[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von TiO
2-Pigmenten durch Aufschluß von titanhaltigen Rohstoffen mit Schwefelsäure, Hydrolyse
des dabei erzeugten Titanylsulfats, Abtrennen der Dünnsäure vom Hydrolysat, Bleiche
des Hydrolysats und Kalzinieren des mit Rutilisierungskeimen und Einstellchemikalien
versetzten Hydrolysats zu TiO
2-Pigmenten sowie die Rückgewinnung von Schwefelsäure aus der Dünnsäure.
[0002] Es ist bekannt, Keime, die sowohl die Hydrolyse als auch die Rutilbildung während
der Kalzinierung zu TiO
2-Pigmenten beschleunigen, dadurch herzustellen, daß man gewaschenes Hydrolysat aus
dem Titandioxidherstellungsprozeß in Titanat überführt und dieses mit einbasischen
Säuren, vorwiegend HCl, zersetzt. Die so hergestellten Keimsuspensionen werden bei
der Titanylsulfathydrolyse zugesetzt (DE-A 1 110 791, US-A 2 479 637, US-A 2 507 729).
[0003] Außerdem ist bekannt, spezielle Rutilisierungskeime aus gewaschenem Hydrolysat durch
Überführen desselben in Titanat und dessen Zersetzung mit HCl herzustellen, und die
chloridhaltige Suspension mit dem verbliebenen Hydrolysat zu einem beliebigen Zeitpunkt
vor dessen letzter Wäsche vor der Kalzinierung zu mischen (US-A 2 488 755, US-A 2
494 492). Bei den letztgenannten Verfahren kann die Rutilkeimzugabe alternativ auch
direkt vor der Kalzinierung erfolgen, wenn die Keimsuspensionen vorher chloridfrei
gewaschen worden ist. Wegen der extremen Feinteiligkeit der Rutilisierungskeime ist
dieses letztere Verfahren technisch äußerst aufwendig und nicht üblich.
[0004] In der DE-PS 1 211 348 wird ein Teil der rutilbildenden TiO
2-Keime zur Titansulfatlösung zugesetzt und ein weiterer Teil einer Keimsuspension
zum ausgefällten, vorher gewaschenen Titandioxidhydrat-Gel hinzugegeben. So wird ein
Zusammenbacken der Teilchen während der Kalzination vermieden und gleichzeitig ein
Produkt mit guten Pigmenteigenschaften erhalten.
[0005] Üblicherweise werden außerdem die beim Titandioxidherstellungsprozeß anfallende Dünnsäure
und die weiteren verdünnten und verunreinigten Schwefelsäurefraktionen im Verbund
mit der TiO
2-Produktion aus ökologischen Erfordernissen der Schwefelsäureaufarbeitung zwecks Rückgewinnung
der Schwefelsäure zugeführt. Beim Eindampfprozeß dieser verunreinigten Schwefelsäuren
traten jedoch immer wieder Korrosionsprobleme in der Aufarbeitungsanlage auf.
[0006] Aufgabe war es daher, ein Verfahren zur Verfügung zu stellen, wodurch die Korrosionsprobleme
in der Schwefelsäureaufarbeitung nicht mehr auftreten, ohne daß dadurch der TiO
2-Prozeß und die Qualität der TiO
2-Pigmente negativ beeinflußt werden.
[0007] Überraschenderweise konnte diese Aufgabe durch das erfindungsgemäße Verfahren gelöst
werden.
[0008] Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von TiO
2-Pigmenten durch Aufschluß von titanhaltigen Rohstoffen mit Schwefelsäure, Hydrolyse
des dabei erzeugten Titanylsulfats, Abtrennen der Dünnsäure vom Hydrolysat, Bleiche
des Hydrolysates und Kalzinieren des mit Rutilisierungskeimen und Einstellchemikalien
versetzten Hydrolysats zu TiO
2-Pigmenten sowie Rückgewinnung von Schwefelsäure aus der Dünnsäure, wobei die Rutilisierungskeime
aus 1 bis 10 Gew.-% des gebleichten und anschließend gewaschenen Hydrolysates hergestellt
und ohne vorherige Waschung zu dem Rest des gebleichten und gewaschenen Hydrolysats
direkt vor der Kalzinierung zugegeben werden.
[0009] Der Teilstrom des gebleichten und anschließend gewaschenen Hydrolysates, aus dem
die Rutilisierungskeime hergestellt werden, macht bevorzugt 2 bis 6 Gew.-% des gesamten
Hydrolysates aus.
[0010] Es wurde überraschenderweise dabei gefunden, das die Qualität der nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren (Herstellung der Rutilisierungskeime aus Hydrolysat, das vorher gebleicht
und gewaschen wurde und Zugabe der Keimsuspension direkt vor der Kalzinierung) erzeugten
TiO
2-Pigmente gegenüber dem Stand der Technik deutlich verbessert war. Dieser Befund ist
umso überraschender, als sowohl nach dem Stand der Technik wie auch nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren die Gesamtmenge des zur Kalzinierung gelangenden Materials jeweils nur einmal
gebleicht wird, Nach dem Stand der Technik erfolgt außerdem die Bleiche eines Teils
des Hydrolysates nach der Umwandlung in Rutilisierungskeime, wodurch auch Verunreinigungen
abgetrennt werden, die gegebenenfalls bei der Keimherstellung in die Keimsuspension
gelangen. Bei der erfindungsgemäßen Zugabe der Rutilisierungskeime nach der Wäsche
des gebleichten Hydrolysates gelangen eventuelle Verunreinigungen aus der Rutilkeimherstellung
mit in den Kalzinierofen, so daß eigentlich eine Qualitätsminderung der Pigmente zu
erwarten war, anstelle einer Qualitätsverbesserung.
[0011] Eine besondere Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, daß
die bei der TiO
2-Produktion anfallende Dünnsäure, die zur Rückgewinnung der Schwefelsäure eingedampft
wird, weniger als 2 g Cl
-/kg H
2SO
4, bevorzugt weniger als 1 g Cl
-/kg H
2SO
4 enthält.
[0012] Neben der Qualität der TiO
2-Pigmente wird also auch die Qualität der bei der TiO
2-Produktion anfallenden Dünnsäure verbessert, wodurch das Problem der Korrosion infolge
zu hohen Chloridgehaltes in der Dünnsäure in der Aufarbeitungsanlage verringert oder
sogar vermieden wird.
[0013] Eine Verbesserung der Pigmentqualität gegenüber dem Stand der Technik tritt auch
auf, wenn die erfindungsgemäß hergestellten Rutilisierungskeime vor der Bleiche zugefügt
werden. Bei dieser Verfahrensweise gelangen jedoch Chloridionen (aus dem Keimbildungsprozeß)
in die Schwefelsäure, die bei der reduzierenden Behandlung des Hydrolysates während
der Bleiche eingesetztwurde. Wird diese Schwefelsäure dann gemeinsam mit der Dünnsäure
oder auch separat eingedampft, so resultieren bei dieser Aufarbeitung die oben erwähnten
Korrosionsprobleme aufgrund des hohen Chloridionengehaltes. Diese Verfahrensvariante
ist also nur sinnvoll, wenn dieser Teil der Schwefelsäure mit dem hohen Chloridionengehalt
nicht aufgearbeitet wird oder die Chloridionen zum größten Teil entfernt werden.
[0014] Die Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens sollen anhand von Beispielen verdeutlicht
werden.
Beispiel 1 (Vergleichsbeispiel)
[0015] Durch Hydrolyse von Titanylsulfat gefälltes Titanoxidhydrat (hierin Hydrolysat genannt)
wurde durch Filtration von der Dünnsäure getrennt und gewaschen (= Filtration I).
Anschließend wurde das Hydrolysat angemaischt und in verdünnter Schwefelsäure durch
Zugabe von Al-Pulver gebleicht. Nach der Bleiche wurde erneut filtriert und gewaschen
(= Filtration II). Das Filtrat aus Filtration II, verdünnte Schwefelsäure, wurde als
Waschflussigkeit in Filtration I verwendet.
[0016] Nach Filtration I wurde ein Teil des Hydrolysats entnommen und durch Umsetzung mit
Alkali und durch anschließende Zersetzung des dabei gebildeten Titanats mittels Salzsäure
in Rutilisierungskeime überführt.
[0017] Pro t TiO
2 wurden bei der Anmaischung des Hydrolysats nach der Filtration I 300 l Rutilisierungskeimsuspension
zugegeben, die 12,5 kg Cl
--Ionen enthielten. Die Rutilisierungskeime wurden mit dem Hydrolysat gebleicht, filtriert
und gewaschen. Nach der Filtration II wurde das keimhaltige Hydrolysat mit Einstellchemikalien
versetzt und kalziniert. Nach der Mahlung, Nachbehandlung und Mikronisierung des erhaltenen
Produktes hatte das Rutilpigment folgende Qualität (Purton gemessen nach DIN 55 983
und relatives Streuvermögen gemessen nach DIN-ISO 787, Teil 24):
| Helligkeit im Purton |
L* = 93,4 |
| Farbton im Purton |
S = 2,5 |
| Relatives Streuvermögen |
P = 112 |
| Farbstich in Graupaste |
7,4 |
[0018] Die in der Filtration I abgetrennte Dünnsäure enthielt 25,2 Gew.% H
2SO
4 und 1880 ppm Cl
-, entsprechend 7,46 g Cl
-/kg H
2SO
4.
Beispiel 2
[0019] Hydrolyse und Filtration I erfolgten wie im Beispiel 1. Für die Herstellung der Rutilisierungskeime
wurde aber gebleichtes Hydrolysat nach der Filtration II entnommen und wie in Beispiel
1 zu Rutilisierungskeimen umgesetzt. Die Cl
--haltige Rutilisierungskeimsuspension wurde (im gleichen Mengenverhältnis wie in Beispiel
1) nach der Filtration II zusammen mit den Einstellchemikalien zugegeben. Kalzinierung
und Nachbehandlung erfolgten unterden gleichen Bedingungen wie in Beispiel 1. Das
so hergestellte Rutilpigment hatte eine deutlich bessere Qualität als das entsprechend
dem Stand der Technik hergestellte Pigment aus Beispiel 1:
| Helligkeit im Purton |
L* = 94,1 |
| Farbton im Purton |
S = 2,2 |
| Relatives Streuvermögen |
P = 112 |
| Farbstich in Graupaste |
7,5 |
[0020] Die in der Filtration I abgetrennte Dünnsäure enthielt 25,1 Gew.% H
2SO
4 und 145 ppm Cl
-, entsprechend 0,58 g Cl
-/kg H
2SO
4.
1. Verfahren zur Herstellung von TiO2-Pigmenten durch Aufschluß von titanhaltigen Rohstoffen mit Schwefelsäure, Hydrolyse
des dabei erzeugten Titanylsulfats, Abtrennen der Dünnsäure vom Hydrolysat, Bleiche
des Hydrolysats und Kalzinieren des mit Rutilisierungskeimen und Einstellchemikalien
versetzten Hydrolysats zu TiO2-Pigmenten sowie Rückgewinnung von Schwefelsäure aus der Dünnsäure, dadurch gekennzeichnet,
daß die Rutilisierungskeime aus 1 bis 10 Gew.-% des gebleichten und anschließend gewaschenen
Hydrolysats hergestellt und ohne vorherige Waschung zu dem Rest des gebleichten und
gewaschenen Hydrolysats direkt vor dem Kalzinieren zugegeben werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, das die Rutilisierungskeime aus
2 bis 6 Gew.-% des gebleichten und anschließend gewaschenen Hydrolysates hergestellt
werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, das die bei der TiO2-Produktion anfallende Dünnsäure, die zur Rückgewinnung der Schwefelsäure aufgearbeitet
wird, weniger als 2 g Cl-/kg H2SO4, vorzugsweise weniger als 1 g Cl-/kg H2SO4, enthält.
1. A process for the production of TiO2 pigments by digesting titanium-containing raw materials with sulphuric acid, hydrolysing
the titanyl sulphate produced thereby, separating the dilute acid from the hydrolysate,
bleaching the hydrolysate, and calcining the hydrolysate to form TiO2 pigments after the addition of rutilising nuclei and standardising chemicals, as
well as recovery of sulphuric acid from the dilute acid, characterised in that the
rutilising nuclei are produced from 1 to 10 wt.% of the bleached and subsequently
washed hydrolysate and are added, without prior washing, to the remainder of the bleached
and washed hydrolysate before calcination.
2. The process according to claim 1, characterised in that the rutilising nuclei are
produced from 2 to 6 wt.% of the bleached and subsequently washed hydrolysate.
3. The process according to claim 1, characterised in that the dilute acid obtained during
the production of TiO2 and which is worked up to recover the sulphuric acid contains less than 2 g Cl-/kg H2SO4, preferably less than 1 g Cl-/kg H2SO4.
1. Procédé de production de pigments de TiO2 par attaque sulfurique de matières premières contenant du titane, hydrolyse du sulfate
de titanyle ainsi produit, séparation de l'acide dilué de l'hydrolysat, blanchiment
de l'hydrolysat et calcination de l'hydrolysat additionné de germes de formation de
rutile et de substances chimiques ajustant la composition pour former des pigments
de TiO2, ainsi que récupération de l'acide sulfurique de l'acide dilué, caractérisé en ce
que les germes de formation de rutile sont produits à partir de 1 à 10 % en poids
de l'hydrolysat blanchi puis lavé et sont ajoutés sans lavage préalable au reste de
l'hydrolysat blanchi et lavé juste avant la calcination.
2. Procédé suivant la revendication 1, caractérisé en ce que les germes de formation
de rutile sont produits à partir de 2 à 6 % en poids de l'hydrolysat blanchi puis
lavé.
3. Procédé suivant la revendication 1, caractérisé en ce que l'acide obtenu dans la production
de TiO2, qui est traité en vue de récupérer l'acide sulfurique, contient moins de 2 g de
Cl-/kg de H2SO4, de préférence moins de 1 g de Cl-/kg de H2SO4.