(19)
(11) EP 0 420 802 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
03.04.1991  Patentblatt  1991/14

(21) Anmeldenummer: 90810704.8

(22) Anmeldetag:  17.09.1990
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5D06L 1/14, D06L 3/02, D06P 1/613, D06M 11/38
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE DK ES FR GB IT LI NL

(30) Priorität: 26.09.1989 CH 3478/89

(71) Anmelder: CIBA-GEIGY AG
CH-4002 Basel (CH)

(72) Erfinder:
  • Guth, Christian
    CH-4127 Birsfelden (CH)
  • Stehlin, Albert
    F-68300 Rosenau (FR)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
     
    Bemerkungen:
    Die Bezeichnung der Erfindung wurde geändert (Richtlinien für die Prüfung im EPA, A-III, 7.3).
     


    (54) Wässriges, lagerstabiles, gering schäumendes Netzmittel


    (57) Es wird ein wässriges, lagerstabiles, in der Anwendung gering schäumendes Netzmittel, enthaltend ein nichtionogenes Tensid aus der Gruppe der teilweise endgruppenver­schlossenen alkoxylierten Fettalkohole beschrieben, das dadurch gekennzeichnet ist, dass es

    (a) 10 bis 80 Gew.% eines nichtionogenen Tensids der allgemeinen Formel
    (1)      R-O(̵Alkylen-O)̵R₁
    worin
    R einen aliphatischen Rest mit mindestens 8 Kohlenstoffatomen,
    R₁ Wasserstoff, C₁ bis C₈-Alkyl, einen cycloaliphatischen Rest mit mindestens 5 C-Atomen, Phenylniederalkyl oder Styryl,
    "Alkylen" einen Alkylenrest von 2 bis 4 Kohlenstoffatomen und
    p eine Zahl von 2 bis 24 bedeutet und

    (b) 1 bis 10 Gew.% eines Hydrotropiermittels

    enthält.
    Das neue Netzmittel findet Verwendung in der Textilbehandlung, insbesondere in der Vorbehandlung.


    Beschreibung


    [0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein neues wässriges, lagerstabiles, in der Anwendung gering schäumendes Netzmittel sowie seine Herstellung und Verwendung in der Textil­behandlung.

    [0002] Es ist z.B. aus den DE-A 33 15 961 und 3625078 bekannt, bei der Behandlung von Textilien schaumarme Netzmittel einzusetzen, um die Behandlung in alkalischen Flotten zu verbessern. Die dabei vorgeschlagenen Netzmittel weisen allerdings einen niedrigen Trübungspunkt auf, der sich ungünstig auf deren Lagerstabilität auswirkt. Bei Tempe­raturen oberhalb des Trübungspunktes kommt es zur Phasentrennung, wodurch die Ver­wendung dieser Netzmittel nicht mehr möglich ist.

    [0003] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein Netzmittel bereitzustellen, dessen Trübungspunkt eine Lagerstabilität bis 40°C ermöglicht und gleichzeitig ein schaumarmes Verhalten in der Anwendung zeigt.

    [0004] Das erfindungsgemässe wässrige, lagerstabile, in der Anwendung gering schäumende Netzmittel, enthaltend ein nichtionogenes Tensid aus der Gruppe der teilweise end­gruppenverschlossenen alkoxylierten Fettalkohole ist dadurch gekennzeichnet, dass es

    (a) 10 bis 80 Gew.% eines nichtionogenen Tensids der allgemeinen Formel
    (1) R-O(̵Alkylen-)̵

    R₁
    worin
    R einen aliphatischen Rest mit mindestens 8 Kohlenstoffatomen,
    R₁ Wasserstoff, C₁ bis C₈-Alkyl, einen cycloaliphatischen Rest mit mindestens 5 C-Atomen, Phenylniederalkyl oder Styryl,
    "Alkylen" einen Alkylenrest von 2 bis 4 Kohlenstoffatomen und
    p eine Zahl von 2 bis 24 bedeuten und

    (b) 1 bis 10 Gew.% eines Hydrotropiermittels

    enthält.

    [0005] Der Substituent R in Formel (1) stellt vorteilhafterweise den Kohlenwasserstoffrest eines ungesättigten oder gesättigten aliphatischen Monoalkohols mit 8 bis 22 Kohlenstoff­atomen dar. Der Kohlenwasserstoffrest kann geradkettig oder verzweigt sein. Vorzugs­weise bedeutet R einen Alkyl- oder Alkenylrest mit 9 bis 14 C-Atomen.

    [0006] Als aliphatische gesättigte Monoälkohole können natürliche Alkohole, wie z.B. Lauryl­alkohol, Myristylalkohol, Cetylalkohol oder Stearylalkohol, sowie synthetische Alkohole, wie z.B. 2-Ethylhexanol, 1,1,3,3-Tetramethylbutanol, Octan-2-ol, Isononylalkohol, Tri­methylhexanol, Trimethylnonylalkohol, Decanol, C₉-C₁₁-Oxoalkohol, Tridecylalkohol, Isotridecanol oder lineare primäre Alkohole (Alfole) mit 8 bis 18 Kohlenstoffatomen in Betracht kommen. Einige Vertreter dieser Alfole sind Alfol (8-10), Alfol (9-11), Alfol (10-14), Alfol (12-13) oder Alfol (16-18). ("Alfol" ist ein eingetragenes Warenzeichen).

    [0007] Ungesättigte aliphatische Monoalkohole sind beispielsweise Dodecenylalkohol, Hexan­decenylalkohol oder Oleylalkohol.

    [0008] Die Alkoholreste können einzeln oder in Form von Gemischen aus zwei oder mehreren Komponenten vorhanden sein, wie z.B. Mischungen von Alkyl- und/oder Alkenylgruppen, die sich von Soja-Fettsäuren, Palmkernfettsäuren oder Talg-Oelen ableiten.

    [0009] (Alkylen-O)p-Ketten sind bevorzugt vom Ethylenglykol-, Ethylenpropylenglykol- oder Ethylenisopropylenglykol-Typus; p ist bevorzugt 4 bis 20.

    [0010] Als nichtionogene Tenside seien beispielsweise genannt:
    - Anlagerungsprodukte von vorzugsweise 4 bis 20 Mol Alkylenoxiden, insbesondere Ethylenoxid, wobei einzelne Ethylenoxideinheiten durch substituierte Epoxide, wie Iso­propylenoxid und/oder Propylenoxid, ersetzt sein können, an höhere ungesättigte oder ge­sättigte Fettalkohle mit 8 bis 22 Kohlenstoffatomen.

    [0011] Praktisch wichtige, nichtionogene Tenside entsprechen der Formel

    worin von Y₁ und Y₂ der eine Rest Methyl oder Ethyl und der andere Wasserstoff,
    n₁ eine ganze Zahl von 2 bis 24 und
    ml eine ganze Zahl von 0 bis 15 bedeutet,
    wobei die Summe von m₁ und n₁ maximal 24 ist und
    R und R₁ die in Formel (1) angegebene Bedeutung haben.

    [0012] Von ganz besonderem Interesse smd nichtionogene Tenside der Formel

    worin
    R₂ C₉ bis C₁₄-Alkyl,
    R₃ Wasserstoff, Butyl, einen cycloaliphatischen Rest mit mindestens 6 C-Atomen oder Benzyl,
    von Y₃ und Y₄ der eine Rest Wasserstoff oder Methyl und der andere Wasserstoff,
    m₂ eine ganze zahl von 4 bis 8 und
    n₂ eine ganze Zahl von 4 bis 8 bedeuten.

    [0013] Weitere wichtige nichtionogene Tenside entsprechen der Formel

    worin R₂ die in Formel (3) angegebene Bedeutung hat,
    R₄ Wasserstoff, C₁ bis C₄-Alkyl oder Phenylniederalkyl,
    von Y₅ und Y₆ der eine Rest Wasserstoff und der andere Ethyl,
    n₃ eine ganze Zahl von 4 bis 8 und
    m₃ eine ganze Zahl von 1 bis 3 bedeuten.

    [0014] Die Herstellung der nichtionogenen Tenside der Formeln (1) bis (4) geschieht in an sich bekannter Weise, so z.B. durch Umsetzung der entsprechenden Alkylenoxidanlagerungs­produkte mit Thionylchlorid und nachfolgender Umsetzung der entstandenen Chlorver­bindung mit einem kurzkettigen, cycloaliphatischen, Fett-, Phenylniederalkyl- oder Styryl­alkohol.

    [0015] Als Komponente (b) der erfindungsgemässen Zusammensetzung kommen folgende Verbindungen in Betracht:
    - Einwertige C₄ bis C₁₈-aliphatische und monocyclische Alkohole, wie C₂-C₁₈-Alkanole, C₂-C₁₈-Alkenole und Terpenalkohole, z.B. Ethanol, Propanol, Isopropanol, Hexanol, cis-3-Hexen-1-ol, trans-2-Hexen-1-ol, 1-Octen-3-ol, Heptanol, Octanol, trans-2-cis­6-Nonadien- 1-ol, Decanol, Linanol, Geraniol, Dihydroterpinol, Myrcenol, Nopol und Terpineol;
    - Aromatische Alkohole der Formel

    worin X -(CH₂)₁₋₆-, -CH=CH-CH₂- oder -O-(CH₂)₂₋₆- und
    R₅, R₆ und R₇, unabhängig voneinander, Wasserstoff, Hydroxy, Halogen oder
    C₁-C₆-Alkoxy bedeuten, wie z.B. Benzylalkohol, 2,4-Dichlorbenzylalkohol, Phenylethanol, Phenoxyethanol, 1-Phenoxy-2-propanol (Phenoxy-isopropanol) und Zimtalkohol;
    - Sulfonate von Terpenoiden oder ein- oder zweikernigen aromatischen Verbindungen, z.B. die Sulfonate des Camphers, Toluols, Xylols, Cumols und Naphthols;
    - Aliphatische gesättigte und ungesättigte C₁-C₁₁-Monocarbonsäuren, wie die Essig­säure, Propionsäure, Capronsäure, Undecylensäure;
    - Gesättigte oder ungesättigte C₃-C₁₂-Di- oder Polycarbonsäuren, z.B. die Malon-, Bernstein-, Glutar-, Adipin-, Pimelin-, Kork-, Azelain- und Sebacinsäure, die Undecan- und Dodecandicarbonsäure, die Fumar-, Malein-, Wein- und Apfelsäure sowie die Citronen- und Aconitsäure;
    Alle erwähnten organischen Säuren können auch in Form ihrer wasserlöslichen Salze, wie der Alkalimetall-, insbesondere Natrium- oder Kaliumsalze oder der Aminsalze vorliegen.

    [0016] Besonders bevorzugte erfindungsgemässe Hydrotropiermittel der Komponente (b) sind Alkylsulfate der Formel
    (5)      R₈O - SO₃X,
    worin
    R₈ einen aliphatischen gesättigten, verzweigten oder geradkettigen Rest mit 4 bis 24 Kohlenstoffatomen und
    X Wasserstoff, Alkalimetall oder Ammonium bedeutet.

    [0017] Liegt das Alkylsulfat als Salz vor, so kommen beispielsweise Natrium-, Kalium- oder Ammoniumsalze in Betracht. Das Natriumsalz ist bevorzugt.

    [0018] Ganz besonders bevorzugte Hydrotropiermittel der Komponente (b) sind Alkylsulfate, bei denen der Substituent R₈ in Formel (5) den Kohlenwasserstoffrest eines aliphatischen ge­sättigten Monoalkohols mit 4 bis 24 Kohlenstoffatome bedeutet. Der Kohlenwasserstoff­rest kann geradkettig oder verzweigt sein.

    [0019] Als aliphatische gesättigte Monoalkohole kommen dabei natürliche Alkohole in Betracht, wie z.B. Lauryl-, Myristyl-, Cetyl-, Stearyl-, Arachnidyl- oder Behenylalkohol. Bevorzugt sind Verbindungen, bei denen sich der Substituent R₈ von verzweigten aliphatischen synthetischen Alkoholen mit 4 bis 12, insbesondere 4 bis 8 Kohlenstoffatomen ableitet, z.B-. Isobutylalkohol, sek.Butanol, tert.Butanol, Isoamylalkohol, 2-Ethylbutanol, 2-Methylpentanol, 5-Methylheptan-3-ol, 2-Ethylhexanol, 1-1-3-3-Tetramethylbutanol, Octan-2-ol, Isononylalkohol, Trimethylhexanol, Trimethylnonylalkohol, Decanol oder C₉-C₁₁-Oxoalkohol. Die Alkylsulfate können dabei bereits in Form ihrer Salze vorliegen und allein oder als (technisches) Gemisch untereinander in dem erfindungsgemässen Netzmittel eingesetzt werden.

    [0020] Die Alkylsulfonate der Formel (8) sowie ihre Alkalimetall- oder Aminsalze können auch zusammen mit anderen Verbindungen als Hydrotropiermittel eingesezt werden, z.B. mit polymerisierter Acrylsäure, C₁ bis C₁₀ - Alkylphosphonsäure oder C₁ bis C₁₀ - Alkylphos­phonsäureestern.

    [0021] Die Herstellung dieser Alkylsulfate erfolgt nach an sich bekannter Weise durch Um­setzung der entsprechenden Alkohole mit z.B. Schwefelsäure, Oleum, Chlorsulfonsäure oder Schwefeltrioxid.

    [0022] Das erfindungsgemässe Netzmittel kann zusätzlich eine fakultative Komponente (c) enthalten.

    [0023] Es kommen dafür unpolare organische Lösungsmittel in Betracht, deren Flammpunkt oberhalb von 65°C liegt. Es können z.B. zyklische geradkettige oder insbesondere ver­zweigte Alkohole eingesetzt werden, wie z.B. Cyclohexanol, Methylcyclohexanol, Tetra­lin, n-Hexanol, 2-Ethylhexanol-1, Isooctylalkohol, Isononylalkohol und besonders Tri­methylhexanol-3,5,5. Ferner können als unpolare organische Lösungsmittel Ester einge­setzt werden, wie zum Beispiel Tributylcitrat oder Tributylphosphat.

    [0024] Die neuen Netzmittel können durch einfaches Verrühren der genannten Komponenten (a), (b) und gegebenenfalls (c) hergestellt werden.

    [0025] Die Herstellung erfolgt vorzugsweise dadurch, dass man die Komponenten (a), (b) und gegebenenfalls (c) unter Rühren mischt und deionisiertes Wasser hinzugibt, bis eine homogene Lösung vorliegt.

    [0026] Bevorzugte erfindungsgemässe Netzmittel enthalten insbesondere mit Vorteil, bezogen auf das gesamte Gemisch,
    15 bis 60 Gew.% der Komponente (a),
    2 bis 10 Gew.% der Komponente (b),
    0 bis 4 Gew.% der Komponente (c) und
    ad 100% Wasser.

    [0027] Die neuen Netzmittel stellen wässrige, in der Anwendung gering schäumende Formulier­ungen dar, die sich durch einen Trübungspunkt auszeichnen, der über 40°C liegt und die bis 40°C lagerstabil sind.

    [0028] Sie finden Verwendung als Netzmittel in der Textilbehandlung, insbesondere in der Vor­behandlung, wie beispielsweise in der Langflottenbleiche oder in der Chlor- und Peroxid-­Heissbleiche.

    [0029] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist demnach auch ein Verfahren zum Netzen von Fasermaterialien. Das Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, dass man diese Materialien in Gegenwart eines Netzmittels behandelt, das

    (a) 10 bis 80 Gew.% eines nichtionogenen Tensids der allgemeinen Formel
    (1)      R-O(̵Alkylen-O)̵

    R₁
    worin
    R einen aliphatischen Rest mit mindestens 8 Kohlenstoffatomen,
    R₁ Wasserstoff, C₁ bis C₈-Alkyl, einen cycloaliphatischen Rest mit mindestens 5 C-Atomen, Phenylniederalkyl oder Styryl,
    "Alkylen" einen Alkylenrest von 2 bis 4 Kohlenstoffatomen und p eine Zahl von 2 bis 24 bedeuten,

    (b) 1 bis 10 Gew. % eines Hydrotropiermittels

    (c) 0 bis 4 Gew.% eines unpolaren Lösungsmittels und ad 100 % Wasser

    enthält.

    [0030] Die Einsatzmengen, in denen das erfindungsgemässe Netzmittel den Behandlungsflotten zugesetzt wird, betragen zwischen 0,1 und 10, vorzugsweise 0,5 und 5 g pro Liter Behand­lungsflotte. Die Flotte kann noch weitere Zusätze enthalten, z.B. Entschlichtungsmittel, Farbstoffe, optische Aufheller, Kunstharze und Alkalien wie Natriumhydroxid.

    [0031] Als Fasermaterialien kommen in Betracht:
    Cellulose, insbesondere unvorbehandelte natürliche Cellulose wie z.B. Hanf, Leinen, Jute, Zellwolle, Viskose, Azetatreyon, native Cellulosefaser und besonders Rohbaumwolle, Wolle, Polyamid-, Polyacrylnitril- oder Polyesterfasermaterialien sowie Fasermischungen, z.B. solche aus Polyacrylnitril/Baumwolle oder Polyester/Baumwolle.

    [0032] Das zu behandelnde Fasermaterial kann in den verschiedensten Verarbeitungsstufen vor­liegen, so z.B. das cellulosehaltige Material als loses Material, Garn, Gewebe oder Ge­wirke. Hierbei handelt es sich also in der Regel stets um textile Fasermaterialien, die aus reinen textilen Cellulosefasern oder aus Gemischen aus textilen Cellulosefasern mit tex­tilen Synthesefasern hergestellt werden. Das Fasermaterial kann kontinuierlich oder dis­kontinuierlich in wässeriger Flotte behandelt werden.

    [0033] Die wässerigen Behandlungsflotten können in bekannter Weise auf die Fasermaterialien aufgebracht werden, vorteilhaft durch Imprägnieren am Foulard, wobei die Flottenauf­nahme etwa 50 bis 120 Gew.% beträgt. Das Foulardierverfahren kommt insbesondere beim Pad-Steam-Verfahren, dem Pad-Thermofixverfahren sowie Pad-Batch-Verfahren zur Anwendung.

    [0034] Die Imprägnierung kann bei 10 bis 60°C, vorzugsweise jedoch bei Raumtemperatur, vor­genommen werden. Nach der Imprägnierung und Abquetschung wird das Cellulose­material gegebenenfalls nach einer Zwischentrocknung, einer Hitzebehandlung, z.B. bei Temperaturen von 95 bis 210°C unterworfen. Beispielsweise kann die Hitzebehandlung nach einer Zwischentrocknung der Ware bei 80 bis 120°C, durch Thermofixieren bei einer Temperatur von 120 bis 210°C, vorzugsweise 140 bis 180°C, durchgeführt werden. Vor­zugsweise erfolgt die Hitzebehandlung direkt, d.h. ohne Zwischentrocknung, durch Dämpfen bei 95 bis 120°C, vorzugsweise 100 bis 106°C. Je nach Art der Hitzeentwick­lung und des Temperaturbereiches kann die Hitzebehandlung 30 Sekunden bis 30 Minuten dauern. Bei dem Pad-Batch-Verfahren wird die imprägnierte Ware ohne Trocknung aufgerollt und anschliessend gegebenenfalls mit eine Plastikfolie verpackt, und bei Raum­temperatur 1 bis 24 Stunden gelagert.

    [0035] Die Behandlung der Fasermaterialien kann aber auch in sogenannten langen Flotten bei einem Flottenverhältnis von z.B. 1:3 bis 1:100, vorzugsweise 1:8 bis 1:25 und bei 10 bis 100, vorzugsweise 80 bis 98°C während etwa 1/4 bis 3 Stunden unter Normalbedin­gungen, d.h. unter atmosphärischem Druck in üblichen Apparaturen, z.B. einem Jigger, Jet oder einer Haspelkufe erfolgen. Gegebenenfalls kann aber auch die Behandlung bis 150°C, vorzugsweise 105 bis 140°C unter Druck in sogenannten Hochtemperatur-Appara­turen (HT-Apparaturen) durchgeführt werden.

    [0036] Anschliessend werden die Fasermaterialien, wenn es das Verfahren verlangt, mit heissem Wasser von etwa 90 bis 98°C und dann mit warmem und zuletzt mit kaltem Wasser gründlich gespült, gegebenenfalls neutralisiert und hierauf vorzugsweise bei erhöhten Temperaturen getrocknet.

    [0037] Als wesentliche Vorteile der erfindungsgemässen Netzmittel sind neben ihrer ausgezeich­neten Netzwirkung ihre gute Lagerstabilität sowie ihr schaumarmes Verhalten in der An­wendung zu verzeichnen.

    [0038] In den nachfolgenden Beispielen beziehen sich die Prozente stets auf das Gewicht.

    Herstellungsbeispiele der Formulierungen


    Beispiel 1:



    [0039] Man stellt die Formulierungen A, B, C und D her, indem man die in Tabelle I aufgeführten Komponenten entsprechend ihrer Gewichts-Anteile unter Rühren mischt, bis eine homogene Lösung entsteht.
    Tabelle I:
      A B C D
    Nichtionogenes Tensid der Formel (1), z.B. 15 Mol des Ethylen/Propylenoxidadduktes an 1 Mol eines C₉ - C₁₁-Fettalkohols 25 25 25 25
    2-Ethylhexanolsulfat-Natriumsalz (40%ige Lösung) 9 9    
    3,5,5-Trimethylhexanol   3 2  
    Natrium-Cumolsulfonat 100%     10 10
    Isopropanol       5
    Wasser 66 63 63 60
    Trübungspunkt [°C]* 40,5 41,5 45,3 55,5
    Schaumhöhe [ml] von 2 g/l der Formulierung** 70 50 50 80
    *Trübungspunkt der Formulierung tel quel;
    ** Schaumprüfung in Anlehnung an DIN 53902

    Applikationsbeispiele


    Beispiel 2:



    [0040] Ein Roh-Baumwolltrikot wird in einem ®AHIBA-Färbeapparat in einem Bad gebleicht, welches pro Liter
    2g der Formulierung B
    0,2g des wässrigen Gemisches aus dem Oligomeren-Gemisch von Phosphor­säureestern gem. US-PS 4254063, Na-Gluconat und Magnesiumchlorid (Verhältnis 2:1:1)
    1g NaOH fest und
    5 ml H₂O₂ (35 %) enthält.

    [0041] Das Bleichbad wird innerhalb von 20 Minuten auf 90°C aufgeheizt und dann weitere 30 Minuten bei dieser Temperatur gehalten. Anschliessend wird das Substrat heiss und kalt ausgewaschen und neutralisiert. Während der Bleiche tritt keine störende Schaum­bildung auf. Es resultiert ein gleichmässiger Weissgrad, der von ⁻72 auf 50 CIBA-GEIGY-Weisseinheiten angehoben wird.

    Beispiel 3:



    [0042] Ein rohes Baumwolltrikot mit einem Laufmetergewicht von 80 g wird in einer Galaxy-Anlage (Firma Benninger, Schweiz) bei einer Geschwindigkeit von 54 m/min durch ein Chlor-Bleichbad geführt, das pro Liter
    4g Aktiv-Chlor
    1,5g NaOH (100%) und
    2 g der Formulierung B enthält. Die Verweilzeit beträgt 15 Minuten bei 16°C.
    Die Ware wird gleichmässig benetzt und das Chlor-Bleichbad ist schaumfrei. Nach einem Spülprozess wird die Ware abgequetscht und durch ein H₂O₂-Bleichbad geleitet, das pro Liter
    2 g des wässrigen Gemisches aus dem Oligomeren-Gemisch von Phosphor­säureestern gem. US-PS 42 54 063, Na-Gluconat und Magnesiumchlorid (Verhältnis 2:1:1)
    3g NaOH(100%)
    3 ml Wasserglas 38°Be
    0,5 g der Formulierung B und
    15 ml H₂O₂ (35 %) enthält.

    [0043] Die Verweilzeit beträgt 35 Minuten bei 85°C. Auch im Peroxid-Bleichbad tritt keine störende Schaumbildung auf. Es resultiert ein hoher gleichmässiger Weissgrad von R 46 = 86.2 (gemessen mit dem Elrephogerät).


    Ansprüche

    1. Wässriges, lagerstabiles, in der Anwendung gering schäumendes Netzmittel, enthaltend ein nichtionogenes Tensid aus der Gruppe der teilweise endgruppenverschlossenen alkoxylierten Fettalkohole, dadurch gekennzeichnet, dass es
    (a) 10 bis 80 Gew.% eines nichtionogenen Tensids der allgemeinen Formel
    (1)      R-O(̵Alkylen-O)̵

    R₁
    worin
    R einen aliphatischen Rest mit mindestens 8 Kohlenstoffatomen,
    R₁ Wasserstoff, C₁ bis C₈-Alkyl, einen cycloaliphatischen Rest mit mindestens 5 C-Atomen, Phenylniederalkyl oder Styryl,
    "Alkylen" einen Alkylenrest von 2 bis 4 Kohlenstoffatomen und
    p eine Zahl von 2 bis 24 bedeuten und
    (b) 1 bis 10 Gew.% eines Hydrotropiermittels
    enthält.
     
    2. Netzmittel gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Komponente (a) der Formel

    entspricht, worin von Y₁ und Y₂ der eine Rest Methyl oder Ethyl und der andere Wasserstoff,
    n₁ eine ganze Zahl von 2 bis 24,
    m₁ eine ganze Zahl von 0 bis 15 bedeuten,
    wobei die Summe von ml und n₁ maximal 24 ist und
    R und R₁ die in Formel (1) angegebene Bedeutung haben.
     
    3. Netzmittel gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das nichtionogene Tensid der Komponente (a) der Formel

    entspricht, worin
    R₂ C₉ bis C₁₄-Alkyl,
    R₃ Wasserstoff, Butyl, einen cycloaliphatischen Rest mit mindestens 6 C-Atomen oder Benzyl,
    von Y₃ und Y₄ der eine Rest Wasserstoff oder Methyl und der andere Wasserstoff,
    m₂ eine ganze zahl von 0 bis 8 und
    n₂ eine ganze Zahl von 4 bis 8 bedeuten.
     
    4. Netzmittel gemäss einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das nichtionogene Tensid der Komponente (a) der Formel

    entspricht, worin
    R₂ C₉ bis C₁₄-Alkyl,
    R₄ Wasserstoff, C₁ bis C₄-Alkyl oder Phenylniederalkyl,
    von Y₅ und Y₆ der eine Rest Wasserstoff und der andere Ethyl ist, n₃ eine ganze zahl von 4 bis 8 und
    m₃ eine ganze Zahl von 1 bis 3 bedeuten.
     
    5. Netzmittel gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet dass es 1 bis 10 Gew.% eines Alkylsulfates der Formel
    (5)      R₈O-SO₃X,
    worin
    R₈ einen aliphatischen gesättigten, verzweigten oder geradkettigen Rest mit 4 bis 24 Kohlenstoffatomen und
    X Wasserstoff, Alkalimetall oder Ammonium bedeutet, enthält.
     
    6. Netzmittel gemäss Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass R₈ einen aliphatischen verzweigten Rest von 4 bis 12 Kohlenstoffatomen bedeutet.
     
    7. Netzmittel gemäss einem der Ansprüche 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass R₈ einen aliphatischen verzweigten Rest von 4 bis 8 Kohlenstoffatomen bedeutet.
     
    8. Netzmittel gemäss einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass es zusätzlich als fakultative Komponente (c) ein unpolares Lösungsmittel enthält.
     
    9. Netzmittel gemäss einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass es, bezogen auf das Mittel
    (a) 15 bis 60 Gew.% der Komponente (a),
    (b) 2 bis 10 Gew.% der Komponente (b),
    (c) 0 bis 4 Gew.% der Komponente (c) und
    ad 100% Wasser
    enthält.
     
    10. Verwendung des Netzmittels gemäss einem der Ansprüche 1 bis 9 als Netzmittel in der Textilvorbehandlung.
     
    11. Verfahren zum Netzen von Fasermaterialien, dadurch gekennzeichnet, dass man diese Materialien in wässrigem Medium in Gegenwart eines Netzmittels behandelt, das
    (a) 10 bis 80 Gew. % eines nichtionogenen Tensids der in Anspruch 1 definierten Formel (1)
    (b) 1 bis 10 Gew. % eines Hydrotropiermittels und
    (c) 0 bis 4 Gew.% eines unpolaren Lösungsmittels
    enthält.
     
    12. Verfahren gemäss Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass man das Netzmittel in einer Menge von 0,1 bis 10 g, vorzugsweise 0,5 bis 5 g pro Liter Flotte einsetzt.
     
    13. Verfahren gemäss einem der Ansprüche 11 oder 12, dadurch gekennzeichnet, dass das Fasermaterial kontinuierlich oder diskontinuierlich behandelt wird.
     
    14. Das gemäss einem der Ansprüche 12 bis 13 behandelte Fasermaterial.