[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft Kunststoffdichtungsbahnen, Verfahren zu ihrer
Herstellung sowie deren Verwendung zum Abdichten von Bauwerken.
[0002] Eine Uebersicht über Kunststoffdichtungsbahnen ist in den Dokumenten "Basisinformation
Kunststoffdichtungsbahnen", Schweizerische Baudokumentation L n 6 01234" vom März
1982, CH 4249 Blauen und "Schweizer Baublatt Nr. 45, 5. Juni 1979/Kunststoffe im
Bau Nr. 86" enthalten.
In der DE PS 31 50 021 werden verschweissbare, mehrschichtige Dichtungsbahnen aus
elastomeren Kunststoffen und einer Verstärkungseinlage beschrieben. Diese flexiblen
Dichtungsbahnen haben jedoch den Nachteil der schwarzen Farbe, bedingt durch ihren
Russgehalt. So erwärmen sich diese Bahnen durch Sonneneinstrahlung, wodurch der Perforationswiderstand
beim Verlegen auf dem Dach wesentlich reduziert wird.
[0003] Andere flexible Dichtungsbahnen aus vulkanisiertem Elastomermaterial haben zwar
- trotz schwarzer Farbe durch deren Russgehalt - eine genügende mechanische Beständigkeit
bei erhöhter Temperatur, sind aber nicht schweissbar.
[0004] Wieder andere flexible und schweissbare Dichtungsbahnen enthalten Weichmacher (z.B.
in Weich-PVC-Dichtungsbahnen) die ausmigrieren oder extrahiert werden können und dadurch
eine reduzierte Alterungsbeständigkeit zeigen.
[0005] Es ist ein Ziel der vorliegenden Erfindung, die oben genannten Nachteile zu beseitigen.
Es soll insbesondere ein neues, im Gebrauchstemperaturbereich von -40°C bis + 70°C
flexibles Produkt mit einer Dicke (Stärke) von 0,8 mm bis 4 mm zur Verfügung gestellt
werden, welches keine Weichmacher oder Bitumen enthält, und eine gute Witterungsbeständigkeit,
Dimensionsbeständigkeit, und Verarbeitbarkeit, insbesondere
[0006] Verschweissbarkeit, sowie eine gute chemische, biologische und Bitumen-Beständigkeit
aufweist. Ebenso soll es kein Halogen und keine Schwermetallstabilisatoren enthalten.
Vorzugsweise soll es auch eine reflektierende Oberfläche aufweisen.
[0007] Das neue Produkt soll so zusammengesetzt, hergestellt und für die jeweilige Anwendung
entsprechend verarbeitbar sein, dass daraus ein sehr gutes Preis/Leistungsverhältnis
im Vergleich zum Stand der Technik resultiert.
[0008] Ferner sollten einfache und billige Verfahren zur Herstellung dieses neuen Produktes
zur Verfügung gestellt werden.
[0009] Diese Erfindung ist durch die Merkmale in den unabhängigen Ansprüchen gekennzeichnet.
[0010] Bevorzugte Ausführungsformen sind in den abhängigen Ansprüchen definiert.
[0011] Die erfindungsgemässen Kunststoffdichtungsbahnen haben hervorragende Grundeigenschaften,
die sich aus der Zusammensetzung der einzelnen Komponenten und dem Herstellungsverfahren
ergeben, wie sie z.B. im nachfolgenden Beispiel beschrieben sind.
[0012] Zusätzlich werden folgende, für die Erfindung charakteristische Merkmale festgestellt:
- gute thermische Alterungsbeständigkeit
- gute Witterungsbeständigkeit
- gute chemische und biologische Alterungsbeständigkeit, speziell im Kontakt mit wässrigen
Medien, bituminösen Stoffen, Mikroorganismen
- gute Kälteflexibilität, geringe Versteifung bei tiefen Temperaturen
- durch Glasvlies-Einlage geringe Dimensionsänderung nach Wärmelagerung
- guter Verbund, gute Verschweissung der Schichten - ökologische Unbedenklichkeit;
keine Halogene, kein Bitumen, keine Weichmacher, keine Schwermetallstabilisatoren,
keine Rauch- und/oder Geruchsbildung bei der Herstellung und der Verarbeitung, rezyklierbar,
unbedenkliche Entsorgung durch Deponierung oder Verbrennung
- gute Verarbeitbarkeit, insbesondere gute Schweissbarkeit für die beschriebenen Anwendungen
mit herkömmlichen Schweisstechniken und Schweissgeräten (Heissluft, Heizkeil, etc.).
[0013] Je nach Anwendung, und unter Berücksichtigung der Herstellungskosten, resp. Verkaufskosten,
ist es durchaus möglich, die Oberschicht mehrschichtig zu gestalten. So kann nur der
oberste Teil der Oberschicht pigmentiert sein, und der Rest der Oberschicht kann einen
kostenmässig billigeren Füllstoff enthalten.
[0014] Das nachfolgende Beispiel soll die Erfindung illustrieren.
Beispiel
[0015] Zur Herstellung einer 1,8 mm dicken Kunststoffdichtungsbahn, bei der die Oberschicht
und die Unterschicht gleich beschaffen sind, wurde aus den folgenden Komponenten
im einem Vertikal-Universalmischer eine Vormischung hergestellt:
Komponenten |
Gew.-% |
Ethylen-Vinylacetat-Copolymer mit 18 Gew.-% Vinylacetatgehalt |
69,5 |
Ethylen-Propylen-Dien-Terpolymer mit 72 Gew.-% Ethylen |
|
22 Gew.-% Propylen |
|
6 Gew.-% Dien |
23,0 |
Pigment: Titandioxid |
2,0 |
Stabilisatoren: |
|
Lichtschutzmittel/Antioxidantien |
0,5 |
Füllstoff: Kreide |
5,0 |
[0016] Diese Vormischung wurde in einem gleichlaufenden Doppelschneckenextruder plastifiziert,
homogen gemischt und über eine Breitschlitzdüse (Arbeitsbreite 1 m) extrudiert. Die
Materialdosierung in den Extruder erfolgte über eine Differential-Dosierwaage. Die
Temperatur der aus der Breitschlitzdüse austretenden bahnförmigen Masse betrug 240°C
bis 250°C. Der Ausstoss lag bei 100 kg pro Stunde.
[0017] Diese bahnförmige Masse wurde von oben in den unteren Spalt eines 3-Walzen-Glättwerkes
eingeführt. Gleichzeitig lief von unten über die untere Walze das Trägermaterial,
ein Glasvlies mit einem Flächengewicht von 50 g/m², mit einer Geschwindigkeit von
1,6 m/Minute ein. Um eine vollständige Durchdringung des Trägermaterials zu erhalten,
wurde mit Materialvorlage gefahren. Die Temperatur der unteren Walze betrug 90°C
bis 120°C, diejenige der mittleren Walze von 50°C bis 80°C. Ueber den Spalt zwischen
der unteren und mittleren Walze wurde die Dicke der Bahn von 1,0 mm eingestellt. Anschliessend
wurde die Bahn über Kühlwalzen auf Raumtemperatur abge kühlt und aufgewickelt.
[0018] In einem zweiten Arbeitsgang wurde die zweite Schicht mit der im ersten Arbeitsgang
hergestellten Bahn untrennbar verschweisst. Das Vormischen, Plastifizieren, Homogenisieren
und Extrudieren erfolgte in der gleichen Art und Weise wie oben beschrieben.
[0019] Die aus der Breitschlitzdüse austretende bahnförmige Masse wurde in den unteren Spalt
eines 3-Walzen-Glättwerkes eingeführt. Gleichzeitig lief von unten über die untere
Walze die Bahn aus dem ersten Arbeitsgang ein, wobei das Trägermaterial auf die Seite
mit der Materialvorlage gerichtet war. Die Temperatur der unteren Walze betrug 30°C
bis 50°C, diejenige der mittleren Walze 50°C bis 80°C. Ueber den Spalt der unteren
und mittleren Walze wurde die Dicke der Bahn von 1,8 mm eingestellt. Anschliessend
wurde diese Bahn über Kühlwalzen auf Raumtemperatur abgekühlt, die Ränder wurden
geschnitten, und die Bahn wurde aufgerollt.
[0020] Die so erhaltene Bahn hatte folgende Eigenschaften:
Prüfung |
Norm |
Einheit |
Wert |
Bahnstärke |
DIN 53370 |
mm |
1,8 |
Reissfestigkeit längs |
DIN 53455 |
N/mm² |
12 |
quer |
|
|
9 |
Reissdehnung längs |
DIN 53455 |
% |
450 |
quer |
|
|
500 |
Faltbiegung in der Kälte |
SIA 280/2 |
°C |
< -50 |
Formänderung in der Wärme längs |
SIA 280/3 |
% |
< 0,1 |
quer |
|
|
< 0,1 |
thermische Alterung (70 Tage, 70°C) |
SIA 280/7 |
|
|
- Massenveränderung |
|
% |
-0,05 |
Verhalten im Wasser (nach 8 Monaten) |
SIA 280/12 |
|
|
- Wasseraufnahme |
|
% |
0,84 |
- Massenveränderung |
|
% |
-0,08. |
1. Kunststoffdichtungsbahnen, dadurch gekennzeichnet, dass eine Oberschicht und eine
Unterschicht ein dazwischen liegendes Trägermaterial derart durchdringen, dass sie
miteinander verschweisst sind, und dass die Oberschicht und die Unterschicht aufgebaut
sind auf der Basis wenigstens eines Copolymeren A, welches aufgebaut ist aus dem Monomeren
Ethylen und einem Comonomeren, ausgewählt aus der Gruppe, bestehend aus Vinylestern
einer C₂-bis C₃-Alkancarbonsäure und C₁-bis C₄-Alkylestern der Acrylsäure.
2. Kunststoffdichtungsbahnen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das (die)
Copolymer(en) A kombiniert ist (sind) mit wenigstens einem Copolymeren B, welches
aufgebaut ist aus dem Monomeren Ethylen und dem Comonomeren Propylen, und/oder mit
wenigstens einem Terpolymeren, welches aufgebaut ist aus dem Monomeren Ethylen und
dem Comonomeren Propylen und wenigstens einem Dien-Monomeren, z.B. Dicyclopentadien,
2-Ethylidennorbornen, 1,4-Hexadien, und/oder mit wenigstens einer Komponente aus
der Stoffklasse der "Polyolefinischen Thermoplastischen Elastomere", insbesondere
solche "Polyolefinische Thermoplastische Elastomere", bei welchen die Elastomerkomponente
in teilvernetzter Form vorliegt.
3. Kunststoffdichtungsbahnen nach einem der Ansprüche 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet,
dass die Oberschicht und/oder die Unterschicht, in Abhängigkeit von der Anwendung,
noch wenigstens ein Pigment, insbesondere Titandioxid, lichtbeständige Farbpigmente,
und/oder wenigstens einen Stabilisator, insbesondere Lichtschutzmittel, Antioxidantien,
und/oder wenigstens einen Füllstoff, insbesondere Kreide, Kaolin, Talkum, Quarzmehl,
und/oder wenigstens ein Verarbeitungshilfsmittel, insbesondere Gleitmittel, z.B.
Glyzerinmonostearat, und/oder wenigstens einen Zusatzstoff, welcher die Brennbarkeit
der Kunststoffdichtungsbahnen reduziert, z.B. Aluminiumhydroxid, Magnesiumhydroxid,
enthalten (enthält).
4. Kunststoffdichtungsbahnen nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
dass das genannte Trägermaterial derart beschaffen ist, dass es die Dimensionsbeständigkeit
der Kunststoffdichtungsbahnen im Herstellungsverfahren und/oder bei der Anwendung
der Kunststoffdichtungsbahnen gewährleistet, und insbesondere ein Gewebe, Gelege,
Gewirke oder ein Vlies, oder beliebige Kombinationen davon, aus Kunststoff- und/oder
Glasfasern ist.
5. Kunststoffdichtungsbahnen nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
dass die in Anspruch 1 erwähnten Copolymeren A aufgebaut sind aus
- 70 bis 99 Gew.-%, vorzugsweise 75 bis 88 Gew.-%, Ethylen-Monomer und
- 1 bis 30 Gew.-%, vorzugsweise 12 bis 25 Gew.-%, Comonomer,
wobei die Summe der Gew.-% 100 ist.
6. Kunststoffdichtungsbahnen nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
dass die in Anspruch 2 erwähnten Copolymeren B aufgebaut sind aus
- 40 bis 80 Gew.-%, vorzugsweise 55 bis 70 Gew.-%, Ethylen-Monomer und
- 20 bis 60 Gew.-%, vorzugsweise 30 bis 45 Gew.-%, Propylen-Comonomer,
wobei die Summe der Gew.-% 100 ist.
7. Kunststoffdichtungsbahnen nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
dass die in Anspruch 2 erwähnten Terpolymeren aufgebaut sind aus
- 40 bis 80 Gew.-%, vorzugsweise 65 bis 75 Gew.-%, Ethylen-Monomer und
- 20 bis 60 Gew.-%, vorzugsweise 20 bis 26 Gew.-%, Propylen-Comonomer und
- 2 bis 12 Gew.-%, vorzugsweise 4 bis 8 Gew.-%, Dien-Monomer,
wobei die Summe der Gew.-% 100 ist.
8. Kunststoffdichtungsbahnen nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
dass die in Anspruch 2 erwähnten "Polyolefinischen Thermoplastischen Elastomere" eine
Härte im Bereich von 50 bis 80 Shore A haben.
9. Kunststoffdichtungsbahnen nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
dass die Oberschicht und/oder Unterschicht
- 30 bis 100 Gew.-% Copolymer(e) A, und/oder
- 0 bis 40 Gew.-% Copolymer(e) B und/oder Terpolymere und/oder "Polyolefinische Thermoplastische
Elastomere", und/oder
- 0 bis 15 Gew.-% Pigment, und/oder
- 0 bis 5 Gew.-% Stabilisator, und/oder
- 0 bis 25 Gew.-% Füllstoff, und/oder
- 0 bis 5 Gew.-% Verarbeitungshilfsmittel, und/oder
- 0 bis 60 Gew.-% Zusatzstoff, welcher die Brennbarkeit der Kunststoffdichtungsbahnen
reduziert,
enthalten (enthält), wobei die Summe der Gew.-% 100 ist.
10. Verfahren zur Herstellung von Kunststoffdichtungsbahnen nach einem der Ansprüche
1 bis 9, da durch gekennzeichnet, dass man in einem ersten Schritt die jeweils benötigten
Rezeptur-Komponenten für die erste Schicht in einem ersten Extruder plastifiziert
und homogen mischt und über eine Breitschlitzdüse extrudiert, dann mit der so erhaltenen
ersten bahnförmigen Masse in einem ersten Spalt zwischen zwei Walzen unter Einwirkung
von Druck das einlaufende Trägermaterial von einer Seite her durchdringt, und danach
im gleichen Arbeitsgang on-line in einem zweiten Schritt die jeweils benötigten Rezeptur-Komponenten
für die zweite Schicht in einem zweiten Extruder plastifiziert und homogen mischt
und über eine Breitschlitzdüse extrudiert, dann mit der so erhaltenen zweiten bahnförmigen
Masse in einem zweiten Spalt zwischen zwei Walzen unter Einwirkung von Druck die
aus dem ersten Schritt erhaltene, einlaufende Bahn von der anderen Seite her verschweisst;
und gegebenenfalls die so erhaltene Kunststoffdichtungsbahn kühlt, und/oder prägt,
und/oder kaschiert, und/oder schneidet, und/oder wickelt.
11. Verfahren zur Herstellung von Kunststoffdichtungsbahnen nach einem der Ansprüche
1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass man in einem ersten Arbeitsgang die jeweils
benötigten Rezeptur-Komponenten für die erste Schicht in einem Extruder plastifiziert
und homogen mischt und über eine Breitschlitzdüse extru diert, dann mit der so erhaltenen
ersten bahnförmigen Masse in einem Spalt zwischen zwei Walzen unter Einwirkung von
Druck das einlaufende Trägermaterial von einer Seite her durchdringt und das so erhaltene
Produkt kühlt und aufwickelt, und danach in einem zweiten Arbeitsgang off-line die
jeweils benötigten Rezepturkomponenten für die zweite Schicht in einem Extruder plastifiziert
und homogen mischt und über eine Breitschlitzdüse extrudiert, dann mit der so erhaltenen
zweiten bahnförmigen Masse in einem Spalt zwischen zwei Walzen unter Einwirkung von
Druck die aus dem ersten Arbeitsgang erhaltene, einlaufende Bahn von der andern Seite
her verschweisst; und gegebenenfalls die so erhaltene Kunstoffdichtungsbahn kühlt,
und/oder prägt, und/oder kaschiert, und/oder schneidet, und/oder wickelt.
12. Verwendung der Kunststoffdichtungsbahnen nach einem der Ansprüche 1 bis 9 zur
Abdichtung von Bauwerken, insbesondere von Hoch-, Tief- und Ingenieurbauten, vorzugsweise
als Dachabdichtung von Flachdächern und Steildächern, welche ganz oder teilweise bewittert
sind, oder als Abdichtung gegen drückendes und nichtdrückendes Wasser, welche nicht
der Bewitterung ausgesetzt ist, wie z.B. beim Umkehrdach oder beim humusierten oder
begeh- und/oder befahrbaren Flachdach, oder als Abdichtung auf Brücken, Galerien,
Unterführung, oder als Abdichtung im Tunnelbau oder als Abdichtung im Dammbau.