(19)
(11) EP 0 421 180 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
10.04.1991  Patentblatt  1991/15

(21) Anmeldenummer: 90117878.0

(22) Anmeldetag:  17.09.1990
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5A63C 9/088
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT CH DE FR IT LI

(30) Priorität: 02.10.1989 DE 3932892

(71) Anmelder: Marker Deutschland GmbH
D-82438 Eschenlohe (DE)

(72) Erfinder:
  • Ruffinengo, Piero Ph.D.
    Salt Lake City, Utah 84111 (US)

(74) Vertreter: Gossel, Hans K., Dipl.-Ing. et al
Lorenz-Seidler-Gossel Widenmayerstrasse 23
D-80538 München
D-80538 München (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Sicherheits-Skibindung mit einer elektronischen Schaltung


    (57) Eine elektronische Schaltung einer Sicherheitsskibindung erfaßt wenigstens die auf das Bein des Skiläufers einwirkenden Kräfte und/oder Momente durch mindestens einen Wandler. Bei Erreichen eines vorgegebenen Schwellenwertes erregt oder entregt die Schal­tung einen Elektromagneten, dessen Anker die Verriegelung eines Sohlenhalters löst, der vorzugsweise von einer Feder in Richtung seiner geöffneten Stellung belastet und durch eine Verriegelungs­einrichtung in seiner geschlossenen Stellung gehalten ist. Die Schaltung und der Magnet werden durch eine Batterie gespeist. Um eine zuverlässige Auslösung mit im wesentlichen gleicher Auslöse­charakteristik auch im Falle eines Stromausfalls sicherzu­stellen, ist eine von der elektronischen Schaltung unabhängige mechanische, pneumatische und/oder hydraulische Einrichtung (8) vorgesehen, die einerseits vom Sohlenhalter oder einem damit in Wirkverbindung stehenden Teil zumindest über einen Meßweg beein­flußt wird und andererseits ein Trennglied (9) aufweist, das einem Stoßdämpfer (11,13,24) nachgeschaltet ist und den Anker (2) des Elektromagneten (1) oder einen Teil (3) der Verriege­lungseinrichtung im Sinne des Lösens der Verriegelung des Sohlen­halters beeinflußen kann.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung bezieht sich auf Sicherheits-Skibindungen mit einer elektronischen Schaltung nach den Merkmalen des Oberbegriffs des Anspruchs 1.

    [0002] Derartige Sicherheits-Skibindungen haben zwar bisher über Einzelstücke hinaus keinen Eingang in die Praxis gefunden, gehören aber seit langem zum papierenen Stand der Technik. So sei beispielsweise auf die DE 2737535 A1, DE 2938756 A1 und DE 3017841 C2 verwiesen.

    [0003] Problematisch ist bei allen bekannten Ausführungen die Sicherstellung einer Auslösung im Gefahrenfall auch dann, wenn ein Stromausfall erfolgt oder ein Defekt in der Schaltung oder im Magneten auftritt.

    [0004] Bei der Ausführung nach ... 535 wird mit Scherstiften ge­arbeitet, die den Sohlenhalter tragen. Mit dem Ab­reißen der Scherstifte im Gefahrenfall kommt der Sohlenhalter frei und gibt seinerseits den Skischuh aus seiner Bindung am Ski frei. Ein dann notwendiges Austauschen der Scherstifte und Wiederbefestigen des Sohlenhalters auf der Piste ist einem Skiläufer nicht zuzumuten.

    [0005] Die Ausführung nach ... 756 sieht in der elektronischen Logik ein Fehlerkontrollsystem vor, das bei Ausfall der Elektronik eine Umschaltung auf eine rein mechanische Auslösefunktion der Sicherheits-Skibindung bewirkt. Hierdurch ist die elektronische Schaltung mindestens durch einen zusätzlichen Schaltkreis zu erweiteren, um Fehler zu erfassen und zu melden.

    [0006] In der Sicherheits-Skiibndung nach ... 841 ist ebenfalls ein Umschaltmechanismus vorgesehen, der bei Ausfall einer elektrischen Ansteuerung das Auslösesystem auf ein rein mechanisches, pneumatisches bzw. hydraulisches Notauslösesystem umschaltet.

    [0007] Gegenüber der Ausführung nach ... 535 weisen die anderen zwar den Vorteil auf, daß sie für den Fall eines Defektes in der Schaltung oder des Magneten oder bei Stromausfall wie bisher übliche Sicherheits-Skibindungen arbeiten, doch sind sie so konzipiert, daß eine Fehlermeldung an einen Umschaltmechanismus notwendig ist.

    [0008] Einmal dieses zu vermeiden und zum anderen auch im Falle von erwähnten Defekten bzw. bei Stromausfall eine wenig­stens annähernd gleiche Auslösecharakteristik zu behalten, liegt der Erfindung als Aufgabe zugrunde.

    [0009] Gelöst ist diese Aufgabe erfindungsgemäß durch das kennzeichnende Merkmal des Anspruchs 1. Die erfindungs­gemäß vorgeshene Einrichtung macht einen Umschaltmechanismus entbehrlich, da das Trennglied der Einrichtung mit aus­reichender jedoch in Bezug auf das Verletzungsrisiko des Skiläufers zulässiger Verzögerung in Funktion tritt.

    [0010] Eine zweckmäßige Ausführung der Erfindung umfaßt die Merkmale des Anspruchs 2. Durch eine ausreichende Bewegung des Zylinders wird der Vorgang des erfindungsgemäßens Lösens bewirkt.

    [0011] Vorzugsweise umfassen die Öffnungen in Kolben eine Drossel und ein Rückschlagventil für die erste Zylinderkammer. Hierdurch wird in bekannter Weise eine unverzögerte Rückstellung des Zylinders erreicht. Weiter kann der zylinderfeste Hohlraum sich zu seinem freien Ende hin verjüngen und das Trennglied bilden. In diesem Fall läßt sich die Einrichtung so anordnen, daß das Trennglied unmittelbar den Anker des Elektromagneten beeinflussen kann.

    [0012] Im folgenden ist die Erfindung anhand eines Ausführungsbei­spiels näher beschrieben.

    [0013] Die einzige Figur der Zeichnung zeigt schematisch und teil­weise im Schnitt die erfindungsgemäße Einrichtung in Zuordnung zu einer Verriegelungseinrichtung eines Sohlen­halters.

    [0014] Die Sicherheits-Skibindung, die zum Halten eines Skischuhs in beliebiger und bekannter Weise ausgebildet sein kann, ist nur soweit dargestellt, wie es die erfindungswesentlichen Teile erfordern. Sie besitzt eine elektronische Schaltung, die wenigstens die auf das Bein des Skiläufers einwirkende Kräfte und/oder Momente über entsprechende Meßwege durch mindestens einen Wandler erfaßt und bei Erreichen eines vorgegebenen Schwellenwertes einen Elektromagneten 1, einen sogenannten Remanenzmagneten, erregt oder entregt, dessen Anker 2 die durch einen Winkelhebel 3 dargestellte Verriegelung eines Sohlenhalters löst. Die Achse 4 des Winkelhebels und die Halteplatte 5 des Elektromagneten sind im Gebrauchszustand skifest gehaltene Teile der Bindung. Der Anker 2 des Elektromagneten ist als Klappanker ausgebildet und steht unter dem Einfluß einer ihn im Öffnungssinne belastenden Schraubenzugfeder 6. Der Winkel­hebel 3 ist von einer nicht dargestellten schwachen Haltefeder in Bezug auf die Darstellung im Uhrzeigersinn belastet und in Anlage an einem Anschlag 7 gehalten, der im vorliegenden Fall von einer zapfenförmigen Verlängerung des Weicheisenkerns des Elektromagneten 1 gebildet ist. Er dient gleichzeitig auch als Führung für den Klappanker 2.

    [0015] Greift am Bein des Skiläufers eine Kraft oder ein Moment an, die bzw. das dem jeweils vorgegebenen Schwellenwert entspricht, geht durch die Spule des Elektromagneten aufgrund eines in der elektronischen Schaltung erzeugten Impulses ein Stromstoß, der die magnetische Haltekraft für den Anker wenigstens soweit aufhebt, daß der Anker unter dem Einfluß der Schraubenzugfeder 6 gegen den Winkelhebel 3 schlagen und ihn entgegen der Kraft seiner Haltefeder um die Achse 4 schwenken kann, Was in nicht dargestellter Weise mittelbar oder unmittelbar zum Lösen der Verriegelung des Sohlenhalters führt, so daß sich der Skischuh aus der Bindung und damit vom Ski losen kann. Wegen konstruktiver Einzelheiten sei beispielsweise auf die DE 3132465 A1 und DE 3146318 C2 verwiesen.

    [0016] Gemäß der vorliegenden Erfindung ist eine in ihrer Gesamtheit mit 8 bezeichnete Einrichtung vorgesehen, die einerseits vom nicht dargestellten Sohlenhalter oder einem damit in Wirkverbindung stehenden Teil zumindest über den Meßweg beeinflußt wird. Die Einrichtung weist ein Trenn­glied 9 auf, das im vorliegenden Fall den Winkelhebel 3 im Sinne des Lösens der Verriegelung des Sohlenhalters beein­flussen kann.

    [0017] Entsprechend der Halteplatte 5 für den Elektromagneten 1 ist eine Halteplatte 10 für die Einrichtung 8 vorgesehen. Diese Einrichtung umfaßt einen Stoßdampfer mit einem Kolben 11, der über seine Kolbenstange 12 fest mit der Halteplatte 10 verbunden ist. Auf dem Kolben und der Kolbenstange ist ein Zylinder 13 verschiebbar gelagert. Sein Innenraum ist durch den Kolben in eine erste (14) und eine zweite Zylinderkammer 15 für ein flüssiges oder gasförmiges Medium unterteilt. Beide Kammern sind durch eine Drossel 16 und durch ein Ruckschlagventil 17 im Kolben 11 miteinaner verbunden.

    [0018] Der Kolben 11 und seine Kolbenstange 12 sind axial durchbohrt und nehmen einen Stößel 18 auf, der in Bezug auf die Darstellung rechts von der Halteplatte 10 in nicht gezeichneter beliebiger geeigneter Weise direkt oder indirekt mit dem Sohlenhalter verbunden ist. Ebenfalls mit dem Stößel verbunden befindet sich in der Zylinderkammer 15 ein Federteller 19. Dieser ist auf einen Abgesetzten Teil 20 des Stößels aufgesteckt, der sich durch die Zylinderstirnwand 21 in einen zylinderfesten Hohlraum 22 erstreckt und am freien Ende einen Flansch 23 trägt, dessen Rand die Zylinderstirnwand 21 hintergreift. An der Zylinderstirnwand stützt sich eine Dämpfungsfeder 24 ab, die auf den Federteller 19 des Stößels 18 wirkt.

    [0019] Im vorliegenden Fall ist der zylinderfeste Hohlraum 22 durch das Innere des Trenngliedes 9 gebildet, das sich zu seinem freien Ende hin verjüngt. Während das Trennglied im vorliegenden Beispiel zum Zusammenwirken mit dem Winkelhebel 3 vorgesehen ist, kann es ebensogut mit einem geeigneten anderen Teil, beispielsweise unmittelbar mit dem Klappanker 2, im Sinne des Lösens der Verriegelung des Sohlenhalters zusammenwirken.

    [0020] Wenn der Sohlenhalter im Bereich seiner Meßwege bewegt wird, wird diese Bewegung durch den Stößel 18 auf die Einrichtung 8 übertragen. Stoßartige für das Bein des Skiläufers unge­fährliche Kräfte werden dadurch gedämpft, daß sich der Stößel 18 im Zylinder 13 entgegen der Kraft der Dämpfungs­feder 24 bewegt. Der Zylinder 13 kann in diesem Fall der Stößelbewegung nicht folgen, da der Kolben 11 wegen der Drossel 16 und des Rückschlagventils 17 keinen schnellen Übertritt des entsprechenden Mediums aus der Zylinderkammer 14 in die Zylinderkammer 15 zuläßt. Erst bei einer quasi statischen Belastung von entsprechender Größe erfolgt die Verschiebung des Zylinders 13 mit dem Stößel 18, was schließlich zur Betätigung des Winkelhebels 3 durch das Trennglied 9 führt. Eine anschließende schnelle Rückstellung des Zylinders 13 ist durch das Rückschlagventil 17 ermöglicht. Diese Rückstellung kann in beliebiger und gewünschter Weise durch geeignete Bindungsteile oder eine besondere Feder erfolgen.

    [0021] Durch die im zulässigen Maße verzögerte mechanische Auslösung ist es nicht notwendig, daß hierbei mit gegebenen­falls unzulässig erhöhten Auslösewerten gearbeitet werden muß. Im Gegensatz zum Stand der Technik ist die erfindungs­gemäße Einrichtung ständig funktionsbereit. Sie bildet also kein "Notauslösesystem", das erst durch manuelle oder auto­matische Umschaltung in Funktion gesetzt wird, wenn ein Stromausfall erfolgt oder ein Defekt in der Schaltung oder im Magneten auftritt.


    Ansprüche

    1. Sicherheits-Skibindung mit einer elektronischen Schaltung, die wenigstens die auf das Bein des Skiläufers einwirkenden Kräfte und/oder Momente durch mindestens einen Wandler erfaßt und bei Erreichen eines vorgegebenen Schwellenwertes einen Elektromagneten erregt oder entregt, dessen Anker die Verriegelung eines Sohlenhalters löst, der vorzugsweise von einer Feder in Richtung seiner geöffneten Stellung belastet und durch die Verriegelungseinrichtung in seiner geschlossenen Stellung gehalten ist, und mit einer die Schaltung und den Magneten speisenden Batterie,
    gekennzeichnet durch eine von der elektronischen Schaltung unabhängige mechanische, pneumatische oder/und hydraulische Einrichtung (8), die einerseits vom Sohlenhalter oder einem damit in Wirkverbindung stehenden Teil zumindest über einen Meßweg beeinflußt wird und andererseits ein Trennglied (9) aufweist, das einem Stoßdämpfer (11,13,24) nachgeschaltet ist und den Anker (2) des Elektromagneten (1) oder einen Teil (3) der Verriegelungseinrichtung im Sinne des Lösens der Ver­riegelung des Sohlenhalters beeinflussen kann.
     
    2. Sicherheits-Skibindung nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet, daß der Stoßdämpfer eine Zylinder­/Kolben-Anordnung (11,13) umfaßt mit einer ersten (14) und einer zweiten Zylinderkammer (15) für ein flüssiges oder gasförmiges Medium, die miteinander durch Öffnungen (16,17) im Kolben (11) in Verbindungstehen,
    daß der Kolben (11) mit einer die erste Zylinderkammer (14) durchdringenden Kolbenstange (12) aus dem Zylinder (13) herausragt und an einem festen Teil (10) der Skibindung gehalten ist,
    daß der Kolben (11) und die Kolbenstange (12) axial durchbohrt sind und einen Stößel (18) aufnehmen, der einerseits in die zweite Zylinderkammer (15) hineinragt und einen Federteller (19) trägt und anderseits direkt oder indirekt mit dem Sohlenhalter verbunden ist,
    daß zwischen dem Federteller (19) des Stößels (18) und der gegenüberliegenden Zylinderstirnwand (21) eine Druckfeder (24) vorgesehen ist
    und daß der Stößel (18) über den Federteller (19) hinaus verlängert und durch die Zylinderstirnwand (21) hindurch in einen zylinderfesten Hohlraum (22) geführt ist und mit einem Flansch (23) die Zylinderstirnwand hintergreift.
     
    3. Sicherheits-Skibindung nach Anspruch 2,
    dadurch gekennzeichnet, daß die Öffnungen im Kolben eine Drossel (16) und ein Rückschlagventil (17) für die erste Zylinderkammer (14) umfassen.
     
    4. Sicherheits-Skibindung nach Anspruch 2,
    dadurch gekennzeichnet, daß der zylinderfeste Hohlraum (22) sich zu seinem freien Ende hin verjüngt und das Trennglied (9) bildet.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht