[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Dickenregelung von Walzband und zur Kompensation
von durch Walzenexzentrizitäten verursachten Störungen nach dem Oberbegriff des Anspruchs
1 sowie eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens.
[0002] In den letzten Jahren nahmen die Forderungen nach zunehmend engeren Toleranzen in
bezug auf die Dicke gewalzter Bänder ständig zu. Es wurde bald festgestellt, daß sich
bei dem Versuch, diese enge Toleranzen einzuhalten, der Einfluß von Walzenexzentrizitäten
nachteilig auswirkt. Aus diesem Grunde wurden Schaltungen entwickelt, die den die
Walzbandqualität minimierenden Einfluß durch Walzenexzentrizitäten kompensieren sollten.
[0003] Es ist z.B. bekannt, die Exzentrizität der Walzen zunächst bei zusammengefahrenen
Walzen zu messen, diese Meßwerte abzuspeichern und diese Meßwerte während des Walzvorgangs
zur Kompensation der Walzenexzentrizität wieder heranzuziehen. Änderungen in den
Exzentrizitäten der Walzen durch Walzenverschleiß, thermisch beeinflußte Veränderungen,
Veränderungen durch Schlupf usw. können durch dieses Kompen sationsverfahren nicht
mehr erkannt werden, so daß eine Kompensation, wenn überhaupt, nur unzureichend erfolgen
kann.
[0004] Durch die EP-PS 0170016 gehört ein Verfahren zur Kompensation des Einflusses von
Walzenexzentrizitäten zum Stand der Technik, nach dem aus dem Istwert der Walzkraft,
der Walzenanstellung und der Gerüstfederkonstanten unter Zuhilfenahme der Stützwalzendrehzahl
ein Störsignal herausgefiltert und über Oszillatoren nachgebildet wird. Das nachgebildete
Störsignal dient zur Steuerung des Dickenreglers für das Walzgerüst.
[0005] Die Ursachen für Exzentrizitäten liegen in Schleifungenauigkeiten der Walzen, ungleichförmigem
Verschleiß, Druckschwankungen in den Lagern der Walzen, thermisch bedingte Exzentrizitäten
und andere mehr. Alle diese Störungen können an jeder Walze des Gerüsts auftreten
und überlagern sich, so daß sich sehr komplexe Störsignalverläufe ergeben, die sich
nur mit erheblichem Aufwand an Oszillatoren einigermaßen genau nachbilden lassen.
Hinzu kommt, daß die verwendeten Walzen unterschiedliche Durchmesser aufweisen, daher
mit unterschiedlichen Drehzahlen betrieben werden, so daß ein durch die Stützwalzendrehzahl
gesteuertes Filter nicht für alle Walzen optimal eingestellt werden kann. Damit lassen
sich auch nach diesem Verfahren Exzentrizitäten nur unzureichend kompensieren.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Dickenregelung von Walzband
und zur Kompensation von Walzenexzentrizitäten aufzuzeigen, mit dem auch durch Überlagerung
mehrerer Störeinflüsse entstandene komplexe Walzenexzentrizitäten exakt kompensiert
werden können. Der Erfindung liegt weiterhin die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung
zur Durchführung des Verfahrens zur Walzenexzentrizitätskompensierung weiterzubilden.
[0007] Diese Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Merkmale der Ansprüche 1 und 5 gelöst.
Weiterbildende Merkmale lassen sich den Unteransprüchen entnehmen.
[0008] Die Erfindung wird anhand einer Zeichnung näher erläutert. Dabei zeigen
Figur 1 die schematische Darstellung eines Walzgerüsts mit Regeleinrichtungen,
Figur 2 die schematische Darstellung des Walzenexzentrizitäts-Kompensationskreises.
[0009] In Fig. 1 ist ein Walzgerüst 1 schematisch dargestellt. Das Walzgerüst 1 weist einen
Aufnehmer 2 für die Istwalzkraft F
i und einen Aufnehmer 3 für die Istanstellung S
i auf. Dem Walzgerüst 1 ist ein Aufnehmer 4 für die Istbanddicke h
i des auslaufenden Bandes nachgeschaltet. Der Gerüstmodul M ist durch eine Feder dargestellt.
Dem Walzgerüst 1 ist eine Dickenregelung zugeordnet, die aus einem Monitorregelkreis
5, einem Gaugemeterregelkreis 6 und einem Positionsregelkreis 7 besteht. Zusätzlich
ist ein Walzenexzentrizitäts-Kompensationsregelkreis 8 vorgesehen. Über eine Eingabeeinheit
E läßt sich die Solldicke h
s des Bandes eingeben.
[0010] Fig. 2 zeigt den schematischen Aufbau des Walzenexzentrizitäts-Kompensationskreises
8. Der Kompensationskreis 8 besitzt einen A/D-Wandler 9 am Eingang sowie einen D/A-Wandler
10 am Ausgang. Ein nichtlineares Filter 11 ist mit dem A/D-Wandler 9 gekoppelt. Gleichzeitig
ist der Ausgang des Gauge meterkreises 6, an dem ein Positionsvorgabewert S
AGC abgreifbar ist über ein Verzögerungsglied 17, das dem Positionsvorgabewert S
AGC das dynamische Verhalten des Positionsregelkreises 7 aufprägt, an das Filter 11
geschaltet. Der A/D-Wandler 9 arbeitet weiterhin auf einen Negierer 12, der mit einem
Addierer 13 verbunden ist. Auch der Ausgang des Filters 11 ist auf den Addierer 13
geschaltet. Der Ausgang des Addierers 13 ist mit einem Identifikationsglied 14 gekoppelt,
das wiederum auf ein Rechenglied 15 zur Berechnung von Reglerparametern arbeitet.
Die Ausgänge des Schaltkreises 15 und des Addierers 13 sind mit einem Regler 16 verbunden.
Der Ausgang des Reglers 16 ist über den Begrenzer 18 und das Filter 19 einerseits
auf das Identifikationsglied 14 und andererseits auf den D/A-Wandler 10 geführt.
[0011] Im folgenden wird die Funktion des Kompensationsregelkreises 8 beschrieben.
Der Kompensationsregelkreis 8 benötigt als Eingangssignale das Walzkraftsignal F
i sowie den vom Gaugemeterkreis 6 gebildeten Positionsvorgabewert S
AGC. Damit werden lediglich Signale benötigt, die bereits für die herkömmliche Dickenregelung
zur Verfügung stehen, so daß zusätzliche Aufnehmer z.B. für die Drehzahl usw. nicht
notwendig werden.
[0012] Das analoge Walzkraft-Istsignal F
i wird im A/D-Wandler 9 digitalisiert und dem Filter 11 aufgeschaltet. Es handelt sich
bei dem Filter 11 um ein nichtlineares Tiefpaßfilter. Um das Walzkraft-Istsignal gut
zu glätten, d.h. das höherfrequente Störsignal abzutrennen, gleichzeitig aber auch
schnell auf Amplitudenänderungen des Eingangssignals reagieren zu können, wird das
Filter 11 vom Positionsvorgabewert S
AGC gesteuert, wobei gleichzeitig das dynamische Verhalten des Positionsregelkreises
7 berücksichtigt wird. Das am Ausgang des Filters anstehende Walzkraftsignal wird
im Ad dierer 13 zum im Negierer 12 negierten Walzkraft-Istsignal F
i addiert. Am Ausgang des Addierers 13 steht somit das durch die Walzenexzentrizitäten
verursachte Störsignal F
s an.
[0013] Im Identifikationsglied 14 wird das dynamische Verhalten des Störsignals F
s identifiziert, d.h. die Z-Übertragungsfunktion des Störsignals F
s
wird ermittelt.
Die unbekannten Parameter a
1-m, b
1-n werden dabei mit Hilfe eines rekursiven Parameterschätzverfahrens geschätzt.
[0014] Durch die vielen sich überlagernden Exzentrizitäten muß ein sehr komplexes Störsignal
F
s nachgebildet werden, wodurch eine Differentialgleichung hoher Ordnung entstehen würde.
Durch Vereinfachung läßt sich die Ordnung des Störsignals in dem Modell (1) ohne große
Nachteile bei der Nachbildung erheblich reduzieren, so daß die Parameter des Signalmodells
On-line geschätzt werden können. Durch die Vereinfachung muß die Abtastfrequenz erhöht
werden; moderne Rechner werden jedoch diesen Anforderungen gerecht.
[0015] Im Rechenglied 15 werden in Abhängigkeit von der ermittelten Störsignal-Übertragungsfunktion
(1) und unter Zuhilfenahme eines Reglersyntheseverfahrens die Parameter des Reglers
16 berechnet. Damit wird der Regler 16 an das aktuelle Störsignalverhalten adaptiert,
und es werden unter Berücksichtigung des gewünschten Regelkreisverhaltens und des
ermittelten Störsignals F
s Kompensationssignale S
k erzeugt. Damit keine zu großen Amplituden des Kompensationssignals S
n, die die Dicke des Walzbandes nachteilig beeinflussen könnten, auf den Positionsregelkreis
7 geschaltet werden, wird das Kompensationssignal S
k im Begrenzer 18 auf festlegbare maximale Amplituden begrenzt. Zur Beruhigung des
Reglerausgangs kann das Kompensationssignal S
k mit einem Filter 19 geglättet werden. Nach D/A-Wandlung wird das Kompensationssignal
S
k zum Positionsvorgabewert S
AGC de
s Gaugemeterkreises 6 addiert. Das Kompensationssignal S
k wird gleichzeitig zum Identifikationskreis 14 rückgeführt.
Bezugszeichenübersicht
[0016]
1 Walzgerüst
2 Aufnehmer Fi
3 Aufnehmer Si
4 Aufnehmer hi
5 Monitor-Regelkreis
6 Gagemeterkreis
7 Positionsregelkreis
8 Walzenexzentrizitäts-Kompensationsregelkreis
9 A/D-Wandler
10 DA-Wandler
11 Filter
12 Negierer
13 Addierer
14 Identifikationsglied
15 Rechenglied
16 Regler
17 Verzögerngsglied
18 Begrenzer
19 Filter
1. Verfahren zur Dickenregelung von Walzband unter Anwendung des Gaugemeterverfahrens
sowie zur Kompensation von durch Walzenexzentrizitäten verursachten Störungen, bei
dem die Größe des Walzspaltes, die Walzkraft und der Gerüstmodul berücksichtigt werden,
gekennzeichnet durch
a) die an sich bekannte Trennung des auf der Exzentrizität von Walzen beruhenden
Störsignal (Fs) vom Walzkraftistsignal (Fi),
b) die Identifikation des so gewonnenen Störsignals (Fs) durch Bestimmung von dessen Übertragungsfunktion,
c) die anschließende Berechnung der Reglerparameter in Abhängigkeit von der ermittelten
Störsignal-Übertragungsfunktion und unter Zuhilfenahme eines Reglersyntheseverfahens,
d) die Ermittlung des Kompensationssignals (Sk) aus dem Störsignal (Fs) und den entsprechenden Reglerparametern im adaptiven Regler (16) zur Kompensation
der Exzentrizitätsstörung,
e) sowie die Aufschaltung des Kompensationssignals (Sk) auf den Positionsregelkreis (7).
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß aus dem Walzkraftistsignal (Fi) über ein nichtlineares Filter (11), welches unter Berücksichtigung des dynamischen
Verhaltens (Verzögerungsglied 17) des Positionsregelkreises (7) mit dem Positionsvorgabewert
(SAGC) angesteuert wird, das Störsignal (Fs) Herausgefiltert wird, und
daß durch Addition des so erhaltenen Walzkraftsignals mit dem Walzkraftistsignal (Fi) das Störsignal (Fs) ermittelt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Störsignalverlauf im Zuge der adaptiven Regelung durch Schätzung der Parameter
mittels eines rekursiven Parameterschätzverfahrens als Übertragungsfunktion On-line
nachgebildet wird.
4. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß aufgrund des Störsignals (Fs) und von aus der Übertragungsfunktion abgeleiteten Reglerparametern ein Positionskorrektursignal
(Sk) erzeugt wird, welches mit dem Positionsvorgabewert (SAGC) des Gaugemeterkreises (6) zum Positionssollwert (Ssoll) addiert wird.
5. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Positionskorrektursignal (Sk) in seiner Amplitude begrenzbar ist und
daß durch Filtern des Reglerausgangs hochfrequente Kompensationssignale geglättet
werden können.
6. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach mindestens einem der Ansprüche
1 bis 5, mit einem Monitor-Regelkreis (5), einem Gaugemeterregelkreis (6), einem
Positionsregelkreis (7) sowie einem Exzentrizitäts-Regelkreis (8),
gekennzeichnet durch
einen Filter (11) , welches aus dem Walzkraftistsignal (Fi), in Abhängigkeit vom Positionsvorgabewert (SAGC) des Gaugemeterkreises (6) das störsignal (Fs) herausfiltert, wobei ein Verzögerungsglied (17) dem Positionsvorgabewert (SAGC) das dynamische Verhalten des Positionsregelkreises (7) aufprägt,
einen Addierer (13), der zum so erhaltenen Walzkraftsignal das negierte Walzkraftistsignal
(Fi) addiert,
einen Identifikationskreis (14), in dem die Übertragungsfunktion des Störsignals
(Fs) ermittelt wird,
ein Rechenglied (15), das aus der Übertragungsfunktion des Störsignals (Fs) Regelparameter ableitet, und
einen adaptiven Regler (16), der aufgrund seiner Reglerstruktur der Reglerparameter
und des Störsignals (Fs) ein Positions-Korrektursignal (Sk) erzeugt, und dessen Ausgang mit dem Ausgang des Gaugemeterkreises (6) auf den Positions-Regelkreis
(7) geschaltet ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein A/D-Wandler (9) vorgesehen ist, der das Walzkraftistsignal (Fi) digitalisiert und daß als Filter (11) ein nichtlineares digitales Tiefpaßfilter
Anwendung findet.
8. Vorrichtung nach Anspruch 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß dem adaptieven Regler (16) ein Begrenzer (18) für das Positionskorrektursignal
(Sk) sowie ein Filter (19) nachgeschaltet sind.