[0001] Die Erfindung betrifft ein fotografisches Material mit mindestens einer lichtempfindlichen
Silberhalogenidemulsionsschicht und mindestens einer nicht lichtempfindlichen Bindemittelschicht,
die als Bindemittel ein wasserlösliches Polymer und ein wasserunlösliches Polymer
enthält.
[0002] Es ist bekannt, eine Gelatineschicht (Substratschicht) über polyethylenbeschichtete
Papiere zu verziehen. Die Schichten werden nach einer Coronabehandlung über ein Rakel-
oder Walzenantragssystem mit einem Naßauftrag von 3 bis 8 g/m² aufgetragen und getrocknet.
Der Trockenauftrag liegt zwischen 100 und 400 mg/m².
[0003] Die Beschichtung mit der gelatinehaltigen Substratschicht ist im allgemeinen kombiniert
mit der PE-Extrusion und dem gleichzeitigen Antrag einer Antistatikschicht.
[0004] Ein separater Antrag der Substratschicht würde zu erheblichen Schwierigkeiten (Verschmutzungen)
führen, da die durch die Maschine laufende reine PE-Schicht eine starke statische
Aufladung erfährt und vorhandene Schmutzteilchen und Staub anzieht.
[0005] Der mit der PE-Extrusion und Coronabestrahlung gemeinsam durchgeführte Substratschichtbeguß
wird mit hoher Geschwindigkeit durchgeführt (etwa 100 bis 130 m/min), so das die
angetragene Substratschicht bei dem niedrigen Naßauftrag so schnell getrocknet wird,
das die Gelatine in reiner Solform mit einem Schmelzpunkt von 8 bis 12°C vorliegt.
[0006] Das Antragen weiterer Schichten auf diese Substratschicht führt zu erheblichen Schwierigkeiten.
So sind vorhangähnliche Strukturen auf dem glatten Material zu beobachten, die auf
ein Anschmelzen und Wegrutschen der Substratschicht zurückzuführen sind. Weiterhin
wird bei der Verarbeitung eines solchen Matrials eine stark verschlechterte Naßhaftung
beobachtet. In der Praxis bedeutet dies, das frisch gegossene Substratschichten nicht
unmittelbar nach Begus weiterbeschichtet werden können.
[0007] Die Behebung dieser Schwierigkeiten kann so erfolgen, das die Sol/Gelumlagerung der
Gelatine in der gelatinehaltigen Substratschicht abgewartet wird. Dies ist eine Reaktion,
die eine gewisse Mindestzeit und eine Zufuhr von Feuchtigkeit erfordert und entweder
durch Umrollen bei genügend hoher Feuchte (60 bis 70 % relative Feuch te) oder durch
einen Ausgleich mit der Innenfeuchte des Rohstoffs durchgeführt wird. Aber auch dann
ist nicht sichergestellt, das die Sol/Gelumlagerung gleichmäßig über die gesamte Bahnbreite
erfolgt. Zusätzlich erschwerend und aufwendig ist die Bereitstellung eines Zwischenlagers.
[0008] Eine spezielle Aufgabe der Erfindung war es, ein fotografisches Aufsichtsmaterial
mit einer Substratschicht und wenigstens einer lichtempfindlichen Schicht bereitzustellen,
bei dem eine oder mehrere der wesentlichen Schichten des lichtempfindlichen Materials
unmittelbar nach dem Antrag und Trocknen der Substratschicht gegossen werden können.
[0009] Verallgemeinert bestand die Aufgabe darin, fotografische Materialien mit wenigstens
einer lichtempfindlichen Silberhalogenidemulsionsschicht und wenigstens einer Hilfsschicht
bereitzustellen, die verbesserte Eigenschaften zeigen und/oder rationeller herstellbar
sind.
[0010] Gegenstand der Erfindung ist ein fotografisches Material mit mindestens einer lichtempfindlichen
Silberhalogenidemulsionsschicht und mindestens einer nicht lichtempfindlichen Bindemittelschicht
(Hilfsschicht), dadurch gekennzeichnet, daß das Bindemittel mindestens einer Hilfsschicht
zu 10-80 Gew.-% aus einem hydrophilen Polymer und zu 20-90 Gew.-% aus einem schichtförmig
zusammengeflossenen Polymerlatex besteht.
[0011] Die Hilfsschicht kann dabei die Substratschicht sein, auf die die weiteren Schichten
gegossen werden; sie kann aber auch in Kombination mit Antistatika eine Antistatikschicht
sein, oder eine sogenannte NC-Schicht (non-curling-Schicht), d.h. eine auf die Rückseite
der Unterlage angetragene Schicht, die das Wellen des Materials verhindern soll und
die gegebenenfalls beschriftbar ist, oder die oberste Schutzschicht, die nach dem
Antrag der lichtempfindlichen Schichten auf den Schichtverband aufgebracht wird,
oder aber auch eine Schutz- oder Zwischenschicht innerhalb des gesamten Schichtverbandes.
[0012] Vorzugsweise ist die Hilfsschicht die Substratschicht, insbesondere bei polyethylenbeschichtetem
Papier.
[0013] Der Ausdruck "Polymerlatex" bezieht sich dabei auf die Form, in der betreffende Polymerisate
zur Anwendung gelangen. Naturgemäß liegt in der fertigen Hilfsschicht kein Latex
im eigentlichen Wortsinn vor, sondern allenfalls ein Latex in schichtförmig koagulierter
Form.
[0014] Die Hilfsschicht wird erfindungsgemäß hergestellt durch Beschichten mit einer wäßrigen
Beschichtungsflüssigkeit, die das betreffende hydrophile Polymer, vorzugsweise Gelatine,
und einen Polymerlatex enthält, wobei der Polymerlatex zur Erleichterung des Zusammenfließens
beim Auftrocknen thermosensibilisiert sein kann. Die frisch vergossene Hilfsschicht
wird bei einer Temperatur im Bereich von 30-80°C getrocknet. Hierbei koaguliert der
Polymerlatex und bildet eine feste zusammenhängende Schicht, die mit dem hydrophilen
Polymer durchsetzt ist.
[0015] Polymeridispersionen werden als thermosensibel bezeichnet, wenn sie bei Raumtemperatur
stabil sind, bei erhöhter, definierter Temperatur jedoch koagulieren. Man erreicht
diese Thermosensibilität, indem man geeigneten Polymerdispersionen sogenannte, dem
Fachmann bekannte Thermosensibilisierungsmittel zusetzt. In der Patentliteratur werden
als Thermosensibilisierungsmittel beispielsweise emulgierbare Salze, kationenaktive
Stoffe wie organische, quartäre und polyquartäre Ammoniumsalze sowie insbesondere
Verbindungen mit inverser Löslichkeit genannt. Zu den letzteren zählen Polyether,
Polyetherthioether, Polyvinylalkylether, Organopolysiloxane und alkoxylierte Amine.
[0016] Laufstabile, thermosensibel einstellbare Synthesekautschuk-Dispersionen lassen sich
herstellen durch Polymerisation eines Monomerengemisches aus (a) 90 bis 97 Gew.-Teilen
eines Gemisches aus 70 bis 97 Gew.-Teilen eines oder mehrerer acyclischer konjugierter
Diene mit 4 bis 9 Kohlenstoffatomen und 0 bis 27 Gew.-Teilen (Meth)Acrylnitril, (b)
3 bis 10 Gew.-Teilen einer oder mehrerer α,β-monoethylenisch ungesättigten Mono- oder
Dicarbonsäuren und (c) 0 bis 27 Gew.-Teilen eines oder mehrerer Arylvinylamonomeren
mit 8 bis 12 Kohlenstoffatomen, wobei bis zu 25 Gew.-% der vorstehend aufgeführten
nicht-dissoziierenden Monomeren durch ein oder mehrere mit den vorstehend aufgeführten
Monomeren copolymerisierbare Monomere ersetzt sein können, in Gegenwart von 0,2 bis
1,0 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmonomeren, eines Peroxodisulfates und 3,0 bis 8,0
Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmonomeren, Emulgatoren, wobei das Ge wichtsverhältnis
Wasser zu Monomeren 1:1 bis 2:1 beträgt und die erhaltenen Polymerteilchen der Polymerdispersionen
einen mittleren Teilchendurchmesser <150 nm haben, bei Temperaturen zwischen 20 und
50°C und pH-Werten von 2 bis 7, wobei als Emulgatoren solche vom Sulfat- und/oder
Sulfonat-Typ verwendet werden.
[0017] Geeignete acyclische konjugierte Diene mit 4 bis 9 Kohlenstoffatomen sind z.B. Butadien-(1,3),
2-Methylbutadien-(1,3), 2,3-Dimethylbutadien-(1,3), Piperylen, 2-Neopentylbutadien-(1,3)
und andere substituierte Diene wie 2-Chlorbutadien-(1,3), 2-Cyanobutadien-(1,3) sowie
substituierte geradkettige konjugierte Pentadiene und geradkettige oder verzweigte
Hexadiene. Die Fähigkeit, mit Arylvinylmonomeren und (Meth)Acrylnitril besonders gut
zu copolymerisieren, macht Butadien-(1,3) zum bevorzugten Monomer.
[0018] Geeignete Arylvinylmonomere sind solche, bei denen die gegebenenfalls in α-Stellung
alkylsubstituierte Vinylgruppe direkt an einen aus 6 bis 10 Kohlenstoffatomen bestehenden
aromatischen Kern gebunden ist. Beispielhaft seien genannt: Styrol und substituierte
Styrole wie 4-Methylstyrol, 3-Methylstyrol, 2,4-Dimethylstyrol, 2,4-Diethylstyrol,
4-Isopropylstyrol, 4-Chlorstyrol, 2,4-Dichlorstyrol, Divinylbenzol, α-Methylstyrol
und Vinylnaphthalin. Aus Gründen der Zugänglichkeit und wegen der Fähigkeit insbesondere
mit Butadien-(1,3) hervorragend zu copolymerisieren, stellt Styrol das bevorzugte
Monomer dar.
[0019] Als α,β-monoethylenisch ungesättigte Mono- und Dicarbonsäuren eignen sich beispielsweise
Acrylsäure, Methacrylsäure, Itaconsäure, Fumarsäure und Maleinsäure sowie die Monoester
der erwähnten Dicarbonsäuren wie Mono-C₁-C₄-alkylitaconat, -fumarat und -maleat.
[0020] Die weiteren, mit den vorstehend angeführten Monomeren copolymerisierbaren Monomere
sind beispielsweise Ester der Acryl- und/oder Methacrylsäure von Alkoholen mit bis
zu 8 Kohlenstoffatomen sowie Diester aus Alkandiolen und α,β-monoethylenisch ungesättigten
Monocarbonsäuren wie Ethylenglykoldiacrylat und Butandiol-(1,4)-diacrylat, Amide der
α,β-monoethylenisch ungesättigten Mono- und Dicarbonsäuren wie Acrylamid und Methacrylamid
und deren N-Methylolderivate sowie N-Alkoxymethyl und N-Acyl(meth)acrylamide mit
1 bis 4 Kohlenstoffatomen in der Alkoxygruppe, z.B. N-Methylol-(meth)acrylamid, N-Methoxymethyl-(meth)acrylamid,
N-n-Butoxymethyl-(meth)acrylamid und N-Acetoxymethyl-(meth)acrylamid. Als weitere
Comonomere kommen Vinylester von Carbonsäuren mit 1 bis 18 Kohlenstoffatomen, insbesondere
Vinylacetat und Vinylpropionat, Vinylchlorid und Vinylidenchlorid, Vinylether wie
Vinylmethylether, Vinylketone wie Vinylethylketon und heterocyclische Monovinylverbindungen
wie Vinylpyridin in Frage.
[0021] Als Initiatoren verwendet man beispielsweise Salze der Peroxodischwefelsäure wie
Natrium-, Kalium- oder Ammoniumperoxodisulfat in Mengen von 0,2 bis 1,0 Gew.-%, bezogen
auf die Gesamtmenge der Monomeren.
[0022] Als Emulgatoren werden zweckmäßigerweise höhere Fettalkoholsulfate, höhere Alkylsulfonate
und Alkylarylsulfonate sowie deren Kondensationsprodukte mit Formaldehyd, höhere
Hydroxyalkylsulfonate, Salze der Sulfobernsteinsäureester und sulfatierte Ethylenoxidaddukte
eingesetzt. Die Mengen betragen 3,0 bis 8,0 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmenge der
Monomeren.
[0023] Gegebenenfalls kann die Emulsionspolymerisation in Gegenwart von Polymerisationshilfsmitteln
wie Puffersubstanzen, Chelierungsmitteln und Beschleunigern durchgeführt werden.
Ebenso können Kettenübertragungsmittel wie Tetrabrommethan, Bromethylbenzol, Alkohole,
höhere Alkylmercaptane und Dialkyldixanthogenate bei der Polymerisation mitverwendet
werden. Die zu verwendende Art und Menge hängt u.a. von der Wirksamkeit der Verbindungen
und der Menge des eingesetzten Diens ab und ist dem Fachmann geläufig.
[0024] Die erhaltenen Polymerdispersionen haben in der Regel mittlere Teilchendurchmesser
<150 nm. Die Methoden zur Herstellung solcher feinteiliger Latices sind dem Fachmann
bekannt und z.B. in Houben-Weyl, Methoden der organischen Chemie, Band XIV/1, Georg
Thieme Verlag, Stuttgart, 1961, S. 335 und 375 ff beschrieben.
[0025] Die auf diese Weise hergestellten Synthesekautschuk-Dispersionen ergeben mit allen
bekannten Thermosensibilisierungsmitteln laufstabile Mischungen und lassen sich bereits
bei Temperaturen ab 35°C zur Koagulation bringen.
[0026] Bevorzugte wärmesensibilisierbare Polymerlatices enthalten überwiegend ≧70 Gew.-%
acyclisch konjugierte Diene und 3 bis 10 Gew.-% einer oder mehrerer α,β-monoethylenisch
ungesättigter Mono- oder Dicarbonsäuren.
Beispiele (Teile sind Gewichtsteile):
[0027]
Verb. 1
Mischpolymerisat aus 96 Teilen 2-Chlorbutadien-(1,3) und 4 Teilen Methacrylsäure.
Verb. 2
Mischpolymerisat aus 95 Teilen Butadien-(1,3) und 5 Teilen Methacrylsäure.
Verb. 3
Mischpolymerisat aus 96 Teilen 2-Methylbutadien-(1,3) und 4 Teilen Maleinsäure.
Verb. 4
Mischpolymerisat aus 95 Teilen 2-Chlorbutadien-(1,3) und 5 Teilen Acrylsäure.
Verb. 5
Mischpolymerisat aus 92 Teilen 2,3-Dimethylbutadien-(1,3) und 8 Teilen Methacrylsäure.
Verb. 6
Mischpolymerisat aus 80 Teilen Butadien, 15 Teilen Acrylnitril und 5 Teilen Methacrylsäure.
Verb. 7
Mischpolymerisat aus 85 Teilen 2-Chlorbutadien-(1,3), 10 Teilen Acrylnitril und 5
Teilen Methacrylsäure.
Verb. 8
Mischpolymerisat aus 92 Teilen 2-Chlorbutadien-(1,3) und 8 Teilen Methacrylsäure.
Verb. 9
Mischpolymerisat aus 85 Teilen Butadien-(1,3), 10 Teilen Styrol und 5 Teilen Acrylsäure.
Verb. 10
Mischpolymerisat aus 90 Teilen Butadien-(1,3) und 10 Teilen Maleinsäuremonobutylester.
Verb. 11
Mischpolymerisat aus 70 Teilen Butadien-(1,3), 25 Teilen Acrylnitril und 5 Teilen
Methacrylsäure.
Verb. 12
Mischpolymerisat aus 80 Teilen Butadien-(1,3), 15 Teilen Acrylnitril und 5 Teilen
Methacrylsäure.
[0028] Geeignete Thermosensibilisierungsmittel sind beispielsweise beschrieben in Houben-Weyl,
Methoden der organischen Chemie, Band E26, Makromolekulare Stoffe Teil 2, Seite 816.
Besonders geeignet sind:
emulgierbare Salze
Sulfonamide
Polyethersulfone
Polyetherurethane
Polyvinylalkoholether
Organopolysiloxane
[0029] Letztere werden besonders bevorzugt verwendet, z.B. in Form der auf dem Markt erhältlichen
Organopolysiloxane Koagulant WS® und Koagulant AW®. Ein Beispiel eines thermosensibilisierten
Latex aus 1,3-Butadien, Styrol und Methacrylsäure und dessen Herstellung ist in Houben-Weyl,
Band E20, Teil 2, Seite 816 ebenfalls beschrieben.
[0030] Die Thermosensibilisierungsmittel werden nach der Literatur in Konzentrationen von
0,5-2 % eingesetzt. Bei den erfindungsgemäßen thermosensibilisierten Latex/Gelatine-Mischungen
kann die Konzentration dagegen wegen der stärkeren Verdünnung des Latices zwischen
1 und 15 % liegen.
[0031] In Kombination mit Gelatine werden die Latices auch in Gegenwart von Thermosensibilisierungsmitteln
deutlich stabiler, so das in Lösung keine Koagulation auftritt. Eine Verfestigung
des Gemisches tritt erst auf, wenn die Lösung vergossen und getrocknet wird. Dies
äußert sich in einer deutlichen Erhöhung des Schmelzpunktes, verglichen mit reiner
Gelatine. Der Unterschied wird besonders deutlich, wenn die Trocknung so erfolgt,
das die Gelatine fast vollständig in Silform vorliegt (Schmp. 8-12°C). Auch unter
solchen Bedingungen liegt der Schmelzpunkt der erfindungsgemäßen Gemische um 20-40°C
höher. Gleich zeitig beobachtet man eine ganz deutliche Erhöhung der Naßhaftung,
d.h. wenn eine frisch hergestellte erfindungsgemäße Hilfsschicht direkt danach mit
einer fotografischen Schicht begossen und sofort gehärtet wird, kann sie anschließend
bei hoher Temperatur verarbeitet werden, ohne daß Randablösung eintritt. Durch die
erhöhte Schichtfestigkeit wird ein Anschmelzen während des Emulsionsbegusses vermieden,
wodurch ein wesentlich ruhigeres Gußbild erreicht wird. Vor allem die durch Anschmelzvorgänge
entstehenden vorhangähnlichen Strukturen werden nicht beobachtet. Dies gilt nicht
nur für die übliche Substratschichtdicke von 0,1-0,3 µm, sondern bevorzugt auch für
Schichten mit einer Schichtdicke in der Größenordnung von 1-1,5 µm. Es hat sich ferner
gezeigt, daß bei NC-Schichten oder Spezialschichten von 4-5 µm und hohem Füllgrad
mit SiO₂ oder TiO₂ die Abriebfestigkeit bedeutend besser wird, wenn die erfindungsgemäßen
Gemische eingesetzt werden. Beim Einsatz der Gemische in Nachleimungen kann anstelle
von Gelatine beispielsweise auch Stärke oder Polyvinylalkohol (PVA) verwendet werden.
Man erhält dabei Schichten mit sehr guter Haftung zum Polyethylen und hoher Glätte.
[0032] Auch beim Einsatz der erfindungsgemäßen Gemische aus Gelatine und Latex kann die
Gelatine ganz oder teilweise durch andere Substanzen ersetzt werden, so z.B. durch
andere synthetische, halbsynthetische oder auch natürlich vorkommende hydrophile
Polymere. Anstelle reiner Gelatine können auch o/w-Emulsionen von organischen Substanzen
in Gelatine verwendet werden. Synthetische Gelatineersatzstoffe sind beispielsweise
Polyvinylalkohol, Poly-N-vinylpyrolidon, Polyacrylamide, Polyacrylsäure und deren
Derivate, insbesondere deren Mischpoly merisate. Natürlich vorkommende Gelatineersatzstoffe
sind beispielsweise andere Proteine wie Albumin oder Casein, Cellulose, Zucker, Stärke
oder Alginate. Halbsynthetische Gelatineersatzstoffe sind in der Regel modifizierte
Naturprodukte. Cellulosederivate wie Hydroxyalkylcellulose, Carboxymethylcellulose
und Phthalylcellulose sowie Gelatinederivate, die durch Umsetzung mit Alkylierungs-
oder Acylierungsmitteln oder durch Aufpfropfung von polymerisierbaren Monomeren erhalten
worden sind, sind Beispiele hierfür. Ebenfalls geeignet zur Abmischung mit Gelatine
sind kolloidale Dispersionen von Siliciumdioxid-Partikeln, wie sie beispielsweise
in Form von Ludox® auf dem Markt angeboten werden.
[0033] Der Trockenauftrag der oben beschriebenen Schichten liegt bei Substratschichten vorzugsweise
zwischen 80 und 500 mg/m² in Sonderfällen bei 1-1,5 g/m² , bei NC-Schichten zwischen
Z und 8 g/m² und bei Nachleimungen zwischen 1 und 3 g/m². Der pH-Wert liegt vorzugsweise
schwach sauer.
[0034] Als Härtungsmittel werden bei Substratschichten in der Regel Chromalaun, bei NC-Schichten
in der Regel konventionelle Härtungsmittel eingesetzt.
[0035] Beispiele für konventionelle Härtungsmittel sind z.B. aktivierte Vinylverbindungen
wie Divinylsulfon, N,N′-Ethylen-bis-(vinylsulfonylacetamid), 1,3-Bis-(vinylsulfonyl)-2-propanol,
Methylenbismaleinimid, 5-Acetyl-1,3-diacryloyl-hexahydro-S-triazin, 1,3,5-Triacryloylhexahydro-S-triazin
und 1,3,5-Triviylsulfonyl-hexahydro-S-triazin;
aktivierte Halogenverbindungen wie 2,4-Dichlor-6-hydroxy-S-triazin, Natriumsalz,
2,4-Dichlor-6-methoxy-S-triazin, 2,4-Dichlor-6-(4-sulfoanilino)-5-triazin, Natriumsalz,
2,4-Dichlor-6-(2-sulfoethylamino)-S-triazin und N,N-Bis-(2-chlorethylcarbamoyl)-piperazin;
Epoxidverbindungen wie Bis-(2,3-epoxypropyl)-methylpropylammonium-p-toluolsulfonat,
1,4-Bis-(2′,3′-epoxypropyloxy)butan, 1,3,5-Triglycidylisocyanurat und 1,3-Diglycyl-4-(γ-acetoxy-β-oxipropyl)-isocyanurat;
Ethyleniminoverbindungen wie 2,4,6-Triethylen-S-triazing 1,6-Hexamethylen-N,N′-bis-ethylenharnstoff
und Bis-β-ethyleniminoethylthioether;
Methansulfonsäureesterverbindungen wie 1,2-Di-(methansulfonoxy)ethan, 1,4-Di-(methansulfonoxy)-butan
und 1,5-Di- (methansulfonoxy)pentan;
anorganische Härtungsmittel wie Chromalaun, Chromsulfat, Aluminiumsulfat, Kalialaun
und Aluminiumchlorid.
[0036] Bei NC-Schichten kann aber auch vorteilhafterweise ein Soforthärtungsmittel eingesetzt
werden.
[0037] Neben dern bereits beschriebenen Einsatzmöglichkeiten kann die erfindungsgemäße Mischung
vorteilhafterweise zur Herstellung von Schutzschichten von Colorpapieren oder Filmen
eingesetzt werden. Dabei wird neben einer Verbesserung der mechanischen Eigenschaften
(Naßfestigkeit, Wasseraufnahme) auch eine Reduzierung der Mitkupplung beobachtet.
Eine weitere Anwendungsmöglichkeit liegt in der Nachleimung fotografischer Rohpapiere,
die anschließend mit Polyethylen überschichtet werden. Eine Verbesserung der PE-Haftung
und eine Reduzierung der Kantenpenetration wird dabei beobachtet.
[0038] Beim Beguß fotografischer Schichten wird im allgemeinen wesentlich milder getrocknet
als bei den Hilfsschichten für die fotografische Unterlage. Trotz allem wird man nicht
erreichen, daß die gelatinehaltigen Schichten nach Beguß vollständig in der Gelform
vorliegen. Das ist beim Einsatz konventioneller Härtungsmittel auch nicht notwendig,
da beim Vorliegen einer geeigneten Angleichsfeuchte die Sol/Gel-Umlagerung innerhalb
der ersten 2 Tage erfolgt, während die Härtungsreaktion meist einen noch längeren
Zeitraum erfordert. Anders ist dies bei Soforthärtung. Hier werden direkt nach der
Trocknung Sol- und Gel-Anteile sofort gehärtet, wobei man trotz hohen Schmelzpunktes
je Anteil Gel/Sol unterschiedliche physikalische Beschaffenheit erhält. Dies äußert
sich vornehmlich in einer stärkeren Quellung bzw. einer geringeren Naß- und Trockenkratzfestigkeit.
[0039] Es wurde nun gefunden, das durch den Einsatz der erfindungsgemäßen Verbindung in
der Obergußschutzschicht die genannten beiden Eigenschaften deutlich verbessert werden
können. Die Konzentration des Polymerlatex liegt dabei vorzugsweise bei 0,5 bis 1
Gew.-Teile auf 1 Gew.-Teil Gelatine.
[0040] Unter Soforthärtern werden Verbindungen verstanden, die geeignete Bindemittel so
vernetzen, daß unmittelbar nach Beguß, spätestens nach 24 Stunden, vorzugsweise spätestens
nach 8 Stunden die Härtung so weit abgeschlossen ist, das keine weitere durch die
Vernetzungsreaktion bedingte Änderung der Sensitometrie und der Quellung des Schichtverbandes
auftritt. Unter Quellung wird die Dif ferenz von Naßschichtdicke und Trockenschichtdicke
bei der wäßrigen Verarbeitung des Films verstanden (Photogr. Sci. Eng. 8 (1964), 275;
Photogr. Sci. Eng. (1972), 449).
[0041] Bei diesen mit Gelatine sehr schnell reagierenden Härtungsmitteln handelt es sich
z.B. um Carbamoylpyridiniumsalze, die mit freien Carboxylgruppen der Gelatine zu
reagieren vermögen, so daß letztere mit freien Aminogruppen der Gelatine unter Ausbildung
von Peptidbindungen und Vernetzung der Gelatine reagieren.
[0042] Geeignete Beispiele für Soforthärter sind z.B. Verbindungen der allgemeinen Formeln

worin
R¹ Alkyl, Aryl oder Aralkyl bedeutet,
R² die gleiche Bedeutung wie R¹ hat oder Alkylen, Arylen, Aralkylen oder Alkaralkylen
bedeutet, wobei die zweite Bindung mit einer Gruppe der Formel

verknüpft ist, oder
R¹ und R² zusammen die zur Vervollständigung eines gegebenenfalls substituierten heterocyclischen
Ringes, beispielsweise eines Piperidin-, Piperazin- oder Morpholinringes erforderlichen
Atome bedeuten, wobei der Ring z.B. durch C₁-C₃-Alkyl oder Halogen substituiert sein
kann,
R³ für Wasserstoff, Alkyl, Aryl, Alkoxy, -NR⁴-COR⁵, -(CH₂)
m-NR⁸R⁹, -(CH₂)
n-CONR¹³R¹⁴ oder

oder ein Brückenglied oder eine direkte Bindung an eine Polymerkette steht, wobei
R⁴, R⁶, R⁷, R⁹, R¹⁴, R¹⁵, R¹⁷, R¹⁸, und R¹⁹ Wasserstoff oder C₁-C₄-Alkyl,
R⁵ Wasserstoff, C₁-C₄-Alkyl oder NR⁶R⁷,
R⁸ -COR¹⁰
R¹⁰ NR¹¹R¹²
R¹¹ C₁-C₄-Alkyl oder Aryl, insbesondere Phenyl,
R¹² Wasserstoff, C₁-C₄-Alkyl oder Aryl, insbesondere Phenyl,
R¹³ Wasserstoff, C₁-C₄-Alkyl oder Aryl, insbesondere Phenyl,
R¹⁶ Wasserstoff, C₁-C₄-Alkyl, -COR¹⁸ oder -CONHR¹⁹,
m eine Zahl 1 bis 3
n eine Zahl 0 bis 3
p eine Zahl 2 bis 3 und
Y O oder NR¹⁷ bedeuten oder
R¹³ und R¹⁴ gemeinsam die zur Vervollständigung eines gegebenenfalls substituierten
heterocyclischen Ringes, beispielsweise eines Piperidin-, Piperazin- oder Morpholinringes
erforderlichen Atome darstellen, wobei der Ring z.B. durch C₁-C₃-Alkyl oder Halogen
substituiert sein kann,
Z die zur Vervollständigung eines 5- oder 6-gliedrigen aromatischen heterocyclischen
Ringes, gegebenenfalls mit anelliertem Benzolring, erforderlichen C-Atome und
X
⊖ ein Anion bedeuten, das entfällt, wenn bereits eine anionische Gruppe mit dem übrigen
Molekül verknüpft ist;
[0043] (b)

worin
R¹, R², R³ und X
⊖ die für Formel (a) angegebene Bedeutung besitzen.
[0044] Die erfindungsgemäßen, aus hydrophilem Polymer und schichtförmig zusammengeflossenen
Latexpolymer bestehenden Hilfsschichten können weitere Substanzen zusätzlich enthalten,
z.B. Pigmente, Filterfarbstoffe, UV-Absorber, Antioxidantien, Scavenger, Antistatika
und dergleichen.
[0045] So können bstimmte Hilfsschichten, beispielsweise die vom Träger am weitesten entfernte
Schicht, aber auch gelegentlich Zwischenschichten, insbesondere, wenn sie während
der Herstellung zeitweise die vom Träger am weitesten entfernte Schicht darstellen,
fotografisch inerte Teilchen anorganischer oder organischer Natur enthalten, z.B.
als Mattierungsmittel oder als Abstandshalter (DE-A-33 31 542, DE-A-34 24 893, Research
Disclosure 17643 (Dez. 1978) Kapitel XVI). Der mittlere Teilchendurchmesser der Abstandshalter
liegt insbesondere im Bereich von 0,2 bis 10 µm. Die Abstandshalter sind wasserunlöslich
und können alkaliunlöslich oder alkalilöslich sein, wobei die alkalilöslichen im
allgemeinen im alkalischen Entwicklungsbad aus dem fotografischen Material entfernt
werden. Beispiele für geeignete Polymere sind Polymethylmethacrylat, Copolymere aus
Acrylsäure und Methylmethacrylat sowie Hydroxypropylmethylcellulosehexahydrophthalat.
[0046] Beispiele für fotografische Materialien sind Schwarzweißfilme, Schwarzweißpapiere,
Farbnegativfilme, Farbumkehrfilme, Farbpositivfilme, farbfotografisches Papier,
farbumkehrfotografisches Papier, farbempfindliche Materialien für das Farbdiffusionstransfer-Verfahren
oder das Silberfarb-Bleichverfahren.
[0047] Geeignete Träger zur Herstellung fotografischer Materialien sind z.B. Filme und
Folien von halbsynthetischen und synthetischen Polymeren, wie Cellulosenitrat, Celluloseacetat,
Cellulosebutyrat, Polystyrol, Polyvinylchlorid, Polyethylenterephthalat und Polycarbonat
und mit einer Barytschicht oder α-Olefinpolymerschicht (z.B. Polyethylen) laminiertes
Papier. Diese Träger können mit Farbstoffen und Pigmenten, beispielsweise Titandioxid,
gefärbt sein. Sie können auch zum Zwecke der Abschirmung von Licht schwarz gefärbt
sein. Die Oberfläche des Trägers wird im allgemeinen einer Behandlung unterzogen,
um die Adhäsion der fotografischen Emulsionsschicht zu verbessern, beispielsweise
einer Corona-Entladung mit nachfolgendem Antrag einer Substratschicht.
[0048] Auf den Schichtträger der fotografischen Materialien sind Schichten aufgetragen,
von denen mindestens eine lichtempfindliches Silberhalogenid und im Fall farbfotografischer
Materialien geeignete farbbildende Komponenten, z.B. Farbkuppler, enthält, und mindestens
eine weitere nicht lichtempfindlich ist und als erfindungsgemäße Hilfsechicht ausgebildet
ist. Im übrigen weisen die erfindungsgemäßen fotografischen Materialien den üblichen
Aufbau auf.
Beispiele
1 Substratschichten
[0049]

[0050] Bei einem zweiten Standard (Standard 2) wurden 50 % der Gelatine durch ein Polymerisat
aus 2-Chlorbutadien in Form eines 20 %igen Latex ersetzt.

[0051] 1.3 Gießdaten für 1.1 bzw. 1.2
Naßauftrag: 8 g/m² (Rakel)
Trockenauftrag: 300 mg/m²
Temperatur Trockenluft: 80°C
Gutstemperatur nach Trocknung: 55°C
Unterlage: PE-beschichtetes Papier
Beguß nach Coronabestrahlung
[0052] Nach der Rezeptur 1.2 oder analog dazu wurden Substratschichten 1.3.1 bis 1.3.13
hergestellt wie aus folgender Tabelle 1 ersichtlich (Proben 1.3.1 bis 1.3.13). Bei
einer Änderung des Verhältnisses Latex zu Gelatine wurde dabei die eingesetzte Menge
Organopolysiloxan stets bei 2,5 %, bezogen auf das Trockengewicht Latex gehalten.
Die Menge Chromalaun betrug 0,2 %, bezogen auf das Trockengewicht Gelatine. Für die
Probe 1.3.14 wurde das Standardrezept Standard 1 (kein Latex) verwendet. Für die Probe
1.3.15 wurde das Standardrezept Standard 2 (mit Latex, aber nicht thermosensibilisierbar)
verwendet.
[0053] Die Prüflinge wurden nach einem Tag Lagerung mit einer fotografischen Emulsion begossen
und mit einem Soforthärtungsmittel gehärtet.
Ergebnisse:
[0054]
A) Naßhaftung
Nach dem Durchgang durch die Entwicklungsbäder werden die nassen Proben mit einem
spitzen Kunststoff-Stift kreuzweise angekratzt und die angekratzten Stellen mit einem
Gummistopfen gerieben. Die Beurteilung erfolgt durch Benotung von 5-1. Bei Note 5
wird beim Reiben mit dem Gummistopfen der angekratzte Strich kaum verbreitert, während
bei Note 1 die Schicht großflächig abgeht. Die Ergebnisse sind aus Tabelle 1 zu ersehen
(Spalte A).
B) PE-Cracking
Prüfmethode: Die Prüfung wird mit SW-Material durchgeführt. Ein Schwarzblatt 5 x 7
cm wird mit einer sehr gut haftenden Doppelklebefolie auf ein Brett aufgeheftet und
dann im Wechselklima (Rythmus: 2 h 20 % rel. F., 2 h 85 % rel. F.) behandelt, während
es gleichzeitig mit einer Xenonlampe bestrahlt wird. Da sich durch das Aufheften
die Zugkraft der Gelatine nicht durch eine Krümmung des Materials ausgleichen kann,
wirkt die ganze Kraft auf das vorderseitige Polyethylen. Nach einer bestimmten Zahl
von Stunden treten dann deutlich sichtbare Risse im PE auf. Die Ergebnisse sind aus
Tabelle 1 zu ersehen (Spalte B).
Tabelle 1
Probe |
Latex |
(%) |
% Gelatine |
A Naßhaftung (Benotung) |
PE-Cracking erste Rißbildung nach [h] |
1.3.1 |
Verb. 1 |
20 |
80 |
3 |
140 |
1.3.2 |
Verb. 1 |
30 |
70 |
3 |
140 |
1.3.3 |
Verb. 1 |
40 |
60 |
5 |
210 |
1.3.4 |
Verb. 1 |
50 |
50 |
5 |
300 |
1.3.5 |
Verb. 1 |
60 |
40 |
5 |
340 |
1.3.6 |
Verb. 1 |
70 |
30 |
5 |
400 |
1.3.7 |
Verb. 1 |
80 |
20 |
4 |
400 |
1.3.8 |
Verb. 8 |
50 |
50 |
5 |
|
1.3.9 |
Verb. 2 |
50 |
50 |
4 |
|
1.3.10 |
Verb. 4 |
50 |
50 |
5 |
|
1.3.11 |
Verb. 3 |
50 |
50 |
5 |
|
1.3.12 |
Verb. 5 |
50 |
50 |
5 |
|
1.3.13 |
Verb. 10 |
50 |
50 |
5 |
|
1.3.14 |
Standard 1 (kein Latex) |
1 |
120 |
1.3.15 |
Standard 2 (nicht thermosensibilisiert) |
1 |
|
C) Vergleich der Schmelzpunkte der Substrate
Verglichen wurde der Standard 1 mit den Substratproben 1.3.4 und 1.3.6.
Der Schmelzpunkt wurde nach folgender Methode bestimmt:
Ermittlung des Sol/Gel-Anteils bei einer mit einer Haftschicht versehenen Probe. Die
Methode beruht auf der Tatsache, daß eine Gelatineschicht mit einem Schmelzpunkt
von >20°C sich nicht mehr in Wasser von 20°C löst, während eine Sol-Gelatine sich
nicht mehr bei 20°C umlagert und sich sofort löst. Die Gelatine wird mit dem Farbstoff
Rose-Bengale angefärbt. Die Intensität der Färbung nach dem Eintauchen in Wasser ist
ein Maß für die Menge der Gelform in der Schicht.
Eine Probe der Unterlage wird zur Hälfte in Leitungswasser getaucht.
Temperatur: 20°C; 25°C bzw. bei jeder anderen gewünschten Temperatur
Rührer: Magnetrührer, ca. 3 U/min
Dauer: 3 min
Danach wird bei 6°C mit einer 1 gew.-%igen Rose-Bengale-Lösung 1 min angefärbt, zweimal
in kaltem Wasser (6°C) abgewaschen und getrocknet. Der mit Wasser von 20°C bzw. 25°C
behandelte Teil zeigt nun entweder keine Anfärbung (Vorliegen von Solform) oder eine
mehr oder weniger starke Anfärbung verglichen mit dem nicht behandelten Teil der
Probe. Man kann hinter einem Grünfilter an einem Macbeth-Densitometer messen und
gibt das Verhältnis behandelt/unbehandelt in Prozenten an.
C1) Ermittlung des Schmelzpunktes direkt nach Beguß
Standard 1: <10°C
Probe 1.3.4: >70°C
Probe 1.3.6: >70°C
C2) Ermittlung des Schmelzpunktes nach Lagerung des Materials bei 60 % rel. Feuchte
(12 h)
Standard 1: 25°C
Probe 1.3.4: >70°C
Probe 1.3.6: >70°C
C3) Versuch wie bei C2, wobei völlig ohne Chromalaun gearbeitet wurde
Standard 1: <20°C
Probe 1.3.4: >70°C
Probe 1.3.6 >70°C
2 NC-Schichten
[0055] Bei modernen PE-Papieren wird der durch die Zugkraft der Gelatine der fotograf ischen
Emulsion ent stehende Curl (bei niedrigen rel. Feuchten) durch Einstellung (Vorkrümmung)
des rückseitigen Polyethylens (Abmischung EP mit HD-PE) ausgeglichen.
[0056] Denselben Effekt hat man in der Vergangenheit durch eine Gelatine-NC-Schicht erreicht,
wobei die Curl-Wirkung noch verstärkt wurde, wenn man unlösliche Silikate (zur Verbesserung
der Beschriftbarkeit) zusetzte.
[0057] Wenn heute ein Material mit beschriftbarer Rückschicht gewünscht wird, muß man wegen
der Rauhtiefe der Rückseite Silikate mit einer Teilchengröße von ca. 5 µm einsetzen.
Zur Vermeidung von Abrieb ist dazu ein Gelatineauftrag von ca. 4 µm erforderlich,
d.h. man erhält wieder eine Schicht mit starker Curl-Wirkung und müßte die Einstellung
des Rückseiten-PE wieder ändern um nicht beträchtlich über das Ziel hinauszuschießen.
Da solche Materialien mit beschriftbaren Rückseiten oft Sondermaterialien sind, wäre
die Herstellung einer separaten Unterlage unwirtschaftlich.
[0058] Gewünscht sind silikathaltige Schichten ohne Curl-Wirkung. Beim Einsatz normaler
Latices in hoher Konzentration ist die Haftung, vor allem die Naßhaftung, äußerst
schlecht.
[0059] Dagegen zeigte sich, daß durch Abmischung von Gelatine mit thermosensibilisierten
Latices des beschriebenen Typs der Curl beliebig vom Wert der reinen Gelatine bis
zu Null eingesetzt werden kann. Einen stark reduzierten Curl erreicht man bei Abmischungen
von Gelatine/Latex 0,5:0,5, der Curl verschwindet bei einem Verhältnis von 0,25:0,75.
Beispiele
[0060] Naßauftrag: 70 g/m²
Trockenauftrag: 4,4 g/m²
Härtung: Soforthärtung wie vorne beschrieben
Beguß nach Coronabestrahlung
2.1 (Standard) |
Wasser entsalzt |
338 ml |
Gelatine 10 %ig |
630 ml |
Kieselsäure |
22 g |
Sulfobernsteinsäuredioctylester (4 %ig) |
10 ml |
[0061] Sehr starker Curl (80°C), nicht abriebfest.
2.2 |
Wasser entsalzt |
322 ml |
Gelatine 10 %ig |
315 ml |
Verbindung 4 (10 %ig) |
315 ml |
Organopolysiloxan (5 %ig) |
16 ml |
Kieselsäure (Syloid 72) |
22 g |
Sulfobernsteinsäuredioctylester (4 %ig) |
10 ml |
[0062] Curl etwa auf die Hälfte des Standards reduziert (80°C), hohe Abriebfestigkeit.
2.3 |
Wasser entsalzt |
316 ml |
Gelatine (10 %ig) |
157 ml |
Verbindung 4 (10 %ig) |
471 ml |
Organopolysiloxan (5 %ig) |
24 ml |
Kieselsäure (Syloid 72) |
22 g |
Sulfobernsteinsäuredioctylester (4 %ig) |
10 ml |
[0063] Curl gleich einer unbegossenen Rückschicht, hohe Abriebfestigkeit.
Nachleimung
[0064] Naßauftrag: 40 g/m²
Trockenauftrag 4 g/m² und pro Seite
3.1 Standard |
Wasser entsalzt |
885 g |
Stärke |
100 g |
NaCl |
15 g |
3.2 |
Wasser entsalzt |
185 g |
Stärke |
50 g |
Verb. 8 (10 %ig) |
700 g |
Organopolysiloxan (5 %ig) |
50 g |
NaCl |
15 g |
3.3 |
Wasser entsalzt |
608 g |
Polyvinylalkohol (100 % verseift, niedrigviskos) Polyviol 05-20 |
75 g |
Verb. 8 (30 %ig) |
250 g |
Organopolysiloxan (5 %ig) |
52 g |
NaCl |
15 g |
Ergebnis: PE-Haftung (1 cm Breite)
[0065]
Vers. 3.1: 200 pond
Vers. 3.2: 320 pond
Vers. 3.3: 410 pond
Kanteneindringen Entwicklerlösung
[0066]
Vers. 3.1: 3,5 mm
Vers. 3.2: 2 mm
Vers. 3.3: 0,8 mm
4 Schutzschichten
4.1 Standard
[0067] Gesamtaufbau Colorpapier mit einer typgemäßen Obergrußschutzschicht (Gelatine).
Härtung des Gesamtaufbaus mit 3 % des obengenannten Soforthärtungsmittels.
Naßkratzfestigkeit: 2,5 N
[0068] 4.2 Versuch wie 4.1, bei dem 50 % der Gelatine durch Verbindung 1 und der entsprechenden
Menge Organopolysiloxan ersetzt wurde.
Naßkratzfestigkeit: 5,8 N