[0001] Die Erfindung richtet sich auf eine Mine, einen Wirkkörper, eine Wirkkörperhalterung
und ein Gestell aufweisend.
[0002] Moderne Minen entfalten dann ihre optimale Wirkung, wenn der Wirkkörper im Gelände
auf das Ziel ausgerichtet werden kann. Bei Hohlladungsminen muß beispielsweise der
Hohlladungsstachel ungestört senkrecht nach oben wirksam werden können. Ganz besonders
wichtig ist die Ausrichtung auch bei Minen der sogenannten dritten Generation, die
als Flächenverteidigungsminen die Fähigkeit haben, Ziele selbständig zu suchen und
autonom zu bekämpfen. Bei einer solchen Mine wird beispielsweise [Wehrtechnik 8 (1988)
74 - 79] der Wirkkörper, hier bestehend aus der Munitionseinheit, Sensoren, Auswertelogik
sowie einem Raketenmotor, aus einer Lauerstellung heraus zuerst in eine gewisse Höhe
gebracht, weil sich von oben gepanzerte Ziele wirkungsvoller bekämpfen lassen. Der
Wirkkörper muß dafür beim Start im Gelände weitgehend senkrecht ausgerichtet sein.
[0003] Da das Sperren eines Geländes durch Minen automatisch und schnell erfolgen soll,
werden die Minen in der Regel durch Artillerie oder von Hubschraübern aus in das
zu sperrende Gebiet transportiert. Es ist in diesem Fall nicht vorherzusehen, wie
eine Mine am Aufschlagort zu liegen kommt; normalerweise liegt sie nicht aufgestellt
(senkrecht). Es muß daher durch einen Aufrichtautomatismus an der Mine sichergestellt
werden können, daß die Wirkkörper auf- bzw. ausgerichtet werden. In der DE 1 800 121-C3
ist eine Mine mit am Umfang verteilten Aufrichtelementen beschrieben, durch die die
Minenachse aufgerichtet werden kann. Bei einer nicht völlig ebenen Unterlage führt
das aber nicht zu einem lotrechten Ausrichten der Minenachse.
[0004] Es sind auch weichlandende Raumflugkörper mit abstehenden Beinen bekannt, wobei
durch Ausricht- bzw. Justiereinrichtungen der gelandete Raumflugkörper seine Ausrichtung
relativ zu den Beinen mittels Motoren noch verändern kann. Ein solcher Raumflugkörper
kann nach der Landung zur Lotrechten hin ausgerichtet werden, auch wenn die Unterlage
nicht ganz plan ist. Diese Einrichtungen sind sehr aufwendig.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Körper, insbesondere Minen, die automatisch
im Gelände verlegbar sein sollen, mit einer robusten, sicheren Einrichtung zu versehen,
die es gestattet, daß der Körper eine bestimmte Ausrichtung im Raum automatisch
einnehmen kann.
[0006] Die Aufgabe wird von einer Mine gelöst, die dadurch gekennzeichnet ist, daß der
Wirkkörper über die Wirkkörperhalterung mit dem Gestell durch ein kardanisches Gelenk
verbunden ist, der Schwerpunkt des Wirkkörpers mit der Wirkkörperhalterung unterhalb
des kardanischen Gelenkes liegt und eine freipendelnde Beweglichkeit der Wirkkörperhalterung
mit dem Wirkkörper gegeben ist.
[0007] Damit ohne zusätzliche Energie die Ausrichtung von Körpern, insbesondere von Minen,
im Gelände automatisch erfolgt, muß der an dem kardanischen Gelenk pendelnde Wirkkörper
mit seiner Wirkkörperhalterung frei beweglich sein; das Gelenk muß so ausgelegt sein,
daß Gestell und Wirkkörperhalterung bei ausgerichtetem Wirkkörper nicht in die Wirkrichtung
des Wirkkörpers hineinragen. Das bedeutet praktisch, daß mit der erfindungsgemäßen
Vorrichtung bevorzugt nur eine Verdrehung des Wirkkörpers um einen Raumwinkel von
unter 90° sinnvoll ist. Bei dem erfindungsgemäßen Körper muß also angestrebt werden,
daß durch entsprechende schon bei der Landung ausgestellte Stützbeine oder durch
zusätzliche Aufrichtelemente, beispielsweise wie in der DE 1 800 121-C3 beschrieben,
eine Grobausrichtung des Körpers im Gelände schon gegeben ist. Mit dem kardanischen
Gelenk erfolgt dann eine sehr präzise Feinausrichtung ohne Hilfsenergie.
[0008] Durch die Ausbildung des kardanischen Gelenkes oberhalb des Schwerpunktes von Wirkkörper
und Wirkkörperhalterung ist ein deutig eine vertikale Richtung am Wirkkörper festlegbar.
Mit den gleichen Mitteln kann auch eine Kegelfläche, mit der Lotrechten als Achse,
und ganz speziell die horizontale Ebene festgelegt werden. Bei Minen sind die durch
Schwerkraft automatisch eintretende vertikale Stellung des Wirkkörpers und die horizontale
Ausrichtung am wichtigsten, wobei gemäß der Erfindung auch ein horizontal auszurichtender
Wirkkörper sich selbständig in diese Lage einpendelt.
[0009] Bei waagerecht oder schräg ausgerichtetem Wirkkörper ist in einer bevorzugten Ausführungsform
zusätzlich ein Antrieb zwischen Wirkkörper und Gestell vorgesehen, weil durch das
kardanische Gelenk kein azimutaler Winkel in der horizontalen Ebene bevorzugt ist.
Aufgrund der azimutalen Einstellbarkeit kann bei genau festgelegter Steilheit beim
Start des Wirkkörpers die Ausrichtung auf ein (z.B. mit zwei Mikrofonen) geortetes
Objekt erfolgen.
[0010] In einer speziellen Ausführungsform ist eine Dämpfungsvorrichtung an dem kardanischen
Gelenk vorgesehen. Es wird dadurch erreicht, daß der in dem kardanischen Gelenk frei
pendelnde Wirkkörper beispielsweise durch Wind kaum zum Schwingen angeregt wird,
und dadurch der Wirkkörper nach seiner Ausrichtung nach dem Verlegen immer die vorgesehene
Steilheit beibehält. Gemäß einer weiteren Ausführungsform ist am Gestell ein Aufrichtmechanismus
vorgesehen, welcher es ermöglicht, daß sich der Wirkkörper erst nach der Landung
aufrichtet und danach im kardanischen Gelenk ausrichtet, wobei bevorzugt vorgesehene
Dämpfungselemente die Pendelbewegung abschwächen. Diese Dämpfungselemente, z. B.
Hydraulikzylinder, können auch noch dazu benutzt werden, den Wirkkörper in eine bestimmte,
von Ortungssensoren vorgegebene Richtung auszurichten, was beispielsweise bei einer
Mine mit sonst ausschließlich senkrechtem Schuß deren Wirkungsbereich vergrößert.
[0011] Beispiele der Erfindung sind in den Zeichnungen dargestellt und im folgenden weiter
beschrieben. Es zeigen:
Fig. 1 Landung einer Mine im Gelände;
Fig. 2 Mine mit senkrecht ausgerichtetem Wirkkörper in Lauerstellung im Gelände;
Fig. 3 Draufsicht auf das kardanische Gelenk (Schnitt A-B gemäß Fig. 1);
Fig. 4 Mine mit einer Dämpfungseinrichtung;
Fig. 5 Mine mit einem waagerecht ausgerichteten Wirkkörper und einem Antrieb zum azimutalen
Ausrichten.
[0012] In Fig. 1 ist die letzte Stufe der automatischen Verteilung von Minen aus der Luft
kurz vor der Landung dargestellt. Vorausgegangen war der Ausstoß der Minen aus einer
Transporteinrichtung in ca. 1000 m Höhe. Das schonende Auftreffen der Mine auf den
Boden wird durch einen Fallschirm 1 ermöglicht. Die Mine besteht im wesentlichen aus
einem Wirkkörper 2 und einem Gestell 3, die durch ein kardanisches Gelenk 4 miteinander
verbunden sind. In diesem Beispiel übernimmt der innere Ring am kardanischen Gelenk
4 die Wirkkörperhalterung. Der Schwerpunkt des Wirkkörpers 2 liegt unterhalb des kardanischen
Gelenkes 4. Das Gestell 3 hat sich aufgrund der Verzögerungswirkung der Bremsrakete
7 über das kardanische Gelenk 4 in die Bremsrichtung ausgerichtet. Das Gestell 3
besteht im wesentlichen aus fünf Beinen 5, die am äußeren Ring 6 des kardanischen
Gelenkes 4 befestigt sind. Bei der dargestellten Minenversion ist die Sinkgeschwindigkeit
relativ groß (größenordnungsmäßig 30 m/s), damit ein Abdriften infolge Seitenwindes
kleingehalten wird. Daher ist noch eine Bremsrakete 7 vorgesehen, die knapp über dem
Boden durch den Kontaktsensor 8 ausgelöst wird. Die Bremsrakete 7 übernimmt auch noch
das (nicht dargestellte) Abtrennen der Befestigungsleinen 9 am Wirkkörper 2 und das
Wegbefördern des Fallschirmes 1 nach der Landung.
[0013] Fig. 2 zeigt die Mine in Lauerstellung im Gelände. Obwohl der Boden 10 uneben ist,
ist der Wirkkörper 2 wegen des kardanischen Gelenkes 4 vertikal ausgerichtet. Eine
besondere Wirkkörperhalterung wäre nur dann erforderlich, wenn eine von der Vertikalen
abweichende Ausrichtung des Wirkkörpers gewährleistet sein müßte und/oder wenn die
Abtrennung des Wirkkörpers von dem Gestell in eine speziell dafür ausgebildete Einheit
verlegt wäre. In diesem Beispiel gleitet bei Zündung des Raketenmotores 11 der gesamte
Wirkkörper 2 aus dem kardanischen Gelenk 4 und aufgrund der aus dem Düsenkranz 12
schräg nach außen/unten austretenden Gase ist ein senkrechter Aufstieg (zur Stabilisierung
ggf. mit Eigenrotation um die vertikale Längsachse 13 der Mine 2) möglich.
[0014] Die sich automatisch einstellende gewünschte Ausrichtung des Wirkkörpers 2 auch in
unebenem Gelände erfolgt durch das kardanische Gelenk 4, das in Fig. 3 in Drauf sicht
(Schnitt A-B gemäß Fig. 1) dargestellt ist. Die Hülle 14 des unteren zylindrischen
Teils 15 des Wirkkörpers 2 (gemäß Fig. 1 und 2) liegt an der Innenseite des innersten
Ringes 16 des kardanischen Gelenkes 4 an. Der Ring 16 klemmt den Wirkkörper 2 nicht
kraftschlüssig ein, sondern muß den aufsteigenden Wirkkörper 2 führen, da er - wie
oben erwähnt - auch die Funktion der Wirkkörperhalterung hat.
[0015] Der Außenring des kardanischen Gelenkes 4 ist mit dem äußeren Ring 6 identisch. An
ihm sind fünf Beine 5 des Gestells 3 befestigt, die im eingeklappten Zustand über
den äußeren Ring 6 nicht hinausragen. Zwischen Innenring 16 und äußerem Ring 6 ist
ein Zwischenring 19 vorhanden, wobei wegen der Drehbarkeit des Ringes 19 um die Achse
20 und des Ringes 6 um die zur Achse 20 orthogonale Achse 21 ein freies Auspendeln
des Wirkkörpers 2 erfolgt, d.h. ein Senkrechtstellen des Wirkkörpers 2 automatisch
eintritt, unabhängig von der Planheit der Unterlage, sofern der Schwerpunkt des Wirkkörpers
nur unterhalb des kardanischen Gelenkes 4 liegt und diese Pendelbewegung nicht behindert
wird.
[0016] In Fig. 4 sind Wirkkörper 2 und Gestell 3 ähnlich wie in Fig. 2 ausgebildet; die
Bewegung des Wirkkörpers 2 innerhalb des Gestells 3 ist hier jedoch gedämpft. Stoßdämpferähnliche
Dämpfungselemente 22 sind zwischen dem Ring 6 und einem Flansch 23 befestigt. Der
untere zylindrische Teil 15 des Wirkkörpers 2 sitzt auf dem Flansch 23 auf, ist aber
nicht mit ihm verbunden. Ein Aufschaukeln des Wirkkörpers durch Sturm oder durch vorbeifahrende
Fahrzeuge wird dadurch vermieden, und zu jeder Zeit ist bei dieser Mine ein senkrechtes
Aufsteigen des Wirkkörpers 2 aus der Lauerstellung heraus möglich.
[0017] Eine Mine mit einer besonders ausgebildeten Wirkkörperhalterung 24, die nach dem
Start des Wirkkörpers 2′ am Gestell 3 verbleibt, ist in Fig. 5 dargestellt. Die Wirkkörperhalterung
besteht aus einem Unterteil 25 mit Dämpfungselementen 22 und einem Rohr 26. Solange
die Massenverteilung von Wirkkörper 2′ und Wirkkörperhalterung 24 rotationssymmetrisch
zur Achse 27 ist und der Schwerpunkt dieser Teile tiefer als das kardanische Gelenk
6 liegt, ist die Achse 27 der pendelnden Wirkkörperhalterung 24 stets vertikal und
somit der in dem Rohr 26 befindliche Wirkkörper 2′ stets horizontal ausgerichtet.
Die Wirkkörperhalterung 24 ist um die Achse 27 drehbar. Durch einen Antrieb 28 in
Verbindung mit einem Kompaß oder mit Richtungssensoren erfolgt die azimutale Ausrichtung
des Wirkkörpers 2′, hier einer Rakete mit einem Hohlladungsgefechtskopf, die somit
immer auf einer waagerechten Bahn startet.
1. Mine, einen Wirkkörper (2, 2′), eine Wirkkörperhalterung (24) und ein Gestell (3)
aufweisend, dadurch gekennzeichnet, daß der Wirkkörper (2, 2′) über die Wirkkörperhalterung
(24) mit dem Gestell (3) durch ein kardanisches Gelenk (4) verbunden ist, der Schwerpunkt
des Wirkkörpers (2, 2′) mit der Wirkkörperhalterung (24) unterhalb des kardanischen
Gelenkes (4) liegt und eine freipendelnde Beweglichkeit der Wirkkörperhalterung (24)
mit dem Wirkkörper (2) gegeben ist.
2. Mine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Wirkkörper (2) senkrecht
ausgerichtet ist.
3. Mine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Wirkkörper (2′) waagerecht
ausgerichtet ist.
4. Mine nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß ein Stellmechanismus (28) zwischen
dem Wirkkörper (2′) und dem Gestell (3) vorgesehen ist.
5. Mine nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß eine Dämpfung
(22) des kardanischen Gelenkes (4) vorgesehen ist.
6. Mine nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Gestell
(3) schräg nach außen abstehende, hinreichend lange Beine (5) aufweist.
7. Mine nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß am Gestell
ein Aufrichtmechanismus vorgesehen ist.