(19)
(11) EP 0 418 456 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
27.03.1991  Patentblatt  1991/13

(21) Anmeldenummer: 90104711.8

(22) Anmeldetag:  13.03.1990
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5B65H 9/16
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE IT

(30) Priorität: 21.09.1989 DE 3931522

(71) Anmelder: STAHL GmbH & Co. Maschinenfabrik
D-71642 Ludwigsburg-Neckarweihingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Manhart, Winfried
    D-7140 Ludwigsburg (DE)
  • Witt, Harald
    D-7140 Ludwigsburg 12 (DE)

(74) Vertreter: Bunke, Holger, Dr.rer.nat. Dipl.-Chem. et al
Prinz & Partner Manzingerweg 7
81241 München
81241 München (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Vorrichtung zum Führen von bewegten Bogen sowie deren Verwendung


    (57) Bei einer Vorrichtung zum Führen von durch antreibbare Förder­mittel (10, 11, 12) bewegten Bogen (1) aus Papier oder anderen blattförmigen Werkstoffen, die ein Richtlineal (7) und eine parallel zum Richt­Lineal verlaufende Kugelleiste (8) aufweist, deren einzelne Kugeln (13) kraftschlüssig auf den Fördermitteln und den darüber bewegten Bogen aufliegen, soll die Anlaufkraftkomponente der geförder­ten Bogen zum Richtlineal hin sowie die Umfangsgeschwindigkeit und Drehrichtung der Kugeln möglichst konstant gehalten und dadurch die Gefahr des Abwanderns der Bogen vom Richtlineal verringert werden. Dies wird dadurch erreicht, daß auf der den Fördermitteln abgewandten Seite der Kugeln un­ter der Einwirkung einer Federkraft stehende drehbare Lastele­mente (14) angeordnet sind, die kraftschlüssig die Oberfläche der ihnen zugeordneten Kugeln berühren. Die Vorrichtung wird vor­zugsweise zum Führen, Ausrichten und Niederhalten von Falzbo­gen in Falz- und Druckmaschinen, Fördertischen und Bogenanle­gern verwendet.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Führen von durch antreibbare Fördermittel bewegten Bogen aus Papier oder ande­ren blattförmigen Werkstoffen, mit einem Richtlineal und mit einer parallel zum Richtlineal verlaufenden Kugelleiste, deren einzelne Kugeln kraftschlüssig auf den Fördermitteln und den darüber bewegten Bogen aufliegen. Die Erfindung betrifft fer­ner die Verwendung dieser Vorrichtung.

    [0002] Eine Vorrichtung der genannten Gattung ist beispielsweise aus der Firmenschrift der Anmelderin "STAHL INFORMATION", Nr. 12/86, Seite 18 (1986) bekannt. Bei der bekannten Vorrichtung dienen die einzelnen Kugeln der verwendeten Kugel Leiste der Niederhaltung und kantengenauen Führung der über die For­dermittel, z.B. Schrägwalzen oder Transportbänder, geführten Bogen, die unter hoher Geschwindigkeit, beispielsweise von einem vorgeordneten Falzwerk kommend, einem nachgeordneten Falzwerk oder sonstigen Maschinenaggregat, an dem Richtlineal entlang winkelgerecht ausgerichtet, zugeführt werden. Die ein­zelnen Kugeln der Kugelleiste befinden sich mittig über den Schrägwalzen oder Forderbandern in nach oben und unten offe­nen Hülsen und liegen unter ihrem Eigengewicht auf den Schräg­walzen oder Transportbändern auf.

    [0003] Die Vorderkante der in der Regel, aber nicht notwendigerweise horizontal bewegten Bogen bewirkt ein Hochspringen der von ihr angestoßenen Kugeln, wobei die Sprunghöhe abhängig ist von der Geschwindigkeit und der Dicke der geforderten Bogen und wobei die Bogendicke wiederum von der Blattzahl und dem Papiervolu­men abhängt. Die Sprunghöhe der einzelnen Kugeln wird bei der bekannten Vorrichtung durch eine durchgehende Anschlagleiste begrenzt, die oberhalb der Hülsen angeordnet ist und gleich­zeitig das Herausfallen der Kugeln verhindert. Der Abstand dieser Leiste ist einstellbar, wodurch die Sprunghöhe der Ku­geln auf eine festgelegte Hohe begrenzt werden kann.

    [0004] Diese bekannte Vorrichtung besitzt zwei wesentliche Nachteile: In der Phase des Hochspringens der Kugeln verlieren die ein­zelnen Kugeln kurzfristig den Kontakt sowohl mit den angetrie­benen Fördermitteln als auch mit den darüber hinwegbewegten Bogen. Der durch das Eigengewicht der Kugeln bewirkte Kraft­schluß wird also kurzfristig, aber periodisch unterbrochen, und zwar sowohl zwischen den Kugeln und den Fördermitteln als auch zwischen den Kugeln und den geförderten Bogen. Hierdurch wird die Anlaufkraftkomponente des Falzbogens zum Richtlineal hin periodisch verändert, d.h. bei Kraftschluß größer und ohne Kraftschluß geringer, wodurch die geförderten Bogen vom Richt­Lineal abwandern können. Dies wiederum führt dazu, daß die Bo­gen nicht winkelgerecht das nachfolgende Falzwerk bzw. eine sonstige nachfolgende Haschinenstation erreichen und deshalb unbrauchbar bzw. zu Ausschuß werden. Die Begrenzung der Sprunghöhe mittels einer einfachen Leiste oder eines Blech­streifens hat ferner den wesentlichen Nachteil, daß die Kugeln gegen eine feststehende Fläche prallen und in ihrer Umfangsge­ schwindigkeit abgebremst werden und gleichzeitig einen Impuls erhalten, der die ursprüngliche Drehrichtung der Kugeln verän­dert. Letzteres wirkt sich erneut auf die Anlaufkraftkomponen­te des Falzbogens zum Richtlineal hin aus und vergrößert die Gefahr, daß die Bogen vom Richtlineal abwandern, wenn die Ku­geln nach dem Hochspringen wieder auf die geförderten Bogen herabfallen und unter ihrem Eigengewicht kraftschlüssig auf den Bogen aufliegen.

    [0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, diese Nachteile zu vermeiden und eine Vorrichtung der genannten Gattung zu schaf­fen, mit der es gelingt, die Anlaufkraftkomponente der geför­derten Bogen zum Richtlineal hin sowie die Umfangsgeschwindig­keit und Drehrichtung der Kugeln möglichst konstant zu halten und dadurch die Gefahr des Abwanderns der Bogen vom Richtli­neal zu verringern.

    [0006] Diese Aufgabe wird bei einer Vorrichtung der eingangs genann­ten Gattung erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß auf der den Fördermitteln abgewandten Seite der Kugeln unter Einwirkung einer Federkraft stehende drehbare Lastelemente angeordnet sind, die kraftschlüssig die Oberfläche der ihnen zugeordneten Kugeln berühren.

    [0007] Dadurch, daß die erfindungsgemäß vorgesehenen Lastelemente un­ter der Einwirkung einer Federkraft stehen, wird erreicht, daß der Kraftschluß sowohl zwischen diesen Lastelementen und den Kugeln als auch zwischen den Kugeln und den unter den Kugeln befindlichen Fördermitteln oder Bogen niemals unterbrochen wird, auch dann nicht, wenn die Vorderkanten der mit hoher Ge­schwindigkeit geförderten Bogen gegen die Kugeln stoßen. Der durch die Bogenvorderkante der jeweiligen Kugel erteilte Stoß bewirkt zwar nach wie vor ein Ausweichen der Kugel in einer senkrecht zur Förderrichtung der Bogen stehenden Richtung, weil aber das auf der Kugel ruhende Lastelement unter der Ein­wirkung einer Federkraft steht, kann das Lastelement ohne Un­terbrechung des Kraftschlusses ebenfalls ausweichen. Hierdurch bleibt die Anlaufkraftkomponente des Bogens zum Richtlineal hin unverändert, so daß die geförderten Bogen nicht vom Richt­Lineal abwandern können und somit winkelgerecht in das nach­folgende Aggregat, z.B. ein Kreuzbruchfalzwerk, ein laufen. Fehlfalze und Ausschuß werden hierdurch nahezu vollständig vermieden. Da die Kugeln ständig in kraftschlüssigem Kontakt mit den auf ihnen ruhenden Lastelementen stehen, bleibt auch die Umfangsgeschwindigkeit der Kugeln praktisch konstant, und sie erhalten keinen Impuls, der eine Änderung ihrer Drehrich­tung bewirken könnte.

    [0008] Vorteilhafte Ausführungsformen der erfindungsgemäßen Vorrich­tung sind dadurch gekennzeichnet, daß die Lastelemente Rollen sind und daß die Rollen auf Achsen drehbar gelagert sind, die senkrecht zum Richtlineal und zur Förderrichtung der Bogen verlaufen. Die letztere Ausführungsform bewirkt nämlich, daß die Rollen und damit auch die kraftschlüssig mit ihnen verbun­denen Kugeln eine Drehrichtung erhalten, die genau der Förder­richtung entspricht und parallel zur Längsachse des Richtli­neals verläuft.

    [0009] Zweckmäßig ist ferner eine Ausführungsform der erfindungsgemä­ßen Vorrichtung, bei der die Lastelemente an einer mit dem Richtlineal verbundenen Leiste mittels Hebel befestigt sind und die Hebel in einer vertikalen Ebene schwenkbar angeordnet sind, wobei die Hebel vorzugsweise unter der Einwirkung von Torsionsfedern um Bolzen schwenkbar angeordnet sind.

    [0010] Die Vorrichtung wird erfindungsgemäß vorzugsweise zum Führen, Ausrichten und Niederhalten von Falzbogen in Falz- und Druck­maschinen, Fördertischen und Bogenanlegern verwendet, wobei die Fördertische sowohl Schrägwalzentische als auch Bänderti­sche sein können und wobei die Förderebene dieser Tische nicht notwendigerweise horizontal verlaufen muß.

    [0011] Im Rahmen des fachmännischen Könnens liegen auch Abwandlungen der erf indungsgemäßen Vorrichtung, bei denen die Kugeln in ei­ nem entsprechenden Gehäuse so angeordnet sind, daß sie auf ei­ner gekrümmten Fläche liegen, so daß sie beispielsweise auch im Bereich der Umlenktrommel eines Rundstapelanlegers einge­setzt werden können bzw. überall dort eingesetzt werden kön­nen, wo Bogen in vereinzelter Form oder in Form eines Schup­penstroms gefördert werden und dabei geführt, ausgerichtet und/oder niedergehalten werden sollen.

    [0012] Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung weiter er­läutert:

    Fig. 1 ist eine Schnittansicht des vorderen Teils eines Schrägwalzenfördertisches, der einem Falzwerk nach­geordnet ist und die gefalzten Bogen einem Kreuz­bruchfalzwerk zuführt, dessen Eingangswalzen schema­tisch ebenfalls in Figur 1 dargestellt sind. Die ge­schnittenen Teile der Vorrichtung sind nach Linie A-B in Figur 2 geschnitten;

    Fig. 2 ist eine Draufsicht auf die in Figur 1 dargestellten Teile der erfindungsgemäßen Vorrichtung;

    Fig. 3 zeigt schematisch die Anordnung der erfindungsgemä­ßen Vorrichtung innerhalb einer Falzmaschine mit mehreren Falzwerken.



    [0013] Die in der Zeichnung dargestellte Ausführungsform der erfin­dungsgemäßen Vorrichtung wird zum Führen, Ausrichten und Nie­derhalten von Falzbogen 1 verwendet, die mit hoher Geschwin­digkeit über einen Schrägwalzenfördertisch 3 geführt werden. Die Falzbogen 1 kommen von einem ersten Falz- oder Druckwerk 2, gelangen auf den Fördertisch 3, dessen Schrägwalzen moto­risch angetrieben sind, und werden mit dem Falz voraus einem zweiten Falz- oder Druckwerk 4 zugeführt. Hierbei dient ein Richtlineal 7 der winkelgerechten Ausrichtung und Führung der Falzbogen 1.

    [0014] Am Richtlineal 7 ist eine Kugelleiste 8 mit einer Vielzahl von Kugeln 13 befestigt, wobei sich die Kugeln 13 in einzelnen Hülsen 9 befinden, die nach oben und unten offen sind und da­durch eine vertikale Verschiebung der Kugeln gestatten, ohne ihre Drehbarkeit zu beeinträchtigen. Die Kugelleiste 8 ist so angeordnet, daß die einzelnen Kugeln 13 jeweils mittig über den im vorliegenden Falle als Fördermittel verwendeten Schräg­walzen liegen und mit diesen motorisch angetriebenen Schräg­walzen in kraftschlüssigem Kontakt stehen. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind in den Figuren 1 und 2 nur die vorder­sten drei Schrägwalzen 10, 11, 12 des Schrägwalzenförder­tisches 3 dargestellt.

    [0015] Auf das Richtlineal 7 ist eine Leiste 23 mittels Zylinder­schrauben 24 aufgeschraubt. In der Leiste 23 sind Bolzen 16 befestigt, um welche Hebel 15 drehbar gelagert sind, wobei an den Hebeln 15 Laufrollen 14 mittels Ansatzschrauben 20, Kugel­lagern 21 und Distanzhülsen 22 (Figur 2) drehbar befestigt sind. Die Laufrollen 14 sind so angeordnet, daß jede von ihnen einer Kugel 13 zugeordnet ist und die Oberfläche der ihnen zu­geordneten Kugel kraftschlüssig berührt. Der Kraftschluß wird durch Federkraft bewirkt. Hierzu sind Torsionsfedern 17 auf den Bolzen 16 vorgesehen, welche durch Federspannhülsen 18 und Zylinderstifte 19 vorgespannt und gehalten sind.

    [0016] Solange kein Falzbogen 1, von den Schrägwalzen 10, 11, 12 an­getrieben, über den Fördertisch transportiert wird, liegen die Kugeln 13 auf der rotierenden Oberfläche der Schrägwalzen 11, 12 auf, wobei der Kraftschluß nicht nur durch das Eigengewicht der Kugeln, sondern auch durch die Federkraft der Torsionsfe­dern 17 bewirkt wird, die über die Hebel 15 die Laufrollen 14 auf die rotierende Oberfläche der Kugeln 13 drücken, wodurch die Laufrollen 14 ebenfalls in Rotation gehalten werden. Stößt nun ein über den Fördertisch transportierter Falzbogen 1 mit der Falzkante voraus gegen eine Kugel 13, so weicht diese Ku­gel (wie in Figur 1 ganz rechts dargestellt) nach oben aus, verliert dabei aber zu keinem Zeitpunkt den kraftschlüssigen Kontakt zur Oberfläche des transportierten Bogens 1 und zur Laufrolle 14, wodurch auch die Umfangsgeschwindigkeit der Ku­gel 13 sowie deren Drehrichtung unverändert bleiben. Nach dem Durchlaufen des Falzbogens 1 fällt die Kugel 13 wieder in ihre ursprüngliche Position unter der Einwirkung der Federkraft der Torsionsfeder 17 zurück, ohne daß der Kraftschluß unterbrochen würde. Die Anlaufkraftkomponente der einzelnen Falzbogen 1 in Richtung zum Richtlineal 7 hin bleibt somit konstant und wird durch das notwendige Ausweichen der Kugeln 13 nicht merklich beeinflußt. Auf diese Weise gelangen die Falzbogen 1 winkel­gerecht in den Walzenspalt der Einlaufwalzen 5, 6 des nachfol­genden Falz- oder Druckwerks 4.

    [0017] Bei einer anderen, in der Zeichnung nicht dargestellten Aus­führungsform der Erfindung, können die Kugelleisten 8 mittig über Transportbändern angeordnet sein, die parallel zum Richt­lineal 7 verlaufen, wobei die Förderebene nicht horizontal sein muß, sondern auch ansteigend sein kann oder wobei die Bo­gen über eine gekrümmte Fläche gefördert werden können und die Kugelleisten dann entsprechend gekrümmt sind.


    Ansprüche

    1. Vorrichtung zum Führen von durch antreibbare Fördermittel bewegten Bogen aus Papier oder anderen blattformigen Werkstof­fen, mit einem Richtlineal und mit einer parallel zum Richt­lineal verlaufenden Kugelleiste, deren einzelne Kugeln kraft­schlüssig auf den Fördermitteln und den darüber bewegten Bogen aufliegen, dadurch gekennzeichnet, daß auf der den Fördermit­teln (10, 11, 12) abgewandten Seite der Kugeln (13) unter der Einwirkung einer Federkraft stehende drehbare Lastelemente an­geordnet sind, die kraftschlüssig die Oberfläche der ihnen zu­geordneten Kugeln (13) berühren.
     
    2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Lastelemente Rollen (14) sind.
     
    3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Rollen (14) auf Achsen drehbar gelagert sind, die senk­recht zum Richtlineal (7) und zur Förderrichtung der Bogen (1) verlaufen.
     
    4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch ge­kennzeichnet, daß die Lastelemente an einer mit dem Richtli­neal (7) verbundenen Leiste (23) mittels Hebel (15) befestigt sind und daß die Hebel (15) in einer vertikalen Ebene schwenk­bar angeordnet sind.
     
    5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Hebel (15) unter der Einwirkung von Torsionsfedern (17) um Bolzen (16) schwenkbar angeordnet sind.
     
    6. Verwendung der Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 5 zum Führen, Ausrichten und Niederhalten von Falzbogen in Falz- und Druckmaschinen, Fördertischen und Bogenanlegern.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht