[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen Bodenzünder für Rohrwaffengeschosse mit Aufschlagfunktion.
[0002] Ein Bodenzünder für Rohrwaffengeschosse mit Aufschlagfunktion ist aus der DE 35 35
854.8 A1 bekannt. Bei diesen ist ein federbetätigter Schlagbolzen über eine mechanische
Verzögerungseinrichtung innerhalb eines Gehäuses in Sicherungsstellung festgelegt.
Die Verzögerungseinrichtung besteht aus einer Sicherungshülse mit in Bohrungen gelagerten
Sperrkugeln, einer über die Sperrkugeln gekuppelten Hülse des Schlagbolzen und aus,
zu den Sperrkugeln in Sicherstellung im Zündergehäuse axial versetzt angeordneten
Ausnehmungen zur Aufnahme der Sperrkugeln. Eine Arbeitsfeder zur Beschleunigung des
Schlagbolzens liegt zwischen dem Schlagbolzen und einem Boden der Sicherungshülse.
Bei leicht gepanzerten Zielen bewirkt die Verzögerungseinrichtung die verzögerte
Zündung des Geschosses im Inneren des Zieles. Die Verzögerungszeit wird dadurch erreicht,
daß beim Eindringen eines Geschosses in das Ziel der Schlagbolzen mit der Sicherungshülse
einen sogenannten Leerhub in Zündrichtung ausübt, wobei die Sperrkugeln in die Ausnehmungen
des Gehäuses gelangen. Die dadurch entriegelte Sperrhülse wird durch die vorgespannte
Arbeitsfeder zurück in die Ausgangsstellung verschoben. Erst bei dieser Ausgangsstellung
ist die Arbeitsfeder in der Lage, den Schlagbolzen in Zündrichtung anzutreiben. Durch
die beschriebenen Bewegungsabläufe wird die genannte Zündverzögerungszeit erreicht.
[0003] Der konstruktive Aufwand ist dabei sehr hoch. Vor allem benötigt der Zünder in Achsrichtung
eine relativ große Baulänge.
[0004] Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, einen Bodenzünder mit Aufschlagsfunktion
zu schaffen, der eine wesentlich kürzere Baulänge als der eingangs beschriebene Bodenzünder
aufweist.
[0005] Die Erfindung löst diese Aufgabe gemäß den kennzeichnenden Merkmalen des Hauptanspruches.
[0006] Der erfindungsgemäße Zünder besteht vorteilhaft aus wenigen Teilen und ist daher
kostengünstig. Außerdem ist die Baulänge kürzer als bei dem eingangs besprochenen
Bodenzünder. Bei einem Geschoß besteht daher ein wesentlich größerer Innenraum zur
Aufnahme des Sprengstoffes. Dadurch liegt eine erhöhte Sprengkraft vor.
[0007] Wesentlich ist auch, daß die Anstichenergie des Schlagbolzens bei relativ dünnen
Zielen das erforderliche Maß für eine definierte und sichere Anzündung eines Detonators
aufweist. Dabei ist die notwendige Zeit zur Zündverzögerung gewährleistet. Die Zündung
des Detonators erfolgt erst nach Ablauf einer gewissen Zeit ab Aufschlag, also im
Inneren eines dünnen Zieles, wie Flugzeugstruktur, oder leicht gepanzerte Landfahrzeuge.
Die Verzögerungszeit entspricht der Zeit die die Sperrkugeln benötigen, nur aus einer
gesichterten Stellung in eine Arbeitsstellung zu gelangen.
[0008] In überraschend einfacher Weise ist der Weg des Schlagbolzens durch den zweifachen
Durchmesser der Sperrkugeln definiert.
[0009] Die Erfindung ist bei drall- und drallarmen Geschossen und Flugkörpern einsetzbar.
[0010] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt. Es zeigt:
Fig. 1 einen Ausschnitt eines vereinfacht dargestellten Bodenzünders in der Position
"sicher"
Fig. 2 den Bodenzünder nach Fig. 1 in Anzündstellung
Fig. 3 eine Einzelheit III nach Fig. 1.
[0011] Ein Bodenzünder 1 besteht aus einem Gehäuse 2 mit einem Rotorgehäuse 3, einer Platine
4 und aus einem topfförmigen Boden 5 mit Bund 9.
[0012] Ein Rotor 10 mit anstichmpfindlichen Detonator 11 und eine Zentrifugalsicherung
12 sind in dem Rotorgehäuse 3 beweglich gelagert. Eine Hauptachse des Zünders 1 ist
mit 14 bezeichnet.
[0013] Ein Schlagbolzen 20 mit Spitze 21, Bund 22, Arbeitsfeder 23, Stift 24 und angenieteter
Fußplatte 25 ist in Bohrungen 6 bis 8 gelagert.
[0014] Der Boden 5 lagert in Ausnehmungen 51, 52 mit Kante 15 und Fläche 17, eine Rückhaltefeder
53, eine Sperrscheibe 54 und Sperrkugeln 55.
[0015] Die Arbeitsfeder 23 und die Rückhaltefeder 53 sind in vorgespanntem Zustand eingebaut
und als Druckfedern ausgebildet. Die Federkraft der Arbeitsfeder 23 ist wengistens
zehnmal größer als die der Rückhaltefeder 53.
[0016] Ein mit dem Bodenzünder 1 versehenos, nicht dargestelltes Drallgeschoß wird in einem
Waffenrohr auf seine Mündungsgeschwindigkeit und Rotation gebracht.
[0017] Nach Verlassen des Waffenrohres wird der Rotor 10 in nicht gezeichneter Weise entriegelt.
Der Detonator 11 ist gemäß Fig. 2 in Scharfstellung. Die Zentrifugalsicherung 12
hat gemäß Fig. 2 den Schlagbolzen 20 für den Axialhub freigegeben und dieser verbleibt
durch die Rückhaltefeder 53 in der gezeichneten Position. Die Verzögerung des Geschosses
entgegen der Pfeilrichtung 13 während des Fluges hat keinen Einfluß auf den entsicherten
Schlagbolzen 20. Die Arbeits feder 23 und der Schlagbolzen 20 sind über die Rückhaltefeder
53 und die Sperrscheibe 54 gemäß der Position in Fig. 1 gesichert.
[0018] Während des Eindringvorganges in ein leicht gepanzertes Ziel wird das Geschoß verzögert.
Durch die Geschoßverzögerung und die Massenträgheit der Funktionsteile bewegt sich
der Schlagbolzen 20 mit Sperrscheibe 54 und Sperrkugeln 55 nach vorne in Pfeilrichtung
13, siehe auch Fig. 2. Die Sperrkugeln 55 gleiten über die Kante 15 und radial nach
außen. Die Sperrscheibe 54 führt einen Hub 16 aus, der dem Durchmesser der Sperrkugeln
55 entspricht. Die Verzögerungs; zeit bis zur Zündung entspricht etwa der Zeit, die
für den Hub 16 der Sperrscheibe 54 benötigt wird.
[0019] Maßgebend für die Verzögerungszeit sind zwei Bewegungsabläufe.
[0020] 1. Der Hub 16 mit den an einer Wand 56 der Ausnehmung 52 gleitenden Sperrkugeln
55.
[0021] Die Sperrkugeln 55 werden aufgrund ihrer Masse und des Geschoßdralls an die Wand
56 gedrückt. Die Reibung zwischen den Sperrkugeln 55 und der Wand 56 verzögert den
Hub 16 des Schlagbolzens 20.
[0022] 2. Die Reibung der Sperrkugeln 55 zwischen der Fußplatte 25 und der Sperrscheibe
54 heim Abgleiten der Sperrkugeln 55 über die Kante 15.
[0023] Die relativ hohe Vorspannung der Arbeitsfeder 23 spannt die Sperrkugeln 55 zwischen
den Fußplatte 25 und der Sperrscheibe 54 ein. Die radial wirkenden Massenkräfte überwinden
die Reibungskräfte, so daß die Sperrkugeln 55 die Fußplatte 25 verlassen um sich an
eine Wand 57 der Ausnehmung 51 zu legen. Sobald die Sperrkugeln 55 nach Fig. 3 einen
Spannbereich 26 an der Fußplatte 25 verlassen haben, beschleunigt eine Kante 27 zusätzlich
zu den radialen Massenkräften die Sperrkugeln 55, d.h. die Sperrkugeln 55 werden aus
dem Spannbereich 26 der Fußplatte 25 und der Sperrscheibe 54 hinausgeschleudert.
[0024] Die Reibung der Sperrkugeln 55 in dem Spannbereich 26 ist daher der zweite Faktor
für die Verzögerungszeit.
[0025] Sobald die Sperrkugeln 55 die Fußscheibe 25 verlassen haben, treibt die Arbeitsfeder
23 den Schlagbolzen 20 in den Detonator 11 bis zum Anschlag der Fußplatte 25 an die
Sperrscheibe 54.
[0026] Bei einem stärker gepanzerten Ziel ist die Verzögerungszeit wesentlich geringer.
Diese ist dadurch definiert, daß der Schlagbolzen 20 aus der in Fig. 1 gezeichneten
Stellung "sicher" aufgrund der Massenträgheit des Schlagbolzens 20 eine gewisse Zeit
bis zum Anstich des Detonators 11 benötigt. Maßgebend ist ein sogenanntes, mit dem
Schlagbolzen 20 verbundenes Paket, bestehend aus Sperrscheibe 54, Sperrkugeln 53 und
Fußplatte 25. Weiterhin zeitverzögernd wirkt die Reibung der Sperrkugeln 55 an der
Wand 56 der Ausnehmung 52 im Bereich der Wegstrecke 58. Die Arbeitsfeder 23 wird dabei
nicht wirksam.
[0027] Um bei dünnen Zielen eine kürzere Verzögerungszeit zu erreichen, können anstelle
der Kante 15 eine strichpunktiert gezeichnete Konusfläche 30 und eine, in einem Bereich
28 liegende Kante 27 vorgesehenen sein. Jede einzelne Maßnahme bewirkt bereits eine
kürzere Verzögerungszeit.
[0028] Andererseits ist eine längere Verzögerungszeit bei einem dünnen Ziel durch einen
größeren Bereich 26 und/oder durch eine verlängerte Wegstrecke 58 fürdie Sperrkugeln
55 zu erreichen.
[0029] Zum sicheren Anstechen des Detonators 11 ist eine bestimmte Eindringtiefe der Spitze
21 im Detonator 11 notwendig.
1. Bodenzünder (1) für Rohrwaffengeschosse mit Aufschlagfunktion mit einem Detonator
(11), einem federbetätigten Schlagbolzen (20), einer mechanischen Verzögerungseinrichtung
(15, 16, 52, 55), welche Sperrkugeln (55) aufweist, die in ihrer Sperrstellung den
Schlagbolzen (20) in bezug auf ein, in einer Ausnehmung (51) eines Gehäuses (5) axial
verschiebbares Sperrglied (54) formschlüssig festlegen,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Sperrglied als Sperrscheibe (54) ausgebildet ist, die Sperrscheibe (54) bodenseitig
zusammen mit einer kleineren schlagbolzenseitigen Fußplatte (25) die Sperrkugeln
(55) zwischen sich durch die Kraft einer Arbeitsfeder (23) am Schlagbolzen (20) festklemmt,
die Sperrscheibe (54) durch die Kraft einer Rückhaltefeder (53) an einem bodenseitigen
Bund (9) anliegt, und
eine gehäuseseitige Ausnehmung (52) die Sperrkugeln (55) radial begrenzt, wobei die
Arbeitsfeder (23) an einem Bund (22) des Schlagbolzens (20) und die Rückhaltefeder
(53) an einer gehäuseseitigen Platine (4) abgestützt sind.
2. Bodenzünder nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Wand (56) der Ausnehmung (52) koaxial zur Hauptachse (14) des Zünders (1)
ist und in Anzündrichtung (13) eine Kante (15) als Übergang zu einer, rechtwinkling
zur Hauptachse (14) liegenden Fläche (17) vorgesehen ist,
und an der Fußscheibe (25) ein über die Sperrkugeln (55) radial hinausragender Spannbereich
(26) vorgesehen ist.
3. Bodenzünder nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Federkraft der Arbeitsfeder (23) etwa zehnmal größer ist als die der Rückhaltfeder
(53).