(19)
(11) EP 0 419 827 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
03.04.1991  Patentblatt  1991/14

(21) Anmeldenummer: 90115605.9

(22) Anmeldetag:  14.08.1990
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5D01H 13/22, B65H 63/06
(84) Benannte Vertragsstaaten:
CH DE IT LI

(30) Priorität: 29.09.1989 DE 3932667

(71) Anmelder: MASCHINENFABRIK RIETER AG
CH-8406 Winterthur (CH)

(72) Erfinder:
  • Schreiber, Manfred
    CH-8810 Horgen (CH)
  • Kaufmann, Siegfried
    CH-9500 Wil/SG (CH)

(74) Vertreter: Dipl.-Phys.Dr. Manitz Dipl.-Ing. Finsterwald Dipl.-Ing. Grämkow Dipl.Chem.Dr. Heyn Dipl.Phys. Rotermund Morgan, B.Sc.(Phys.) 
Postfach 22 16 11
80506 München
80506 München (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zur Reinigung von Garnfehlern sowie Garnreiniger zur Durchführung des Verfahrens


    (57) Zur Reinigung von Garnfehlern an einer Spulstelle (12) ist vorgesehen, bei jeweils durch eine Dickstelle gebildeten Garnfehlern anhand deren Länge zwischen durch den Spinnvor­gang bedingten kürzeren und durch einen Ansetzvorgang mit­tels eines Hilfsfadens bedingten längeren Garnfehlern zu unterscheiden. Die elektronische Steuereinheit (18) des ver­wendeten Garnreinigers (10) ist derart ausgelegt, daß bei durch einen Ansetzvorgang bedingten Garnfehlern der Trenn­vorgang jeweils derart verzögert wird, daß eine Trennung des Hilfsfadens unterbleibt.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Reinigung von Garn­fehlern an einer Spulstelle, bei dem der Garnquerschnitt bzw. -durchmesser während des Spulvorgangs laufend abgeta­stet, zur Beseitigung von Garnfehlern vorgebbarer Dicke und Länge das Garn nach Erfassen eines betreffenden Garnfehlers durchtrennt und das auf die Spule aufgewickelte Garnende von der Spule abgenommen und nach Entfernung des Garnfehlers ins­besondere durch einen Spleiß- oder Knotvorgang wieder mit dem anderen Garnende verbunden wird. Die Erfindung betrifft ferner einen Garnreiniger der im Oberbegriff des Patentan­spruchs 9 angegebenen Art.

    [0002] Bei Spinnmaschinen, insbesondere Ringspinnmaschinen, werden Fadenbrüche u.a. dadurch behoben, daß das eine Ende eines Hilfsfadens ohne dessen Befestigung am abgebrochenen Garnen­de um den Spinnkops und das andere Hilfsfadenende derart an das beispielsweise vom Lieferwalzenpaar eines Streckwerks ge­lieferte zu spinnende Material angesetzt wird, daß die Fa sern des gelieferten zu spinnenden Materials in dieses ande­re Hilfsfadenende eingebunden werden. Nachdem die kopsseiti­gen Fadenenden nicht miteinander verbunden werden, ist die Anzahl der auf einem jeweiligen Spinnkops vorhandenen Faden­unterbrüche gleich der Anzahl der in der Spinnmaschine aufge­tretenen Fadenbrüche.

    [0003] Wird nun beim Umspulen in der Spulmaschine eine jeweilige An­setzstelle erfaßt und daraufhin zur Beseitigung dieses Garn­fehlers der übliche Garntrennvorgang ausgelöst, so kann es bei den bisherigen Garnreinigern dazu kommen, daß der Hilfs­faden durchtrennt wird. Dies bedeutet, daß im Spulautomat gegebenenfalls ein zusätzlicher Spleiß- bzw. Knotvorgang er­forderlich ist.

    [0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das Verfahren sowie den Garnreiniger der eingangs genannten Art so weiter­zubilden, daß der zur Fadenbruchbehebung ggf. verwendete Hilfsfaden vollständig und möglichst rasch entfernt wird und der beim Spleiß- bzw. Knotvorgang auftretende Materialver­lust stets möglichst gering gehalten wird.

    [0005] Die Aufgabe wird nach der Erfindung dadurch gelöst, daß bei jeweils durch eine Dickstelle gebildeten Garnfehlern anhand deren Länge zwischen durch den Spinnvorgang bedingten kürze­ren und durch einen Ansetzvorgang mittels eines Hilfsfadens bedingten längeren Garnfehlern unterschieden wird und daß bei einem jeweiligen durch einen Ansetzvorgang bedingten Garnfehler der Trennvorgang nach Erfassen dieses längeren Garnfehlers zeitlich zumindest derart verzögert wird, daß eine Trennung des Hilfsfadens unterbleibt.

    [0006] Erfindungsgemäß wird demnach bei auftretenden Dickstellen zwischen durch den normalen Spinnvorgang bedingten Garnfeh­lern und den jeweils durch ein Ansetzen mittels eines Hilfs­fadens bedingten Garnfehlern unterschieden. Die Erfindung macht sich hierbei den Umstand zunutze, daß die durch einen Ansetzvorgang mittels eines Hilfsfadens bedingten Garnfehler im allgemeinen deutlich länger als solche Garnfehler sind, welche während des normalen Spinnvorgangs auftreten. Wird ein jeweiliger, durch einen Ansetzvorgang bedingter längerer Garnfehler erfaßt, so wird erfindungsgemäß der Hilfsfaden stets vollständig auf die Aufwickelspule aufgewickelt, wo­durch dieser als Ganzes zusammen mit der Ansetzstelle pro­blemlos entfernbar und ein erneutes verbinden des von der Aufwickelspule abgenommenen Garnendes mit dem Hilfsfaden zu­verlässig ausgeschlossen ist.

    [0007] Der zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens erfor­derliche apparative Aufwand kann insbesondere in solchen Fällen relativ gering gehalten werden, in denen feste Hilfs­fadenlängen und insbesondere definierte Längen der Ansetz­stellen vorliegen. In einer von derselben Anmelderin gleich­zeitig eingereichten deutschen Patentanmeldung "Verfahren zum Betrieb einer Spinnmaschine, insbesondere Ringspinnma­schine, sowie Bedienroboter zur Durchführung des Verfahrens" (Anwaltsaktenzeichen R 2833) wird ein Verfahren bzw. Bedien­roboter vorgeschlagen, welche ein stets zuverlässiges und eindeutig reproduzierbare Ansetzstellen erzeugendes automati­sches Ansetzen des Fadens gewährleisten und bei denen somit sichergestellt ist, daß die jeweils entstehende Ansetzstelle bei der Weiterverarbeitung zweifelsfrei erkannt und entspre­chend beseitigt werden kann.

    [0008] Gemäß diesem Vorschlag übernimmt der Roboter beispielsweise von einem mitgeführten Hilfsfadenvorrat ein Fadenstück defi­nierter Länge. Der Anwickelvorgang erfolgt gemäß einem genau vorgegebenen Ablauf, wobei die zum Ansetzen verfügbare Rest­fadenlänge bei jedem Ansetzvorgang gleich groß gehalten wird. Es ergeben sich beispielsweise bei Ringspinnmaschinen allenfalls kleinere Längendifferenzen infolge der jeweiligen Lage der Ringbank im Bereich der Kopsspitze während des An­wickels und durch den Zeitpunkt des Ansetzens des Hilfsfa­dens an dem Faserstrom. Damit ist gewährleistet, daß die Län­ge der Ansetzstelle mit beispielsweise doppeltem Fadenguer­schnitt eine bekannte Länge aufweist, welche regelmäßig deut­lich größer als die Länge der normalerweise auftretenden, durch den Spinnvorgang bedingten Garnfehler ist.

    [0009] Bei den heute üblichen Fadenbruchzahlen in der Größenordnung von etwa einem Fadenbruch auf 100 Spindelstunden und Kops­laufzeiten von 3 Stunden ergibt sich beispielsweise ein ein­ziger Spleiß- bzw. Knotvorgang infolge eines Fadenbruches auf 33 Spleißvorgänge infolge eines Kopswechsels. Durch die sich einstellenden Fadenbrüche ergibt sich demnach praktisch kaum eine Mehrbelastung der Spulmaschine. Die infolge von Fa­denbrüchen erforderlichen Spleiß- bzw. Knotvorgänge sind aus den genannten Gründen von völlig untergeordneter Bedeutung. Wesentlich ist, daß durch ein jeweiliges Ansetzen mittels eines Hilfsfadens in Verbindung mit der er indungsgemäßen Garnreinigung eine unkontrollierte Dickstelle im Garn durch einen infolge des Hilfsfadens auftretenden Unterbruch ausge­lösten kontrollierten Spleiß mit genau reproduzierbaren Eigenschaften ersetzt wird.

    [0010] Die Abzugslänge des nach dem Auslösen des Trennvorgangs bzw. nach Auftreten des durch den Ansetzvorgang bedingten Fadenun­terbruchs wieder von der Spule abgewickelten Garnstücks ist zur Entfernung des Garnfehlers vorzugsweise in Abhängigkeit von der festgestellten Fehlerart gewählt, wobei diese Abzugs­länge nach Erfassen eines durch einen Ansetzvorgang beding­ten Garnfehlers zumindest gleich der Länge des Hilfsfadens ist.

    [0011] Demnach wird beim Auftreten eines durch den normalen Spinn­vorgang bedingten Garnfehlers ein kürzeres Garnstück von der Aufwickelspule abgezogen und zur Beseitigung des Fehlers ent­fernt, während beim Auftreten eines ansetzerbedingten Feh­lers von der Aufwickelspule stets soviel Faden entnommen wird, daß der Hilfsfaden in seiner gesamten Länge zusammen mit der Ansetzstelle entfernt wird.

    [0012] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsvariante des erfindungsge­mäßen Verfahrens ist vorgesehen, daß infolge eines Garnfeh­lers mit einer für einen Ansetzvorgang typischen Länge in jedem Fall ein verzögerter Trennvorgang durchgeführt wird, und zwar unabhängig davon, ob ein insbesondere durch den Hilfsfaden bedingter Fadenunterbruch auftritt oder nicht.

    [0013] Hierbei wird sicherheitshalber berücksichtigt, daß der erfaß­te Garnfehler trotz seiner größeren Länge möglicherweise nicht von einem mittels eines Hilfsfadens durchgeführten An­setzvorgang herrührt und dementsprechend kein Fadenunter­bruch auf dem Spinnkops vorliegt, d.h. ein Trennvorgang zwin­gend erforderlich ist. Liegt erwartungsgemäß ein durch einen jeweiligen Ansetzvorgang bedingter Garnfehler vor, so geht der betreffende Schnitt ins Leere.

    [0014] Der nach dem Erfassen eines durch einen Ansetzvorgang beding­ten Garnfehlers vorzunehmende Trennvorgang kann vorteilhaf­terweise dadurch verzögert werden, daß er in Abhängigkeit vom Auftreten des aufgrund des verwendeten Hilfsfadens auf dem Spinnkops vorliegenden Fadenunterbruchs ausgelöst wird. In diesem Falle ist sichergestellt, daß selbst dann, wenn der Hilfsfaden länger als erwartet sein sollte, der jeweili­ge Schnitt ins Leere geht und ein Durchtrennen des Hilfsfa­dens ausgeschlossen ist. Unterbleibt jedoch nach einer vor­gebbaren Zeit bzw. Meßlänge ein solcher Unterbruch so sollte aus den oben genannten Gründen nach Ablauf dieser Zeit sicherheitshalber dennoch ein Schnitt erfolgen.

    [0015] Vorzugsweise wird ein durch den Spinnvorgang bedingter Garn­fehler bei Vorliegen einer Fehlerlänge zwischen einem vorgeb­baren gerade noch zulässigen Längenwert und einem vorgebba­ren maximalen Längenwert und ein durch einen Ansetzvorgang bedingter Garnfehler bei Vorliegen einer Fehlerlänge größer oder gleich dem maximalen Längenwert erfaßt. Dickstellen mit einer Fehlerlänge unterhalb dem vorgebbaren gerade noch zu­lässigen Längenwert werden nicht als Garnfehler behandelt.

    [0016] Der maximale Längenwert wird zweckmäßigerweise derart ge­wählt, daß er größer als die Länge im wesentlichen sämtli­cher während des normalen Spinnvorgangs auftretender Garnfeh­ler und kleiner als die kleinste Länge der in Betracht kom­ menden, durch einen jeweiligen Ansetzvorgang bedingten Garn­fehler ist. In der Praxis hat sich als zweckmäßig erwiesen, wenn dieser maximale Längenwert etwa 80 mm und vorzugsweise größer als etwa 100 mm ist und insbesondere zwischen 100 und 300 mm liegt.

    [0017] Während zur Beseitigung von durch einen jeweiligen Ansetzvor­gang bedingten Garnfehlern der betreffende Trennvorgang ver­zöget wird, erfolgt dieser Trennvorgang nach Erfassen eines durch den Spinnvorgang bedingten Garnfehlers vorzugsweise zu­mindest im wesentlichen ohne Verzögerung.

    [0018] Eine jeweilige Dickstelle des Garns wird im allgemeinen je­weils nur nach überschreiten eines vorgebbaren maximalen Querschnittswerts als Garnfehler behandelt. Dünnere Dickstel­len werden demnach während des Umspulens vom Spinnkops auf die Aufwickelspule nicht entfernt.

    [0019] Der erfindungsgemäße Garnreiniger zeichnet sich dadurch aus, daß die Garntrennvorrichtung durch die elektronische Steuer­einheit derart in Abhängigkeit von der jeweils erfaßten Länge der Garnfehler ansteuerbar ist, daß die Ansteuerung der Garntrennvorrichtung bei durch den Spinnvorgang beding­ten kürzeren Garnfehlern mit einer jeweiligen Fehlerlänge un­terhalb einem vorgebbaren maximalen Längenwert Lmax im we­sentlichen ohne Verzögerung und bei durch einen Ansetzvor­gang mittels eines Hilfsfadens bedingten längeren Garnfeh­lern mit einer jeweiligen Fehlerlänge größer oder gleich dem vorgebbaren maximalen Längenwert Lmax zumindest derart zeit­lich verzögert erfolgt, daß eine Trennung des Hilfsfadens un­terbleibt.

    [0020] Hierbei ist die Abzugslänge des zur Entfernung des Garnfeh­lers wieder von der das Garn aufnehmenden Spule abzuwickeln­den Garnstücks vorzugsweise derart durch die elektronische Steuereinheit bestimmbar, daß diese Abzugslänge bei einem durch einen Ansetzvorgang bedingten Garnfehler zumindest gleich der Länge des Hilfsfadens ist.

    [0021] Die elektronische Steuereinheit kann einen Mikroprozessor und beispielsweise eine Eingabeeinheit umfassen, über welche insbesondere die maximale Fehlerlänge, die gerade noch zuläs­sige Fehlerlänge, die zu erwartende Hilfsfadenlänge und/oder der maximale Querschnittswert eingebbar sind. Die jeweilige Verzögerung des Trennvorgangs erfolgt zweckmäßigerweise un­ter Berücksichtigung der Hilfsfadenlänge und der Spulge­schwindigkeit.

    [0022] Die Erfindung wird im folgenden anhand eines Ausführungsbei­spiels unter Bezugnahme auf die Zeichnung naher erläutert; in dieser zeigt:

    Fig. 1 ein Blockschaltbild eines einer Spulstelle einer Spulmaschine zugeordneten Garnreini­gers,

    Fig. 2 ein Diagramm zur Darstellung der Abhängig­keit des Zeitpunkts des Trennvorgangs von der Garnfehlerlänge, wobei die erfaßte Dick­stelle einem durch den Spinnvorgang beding­ten Garnfehler entspricht, und

    Fig. 3 ein Diagramm zur Darstellung der Abhängig­keit des Zeitpunkts des Trennvorgangs von der Garnfehlerlänge, wobei die erfaßte Dick­stelle einem durch einen Ansetzvorgang mit­tels eines Hilfsfadens bedingten Garnfehler entspricht.



    [0023] Fig. 1 zeigt eine Spulstelle 12 einer Spulmaschine, bei der Garn 26 von einer Spule 24 abgezogen und auf eine Spule 28, welche im vorliegenden Ausführungsbeispiel eine Kreuzspule ist, aufgespult wird.

    [0024] Der Spulstelle 12 ist ein Garnreiniger 10 zugeordnet, wel­cher zum Erfassen und Beseitigen von Garnfehlern insbesonde­re vorgebbarer Dicke und Länge dient und einen Meßfühler 14 zur laufenden Überwachung des Garnquerschnitts bzw. -durch­messers aufweist.

    [0025] Der Meßfühler 14, bei dem es sich beispielsweise um einen ka­pazitiven Fühler handeln kann, liefert eine Meßspannung UM, die mittels eines Verstärkers 30 verstärkt und einer elektro­nischen Steuereinheit 18 des Garnreinigers 10 zugeführt wird.

    [0026] Die elektronische Steuereinheit 18 dient zur Auswertung der vom Meßfühler 14 gelieferten Meßspannungen UM sowie zur An­steuerung einer Garntrennvorrichtung 16 und einer Spulstel­len-Ansetzeinrichtung 34. Diese Spulstellen-Ansetzeinrich­tung 34 kann beispielsweise eine Absaugdüse zur Aufnahme des beispielsweise nach einem Garntrennvorgang auf die Spule 28 aufgewickelten Garnendes sowie Mittel zur Entfernung eines jeweiligen Garnfehlers und zum erneuten Verbinden des vom Garnfehler befreiten Garnendes mit dem anderen Garnende bei­spielsweise mittels eines Spleiß- oder Knotvorgangs umfas­sen.

    [0027] An die elektronische Steuereinheit 18 des Garnreinigers 10 ist ferner eine Eingabeeinheit 32 angeschlossen, über die beispielsweise die jeweiligen Grenzwerte von für die Garnrei­nigung maßgeblichen Qualitätsmerkmalen, wie beispielsweise Dicke und Länge, eingebbar sind.

    [0028] Die Funktionsweise des in Fig. 1 gezeigten Garnreinigers 10 wird im folgenden anhand der Diagramme gemäß den Fig. 2 und 3 beschrieben:

    [0029] Abschnitt A des in Fig. 2 gezeigten Diagramms gibt die Längen LF und L′F zweier vom Garnreiniger 10 erfaßter Garn­fehler 20 bzw. 20′ im Garn 26 (vgl. auch Fig. 1) an.

    [0030] Im Abschnitt B dieses Diagramms ist der Verlauf der vom Meß­fühler 14 an die elektronische Steuereinheit 18 gelieferten Meßspannung UM für die beiden erfaßten Garnfehler 20 bzw. 20′ wiedergegeben. Es ergibt sich jeweils ein rechteckförmi­ger Spannungsverlauf, wobei die Anstiegsflanke jeweils zu dem Zeitpunkt auftritt, zu dem die Dickstelle bzw. der Garn­fehler 20, 20′ in den Meßfühler 14 (vgl. Fig. 1) einläuft. Die abfallende Flanke des jeweiligen rechteckförmigen Meß­spannungssignals UM tritt jeweils dann auf, wenn vom Meßfüh­ler 14 das Ende des betreffenden Garnfehlers 20 bzw. 20′ erfaßt wird.

    [0031] Im Abschnitt C des in Fig. 2 gezeigten Diagramms ist der als Spannungsimpuls auftretende, von der elektronischen Steuer­einheit 18 an die Garntrennvorrichtung 16 gelieferte Trennbe­fehl TB bzw. TB′ über der Zeit t dargestellt.

    [0032] Bei den in Fig. 2 gezeigten Dickstellen handelt es sich um Garnfehler 20, 20′, wie sie beim normalen Spinnvorgang auf­treten. Derartige Garnfehler sind im allgemeinen relativ kurz und liegen selten oberhalb einem Wert von beispielswei­se etwa 80 mm. Beide in Fig. 2 dargestellten Garnfehler 20, 20′ weisen eine Länge unterhalb einem derartigen maximalen Längenwert Lmax auf. Andererseits besitzen diese beiden Garn­fehler 20 (als durchgezogene Linie dargestellt) und 20′ (ge­strichelt dargestellt) jeweils eine solche Länge LF bzw. L′F, welche oberhalb einem gerade noch zulässigen Längenwert Lz liegen. Beide Dickstellen 20, 20′ werden demnach als Garn­ fehler behandelt, während Dickstellen mit einer Länge gerin­ger als der gerade noch zulässige Längenwert Lz nicht mehr als Garnfehler behandelt werden.

    [0033] In Fig. 3 ist ein Fig. 2 vergleichbares Diagramm gezeigt, wobei jedoch die dort dargestellten Garnfehler 22 bzw. 22′ jeweils eine solche Länge aufweisen, die größer als der maxi­male Längenwert Lmax ist. Entsprechend tritt die abfallende Flanke der jeweiligen vom Meßfühler 14 (vgl. Fig. 1) gelie­ferten rechteckförmigen Meßspannung UM zeitlich nach der gerade noch zulässigen Zeitdauer Tz und der maximalen Zeit­dauer Tmax auf, die bei angenommen konstanter Garnabzugs­geschwindigkeit dem gerade noch zulässigen Längenwert Lz bzw. dem maximalen Längenwert Lmax entsprechen.

    [0034] Bei den deutlich größere Längen, z.B. 100 mm bis 300 mm, auf­weisenden Dickstellen 22, 22′ gemäß Fig. 3 handelt es sich um Garnfehler, welche durch einen in der Spinnmaschine er­folgten Ansetzvorgang mittels eines Hilfsfadens bedingt sind.

    [0035] Bei einem derartigen nach einem jeweiligen Fadenbruch in der Spinnmaschine erfolgenden Ansetzen mittels eines Hilfsfadens wird beispielsweise zunächst das eine Ende des Hilfsfadens ohne dessen Befestigung am abgebrochenen Garnende um den Spinnkops gewickelt und anschließend das andere Hilfsfadenen­de derart an das beispielsweise von einem Lieferwalzenpaar gelieferte zu spinnende Material angesetzt, das die Fasern des zu spinnenden Materials in dieses andere Hilfsfadenende eingebunden werden. Nachdem das Aufwickeln des einen Hilfsfa­denendes gemäß einem genau gesteuerten Ablauf erfolgt, ist die zum Ansetzen verfügbare Restfadenlänge bei jedem Faden­bruchbeheben gleich. Kleine Längendifferenzen ergeben sich beispielsweise bei einer Ringspinnmaschine lediglich durch die Lage der Ringbank im Bereich der Kopsspitze während des Anwickelns und durch den Zeitpunkt des Ansetzens des Hilfsfa­dens an den Faserstrom. Damit ist gewährleistet, daß die Län­ge des Ansetzers, welcher beispielsweise einen doppelten Fa­denguerschnitt aufweist, ebenfalls eine bekannte Länge be­sitzt. Diese Ansetzerlänge kann beispielsweise 100 bis 300 mm betragen. Demgegenüber weist der verwendete Hilfsfaden beispielsweise eine Länge von etwa 1,6 m auf.

    [0036] Jeder an der Spinnmaschine mittels eines Hilfsfadens behobe­ne Fadenbruch verbleibt als Fadenunterbruch auf dem Spinn­kops, d.h. beim vorliegenden Ausführungsbeispiel auf der ab­zuwickelnden Spule 24. Bei jedem während des Umspulens an der Spulstelle 12 auftretenden Fadenunterbruch muß demnach zwangsläufig ein Spleiß- oder Knotvorgang erfolgen.

    [0037] Der Garnreiniger 10 bzw. dessen elektronische Steuereinheit 18 ist nun derart ausgelegt, daß bei jeweils durch eine Dick­stelle gebildeten Garnfehlern 20, 20′, 22, 22′ anhand deren Länge LF, L′F zwischen durch den normalen Spinnvorgang be­dingten kürzeren Garnfehlern 20, 20′ und durch einen Ansetz­vorgang mittels eines Hilfsfadens bedingten längeren Garnfeh­lern 22, 22′ unterschieden wird.

    [0038] Wie anhand von Fig. 2 gezeigt ist, wird ein durch einen nor­malen Spinnvorgang bedingter kürzerer Garnfehler 20, 20′ da­durch erkannt, daß die Länge einer betreffenden Dickstelle mit einem Querschnitt oberhalb einem vorgebbaren Grenzwert, z.B. + 60%, zwischen dem vorgebbaren gerade noch zulässigen Längenwert Lz und dem ebenfalls vorgebbaren maximalen Längen­wert Lmax liegt. Für die vom Meßfühler 14 (vgl. Fig. 1) ge­lieferte Meßspannung UM bedeutet dies, daß die abfallende Flanke, welche beim Erfassen des Fehlerendes auftritt, zwi­schen der gerade noch zulässigen Zeit Tz und der maximalen Zeit Tmax liegt. Für beide in Fig. 2 dargestellte Garnfehler 20, 20′ sind diese Voraussetzungen erfüllt.

    [0039] Bei diesen als durch den normalen Spinnvorgang bedingte Garn­fehler 20, 20′ erfaßten Dickstellen wird das Garn nach der Fehlererfassung im wesentlichen ohne zeitliche Verzögerung durchtrennt. Kurz nach Auftreten der jeweiligen abfallenden Flanke der Meßspannung UM bzw. dem Auftreten des Endes des Garnfehlers 20 bzw. 20′ gibt demnach die elektronische Steu­ereinheit 18 (vgl. Fig. 1) einen Trennbefehl TB bzw. TB′ an die Garntrennvorrichtung 16 (vgl. Fig. 1) ab, worauf diese das Garn hinter der betreffenden Dickstelle durchtrennt.

    [0040] Demgegenüber werden auftretende Dickstellen als durch ein An­setzen mittels eines Hilfsfadens bedingte Garnfehler 22, 22′ (vgl. Fig. 3) erkannt, wenn die Länge dieser Dickstellen größer oder gleich dem maximalen Längenwert Lmax ist. Bezüg­lich der vom Meßfühler 14 gelieferten Meßspannung UM bedeu­tet dies, daß deren mit dem Ende des Garnfehlers 22, 22′ zu­sammenfallende abfallende Flanke nach dem Zeitpunkt Tmax auf­treten muß. Bei den in Fig. 3 dargestellten Dickstellen bzw. Garnfehlern 22, 22′ sind diese Voraussetzungen erfüllt.

    [0041] Anders als bei den durch einen normalen Spinnvorgang beding­ten Garnfehlern (vgl. Fig. 2) wird die Abgabe der Trennbefeh­le TB, TB′ an die Garntrennvorrichtung 16 bei diesen jeweils durch ein Ansetzen mittels eines Hilfsfadens bedingten Garn­fehlern 22, 22′ (Fig. 3) zeitlich verzögert. Die Verzögerung dieser Trennbefehle TB bzw. TB′ erfolgt derart, daß eine Trennung des Hilfsfadens unterbleibt. Dies bedeutet, daß die Trennbefehle TB, TB′ erst nach dem Auftreten des ansetzerbe­dingten Fadenunterbruchs in der Spulstelle 12 erzeugt werden. Ein solcher Fadenunterbruch wird jeweils zum Zeit­punkt TH erfaßt, der mit dem Zeitpunkt zusammenfällt, zu dem das freie Ende des die Länge LH aufweisenden Hilfsfadens vom Meßfühler 14 bzw. einem gesonderten Fadenwächter (nicht ge­zeigt) erfaßt wird.

    [0042] Die Trennbefehle TB, TB′ können unabhängig von der jeweili­gen Länge der als ansetzerbedingte Garnfehler 22, 22′ erkann­ten Dickstellen jeweils in Abhängigkeit vom Auftreten des ge­nannten Fadenunterbruchs bzw. nach dem Zeitpunkt TH ausge­löst werden. sicherheitshalber wird jedoch nach Ablauf einer bestimmten Zeitspanne ein Schnitt unabhängig davon durchge­führt, ob ein Fadenunterbruch auftritt oder nicht.

    [0043] Obwohl die in Fig. 3 gezeigten Garnfehler 22, 22′ (durch eine durchgezogene bzw. eine gestrichelte Linie dargestellt) unterschiedliche Längen LF, L′F besitzen, treten die beiden Trennbefehle TB bzw. TB′ zum gleichen Zeitpunkt nach dem er­faßten Fadenunterbruch auf. Maßgeblich ist allein, daß eine Trennung des Hilfsfadens unterbleibt. Im vorliegenden Fall erfolgt der veranlaßte Schnitt infolge des Fadenunterbruchs jeweils ins Leere. Dadurch ist sichergestellt, daß auch solche Fehler, die zwar Längen zwischen Lmax und LH aufwei­sen, jedoch nicht durch einen Ansetzvorgang bedingt sind, zu­verlässig beseitigt werden. Grundsätzlich ist jedoch auch denkbar, daß bei Garnfehlern entsprechender Länge der jewei­lige Trennbefehl unterdrückt wird, sofern die Wahrscheinlichkeit, daß stets hilfsfadenbedingte Unterbrüche auftreten, genügend groß ist.

    [0044] Während gemäß Fig. 2 die Trennbefehle TB, TB′ bei jeweils als spinnprozeßbedingte Garnfehler 20, 20′ erkannten Dick­stellen unterschiedlicher Länge LF, L′F zu unterschiedlichen Zeiten erzeugt werden, ist grundsätzlich auch denkbar, in diesem Falle die Trennbefehle jeweils zum gleichen Zeitpunkt auszulösen, z.B. im Bereich des Zeitpunktes Tmax, zu dem be­reits festgestellt ist, ob ein durch den normalen Spinnpro­zeß bedingter Garnfehler vorliegt oder nicht.

    [0045] Das Freilegen des auf der Spule 28 (vgl. Fig. 1) aufgewickel­ten Garnendes kann im normalen, bisher üblichen Zyklus erfol­gen. Hierbei wird jedoch durch eine entsprechende Ansteue­rung der Spulstellen-Ansetzvorrichtung 34 durch die elektro­nische Steuereinheit 18 die Länge des von der Spule 28 mit­tels der Konenfadensaugdüse jeweils abgesaugten Garnstücks in Abhängigkeit von der festgestellten Fehlerart bestimmt. Die Abzugslänge wird bei Vorliegen eines durch einen Ansetz­vorgang bedingten Garnfehlers zumindest gleich der Länge LH (vgl. Fig. 3) des Hilfsfadens gewählt. Bei Vorliegen eines durch den normalen Spinnvorgang bedingten kürzeren Garnfeh­lers wird die Spulstellen-Ansetzeinrichtung 34 bzw. die Kon­enfadensaugdüse durch die elektronische Steuereinheit 18 dazu veranlaßt, ein entsprechend kürzeres Garnstück von der Spule 28 abzusaugen.

    [0046] Die gewünschten Werte Lz bzw. Tz und Lmax bzw. Tmax können ebenso wie ein maximal zulässiger Querschnittswert, ab dem Drehstellen jeweils als Garnfehler behandelt werden, über die mit der elektronischen Steuereinheit 18 verbundene Einga­beeinheit 32 eingegeben werden.


    Ansprüche

    1. Verfahren zur Reinigung von Garnfehlern an einer Spul­stelle, bei dem der Garnguerschnitt bzw. -durchmesser während des Spulvorgangs laufend abgetastet, zur Beseiti­gung von Garnfehlern vorgebbarer Dicke und Länge das Garn nach Erfassen eines betreffenden Garnfehlers durch­trennt und das auf die Spule aufgewickelte Garnende von der Spule abgenommen und nach Entfernung des Garnfehlers insbesondere durch einen Spleiß- oder Knotvorgang wieder mit dem anderen Garnende verbunden wird,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß bei jeweils durch eine Dickstelle gebildeten Garnfeh­lern anhand deren Länge zwischen durch den Spinnvorgang bedingten kürzeren und durch einen Ansetzvorgang mittels eines Hilfsfadens bedingten längeren Garnfehlern unter­schieden wird und daß bei einem jeweiligen durch einen Ansetzvorgang bedingten Garnfehler der Trennvorgang nach Erfassen dieses längeren Garnfehlers zeitlich zumindest derart verzögert wird, daß eine Trennung des Hilfsfadens unterbleibt.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Abzugslänge des nach dem Auslösen des Trennvor­gangs bzw. nach Auftreten des durch den Ansetzvorgang be­dingten Fadenbruches wieder von der Spule abgewickelten Garnstücks zur Entfernung des Garnfehlers in Abhängig­keit von der festgestellten Fehlerart bestimmt wird, wobei diese Abzugslänge nach Erfassen eines durch einen Ansetzvorgang bedingten Garnfehlers zumindest gleich der Länge des Hilfsfadens ist.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß infolge eines Garnfehlers mit einer für einen Ansetz­vorgang typischen Länge in jedem Fall ein verzögerter Trennvorgang durchgeführt wird, und zwar unabhängig da­von, ob ein insbesondere durch den Hilfsfaden bedingter Fadenunterbruch auftritt oder nicht.
     
    4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß der Trennvorgang unmittelbar nach Erfassen des durch den Ansetzvorgang mittels eines Hilfsfadens bedingten Fa­denunterbruches ausgelöst wird.
     
    5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß ein durch den Spinnvorgang bedingter Garnfehler bei Vorliegen einer Fehlerlänge zwischen einem vorgebbaren gerade noch zulässigen Längenwert und einem vorgebbaren maximalen Längenwert und ein durch einen Ansetzvorgang bedingter Garnfehler bei Vorliegen einer Fehlerlänge größer oder gleich dem maximalen Längenwert erfaßt wird.
     
    6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß der maximale Längenwert größer als etwa 80 mm und vorzugsweise größer als etwa 100 mm ist und insbesondere zwischen etwa 100 und etwa 300 mm liegt.
     
    7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das Garn nach Erfassen eines durch den Spinnvorgang bedingten Garnfehlers zumindest im wesentlichen ohne Ver­zögerung durchtrennt wird.
     
    8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß eine jeweilige Dickstelle des Garns jeweils nur nach Überschreiten eines vorgebbaren maximalen Querschnitts­werts als Garnfehler behandelt wird.
     
    9. Garnreiniger zum Erfassen und Beseitigen von Garnfehlern vorgebbarer Dicke und Länge, mit einem Meßfühler (14) zur laufenden Überwachung des Garnguerschnitts, einer Garntrennvorrichtung (16) und einer elektronischen Steu­ereinheit (18) zur Auswertung der vom Meßfühler (14) er­haltenen Signale sowie zur Ansteuerung der Garntrennvor­richtung (16), insbesondere zur Durchführung des Verfah­rens nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Garntrennvorrichtung (16) durch die elektroni­sche Steuereinheit (18) derart in Abhängigkeit von der jeweils erfaßten Länge der Garnfehler ansteuerbar ist, daß die Ansteuerung der Garntrennvorrichtung (16) bei durch den Spinnvorgang bedingten kürzeren Garnfehlern mit einer jeweiligen Fehlerlänge unterhalb einem vorgeb­baren maximalen Längenwert Lmax im wesentlichen ohne Ver­zögerung und bei durch einen Ansetzvorgang mittels eines Hilfsfadens bedingten längeren Garnfehlern (22) mit einer jeweiligen Fehlerlänge größer oder gleich dem vor­gebbaren maximalen Längenwert Lmax zumindest derart zeit­lich verzögert erfolgt, daß eine Trennung des Hilfsfa­dens unterbleibt.
     
    10. Garnreiniger nach Anspruch 9,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Abzugslänge des zur Entfernung des Garnfehlers wieder von der das Garn (26) aufnehmenden Spule (28) ab­zuwickelnden Garnstücks derart durch die elektronische Steuereinheit (18) bestimmbar ist, daß diese Abzugslänge bei einem durch einen Ansetzvorgang bedingten Garnfehler (22) zumindest gleich der Länge (LH) des Hilfsfadens ist.
     




    Zeichnung