(19)
(11) EP 0 425 785 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
08.05.1991  Patentblatt  1991/19

(21) Anmeldenummer: 90116204.0

(22) Anmeldetag:  24.08.1990
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5F42B 12/80, F42B 10/46
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE ES FR GB IT

(30) Priorität: 02.11.1989 DE 3936403

(71) Anmelder: Daimler-Benz Aerospace Aktiengesellschaft
D-81663 München (DE)

(72) Erfinder:
  • Schulze, Carsten
    D-8206 Bruckmühl (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Schutzhaube für einen Flugkörper


    (57) Die Erfindung betrifft eine Schutzhaube (1) für einen Flugkörper (10), die im Fluge ablösbar im Nasenbereich des Flugkörpers angeordnet ist, und die aus biegeschlaffem, beschichtbarem Material besteht und ein Verbindungs­system (3) aufweist, dem eine aktivierbare Löseeinrichtung (7) zugeordnet ist.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Schutzhaube für einen Flugkörper, die im Fluge ablösbar im Nasenbereich des Flugkörpers angeordnet ist.

    [0002] Eine zerstörbare und damit im Fluge lösbare Schutzhaube für Flugkörper ist aus der DE-AS 2 059 492 bekannt geworden. Hierbei handelt es sich jedoch um eine aus glasartigem Material bestehende Haube, die zu Zerstö­rungeszwecken unter inhärenten Spannungen steht und durch äußere Kraft­einwirkung zerstörbar und dadurch vom Flugkörper lösbar ist.

    [0003] Eine derartige Schutzhaube weist die Nachteile einer sehr gewichtsinten­siven und kostpieligen Ausführung auf. Ferner kann diese Haube einer­seits beim Transport durch eine zufällige Krafteinwirkung geschwächt oder zerstört werden und andererseits kann durch die unbestimmten und ungenau kontrollierbaren Zerstörungsmechanismen deren vollständige Los­lösung vom Flugkörper nicht stets gewährleistet werden. Außerdem kann ein Flugkörper mit einer derartigen Schutzhaube nicht von einem Flugge­rät getragen werden, ohne für dieses durch die bei der Loslösung entste­hende Splitterwirkung eine große Gefahr darzustellen.

    [0004] Demgegenüber liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, die eingangs ge­nannte Schutzhaube derart zu verbessern, daß sie unter Vermeidung der vorbeschriebenen Nachteile ihre Schutzfunktion sicher und vollständig erfüllen kann.

    [0005] Diese Aufgabe wird durch die im kennzeichnenden Teil des Anspruches 1 aufgeführten Merkmale gelöst. Weiterführende Ausgestaltungen sind aus den Unteransprüchen ersichtlich.

    [0006] Die Vorteile der Erfindung liegen insbesondere darin begründet, daß die Schutzhaube sowohl als Schutz gegen Erosions- und Verschmutzungsstoffe als auch mit der entsprechenden Beschichtung zur Zerstreuung von Radar­strahlen gegen Identifizierungsversuche eingesetzt werden kann und damit über weitreichende Schutzfunktionen für den Flugkörper verfügt. Darüber­hinaus ist diese Haube aus biegeschlaffem Material gefertigt und daher am Flugkörper einfach anpass- und befestigbar und von diesem leicht und gefahrlos lösbar, wobei die Haube auch im Fluge im vom Flugkörper losge­lösten Zustand keine weitere Gefährdung für ihr Umfeld darstellt.

    [0007] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispieles be­schrieben und in der Zeichnung dargestellt. Es zeigen in schematicher Darstellung

    Fig. 1 den Flugkörper mit im Nasenbereich angeordneter Schutzhaube;

    Fig. 2 die Öffnungsphase der Schutzhaube;

    Fig. 3 die Schutzhaube im vom Flugkörper losgelösten Zustand;

    Fig. 4 das als Betätigungselement dienende pyrotechniche Element;

    Fig. 5 das als federbelastetes Element ausgebildete Betätigungselement;

    Fig. 6 den Flugkörper mit autarker Auslöseeinrichtung.



    [0008] Aus der Fig. 1 ist ein mit einer Schutzhaube 1 versehener Flugkörper 10 ersichtlich, die aus einem biegeschlaffem Material - wie z.B. Mylar - gefertigt ist und die für Befestigungszwecke auf dem Flugkörper 10 in Längsrichtung 2 ein lösbares Verbindungssystem 3 aufweist.

    [0009] Das Verbindungssystem 3 besteht nach Art eines Reiß- oder Klettver­schlusses aus einem linken und einem rechten ineinander greifbaren Teil 8, 9. Es kann auch ein ineinander einrastender Verschluß - wie bei einem Frischhaltebeutel - Verwendung finden. Es ist hierfür auch ein in das Material der Schutzhaube 1 integriertes Reißband - wie bei Zigaretten­schachteln - eine überlappende lösbare Verklebung oder eine Art Druck­knopfverschluß denkbar.

    [0010] Dem Verbindungssystem 3 ist eine mit diesem korrespondierende Löseein­richtung 7 zugeordnet, die je nach Bedarf, wie später noch erläutert wird, entweder an der Spitze 4 oder am rückwärtigen Ende 5 der Schutz­haube 1 fest fixiert ist.

    [0011] Die Löseeinrichtung 7 verläuft parallel zum Verbindungssystem 3 und kann in Form einer Zugkordel oder einer Reißleine, eines Reiß- oder Heizdrah­tes oder eines Reißbandes 20 unter oder im Material der Schutzhaube 1 angeordnet sein, wobei die Löseeinrichtung 7 und das Verbindungssystem 3 ein integrietes System darstellen können, wie es im Falle des Verschlus­ses nach Art einer Zigarettenschachtel bereits beschrieben wurde.

    [0012] An der Löseeinrichtung 7 ist ein Betätigungselement 6 unlösbar befe­stigt, das entsprechend Fig. 2 - in Längsrichtung 2 der Schutzhaube 1 gesehen - etwa mittig angeordnet ist. Das Betätigungselement 6 kann je­doch auch je nach Flugkörperausführung, wie weiter unten noch beschrie­ben wird, an einer anderen Stelle mit der Löseeinrichtung 7 oder direkt mit dem Material der Schutzhaube 1 verbunden werden.

    [0013] Wie aus der Fig. 2 weiter hervorgeht, ist ein Verbindungstell 12 vorge­sehen, das untrennbar mit dem Betätigungselement 6 am einem Ende und mit dem den Flugkörper 10 tragenden Fluggerät 11, wie z.B. ein Flugzeug, am anderen Ende verbunden ist. Das Verbindungsteil 12 kann übrigens als biegsames oder starres Übertragungselement 16, aber auch eine elektri­sche Leitung enthaltend, ausgebildet sein. Das Verbindungstell 12 kann in der starren Ausführungsform z.B. (in nicht dargesteilter Weise) auch durch einen fluggeräteseitigen Beschlag gebildet werden, der mittels ei­nes Bolzens mit dem eine Öse 15 darstellenden Betätigunselement 6 ver­bunden ist.

    [0014] Gemäß Fig. 2 wird die Schutzhaube 1 wie nachfolgend beschrieben vom Flugkörper 10 gelöst: Wenn der Flugkörper 10 vom Fluggerät 11 zum Abwurf durch nicht dargestellte Mitteln abgestoßen wird, werden über das Ver­bindungsteil 12 Zugkräfte in das z.B. als Öse 15 ausgebildete Betäti­gungselement 6 eingeleitet.

    [0015] Diese Krafteinleitung setzt sich auf die mit diesem verbundene Löseein­richtung 7 fort. Falls die Löseeinrichtung 7 aus einer Zugkordel oder Reißleine, oder einem Reißdraht oder Reißband 20 besteht, wird dadurch das vorbeschriebene Verbindungssystem 3 aufgerissen und die Schutzhaube 1 löst sich dadurch vom Flugkörper 10. Die Zugkordel 20 oder die dieser ähnlichen Reißelemente öffnen dabei das ineinander verbundene Verbin­dungssysem 3 oder sie reißen die vorgeschwächte Zone im Material der Schutzhaube 1 auf. Wie später noch erläutert wird, bleibt die losgelöste Schutzhaube 1 nach der Fig. 3 über das Verbindungsteil 3 mit dem Flugge­rät 11 verbunden.

    [0016] Das Betätigungselement 6 ist - z.B. wie in der Fig. 2 dargestellt - für einen Flugkörperabwurf nach unten etwa mittig in Längsrichtung 2 der Schutzhaube 1 mit der Löseeinrichtung 7 und entweder mit dem linken oder rechten Teil 8, 9 der Schutzhaube 1 verbunden. Für einen Flugkörperab­schuß von einer Schiene wäre für das Betätigungselement 6 die Spitze 4 des Flugkörpers 10 bzw. der Schutzhaube 1 ein vorteilhafter Verblndungs­punkt mit der Löseeinrichtung 7, da diese dann den Öffnungsvorgang nach dem Reißverschlußprinzip bewirken könnte. Das gleiche gilt für den Befe­stigungspunkt der Löseeinrichtung 7 mit der Schutzhaube.

    [0017] Die Löseeinrichtung 7 kann auch durch einen die Schutzhaube 1 (z.B. in deren vorgeschwächten Zone) aufschmelzenden Heizdraht 20 gebildet wer­den, der entweder über das eine elektrische Leitung enthaltende Verbin­dungsteil 12 direkt oder von dem als nicht näher beschriebenes pyrotech­nisches Element 18 ausgebildeten Betätigungslement 6 mit Energie ver­sorgt wird, wobei im Fluggerät 11 für die Aktivierung ein entsprechender Strom- bzw. Signalgeber 17 enthalten ist.

    [0018] Das pyrotechnische Element 18 kann gemäß Fig. 4 entweder Wärme oder eine Kraft über ein Leitelement 19 zum Aufschmelzen bzw. Aufreißen der Schutzhaube 1 in diese einleiten, dabei ist eine kleine Öffnung in der Schutzhaube 1 ausreichend, um diese durch dem im Fluge herrschenden starken Luftstrom vom Flugkörper 10 vollständig zu entfernen.

    [0019] Das Betätigungselement 6 kann auch als ein federbelastetes Element 18a nach der Fig. 5 ausgeführt sein, das durch den Strom- bzw. Signalgeber 17 oder durch einen im Flugkörper 10 vorgesehenen Auslöser 14 eine Kraft auf die Löseeinrichtung 7 zum Öffnen des Verbindungssystems 3 ausübt. Hiermit kann z.B. das Reißband 20 des Verbindungssystems nach Art einer Zigarettenschachtel aufgewickelt werden.

    [0020] Da durch die unlösbare Verbindung des Verbindungsteiles 12 mit dem Flug­gerät 11 und dem Betätigungselement 6 einerseits und die des Betäti­gungselementes 6 mit der Löseeinrichtung 7 bzw. mit dem Material der Schutzhaube 1 andererseits, verbleibt die Schutzhaube 1 gemäß der Fig. 3 nach deren Loslösung vom Flugkörper 10 am Fluggerät 11. Von dort wird die Schutzhaube 1 ohne Gefahr einer Beschädigung in nicht dargestellter Weise entweder vom Luftstrom fortgerissen oder sie wird in das Fluggerät 11 eingezogen oder sie wird erst nach der Landung des Fluggerätes 11 von diesem entfernt.

    [0021] Es ist auch nach der Fig. 6 und entsprechend dem gleichen vorbeschriebe­nen Verfahren die Möglichkeit gegeben, daß durch den Flugkörper 10 selbst oder bei einem autark fliegenden Flugkörper 10 ab einem bestimm­ten Zeitpunkt die Schutzhaube 1 von diesem selbsttätig lösbar ist. Hier­für ist der im Flugkörper 10 mit einem weiteren Verbindungsteil 13 bzw. über das Übertragungselement 16 korrespondierende Auslöser 14 enthalten, der über das Betätigungselement 6 bzw. über das pyrotechnische oder ebenfalls nicht näher beschriebene federbelastete Element 18, 18a mit der Löseeinrichtung 7 zum Öffnen der Schutzhaube 1 in Wirkverbindung steht.

    [0022] Im übrigen besteht die Schutzhaube 1 aus einem Material, das den Flug­körper 1 vor den Umwelteinflüssen schützt und/oder entweder die Radar­strahlen reflektiert oder absorbiert, wobei dies z.B. durch eine ent­sprechende Beschichtung oder Konsistenz des Materials erreichbar ist.


    Ansprüche

    1. Schutzhaube für einen Flugkörper, die im Fluge ablösbar im Nasen­bereich des Flugkörpers angeordnet ist, dadurch gekennzeichnet, daß die aus biegeschlaffem, beschichtbarem Material bestehende Schutzhaube (1) ein in deren Längsrichtung (2) verlaufendes lösbares Verbindungssy­stem (3) aufweist, dem eine mit dem Verbindungssystem (3) in Wirkverbin­dung stehende, mit der Schutzhaube (1) fest verbundene und mit einem ak­tivierbaren Betätigungselement (6) versehene Löseeinrichtung (7) zuge­ordnet ist.
     
    2. Schutzhaube nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das lösbare Verbindungssystem (3) aus zwei ineinander eingreifenden oder sich gegenseitig überlappenden, verklebten oder lösbar fixierten Teilen (8, 9) besteht oder als vorgeschwächte Zone ausgebildet ist.
     
    3. Schutzhaube nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die an der Schutzhaube (1) vorgesehene Löseeinrichtung (7) zu dem Ver­bindungssystem (3) parallel unter oder neben diesem oder in diesem inte­griert angeordnet ist und wahlweise aus einer Zugkordel oder Reißleine, einem Reißband, einem Reiß- oder Heizdraht (20) besteht.
     
    4. Schutzhaube nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zwi­schen dem Betätigungselement (6) und einem den Flugkörper (10) tragenden Fluggerät (11) untrennbar ein Verblndungstell (12) angeordnet ist, über das das Betätigungselement (6) aktivierbar ist.
     
    5. Schutzhaube nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein weiteres Verblndungsteil (13) von einem im Flugkörper (10) enthaltenen Auslöser (14) zum Betätigungselement (6) führt.
     
    6. Schutzhaube nach Anspruch 4 und 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Verbindungsteil (12) und das weitere Verbindungsteil (13) als biege­schlaffes oder starres Übertragungselement (16) ausgebildet sind.
     
    7. Schutzhaube nach den Ansprüchen 4 bis 6, dadurch gekennzeich­net, daß das Verbindungsteil (12) und das weitere Verbindungsteil (13) eine elektrische Leitung enthalten, die von einem im Fluggerät (11) an­geordneten Signalgeber (17) oder von dem im Flugkörper (10) vorgesehenen Auslöser (14) zum Betätigungselement (6) oder direkt zu der als Heiz­draht (20) ausgeführten Löseeinrichtung (7) führt.
     
    8. Schutzhaube nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß das Betätigungselement (6) als eine kraftaufnehmende passive Öse (15), als aktives federbelastetes Ele­ment (18a) oder als pyrotechnlsches Element (18) ausgebildet ist.
     
    9. Schutzhaube nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das federbelastete Element (18a) mittels potentieller - und das pyrotechnische Element (18) mittels ther­mischer - oder kinetischer Energie die Löseeinrichtung (7) aktiviert.
     
    10. Schutzhaube nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Schutzhaube (1) aus einem Material besteht, das die Radarstrahlen entwe­der reflektiert oder absorbiert.
     




    Zeichnung