[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Sortieren der
Teilchen eines stückigen Mischguts nach ihrer stofflichen Zusammensetzung unter Ausnutzung
ihrer unterschiedlichen Beiwerte für die Gleitreibung.
[0002] Unter stückigem Mischgut werden hier Mischungen von Teilen verstanden, die je für
sich im wesentlichen eine einheitliche stoffliche Zusammensetzung aufweisen, insgesamt
aber eine Ansammlung von Teilen mit unterschiedlicher stofflicher Zusammensetzung
darstellen. Die Korngrößenbereiche der Teile lassen sich nur schwer eingrenzen, weil
hier wirtschaftliche Gesichtspunkte zu berücksichtigen sind, die wiederum vom aktuellen
Geldwert der voneinander zu trennenden Teile abhängig sind. Das gilt insbesondere
für die untere Grenze. Es dürfte einleuchten, daß die wirtschaftlich kleinste Korngröße,
die bei derartigen Trennverfahren in Betracht kommt, bei Edelmetallteilchen sehr viel
niedriger liegt als bei Stahlteilchen und daß sich diese untere Grenze verschiebt,
wenn sich die Metallpreise nennenswert ändern. Auch die größte, sinnvoll anzuwendende
Korngröße hängt in erster Linie von wirtschaftlichen Kriterien und dem Materialwert
der Teile ab. Bei sehr großen Teilen müssen entsprechend dimensionierte Transport-
und Trenneinrichtungen vorgesehen werden, wobei mit Sicherheit eine obere Grenze erreicht
ist, wenn die Teile billiger von Hand sortiert werden können.
[0003] Aus der DE-OS 24 61 492 ist eine Vorrichtung und ein Verfahren zum Trennen von Teilchen
entsprechend ihrem Reibungskoeffizienten bekannt geworden, wobei sich die Teilchen
unter dem Einfluß des Schwerefeldes auf einer schraubenförmigen Rutsche von oben nach
unten bewegen. Dabei soll erreicht werden, daß nach einer Mindestwegstrecke und Erreichen
einer Mindestgeschwindigkeit jedes Teilchen sich auf der schraubenförmigen Rutsche
in einem gleichbleibenden, vom Reibungskoeffizienten abhängigen radialen Abstand von
der Schraubenachse bewegt, so daß mittels mehrerer, über die Breite der Rutsche verteilter
Auslässe eine Sortierung der Teilchen nach ihren Reibungskoeffizienten möglich ist.
Teilchen mit hohem Reibungskoeffizienten sollen engere Bahnen durchlaufen als solche
mit geringerem Reibungskoeffizienten.
[0004] Das bekannte Verfahren und die zugehörige Vorrichtung weisen jedoch noch gravierende
Nachteile auf, die eine wirtschaftliche Nutzung zweifelhaft erscheinen lassen.
[0005] Da die Teilchen über die gesamte Breite der Rutsche aufgegeben werden, gelangen im
statistischen Mittel am Anfang ebensoviele Teilchen mit geringerem Reibungskoeffizienten
nach innen auf die Rutsche wie Teilchen mit größerem Reibungskoeffizienten nach außen.
Es ist klar, daß sich die Bewegungsbahnen dieser Teilchen im Verlauf des Sortiervorgangs
kreuzen müssen, wobei zwangsläufig eine gegenseitige Beeinflussung der Teilchenbewegungen
im Sinne einer Behinderung der angestrebten Trennung stattfindet. Dieser Nachteil
ist bei dem bekannten Verfahren unvermeidbar.
[0006] Ein weitere Nachteil des bekannten Verfahrens besteht darin, daß für die Rutsche
zwar eine Mindestzahl von Schraubenwindungen verlangt wird, daß die Anzahl der Windungen
nach oben aber nicht begrenzt ist. Wählt man eine Rutschstrecke, die deutlich länger
ist als die - im übrigen nicht genau limitierte - Mindeststrecke, dann wird das Sortierergebnis
auch dadurch zunehmend verfälscht, daß die Abwärtsgeschwindigkeit der Teilchen steigt
und damit auch deren Zentrifugalbeschleunigung, bis - bei entsprechend hoher Abwärtsgeschwindigkeit
- schließlich alle Teilchen unabhängig van ihrem Reibungskoeffizienten nur noch durch
die äußere Wandung der Vorrichtung an einer weiteren Entfernung von der Schraubenachse
gehindert werden. Dieser Nachteil wäre zwar mit der oberen Begrenzung der Rutschstrecke
zu beseitigen, was ebenso wie die Mindeststrecke auf die stoffliche Zusammensetzung
des Mischguts abgestimmt werden müßte, bei der bekannten Vorrichtung dann aber zu
einer fixen Baugröße führen würde. die nur mit erheblichem Aufwand an anders zusammengesetzte
Mischgüter anzupassen wäre.
[0007] Es besteht somit die Aufgabe, für das Sortieren der Teilchen eines stückigen Mischguts
unter Ausnutzung ihrer unterschiedlichen Beiwerte für die Gleitreibung ein Verfahren
und eine Vorrichtung vorzuschlagen, bei denen die genannten Nachteile nicht auftreten
können.
[0008] Diese Aufgabe wurde mit dem erfindungsgemäßen Verfahren in der Weise gelöst, daß
die Teilchen einlagig auf ein umlaufendes Endlosband aufgegeben werden, dessen Länge
von der Aufgabestelle bis zur stromab liegenden Abwurfkante in Abstimmung auf die
Umlaufgeschwindigkeit so bemessen ist, daß auf dieser Strecke nut die Teilchen des
Mischguts mit dem größten Beiwert für die Gleitreibung bis auf die volle Bandgeschwindigkeit
beschleunigt werden und daß alle Teilchen mit demgegenüber kleineren Beiwert für die
Gleitreibung an der Abwurfkante eine geringere Geschwindigkeit aufweisen, so daß die
Teilchen nach ihrem Abwurf unterschiedliche Wurfparabeln aufweisen und in entsprechend
angeordneten Vorrichtungen aufgefangen werden können.
[0009] Vorteilhafte Ausgestaltungen des Verfahrens sind in den Ansprüchen 2 bis 6 beschrieben.
[0010] Zur Durchführung des Verfahrens wird zweckmäßigerweise eine Vorrichtung verwendet,
die gekennzeichnet ist durch einen Vorratsbehälter, eine Schwingrinne, ein im wesentlichen
horizontal umlaufendes Endlosband mit zwei Umlenkrollen und regelbarem Antrieb, wenigstens
einen im Wurfparabelbereich verstellbar angeordneten Abweiser und wenigstens zwei
Auffangbehälter für die nach unterschiedlichen Beiwerten der Gleitreibung sortierten
Teilchen des Mischguts.
[0011] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Vorrichtung sind in den Ansprüchen 8 bis 11 beschrieben.
[0012] Der Erfindungsgedanke kann außerdem in einer Anlage realisiert werden, bei der wenigstens
zwei Vorrichtungen nach den Ansprüchen 7 bis 11 für einen kaskadenartigen Materialfluß
nacheinander angeordnet sind.
[0013] Eine bevorzugte Anwendung des Verfahrens und der Vorrichtung ergibt sich beim Abtrennen
von Metallteilchen aus einer Shredderschrottfraktion, aus der die ferromagnetischen
Teilchen bereits abgetrennt sind und die im wesentlichen noch Teile aus Gummi, Kunststoff
und Nichteisenmetallen enthält.
[0014] In Fig. 1 ist stark vereinfacht eine Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens in Seitenansicht dargestellt. Sie besteht aus einem Vorratsbehälter (1),
einer Schwingrinne (2), einem im wesentlichen horizontal umlaufenden Endlosband (3)
mit zwei Umlenkrollen (4) und regelbarem Antrieb (5). Im gestrichelt dargestellten
Wurfparabelbereich ist ein Abweiser (6) angeordnet, der beim Einfahren der Vorrichtung
auf das angestrebte Sortierergebnis eingestellt wird. In den Auffangbehältern (7,8)
werden die sich ergebenden Fraktionen gesammelt. Unterhalb des oberen Trums des Endlosbandes
(3) ist eine unelastische Unterlage (9) angeordnet, die verhindert, daß das Endlosband
(3) durch das aufgegebene stückige Mischgut mehr oder weniger nach unten gedrückt
wird. Außerdem sollen mittels der Unterlage (9) elastische Stöße als Folge des Aufbringens
der Teilchen auf das Endlosband (3) gedämpft werden, damit die Teilchen nicht zurückprallen,
sondern über die gesamte Strecke (A) mit dem Endlosband in Kontakt bleiben.
[0015] Die Länge dieser für die Beschleunigung der Teilchen erforderlichen Strecke (A) kann
in einfacher Weise auf die jeweiligen Bedürfnisse eingestellt werden, indem entweder
das Endlosband (3) relativ zur Schwingrinne (2) nach links oder die Schwingrinne (2)
relativ zum Endlosband (3) nach rechts verschoben wird. Außerdem ist die Bandgeschwindigkeit
stufenlos regelbar, so daß die Vorrichtung in weiten Bereichen auf die verschiedensten
Anwendungsfälle eingestellt werden kann. Verfahren und Vorrichtung sind in all den
Fällen brauchbar, in denen ein stückiges Mischgut vorliegt, dessen voneinander zu
trennenden Teilchen sich im Beiwert für die Gleitreibung hinreichend unterscheiden.
[0016] Ein Beispiel für ein unter diesen Bedingungen lösbares Sortierproblem ist die Abtrennung
von Metallteilchen aus einer stückigen Shredderschrottfraktion, aus der die ferromagnetischen
Teilchen bereits abgetrennt sind und die im wesentlichen noch Teilchen aus Gummi,
Kunststoff und Metall enthält. Da es bisher kein technisch und wirtschaftlich akzeptables
Verfahren gibt, um die aus Aluminium, Kupfer, Blei, Zinn, Zink und nicht magnetischem
Edelstahl bestehenden Metallteilchen daraus abzutrennen und einer Wiederverwendung
zuzuführen, wird diese Fraktion wegen ihres hohen Heizwertes einer letzten Nutzung
im Rahmen der Müllverbrennung zugeführt. Danach finden sich die Metalle in der Asche
und in den Filterstäuben wieder, so daß diese nur in teuren Sonderdeponien gelagert
werden können. Daraus resultiert das spezielle Sortierproblem der Abtrennung des Metallanteils
aus der genannten Shredderschrottfraktion, um bei deren Verbrennung zu billiger deponierbaren
Endstoffen zu kommen. Die Einstellung des erfindungsgemäßen Verfahrens muß in diesem
Fall also so erfolgen, daß auf jeden Fall eine metallfreie Restfraktion erreicht wird.
Gummi und viele Arten von Kunststoff haben einen rund doppelt so großen Reibungskoeffizienten
wie Metall (etwa 0,6 gegenüber etwa 0,3 bei Trockenreibung z.B. gegen getränktes Polyestergewebe),
d.h. diese beiden Stoffgruppen sind für eine Trennung nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
besonders gut geeignet. Auf jeden Fall ist es möglich, eine metallfreie Fraktion zu
erhalten. Soweit in der Shredderschrottfraktion außerdem Teilchen mit ähnlichen Reibungskoeffizienten
wie bei Metallen enthalten sind, kann auf der anderen Seite keine nur aus Metallen
bestehende Restfraktion erreicht werden. Sie enthält immer auch nicht-metallische
Bestandteile und muß anderweitig - beispielsweise durch Trennschmelzen - aufbereitet
oder einer Sonderdeponie zugeführt werden.
[0017] Im Rahmen einer Versuchsreihe wurde das erfindungsgemäße Verfahren auf Shredderschrott
mit einer Korngröße von 15 bis 33 mm angewendet. Das Endlosband bestand aus Polyestergewebe
und lief mit einer Geschwindigkeit von 5 m/s um. Der Durchmesser der Umlenkrolle am
Abwurfende betrug 160 mm und der horizontale Abstand zwischen Aufgabestelle und Achse
der Umlenkrolle 340 mm. Im Wurfparabelbereich waren zwei Abweiser montiert und zwar
mit einem horizontalen, vertikalen Abstand von der Achse der Umlenkrolle von 190/+20
mm bzw. 590/-285 mm. Dementsprechend ist die Gesamtmenge des eingesetzten Shredderschrotts
von 20,2 kg in drei Fraktionen aufgeteilt worden. Die in Flugrichtung gesehen erste
Vorrichtung enthielt 11,4 kg metallische Teile und 3,0 kg nichtmetallische Teile.
In der zweiten Vorrichtung war das Verhältnis 1,4 zu 2,1 kg und in der dritten 0,1
zu 2,2 kg.
[0018] Man sieht, daß das Ziel des Verfahrens, nämlich eine metallfreie Fraktion für den
Einsatz in einer Müllverbrennungsanlage zu erhalten, im wesentlichen erreicht wurde.
Die dritte Fraktion enthält praktisch kein Metall mehr. Bei weiterer Verfeinerung
der Parametereinstellung und ggf. wiederholtem Durchlauf der kritischen Fraktion lassen
sich mit dem erfindungsgemäßen Verfahren wirtschaftlich brauchbare Trennergebnisse
erzielen.
1. Verfahren zum Sortieren der Teilchen eines stückigen Mischguts nach ihrer stofflichen
Zusammensetzung unter Ausnutzung ihrer unterschiedlichen Beiwerte für die Gleitreibung,
dadurch gekennzeichnet, daß die Teilchen einlagig auf ein umlaufendes Endlosband aufgegeben
werden, dessen Länge von der Aufgabestelle bis zur stromab liegenden Abwurfkante in
Abstimmung auf die Umlaufgeschwindigkeit so bemessen ist, daß auf dieser Strecke nur
die Teilchen des Mischguts mit dem größten Beiwert für die Gleitreibung bis auf die
volle Bandgeschwindigkeit beschleunigt werden und daß alle Teilchen mit demgegenüber
kleineren Beiwert für die Gleitreibung an der Abwurfkante eine geringere Geschwindigkeit
aufweisen, so daß die Teilchen nach ihrem Abwurf unterschiedliche Wurfparabeln aufweisen
und in entsprechend angeordneten Vorrichtungen aufgefangen werden können.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Wurfparabelbereich durch
einen verstellbaren Abweiser nach bestimmten Vorgaben in zwei Bereiche unterteilt
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß mittels zweier verstellbarer
Abweiser eine Dreiteilung des Wurfparabelbereichs vorgenommen wird und das die mittlere
Fraktion zur Aufgabestelle des Endlosbandes zurückgeführt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das umlaufende
Endlosband eine Geschwindigkeit von 2 bis 15 m/s aufweist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Länge
des Endlosbandes von der Aufgabestelle bis zur Abwurfkante zwischen 0,1 und 1 m gewählt
wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Verfahren
auf die einzelnen erhaltenen Fraktionen wiederholt angewendet wird (Kaskadenschaltung).
7. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach den Ansprüchen 1 bis 6, gekennzeichnet
durch einen Vorratsbehälter (1), eine Schwingrinne (2), ein im wesentlichen horizontal
umlaufendes Endlosband (3) mit zwei Umlenkrollen (4) und regelbarem Antrieb (5), wenigstens
einen im Wurfparabelbereich verstellbar angeordneten Abweiser (6) und wenigstens zwei
Auffangvorrichtungen (7,8) für die nach unterschiedlichen Beiwerten der Gleitreibung
sortierten Teilchen des Mischguts.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß unter dem Endlosband (3)
im Bereich zwischen der Aufgabestelle und der stromab liegenden Abwurfkante eine harte,
möglichst unelastische Unterlage (9) angeordnet ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß das Endlosband (3) aus
einem Gewebe besteht, wie es für die Herstellung von Schleifbändern gebräuchlich ist.
10. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß das Endlosband (3) aus
Metall besteht.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß das
Endlosband einen Beiwert für die Gleitreibung von 0,2 bis 0,8 hat.
12. Anlage zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet,
daß wenigstens zwei Vorrichtungen nach den Ansprüchen 7 bis 11 für einen kaskadenartigen
Materialfluß nacheinander angeordnet sind.
13. Anwendung des Verfahrens und der Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 bis 12 zum
Abtrennen von Metallteilchen aus einer Shredderschrottfraktion, aus der die ferromagnetischen
Teilchen bereits abgetrennt sind und die im wesentlichen noch Teile aus Gummi, Kunststoff
und Nichteisenmetallen enthält.