[0001] Die Erfindung betrifft einen Röntgenstrahlerzeuger nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs
               1.
 
            [0002] Röntgenröhren für die medizinische Diagnostik werden in der US-A-4 357 555, der EP-A-0
               136 762 und in Philips Tech. Rev. 41, 1983/84 Nr. 4, Seite 126 bis 134 beschrieben.
 
            [0003] Röntgenröhren für Feinstrukturuntersuchungen sind aus J. Urlaub, Röntgenanalyse Bd.
               1. Röntgenstrahlen und Detektoren (Siemens, Karlsruhe 1974) Seite 71 bis 75 bekannt.
 
            [0004] Zur Durchführung hochempfindlicher Röntgenanalyseverfahren (Totalreflexions-Röntgen-Fluoreszenzanalyse,
               Reflektometrie, Interferometrie, Diffraktometrie, usw.) werden Röntgenquellen mit
               einer hohen spektralen Brillanz benötigt. Da Synchrotrons, die derzeit intensivitätsstärksten
               Röntgenlichtquellen, nicht als Laborquellen verfügbar sind, wird versucht, die Brillanz
               konventioneller Röntgenröhren durch Anwendung der folgenden Techniken zu erhöhen:
               
               
- Verringerung des Elektronenfokus auf der Anode (Erhöhung der Leistungsdichte des
                  Elektronenstrahls)
               - Verwendung einer Drehanode (Verteilung der thermischen Belastung auf die Mantelfläche
                  einer schnell rotierenden Anode)
               - Verringerung der effektiven Röntgenemissionsfläche durch flachen Strahlabgriff (s.
                  beispielsweise J. Urlaub, Röntgenanalyse Bd. 1, S. 96 bis 98).
 
            [0005] Sowohl bei Fixanoden als auch bei Drehanoden ist die mit diesen Techniken erreichbare
               Brillanz bereits bis zu den Materialgrenzwerten hin ausgeschöpft. Die Verwendung von
               Drehanoden bereitet darüberhinaus erhebliche technische Schwierigkeiten, da die zum
               Antrieb der Anode und zum Austausch des Kühlmittels erforderlichen Drehdurchführungen
               auch bei Drehzahlen von bis zu 6000 U/min den Kühlmittelkreislauf und das evakuierte
               Röhrengehäuse noch sicher abdichten müssen. Trotz aufwendiger Konstruktionen führen
               Undichtigkeiten aber immer wieder zu Ausfällen. Außerdem bewirkt der Elektronenstrahl
               eine starke lokale Aufheizung der Anode, wodurch diese extremen mechanischen Spannung
               unteworfen ist und deshalb sehr schnell altert. Mit zunehmender Betriebsdauer bilden
               sich Risse. Dies bewirkt wegen der stärkeren Selbstabsorption eine Brillanzverminderung.
               Die Risse können darüberhinaus zu einem Kühlmittelaustritt in das Röhrenvakuum führen.
               Die starke lokale Aufheizung der Anode kann auch ein Abdampfen von Anodenmaterial
               verursachen und bei den hohen elektrischen Feldstärken zu Überschlägen führen.
 
            [0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Röntgenstrahlerzeuger der eingangs
               genannten Art anzugeben, der einfach aufgebaut ist und eine hohe Brillanz aufweist.
               Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch einen Röntgenstrahlerzeuger nach Patentanspruch
               1 gelöst.
 
            [0007] Der mit der Erfindung erzielbare Vorteil besteht zum einen darin, daß die Brillanz
               einer Röntgenröhre generell verbessert werden kann, weil flüssige Anoden eine höhere
               Elektronenstrahlleistungsdichte vertragen (keine Rißbildung, bessere Wärmeabfuhr durch
               Durchmischung). Zum anderen kann die Brillanz durch röntgenoptische Effekte bei flachem
               Strahlabgriff zusätzlich energie- bzw. wellenlängenselektiv gesteigert werden. Die
               Voraussetzung hierfür, eine glatte Anodenoberfläche, wird von Flüssiganoden in idealer
               Weise erfüllt.
 
            [0008] Während die Unteransprüche 2 bis 12 Ausgestaltungen des Röntgen strahlerzeugers nach
               Patentanspruch 1 betreffen, sind die Ansprüche 13 und 15 auf ein Verfahren zum Betrieb
               eines Röntgenstrahlerzeugers gerichtet.
 
            [0009] Die Erfindung wird im folgenden anhand der Zeichnungen erläutert. Hierbei zeigt:
               
               
Fig. 1 ein erstes Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Röntgenstrahlerzeugers,
               Fig. 2 die relative Brillanz eines Röntgenstrahlerzeugers in Abhängigkeit vom Abgriffswinkel
                  CZ2 und der Photonenenergie Evo
               Fig. 3 die geometrischen Verhältnisse beim Austritt der Röntgenstrahlung in das Röhrenvakuum,
               Fig. 4 bis 7 weitere Ausführungsbeispiele erfindungsgemäßer Röntgenstrahlerzeuger.
 
            [0010] Der in Fig. 1 schematisch dargestellten Röntgenstrahlerzeuger besteht im wesentlichen
               aus einem von der Metallwandung 1, den Strahlaustrittsfenstern 2, dem Anodenträger
               3/4 und der Glas-Hochspannungsdurchführung 5 gebildeten Gehäuse, einer im Hochvakuum
               des Gehäuses angeordneten, mit Spannungszuführungen 6 verbundenen Glühwendel 7 als
               Kathode sowie einer Wehneltelektrode 8 zur Fokusierung der von der Glühwendel 7 emittierten
               Elektronen auf die während des Betriebes flüssige Anode 9. Zur Kühlung der die Anodenträgeroberseite
               3 vollständig benetzenden Anodenflüssigkeit 9 (ein Abfließen wird durch die Oberflächenspannung
               verhindert) wird Wasser 16 oder ein anderes Kühlmittel über den im Befestigungsflansch
               10 vorhandenen Kanal 11 an den Anodenträgesockel 4 herangeführt und über den Kanal
               12 abgeleitet. Die Abdichtung des Kühlmittelkreises zwischen dem Anodenträgersockel
               4 und dem Befestigungsflansch 10 erfolgt durch einen O-Ring 13. Beim Betrieb des Röntgenstrahlerzeugers
               mit niedriger Leistung ist kein nennenswerter Schwund an Anodenflüssigkeit 9 durch
               Abdampfen zu befürchten, sofern man diese ausreichend kühlt. Die Abdampfrate steigt
               bei hohen Röhrenleistungen allerdings erheblich an, so daß der Materialverlust nicht
               mehr zu vernachlässigen ist. Durch starke Kühlung des Anodenträgers 3/4 und gleichzeitiges
               Erwärmen des übrigen Röhrengehäuses, insbesondere des Anodenflüssigkeitsvorrats 18
               mit Hilfe des Heizleiters 46, kann man allerdings sicherstellen, daß die verdampfte
               Anodenflüssigkeit wieder auf der Anodenträgeroberseite 3 kondensiert. Es stellt sich
               ein dynamisches Gleichgewicht zwischen Abdampfrate und Kondensationsrate ein, da die
               Kühlwirkung mit abnehmender Dicke der Anodenflüssigkeit 9 zunimmt. Die Heiz- und Kühlleistung
               sind hierbei so einzustellen, daß der Gehäusedruck während des Betriebs 10 (-9) bar
               nicht übersteigt.
 
            [0011] Als Anodenmaterialien kommen in erster Linie Metalle mit niedrigem Schmelzpunkt FP
               und hohem Siedepunkt KP sowie niedrigem Dampfdruck und hoher Wärmeleitfähigkeit in
               Betracht, insbesondere Gallium Ga, Indium In, Zinn Sn und deren Legierungen. Die Schmelz-
               und Siedepunkte FP bzw. KP der Metalle Ga, In und Sn sind in Tabelle 1 angegeben.
               Hierbei ist die Aufheizung durch den Elektronenstrahl im allgemeinen so hoch, daß
               keine zusätzlichen Heizeinrichtungen zur Verflüssigung des Anodenmaterials erforderlich
               sind.
 
            [0012] 
               
Flüssigkeiten besitzen eine geringe Oberflächenrauhigkeit und, wenn man Vibrationen
               vermeidet, auch eine geringe Welligkeit. Da die mittlere Rauhigkeit von Flüsigkeiten
               (thermisch erregte Kapillarwellen) bei nicht zu hohen Temperaturen T«T
KP typischerweise unter 1 nm liegt, ist es möglich, die von der Anode 9 emittierte Röntgenstrahlung
               14 unter extrem flachen Winkeln α
2 < 1 ° abzugreifen. Dies ist insbesondere für die Steigerung der spektralen Brillanz
               des Röntgenstrahlerzeugers von Bedeutung. Als spektrale Brillanz B
E bezeichnet man hierbei die Größe

 
            [0013] die die Anzahl N, der pro Zeitintervall dt, Raumwinkelelement d02 und Energieintervall
               dE, emittierten Photonen bezogen auf die effektive Größe dA
2 der Röntgenstrahlquelle angibt.
 
            [0014] Zur Steigerung der spektralen Brillanz B
E des Röntgenstrahlerzeugers wird die in Jap. Journ. of Appl. Phys. Vol. 24, No. 6,
               1985, S. L 387 - L 390 beschriebene Raumwinkelkonzentration der in oberflächennahen
               Schichten der Anode erzeugten und ins Vakuum austretenden Röntgenstrahlung 14 ausgenutzt.
               Da dieser durch Brechung hervorgerufene Effekte nur im Bereich des Austrittsgrenzwinkels
               α
2c wirksam wird, sollte der durch die Blende 15 vorgegebene Abgriffswinkel α
2 die Beziehung

erfüllen. Der dem Grenzwinkel der Totalreflexion entsprechende, von der Photonenenergie
               E, sowie dem verwendeten Anodenmaterial abhängige Austrittsgrenzwinkel α
2c errechnet sich hierbei aus dem Dispersionsanteil des Brechungsindex

gemäß der Formel

Dabei hängt β über

mit dem Absorptionskoeffizenten zusammen. Bei hohen Photonenenergien E, > E
AK (E
AK: Energie der K-Schalen-Absorbtionskante) ist 5 näherungsweise durch

               
               mit ro : klassisher Elektronenradius
               NA : Avogadro-Konstante
               h : Planck-Konstante
               c : Vakuumlichtgeschwindigkeit
               e : Elementarladung
               p : Dichte des Anodenmaterials
               Z : Kernladungszahl des Anodenmaterials
               Ar : relative Atommasse des Anodenmaterials
               E, : Photonenenergie gegeben.
 
            [0015] Typische Werte für den Austrittsgrenzwinkel

liegen bei 0,5°. Da man in der vorliegenden Erfindung die röntgenoptischen Eigenschaften
               der Anodenoberfläche im Bereich extrem kleiner Abgriffswinkel (s. Gl. (2)) zur Brillanzsteigerung
               ausnutzt, sind an die Ebenheit der Anodenoberfläche höchste Anforderungen zu stellen.
 
            [0016] Um in diesem Winkelbereich einen definierten Abgriffswinkel

zu gewährleisten und eine Strahlaufweitung zu verhindern, darf die Welligkeit

 
            [0017] nicht übersteigen. Eine zu starke Welligkeit würde bewirken, daß die Strahlung an
               den verschieden geneigten Facetten der Anodenoberfläche Brechung in unter schiedliche
               Austrittsrichtungen erfährt. Dies hätte eine Ausschmierung der austretenden Röntgenstrahlintensität
               über den Austrittswinkel α
2 und damit eine Verminderung der durch flachen Strahlabgriff erzielbaren Brillanzsteigerung
               zur Folge. Neben der Welligkeit, die den langwelligen, sanft oszillierenden Teil der
               Anodenunebenheit erfaßt, ist auch die die kurzwelligen Oszillationen beschreibende
               Rauhigkeit von Bedeutung. Diese Rauhigkeit bewirkt eine Interferenz sowohl bei den
               transmittierten als auch bei den reflektierten Röntgenstrahlen. Dadurch vermindert
               sich die Intensität der in die Anode zurückreflektierten Strahlung und in gleichem
               Maße erhöht sich die Intensität der transmittierten Strahlung. Die Erhöhung der transmittierten
               Intensität erfolgt jedoch zum Teil in Form von diffuser Strahlung, die nichts zur
               Brillanzsteigerung beiträgt. Insgesamt ist der Einfluß der Rauhigkeit auf die transmittierte
               Intensität aufgrund der mäßigen Reflektivität gering, wenn die mittlere Rauhigkeit
               σ der Anodenoberfläche der Bedingung

genügt ( λ: Wellenläge λ = hc/E
ν). Diese Bedingung läßt sich aus den Arbeiten von B. Vidal und P. Vincent, Applied
               Optics, 23 No 11 (1984) S. 1794 - 1801 und S. K. Sinha, E.B. Sirota, S. Garoff und
               H.B. Stanley, Phys. Rev. B38 No 4 (1988) S. 2297 -2311 herleiten. Für Ga-Ka-Strahlung
               aus einer flüssigen Ga-Anode bedeutet dies für a
2 = 1,5α
2c = 1,5 0,28° σ≲2nm. Eine solche Anforderung ist mit hochglanzpolierten Festkörperanoden
               und insbesondere mit Flüssiganoden zu erfüllen.
 
            [0018] Der Gewinn an Brillanz B
E bei flachem Strahlabgriff beruht auf einem geometrischen Effekt (projektive Verkleinerung
               des emittierenden Anodenbereichs) und einem den Hauptbeitrag liefernden röntgenoptischen
               Effekt (Raumwinkelkonzentration durch Brechung an der Grenzfläche Anode-Vakuum). Wie
               Fig. 2 zeigt (dargestellt ist die relative Brillanz B
E (E
ν, α 
2)/B
E (E
ν,α
2 = 90°) für eine konventionelle Cu-Anode in Abhängigkeit von der Photonenenergie E
ν und dem Abgriffswinkel α
2 für eine Elektronenenergie E
e = 30 keV), läßt sich beispielsweise die Brillanz der Cu-Ka-Linie um einen Faktor
               3 steigern, wenn man die Strahlung, nicht wie bisher üblich, bei einem Winkel a
2 = 6°, sondern bei einem Winkel a
2 = 0,8° (Austrittsgrenzwinkel für Cu-K -Strahlung in Cu: α
2c = 0,4°) abgreift. Im Bereich der hochenergetischen Grenze des Bremsstrahlungskontinuums
               fällt der Gewinn an Brillanz für einen extrem flachen Abgriffswinkel von α
2 = 0,2° noch deutlich höher aus (Faktor 30 gegenüber dem Abgriff bei a
2 = 6°). Außerdem ist zu erkennen, daß man den Photonenfluß durch geeignete Wahl des
               Winkels α
2 spektralselektiv verstärken oder schwächen kann. Dies ist ein entscheidender Vorteil
               gegenüber konventionellen Röntgenröhren, in denen der Photonenfluß durch Verwendung
               der das Signal- Untergrundverhältnis verbessernden primär-oder sekundärseitigen Monochromatoren,
               Filter und Blenden winkel- oder spektralselektiv geschwächt, jedoch nie erhöht wird.
 
            [0019] Die spektrale Brillanz B
E (E
ν , a
2) für die aus einer Anode bei Anregung mit einem monoenergetischen Elektronenstrahl
               austretende Röntgenstrahlung ergibt sich aus folgender Beziehung:


einfallende Elektronenstromdichte,
               
               
Ne: Anzahl der Elektronen,
               dt: Zeitintervall,
               A1: Strahlquerschnitt des Elektronenstrahls.
 
            [0020] j
e sin γ Anzahl der Elektronen pro Zeiteinheit und pro Flächeneinheit der Anodenoberfläche
               A
o. (II)

beschreibt die Verkleinerung der Quellfläche in der Projektion des Strahlabgriffs
               gemäß: A
2 = Ao sin α
2. (III) Φ (z, E
ν) Photonenproduktion als Funktion der Entstehungstiefe z und der Photonenenergie E
ν. Sie gibt die Anzahl der Photonen der Energie E
ν an, die pro einfallendem Elektron der Energie E
e in der Tiefe z pro.Tiefenintervall dz erzeugt werden. Als Parameter gehen noch die
               Kernladungszahl Z und die Dichte p der Anode sowie der Elektroneneinschlußwinkel γ
               ein (J.I. Goldstein, Scanning Electron Microscopy and X-Ray Microanalysis; Plenum
               Press, New York, 1981 S. 355 ff.) (IV) exp(-zllm k
lZ |) Schwächungsfaktor der Strahlungsflußdichte der austretenden Photonen innerhalb
               der Anode.


 
            [0021] Transmissionsgrad der Photonen durch die Anodenoberfläche.
               
               
ni: Brechungsindex des Anodenmaterials,
               n1 =1-δ iβ,
               n2: Brechungsindex des Vakuums, n2 = 1,
               T12: Transmissionskoeffizient




Raumwinkelkonzentration;
                  
                  
Verhältnis des Raumwinkelelements im Anodenmaterial dΩ1 = dα1dτ zum Raumwinkelelement im Vakuum di22 = dα2dτ . dr beschreibt die Ausdehnung des Strahlenbündels senkrecht zu da1 bzw. da2. In Fig. 3 sind die Strahlgeometrie und die zugehörigen Größen dargestellt.
                
            [0022] Die Fig. 4 zeigt einen Röntgenstrahlerzeuger, bei dem die Elektronen zwischen der
               Glühwendel 7 und der während des Betriebes flüssigen Antikathode 9 eine trichterförmige
               Verengung 17 durchlaufen. Diese als Hohlanode wirkende Verjüngung 17 hat darüberhinaus
               die Aufgabe, die Trägeroberseite 3 nach dem Transport der Röhre wieder mit der sich
               am Röhrenboden ansammelnden Antikathodenflüssigkeit 18 zu beschichten. Um dies zu
               erreichen, wird die Röhre kurz umgedreht und wieder aufgerichtet, so daß die Flüssigkeit
               18 auf die unterhalb der Hohlanode angeordnete Trägeroberseite 3 auftrifft und diese
               vollständig benetzt. Die Verwendung einer auf der Trägeroberseite 3 angeordneten,
               in Richtung der Kathode 7 überstehenden Berandung kommt nicht in Betracht, da diese
               den angestrebten flachen Stahlabgriff behindern würde.
 
            [0023] Das Ausführungsbeispiel nach Fig. 5 zeigt einen Röntgenstrahlerzeuger, bei dem die
               von der Kathode 7 emittierten und in Richtung der Hohlanode 17 beschleunigte Elektronen
               ein das Gehäuse 19 vakuumdicht abschließendes Fenster 20 durchlaufen, um in der außerhalb
               des Gehäuses 19 auf der wassergekühlten Trägeroberseite 3 angeordneten Antikathodenflüssigkeit
               9 Bremsstrahlung und charakteristische Röntgenstrahlung 14 zu erzeugen. Aufgrund des
               flachen Strahlabgriffs kann man die Höhe d des mit dem Gehäuse 19, dem Antikathodenträger
               3 und dem Befestigungsflansch 10 verschraubten Distanzstücks 21 sehr klein wählen
               (d ≲ 1 mm), so daß in der Atmosphäre keine nennenswerte Elektronenabsorption stattfindet.
               Die Absorption im Elektronenaustrittsfenster 20 bleibt bei Verwendung von 0, 5 um
               dickem Quantum als Fenstermaterial (zu beziehen durch Kevex Cooperation, Foster City
               CA) ebenfalls sehr gering. Da für die als Antikathode in Frage kommenden Materialen
               kein niedriger Dampfdruck gefordert werden muß, kommen neben Galium, Indium und Zinn
               auch Natrium und Quecksilber als Antikathodenmaterialen in Betracht. Der Vorteil des
               hier beschriebenen Strahlerzeugers besteht insbesondere darin, daß auch die niederenergetischen
               Spektralanteile experimentiell genutzt werden können.
 
            [0024] Das Ausführungsbeispiel nach Fig. 6 zeigt einen Röntgenstrahlerzeuger, dessen Anode
               von einer elektrisch leitenden Flüssigkeit 9 mit niedrigem Dampfdruck gebildet wird.
               Zur Umwälzung dieser in einem Isolierkörper geführten Anodenflüssigkeit 9 ist eine
               Faradaypumpe 23 vorgesehen, deren Hufeisenmagnet 24 ein senkrecht zur gewünschten
               Strömungsrichtung 25 orientiertes Magnetfeld erzeugt. Ein zwischen den Elektroden
               26 senkrecht zur Magnetfeld- und Strömungsrichtung 25 fließender elektrischer Strom
               sorgt für die die Anodenflüssigkeit 9 beschleunigende Lorentzkraft. Im Rückströmbereich
               wird die aufgeheizte Anodenflüssigkeit 9 in einem Wärmeaustauscher 27 gekühlt. Das
               Kühlwasser tritt hierbei durch die Öffnung 28 in dem Wärmeaustauscher 27 ein, um an
               Auslaß 29 wieder abzufließen. Die im Kanal der Anodenflüssigkeit 9 vorgesehen Düse
               30 (Laval-Düse) dient der Anpassung des magnetischen Umwälzdrucks an den im Gehäuse
               vorhandenen Gasdruck p<(10(-9) bar, um dadurch eine glatte Grenzfläche der aus der
               Düse 30 zum Auftreffpunkt 31 des Elektronenstrahls strömenden Anodenflüssigkeit 9
               zu gewährleisten. Wie eingangs erwähnt, ist dies eine unabdingbare Voraussetzung für
               die Anwendbarkeit des Strahlabgriffs am Grenzwinkel der Totalreflexion.
 
            [0025] Die aus dem keramischen Isolierkörper 22, der Kathode 7 und der Fokussierungseinheit
               8 (WehneltElektrode, Fokussierungsmulde oder Pierce-Elektrode) bestehende Anordnung
               befindet sich in einem evakuierten Gehäuse (nicht dargestellt), das vakuumdichte Spannungs-
               und Kühlwasserdurchführungen sowie Fenster zum Austritt der unter einem Winkel a
2 abgegriffenen Röntgenstrahlung 14 aufweist.
 
            [0026] In dem gezeigten Ausführungsbeispiel wird die vom Elektronenstrahl aufgeheizte Flüssigkeit
               9 sehr schnell ausgetauscht und der Kühleinheit 27 zugeführt. Die vergleichsweise
               geringe Wärmeleitfähigkeit der verwendeten Anodenmaterialen Gallium, Indium und Zinn
               wirkt sich nicht nachteilig aus, da die Anodenflüssigkeit 9 die Wärme speichert und
               diese infolge der Durchmischung im Rückströmbereich sehr schnell wieder abgibt. Der
               Elektronenstrahl trifft somit ständig auf die gekühlt zuströmende Flüssigkeit, wodurch
               sich die zulässige Leistungsdichte des Elektronenstrahls, verglichen mit einer nicht
               umgewälzten Flüssigkeitsanode, wesentlich steigern läßt.
 
            [0027] Bei dem in Fig. 7 dargestellten Ausführungsbeispiel wird die Anodenflüssigkeit 9
               mit Hilfe einer rotierenden Trommel 32 umgewälzt. Als Antriebseinheit findet ein über
               den Träger 33 starr mit dem evakuierten Gehäuse 34/35 verbundener Elektromotor 36
               Verwendung, wobei eine aus jeweils zwei gegenüberliegenden Magneten 37 bestehende
               Kupplung 38 die Drehbewegung des äußeren Zylinders 39 auf die Trommel 32 überträgt.
               Nach dem Prinzip der Kreiselpumpe, übt die rotierende Trommel 32 mit den Schaufelrädern
               40 einen Druck auf die an den offenen Stirnflächen abfließende Anodenfiüssigkeit 9
               aus, so daß diese sich in der Rohrleitung 41 in Bewgung setzt. Sie durchströmt den
               Wärmetauscher 42 und das zentrale Rohr 41, um über den Diffusor 43 wieder auszutreten.
               Hier wird die Anodenflüssigkeit 9 von der rotierenden Trommel 32 erfaßt und durch
               die Zentrifugalkraft an die Innenwand gedrückt. Sie fließt anschließend wieder über
               die Schaufelräder 40 ab, so daß sich erneut der für die Umwälzung erforderliche Druck
               aufbaut. Die von der Kathode 7 emittierten Elektronen werden durch eine über die Anschlüsse
               44 zugeführte Hochspannung beschleunigt und mit Hilfe einer Pierce- oder Wehneltelektrode
               8 auf die Anodenflüssigkeit 9 fokussiert. Hier erzeugen sie Bremsstrahlung und charakteristische
               Röntgenstrahlung 14, die man wieder unter einem flachen Winkel a
2 abgreift und durch das Fenster 2 auskoppelt. Zur Evakuierung des aus zwei Teilen
               34/35 bestehenden, durch eine Verschraubung starr mit dem Motorträger verbundenen
               Gehäuses wird eine in Fig. 7 nicht dargestellte Vakuumpumpe, insbesondere eine Turbomolekularpumpe
               verwendet, die das Restgas über den Stutzen 45 absaugt. Zwischen den beiden Gehäuseteilen
               34 bzw. 35 ist eine Vakuumdichtung, insbesondere eine Golddrahtdichtung, vorgesehen.
 
            [0028] Die Erfindung ist selbstverständlich nicht auf die beschriebenen Ausführungsbeispiele
               beschränkt. so ist es ohne weiteres möglich, die oben beschriebene Trommel durch eine
               rotierende Scheibe zu ersetzen, wobei die Anodenflüssigkeit aus einer die Scheibe
               tragenden Hohlachse austritt und die Scheibenoberfläche benetzt.
 
          
         
            
            1. Röntgenstrahlerzeuger mit einer in einem evakuierten Gehäuse (1 bis 5, 19) angeordneten
               Kathode (7), einer Antikathode (9) und einer Einrichtung (8) zur Fokussierung der
               von der Kathode (7) emittierten Teilchen auf die Antikathode (9), 
               dadurch gekennzeichnet, daß eine elektrisch leitfähige Flüssigkeit als Antikathode
               vorgesehen ist.
 
            2. Röntgenstrahlerzeuger nach Anspruch 1, 
               gekennzeichnet durch eine Metallschmelze als elektrisch leitfähige Flüssigkeit.
 
            3. Röntgenstrahlerzeuger nach Anspruch 1 oder 2, 
               gekennzeichnet durch ein Blendensystem (15) zur Definition des Abgriffswinkels a2
               der Röntgenstrahlung (14), wobei a2 die Bedingung U2C -<- a2 < 3 a2c erfüllt und a2C den Grenzwinkel der Totalreflexion der Röntgenstrahlung (14)
               bezeichnet.
 
            4. Röntgenstrahlerzeuger nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
               daß das Gehäuse (19) ein teilchendurchlässiges Fenster (20) aufweist und daß die Antikathode
               (9) außerhalb des Gehäuses (19) angeordnet ist.
 
            5. Röntgenstrahlerzeuger nach einem der Ansprüche 1 bis 4, gekennzeichnet durch eine
               innerhalb des Gehäuses (1 bis 5, 19) zwischen Kathode (7) und Antikathode (9) angeordnete
               Anode (17).
 
            6. Röntgenstrahlerzeuger nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Anode (17)
               als Hohlanode ausgebildet ist.
 
            7. Röntgenstrahlerzeuger nach einem der Ansprüche 1 bis 6, kennzeichnet durch eine
               Einrichtung (23, 32, 36, 37) zur Umwälzung der elektrisch leitfähigen Flüssigkeit
               (9).
 
            8. Röntgenstrahlerzeuger nach Anspruch 7, gekennzeichnet durch eine Faraday-Pumpe
               als Einrichtung zur Umwälzung der elektrisch leitfähigen Flüssigkeit (9).
 
            9. Röntgenstrahlerzeuger nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Flüssigkeit
               (9) in einem geschlossenen Kreislauf geführt ist.
 
            10. Röntgenstrahlerzeuger nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
               daß die elektrisch leitfähige Flüssigkeit (9) auf einer gekühlten Trägervorrichtung
               (3, 4) angeordnet ist.
 
            11. Röntgenstrahlerzeuger nach einem der Ansprüche 1 bis 6, gekennzeichnet durch eine
               um eine Achse drehbare Trommel (32), deren Innenwand mit der elektrisch leitfähigen
               Flüssigkeit (9) benetzt ist.
 
            12. Röntgenstrahlerzeuger nach Anspruch 11, gekennzeichnet durch einen Motor (36)
               und eine magnetische Kupplung (38) zum Antrieb der Trommel (32).
 
            13. Verfahren zum Betrieb eines Röntgenstrahlerzeugers der eine in einem evakuierten
               Gehäuse (1 bis 5, 19) angeordnete Kathode (7), eine Antikathode (9) und eine Einrichtung
               (8) zur Fokussierung der von der Kathode (7) emittierten Teilchen auf die Antikathode
               (9) aufweist, dadurch gekennzeichnet, daß die von der Antikathode (9) emittierte Röntgenstrahlung
               (14) unter einem Winkel a
2 abgegriffen wird, wobei der Winkel a
2 die Bedingung

erfüllt und α 
2c den Grenzwinkel der Totalreflexion der Röntgenstrahlung (14) bezeichnet. 
 
            14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß eine elektrisch leitfähige
               Flüssigkeit (9) als Antikathode verwendet und durch Kühlung der Antikathode auf eine
               Temperatur gebracht wird, die niedriger ist als die Temperatur des Gehäuses (1 bis
               5, 19).
 
            15. Verfahren nach Anspruch 13 oder 14, dadurch gekennzeichnet, daß die Flüssigkeit
               (9) umgewälzt wird.