[0001] Die Erfindung betrifft eine Sitzschale für Stühle, insbesondere Bürostühle, und
die Verwendung der Sitzschale für ein Stuhlprogramm.
[0002] Die EP-A-0 277 912 beschreibt einen Stuhl mit einem Sitz und einer mehrteiligen Rückenlehne,
welche aus Zwei übereinander angeordneten Segmenten besteht, die durch Federgelenke
miteinander verbunden sind. Der Sitz und das untere Segment der Rückenlehne wird
durch eine einstückige Sitzschale aus Kunststoff gebildet. Diese Sitzschale ist sehr
massiv ausgestaltet, damit sie die beim Wippen auf die Rückenlehne einwirkenden Kräfte
schadlos aufnehmen kann. Diese massive Ausbildung führt jedoch zu einem hohen Materialbedarf
für die Herstellung der Sitzschale und zu einem relativ hohen Gewicht des Stuhls.
Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass die vorbekannte Sitzschale sich nur zur
Verwendung für einen Arbeitsstuhl mit einem zentralen Standrohr eignet. Die Sitzschale
kann daher nicht für ein Stuhlprogramm mit andersartigen Stuhlgestellen verwendet
werden.
[0003] Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine neuartige Sitzschale zu schaffen,
welche die beschriebenen Nachteile der vorbekannten Sitzschale mindestens teilweise
vermeidet. Die Sitzschale soll sich insbesondere für ein Stuhlprogramm mit verschiedenen
Stuhlgestellen eignen, eine hohe Festigkeit aufweisen, um die beim Wippen entstehenden
Kräfte problemlos aufzunehmen, aber dennoch einen relativ geringen Materialverbrauch
erfordern und dementsprechend ein geringes Gewicht besitzen.
[0004] Erfindungsgemäss wird dies dadurch erreicht, dass bei einer Sitzschale der eingangs
erwähnten Art auf der jeweiligen Seite der Sitzfläche von der Rückwand her sich eine
Strebe zum vorderen Teil der Sitzfläche erstreckt. Es wurde zwar anfangs befürchtet,
dass solche Streben ästhetische und ergonomische Nachteile bringen könnten, aber es
hat sich dann im Verlaufe der Entwicklungsarbeiten gezeigt, dass dies keineswegs der
Fall sein muss. Die Streben nehmen beim Wippen einen grossen Teil der von der Rückenlehne
auf die Sitzschale einwirkenden Kräfte auf, wobei sie auf Zug beansprucht werden.
Dank der beiden Streben wird also die Verbindungsstelle zwischen Rückwand und Sitzfläche
entlastet und kann daher mit entsprechend geringer Materialstärke dimensioniert werden.
Dies führt zu einer erheblichen Material- und Gewichtsersparnis. Wenn der Stuhl keine
Armlehne besitzt, werden die Streben auch als Aufstehhilfe geschätzt.
[0005] Zweckmässigerweise erstrecken sich die Streben in Ellenbogenhöhe Von der Rückwand
schräg nach vorn abfallend zum vorderen Teil der Sitzfläche. Dies hat den Vorteil,
dass sich die Streben in keiner Weise ergonomisch ungünstig auswirken. Es ist vielmehr
das Gegenteil der Fall. Die Streben werden vom Stuhlbenützer gerne als Armauflage
benützt. Sie ermöglichen ein bequemes Entspannen der Arme. Es erweist sich daher als
zweckmässig, die Streben so breit auszubilden, dass sie eine für den Benützer bequeme
Armauflagefläche aufweisen.
[0006] Zweckmässigerweise erstreckt sich die Rückwand der Sitzschale auf beiden Seiten über
die Sitzfläche hinaus. Die Rückwand besitzt also vorteilhaft eine ungefähr trapezförmige
Abwicklung, wobei sich die längere Seite des Trapezes oben befindet. Da somit von
oben gesehen die Streben neben der Sitzfläche verlaufen, kann die Sitzschale problemlos
auf ein Stahlrohrgestell aufgesetzt werden, welches als Stuhlgestell dient. Es verlaufen
dann die Aufnahmearme des Stahlrohrgestells unterhalb der Streben parallel zu diesen.
Die Schale kann somit für ein Stuhlprogramm mit verschiedenen Stuhlgestellen verwendet
werden, also sowohl in üblicher Weise mit einem Stuhlgestell mit zentralem Stützrohr
und Fusskreuz als auch mit einem Stahlrohrgestell, das die Sitzschale auf beiden Seiten
trägt. Zweckmässigerweise ist daher unterhalb der Sitzfläche eine Befestigungsfläche
für ein zentrales Standrohr mit oder ohne Sitzmechanik vorgesehen, und die Unterseiten
der Streben sind als Auflageflächen für ein Stuhlgestell ausgebildet. Dabei kann am
hinteren Ende der Strebe eine Fläche an der Rückwand nach unten verlaufen, um als
Anschlag für ein Stuhlgestell zu dienen.
[0007] Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, auf der Sitzfläche Rippen vorzusehen, um die
Schale zu verstärken und nach dem Auflegen des Sitzpolsters Hohlräume zu bilden. Dabei
können Oeffnungen vorgesehen werden, um diese Hohlräume zu hinterlüften. Durch eine
solche Hinterlüftung werden eine unangenehm hohe Luftfeuchtigkeit und ein Temperaturstau
im Sitzpolster vermieden, so dass ein angenehmes Sitzklima geschaffen wird. Für weitere
Einzelheiten der Formgebung wird ausdrücklich auf die Zeichnung verwiesen.
[0008] Die Schale wird vorteilhaft einstückig aus Kunststoff hergestellt. Dadurch ergeben
sich niedrige Herstellungs- und Montagekosten.
[0009] Die Erfindung betrifft auch einen Stuhl, der eine erfindungsgemässe Sitzschale aufweist
und dadurch gekennzeichnet ist, dass er eine mit Federn an der Rückwand der Sitzschale
befestigte, entgegen der Kraft dieser Federn verschwenkbare Rückenlehne besitzt.
Es ist möglich, über jeder Strebe eine Armlehne anzuordnen. Zu diesem Zweck können
an der Strebe Befestigungsmittel, z.B. Schraubenlöcher, vorgesehen sein.
[0010] Die Erfindung wird nun unter Bezugnahme auf die Zeichnung beschrieben. Es zeigt:
Fig. 1 ein Ausführungsbeispiel eines Bürostuhls mit der erfindungsgemässen Sitzschale,
Fig. 2 eine perspektivische Darstellung der Sitzschale,
Fig. 3 eine Seitenansicht der Sitzschale von Fig. 2,
Fig. 4 eine Draufsicht auf die Sitzschale von Fig. 2,
Fig. 5 eine erste Ausführungsform eines Stuhlgestells in Form einer Stahlrohrkonstruktion
mit vier Beinen,
Fig. 6 ein Ausführungsbeispiel eines Stuhls wie in Fig. 1, jedoch mit einem Stahlrohrgestell
gemäss Fig. 5,
Fig. 7 eine Ansicht von hinten des Stuhls von Fig. 6,
Fig. 8 ein Ausführungsbeispiel eines federnden Stuhlgestells zur Verwendung mit der
erfindungsgemässen Sitzschale,
Fig. 9 einen Stuhl, bei welchem auf die Streben der Sitzschale Armlehnen montiert
sind.
[0011] Der in Fig. 1 gezeigte Arbeitsstuhl besteht im wesentlichen aus dem Fusskreuz 11,
dem Standrohr 13, der Sitzschale 15 aus Kunststoff und der Rückenlehne 17. Wie schematisch
eingezeichnet, ist die Rückenlehne 17 mit zwei in Abstand voneinander angeordneten
Federgelenken 23 mit der Sitzschale 15 gelenkig verbunden. Nicht eingezeichnet ist
die übliche Sitz- und Rückenlehnenpolsterung. Als Federgelenke 23 können beispielsweise
Blattfedern dienen. Es ist auch möglich, für das jeweilige Federgelenk eine Einrichtung
mit einem Justierglied zum Aendern der Federcharakteristik vorzusehen, wie dies durch
die EP-A-0 277 912 beschrieben wird.
[0012] Wie insbesondere aus den Figuren 2 bis 4 ersichtlich ist, besitzt die Sitzschale
15 eine Sitzfläche 25. Die Sitzfläche 25 ist hinten durch eine Rückwand 27 begrenzt
und weist auf beiden Seiten aufgewölbte Abschnitte 31 auf. Von der Rückwand 27 erstrecken
sich etwa in Ellenbogenhöhe zwei Streben 29 nach vorn schräg abfallend zum vorderen
Teil der Sitzfläche 27. Von oben betrachtet (Fig. 4) befinden sich also die Streben
29 auf beiden Seiten der Sitzfläche 25.
[0013] Die Streben 29 tragen wesentlich zur Festigkeit der Sitzschale 15 bei, welche ausreichen
muss, um die von der Rückenlehne 17 her über die Federgelenke 23 auf die Rückwand
27 der Sitzschale 15 einwirkenden Kräfte aufzuheben. Die Streben 29 haben aber zusätzlich
noch die Funktion von Armauflageflächen. Sie sind daher relativ breit ausgebildet.
Darüber hinaus sind die Unterseiten der Streben 29 als Auflageflächen für ein Stuhlgestell
ausgebildet. Dabei bilden die Streben 29 auch einen Berührungsschutz gegen das kalte
Metall des Stuhlgestells. Das Stuhlgestell kann beispielsweise ein Stahlrohrgestell
33, 33′ sein, wie dies in den Figuren 5 bzw. 8 dargestellt ist. Die Sitzschale 15
besitzt aber auch unterhalb der Sitzfläche 25 eine Befestigungsfläche für ein zentrales
Standrohr 13, bzw. eine nicht eingezeichnete Sitzmechanik, die auf dem Standrohr 13
angeordnet ist. Solche Sitzmechaniken sind beispielsweise in .........(Anmeldungen
vom gleichen Tage) beschrieben.
[0014] Wie insbesondere Fig. 7 zeigt, erstreckt sich die Rückwand 27, deren Abwicklung ungefähr
trapezförmig ist, auf beiden Seiten über die Sitzfläche 25 hinaus. Daraus resultiert
die seitliche Anordnung der Streben 29, welche es erlaubt, die Sitzschale 15 einfach
auf ein Stuhlgestell 33, 33′ von der Art von Fig. 5 oder Fig. 8 aufzulegen, um beispielsweise
einen Stuhl gemäss den Figuren 6 und 7 zu bilden. Wie insbesondere aus Fig. 3 ersichtlich
ist, befindet sich am hinteren Ende jeder Strebe 29, welche vorzugsweise einen winkelförmigen
Querschnitt besitzt, eine Fläche 35 an der Vorderseite der Rückwand 27, welche nach
unten verläuft, um einen Anschlag für das Stuhlgestell 33 zu bilden (Fig. 6).
[0015] Aus Fig. 4 ist ersichtlich, dass auf der Sitzfläche 25 eine Vielzahl von Rippen 37
vorgesehen sind, um die Sitzschale 15 zu verstärken. Beim Auflegen eines Sitzpolsters
werden unter diesen Sitzpolster Hohlräume 39 geschaffen, welche durch die Oeffnungen
41 hinterlüftet werden.
[0016] Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass sich die Sitzschale 15 für ein ganzes
Stuhlprogramm eignet. Es können also verschiedene Stühle mit der gleichen Sitzschale
15 und mit verschiedenen Stuhlgestellen geschaffen werden, wie dies beispielsweise
durch die Figuren 1, 6, 7 und 9 veranschaulicht wird. Diese Stühle können mit oder
ohne Armlehnen gefertigt werden. Wie Fig. 9 zeigt, ist es möglich, über jeder Strebe
29 eine Armlehne 43 anzuordnen.
[0017] Die Sitzschale 15 weist auf beiden Seiten eine Strebe 29 auf, welche sich von der
Rückwand 27 schräg nach vorn abfallend zum vorderen Teil der Sitzfläche 25 erstrecken.
Die Sitzschale 15 kann daher , obwohl leicht dimensioniert, problemlos die grossen
Kräfte übernehmen, welche z.B. beim Wippen mit dem Stuhl von der Rückenlehne 17 über
die Federn 23 auf die Rückwand 27 übertragen werden. Die Sitzschale kann für verschiedene
Stuhlgestelle verwendet werden. z.B. solche mit zentralem Standrohr (Fig. 1), mit
vier Beinen (Fig. 6) oder mit federndem Stahlrohrgestell (Fig. 8).
1. Sitzschale für Stühle, insbesondere Bürostühle, mit einer Sitzfläche (25) und einer
hinten die Sitzfläche (25) begrenzenden(Rückwand (27), dadurch gekennzeichnet, dass
auf der jeweiligen Seite der Sitzfläche (25) von der Rückwand (27) her sich eine Strebe
(29) zum vorderen Teil der Sitzfläche (25) erstreckt.
2. Sitzschale nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass sich die Streben (29)
in Ellenbogenhöhe von der Rückwand (27) schräg nach vorn abfallend zum vorderen Teil
der Sitzfläche (25) erstrecken.
3. Sitzschale nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Streben (29)
eine Armauflagefläche aufweisen.
4. Sitzschale nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass sich
die Rückwand (27) auf beiden Seiten über die Sitzfläche (25) hinaus erstreckt.
5. Sitzschale nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass sie unterhalb
der Sitzfläche (25) eine Befestigungsfläche für ein zentrales Standrohr mit oder ohne
Sitzmechanik aufweist.
6. Sitzschale nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Unterseite
der Streben (29) als Auflageflächen für ein Stuhlgestell (33, 33′) ausgebildet sind.
7. Sitzschale nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass am hinteren
Ende der Strebe (29) eine Fläche (35) an der Rückwand (27) nach unten verläuft, um
als Anschlag für ein Stuhlgestell (33, 33′) zu dienen.
8. Sitzschale nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass auf der
Sitzfläche (25) Rippen (37) vorgesehen sind, um die Sitzschale zu verstärken und nach
dem Auflegen eines Sitzpolsters Hohlräume (39) zu bilden, und dass Oeffnungen (41)
vorgesehen sind, um die Hohlräume (39) zu hinterlüften.
9. Sitzschale nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass sie einstückig
aus Kunststoff besteht.
10. Verwendung der Sitzschale nach einem der Ansprüche 1 bis 9 für ein Stuhlprogramm
mit verschiedenen Stuhlgestellen.
11. Stuhl mit einer Sitzschale nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet,
dass er eine mit Federn (23) an der Rückwand (27) der Sitzschale (15) befestigte,
entgegen der Kraft dieser Federn (23) verschwenkbare Rückenlehne (17) besitzt.
12. Stuhl nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass über jeder Strebe (29) eine
Armlehne (43) angeordnet ist.