[0001] Die Erfindung betrifft eine Rakelvorrichtung, deren in einem schwenkbaren Rakelhalter
befestigtes Rakelmesser an eine Farbe aufnehmende Walze, vorzugsweise an den Formzylinder
einer Tiefdruckmaschine, mit einstellbarem Winkel anstellbar ist.
[0002] Bei einer aus der DE-OS 19 41 595 bekannten Rakelvorrichtung dieser Art für eine
Tiefdruckmaschine ist der Rakelhalter an einem Rakelträger auf einem Kreisbogen schwenkbar,
dessen Mittelpunkt in der Schneide des Rakelmessers liegt, so daß bei einem Verschwenken
des Rakelhalters zwar der Anstellwinkel des Rakelmessers zu dem Formzylinder geändert
wird, aber die Berührungslinie des Rakelmessers mit dem Formzylinder unverändert beibehalten
wird.
[0003] Werden Farben unterschiedlicher Viskosität und mit unterschiedlichem Trocknungsverhalten
bearbeitet, ist nicht nur der Anstellwinkel der Rakel an dem Zylinder bzw. dem Formzylinder
wichtig, sondern insbesondere auch die Lage der Berührungslinie der Rakelmesserschneide
an dem Formzylinder, da durch diese die Trocknung der Farbe beeinflußt werden kann.
Während also die Lage der Berührungslinie der Rakel mit dem Formzylinder den Trocknungs
grad beeinflußt, hängt der Füllgrad der Näpfchen des Formzylinders mit Farbe von dem
Anstellwinkel des Rakelmessers ab. Um ein gutes Druckergebnis zu erzielen, muß daher
nicht nur der Anstellwinkel des Rakelmessers sondern auch die Lage der Angriffslinie
des Rakelmessers eingestellt werden, und zwar bereits beim Andrukken.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es daher, eine Rakelvorrichtung der eingangs angegebenen
Art zu schaffen, mit der sich der Anstellwinkel und die Angriffslinie des Rakelmessers
an der Walze und zusätzlich auch der Anstelldruck des Rakelmessers an die Walze zuverlässig
und schnell und insbesondere auch während des Druckbetriebes einstellen lassen.
[0005] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe bei einer Rakelvorrichtung der eingangs angegebenen
Art dadurch gelöst, daß der Rakelhalter in einem Rahmen schwenkbar gelagert ist, der
seinerseits schwenkbar an Tragstücken gelagert ist, die synchron linear verstellbar
im Gestell geführt sind, und daß der Rakelhalter und der Rahmen mit Schwenkantrieben
und die Tragstücke mit Linearantrieben versehen sind, die von einer zentralen Steuereinrichtung
steuerbar sind. Bei der erfindungsgemäßen Rakelvorrichtung kann der Rakelhalter parallel
zu sich selbst linear verfahren werden und zusätzlich Schwenkbewegungen um zwei parallele
und im Abstand voneinander angeordnete Schwenkachsen ausführen, so daß das Rakelmesser
unter beliebig wählbaren Winkeln und in einem vorgegebenen Umfangsbereich der Walze
in unterschiedlichen Lagen an diese angestellt werden kann. Zusätzlich läßt sich auch
der Andruck des Rakelmessers steuern.
[0006] Die erfindungsgemäße Rakelvorrichtung gestattet es somit, insbesondere auch während
des Druckbetriebes den Füllgrad der Näpfchen des Formzylinders und die Antrocknungszeit
der Farbe zu verändern. Damit ist es möglich, unabhängig von dem Trocknungsverhalten
der jeweils verarbeiteten Farbe ein optimales Druckergebnis zu erzielen.
[0007] Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Rakelvorrichtung besteht darin, daß sich
diese automatisch auch auf unterschiedliche Durchmesser der Walzen und Formzylinder
einstellen läßt.
[0008] Bei der zentralen Steuereinrichtung handelt es sich zweckmäßigerweise um einen zentralen
Rechner, der entsprechend dem jeweiligen Programm die Schwenk- und Linearantriebe
steuert.
[0009] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche 2 bis
4.
[0010] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachstehend anhand der Zeichnung näher
erläutert. In dieser zeigt
Fig.1 eine Vorderansicht der Rakelvorrichtung, teilweise im Schnitt,
Fig.2 einen Schnitt durch die Rakelvorrichtung längs der Linie 11-11 in Fig.1
Fig.3 eine Draufsicht auf die Rakelvorrichtung in Richtung der Pfeile 111 in Fig.1
und
Fig.4 ein Blockschaltbild der Steuereinrichtung der Rakelvorrichtung.
[0011] Zwei Seitenwände des Gestells sind mittels einer Quertraverse 2 miteinander verbunden.
Mit den Innenseiten einer jeden Seitenwand 1 sind Getriebe 3 und 4 verschraubt, wobei
dem Getriebe 4 ein Motor 5 zugeordnet ist. Über eine Welle 6 sind die Getriebe 3 und
4 miteinander verbunden. Die vom Motor 5 über die Getriebe 3 und 4 antreibbaren Gewindespindeln
7 und 8 sind im Bereich ihrer von den Getrieben 3 und 4 entfernt liegenden Enden über
mit den Seitenwänden 1 verbundenen Konsolen 9 und 10 gehalten. Auf die Gewindespindeln
7 und 8 sind mit nicht dargestellten Gewindemuttern ausgestattete Lager 11 und 12
aufgesetzt. In dem auf der linken Seite der Figur 1 dargestellten Lager 11 ist ein
Lagerzapfen 13 drehbar gehalten, der mit einer Seite eines Gußrahmens 14 fest verbunden
ist. Ebenso wie in dem Lager 11 ist auch in dem auf der rechten Seite der Figur 1
dargestellten Lager ein Lagerzapfen 15 drehbar gelagert, der an seinem dem Lager 12
abgewandten Ende mit der rechten Seite des Gußrahmens 14 fest verbunden ist. Auf den
in der Figur 1 rechts dargestellten Lagerzapfen 15 ist ein Klemmhebel 16 aufgesetzt,
der an seiner in Figur 3 dem Betrachter zugewandten Seite gabelförmig ausgebildet
ist. In den beiden Gabelarmen 17 und 18 ist ein Bolzen 19 drehbar gelagert, der eine
mittige Gewindebohrung aufweist. In diese Gewindebohrung ist eine Gewindespindel 21
eingeschraubt, die an ihrem unteren Ende (Figur 1) ein Gelenk 22 aufweist. Über dieses
Gelenk 22 ist die Gewindespindel 21 mit einem Wellenstummel 23 verbunden, der in einem
Tragprofil 24 axial fest aber drehbar gelagert ist. Auf das dem Gelenk 22 entfernt
liegenden Ende des Wellenstummels 23 ist eine Riemenscheibe 25 aufgesetzt, die über
einen Keilriemen 26 mit einer weiteren Riemenscheibe 27 verbunden ist. Letztere, nämlich
die Riemenscheibe 27, ist über einen Motor 28 antreibbar, der mit dem Tragprofil 24
fest verbunden ist. Das Tragprofil 24 selbst ist an dem Lager 12 befestigt.
[0012] Durch Einschalten des Motors 5 können demzufolge die beiden Lager 11 und 12 hoch-
und heruntergefahren werden, wodurch über die Lagerzapfen 13 und 15 auch der Gußrahmen
14 angehoben bzw. abgesenkt werden kann. Durch zusätzliches Einschalten des Motors
28 (Figur 3) kann der Gußrahmen 14 zusätzlich noch über die Gewindespindel 21, den
Bolzen 19 und den Klemmhebel 16 verschwenkt werden.
[0013] Der Gußrahmen 14 weist mehrere mit Abstand voneinander angeordnete Stützen 29 auf,
wobei jeweils zwei Stützen 29 eine Achse 30 tragen. Auf den drei Achsen 30 lagern
Arme 31, die mit dem eigentlichen Rakelhalter 32 fest verbunden sind. Wie die Figur
1 erkennen läßt, ist and den Gußrahmen 14 ein weiterer Motor 33 angeflanscht, über
den der Rakelhalter 32 gegenüber dem Grundrahmen 14 verschwenkt werden kann. Diese
Verschwenkung geschieht in analoger Weise zu der Verschwenkung des Gußrahmens 14 über
den Motor 28, so daß sich eine weitere Erläuterung erübrigt.
[0014] In der Figur 2 sind ein Formzylinder 34 und ein Presseur 35 jeweils mit vollen Linien
dargestellt. An den Formzylinder 34 ist das Rakelmesser 36 angestellt, welches über
Klemmstücke 37 und einer Spannpratze 38 mit dem Rakelhalter 32 verbunden ist. Durch
entsprechendes Anfahren der Motore 5,28 und 33 kann zum einen das Rakelmesser den
Winkel B durchfahren, der Einfluß auf den Trocknungsgrad der Farbe hat. (Je weiter
das Rakelmesser vom Presseur entfernt ist, desto weiter ist der Weg, den die abgerakelten
Näpfchen des Formzylinders zum Presseur zurücklegen müssen, wodurch ein hoher Trocknungsgrad
erzielt wird). Weiterhin kann durch entsprechendes Verfahren der genannten drei Motore
das Rakelmesser innerhalb des Winkels A eingestellt werden, durch den der Näpfchenfüllgrad
definiert wird. (Je kleiner der Winkel A ist, desto größer ist der Füllgrad der Näpfchen).
[0015] In Fig. 4 ist ein Blockschaltbild der NC-Steuerung der Rakelvorrichtung dargestellt.
Kern der Steuereinrichtung ist ein Rechner, der die Stellmotore 5,28,33 steuert. Durch
spezielle Programme läßt sich der Anstellwinkel und die Anstellinie sowie der Anstelldruck
des Rakelmessers zum Formzylinder steuern. Weiterhin sind spezielle Programme vorhanden,
die das Rakelmesser bei einem Wechsel des Formzylinders automatisch auf einen geänderten
Formzylinderdurchmesser einstellen.
[0016] Die Programme enthalten zusätzlich Programmteile für vorbestimmte Druckaufträge,
so daß diese in einfacher Weise abgerufen werden können.
1. Rakelvorrichtung, deren in einem schwenkbaren Rakelhalter befestigtes Rakelmesser
an eine Farbe aufnehmende Walze, vorzugsweise an den Formzylinder einer Tiefdruckmaschine,
mit einstellbarem Winkel anstellbar ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Rakelhalter (32) in einem Rahmen (14) schwenkbar gelagert ist, der seinerseits
schwenkbar an Tragstücken (11,12) gelagert ist, die synchron linear verstellbar im
Gestell (1) geführt sind, und daß der Rakelhalter (32) und der Rahmen (14) mit Schwenkantrieben
und die Tragstücke (11,12) mit Linearantrieben versehen sind, die von einer zentralen
Steuereinrichtung steuerbar sind.
2. Rakelvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die zueinander und
zu der Walze (34) parallelen Schwenkwellen (30,13,15) des Rakelhalters (32) und des
Rahmens (14) Hebel (16) tragen, an deren Enden um zu den Schwenk wellen parallele
Achsen Spindelmuttern (19) schwenkbar gelagert sind, daß in die Spindelmuttern (19)
Spindeln (21) eingeschraubt sind, die durch Kreuzgelenke (22) mit Antriebswellen (23)
verbunden sind, die unmittelbar oder über Getriebe von Elektromotoren (28,33) antreibbar
sind.
3. Rakelvorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Antriebswellen
(23) an dem Rahmen (14) bzw. in dem Tragstück (12) gelagert sind.
4. Rakelvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
die Tragstücke (11,12) mit Spindelmuttern versehen sind, in die an ihren Enden im
Gestell (1) gelagerte Spindeln (7,8) eingeschraubt sind, daß die Spindeln (7,8) durch
mit einer Welle (6) verbundene Kegelräder synchron antreibbar sind und daß die Welle
(6) durch einen Getriebemotor (5) antreibbar ist.