[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Beschichten einer um eine Gegenwalze
geführten Materialbahn, insbesondere einer Papier- oder Kartonbahn, gemäß dem Oberbegriff
des Patentanspruchs 1.
[0002] Die bekannten Beschichtungsvorrichtungen weisen ein Auftragwerk (Walzen- oder Düsenauftragwerk)
auf, mit dem das Beschichtungsmaterial, z.B. Streichfarbe, im Überschuß auf die Bahn
aufgebracht wird. Ein im Anschluß an das Auftragswerk angeordnetes Dosiersystem mit
einem Schabermesser als Dosierelement dosiert die Streichfarbe auf das gewünschte
Strichgewicht, dessen Einstellung über den Anpreßdruck des Schabermessers an die Gegenwalze
erfolgt.
[0003] Beim Streichen von Papier- oder Kartonbahnen treten produktionsbedingte Schwankungen
im Querprofil der Bahnen auf, die es erforderlich machen, den Anpreßdruck des Schabermessers
über die Arbeitsbreite lokal unterschiedlich einzustellen, um einen gleichmäßigen
Strich zu erhalten. Dazu kann in der gattungsgemäßen Vorrichtung nach der DE-PS 28
25 907 eine in Grenzen biegsame, am Schabermesser anliegende Abstützleiste über Zug-
und Druckschrauben entlang der Unterstützungslinie einjustiert werden, je nachdem,
ob das Strichgewicht an den entsprechenden Stellen zu hoch oder zu niedrig ist. Eine
automatische Regelung der lokalen Verteilung des Anpreßdrucks des Schabermessers,
und damit des Strichgewichts, während des Streichens ist nicht möglich.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine gattungsgemäße Vorrichtung zu schaffen,
bei der der Anpreßdruck des Schabermessers während des Betriebs lokal unterschiedlich
automatisch eingestellt werden kann.
[0005] Diese Aufgabe wird mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
[0006] Die nach der Erfindung eingesetzten Piezotranslatoren weisen mehrere Vorteile auf:
- Sie sind in der Lage, sehr schnell auf Strichgewichtsänderungen zu reagieren,
- die hohe Auflösung der Stellwege im Nanometer-Bereich ermöglicht eine sehr feinfühlige
Beeinflussung des Strichgewichtes
- aufgrund ihrer schlanken Bauweise können auch gegen Verschmutzung eingekapselte
Piezotranslatoren für eine Regelung mit hoher Auflösung dicht nebeneinander angeordnet
werden,
- eine reproduzierbare Einstellung des Anpreßdrucks nach Produktionsunterbrechungen
ist möglich,
- ein Verschleiß der Schabermesserspitze ist während der Produktion kompensierbar.
[0007] Die Unteransprüche enthalten bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung.
[0008] Während Patentanspruch 2 eine besonders vorteilhafte Ausgestaltung zur Übertragung
eines lokal unterschiedlichen Anpreßdrucks an das Schabermesser enthält, wird bei
der Ausgestaltung nach Anspruch 3 eine Strichgewichtsregelung im größeren Umfang ermöglicht.
[0009] Bei der bevorzugten Ausgestaltung nach Anspruch 4 ist die Übersetzung optimal auf
die vom Piezotranslator aufbringbaren Kräfte und die Gegenkräfte beim Verbiegen des
Schabermessers für einen möglichst großen Verstellweg abgestimmt.
[0010] Bei der Ausgestaltung nach Anspruch 5 lassen sich zu geringe Zugkräfte des Piezotranslators
durch die Feder auf das erforderliche Maß verstärken. Das Merkmal des Anspruchs 6
ermöglicht eine optimale Einstellung der Gegenkraft der Feder, da diese gleichfalls
die Andrückkraft des Piezotranslators verringert.
[0011] Die verschiebbare Lagerung der Piezotranslatoren nach Anspruch 7 ermöglicht eine
Grobeinstellung vor Beginn des Beschichtungsvorgangs, die über den maximalen Verstellweg
der Piezotranslatoren hinwegreicht.
[0012] Die Zeichnung dient zur Erläuterung der Erfindung anhand eines vereinfacht dargestellten
Ausführungsbeispiels.
Fig. 1 zeigt eine erfindungsgemäße Vorrichtung in perspektivischer Darstellung quer
zur Bahn,
Fig. 2 zeigt eine Seitenansicht und
Fig. 3 eine Draufsicht eines Verstellelementes.
[0013] Die mit einer im Überschuß aufgetragenen Schicht 1 versehene Materialbahn 2, eine
Papier- oder Kartonbahn, wird im Bereich des Dosiersystems um eine Gegenwalze 3 geführt.
Das Dosiersystem enthält einen Schaberbalken 4, in dem ein in Richtung zur Gegenwalze
3 verschiebbarer Klemmbalken 5 gelagert ist. Im Klemmbalken 5 ist das Dosierelement
- ein elastisches Schabermesser 6 - an seinem Fuß eingespannt.
[0014] Unterhalb der an der Gegenwalze 3 anliegenden Schabermesserspitze greift eine Abstützleiste
7 an dem Schabermesser 6 an, die am Schaberbalken 4 zur Einstellung des Anpreßdruckes
in etwa parallel zur Bewegungsrichtung des Klemmbalkens 5 verschiebbar gelagert ist.
Die sich über die Arbeitsbreite erstreckende Abstützleiste 7 ist an der der Abstützlinie
entgegengesetzten Seite in regelmäßigen Abständen geschlitzt, oder auf sonstige Weise
nachgiebig ausgebildet, und daher in Grenzen biegsam, um die Einstellung eines lokal
unterschiedlichen Anpreßdrucks über die Breite des Schabermessers 6 zu ermöglichen.
Die Lagerung der Abstützleiste 7 am Schaberbalken 4 erfolgt über an der Rückseite
in regelmäßigen Abständen - bevorzugt etwa alle 75 mm - befestigte, axial verschiebbare
Bolzen 8, an denen jeweils ein Verstellmechanismus angreift, von dem in den Fig. 2
und 3 eine bevorzugte Ausgestaltung näher beschrieben ist:
[0015] Die sich radial von der Gegenwalze 3 erstreckenden Bolzen 8 sind mit Abstand von
der Abstützleiste 7 in einer sich über die Arbeitsbreite erstreckenden Leiste 9 gelagert,
wobei auf das überstehende Ende eine von der Gegenwalze 3 wegdrückende Feder 10 aufgezogen
ist, deren Federkraft mit einer Schraube 11 einstellbar ist. Zwischen der Leiste 9
und der Abstützleiste 7 ist am Bolzen 8 das Ende eines zur Abstützleiste 7 im wesentlichen
parallelen Hebels 12 angelenkt, dessen anderes Ende auf dem Schaberbalken 4 um den
Punkt 13 drehbar befestigt ist. Am Hebel 12, im Bereich zwischen Drehpunkt 13 und
der Befestigung des Bolzens 8, ist ein zu diesem im wesentlichen paralleler weiterer
Bolzen 14 zur Übertragung der Druckkräfte befestigt, der ebenfalls durch die Leiste
9 hindurch verschiebbar angeordnet ist. Die Befestigungspunkte der Bolzen 8 und 14
am Hebel 12 sind so gewählt, daß ein Übersetzungsverhältnis der Bewegung des Bolzens
8 zur Bewegung des Bolzens 14 zwischen 1/1 und 10/1, bevorzugt ca. 4/1, vorliegt.
Das aus der Leiste 9 herausragende Ende des Bolzens 14 ist über ein Gelenk 15 mit
einem sich von der Gegenwalze 3 weg erstreckenden Piezotranslator 16 koaxial verbunden,
der an seinem anderen Ende auf dem Schaberbalken 4 verschiebbar befestigt ist. An
diesem Ende ist über ein Gelenk 17 ein Gleitsegment 18 angeschlossen, das auf dem
Schaberbalken 4 verschiebbar aufliegt und von einer Stellschraube 19 über ein Differenzgewinde
20 in Richtung zur Gegenwalze 3 und von dieser weg positioniert werden kann.
[0016] Alternativ zu dem vorstehend beschriebenen Hebelmechanismus können auch druckmittelbetriebene
Übersetzungselemente eingesetzt werden; insbesondere läßt sich das gewünschte Übersetzungsverhältnis
vorteilhaft mit hydraulisch arbeitenden Elementen realisieren.
[0017] Im vorliegenden Ausführungsbeispiel wird die Stellschraube 19 manuell betätigt, ebenso
kann ein motorischer Antrieb angeschlossen sein.
[0018] Jeder Piezotranslator 16 ist mit einer weiter nicht dargestellten Spannungsversorgung
16.1 verbunden, deren Ausgänge in Abhängigkeit von dem im zugehörigen Bereich gemessenen
Strichgewicht von einer Regeleinrichtung geregelt werden.
[0019] Zu Beginn des Beschichtungsvorgangs erfolgt eine Grundeinstellung des Anpreßdrucks
der Abstützleiste 7 an den Stellschrauben 19 für die jeweiligen Bereiche: Ein Drehen
an den Stellschrauben 19 bewirkt eine Verschiebung des Gleitsegments 18, des Piezotranslators
16 und des Bolzens 18, die über den Hebel 12 und den Bolzen 8 eine vom Übersetzungsverhältnis
abhängige Verschiebung der Abstützleiste 7 ergibt. Die Grundeinstellung ist so gewählt,
daß die Hälfte der maximalen Spannung an den Piezotranslatoren 16 (im vorliegenden
Beispiel: U
max = 800 V) anliegt und die Feder 10 soweit zusammengedrückt ist, daß die Federkraft
ausreicht, um die Abstützleiste 7 bei Verminderung der Spannung von der Gegenwalze
3 wegzuziehen. Dies ist erforderlich, da die Piezotranslatoren 16 in der handelsüblichen
Bauform mit lediglich geringer Vorspannung nicht in der Lage sind, ausreichende Zugkräfte
aufzubringen.
[0020] Die Feineinstellung des Querprofils während der Beschichtung erfolgt über die Piezotranslatoren
16 für den jeweiligen Bereich. Dazu wird die Strichgewichtsverteilung über die Arbeitsbreite
ermittelt; bei Abweichungen von einer gleichmäßigen Verteilung wird die am entsprechenden
Piezotranslator 16 anliegende Spannung verändert, was eine Ausdehnung oder Kontraktion
des Piezotranslators 16 in axialer Richtung bewirkt. Die Längenveränderung des Piezotranslators
16 wird von dem Hebel 12 entsprechend dem Übersetzungsverhältnis vergrößert an den
Bolzen 8 übertragen, der die elastische Abstützleiste 7 in dem jeweiligen Bereich
zur Gegenwalze 3 hin oder davon weg bewegt. Bei einer Kontraktion der Piezotranslatoren
16 wird die erforderliche Zugkraft an der Abstützleiste 7 von der Feder 10 aufgebracht.
Ein Ansteigen bzw. Absinken des Anpreßdrucks des Schabermessers 6 bewirkt die gewünschte
Verminderung bzw. Erhöhung des Strichgewichts im jeweiligen Bereich.
1. Vorrichtung zum Beschichten einer um eine Gegenwalze geführten Materialbahn, mit
einem an die Gegenwalze anpreßbaren Schabermesser und mit Verstellelementen zur Beeinflussung
des Anpreßdrucks, die über die Messerbreite angeordnet auf einzelne Bereiche des Schabermessers
einwirken,
dadurch gekennzeichnet, daß als Verstellelemente Piezotranslatoren (16) eingesetzt sind.
2.Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Piezotranslatoren einzeln ansteuerbar auf eine biegsame Abstützleiste (7)
einwirken, die unterhalb der Schabermesserspitze am Schabermesser (6) anliegt.
3.Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Piezotranslatoren (16) indirekt über Übersetzungselemente, insbesondere
einem Hebelmechanismus (8, 12 - 14) oder mit einem Druckmittel betriebene Elemente,
mit einem Wegübersetzungsverhältnis größer als 1 auf das Schabermesser (6) einwirken.
4.Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Verhältnis der Längenänderung des Piezotranslators (16) zum Verstellweg
des Schabermessers (6) an dessen Angriffspunkt weniger als 10 : 1, bevorzugt ca. 4
: 1 beträgt.
5.Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, gekennzeichnet durch eine Feder (10), die dem Anpressen des Schabermessers (6) an die Gegenwalze (3) mit
dem Piezotranslator (16) entgegenwirkt.
6.Vorrichtung nach Anspruch 5, gekennzeichnet durch Mittel (11) zum Einstellen der Gegenkraft der Feder (10).
7.Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Piezotranslatoren (16) zur Einstellung einer Grundposition des Schabermessers
(6) in Richtung zur Gegenwalze (3) verschiebbar gelagert sind.