[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Herstellung von großkalibriger
Munition mit verbrennbarer bzw. teilverbrennbarer Treibladungshülse und mit verdichtetem
bzw. teilverdichtetem Treibladungspulver gemäß den Merkmalen im Oberbegriff des Patentanspruches
1. Die Erfindung betrifft weiterhin eine Munition mit verbrennbarer bzw. teilverbrennbarer
Treibladungshülse mit einer nach dem erfindungsgemäßen Verfahren teilverdichteten
Schüttgut-Treibladung.
[0002] Es sind verschiedene Verfahren bekannt, bei denen zur innenballistischen Leistungssteigerung
das Treibladungspulver in einer Patronenhülse teilweise oder vollständig nachverdichtet
bzw. verpreßt wird. Dabei erfolgt das Verdichten bzw. das Verpressen des Treibladungspulvers
immer innerhalb einer druckfesten metallischen Treibladungshülse oder wird in einer
sonstigen separaten Preßvorrichtung durchgeführt, und anschließend wird der Pulverpreßling
in die Treibladungshülse überführt. Dabei wird implizit vorausgesetzt, daß das Material
der metallischen Treibladungshülse oder der sonstigen Preßvorrichtung geeignet ist,
den beim Verdichten und Verpressen auftretenden radialen, senkrecht zur Wandung wirkenden
Druckkräften sowie den tangentialen, parallel zur Wandung wirkenden Reibungskräften
(Scherkräften) ohne Deformation widerstehen zu können.
[0003] Dies ist bei Treibladungshülsen, Geschoßhüllen oder sonstigen Vorrichtungen aus Metall
in aller Regel der Fall. Bei verbrennbaren oder zumindest teilverbrennbaren Treibladungshülsen
mit z. B. nicht verbrennbaren Hülsenstummeln bzw. Hülsenböden sind die bekannten Treibladungspreßverfahren
aufgrund der geringeren Festigkeit des verbrennbaren Materiales nicht anwendbar, weil
die beim Verdichten bzw. Verpressen des Pulvers auftretenden Druckkräfte senkrecht
zur Hülsenwand und die ebenfalls dabei auftretenden Reibungskräfte bzw. Scherkräfte
parallel zur Hülsenwand die Treibladungshülse zerstören oder zumindest soweit deformieren
würden, daß eine Patrone mit einer derartig belasteten Hülse (Durchmesservergrößerung)
nicht mehr in die Waffe ladefähig wäre.
[0004] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein aus der EP-A-0 137 958 bekanntes Verfahren
zur Verdichtung einer Treibladung mit Reduzierung des Temperaturgradienten im oberen
Gebrauchstemperaturbereich bei gleichzeitiger Erhöhung der Ladedichte, welches bisher
nur für druckfeste metallische Treibladungshülsen anwendbar war, auch für Treibladungshülsen
mit verbrennbarer bzw. teilverbrennbarer Treibladungshülse von geringerer Festigkeit
anwendbar zu machen.
[0005] Diese Aufgabe wird verfahrensmäßig mit den im Kennzeichnungsteil des Patentanspruches
1 angegebenen erfindungswesentlichen Merkmalen gelöst. Dabei liegt die verbrennbare
Treibladungshülse an der Innenwandung eines metallischen Hohlzylinders (Preßmatrize)
an. Hierdurch wird eine Aufweitung der Hülse infolge der beim Preßvorgang auftretenden
radialen Druckkräfte vermieden. Weiterhin ist erfindungsgemäß der Durchmesser des
Preßstempels um mehr als das Zweifache der Pulverkornabmessungen kleiner als der Innendurch
messer der verbrennbaren Hülse. Diese Maßnahme verhindert die Übertragung großer Reibungs-/Scherkräfte
auf die verbrennbare Treibladungshülse, da die Pulverkörner sich beim Preßvorgang
in dem bestehenden Ringspalt zwischen Preßstempel und Hülseninnenwand relativ frei
bewegen können bzw. nicht gleichzeitig die Außenwandung des Preßstempels und die Innenwandung
der Treibladungshülse berühren können.
[0006] Die Verdichtung von Treibladungspulver in einer verbrennbaren oder wenigstens teilverbrennbaren
Treibladungshülse setzt Pulverkörner genügend hoher Duktilität voraus, was bei mehrbasigen
Treibladungspulvern in der Regel in hinreichendem Maße der Fall ist, denn es muß ausgeschlossen
sein, daß die Pulverkörner beim Verdichtungsvorgang das Hülsenmaterial verletzen können.
[0007] Erfindungsgemäß wird die verbrennbare Treibladungshülse beim Preßvorgang durch eine
Metall-Außenstützung (Preßmatrize) gehalten, um eine radiale Aufweitung der Hülse
zu verhindern und ihre Ladefähigkeit nicht zu beeinträchtigen. Weiterhin ist für das
Verdichten in der verbrennbaren Treibladungshülse von großer Bedeutung, wie groß der
Freiraum zwischen Außenseite des Preßstempels und Innenwandung der Treibladungshülse
ist. Es hat sich nämlich gezeigt, daß selbst unter der Voraussetzung, daß sich Preßstempel
und Treibladungshülse beim Verdichten nicht berühren, bei verbrennbaren Hülsen solche
Verfahren ungeeignet sind, bei denen dieser Freiraum zu klein ist; denn dann werden
durch die Pulverkörner sehr große Scherkräfte auf die Treibladungshülse übertragen.
Der freie Ringraum zwischen Außenseite des Stempels und Innenwandung der verbrennbaren
Treibladungshülse muß daher den Kornabmessungen des Treibladungspulvers entsprechen
und etwas größer als diese ausgebildet sein. (Faktor ca. 1,1 bis 3).
[0008] Beim Verdichtungsprozeß kann der Treibladungsanzünder durch einen eingesetzten Dorn
(Blindstück) ersetzt sein, der beim Fertiglaborieren gegen den Treibladungsanzünder
ausgetauscht wird. Der Verdichtungsprozeß kann aber auch mit fertig montiertem Treibladungsanzünder
durchgeführt werden. Dann ist der Treibladungsanzünder nach oben durch eine Kappe
zu schützen, die bei Bedarf zu verlängern ist, um die Führung des eine Zentralbohrung
aufweisenden Preßstempels zu gewähren. Die dornartige Kappe wird nach dem Verdichtungsvorgang
entfernt.
[0009] Die Verdichtung des zu verdichtenden Treibladungsanteiles (ca. 35% bis ca. 80%) der
gesamten Treibladung kann in einer Pressung erfolgen. Bei der großen Länge der verbrennbaren
Treibladungshülse, insbesondere bei Munition für Großkaliber von 120 mm oder beispielsweise
140 mm, kann es aber auch erforderlich oder zweckmäßig sein, den zu verdichtenden
Treibladungsanteil in mehreren Schritten zu verdichten, wobei zunächst in einem ersten
Schritt nur eine kleine Menge Treibladungspulver verdichtet wird und vor jedem nachfolgenden
Verdichtungsschritt zusätzlich weiteres Treibladungspulver in die Hülse eingefüllt
wird.
[0010] Bei beiden Verdichtungsarten wird nach der letzten Verdichtung ein Anteil von etwa
65% bis etwa 20 % an lose aufgeschüttetem Treibladungspulver nachgefüllt, das unverdichtet
am oberen Ende der Treibladungshülse bzw. an dem geschoßseitigen Ende der Treibladungshülse
angeordnet ist.
[0011] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispielen
näher erläutert und beschrieben. Es zeigen:
- Figur 1
- eine erfindungsgemäße Vorrichtung für ein erfindungsgemäßes Verfahren zur Verdichtung
einer Schüttgut-Pulvertreibladung,
- Figur 2
- die erfindungsgemäße Vorrichtung für ein weiteres abgewandeltes erfindungsgemäßes
Verdichtungsverfahren,
- Figur 3
- die Gesamtansicht einer erfindungsgemäßen Munition im Teil-Längsschnitt,
- Figur 4
- eine vergrößterte Darstellung aus Figur 3 des Geschoßheckbereiches mit vorderseitigem
Treibladungshülsendeckel und
- Figur 5
- eine weiter vergrößterte Teildarstellung aus Figur 4 im Bereich des Treibladungshülsendeckels.
- Figur 6
- die Gesamtansicht einer weiteren erfindungsgemäßen Munition im Teil-Längsschnitt.
[0012] In
Figur 1 ist mit der Bezugsziffer 10 eine aus zwei Halbschalen bestehende Preßform (Preßmatrize)
bezeichnet, die einen zylindrischen Innenraum aufweist, in welchen eine verbrennbare
Treibladungshülse 14 mit nichtverbrennbarem Hülsenboden 16 (Hülsenstummel) eingesetzt
ist. Die beiden Halbschalen der Preßform 10 werden mittels dreier am Außenumfang der
Preßform 10 vorgesehenen ringförmigen Spannflansche 12 zusammengehalten und sind schnell
lösbar, z.B. zum Einsetzen und zur Entnahme der Treibladungshülse 14, aneinander fixiert.
Zentral in der Treibladungshülse 14 ist ein langer Dorn 18 angeordnet. Der Dorn 18
ist an Stelle eines Anzündrohres in den Hülsenboden 16 eingeschraubt und wird nach
dem Preßvorgang gegen den üblichen, aber gegen Querkräfte empfindlichen Primer (Anzündrohr)
ausgetauscht. Von oben ist ein in Längsrichtung verschiebbarer Preßstempel 20 mit
Preßstempelschaft 22 in die Treibladungshülse 14 eingesenkt. Preßstempel 20 und Preßstempelschaft
22 weisen eine durchgehende Zentralbohrung 34 auf, die zur Aufnahme des Dornes 18
bzw. Treibladungsanzündrohres 36 dient.
[0013] Der Preßstempelschaft 22 ist mittels zweier Fixierstifte 26 in einer Stempelhalterung
24 befestigt. Die Stempelhalterung 24 ist horizontal verschiebbar, z. B. über ineinandergreifende
Doppel-T-Schienen oder Schwalbenschwanz-Nut-Schienen zur Seitenausrichtung des Preßstempels
20, an einem Kopfstück 28 befestigt, das über eine Befestigungsschraube 30 an dem
(zeichnerisch nicht mehr dargestellten) in Längsrichtung verfahrbaren Hydraulikzylinder
einer Preßmaschine angeschraubt ist.
Die Preßmatrize 10 ist etwa so lang wie die eingesetzte verbrennbare Treibladungshülse
14. Auf den oberen Rand der Preßmatrize 10 ist ein austauschbarer Distanzring 32 aufgesetzt,
der je nach seiner Höhe bzw. je nach Eintauchtiefe dem Preßstempel 20 (bzw. der Preßstempelaufnahme
24) als fester Anschlag dient. Über unterschiedliche Distanzringe 32 kann also die
Preßdichte der Treibladung bzw. die Eintauchtiefe des Preßstempels 20 bei verschiedenen
Preßschritten vorgegeben werden.
[0014] In
Figur 2 ist an Stelle eines Blinddornes das eigentliche Anzündrohr 36 (Primer) bereits vor
dem Preßvorgang in den Hülsenboden 16 eingeschraubt. Als Schutz und zur Führung (Zentrierung)
des Preßstempels ist oben eine hülsenförmige Schutzkappe 38 auf das Anzündrohr 36
aufgesetzt.
[0015] Zur Verdeutlichung der Größenordnung der Treibladungs-Kornabmessungen und einem Ringspalt
60 zwischen Außenwandung 56 des Preßstempels 20 und Innenwandung 58 der Treibladungshülse
14 sind in Figur 1 in den Ringspalt 60 einige Treibladungskörner 62 eingezeichnet.
Ganz erfindungswesentlich ist also das Verhältnis von Ringspalt 60 zu der jeweiligen
Kornabmessung, um ein Verpressen von Schüttpulver innerhalb einer verbrennbaren oder
teilverbrennbaren Treibladungshülse ohne die zerstörende Wirkung von Scherkräften
auf die Hülse zu erzielen. Das Verhältnis von Ringspalt 60 zu der jeweiligen Kornabmessung
sollte etwa zwischen 1,1 und 3, vorzugsweise bei etwa 1,8, liegen.
[0016] In
Figur 3 ist eine Munitionseinheit mit vorderseitig angeordneter Treibkäfig-Geschoßanordnung
44 dargestellt. Hier kann ein beliebiges Vollkalibergeschoß oder Unterkalibergeschoß
mit Treibkäfig eingesetzt sein. Die verbrennbare Treibladungshülse 14 weist bodenseitig
einen nichtverbrennbaren, z. B. metallischen Hülsenstummel 16 auf, in welchen zentral
das Anzündrohr 36 (Primer) eingeschraubt ist. Die Treibladungshülse 14 ist in ihren
wesentlichen Längenbereichen zylindrisch ausgebildet und weist vorderseitig einen
mit der Geschoßanordnung 44 über eine Rastverbindung 50 verbundenen Treibladungs-Hülsendeckel
40 auf, der bei oder nach der Laborierung mit dem zylindrischen Teil der Treibladungshülse
14 in einem jeweils entsprechend angeschrägten Befestigungsbereich 46, 48 verbunden
bzw. z.B. verklebt wird.
[0017] Das Treibladungspulver 42 ist im unteren Bereich der Treibladungshülse 14 um das
gesamte Anzündrohr 36 herum und über dessen gesamte Länge verdichtet worden, während
das restliche Treibladungspulver im oberen Bereich der Treibladungshülse 14 lediglich
lose auf den verpreßten Anteil aufgeschüttet ist.
[0018] Zur Laborierung der einstückigen Munition wird zunächst das Treibladungspulver 42
direkt in dem zylindrischen Teil der Treibladungshülse 14 innerhalb der Preßvorrichtung
(gemäß Figur 1, 2) verdichtet. Danach wird der in
Figur 4 dargestellte Treibladungs-Hülsendeckel 40 mitsamt der einge setzten Geschoßanordnung
44 auf den zylindrischen Teil der Treibladungshülse 14 aufgesetzt und befestigt bzw.
verklebt. Dazu weisen der Befestigungsbereich 46 (unterer Rand) des Hülsendeckels
40 und der Befestigungsbereich 48 (oberer Rand) der zylindrischen Treibladungshülse
14 je eine entsprechende Anschrägung auf.
Soweit die einteilige Munitionseinheit in ihren äußeren Abmessungen fertiggestellt
ist, wird als letztes der restliche Treibladungspulveranteil lose eingeschüttet. Dazu
weist der Hülsendeckel 40, wie aus
Figur 5 ersichtlich ist, seitlich eine Einfüllöffnung 52 (Ausnehmung/Fenster) auf, die nach
dem Einschütten des losen Treibladungspulvers mittels einer eingesetzten bzw. eingeklebten
Verschlußscheibe 54 verschlossen und abgedichtet wird. Der Hülsendeckel 40 und die
Verschlußscheibe 54 können dabei beispielsweise ebenfalls aus verbrennbarem Material
gefertigt sein.
[0019] Eine besondere Ausgestaltungsform der Erfindung wird weiterhin aus Figur 3 deutlich.
Etwa in der Mitte der Munition ist in gestrichelter Darstellung ein mittlerer Berührungsbereich
64 eines hinteren Munitionsteiles 14.1 und eines vorderen Munitionsteiles 14.2 eingezeichnet.
Bei dieser zweistückigen Munition kann beispielsweise das vordere Munitionsteil austauschbar
sein, bzw. es können mit gleichem hinteren Antriebsteil für verschiedene Anwendungszwecke
die entsprechenden Geschosse (z.B. Sprenggeschoß, Wuchtgeschoß, Hohlladungsgeschoß)
im vorderen Munitionsteil geladen und verschossen werden.
[0020] Bei dieser Ausführungsform wird lediglich der hintere Treibladungsschüttpulveranteil
42.1 im hinteren Munitionsteil 14.1 in der in Fig. 1 und 2 dargestellten Vorrichtung
verpreßt, während der Treibladungspulveranteil 42.2 im vorderen Munitionsteil 14.2
mit der Geschoßanordnung 44 lediglich lose eingeschüttet ist.
[0021] Die Laborierung (und Verpressung) des Treibladungspulveranteiles in der verbrennbaren
Treibladungshülse erfolgt hierbei zweckmäßigerweise von dem mittleren Berührungsbereich
64 aus. Nach der Verpressung des Treibladungspulveranteiles 42.1 im hinteren (unteren)
Munitionsteil 14.1 kann das letzte eingepreßte Freivolumen (letzter Weg des eingedrückten
Preßstempels) bis zum oberen Rand mit losem Schüttpulver aufgefüllt und das Munitionsteil
14.1 mit einer z.B. aufgeklebten, verbrennbaren Deckelscheibe verschlossen werden.
Bei dem vorderen Munitionsteil 14.2 wird entsprechend verfahren. Das Munitionsteil
14.2 wird dabei so aufgestellt, daß der mittlere Berührungsbereich 64 nach oben und
die Geschoßanordnung 44 nach unten weisen. Dann wird der Treibladungspulveranteil
42.2 randvoll lose eingeschüttet und das Munitionsteil 14.2 gleichfalls im mittleren
Berührungsbereich 64 mittels einer z.B. aufgeklebten verbrennbaren Deckelscheibe verschlossen
und abgedichtet.
[0022] Diese zweiteilige Munitionseinheit ist für den Soldaten an der Waffe leichter handhabbar
(niedrigeres Einzelgewicht) und bringt logistische Vorteile.
[0023] Die
Figur 6 zeigt eine weitere Ausführungsform der Erfindung, bei der zwei Treibladungshülsenteile
zu einer einstückigen Munition miteinander verbunden werden. Die Treibladungshülse
14 besteht aus einem hinteren verbrennbaren Treibladungshülsenteil 14.3, das bodenseitig
in einem nicht verbrennbaren Hülsenstummel 16 angeordnet ist, in den zentral das Anzündrohr
36 eingeschraubt ist. Ein vorderes Treibladungshülsenteil 14.4 weist einen Hülsendeckel
40 auf, dessen Befestigung am Geschoß 44 und am zylindrischen Teil des Treibladungshülsenteils
14 gemäß der Figuren 3 und 4 erfolgt. Bei dem Ausführungsbeispiel gemäß der Figur
6 kann der Treibladungshülsendeckel 40 aber auch direkt einstückig mit dem Treibladungshülsenteil
14.4 verbunden sein, so daß auf die angeschrägten Befestigungsbereiche 46, 48 gemäß
den Figuren 3, 4 und 5 verzichtet werden kann.
[0024] Zur Laborierung der Munition wird Treibladungspulver 42.3 in das hintere Treibladungshülsenteil
14.3 eingefüllt und innerhalb der Preßvorrichtung (gemäß Fig. 1, Fig. 2) verdichtet,
wobei die Verpreßung des Treibladungspulvers 42.3 vorzugsweise bis zum oberen Rand
14.31 des hinteren Treibladungshülsenteils 14.3 erfolgt. Zum Befüllen des vorderen
Treibladungshülsenteils 14.4 mit dem Treibladungspulveranteil 42.4 wird das vordere
Treibladungshülsenteil 14.4 nach Ansetzen der Geschoßanordnung 44 so aufgestellt,
daß die Geschoßanordnung 44 nach unten weist. Der Treibladungspulveranteil 42.4 wird
randvoll lose eingeschüttet und das hintere Treibladungshülsenteil 14.3 wird von oben
auf das vordere Hülsenteil 14.4 aufgesetzt und mit diesem verbunden. Zur Herstellung
der Verbindung zwischen den beiden Hülsenteilen 14.3, 14.4 weisen diese angeschrägte
Befestigungsränder 46', 48' auf, die miteinander verklebt werden.
[0025] Je nach gewähltem Preßdruck bei der Verdichtung des Treibladungspulveranteils 42.3
im hinteren Treibladungshülsenteil 14.3 kann dieses zusätzlich am oberen Rand 14.31
mit einer nicht dargestellten dünnen, verbrennbaren Folie versehen werden, um zu verhindern,
daß beim Aufsetzen auf das vordere Treibladungshülsenteil 14.4 verdichtetes Treibladungspulver
42.3 von der Oberfläche abgelöst wird.
[0026] Auf die in der Figur 5 dargestellte seitliche Öffnung 52 im Hülsendeckel 40 zum Einfüllen
von losem Treibladungspul ver 42, die nach dem Auffüllen durch eine Verschluß-Scheibe
54 verschlossen wird, kann bei der Laborierung einer einstückigen Munition gemäß dem
Ausführungsbeispiel der Figur 6 verzichtet werden.
[0027] Das in den vorderen Treibladungshülsenteil 14.4 eingefüllte Treibladungspulver 42.4
kann vor dem Aufsetzen des hinteren Hülsenteils 14.3 ebenfalls verpreßt werden. Die
Verdichtung in diesem Hülsenteil 14.4 erfolgt dabei vorzugsweise so, daß in der Nähe
des Geschosses 44 das Treibladungspulver 42.4 eine Dichte aufweist, die in etwa der
von lose geschüttetem Treibladungspulver entspricht oder nur geringfügig größer ist.
[0028] Eine derartige Verdichtung von Treibladungspulver im vorderen Munitionsteil ist ebenfalls
bei der Anordnung gemäß der Figur 3 möglich. Der hier im vorderen Munitionsteil 14.2
eingefüllte Treibladungspulveranteil 42.2 wird ebenfalls verdichtet, bevor das Munitionsteil
14.2 zur Endlaborierung im mittleren Berührungsbereich 64 mit einer verbrennbaren
Deckelscheibe verschlossen und abgedichtet wird.
Bezugszeichen-Liste
[0029]
- 10
- Preßmatrize (2 Halbschalen)
- 12
- Spannflansch
- 14
- verbr. TL-Hülse
- 14.1
- Hülsenteile
- 14.2
- Hülsenteile
- 14.3
- Hülsenteile
- 14.4
- Hülsenteile
- 14.31
- Rand von 14.3
- 16
- Hülsenstummel
- 18
- zentraler Dorn
- 20
- Preßstempel
- 22
- Preßstempelschaft
- 24
- Stempelaufnahme/-halterung
- 26
- Fixierstift
- 28
- Kopfstück
- 30
- Befestigungsschraube
- 32
- Distanzring
- 34
- Zentralbohrung
- 36
- Anzündrohr (Primer)
- 38
- Schutzkappe
- 40
- TL-Hülsendeckel
- 42
- verdichtetes TL-Pulver
- 42.1
- TL-Pulveranteile
- 42.2
- TL-Pulveranteile
- 42.3
- TL-Pulveranteile
- 42.4
- TL-Pulveranteile
- 44
- Treibkäfig-Geschoßanordnung
- 46
- Befestigungsbereich 40
(unterer Rand)
- 46'
- Befestigungsbereich 14.4
- 48
- Befestigungsbereich 14
(oberer Rand)
- 48'
- Befestigungsbereich 14.3
- 50
- Rastverbindung
- 52
- Ausnehmung Fenster-Öffnung
- 54
- Verschluß-Scheibe
- 56
- Preßstempel-Außenwandung
- 58
- TL-Hülsen-Innenwandung
- 60
- Ringspalt
- 62
- Treibladungs-Korn
- 64
- mittl. Berührungsbereich
1. Verfahren zur Herstellung von großkalibriger Munition mit verbrennbarer bzw. teilverbrennbarer
Treibladungshülse und mit verdichtetem bzw. teilverdichtetem Treibladungspulver,
gekennzeichnet durch folgende Merkmale,
- die in wesentlichen Längenbereichen aus dünnwandigem, verbrennbarem Material mit
vergleichsweise geringer Festigkeit bestehende Treibladungshülse (14) wird in eine
die Treibladungshülse (14) außen umschließende Preßform (10) bzw. Preßmatrize eingesetzt
und dadurch von außen gegen den inneren Preßdruck abgestützt,
- ca.35% bis ca. 80% des Treibladungspulvers (42) der gesamten Treibladung wird in
einem Schritt oder mehreren Schritten innerhalb der abgestützten verbrennbaren Treibladungshülse
(14) verpreßt, wobei zwischen Preßstempelaußenwandung (56) und Treibladungshülsen-Innenwandung
(58) ein Ringspalt (60) freigelassen wird, der um einen Faktor von 1,1 bis etwa 3,
vorzugsweise etwa 1,8, mal größer als die Kornabmessung eines Treibladungskornes (62)
der zu verpressenden Treibladung ist, so daß die eingefüllten Treibladungskörner (62)
im wesentlichen scherkraftfrei bezüglich der Treibladungshülsen-Innenwandung (58)
verpreßbar sind ,
- nach dem Verpressen des zu verdichtenden Anteils der Treibladung (42) wird das restliche
Treibladungspulver aufgefüllt und das Geschoß (44) aufgesetzt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß vor dem Verpressen des Treibladungspulvers ein Anzündrohr (36, 18) (Primer) in
die verbrennbare Treibladungshülse (14) bzw. deren Hülsenboden (16) eingesetzt wird
und das Treibladungspulver mittels eines, eine zentrale Axialbohrung (34) zur Aufnahme
des Anzündrohres (36, 18) aufweisenden Preßstempels (20) um das Anzündrohr (36, 18)
herum verpreßt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß anstelle des Anzündrohres (36) ein zentraler Dorn (18) in die verbrennbare Treibladungshülse
(14) eingesetzt wird, das Treibladungspulver (42) um den Dorn (18) herum verpreßt
wird und nach dem Preßvorgang der Dorn (18) aus der verdichteten bzw. verpreßten Treibladung
(42) herausgezogen wird und an die Stelle des Dornes (18) zentral das Anzündrohr (36)
eingesetzt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, daß nach dem Verpressen des zu verdichtenden Anteils der Treibladung (42) das Geschoß
(44) mit dem Treibladungshülsendeckel (40) vorderseitig in die Treibladungshülse (14)
eingesetzt wird und das restliche Treibladungspulver durch eine seitlich angeordnete
Einfüllöffnung (52) lose in die verbrennbare Treibladungshülse (14) eingeschüttet
und die Einfüllöffnung (52) verschlossen wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, daß die Munition aus zwei separaten Munitionsteilen (14.1, 14.2) besteht, wobei
- ein im wesentlichen aus dünnwandigem, verbrennbaren Material bestehendes hinteres
Munitionsteil (14.1) mit Anzündrohr (36) oder zentralem Dorn (18) in eine dieses Munitionsteil
(14.1) im Umfangsbereich umschließende Preßform (10) bzw. Preßmatrize eingesetzt und
dadurch von außen gegen den inneren Preßdruck abgestützt wird,
- ca. 35 % bis ca. 80 % des Treibladungs-Schüttpulvers (42.1) der gesamten Treibladung
in einem Schritt oder mehreren Schritten innerhalb der abgestützten verbrennbaren
Treibladungshülse (14) verpreßt werden, wobei zwischen Preßstempelaußenwandung (56)
und Treibladungshülsen-Innenwandung (58) ein Ringspalt (60) freigelassen wird, der
um einen Faktor von 1,1 bis etwa 3, vorzugsweise etwa 1,8, mal größer als die Kornabmessung
eines Treibladungskornes (62) der zu verpressenden Treibladung ist, so daß die eingefüllten
Treibladungskörner (62) im wesentlichen scherkraftfrei bezüglich der Treibladungshülsen-Innenwandung
(58) verpreßbar sind,
- nach dem Verpressen des Treibladungspulveranteiles (42.1) und ggf. Nachschütten
von losem Treibladungspulver wird das hintere Munitionsteil (14.1) verschlossen,
- in ein vorderes verbrennbares Munitionsteil (14.2) wird zunächst vorderseitig das
Geschoß (44) eingesetzt, danach wird das restliche Treibladungspulver (42.2) lose
in das Munitionsteil (14.2) eingeschüttet und dieses verschlossen.
6. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, daß die Laborierung der Munition in zwei separaten Treibladungshülsenteilen (14.3,
14.4) erfolgt, die zu einer einteiligen Treibladungshülse (14) miteinander verbunden
werden, wobei
- ein im wesentlichen aus dünnwandigem, verbrennbarem Material bestehendes hinteres
Treibladungshülsenteil (14.3) mit Anzündrohr (36) oder zentralem Dorn (18) in eine
dieses Treibladungshülsenteil (14.3) im Umfangsbereich umschließende Preßform (10)
bzw. Preßmatrize eingesetzt und dadurch von außen gegen den inneren Preßdruck abgestützt
wird,
- ein Treibladungs-Schüttpulveranteil (42.3) in einem Schritt oder mehreren Schritten
innerhalb des abgestützten verbrennbaren Treibladungshülsenteils (14.3) verpreßt wird,
wobei zwischen Preßstempel-Außenwandung (56) und Treibladungshülsen-Innenwandung (58)
ein Ringspalt (60) freigelassen wird, der um einen Faktor 1,1 bis etwa 3, vorzugsweise
etwa 1,8, x größer als die Kornabmessung eines Treibladungskornes (62) der zu verpressenden
Treibladung ist, so daß die eingefüllten Treibladungskörner (62) im wesentlichen scherkraftfrei
bezüglich der Treibladungshülsen-Innenwandung (58) verpreßbar sind,
- in ein vorderes verbrennbares Treibladungshülsenteil (14.4) zunächst vorderseitig
das Geschoß (44) eingesetzt wird, danach das restliche Treibladungspulver (42.4) lose
in das Treibladungshülsenteil (14.4) eingeschüttet wird, wobei das Treibladungshülsenteil
(14.4) beim Einfüllen so aufgestellt ist, daß die Geschoßanordnung (44) nach unten
weist,
- anschließend beide Treibladungshülsenteile (14.3, 14.4) zu einer einteiligen Treibladungshülse
(14) zusammengesetzt und miteinander verbunden werden.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6,
dadurch gekennzeichnet, daß das Treibladungspulver (42.2; 42.4) im vorderen Munitionsteil (14.2; 14.4) ebenfalls
verpreßt wird, wobei der Verdichtungsvorgang so gewählt wird, daß der beim Verdichten
entstehende Dichtegradient in der Nähe des vorderseitig in das Munitionsteil (14.2;
14.4) eingesetzten Geschosses (44) zu einer Dichte führt, die etwa dem lose geschüttetem
Treibladungspulver entspricht oder geringfügig höher ist.
8. Großkalibrige einstückige Munition mit vorderseitig in eine, mit Treibladungspulver
gefüllte, Treibladungshülse eingesetztem Geschoß, hergestellt gemäß dem Verfahren
nach einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß
- die Treibladungshülse (14) in wesentlichen Längenbereichen aus dünnwandigem verbrennbarem
Material mit vergleichsweise geringer Festigkeit besteht,
- ca. 35 % bis ca. 80 % des Treibladungs-Schüttpulvers (42) der gesamten Treibladung
um das hülsenbodenseitig befestigte Anzündrohr (36) herum verpreßt ist, wobei der
Preßvorgang innerhalb einer die Treibladungshülse (14) außen umschließenden Preßform
(10) mit Abstützung gegen den inneren Preßdruck erfolgt ist,
- geschoßseitig das restliche Treibladungspulver lose auf den verdichteten Anteil
des Treibladungspulvers aufgeschüttet ist und
- die verbrennbare Treibladungshülse (14) für den Einfüllvorgang des lose eingeschütteten
Treibladungspulvers seitlich bzw. dezentral eine verschließbare Einfüllöffnung (52)
aufweist.
9. Großkalibrige einstückige Munition nach Anspruch 8, hergestellt gemäß dem Verfahren
nach einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß die Treibladungshülse (14) aus einem vorderen verbrennbaren Treibladungshülsenteil
(14.4) mit vorderseitig eingesetztem Geschoß (44) und einem hinteren verbrennbaren
bzw. teilverbrennbaren Treibladungshülsenteil (14.3) mit hülsenbodenseitig befestigtem
Anzündrohr (36) besteht, die einstückig miteinander verbunden sind, wobei der Treibladungs-Schüttpulveranteil
(42.3) im hinteren Treibladungshülsenteil (14.3) angeordnet und verpreßt ist und das
restliche Treibladungspulver (42.4) in dem vorderen Treibladungshülsenteil (14.4)
als lose Schüttung angeordnet ist oder ebenfalls verpreßt ist, wobei der durch den
Verdichtungsvorgang entstehende Dichtegradient in der Nähe des vorderseitig in das
Munitionsteil (14.4) eingesetzten Geschosses (44) eine Dichte aufweist, die etwa dem
lose geschüttetem Treibladungspulver entspricht oder geringfügig höher ist.
10. Großkalibrige Munition mit vorderseitig in eine, mit Treibladungspulver gefüllte,
Treibladungshülse eingesetztem Geschoß, hergestellt gemäß dem Verfahren nach einem
der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß die Munitionseinheit aus einem vorderen Munitionsteil (14.2) mit vorderseitig
eingesetztem Geschoß (44) und einem hinteren Munitionsteil (14.1) mit hülsenbodenseitig
befestigtem Anzündrohr (36) besteht, wobei beide Munitionsteile (14.1, 14.2) jeweils
eine verbrennbare bzw. teilverbrennbare Treibladungshülse aufweisen, und der Anteil
(42.1) von ca. 35 % bis ca. 80 % des Treibladungspulvers (42) der gesamten Treibladung
im hinteren Munitionsteil (14.1) angeordnet und zumindest teil-verpreßt ist und der
restliche Anteil des Treibladungspulvers im vorderen Munitionsteil (14.2) angeordnet
und entweder lose eingeschüttet ist oder ein Teil davon ebenfalls verpreßt ist, wobei
der durch den Verdichtungsvorgang entstehende Dichtegradient in der Nähe des vorderseitig
in das Munitionsteil (14.2) eingesetzten Geschosses (44) eine Dichte aufweist, die
etwa dem lose geschüttetem Treibladungspulver entspricht oder geringfügig höher ist.
11. Vorrichtung zur Herstellung von großkalibriger Munition mit verpreßtem bzw. teilverpreßtem
Treibladungs-Schüttpulver gemäß den Ansprüchen 8, 9 oder 10, hergestellt nach dem
Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß die Vorrichtung eine Preßform (10) bzw. Preßmatrize mit einem Innenraum zur Aufnahme
und Abstützung gegen den inneren Preßdruck einer in wesentlichen Längenbereichen aus
dünnwandigem, verbrennbaren Material mit vergleichsweise geringer Festigkeit bestehenden
Treibladungshülse (14) und einen in die Preßmatrize (10) einsenkbaren Preßstempel
(20) aufweist.
12. Vorrichtung nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet, daß die Preßform (10) zum Einsetzen und zur Entnahme der Treibladungshülsen (14)
in Längsrichtung geteilt ausgebildet ist und die Preßformteilstücke mittels einer
Spannvorrichtung, z.B. wenigstens eines umfangsseitig angeordneten Spannflansches
(12), aneinander fixierbar sind.
13. Vorrichtung nach Anspruch 11 oder 12,
dadurch gekennzeichnet, daß der Preßstempel (20) eine Zentralbohrung (34) aufweist und zur Zentrierung innerhalb
der Preßform (10) in Horizontalebene verschiebbar und austauschbar in einer Preßstempelaufnahme
bzw. -halterung (24) der Preßvorrichtung befestigt ist.