[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zur Ermittlung der Größe der Vorgarnzugkraft
zwischen dem Streckwerkausgang und dem Spinnflügel einer Vorspinnmaschine.
[0002] Die im Produktionsprozeß an Vorspinnmaschinen wirkenden maschinentechnischen und
textiltechnologischen sowie physikalischen Einflüsse führen zu nachteiligen Unregelmäßigkeiten,
insbesondere der Vorgarnspannung. Zur Kontrolle dieser Vorgarnspannung bzw. der Vorgarnzugkraft
als Maß der Vorgarnspannung sind verschiedene Methoden bekannt, bei denen der Vorgarndurchhang
zwischen dem Streckwerkausgang und dem Spinnflügel durch visuelle Beobachtung oder
manuell durch Handberührung in herkömmlicher Weise kontrolliert wird. Diese rein subjektive
und deshalb ungenaue Methode liefert aber nur während der Beobachtung oder der Berührung
Spannungswerte für ggf. erforderliche Eingriffe in die Maschineneinstellung hinsichtlich
der Drehzahländerungen. Eine kontinuierliche Überwachung ist nicht gegeben.
[0003] Aus der DD-ES 222 362 ist es bekannt, die Vorgarnspannung allein aus dem Durchhang
des Vorgarns zwischen dem Streckwerkausgang und dem Drallgeber durch Meßwertaufnehmer
optoelektronisch zu ermitteln. Nachteilig dabei ist, daß während des Spinnprozesses
auftretende überhöhte Vorgarnspannungen, die zu Fehlverzügen führen, nicht erfaßt
werden können und Änderungen an der äußeren Kontur des Vorgarnes, beispielsweise durch
Dickenschwankungen und Unterschiede in der Voluminösität, zu fehlerhaften Ergebnissen
führen.
[0004] In der DE-OS 28 13 887 sind ein Verfahren und eine Vorrichtung beschrieben, nach
denen das Vorgarn mit Druckluft beaufschlagt wird. Die Schwingungen des Vorgarns als
Maß der Vorgarnspannung wurden mit einem vorgegebenen Frequenzwert verglichen. Aufgrund
des erhaltenen Vergleichsergebnisses wird die Drehzahl der Spule bis zur Übereinstimmung
der Frequenzen verändert. Die Meßergebnisse werden jedoch bei Veränderung der Dicke
und der Voluminösität verfälscht und die einwirkende Druckluft kann qualitätsmindernd
zum Aufspreizen des Vorgarns führen.
[0005] Die CH-PS 550 379 beschreibt eine kontaktlose Winkelmeßeinrichtung, insbesondere
zur Fadenspannungsregelung, bei einem Wicklerantrieb. Unter der Fadenspannung wird
eine Welle mit Arm und Pendelrolle verdreht, so daß ein auf der Welle befestigter
Permanentmagnet mit einem Wickelkörper seine Lage zu einem ortsfesten Hallgenerator
ändert. Das vom Hallgenerator abgegebene Signal wird entsprechend weiterverarbeitet.
[0006] Aus weiteren Patentschriften und der Fachliteratur sind eine Vielzahl von Vorrichtungen
in unterschiedlichen
[0007] Variationen bekannt, bei denen eine Vergleichmäßigung der Spannung durch Änderung
der Drehzahl erzielt wird, indem das fadenförmige Gut über eine Tänzerrolle oder ein
anderes mechanisch tastendes Belastungselement geführt und die Lageabweichung als
Maß der Spannung erfaßt und ausgewertet wird.
[0008] Diese Lösungen einschließlich der Lösung aus der CH-PS 550 379 haben aber alle den
gemeinsamen Nachteil, daß sie nicht für die Ermittlung der Vorgarnspannung zwischen
Streckwerkausgang und Spinnflügel einsetztbar sind, weil jede Berührung des Vorgarns
zwischen Streckwerkausgang und Spinnflügel unweigerlich zu Störungen der Drallgebung
führt und den Spinnvorgang beeinträchtigt.
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung zu schaffen, mit der zur
Vergleichmäßigung des Vorgarns jeder auftretende Spannungszustand zwischen dem Streckwerkausgang
und dem Spinnflügel auf einfache Weise exakt erfaßt und daraus ein verwertbares Signal
abgeleitet werden kann, ohne das Vorgarn in irgendeiner Weise zu beeinflussen.
[0010] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine Vorrichtung mit den kennzeichnenden
Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0011] Die Vorgarnzugkraft als Maß der Vorgarnspannung zwischen dem Streckwerkausgang und
dem Drallgeber wird wegproportional von dem axial beweglichen Drallgeber erfaßt und
mittels dieser Axialbewegung eine Abstandsänderung zwischen dem Permanentmagnetring
und dem Sensor erzeugt. Das sich durch die Abstandsänderung ergebende Ausgangssignal
des Sensors dient der Regelung der Vorgarnspannung oder wird auch in anderer Weise
verwertet. Die Intensität des Magnetfeldes des Magnetsystems bezüglich des Permanentmagnetrings
ist veränderbar.
[0012] Weitere Besonderheiten und Vorzüge der Erfindung sind bei einem Ausführungsbeispiel
verwirklicht, das anhand der Zeichnung erläutert wird.
[0013] In der einzigen Figur ist der obere Teil eines Spinnflügels 1 teilgeschnitten dargestellt.
In einer fest mit dem Spinnflügel 1 verbundenen Hülse 2 ist ein Drallgeber 4 in einem
Lager 3 axial beweglich gelagert, an welchem ein Permanentmagnetring 5 befestigt ist.
Der Drallgeber 4 wird vom rotierenden Spinnflügel 1 durch mehrere Stäbe 6 mitgenommen,
die mit ihren Enden in einer unteren Ringscheibe und im Drallgeber 4 fest eingesetzt
sind und einen Anschlagbund 7 der Hülse 2 mit Spiel durchragen. Die freie Länge der
achsparallelen Mitnehmerstäbe 6 entspricht der maximalen Axialbewegung des Drallgebers
4 in der Hülse 2.
[0014] In einem axialen Abstand zu dem an der unteren Ringscheibe befestigten Permanentmagnetring
5 ist ein Sensor 8 montiert. Ein ortsfestes Magnetsystem 9 ist gegenüber dem axial
beweglichen Permanentmagnetring 5 angebracht. Der Abstand des Permanentmagnetrings
5 von dem Magnetsystem 9 entspricht mindestens der maximalen Axialbewegung des Drallgebers
4 in der Hülse 2. Bei einer Änderung der Lage des Permanentmagnetrings 5 gegenüber
dem Magnetsystem 9 in axialer Richtung verändert sich auch die Größe der magnetischen
Gegenkraft F
M.
[0015] Die Vorgarnzugkraft F
V als Maß der Spannung des zu verarbeitenden Vorgarnes 10 wirkt der bestehenden magnetischen
Gegenkraft F
M zwischen dem Permanentmagnetring 5 und dem Magnetsystem 9 entgegen. Während des Vorspinnprozesses
bewirkt daher die Vorgarnzugkraft F
V eine Axialverschiebung des Drallgebers 4 gegenüber dem Spinnflügel 1 entgegen der
magnetischen Gegenkraft F
M.
[0016] Mit dem Drallgeber 4 ändert auch der Permanentmagnetring 5 seinen Abstand zum Sensor
8, was zu einer entsprechenden Änderung der Intensität des Magnetfeldes zwischen dem
Permanentmagnetring 5 und dem Sensor 8 führt. Der Sensor 8 erzeugt ein dem Magnetfeld
und damit der Vorgarnspannung proportionales Signal, welches dem Regelsystem des Antriebes
zugeführt oder in anderer Weise ausgewertet wird.
[0017] Durch Änderung der Intensität des Magnetfeldes des Magnetsystems 9 kann die magnetische
Gegenkraft F
M bezüglich des Permanentmagnetringes 5 entsprechend der technologischen Erfordernisse
eingestellt werden.
[0018] Mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung können alle Spannungszustände des Vorgarnes,
die durch verschiedene Einflüsse, wie Materialart, Drehungswert, Bewicklungsdaten
der Spule, Flügeldrehzahl, Flügeltyp u. ä. ständigen Änderungen unterliegen, kontinuierlich
und genau erfaßt und zur Vergleichmäßigung des herzustellenden Vorgarnes ausgewertet
werden.
[0019] Im Ergebnis wird eine prozeßgerechte Vorgarnspannung bei optimalen technologischen
Betriebsbedingungen erzielt.
[0020] Die Änderung der Intensität des Magnetfeldes des Magnetsystems 9 kann erfolgen durch
Veränderung des Abstandes zwischen dem Magnetsystem 9 und dem Permanentmagnetring
5, durch Änderung des Materials des Magnetsystems 9 und des Permanentmagnetrings 5
und durch Stromveränderung bei Verwendung eines Elektromagneten als Magnetsystem 9.
Die letztgenannte Alternative ist insofern von besonderem Vorteil, weil sie eine feinfühlige
Verstellung der Gegenkraft F
M während des Spinnbetriebes ohne direkte manuelle Eingriffe und damit bei programmgesteuerten
Spinnautomaten eine schnelle Reaktion auf geänderte Betriebsparameter ermöglicht.
In Sonderfällen kann die Gegenkraft F
M auch durch andere geeignete Bauelemente, wie z. B. Federn, pneumatische Druckdosen
od. dgl. erzeugt werden, die in Kombination mit entsprechenden Stellgliedern oder
Steuerorganen eine manuelle oder automatisierte Regelung der Gegenkraft F
M ermöglichen.
1. Vorrichtung zur Ermittlung der Vorgarnzugkraft zwischen dem Streckwerkausgang und
dem Spinnorgan einer Spinneinheit,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein mit der Vorgarnzugkraft FV beaufschlagter Drallgeber (4) gegenüber dem Spinnorgan (1) axial verschiebbar angeordnet
ist,
daß dem Drallgeber (4) ein Magnetsystem (5, 9) zugeordnet ist, welches eine Gegenkraft
FM zur Vorgarnzugkraft FV erzeugt, und
daß ein Sensor (8) zum Erfassen der jeweiligen Axialposition bzw. von Lageänderungen
des Drallgebers (4) vorgesehen ist, welcher der Vorgarnzugkraft FV proportionale Ausgangssignale erzeugt.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Intensität des Magnetfeldes des Magnetsystems (5, 9) verstellbar ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß an dem als Spinnflügel ausgebildeten Spinnorgan (1) eine zur Abzugsöffnung koaxiale
Hülse (2) befestigt ist, in welcher der rohrförmige Teil des Drallgebers (4) über
ein Gleitlager (3) axial verschiebbar geführt ist, daß der toroidförmige Kragen des
Drallgebers (4) über mehrere achsparalle Mitnehmerstäbe (6) in Antriebsverbindung
steht und
daß das Magnetsystem (5, 9) einen am unteren Ende der Mitnehmerstäbe (6) befestigten
Permanentmagnetring (5) und einen ortsfesten Magneten (9) enthält.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Sensor (8) als Magnetsensor ausgebildet und dem Permanentmagnetring (5) zugeordnet
ist.