[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Behandlung von Korkstopfen.
[0002] Das bei Önologen und Flaschenabfüllern wohlbekannte Problem mit der Bezeichnung "Korkgeschmack"
verursacht jedes Jahr Verluste, die mehr als 1 % der Gesamtweinerzeugung betragen
können, die also erheblich sind.
[0003] Unter dieser Bezeichnung "Korkgeschmack" versteht man alle Geschmacksfehler des Weins,
die unterschiedlichen Ursprungs sein können. Man konnte jedoch feststellen, daß
diese Probleme auf der einen Seite häufig auf das Waschen der Korke mit chlorhaltigen
Produkten und auf der anderen Seite auf die Anwesenheit oder Entstehung von Mikroorganismen
im Korkmaterial zurückzuführen waren, die entweder bereits im Kork vorhanden waren,
oder im Laufe der späteren Behandlungsphasen auftraten.
[0004] Um den nachteiligen Einfluß der im Kork angesiedelten Mikrobenflora auf das Getränk
auszuschalten, insbesondere auf in Flaschen abgefüllten Wein, hat es sich eingebürgert,
die Korke vor der Benutzung einer Desinfektion zu unterziehen; diese besteht traditionell
im Eintauchen der Korke in eine Natriumhypochloritlösung. Diese Behandlung erfolgt
zumeist direkt beim Hersteller.
[0005] Die vorgenannte Behandlung gestattet durchaus eine zufriedenstellende Desinfektion
des Korks, wenn man an das bakterizide und sporentötende Wirkungsspektrum denkt,
wie es von Hypochloriten bekannt ist, aber es wurde nachgewiesen, daß dies eine Freisetzung
von Chlor mit sich brachte, die in Anwesenheit der im Kork vorhandenen Polyphenole
und/oder Tannine zur Freisetzung von solchen Verbindungen wie beispielsweise Trichloranisol
führte, worin bestimmte Fachleute den wesentlichen Faktor sehen, der für den "Korkgeschmack"
verantwortlich ist.
[0006] Aus diesem Grunde hat man versucht, die Hypochlorite durch andere Desinfektionsmittel
mit ähnlicher Wirkung, jedoch ungiftiger Art, zu ersetzen, die für die Behandlung
der für die Flaschenabfüllung bestimmten Korke eingesetzt werden können.
[0007] Parallel zu den vorerwähnten Problemen will die Industrie über Korke verfügen, deren
Aussehen möglichst angenehm ist und die in jedem Falle fleckfrei sind; aus diesem
Grunde haben es sich die Lieferanten zur Gewohnheit gemacht, die Korke einer Entfärbung
zu unterziehen, worauf ggf. eine Neufärbung entsprechend der in jeder Region üblichen
Gebräuche erfolgt. In Anbetracht der wohlbekannten Entfärbungseigenschaften von Natriumhypochlorit
findet diese Behandlung derzeit gleichzeitig mit der Desinfektion statt.
[0008] Diese Zwänge machen ganz deutlich, daß man, um das Natriumhypochlorit bei der Behandlung
von Korken ersetzen zu können, ein ungiftiges Produkt auswählen muß, welches nicht
nur über ein sehr breites mikrobizides Spektrum, sondern auch über intensive Oxidationseigenschaften
verfügt, um die angestrebte Bleichung herbeizuführen.
[0009] Von den untersuchten Produkten kam nur der Einsatz von Wasserstoffperoxid oder von
Peressigsäure in Betracht; die bis heute vorgeschlagenen Behandlungsverfahren waren
jedoch hauptsächlich wegen des wenig angenehmen Aussehens der so hergestellten Korke
nicht zufriedenstellend, und das klassische Hypochloritverfahren ist daher heute
noch weitgehend in Gebrauch.
[0010] Um das Aussehen der der Industrie angebotenen Korke zu verbessern, hatte man sich
im übrigen angewöhnt, die mit Natriumhypochlorit behandelten Korke eine Lösung auf
Oxalsäuregrundlage durchlaufen zu lassen; Hauptfunktion dieser Behandlung war es,
die an der Oberfläche der Korke vorhandenen Flecke zu entfernen (ziegelrote Flecke
mit hohem Tannin- und Eisenanteil) und somit das Aussehen der Korke zu verbessern.
[0011] Nun kann jedoch eine solche Behandlung deswegen nicht mehr angewandt werden, weil
Oxalsäure inzwischen unter die toxischen Substanzen eingereiht wird.
[0012] Demzufolge ist es unbedingt erforderlich, ein Verfahren zur Behandlung der Korke
zu schaffen, welches aufgrund seiner Art einerseits an die Stelle der Hypochlorite
und andererseits an die Stelle der Oxalsäurebehandlung treten kann.
[0013] Zu diesem Zweck hat man natürlich daran gedacht, der Bleich- und Desinfektionsbehandlung
eine Oberflächendelignifizierung vorzuschalten und zu diesem Zweck ein alkalisches
Reagens einzusetzen, insbesondere Soda, wobei es sich um ein bekanntes Ligninlösungsmittel
handelt, welches seit vielen Jahrzehnten besonders im Rahmen der Papierherstellung
verwendet wird. Die Versuche, die man zu diesem Zweck durchgeführt hat, fielen jedoch
nicht zufriedenstellend aus.
[0014] Die vorliegende Erfindung hat den Zweck, diese vorerwähnten Schwierigkeiten zu beseitigen,
indem sie ein Verfahren zur Behandlung von Korkstopfen ohne Hypochlorit vorschlägt,
womit die Bildung von Anisolverbindungen vermieden werden kann und gleichzeitig
eine nahezu vollständige Vernichtung sämtlicher Mikrobenkeime stattfindet, so daß
man Produkte erzielt, bei denen es nicht zur Entwicklung eines "Korkgeschmacks" kommen
kann, und die aufgrund ihrer Beschaffenheit gleichzeitig die Bleichung der Korke und
die Unterdrückung brauner Flecken an der Oberfläche verhindern und ein feines, gleichmäßiges
und ansehnliches Oberflächengefüge bewirken.
[0015] Gemäß der Erfindung ist dieses Verfahren dadurch gekennzeichnet, daß man die Korke
in einer ersten Phase oder Reinigungsphase insbesondere unter Umrühren bei Umgebungstemperatur
mittels einer alkalischen wäßrigen Lösung behandelt, die eine Mischung aus Natriumhydroxid,
Natriumsilikat und Wasserstoffperoxid enthält, während in einer zweiten Phase oder
Ruhephase die Korke bei einer Temperatur in der Größenordnung von 40 bis 80 °C getrocknet
und in einer dritten Phase oder Desinfektionsphase mittels einer im Gleichgewicht
befindlichen sauren wäßrigen Lösung, die eine Mischung aus Essig- und Peressigsäure
sowie Wasserstoffperoxid enthält, behandelt werden, wobei auf diese dritte Phase eine
abschließende Trocknungsphase folgt.
[0016] Nach einem anderen Merkmal der Erfindung wird die dritte Phase bei einer Temperatur
zwischen 10 und 60 °C angewandt.
[0017] Bei Anwendung der ersten Phase dieses Verfahrens ist die gleichzeitige Behandlung
mit den drei Komponenten wesentlich: Tatsächlich kommt es zu einem Synergismus zwischen
der Wirkung der Natronlauge, womit das Lignin oberflächlich gelöst und somit die ästhetischen
Fehler des Korks ausgeschaltet werden können, und der gleichzeitigen Wirkung von
Natriumsilikat und Wasserstoffperoxid; im übrigen besteht die Möglichkeit, den Bleichungsgrad
der Korke je nach Bedarf zu variieren, ebenso aber auch die Eigenschaften des eingesetzten
Korkmaterials, indem man auf das Verhältnis NaOH / Na₂SiO₃ Einfluß nimmt.
[0018] Die auf diese Reinigungsphase folgende Ruhephase ist ebenfalls von großer Bedeutung,
und zwar besonders aus zwei Gründen: Tatsächlich bewirkt der Anstieg der Temperatur
einerseits eine Aktivierung des Wasserstoffperoxids, die eine Einleitung der Desinfek
tion der Korke gestattet, und begünstigt andererseits den Abbau des Natriumsilikats
in Form von Siliciumoxid zur Unterstützung der Entfärbung der Korke und zur Herbeiführung
eines Oberflächengefüges, welches dem von Velours mit besonders angenehmem Griff
gleicht.
[0019] Wie bereits angeführt, können sich die relativen Anteile der verschiedenen Bestandteile
der Reinigungslösung entsprechend dem gewünschten Bleichungsgrad ändern; es hat
sich jedoch gezeigt, daß man besonders befriedigende Ergebnisse durch Verwendung einer
Lösung erzielt, die, ausgedrückt in einem gewichtsanalytischen Prozentsatz, ca. 1
bis 5 Gew.-% Natriumhydroxid (50 %-ig), 2 bis 10 Gew.-% Natriumsilikat (50 %-ig)
und 15 bis 25 Gew.-% Wasserstoffperoxid (35 %-ig) enthält.
[0020] Für den zuletzt genannten Bestandteil kann man beispielsweise die Verbindung einsetzen,
die im Handel unter der Bezeichnung "P3-OXONIA" (eingetragenes Warenzeichen) vertrieben
wird.
[0021] Die Erfahrung hat im übrigen gezeigt, daß die Kontaktzeit zwischen Korken und Reinigungslösung
unter Umrühren in der Größenordnung von 30 Minuten liegen muß und daß auf diese Behandlung
eine ebenfalls 30 Minuten dauernde Ruhezeit bei 80 °C eintreten muß.
[0022] Außerdem ist auch die besondere Wahl des Desinfektionsmittels für die dritte Phase
der Anwendung des Verfahrens gemäß der Erfindung ihrerseits von wesentlicher Bedeutung.
Tatsächlich hat die Erfahrung weitgehend gezeigt, daß das Wasserstoffperoxid unter
annehmbaren Arbeitsbedingungen (Temperatur und Konzentration) allein nicht geeignet
war, eine ausreichende Vernichtung sämtlicher Mikrobenkeime zu bewirken, während
Peressigsäure aufgrund ihrer Instabilität und ihrer Fähigkeit, Sauerstoff freizusetzen,
nicht allein in unstabilisierter Lösung verwendet werden konnte.
[0023] Aus diesem Grunde enthält die wäßrige Desinfektionslösung gemäß einer bevorzugten
Ausführungsform der Erfindung einen gewichtsanalytischen Prozentsatz von ca. 2 bis
5 % der handelsüblichen Lösung mit der Bezeichnung "P3-OXONIA ACTIF" (eingetragenes
Warenzeichen).
[0024] Damit diese Lösung mit möglichst hohem Wirkungsgrad eingesetzt werden kann, ist es
natürlich unabdinglich, jede Spur von Alkalität von den Korken nach der Reinigungsbehandlung
zu entfernen und somit vor Anwendung der Desinfektionslösung eine Spülung von mehreren
Minuten Dauer vorzusehen.
[0025] Um eine maximale Desinfektionswirkung zu erzielen, konnte beobachtet werden, daß
die Korke unter Umrühren mit der Desinfektionslösung während eines Zeitraums von
ca. 15 bis 30 Minuten und bei einer Temperatur nicht über 40 °C in Kontakt gebracht
werden mußten.
[0026] Auf diesen Vorgang kann ggf. eine Färbung folgen, bevor die Korke etwa 30 Minuten
bis 1 Stunde in einer oder zwei Stufen bei 80 °C getrocknet werden. Diese sind dann
für den Einsatz bei der Abfüllung von Weinen und anderen Getränken in Flaschen bereit.
[0027] Das oben beschriebene Verfahren kann natürlich in jeder Art von Vorrichtung verwendet
werden, ohne den Rahmen der Erfindung zu sprengen. Man wählt jedoch für die wäßrige
Reinigungslösung sowie für die wäßrige Desinfektionslösung vorzugsweise Edelstahlbehälter,
um Korrosionsprobleme möglichst weitgehend zu begrenzen.
[0028] Im übrigen ist es, um "Flughefe" zu unterdrücken und deren Anwesenheit im Wein auszuschließen,
besonders vorteilhaft, die zu behandelnden Korke (im allgemeinen in Gruppen von 10
bis 20.000 Stück) in zylindrische Gittertrommeln für horizontale Rotation einzu
legen, bevor man sie nacheinander mit den verschiedenen Behandlungslösungen in Berührung
bringt; der Einsatz einer derartigen Vorrichtung erlaubt gleichzeitig die Verbesserung
und die Verstärkung des Kontakts zwischen den Korken und den verschiedenen Lösungen.
[0029] Die charakteristischen Merkmale des Verfahrens, welches Gegenstand der Erfindung
ist, werden weiter unten im einzelnen unter Bezugnahme auf das obige Anwendungsbeispiel
beschrieben:
[0030] Eine Partie von 15.000 Korken ist in eine zylindrische Gittertrommel eingelegt worden.
[0031] Diese Korke wurden 30 Minuten lang bei Umgebungstemperatur in einer Lösung eingetaucht
und gedreht, die folgende gewichtsanalytische Prozentsätze enthielt:
- 1,2 % 50 %ige Natronlauge,
- 19 % "P3-OXONIA" (eingetragenes Warenzeichen) (Wasserstoffperoxid 35 %ig,
- 2 % 50 %iges Natriummetasilikat.
[0032] Anschließend ließ man die Korke 2 Minuten lang abtropfen, und danach wurden sie
30 Minuten lang bei 80 °C getrocknet. Danach wurden sie 2 Minuten lang gespült.
[0033] Anschließend wurde die Trommel neuerlich in Umdrehung versetzt und die Korke wurden
15 Minuten lang bei Umgebungstemperatur in einer 3 %igen Lösung von "P3-OXONIA ACTIF"
(eingetragenes Warenzeichen) eingeweicht. Auf diese Behandlung folgte eine 20-minütige
Vortrocknung bei 80 °C und dann ein Trockenvorgang bei 80 °C während 40 Minuten.
[0034] Auf diese Weise erzielte man Korke, deren Aussehen völlig zufriedenstellend war.
1.) Verfahren zur Behandlung von Korkstopfen, dadurch gekennzeichnet, daß man in
einer ersten Phase oder Reinigungsphase insbesondere unter Umrühren die Korke bei
Umgebungstemperatur in einer alkalischen wäßrigen Lösung behandelt, die eine Mischung
aus Natriumhydroxid, Natriumsilikat und Wasserstoffperoxid enthält, während man in
einer zweiten Phase oder Ruhephase die Korke bei einer Temperatur in der Größenordnung
von 40 bis 80 °C trocknet und in einer dritten Phase oder Desinfektionsphase die Korke
mittels einer im Gleichgewicht befindlichen sauren wäßrigen Lösung behandelt, die
eine Mischung aus Essig-und Peressigsäure sowie Wasserstoffperoxid enthält, wobei
auf diese dritte Phase eine abschließende Trocknungsphase folgt.
2.) Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die dritte Phase bei
einer Temperatur zwischen 10 und 60 °C angewandt wird.
3.) Verfahren nach einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Desinfektionsphase
eine Spülphase vorausgeht.
4.) Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die wäßrige
Reinigungslösung einen gewichtsanalytischen Prozentsatz von 1 bis 5 Gew.-% 50 %igen
Natriumhydroxids, 2 bis 10 Gew.-% 50 %igen Natriumsilikats und 15 bis 25 Gew.-% 35
%igen Wasserstoffperoxids enthält.
5.) Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man die
Korke für ca. 30 Minuten unter Umrühren mit der wäßrigen Reinigungslösung in Kontakt
hält.
6.) Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß man die
Korke vor Anwen dung der Desinfektionsphase ca. 30 Minuten lang trocknet.
7.) Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die wäßrige
Desinfektionslösung einen gewichtsanalytischen Prozentsatz von ca. 2 bis 5 % der
Lösung enthält, die unter der Bezeichnung "P3-OXONIA ACTIF" (eingetragenes Warenzeichen)
vertrieben wird.
8.) Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß man die
Korke während ca. 15 bis 30 Minuten unter Umrühren mit der wäßrigen Desinfektionslösung
in Kontakt hält.
9.) Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß man die
wäßrige Reinigungslösung sowie die wäßrige Desinfektionslösung in Edelstahlbehälter
einbringt.
10.) Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß man die
zu behandelnden Korke in horizontal rotierende zylindrische Gittertrommeln einlegt
und nacheinander mit verschiedenen Behandlungslösungen in Kontakt bringt.