[0001] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Entfernung von Dioxinen
und/oder Furanen aus oberflächennahen Schichten, insbesondere aus durch Brandschäden
kontaminierten Flächen.
[0002] Aus Alfons Weiss, "Versicherungswirtschaft" 11/1987 ist beispielsweise bekannt,
daß bei Bränden, bei denen in elektrischen Betriebsmitteln und Anlagen die als Kühlmittel
und Dielektrikum vorhandenen Askarele überhitzt wurden, polychlorierte Dibenzofurane
und polychlorierte Dibenzo-p-dioxine entstehen. Dioxinspuren können auch beim Verschwelen
oder Verbrennen von Produkten entstehen, die polyfluorierte Phenole enthalten. Auch
in vielen geschäumten und ungeschäumten Kunststoffen sind als Flammschutzmittel polybromierte
Biphenyle und polybromierte Diphenylether enthalten, die potentielle Dioxinlieferanten
darstellen. Praktisch stellen alle Stoffe, die beim Verschwelen oder Verbrennen einen
Halogenwasserstoff oder das entsprechende Halogenradikal freisetzen, mindenstens eine
der beiden Komponenten für die Bildung von halogenierten Dioxinen und Furanen dar.
Als besonderes Problem hat sich die Verbrennung von PVC-haltigen Materialien herausgestellt.
Daneben zählen beispielsweise auch die in der Industrie in großen Mengen als Entfettungs-
und Reinigungsmittel verwendeten chlorierten Kohlenwasserstoffe sowie die Chlorfluorkohlenwasserstoffe
und die als Löschmittel eingesetzten Halone zu den problematischen Dioxin- und Furanbildnern.
[0003] Von allen Dioxinen ist ihr mit Abstand giftigster Vertreter, das vierfach chlorierte
2,3,7,8-Tetrachlordibenzo-p-dioxin (2,3,7,8-TCDD), am besten untersucht. Annäherungweise
werden die Toxizitätsdaten verschiedener Dioxine auf 2,3,7,8-TCDD-Äquivalente bezogen.
Dies besagt, daß alle übrigen Dioxine in Relation zu ihrer geringeren Toxizität gegenüber
2,3,7,8-TCDD mit Hilfe von (teilweise geschätzten) Toxizitätsfaktoren in 2,3,7,8-TCDD-Mengen
bzw. -Äquivalente umgerechnet werden.
[0004] So gelten zum Teil noch in der Diskussion befindliche akzeptable Grenz- und Richtwerte
für die Oberflächenkontamination durch Dioxine und/oder Furane für Büro- und Wohnräume
von 10 ng/m² TCDD oder 50 ng/m² polychlorierter Dibenzo-p-furane/-dioxine (PCDF/PCDD).
[0005] Bei Bränden chlorierter Kunststoffmaterialien und/oder chlorierter Lösungsmittel
ist in den Bereichen stärkster Beaufschlagung damit zu rechnen, daß die Grenzwerte
um den Faktor 1000 überschritten werden. Bei Brandschäden mit Chlophen-gefüllten
Transformatoren sind auch weit höhere Dioxinbeaufschlagungen ermittelt worden.
[0006] Zur teilweisen Beseitigung derartiger dioxinhaltiger Brandgaskondensate können im
Stand der Technik bekannte Verfahren durchgeführt werden, die ohnehin in der Brandsanierung
seit längerer Zeit praktisch eingesetzt werden. Hierzu zählen insbesondere die Dampfstrahlreinigung,
Heißwasserhochdruckreinigung, Sandstrahlreinigung oder der Abtrag von kontaminiertem
Material. Im Brandschadensfall sind die gebildeten Dioxine und Furane fast immer
an den ebenfalls beim Brand entstandenen Ruß gebunden, der mehr oder weniger an der
Oberfläche haftet, so daß mit der Entfernung der Rußbeaufschlagung auch die Dioxine
weitgehend entfernt werden. Eine Naßreinigung führt jedoch in der Regel nicht zu
einer Absenkung der Kontamination unter die geforderten Richtwerte. Zudem bereitet
die Entsorgung der nunmehr kontaminierten Reinigungsmittel, insbesondere des Waschwassers,
des Abtrages und des Sandstrahlgutes erhebliche Probleme.
[0007] Sofern die baulichen Voraussetzungen zum Auffangen von anfallendem Schmutzwasser
gegeben sind, kann gemäß dem Stand der Technik eine Naßreinigung (Hochdruckheißwäsche
mit Zusatz eines Benetzungsmittels) oder die Behandlung der Oberflächen mit Lösungsmittelns
wie Toluol in Betracht gezogen werden. Ist eine weitergehende Reinigung erforderlich,
liegen vor allem für unbeschichtete Oberflächen, beispielsweise Metalloberflächen,
keine zufriedenstellenden Ergebnisse mit der manuellen Feuchtreinigung vor.
[0008] Darüberhinaus ist bekannt, in dioxinverseuchten Räumen mit Hilfe von Absauggeräten
unter Adsorption des Luftstroms an Aktivkohlefiltern die Konzentration an Dioxinen
und Furanen in der Raumluft auf akzeptable Werte zu reduzieren. Hierbei wird jedoch
in den angrenzenden Oberflächen der kontaminierten Materialien keine ausreichende
Verminderung der Dioxine und Furane beobachtet.
[0009] Aus "Versicherungswirtschaft" 11/1987, Seite 704 ist bekannt, nach einem Brandfall
die eigentliche Gebäudereinigung durch eine intensive Trockenreinigung mit Hochleistungsstaubsaugern,
die mit Aktivkohlefiltern für die Abluft ausgerüstet sind, durchzuführen. Dies führt
jedoch nicht zu zufriedenstellenden Ergebnissen, da die Dioxine aufgrund der molekularen
Natur geeignet sind, in tiefer liegende Schichten zu diffundieren.
[0010] Aus den Berichten 5/85 des Umweltbundesamtes vom November 1984, Seiten 94-97 ist
der photochemische Abbau polychlorierter Dibenzo-p-dioxine in Lösung bekannt.
[0011] Aus EP-A 0 257 170 ist ein Verfahren zur Dekontamination von Oberflächen und Flüssigkeiten
bekannt, bei dem mittels UV-Strahlung gegebenenfalls in Anwesenheit von Wasserstoffatomen
bei Verwendung spezieller Reagenzien zur Reaktion mit den Dioxinen und/oder Furanen,
nämlich Netzmittel, Alkoholate und/oder Radikalbildner, halogenierte und polyhalogenierte
organische Verbindungen abgebaut werden.
[0012] WO 79/00835 beschreibt die Dehalogenierung von halogenierten Verbindungen in Lösung
mittels UV-Strahlung unter Einwirkung von oxidierenden Gasen wie Sauerstoff, Luft
oder Ozon als Stand der Technik (US-PS 3 977 952), verwendet jedoch UV-Strahlung in
Anwesenheit von Wasserstoff-Gas bei Abwesenheit von Oxidationsmitteln.
[0013] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, Dioxine und/oder Furane aus
oberflächennahen Schichten, insbesondere bei Brandeinwirkungen, zu entfernen. Besondere
Bedeutung kommt der Tatsache zu, daß es beispielsweise bei der Dekontaminierung von
Schaltschränken oder sonstigen Maschinenanlagen erwünscht ist, diese während der Sanierung
weiter in Betrieb zu halten.
[0014] So ist es weiterhin Aufgabe der vorliegenden Erfindung, kontaminierte oberflächennahe
Schichten derart aufzubereiten, daß eine sinnvolle Nutzung der Anlagen, Geräte oder
Bauteile während und nach der Dekontaminierung möglich ist.
[0015] Die erfindungsgemäße Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zur Entfernung von Dioxinen
und/oder Furanen aus oberflächennahen Schichten, wobei man die kontaminierten, festen
Oberflächen gegebenenfalls zunächst trocken absaugt, das Absauggut an einem Substrat
adsorbiert und entsorgt, dadurch gekennzeichnet, daß die kontaminierten oberflächennahen
Schichten von der umgebenden Raumluft isoliert werden und durch Überleiten von Luft
und/oder einem Austauschgas über den Schichten ein Gasstrom an den oberflächennahen
Schichten erzeugt wird, der vor oder nach dem Überstreichen der oberflächennahen
Schichten über ein oberflächenaktives Adsorptionsmittel geleitet wird und der Gasstrom
einer ionisierenden Strahlung ausgesetzt wird.
[0016] Der Begriff "oberflächennahe Schicht" im Sinne der Erfindung schließt selbstverständlich
die eigentliche feste Oberfläche und insbesondere die sichtbare feste Oberfläche mit
ein.
[0017] Bei der Behandlung des Gasstroms mit ionisierender Strahlung entstehen naturgemäß
ionische Moleküle oder Teilchen, die auch auf die kontaminierte Oberfläche einwirken,
wenn die Ionisierungsstufe vor dem Überleiten auf die kontaminierte Oberfläche durchgeführt
wird.
[0018] Für den Fall, daß die ionisierende Strahlung erst nach dem Überleiten über die kontaminierte
Oberfläche auf den Gasstrom einwirkt, ist eine Verminderung der Dioxin- und/oder
Furanwerte in der Abluft zu beobachten.
[0019] Die Isolierung der kontaminierten oberflächennahen Schichten von der Raumluft kann
beispielsweise durch Abschotten mit einer Folie erfolgen, wobei ein Gasstrom auf der
kontaminierten Oberfläche erzeugt werden kann, der von der umgebenden Raumluft isoliert
ist.
[0020] Mit Hilfe der vorliegenden Erfindung ist es somit möglich, die Konzentrationen an
Dioxinen und Furanen in kontaminierten, festen Oberflächen auf akzeptable Werte zu
reduzieren. Bei der Behandlung von losen Gütern wie beispielsweise Bauschutt, Schrott
oder auch Waren und Vorräte, d.h. insbesondere beweg liche Sachen, führt das erfindungsgemäße
Verfahren zu einer Verringerung der Menge an hochverseuchtem Abfall, wodurch hohe
Deponiekosten vermindert werden, und die überlasteten Verbrennungsanlagen enlastet
werden können.
[0021] Vorrichtungen zum Ansaugen von Raumluft aus dioxinkontaminierten Räumen sind an sich
bekannt. Hierbei wird die Raumluft an einem Substrat adsorbiert, insbesondere durch
ein Filtersystem, bestehend aus Vorfilter und speziellem Aktivkohlefilter, sowie
anschließend durch eine Ionisationsstufe geleitet, in der vorhandene gasförmige Bestandteile
oder Aerosole gespalten werden können.
[0022] Überraschenderweise wurde gefunden, daß bereits beim Überleiten von Luft und/oder
einem Austauschgas über die oberflächennahen Schichten auch dann eine Verminderung
der Konzentration an Dioxinen und/oder Furanen in den oberflächennahen Schichten registriert
werden konnte, wenn der Gasstrom vor dem Kontakt mit den oberflächennahen Schichten
über ein oberflächenaktives Adsorptionsmittel geleitet und einer ionisierenden Strahlung
ausgesetzt wird. Als Austauschgase für Luft eignen sich prinzipiell alle bei Raumtemperatur
gasförmigen Schutzgase. Bevorzugt sind jedoch nicht brennbare Gase wie Stickstoff
oder Kohlendioxid. Diese erlauben das Arbeiten in brandgefährdeten Bereichen. Im Stand
der Technik sind an sich auch reaktive Austauschgase wie Sauerstoff, Ozon oder Wasserstoff
bekannt, die gegebenenfalls auch im Rahmen der Erfindung eingesetzt werden können.
[0023] Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich insbesondere für oberflächennahe Schichten
wie Fußböden, Wandflächen, Decken, Bauschutt, Schrott, Erdboden, Verkehrsmittel, insbesondere
Fahrzeuge oder Schiffe, technische Anlagen, elektronische Geräte, Maschinen, Transportbehälter
und/oder Schaltschränke. Eine Abschaltung der Geräte, die durch Dioxine und/oder
Furane kontaminiert sind, ist während der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
nicht unbedingt erforderlich, da keine Naß reinigungsstufe erforderlich ist, die
bisher im Stand der Technik als notwendig erachtet wurde. Neben der Verminderung
der Konzentraion an Dioxinen und/oder Furanen wird in der Regel auch der nach Brandschäden
praktisch immer auftretende typische Brandgeruch beseitigt.
[0024] Die Behandlung von Bauschutt kann beispielsweise derart durchgeführt werden, daß
dieser auf einem perforierten luftdurchlässigen Untergrund dem Gasstrom von oben
nach unten oder umgekehrt und gegebenenfalls der Bestrahlung mit künstlicher UV-Strahlung
ausgesetzt wird.
[0025] In einer besonderen Ausführungsform der vorliegenden Erfindung wird das Verfahren
in einem abgeschlossenen System durchgeführt. Dies kann beispielsweise dadurch geschehen,
daß bei einem Schaltschrank nach Öffnung der Türen durch Vorsatz einer Abschottung
mit einer Schleuse, beispielsweise durch eine Abdeckfolie, zunächst die kontaminierte
Oberfläche von der Raumluft isoliert und ein abgeschlossenes System geschaffen wird.
An dieses System wird mit Hilfe von Luftkanälen oder Schläuchen ein an sich bekanntes
Luftfiltergerät angeflanscht und ein Gasstrom mit Hilfe eines Gebläses in dem System
so lange cyclisch umgewälzt, bis der Gehalt an Dioxinen und/oder Furanen auf die
gewünschten Werte reduziert wird. Hierbei streicht der Gasstrom über die teilweise
schwer zugänglichen Oberflächen der elektrischen Bauelemente des Schaltschranks.
Es wurde beobachtet, daß die Konzentration an Dioxinen und/oder Furanen auf den Oberflächen
auch dann signifikant vermindert wurde, wenn vor Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens die Oberfläche nicht trocken abgesaugt wurde. Diese Tatsache war insoweit
überraschend, als bisher im Stand der Technik angenommen wurde, daß die in Wasser
schwer löslichen Dioxine und Furane besonders gut an den Oberflächen haften würden
und somit einer derartigen Entfernung (stripping) nicht unterworfen wrden könnten.
In gleicher Weise wurde beobachtet, daß der bei einem Brandschaden auftretende und
meist fest an der Oberfläche haftende Ruß auch der art dekontaminiert wurde, daß
die Dioxine und/oder Furane an Ort und Stelle in unbedenkliche Verbindungen abgebaut
wurden. Beim Einsatz eines abgeschlossenen Systems wird insbesondere verhindert,
daß nicht ausreichend dekontaminierte Raumluft nach außen abgegeben wird, wodurch
letztlich zwar die Konzentration an Dioxinen und/oder Furanen in der betreffenden
kontaminierten Oberfläche vermindert, jedoch die Kontamination des Umfeldes bewirkt
würde.
[0026] In der Fig. 1 wird eine Teilansicht einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung wiedergegeben. Die kontaminierte Wandfläche (1) wird durch eine abdichtende
Folie (2) von der umgebenden Raumluft isoliert. In dem damit geschaffenen Hohlraum
(3) befinden sich in der dargestellten Ausführungsform die an sich nicht zwingend
erforderlichen UV-Strahler (4), (4′) und (4˝) sowie röhrenförmige Lufteintrittsöffnungen
(5) und Luftansaugöffnungen (6), an die eine Filtereinheit (7) angeflanscht ist,
die ein Gebläse zur Erzeugung eines Gasstroms, einen Aktivkohlefilter sowie eine Ionisationsvorrichtung
enthält. Der Hohlraum (3) zwischen der Wandfläche (1) und der Folie wird seitlich
durch Abdichtungsmaßnahmen - nicht eingezeichnet - von der umgebenden Raumfluft isoliert.
Der Gasstrom wird nach Kontakt mit dem Filter der Ionisierung unterworfen und so lange
im Kreis geführt, bis die Dekontamination akzeptable Werte ergibt. Selbstverständlich
läßt sich die Gasströmungsrichtung auch entgegen der Pfeilrichtung einstellen.
[0027] Die Fig. 2 stellt eine perspektivische Ansicht entlang dem Blickwinkel (II) der Fig.
1 dar und läßt erkennen, daß praktisch die gesamte Wandfläche durch die UV-Strahler
(4), (4′) und (4˝) bestrahlt wird. Mit Hilfe der Abtrenneinrichtungen (8) und (9)
wird ein von der Raumluft abgeschlossenes System erzeugt.
[0028] In der Fig. 3 wird eine bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemäß einzusetzenden
Filtereinrichtung (7) in einem abgeschlossenen System am Beispiel eines Schaltschranks
(10) darge stellt. Mit Hilfe des Gebläses (11) wird ein Gasstrom entlang der Pfeilrichtung
erzeugt, der nach Kontakt mit dem Vorfilter (12) und anschließendem Hauptfilter (13)
die Ionisierungsstufe (14) erreicht. Im Anschluß daran wird der Gasstrom über das
Nachfilter (15) geleitet. Bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens in
einem abgeschlossenen System wird der Gasstrom so lange im Kreis geführt, bis die
Kontamination an Dioxin und/oder Furanen auf akzeptable Werte gemindert ist.
[0029] Die Fig. 4 gibt eine besondere Ausführungsform eines nicht geschlossenen Systems
zur Entfernung von Dioxinen und/oder Furanen gemäß der vorliegenden Erfindung wieder.
Mit dem Gebläse (11) wird ein Gasstrom erzeugt, der über die kontaminierten Oberflächen
geleitet wird und anschließend, nach dem Überstreichen der kontaminierten Oberfläche,
- nicht gezeichnet - in die Filtereinheit (7) gelangt, wobei der Gasstrom über ein
Vorfilter (12), ein Hauptfilter (13) und eine nachfolgende Ionisierungsstufe (14)
geführt wird. Hieran schließt sich eine Nachfilterstufe (15) an. Zur Erhöhung der
Gasströmungsgeschwindigkeit oder zur Einstellung eines gewünschten Druckes in dem
System kann durch Variation der Ansaugleistung des Gebläses (16) auch in Verbindung
mit dem Gebläse (11) der Druck und/oder die Gasströmungsgeschwindigkeit in dem nicht
abgeschlossenen System wunschgemäß eingestellt werden. In gleicher Weise ist es erfindungsgemäß
möglich, den Gasstrom entgegen der Pfeilrichtung strömen zu lassen. Gegebenenfalls
kann es hier erforderlich sein, zum Erhalt der Reihenfolge aus Vorfilter (12), Hauptfilter
(13), Ionisierungsstufe (14) und Nachfilter (15) diese in der Filtereinheit (7) umzukehren.
In diesem Fall wird der Gasstrom somit in gleicher Weise wie oben zunächst über das
Vorfilter (12) und das Hauptfilter (13) geleitet, bevor der Gasstrom die Ionisierungsstufe
(14) durchläuft. Das Vorhandensein des Nachfilters (15) ist meist von untergeordneter
Bedeutung. Nach Kontakt mit der Ionisierungsstufe (14) wird hier der Gasstrom entgegen
der Pfeilrichtung auf die kontaminierte Oberfläche - nicht gezeichnet - geleitet und
mit Hilfe des Gebläses (11) abgesaugt.
[0030] Eine Möglichkeit der Schaffung eines abgeschlossenen Systems besteht darin, daß bei
einem geschlossenen Schaltschrank der Gasstrom durch die Belüftungsschlitze ein- und
ausgeführt wird. Darüberhinaus besteht bei nichtbeweglichen Gegenständen, wie Maschinen,
auch die Möglichkeit, durch luftdichte Abschottung der Gegenstände insgesamt ein abgeschlossenes
System herzustellen, an das die Reinigungselemente über Schlauchleitungen angeflanscht
werden. Die Abschottung kann beispielsweise durch ein über dem zu dekontaminierenden
Gegenstand gebrachtes Zelt geschehen, unter dem die zu behandelnden Gegenstände und
gegebenenfalls erforderliche Geräte unterzustellen sind. Hierbei ist es möglich,
Kontaminationen im Inneren der Maschinen oder Anlagen zu beseitigen, ohne daß eine
korrosionsgefährdende Naßbehandlung erforderlich ist. Ebenso ist es möglich, stationäre
Einrichtungen zu schaffen, in die zu dekontaminierende Gegenstände eingebracht werden.
[0031] Prinzipiell ist der in dem System herrschende Druck frei wählbar. Dieser kann somit
geringer, gleich oder höher als der äußere Luftdruck sein und darüberhinaus selbstverständlich
auch während der Behandlungszeit der kontaminierten Oberfläche einfach oder mehrfach
variiert werden.
[0032] Neben dem Druck ist es möglich, auch die Gaströmungsgeschwindigkeit einzustellen.
Eine erhöhte Gasströmungsgeschwindigkeit bewirkt hierbei eine schnellere Entfernung
der Dioxine und/oder Furane von den zu behandelnden kontaminierten Oberflächen. Der
Einfluß der Temperatur des Gasstroms und der relativen Luftfeuchtigkeit ist ebenfalls
von gewisser Bedeutung. Es ist ohne weiteres möglich, die Behandlung der Oberflächen
bei gegenüber der Raumtemperatur erhöhten oder verminderten Temperaturen durchzuführen.
Die Erhöhung der Temperatur bei gleichzeitigem Absenken der Luftfeuchtigkeit führt,
insbesondere bei vorheriger Benetzung der oberflächennahen Schichten aufgrund der
guten Aerosolbindung der Dioxine und/oder Furane dazu, daß diese aus tieferen Schichten
hervorgehoben und an die Oberfläche gebracht werden. Dies erlaubt die Entfernung der
Kontamination über die sichtbare Oberfläche hinaus in den oberflächennahen Schichten.
Durch Verdunstung an der Oberfläche gelangen die abzubauenden Dioxine und/oder Furane
dann in den Gasstrom.
[0033] Als oberflächenaktive Adsorptionsmittel sind prinzipiell alle Stoffe einsetzbar,
die ein ausreichendes Adsorptionsvermögen für die Dioxine und/oder Furane aufweisen.
Besonders bevorzugt im Sinne der vorliegenden Erfindung wird Aktivkohle als oberflächenaktives
Adsorptionsmittel eingesetzt. Auch ist es möglich, Filtersysteme einzusetzen, die
beispielsweise aus einem Vorfilter bestehen, aus einem chemischen Hauptfilter - insbesondere
speziell dotierte Aktivkohle hohen Gewichts - und einem Nachfilter. Während das Vorfilter
sichtbare, in der Luft befindliche Partikel abfangen soll, reagiert das chemische
Filter mit den Dioxinen oder Furanen und bindet diese Stoffe. Hierfür ist beispielsweise
Aktivkohle Variosorb
R A geeignet.
[0034] Das Nachfilter schließlich filtert Restpartikel aus und hält die Reinigungsstufe
von innen und das Gebläse sauber.
[0035] Die auf den Gasstrom einwirkende ionisierende Strahlung kann nach an sich bekannten
Verfahren erzeugt werden. Insbesondere geeignet sind Vakuum-UV-Röhren. Die Aufgabe
der Ionisationsstufe bei der Sanierung besteht darin, durch die Herstellung energiegeladener
Atome, beispielsweise Sauerstoffatome, Gasmoleküle durch Mikrooxidation zu neutrailisieren,
die Entfernung und/oder die chemische Umwandlung der Dioxine und/oder Furane in unbedenkliche
Verbindungen zu beschleunigen und damit auch die Lebensdauer des chemischen Filters
zu verlängern. Als Nebeneffekt werden durch die Ionisation die meisten Osmogene (Gas
organischen Ursprungs) neutralisiert und in der Regel auch der typische Brandgeruch
beseitigt. Bei Einsatz eines abgeschlos senen Systems tritt keine merkliche Ozonkonzentration
nach außen.
[0036] Um beispielsweise eine Dioxin- oder Furan-Konzentration von gesundheitsgefährdenden
1 µg/m³ auf ein relativ ungefährliches Niveau von 10⁻⁵ µg/m³ zu reduzieren, benötigt
man mit an sich bekannten Raumluftfiltergeräten nur etwa 15 Luftwechsel bei 50 %iger
Filterwirksamkeit.
[0037] Die Entsorgung der verbleibenden Filter kann in bekannter Weise durch katalytische
Verbrennung durchgeführt werden.
[0038] Eine weitere Ausführungsform der vorliegenden Erfindung besteht darin, die oberflächennahen
Schichten vor, während oder nach der Behandlung durch den Gasstrom ultravioletter
Strahlung auszusetzen. Aus "Berichte" 5/85 ist zwar der Photoabbau polychorierter
Dibenzo-p-dioxine im Labormaßstab prinzipiell bekannt, bei der Bestrahlung von 2,3,7,8-TCDD
suspendiert in kristalliner Form in destilliertem Wasser konnte jedoch kein Abbau
nachgewiesen werden.
[0039] Ebenso konnten bei reinem 2,3,7,8-TCDD, das an Bodenproben adsorbiert war und mit
UV-Licht bestrahlt wurde, nur geringe Abnahmen (t 1/2 > 14 Tage) beobachtet werden.
Einflüsse von Temperaturen und/oder Luftfeuchtigkeit wurden nicht untersucht. Durch
Zusatz von Lösungsmitteln für die Dioxine und/oder Furane ließ sich zwar die Photolyserate
erheblich steigern. Möglicherweise ist jedoch die Kontamination in tiefer liegende
Schichten vorgedrungen. Obwohl die Strahlung normalerweise nur an der direkten Bodenoberfläche
wirksam werden kann, wurde beschrieben, daß durch Lösung des 2,3,7,8-TCDD erheblich
verbesserte Abbauraten erzielt werden konnten. Eine großflächige Anwendung dieses
Prinzips zur Dekontaminierung wurde jedoch wegen der Befürchtung des Eindringens des
2,3,7,8-TCDD in noch größere Bodentiefen nicht durchgeführt. Bei der Bestrahlung von
Bodenproben konnte festgestellt werden, daß die Konzentration an Dioxinen und/oder
Furanen bis in eine Tiefe von 3 cm erheblich abgesenkt werden konnte, ohne daß diese
Bereiche einer direkten Bestrahlung ausgesetzt waren.
[0040] Erfindungsgemäß wurde gefunden, daß insbesondere bei gegenüber der Raumtemperatur
leicht erhöhter Temperatur, beispielsweise 30 bis 40 °C und einer Entfeuchtung der
Luft auch ohne Einsatz von Lösungsmitteln für die Dioxine und/oder Furane im Rahmen
des hier beschriebenen Verfahrens eine akzeptable Verminderung der Konzentration an
Dioxinen und/oder Furanen beträchtliche Abbauraten in den tiefer liegenden Oberflächenschichten
erzielt werden können. So zeigte sich beispielsweise auch bei der Einwirkung von
Ethanol (Nichtlösungsmittel) auf die Oberflächen eine akzeptable Abbaurate.
[0041] Vorteilhaft im Sinne der vorliegenden Erfindung kann es jedoch sein, auf die oberflächennahen
Schichten vor und/oder während der Bestrahlung im Bereich der Raumtemperatur flüssige
nicht reaktive Medien aufzubringen.
[0042] Eine weitere Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist dadurch gekennzeichnet,
daß das aufgebrachte nicht reaktive Medium ausgewählt ist aus Lösungsmitteln oder
vorzugsweise Nicht-Lösungsmitteln für Dioxine und Furane. Im Sinne der vorliegenden
Erfindung kann auch zunächst ohne Einwirkung eines flüssigen nicht reaktiven Mediums
gearbeitet werden und dieses erst im Verlauf der Bestrahlung eingesetzt werden.
[0043] So können insbesondere als Lösungsmittel im Bereich der Raumtemperatur flüssige
aliphatische, aromatisch-aliphatische und/oder aromatische Kohlenwasserstoffe, halogenierte
Kohlenwasserstoffe, Glykole, Ether, Glykolether, Ketone und/oder Ester eingesetzt
werden. Bei stark aufsaugendem Untergrund besteht jedoch die Möglichkeit, daß die
Dioxine und/oder Furane in tieferliegende, nicht erreichbare Schichten diffundieren.
[0044] Aufgrund der außerordentlich geringen Wasserlöslichkeit der Dioxine und/oder Furane
ist das Aufbringen von Wasser auf die zu behandelnden kontaminierten Oberflächen besonders
bevorzugt, da hierdurch das Eindringen der Dioxine und Furane in noch tiefer liegende
Schichten verhindert wird. Die flüssigen nicht reaktiven Medien können beispielsweise
vor der Behandlung auf die Oberflächen gespritzt oder gestrichen werden. Geeignete
Gegenstände können auch direkt in die Medien getaucht werden. Darüber hinaus können
die flüssigen nicht reaktiven Medien dem Gasstrom beigegeben werden.
[0045] Bei der Verdunstung des Wassers aus tiefer liegenden Schichten zur Oberfläche können
Dioxine und/oder Furane beispielsweise als Suspension, Lösung oder Aerosol mitgeführt
und der Strahlung an der Oberfläche ausgesetzt werden. Daneben können auch niedrigsiedende
Lösungsmittel oder Nichtlösungsmittel wie Alkohole, insbesondere Methanol, Ethanol,
Propanole und/oder Butanole eingesetzt werden.
[0046] Den vorgenannten Medien kann gegebenenfalls darüberhinaus ein Netzmittel zugegeben
werden. Die Aufgabe des Netzmittels besteht erfindungsgemäß darin, das Lösungsmittel
und/oder das Nicht-Lösungsmittel für Dioxine und Furane in die kontaminierten Bereiche
einzubringen.
[0047] Durch geeignete Wahl der Strahlungsintensität und der Dauer der künstlichen UV-Bestrahlung
läßt sich in den oberflächennahen Schichten die Kontamination an Dioxinen und Furanen
praktisch quantitativ entfernen. Hierzu wird vorzugsweise ultraviolette Strahlung
im Bereich von 200 bis 280 nm, d.h. UV-C-Strahlung, eingesetzt.
Beispiele
Beispiel 1
[0048] Ein Niederspannungsverteiler-Schaltschrank mit lackierten Oberflächen in einer baulichen
Anlage, die durch einen naheliegenden Brand mit Dioxinen und Furanen kontaminiert
war, wurde nach dem Öffnen der Türen mit einer Kunststoffolie (2) abgeschottet. Hieran
wurde über zwei Luftkanäle (5) und (6) ein Dekontaminierungssystem, bestehend aus
einer Filtereinheit (7), einer Vakuum-UV-Strahlungsquelle (14) und einem Gebläse (11),
angeflanscht. Als Filtermaterial (13) diente Aktivkohle Variosorb
R A in einer Menge von etwa 8 kg, als Ionisationsstufe 5 IRE-Röhren im Ausblasstrom
sowie ein Radialventilator mit einer Pumpleistung von etwa 1000 m³/h. Im Verlauf
von 21 Tagen konnte die mittels Wischprobe bestimmte Kontaminaton von 104 ng/m² polychlorierter
Dibenzofurane auf 9 ng/m² gesenkt werden. Dies entspricht einem Wirkungsgrad von
91 %. Die TCDD-Äquivalente betrugen vor der Einwirkung 2,6 ng/m² und nach der Behandlung
0,22 ng/m². Dies entspricht, bezogen auf die TCDD-Äquivalente, einem Wirkungsgrad
von 91 %.
Beispiel 2
[0049] Eine Wandfläche (1) aus Sichtbeton, die durch einen nahen Brand mit Dioxinen und
Furanen kontaminiert war, wurde mit einer Vorrichtung gemäß Fig. 1 in einem abgeschlossenen
System mit einer Filtereinheit (7) gemäß Beispiel 1 und drei UV-Röhren (4), (4′) und
(4˝) mit einem Strahlungsmaximum im Bereich von 270 bis 280 nm in einem Abstand von
50 cm 8 Tage behandelt.
[0050] Die Größe der Wandfläche betrug 8,2 m². Als Abdeckfolie (2) wurde eine schwarze
Kunststoffolie eingesetzt, um das weitere Arbeiten in dem kontaminierten Raum zu
ermöglichen. Im Verlauf von 8 Tagen konnte die mittels Wischprobe bestimmte Kontamination
von 80 ng/m² polychlorierter Dibenzofurane auf 2,8 ng/m² gesenkt werden. Dies entspricht
einem Wirkungsgrad von 96 %.
1. Verfahren zur Entfernung von Dioxinen und/oder Furanen aus oberflächennahen Schichten,
wobei man die kontaminierten festen Oberflächen gegebenenfalls zunächst trocken absaugt,
das Absauggut an einem Substrat adsorbiert und entsorgt, dadurch gekennzeichnet,
daß die kontaminierten oberflächennahen Schichten von der umgebenden Raumluft isoliert
werden und durch Überleiten von Luft und/oder einem Austauschgas über den Schichten
ein Gasstrom an den oberflächennahen Schichten erzeugt wird, der vor oder nach dem
Überstreichen der oberflächennahen Schichten über ein oberflächenaktives Adsorptiosmittel
geleitet wird und der Gasstrom einer ionisierenden Strahlung ausgesetzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß oberflächennahe Schichten
von Fußböden, Wandflächen, Decken, Bauschutt, Schrott, Erdboden, Verkehrsmittel, insbesondere
Fahrzeuge oder Schiffe, technische Anlagen, elektronische Geräte, Maschinen, Transportbehälter
und/oder Schaltschränke behandelt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß oberflächennahe Schichten
innerhalb eines abgeschlossenen Systems der Behandlung ausgesetzt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß ein gegenüber dem äußeren
Luftdruck verminderter oder erhöhter Gasdruck eingesetzt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß während der Behandlungsdauer
der Gasdruck des Systems einfach oder mehrfach geändert wird.
6. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß während der Behandlung
der oberflächennahen Schichten die Gasströmungsgeschwindigkeit variiert wird.
7. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß als oberflächenaktives
Adsorptionsmittel Aktivkohle eingesetzt wird.
8. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die ionisierende
Strahlung mittels Vakuum-UV-Röhren erzeugt wird.
9. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die oberflächennahen
Schichten zusätzlich vor, während oder nach der Behandlung durch den Gasstrom künstlicher
ultravioletter Strahlung ausgesetzt werden.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die oberflächennahen Schichten
einer UV-Strahlung mit Wellenlängen im Bereich von 200 bis 280 nm ausgesetzt werden.
11. Verfahren nach Ansprüchen 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, daß während der
Bestrahlung die Temperatur der zu behandelnden Oberfläche gegenüber der Raumtemperatur
erhöht und/oder die Luftfeuchtigkeit vermindert wird.
12. Verfahren nach Ansprüchen 9 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß auf die oberflächennahen
Schichten vor und/oder während der Bestrahlung im Bereich der Raumtemperatur flüssige
nicht reaktive Medien aufgebracht werden.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß Medien aufgebracht werden,
die ausgewählt sind aus Lösungsmitteln und/oder Nichtlösungsmitteln für Dioxine und
Furane.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß als Lösungsmittel im Bereich
der Raumtemperatur flüssige aliphatische, aromatisch-aliphatische und/oder aromatische
Kohlenwasserstoffe, halogenierte Kohlenwasserstoffe, Glykole, Ether, Glkyolether,
Ketone und/oder Ester eingesetzt werden.
15. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß als Nichtlösungsmittel
Wasser, Alkohole, insbesondere Methanol, Ethanol, Propanole und/oder Butanole, eingesetzt
werden.
16. Verfahren nach Ansprüchen 13 bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß dem flüssigen
Medium Netzmittel zugegeben werden.