(19)
(11) EP 0 419 405 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
27.03.1991  Patentblatt  1991/13

(21) Anmeldenummer: 90810563.8

(22) Anmeldetag:  20.07.1990
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5A47C 3/026
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE DK ES FR GB IT LI LU NL SE

(30) Priorität: 21.09.1989 CH 3438/89

(71) Anmelder: PROVENDA MARKETING AG
CH-9038 Rehetobel (CH)

(72) Erfinder:
  • Tobler, Peter
    CH-9466 Sennwald (CH)

(74) Vertreter: Riederer, Conrad A., Dr. 
Bahnhofstrasse 10
7310 Bad Ragaz
7310 Bad Ragaz (CH)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Sitzschale und Verwendung der Sitzschale für ein Stuhlprogramm


    (57) Die Sitzschale (15) weist auf beiden Seiten eine Strebe (29) auf, welche sich von der Rückwand (27) schräg nach vorn ab­fallend zum vorderen Teil der Sitzfläche (25) erstrecken. Die Sitzschale (15) kann daher, obwohl leicht dimensioniert, problemlos die grossen Kräfte übernehmen, welche z.B. beim Wippen mit dem Stuhl von der Rückenlehne (17) über die Federn (23) auf die Rückwand (27) übertragen werden. Die Sitzschale kann für verschiedene Stuhlgestelle verwendet werden, z.B. solche mit zentralem Standrohr, mit vier Beinen oder mit federndem Stahlrohrgestell.










    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Sitzschale für Stühle, insbeson­dere Bürostühle, und die Verwendung der Sitzschale für ein Stuhlprogramm.

    [0002] Die EP-A-0 277 912 beschreibt einen Stuhl mit einem Sitz und einer mehrteiligen Rückenlehne, welche aus Zwei übereinander angeordneten Segmenten besteht, die durch Federgelenke mit­einander verbunden sind. Der Sitz und das untere Segment der Rückenlehne wird durch eine einstückige Sitzschale aus Kunst­stoff gebildet. Diese Sitzschale ist sehr massiv ausgestaltet, damit sie die beim Wippen auf die Rückenlehne einwirkenden Kräfte schadlos aufnehmen kann. Diese massive Ausbildung führt jedoch zu einem hohen Materialbedarf für die Herstellung der Sitzschale und zu einem relativ hohen Gewicht des Stuhls. Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass die vorbekannte Sitz­schale sich nur zur Verwendung für einen Arbeitsstuhl mit einem zentralen Standrohr eignet. Die Sitzschale kann daher nicht für ein Stuhlprogramm mit andersartigen Stuhlgestellen verwendet werden.

    [0003] Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine neuarti­ge Sitzschale zu schaffen, welche die beschriebenen Nachteile der vorbekannten Sitzschale mindestens teilweise vermeidet. Die Sitzschale soll sich insbesondere für ein Stuhlprogramm mit verschiedenen Stuhlgestellen eignen, eine hohe Festigkeit aufweisen, um die beim Wippen entstehenden Kräfte problemlos aufzunehmen, aber dennoch einen relativ geringen Materialver­brauch erfordern und dementsprechend ein geringes Gewicht besitzen.

    [0004] Erfindungsgemäss wird dies dadurch erreicht, dass bei einer Sitzschale der eingangs erwähnten Art auf der jeweiligen Seite der Sitzfläche von der Rückwand her sich eine Strebe zum vorderen Teil der Sitzfläche erstreckt. Es wurde zwar anfangs befürchtet, dass solche Streben ästhetische und ergonomische Nachteile bringen könnten, aber es hat sich dann im Verlaufe der Entwicklungsarbeiten gezeigt, dass dies keineswegs der Fall sein muss. Die Streben nehmen beim Wippen einen grossen Teil der von der Rückenlehne auf die Sitzschale einwirkenden Kräfte auf, wobei sie auf Zug beansprucht werden. Dank der beiden Streben wird also die Verbindungsstelle zwischen Rückwand und Sitzfläche entlastet und kann daher mit ent­sprechend geringer Materialstärke dimensioniert werden. Dies führt zu einer erheblichen Material- und Gewichtsersparnis. Wenn der Stuhl keine Armlehne besitzt, werden die Streben auch als Aufstehhilfe geschätzt.

    [0005] Zweckmässigerweise erstrecken sich die Streben in Ellenbogen­höhe Von der Rückwand schräg nach vorn abfallend zum vorderen Teil der Sitzfläche. Dies hat den Vorteil, dass sich die Streben in keiner Weise ergonomisch ungünstig auswirken. Es ist vielmehr das Gegenteil der Fall. Die Streben werden vom Stuhlbenützer gerne als Armauflage benützt. Sie ermöglichen ein bequemes Entspannen der Arme. Es erweist sich daher als zweckmässig, die Streben so breit auszubilden, dass sie eine für den Benützer bequeme Armauflagefläche aufweisen.

    [0006] Zweckmässigerweise erstreckt sich die Rückwand der Sitzschale auf beiden Seiten über die Sitzfläche hinaus. Die Rückwand besitzt also vorteilhaft eine ungefähr trapezförmige Abwick­lung, wobei sich die längere Seite des Trapezes oben befindet. Da somit von oben gesehen die Streben neben der Sitzfläche verlaufen, kann die Sitzschale problemlos auf ein Stahlrohrge­stell aufgesetzt werden, welches als Stuhlgestell dient. Es verlaufen dann die Aufnahmearme des Stahlrohrgestells unter­halb der Streben parallel zu diesen. Die Schale kann somit für ein Stuhlprogramm mit verschiedenen Stuhlgestellen verwendet werden, also sowohl in üblicher Weise mit einem Stuhlgestell mit zentralem Stützrohr und Fusskreuz als auch mit einem Stahlrohrgestell, das die Sitzschale auf beiden Seiten trägt. Zweckmässigerweise ist daher unterhalb der Sitzfläche eine Befestigungsfläche für ein zentrales Standrohr mit oder ohne Sitzmechanik vorgesehen, und die Unterseiten der Streben sind als Auflageflächen für ein Stuhlgestell ausgebildet. Dabei kann am hinteren Ende der Strebe eine Fläche an der Rückwand nach unten verlaufen, um als Anschlag für ein Stuhlgestell zu dienen.

    [0007] Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, auf der Sitzfläche Rippen vorzusehen, um die Schale zu verstärken und nach dem Auflegen des Sitzpolsters Hohlräume zu bilden. Dabei können Oeffnungen vorgesehen werden, um diese Hohlräume zu hinter­lüften. Durch eine solche Hinterlüftung werden eine unangenehm hohe Luftfeuchtigkeit und ein Temperaturstau im Sitzpolster vermieden, so dass ein angenehmes Sitzklima geschaffen wird. Für weitere Einzelheiten der Formgebung wird ausdrücklich auf die Zeichnung verwiesen.

    [0008] Die Schale wird vorteilhaft einstückig aus Kunststoff herge­stellt. Dadurch ergeben sich niedrige Herstellungs- und Monta­gekosten.

    [0009] Die Erfindung betrifft auch einen Stuhl, der eine erfindungs­gemässe Sitzschale aufweist und dadurch gekennzeichnet ist, dass er eine mit Federn an der Rückwand der Sitzschale be­festigte, entgegen der Kraft dieser Federn verschwenkbare Rückenlehne besitzt. Es ist möglich, über jeder Strebe eine Armlehne anzuordnen. Zu diesem Zweck können an der Strebe Befestigungsmittel, z.B. Schraubenlöcher, vorgesehen sein.

    [0010] Die Erfindung wird nun unter Bezugnahme auf die Zeichnung beschrieben. Es zeigt:

    Fig. 1 ein Ausführungsbeispiel eines Bürostuhls mit der erfindungsgemässen Sitzschale,

    Fig. 2 eine perspektivische Darstellung der Sitzschale,

    Fig. 3 eine Seitenansicht der Sitzschale von Fig. 2,

    Fig. 4 eine Draufsicht auf die Sitzschale von Fig. 2,

    Fig. 5 eine erste Ausführungsform eines Stuhlgestells in Form einer Stahlrohrkonstruktion mit vier Beinen,

    Fig. 6 ein Ausführungsbeispiel eines Stuhls wie in Fig. 1, jedoch mit einem Stahlrohrgestell gemäss Fig. 5,

    Fig. 7 eine Ansicht von hinten des Stuhls von Fig. 6,

    Fig. 8 ein Ausführungsbeispiel eines federnden Stuhlgestells zur Verwendung mit der erfindungsgemässen Sitzschale,

    Fig. 9 einen Stuhl, bei welchem auf die Streben der Sitzschale Armlehnen montiert sind.



    [0011] Der in Fig. 1 gezeigte Arbeitsstuhl besteht im wesentlichen aus dem Fusskreuz 11, dem Standrohr 13, der Sitzschale 15 aus Kunststoff und der Rückenlehne 17. Wie schematisch einge­zeichnet, ist die Rückenlehne 17 mit zwei in Abstand voneinan­der angeordneten Federgelenken 23 mit der Sitzschale 15 gelen­kig verbunden. Nicht eingezeichnet ist die übliche Sitz- und Rückenlehnenpolsterung. Als Federgelenke 23 können beispiels­weise Blattfedern dienen. Es ist auch möglich, für das jewei­lige Federgelenk eine Einrichtung mit einem Justierglied zum Aendern der Federcharakteristik vorzusehen, wie dies durch die EP-A-0 277 912 beschrieben wird.

    [0012] Wie insbesondere aus den Figuren 2 bis 4 ersichtlich ist, besitzt die Sitzschale 15 eine Sitzfläche 25. Die Sitzfläche 25 ist hinten durch eine Rückwand 27 begrenzt und weist auf beiden Seiten aufgewölbte Abschnitte 31 auf. Von der Rückwand 27 erstrecken sich etwa in Ellenbogenhöhe zwei Streben 29 nach vorn schräg abfallend zum vorderen Teil der Sitzfläche 27. Von oben betrachtet (Fig. 4) befinden sich also die Streben 29 auf beiden Seiten der Sitzfläche 25.

    [0013] Die Streben 29 tragen wesentlich zur Festigkeit der Sitzschale 15 bei, welche ausreichen muss, um die von der Rückenlehne 17 her über die Federgelenke 23 auf die Rückwand 27 der Sitz­schale 15 einwirkenden Kräfte aufzuheben. Die Streben 29 haben aber zusätzlich noch die Funktion von Armauflageflächen. Sie sind daher relativ breit ausgebildet. Darüber hinaus sind die Unterseiten der Streben 29 als Auflageflächen für ein Stuhl­gestell ausgebildet. Dabei bilden die Streben 29 auch einen Berührungsschutz gegen das kalte Metall des Stuhlgestells. Das Stuhlgestell kann beispielsweise ein Stahlrohrgestell 33, 33′ sein, wie dies in den Figuren 5 bzw. 8 dargestellt ist. Die Sitzschale 15 besitzt aber auch unterhalb der Sitzfläche 25 eine Befestigungsfläche für ein zentrales Standrohr 13, bzw. eine nicht eingezeichnete Sitzmechanik, die auf dem Standrohr 13 angeordnet ist. Solche Sitzmechaniken sind beispielsweise in .........(Anmeldungen vom gleichen Tage) beschrieben.

    [0014] Wie insbesondere Fig. 7 zeigt, erstreckt sich die Rückwand 27, deren Abwicklung ungefähr trapezförmig ist, auf beiden Seiten über die Sitzfläche 25 hinaus. Daraus resultiert die seitliche Anordnung der Streben 29, welche es erlaubt, die Sitzschale 15 einfach auf ein Stuhlgestell 33, 33′ von der Art von Fig. 5 oder Fig. 8 aufzulegen, um beispielsweise einen Stuhl gemäss den Figuren 6 und 7 zu bilden. Wie insbesondere aus Fig. 3 ersichtlich ist, befindet sich am hinteren Ende jeder Strebe 29, welche vorzugsweise einen winkelförmigen Querschnitt besitzt, eine Fläche 35 an der Vorderseite der Rückwand 27, welche nach unten verläuft, um einen Anschlag für das Stuhl­gestell 33 zu bilden (Fig. 6).

    [0015] Aus Fig. 4 ist ersichtlich, dass auf der Sitzfläche 25 eine Vielzahl von Rippen 37 vorgesehen sind, um die Sitzschale 15 zu verstärken. Beim Auflegen eines Sitzpolsters werden unter diesen Sitzpolster Hohlräume 39 geschaffen, welche durch die Oeffnungen 41 hinterlüftet werden.

    [0016] Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass sich die Sitz­schale 15 für ein ganzes Stuhlprogramm eignet. Es können also verschiedene Stühle mit der gleichen Sitzschale 15 und mit verschiedenen Stuhlgestellen geschaffen werden, wie dies bei­spielsweise durch die Figuren 1, 6, 7 und 9 veranschaulicht wird. Diese Stühle können mit oder ohne Armlehnen gefertigt werden. Wie Fig. 9 zeigt, ist es möglich, über jeder Strebe 29 eine Armlehne 43 anzuordnen.

    [0017] Die Sitzschale 15 weist auf beiden Seiten eine Strebe 29 auf, welche sich von der Rückwand 27 schräg nach vorn abfallend zum vorderen Teil der Sitzfläche 25 erstrecken. Die Sitzschale 15 kann daher , obwohl leicht dimensioniert, problemlos die grossen Kräfte übernehmen, welche z.B. beim Wippen mit dem Stuhl von der Rückenlehne 17 über die Federn 23 auf die Rück­wand 27 übertragen werden. Die Sitzschale kann für verschie­dene Stuhlgestelle verwendet werden. z.B. solche mit zentralem Standrohr (Fig. 1), mit vier Beinen (Fig. 6) oder mit federn­dem Stahlrohrgestell (Fig. 8).


    Ansprüche

    1. Sitzschale für Stühle, insbesondere Bürostühle, mit einer Sitzfläche (25) und einer hinten die Sitzfläche (25) begrenzenden(Rückwand (27), dadurch gekennzeichnet, dass auf der jeweiligen Seite der Sitzfläche (25) von der Rückwand (27) her sich eine Strebe (29) zum vorderen Teil der Sitzfläche (25) erstreckt.
     
    2. Sitzschale nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass sich die Streben (29) in Ellenbogenhöhe von der Rückwand (27) schräg nach vorn abfallend zum vorderen Teil der Sitzfläche (25) erstrecken.
     
    3. Sitzschale nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich­net, dass die Streben (29) eine Armauflagefläche aufwei­sen.
     
    4. Sitzschale nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass sich die Rückwand (27) auf beiden Seiten über die Sitzfläche (25) hinaus erstreckt.
     
    5. Sitzschale nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass sie unterhalb der Sitzfläche (25) eine Befestigungsfläche für ein zentrales Standrohr mit oder ohne Sitzmechanik aufweist.
     
    6. Sitzschale nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Unterseite der Streben (29) als Auflageflächen für ein Stuhlgestell (33, 33′) ausge­bildet sind.
     
    7. Sitzschale nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass am hinteren Ende der Strebe (29) eine Fläche (35) an der Rückwand (27) nach unten ver­läuft, um als Anschlag für ein Stuhlgestell (33, 33′) zu dienen.
     
    8. Sitzschale nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass auf der Sitzfläche (25) Rippen (37) vorgesehen sind, um die Sitzschale zu verstärken und nach dem Auflegen eines Sitzpolsters Hohlräume (39) zu bilden, und dass Oeffnungen (41) vorgesehen sind, um die Hohlräume (39) zu hinterlüften.
     
    9. Sitzschale nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass sie einstückig aus Kunststoff besteht.
     
    10. Verwendung der Sitzschale nach einem der Ansprüche 1 bis 9 für ein Stuhlprogramm mit verschiedenen Stuhlgestellen.
     
    11. Stuhl mit einer Sitzschale nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass er eine mit Federn (23) an der Rückwand (27) der Sitzschale (15) befestigte, entgegen der Kraft dieser Federn (23) verschwenkbare Rückenlehne (17) besitzt.
     
    12. Stuhl nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass über jeder Strebe (29) eine Armlehne (43) angeordnet ist.
     




    Zeichnung



















    Recherchenbericht