[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Verringerung von Schadstoffemissionen
bei thermischen Prozessen, wie insbesondere Sinterprozessen, bei welchen ein brennstoffhältiges
Gemisch, insbesondere ein Koksbett, gezündet wird.
[0002] Aus der EP-A1 39 305 ist bereits ein Verfahren zur Verringerung der Schadstoffemission
beim Sintern bekannt geworden, bei welchem zwischen der Rohsinterschicht und dem
Sinterrost ein Fremdrostbelag als Zwischenschicht aufgebracht wird. Die vorgeschlagene
Zwischenschicht besteht hiebei aus körnigem Material, welches in der Lage sein soll,
Schadstoffe zu entfernen. Dieses körnige Sorbtionsmaterial wird zur signifikanten
Schadstoffemission befeuchtet, wobei besonders große Effekte mit basischen Aufschlämmungen
bzw. Flüssigkeiten erzielt wurden. Als basische Aufschlämmung wurde bevorzugt Kalkmilch
angegeben, wobei zusätzlich zu der Koksasche ein entsprechend größeres Volumen an
schwefelhaltigen Abfallprodukten gebildet wird. Auf derartigen Sinteranlagen werden
beispielsweise Vorprodukte für die Metallgewinnung aus Erzen hergestellt, wobei Erzmischungen,
Konzentrate, Hüttenkreislaufstoffe gemeinsam mit Koksgrus auf die Sinteranlage aufgegeben
werden. Für eine Schichtdicke von etwa 40 cm der Sintermischung werden Schichtdicken
für den zusätzlichen Rostbelag zwischen 2,5 und 15 cm vorgeschlagen, um eine wirkungsvolle
Entschwefelung zu erzielen.
[0003] Die Erfindung zielt nun darauf ab, ein Verfahren der eingangs genannten Art zu schaffen,
bei welchem ohne Vergrößerung der Menge an zu verhaldenden, mit Schadstoffen angereicherten
Materialien, eine Verringerung der Schadstoffemission, insbesondere eine nahezu vollständige
Entschwefelung der Abgase ohne aufwendige Rauchgasentschwefelung erzielt werden kann.
Zur Lösung dieser Aufgabe besteht die Erfindung im wesentlichen darin, daß der porenreiche
Brennstoffanteil, insbesondere der Koks, des Gemisches vor der Aufgabe des brennstoffhaltigen
Gemisches mit Ca(OH)₂ rolliert oder mit einer Aufschlämmung von Kalkhydrat getränkt
wird. Die Maßnahme, den porenreichen Brennstoffanteil, insbesondere den Koks, des
Gemisches vor der Aufgabe des brennstoffhältigen Gemisches mit Ca(OH)₂ zu rollieren
oder mit einer Aufschlämmung von Kalkhydrat zu tränken wird, lag in keiner Weise
nahe, da das Vorurteil der Fachwelt insbesondere darin bestand, daß derartige Zusätze
zum porenreichen Brennstoffanteil, insbesondere Koks, einen empfindlichen Einfluß
auf die Zündtemperatur und insbesondere eine Erhöhung der Zündtemperatur zur Folge
haben. Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß bei Verwendung von trockenem Kalkhydrat
die Zündtemperatur des Kokses nahezu unverändert bleibt, während bei Verwendung von
Aufschlämmungen von Kalkhydrat die Zündtemperatur des auf diese Weise vorbehandelten
Kokses sogar gesenkt werden konnte. Mit der Senkung der Reaktionstemperaturen wurden
gleichzeitig die Voraussetzungen für eine wirkungsvolle Entschwefelung wesentlich
verbessert und es konnten weit über 90 % Schwefeleinbindung mühelos erzielt werden.
[0004] Das erfindungsgemäße Verfahren wird hiebei bevorzugt so durchgeführt, daß bezogen
auf die Koksmenge 5-30 Gew.-% Ca(OH)₂, vorzugsweise 10-25 Gew.-%, in trockener Form
eingesetzt werden und der Koks gemeinsam mit dem Kalkhydrat rolliert wird. Unter
Einhaltung der genannten Grenzwerte für die Kalkhydratzugabe konnte im Falle des Rollierens
von Koks mit trockenem Kalkhydrat eine nahezu unveränderte Zündtemperatur des Kokses
aufrechterhalten werden, wobei bei einer Behandlung von getrocknetem Koks mit einer
Kalkhydrataufschlämmung in den genannten Gewichtsanteilen eine Absenkung der Zündtemperatur
um 40-45°C beobachtet wurde. Eine derartig niedrigere Zündtemperatur hatte eine höhere
Reak tivität zur Folge und führte zu besonders guter Schwefeleinbindung in die Asche.
[0005] Im Falle der Tränkung des Brennstoffes mit Kalkhydrat wird bevorzugt eine Aufschlämmung
aus Ca(OH)₂ in 1 bis 3 Gew.-Teilen Wasser je Gew.-Teil Ca(OH)₂ eingesetzt. Überraschenderweise
ergaben Aufschlämmungen mit einem Gew.-Teil Ca(OH)₂ und einem Gew.-Teil H₂O ebenso
wie Aufschlämmungen mit einem Gew.-Teil Ca(OH)₂ und drei Gew.-Teilen H₂O eine besonders
starke Herabsetzung der Zündtemperatur, wohingegen eine Behandlung von Koks mit einer
Aufschlämmung aus einem Gew.-Teil Ca(OH)₂ auf zwei Gew.-Teile H₂O immer noch eine
Herabsenkung der Zündtemperatur um etwa 35°C zur Folge hatte. Trotz dieser verringerten
Abnahme der Zündtemperatur bei Einhaltung eines Gewichtsverhältnisses von 1:2 zeigt
ein mit einer Kalkhydrataufschlämmung im Gewichtsverhältnis 1:2 behandelter Koksgrus
besonders hohe Schwefeleinbindungswerte in der Asche, wenn gleichzeitig die Veraschungstemperatur
niedriger gehalten wurde.
[0006] Als Sinterkoks wird für derartige Sinterzwecke, wie oben erwähnt, in erster Linie
Koksgrus eingesetzt und im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens läßt sich bevorzugt
Sinterkoks in einem Kornband von 0,5-5 mm, vorzugsweise 1 bis 3 mm, einsetzen.
[0007] Als besonders vorteilhaft hat es sich erwiesen, wenn vor dem Rollieren bzw. vor dem
Behandeln mit der Kalkhydrataufschlämmung der einzusetzende Sinterkoks getrocknet
wird, wobei als Trocknungstemperaturen Temperaturen um 100°C besonders geeignet erscheinen.
[0008] Bei Einsatz einer Kalkhydrataufschlämmung läßt sich eine hohe Schwefeleinbindung
bei gleichzeitig geringstem Einsatz an Fremdmaterial dadurch erzielen, daß die Kalkhydrat
aufschlämmung in einer Menge von 20-50, vorzugsweise 25 bis 50 Gew.-%, bezogen auf
Koks, eingesetzt wird.
[0009] Wie bereits oben erwähnt, konnte die Schwefeleinbindung durch Steuerung der Prozeßtemperaturen
weiter optimiert werden und gemäß einer bevorzugten Verfahrensweise wird so vorgegangen,
daß die Sintertemperaturen niedrig gehalten werden.
[0010] Die Erfindung wird nachfolgend an Hand von Beispielen näher erläutert.
Beispiel 1:
[0011] 1000 g Sinterkoks mit einer Korngröße von 1 bis 3 mm wurden bei 105°C getrocknet.
Zu dem vorgetrockneten Sinterkoks wurde ein Kalkschlamm aus 125 g Ca(OH)₂ und 125
g H₂O (1:1) zugesetzt und der Koks wurde mit dem Kalkschlamm gründlich durchmischt.
Daraufhin wurde neuerlich in einem Trockenschrank getrocknet.
Beispiel 2:
[0012] 1000 g Sinterkoks einer Korngröße von 1 bis 3 mm wurden wiederum bei 105°C in einem
Trockenschrank vorgetrocknet und es wurde ein Kalkschlamm bestehend aus 125 g Ca(OH)₂
und 250 g H₂O (1:2) zugesetzt. Der Koks wurde gründlich mit dem Kalkschlamm durchmischt
und im Trockenschrank gelagert.
Beispiel 3:
[0013] 1000 g Sinterkoks einer Korngröße von 1 bis 3 mm wurden in einem Trockenschrank bei
105°C vorgetrocknet und mit einem Kalkschlamm bestehend aus 125 g Ca(OH)₂ und 375
g H₂O (1:3) innig vermischt. Die Mischung wurde im Trockenschrank gelagert.
Beispiel 4:
[0014] 1000 g vorgetrockneter Sinterkoks einer Korngröße von 1 bis 3 mm wurden mit 125 g
trockenem Kalkhydrat rolliert und der nicht anhaftende Kalk wurde durch Sieben mit
einem 0,5 mm-Sieb entfernt.
Beispiel 5:
[0015] 1000 g vorgetrockneter Sinterkoks einer Korngröße von 1 bis 3 mm wurden mit 250 g
trockenem Kalkhydrat rolliert und der nicht anhaftende Kalk wurde durch Sieben mit
einem Sieb mit einer Maschenweite von 0,5 mm entfernt.
Versuchsdurchführung:
[0016] Jede der in den Beispielen 1 bis 5 hergestellten Mischungen aus Koks und Kalkschlamm
bzw. Koks und Kalkhydrat sowie eine Vergleichsprobe, welche aus 1000 g unbehandeltem
Koks bestand, wurde folgendem Verfahren unterworfen.
[0017] Eine Probemenge des mit Kalkschlamm bzw. Kalkhydrat vermischten Kokses wurde in
eine Retorte gegeben und in einem Röhrenofen unter Luftzufuhr mit einer Aufheizrate
von ca. 5°C/min erwärmt. Während der Erwärmungsphase wurde laufend die Abgaszusammensetzung
gemessen. Der Zündpunkt der Probenmischungen war durch einen bedeutend rascheren
Anstieg der Probentemperatur sowie die beginnende CO₂-Entwicklung gekennzeichnet.
Die Zündtemperaturen der einzelnen Proben betrugen im Falle von Beispiel 1 450°C,
im Falle von Beispiel 2 455°C und im Falle von Beispiel 3 450°C. Die Zündtemperatur
der Probe von Beispiel 4 wurde nicht ermittelt und jene von Beispiel 5 betrug 495°C.
Zum Vergleich dazu beträgt die Zündtemperatur des unbehandelten Kokses mit einer Korngröße
von 1 bis 3 mm 490°C.
[0018] In einem weiteren Versuch wurden die nach Beispiel 1 bis 5 vorbehandelten Sinterkoksproben
einer Veraschung unterworfen. Die Veraschung wurde hiebei bei drei verschiedenen Temperaturen,
nämlich 900°C, 1000°C und 1100°C durchgeführt. Die Schwefeleinbindung in die Asche
wurde hiebei durch Erstellen einer Schwefelanalyse vor und nach dem Veraschen bestimmt.
Die Ergebnisse der Schwefeleinbindung in die Asche sind in Fig.1, welche ein Blockschema
der Schwefeleinbindung in die Asche darstellt, gezeigt. In Fig.1 sind auf der Ordinate
die Prozent Schwefeleinbindung dargestellt und auf der Abszisse, nebeneinander angeordnet,
die Ergebnisse der jeweils durchgeführten drei Veraschungsversuche mit unbehandeltem
Koks und mit dem mit Kalkhydrat behandelten Sinterkoksgrus. Mit 1 ist hiebei jeweils
die Schwefeleinbindung dargestellt, welche bei einer Veraschungstemperatur von 900°C
erreicht wurde, mit 2 die Schwefeleinbindung, welche bei einer Veraschung bei 1000°C
erreicht wurde, und mit 3 die Schwefeleinbindung, welche bei einer Veraschung bei
1100°C erreicht wurde. Aus Fig.1 kann deutlich ersehen werden, daß der unbehandelte
Koks bei allen drei Veraschungstemperaturen die geringsten Schwefeleinbindung in die
Asche ergab. Der höchste Schwefeleinbindungswert, nämlich 20,7 % wurde hiebei bei
der geringsten Veraschungstemperatur (900°C) erreicht.
[0019] Relativ ausgeglichene Schwefeleinbindungswerte bei den drei Veraschungstemperaturen
konnten mit dem nach Beispiel 1 vorbehandelten Sinterkoks erreicht werden. Analoges
gilt für den nach Beispiel 3 behandelten Sinterkoks, wobei jedoch hier insgesamt gesehen
die Prozentwerte der Schwefeleinbindung etwas niedriger liegen als jene für den nach
Beispiel 1 vorbehandelten Sinterkoks.
[0020] Ein besonders hoher Schwefeleinbindungswert in die Asche, nämlich 96,5 %, wurde durch
Veraschung des nach Beispiel 2 vorbehandelten Sinterkokses bei 900°C erreicht. Die
Werte der Schwefeleinbindung bei den Veraschungstemperaturen 1000 und 1100°C lagen
hiebei in etwa in jenem Bereich, welcher für die Veraschung der Mischungen nach Beispiel
1 und Beispiel 3 erhalten wurden.
[0021] Bei der Veraschung des nach Beispiel 4 vorbehandelten Sinterkokses konnte lediglich
bei einer Veraschungstemperatur von 900°C ein durchschnittlicher Wert der Schwefeleinbindung
von 86,8 % erreicht werden. Bei den Veraschungen bei höheren Temperaturen liegen die
Schwefeleinbindungswerte mit etwa 64 % deutlich unter jenen Werten, welche ansonsten
bei mit Hydratkalk vorbehandelten Sinterkoks erreicht werden konnten.
[0022] Besonders hohe Werte der Schwefeleinbindung in die Asche konnten bei Veraschung der
nach Beispiel 5 hergestellten Mischung von Koksgrus und trockenem Kalkhydrat erreicht
werden. Bei der Veraschung bei 900°C wurde hiebei eine Schwefeleinbindung von 97,1
% erreicht und bei jener bei 1000°C noch eine Schwefeleinbindung von 93,8 %.
[0023] Insgesamt gesehen ergibt sich, daß der jeweils größte Prozentsatz der Schwefeleinbindung
bei der niedrigsten Veraschungstemperatur erreicht wird und der relativ geringste
Prozentsatz der Schwefeleinbindungen bei der jeweils höchsten Veraschungstemperatur
erreicht werden kann. Auf jeden Fall sind jedoch die Prozentsätze der Schwefeleinbindung
bei dem erfindungsgemäß vorbehandelten Sinterkoks wenigstens viermal so hoch als jene,
welche bei der Veraschung von unbehandeltem Koks erreicht werden konnten.
[0024] Die Schwefelemission über Sinterabgase ist abhängig vom Schwefelgehalt des Sinterkokses.
Dieser Schwefel verbrennt in erster Linie zu SO₂. Eine Verringerung der SO₂-Bildung
ist durch eine sulfidische Bindung im Sinter selbst theoretisch möglich.
[0025] Durch Tränken des Sinterkokses mit Kalkmilch bzw. Rollierung desselben mit Kalkhydrat
ist eine optimale Verteilung des Sulfidbildners Kalzium und somit ein enger Kontakt
mit dem Schwefel des Brennstoffes gegeben. Bei der Verbrennung des Kokses während
des Sinterprozesses entsteht nicht nur SO₂, sondern auch CaS, weil im Kokspartikel
auch reduzierende Bedingungen möglich sind.
[0026] Die zeitweise Abbindung des Koksschwefels im Sinter verringert den SO₂-Ausstoß über
das Sinterabgas und hilft mit, die vorgeschriebenen Emissionswerte einzuhalten bzw.
zu unterschreiten.
1. Verfahren zur Verringerung von Schadstoffemissionen bei thermischen Prozessen,
wie insbesondere Sinterprozessen, bei welchen ein brennstoffhältiges Gemisch, insbesondere
ein Koksbett, gezündet wird, dadurch gekennzeichnet, daß der porenreiche Brennstoffanteil,
insbesondere der Koks, des Gemisches vor der Aufgabe des brennstoffhältigen Gemisches
mit Ca(OH)₂ rolliert oder mit einer Aufschlämmung von Kalkhydrat getränkt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß bezogen auf die Koksmenge
5-30 Gew.-% Ca(OH)₂, vorzugsweise 10-25 Gew.-%, in trockener Form eingesetzt werden
und der Koks gemeinsam mit dem Kalkhydrat rolliert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß eine Aufschlämmung
aus Ca(OH)₂ in 1 bis 3 Gew.-Teilen Wasser je Gew.-Teil Ca(OH)₂ eingesetzt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß Sinterkoks in
einem Kornband von 0,5-5 mm, vorzugsweise 1 bis 3 mm, eingesetzt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Sinterkoks
vor der Behandlung mit der Aufschlämmung bzw. vor dem Rollieren mit Kalkhydrat getrocknet
wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Kalkhydrataufschlämmung
in einer Menge von 20-50, vorzugsweise 25 bis 50 Gew.-%, bezogen auf Koks, eingesetzt
wird.