auch ansteigend sein kann oder wobei die Bogen über eine gekrümmte Fläche gefördert
werden können und die Kugelleisten dann entsprechend gekrümmt sind.
1. Vorrichtung zum Führen von durch antreibbare Fördermittel bewegten Bogen aus Papier
oder anderen blattformigen Werkstoffen, mit einem Richtlineal und mit einer parallel
zum Richtlineal verlaufenden Kugelleiste, deren einzelne Kugeln kraftschlüssig auf
den Fördermitteln und den darüber bewegten Bogen aufliegen, dadurch gekennzeichnet,
daß auf der den Fördermitteln (10, 11, 12) abgewandten Seite der Kugeln (13) unter
der Einwirkung einer Federkraft stehende drehbare Lastelemente angeordnet sind, die
kraftschlüssig die Oberfläche der ihnen zugeordneten Kugeln (13) berühren.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Lastelemente Rollen
(14) sind.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Rollen (14) auf Achsen
drehbar gelagert sind, die senkrecht zum Richtlineal (7) und zur Förderrichtung der
Bogen (1) verlaufen.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die
Lastelemente an einer mit dem Richtlineal (7) verbundenen Leiste (23) mittels Hebel
(15) befestigt sind und daß die Hebel (15) in einer vertikalen Ebene schwenkbar angeordnet
sind.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Hebel (15) unter der
Einwirkung von Torsionsfedern (17) um Bolzen (16) schwenkbar angeordnet sind.
6. Verwendung der Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 5 zum Führen, Ausrichten
und Niederhalten von Falzbogen in Falz- und Druckmaschinen, Fördertischen und Bogenanlegern.