[0001] Die Erfindung betrifft ein Unterkalibergeschoß mit einem Treibspiegel und einer Dichtscheibe
an dessen Heck.
[0002] Ein derartiges Geschoß ist in der DE 35 25 854 A1 beschrieben. Die Dichtscheibe dient
dazu, Fugen zwischen dem geteilten Treibspiegel abzudecken. Am Treibspiegel ist außer
der Dichtscheibe ein Führungsband angeordnet. Dieses ist notwendig, um beim Abschuß
des Geschosses aus einem gezogenen Waffenrohr einen Gasschlupf durch die Züge zu vermeiden.
Nachteilig ist, daß in den Zügen trotz der Dichtscheibe Gas bis zu dem vor der Dichtscheibe
liegenden Führungsband gelangt und dabei seitlich durch den geteilten Treibspiegel
dringen kann.
[0003] Das Führungsband der DE 35 25 854 A1 ist am Treibspiegel durchrutschend gelagert,
damit der Drall der Züge des Waffenrohrs nicht auf das flügelstabilisierte Pfeilgeschoß
übertragen wird. Dieser Aufbau ist aufwendig. Das Geschoß der DE 35 25 854 A1 ist
nicht zum Verschuß aus einem glatten Waffenrohr vorgesehen.
[0004] In der GB 1 335 076 ist ein ähnliches Unterkalibergeschoß mit einer Dichtscheibe
und einem Führungsband beschrieben.
[0005] Aus der DE 30 09 775 A1 ist ein flügelstabilisiertes Pfeilgeschoß bekannt, das aus
einem gezogenen Waffenrohr verschossen werden soll. Die Kompensation des Dralls erfolgt
hier nicht mittels eines durchrutschenden Führungsbandes, sondern durch eine drehbare
Lagerung der Flügel am Geschoß.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Unterkalibergeschoß der eingangs genannten Art
vorzuschlagen, das bei einfachem Aufbau zu einer sicheren Gasdichtung in einem glatten
und auch in einem gezogenen Waffenrohr führt.
[0007] Erfindungsgemäß ist obige Aufgabe bei einem Unterkalibergeschoß der eingangs genannten
Art dadurch gelöst, daß der Treibspiegel führungsbandlos ist und daß die Dichtscheibe
an ihrem Außenrand eine nach hinten ragende, seitlich ausspreizbare Dichtlippe aufweist,
die sich durch den Gasdruck beim Abschuß in die Züge des Waffenrohrs bzw. an dessen
Wandung dichtend anlegt.
[0008] Das Geschoß weist kein Führungsband auf. Die Konstruktion und Fertigung des Treibspiegels
ist dadurch vereinfacht. Da der Treibspiegel nicht so gestaltet werden muß, daß an
ihm ein Führungsband gelagert werden kann, benötigt er weniger Raum. Dieser Raum kann
für eine Vergrößerung der Ladung der zugeordneten Patrone ausgenutzt werden, so daß
eine Leistungssteigerung erreicht ist.
[0009] Die Dichtlippe der Dichtscheibe führt zu einer sicheren Abdichtung des Treibspiegels
im Waffenrohr. Dadurch kann das Geschoß sowohl bei einem gezogenen Rohr als auch bei
einem glatten Rohr verwendet werden. Es werden auch Durchmesserveränderungen des Waffenrohrs,
beispielsweise wenn dieses verschlissen ist, ausgeglichen, ohne daß sich die Gasdichtung
verschlechtert. Da die Abdichtung am Heck des Treibspiegels erfolgt, ist vermieden,
daß Gas seitlich zwischen Segmente des Treibspiegels eintritt.
[0010] In Ausgestaltung der Erfindung sitzt die Dichtscheibe lose am Heck des Treibspiegels.
Die Dichtung ist damit gegenüber dem Treibspiegel um die Längsachse des Geschosses
rotierbar. Der Drall der Züge des Waffenrohrs wird dann kaum auf den Treibspiegel
und damit das Unterkalibergeschoß übertragen. Eine gewisse Drallübertragung kann durch
die Reibung zwischen der Dichtscheibe und dem Heck des Treibspiegels aufgrund der
Reibung verbleiben. Dies ist nicht ungünstig. Ist dagegen eine Drallübertragung von
den Zügen des Waffenrohrs auf den Treibspiegel erwünscht, kann die Dichtscheibe auf
einfache Weise drehfest mit dem Heck des Treibspiegels verbunden werden.
[0011] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen
und der folgenden Beschreibung eines Ausführungsbeispiels. Die Figur zeigt ein Unterkalibergeschoß
vor dem Abschuß.
[0012] Ein Pfeilgeschoß(1) weist Stabilisierungsflügel(2) auf. Das Pfeilgeschoß(1) ist in
einem in Längsrichtung geteilten Treibspiegel(3) gehalten. Auf dem Treibspiegel(3)
sitzt eine Zuführhaube(4), die das Pfeilgeschoß(1) bis zu dessen Spitze umgreift.
An den Treibspiegel(3) ist eine mit Treibladung gefüllte Patronenhülse(5) angebördelt.
Die Stabilisierungsflügel (2) stehen innerhalb der Patronenhülse(5). Am in die Patronenhülse(5)
ragenden Heck(6) des Treibspiegels(3) liegt eine Dichtscheibe(7) an, die beispielsweise
aus Teflon besteht. Die Dichtscheibe(7) weist an ihrem Außenrand(8) eine umlaufende,
nach hinten ragende Dichtlippe(9) auf. Diese ist seitlich ausspreizbar. Sie liegt
innen an der Patronenhülse(5) an.
[0013] Das Heck(6) und dementsprechend die Dichtscheibe(7) sind kegelartig gestaltet. Es
entsteht dadurch eine ringförmige Tasche(10). Diese begünstigt unter der Wirkung des
Gasdrucks der Treibladung das radiale Abspreizen der Dichtlippe(9).
[0014] Weder der Treibspiegel(3) noch die Zuführhaube(4) sind mit einem Führungsband versehen.
Dieses wäre sonst im Bereich (11) des Treibspiegels (3) angeordnet. Dieser Bereich
(11) ist in Längsrichtung gesehen kürzer als dann, wenn er ein Führungsband aufnehmen
müßte. Der normalerweise vom Führungsband im Patronenlager des Rohres beanspruchte
Raum kann durch eine Verlängerung des Hülsenrandes (13) genutzt werden. Dadurch ergibt
sich in der Patronenhülse (5) ein Raumgewinn (12), der eine Verstärkung der Treibladung
ermöglicht.
[0015] Wird die Treibladung gezündet, dann wirkt der Gasdruck über die Dichtscheibe(7) auf
den Treibspiegel(3). Wenn dieser die Patronenhülse(5) verläßt und in das nicht näher
dargestellte Waffenrohr eintritt, weitet sich die Dichtlippe(9) unter der Wirkung
des Gasdruckes radial so auf, daß sie sich an die Innenwandung des Waffenrohres dichtend
anlegt. Hat das Waffenrohr Züge, dann schmiegt sich die Dichtlippe(9) in diese. Das
Anlegen der Dichtlippe(9) an das Waffenrohr kann auch dadurch unterstützt sein, daß
sie mit einer gewissen Vorspannung innen an der Patronenhülse(5) anliegt.
[0016] Die Dichtlippe(9) führt im Waffenrohr zu einer sicheren Gasdichtung in der Weise,
daß in dessen Zügen Gasschlupf nicht entsteht. Zwischen die Teile des Treibspiegels(3)
kann damit Treibgas nicht eintreten.
[0017] In einem gezogenen Waffenrohr rotiert die Dichtscheibe(7) am Heck(6) des Treibspiegels(3),
da sie mit ihrer Dichtlippe(9) in die Züge eingreift. Deren Drall wird dabei nur im
Ausmaß der Reibung zwischen der Dichtscheibe(7) und dem Heck(6) auf den Treibspiegel(3)
übertragen.
[0018] Nach Verlassen des Waffenrohrs entfernen sich die Zuführhaube(4), der Treibspiegel(3)
und die Dichtscheibe(7) von dem Pfeilgeschoß(1).
1. Unterkalibergeschoß mit einem Treibspiegel und einer Dichtscheibe an dessen Heck,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Treibspiegel(3) führungsbandlos ist und daß die Dichtscheibe(7) an ihrem Außenrand(8)
eine nach hinten ragende, seitlich ausspreizbare Dichtlippe(9) aufweist, die sich
durch den Gasdruck beim Abschuß in Züge des Waffenrohrs bzw. an dessen Wandung dichtend
anlegt.
2. Unterkalibergeschoß nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Dichtscheibe(7) bei einem flügelstabilisierten Pfeilgeschoß(1) lose am Heck(6)
des Treibspiegels(3) anliegt.
3. Unterkalibergeschoß nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Dichtlippe(9) mit der Dichtscheibe(7) eine ringförmige Tasche(10) bildet,
die das Ausspreizen der Dichtlippe(9) unter Gasdruck unterstützt.
4. Unterkalibergeschoß nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Dichtscheibe(7) und das Heck(6) des Treibspiegels(3) kegelförmig gestaltet
sind, so daß zwischen der Dichtlippe(9) und der Dichtscheibe(7) im übrigen ein spitzer
Winkel besteht.
5. Unterkalibergeschoß nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Dichtlippe(9) innen an einer Patronenhülse(5) anliegt.
6. Unterkalibergeschoß nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Dichtlippe(9) unter Vorspannung an der Patronenhülse(5) anliegt.
7. Unterkalibergeschoß nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Länge der Dichtlippe(9), mit der sie den Außenrand(8) nach hinten überragt,
größer ist als die Tiefe der Züge des Waffenrohrs.
8. Unterkalibergeschoß nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Dichtlippe(9) aus einem Kunststoff, beispielsweise Teflon, besteht.