[0001] Die Erfindung betrifft eine Mehrfachisolierglasscheibe gemäß dem Oberbegriff des
Patentanspruchs 1.
[0002] Aus der DE-PS 22 62 040 ist eine Mehrfachisolierglasscheibe mit vier Glasscheiben
bekannt. Die Scheiben sind durch ein einstückig ausgeführtes, hohles, mit einem Trocknungsmittel
gefülltes Abstandsprofil voneinander distanziert gehalten. Die den Innenraum zwischen
beiden Innenscheiben umschließende Innenseite des Abstandsprofils ist perforiert.
Das Abstandsprofil ist für die Schall- und Wärmeisolation derart ausnebildet, daß
der Abstand zwischen je einer Außenscheibe und einer benachbarten Innenscheibe relativ
gering und der Abstand zwischen der anderen Außenscheibe und der Innenscheibe bzw.
zwischen den Innenscheiben relativ groß ist. Die Ränder der beiden Innenscheiben sind
reiterartig von einem h-förmigen Zwischenprofil umfaßt. Zur Vergrößerung der schallabsorbierenden
Fläche des Abstandsprofils ist dessen zum Scheibeninnenraum gerichtete Innenseite
neben der Perforierung mit einer Profilierung versehen. Das Abstandsprofil ist bevorzugt
aus glasfaserverstärktem Polyvinylchlorid, bzw. aus mit einer Aluminiumfolie beschichtetem
Polyvinylchlorid oder aus Metall hergestellt.
[0003] Es hat sich nun im Laufe der Lebensdauer der Mehrfachisolierglasscheibe gezeigt,
daß ein nur aus (glasfaserverstärktem) Polyvinylchorid (PVC) hergestellter Abstandhalter
zu unschönen "Wolkenbildung" an den Berührungsrändern zwischen Abstandsprofil und
Glasscheibe durch abdampfendes PVC neigt. Wurde das Polyvinylchlorid mit einer Metallfolie,
bevorzugt mit einer Aluminiumfolie beschichtet oder ganz aus Metall hergestellt, konnte
die Wolkenbildung unterbunden werden. Es stieg jedoch hierdurch der Wärmedurchgang
zwischen den beiden Innenglasscheiben stark an.
[0004] Aus der EP-B 0 069 558 ist eine aus zwei Glasscheiben bestehende, gegenüber der DE-PS
22 62 040 verbesserte Mehrfachisolierglasscheibe bekannt, wobei das Abstandsprofil
hier zur Vermeidung obiger "Wolkenbildung" aus Polykarbonatmaterial mit 10 bis 40
Gewichtsprozent Glasfaser-Füllstoff hergestellt wurde. Von einem Abstandsprofil aus
Metall, insbesondere Aluminium, wurde abgesehen, da aufgrund der hohen Wärmeleitfähigkeit
des Aluminiums, ein derartiges Abstandsprofil eine sog. Kältebrücke dargestellt hätte.
[0005] Es hat sich nun ebenfalls bei im Rahmen der Erfindung durchgeführten Langzeitversuchen
gezeigt, daß durch die nicht perforierte, vollständig geschlossene der Innenseite
gegenüberliegende Außenseite des Abstandsprofils Wasserdampf hindurchdiffundierte,
der von dem im Hohlraum befindlichen Trocknungsmittel aufgenommen wurde, wodurch dieses
dann nach einem längeren Zeitraum nicht mehr in der Lage war, aus dem Innenraum Feuchtigkeit
aufzunehmen, worauf sich dann ein Wasserdampfkondensat an den Innenseiten der Glasscheiben
niederschlug. Ebenfalls diffundierte Gas aus dem Scheibeninnenraum heraus, welches
namentlich zur besseren Schall- und/oder Wärmeisolation eingebracht wurde.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es eine einfache, möglichst gut wärmeisolierende Mehrfachisolierglasscheibe
zu schaffen, in deren Innenraum auch über einen langen Zeitraum hinweg keine Feuchtigkeit
eindringt sowie kein Gas wegdiffundiert und bei welcher der Wert des Wärmedurchgangs
am Rand der Mehrfachscheibe nur unwesentlich größer ist als in Scheibenmitte.
[0007] Die Lösung der Aufgabe ist Gegenstand des Patentanspruchs 1. In den Patentansprüchen
2 bis 11 sind bevorzugte Ausführungsarten der erfindungsgemäßen Mehrfachisolierglasscheibe
beschrieben.
[0008] Im folgenden wird ein Beispiel der erfindungsgemäßen Mehrfachisolierglasscheibe anhand
einer Zeichnung, welche einen Querschnitt durch ein Abstandsprofil 1 zwischen zwei
Glasscheiben 3 und 5 zeigt, näher erläutert.
[0009] Das Abstandsprofil 1 ist als rechtwinkliger Hohlkörper mit zwei benachbarten, abgeschrägten
Ecken 7a und 7b ausgebildet, der zwischen den beiden Glasscheiben 3 und 5 einen mit
Luft oder einem anderen Gas gefüllten Innenraum 9 rahmenförmig umschließt. Das Abstandsprofil
1 ist einige Millimeter vom äußeren Rand der Glasscheiben 3 und 5 distanziert angeordnet.
Es besteht aus chemisch nachverdichtetem Polykarbonat mit einer Glasfaserverstärkung.
Polykarbonat ist ein wärmedämmendes Material. Der Hohlraum 11 des Abstandsprofils
1 ist mit einem Trocknungsmittel 13 gefüllt und steht über mehrere Löcher 15 in der
Innenwand 17 des Abstandsprofils 1 zwischen Hohlraum 11 und Innenraum 9 mit letzterem
in Verbindung, damit in der im Innenraum 9 befindlichen Luft bzw. Stickstoff enthaltene
Feuchtigkeit durch das Trockenmittel 13 absorbierbar ist.
[0010] Die der Innenwand 17 gegenüberliegende, an ihren Ecken 7a und 7b abgeschrägte Außenwand
19 ist mit einer etwa 100 nm dicken Beschichtung 21 beschichtet. Die Beschichtung
21 wurde mittels eines physikalischen Beschichtungsverfahrens [PVD (physical vapor
deposition)] aufgesputtert, wobei unmittelbar auf der Außenwand 19 eine 40 nm dicke
Zinnoxidschicht, nachfolgend eine 10 nm dicke Titanoxidschicht, dann eine 40 nm dicke
Zinnoxidschicht und abschließend eine 10 nm dicke Titanoxidschicht aufgebracht wird.
Zinnoxid als unmittelbar auf der Außenwand 19 liegende Schicht wurde verwendet, da
Versuchen eine gute Haftfähigkeit dieses Schichtmaterials auf dem Material der Außenwand
19 gezeigt haben. Titanoxid als äußerste freie Schicht wurde verwendet, da es eine
gute Haftfähigkeit mit einem unten erwähnten Klebstoff 29 hat. Die Seitenwände 23a
und 23b und der Rand der Mehrfachschicht 21 sind über eine sog. Primärsperre 25a und
25b aus Isobutylendichtstoff mit den Glasscheiben 3 und 5 verbunden. Ein Außenraum
27, der dadurch gebildet wird, daß das Abstandsprofil 1 gegenüber den Scheibenrändern
um, wie oben erwähnt, einige Millimeter zurückgesetzt ist, ist mit einem Klebstoff
29 wie z. B. Polysulfid, Silikon oder Polyuretan gefüllt.
[0011] Der Isobutylendichtstoff der Primärsperren 25a und 25b ist ein plastisches Material,
wasserdampf- und gasundurchlässig sowie ein guter Wärmeisolator. Aufgrund seiner Plastizität
kann er allerdings kaum mechanische Kräfte aufnehmen. Aus diesem Grund wird der Außenraum
27, wie oben dargelegt, mit Polysulfid, Silikon oder Polyuretan ausgefüllt. Diese
Kunststoffe sind wärmeisolierend, elastisch, haften gut auf der Titanoxidschicht der
Beschichtung 21 und besitzen eine gute Biegeschälfestigkeit (d.h. bei Verformung der
Glasscheibe 3 bzw. 5 bleibt dieser Kunststoff ausgezeichnet haften). Aufgrund ihrer
guten Biegeschälfestigkeit haften diese Materialien auch bei thermischer Ausdehnung
des Abstandsprofils 1 undder Glasscheiben 3 und 5 sehr gut an dessen Oberflächen.
Die Primärsperren 25a und 25b verbinden das Abstandsprofil 1 wasserdampf- und gasundurchlässig
sowie wärmeisolierend mit den Glasscheiben 3 und 5 und der Klebstoff 29 gibt die mechanische
Festigkeit der Mehrfachisolierglasscheibe bei ausreichender Wärmeisolation.
[0012] Die auf die Außenwand 19 aufgebrachte 100 nm dicke Mehrfachschicht 21 verhindert
ein Hindurchdiffundieren von Feuchtigkeit von außen nach innen sowie von Gas aus dem
Innenraum 9 von innen nach außen durch die Außenwand 19. Versuche haben gezeigt, daß
Kunststoffmaterialien, wie z. B. Polykarbonat, aus denen das Abstandsprofil 1 hergestellt
wird, um eine geringe Wärmedurchgang zu erreichen, Wasserdampf und Gase hindurchdiffundieren
lassen und damit nach längerer Zeit die Wirksamkeit des Trockenmittels 13 sowie der
Gasfüllung im Innenraum 9 aufgehoben wird. Mit 100 nm ist die Mehrfachschicht 21 gerade
so dick, daß eine sehr gute Wasserdampf- und Gassperre erreicht ist, aber eine Erhöhung
des Wärmedurchgang des Abstandsprofils 1 gegenüber einem unbeschichteten Abstandsprofil
zwischen den beiden Glasscheiben nicht meßbar ist. Eine Wärmeleitung in der obigen
dünnen Mehrfachschicht 21 von der Glasscheibe 3 zur Glasscheibe 5 oder umgekehrt dürfte
nach überschlagsmäßigen Abschätzung nicht möglich sein, da Wärme eine elektromagnetische
Welle, je nach Umgebungstemperatur, von einigen Mikrometern Wellenlänge ist. Die Mehrfachsicht
21 kann somit nicht als Wellenleiter für eine Wärmewellen wirken, da eine Welle Mit
einer derart großen Wellenlänge sich in keinem Wellenleiter und auch nicht entlang
eines Wellenleiters ausbreiten, dessen Dicke um eine Zehnerpotenz kleiner ist als
die Wellenlänge der zu führenden Welle. Da es sich bei den Teilschichten der Mehrfachschicht
21 um Oxide handelt, sind sie gegenüber Luft und Wasserdampf korrosionsfest und werden
deshalb nicht angegriffen.
[0013] Anstelle der Mehrfachschicht 21 können auch andere wasserdampf-und gasdichte sowie
gegenüber Umweltbedingungen bedingt korrosionsresistente Beschichtungen verwendet
werden, wie z. B. Nickel, Chrom, Chromnickellegierungen oder andere Materialien, welche
sich mit obigen Eigenschaften aufsputtern lassen ohne das Material (Polykarbonat)
der Außenwand 19 während des Beschichtungsvorganges thermisch in seiner Formbeständigkeit
zu beeinflussen. Die Korrosionsresistenz der Beschichtung muß allerdings nur während
der Lagerung bis der Außenraum 27 mit Klebstoff 29 ausgegossen ist, wirken. Die Beschichtung
sollte eine gute Haftfähigkeit für den Klebstoff 29 besitzen, um einen Versatz des
Abstandsprofils 1 in Richtung Scheibenmitte zu verhindern.
[0014] Anstelle die Mehrfachschicht 21 aus vier Teilschichten aufzubauen, kann auch nur
eine Zinnoxid- und eine Titanoxidschicht verwendet werden. Es kann auch mit nur einer
einzigen Zinnoxid entsprechender Dicke gearbeitet werden, wobei die Schichtdicke mindestens
so dick gewählt werden muß, daß sich beim Aufdampfen keine Inseln bilden. Es kann
auch Aluminiumoxid als Schichtmaterial verwendet werden.
[0015] Anstelle zweier Glasscheiben 3 und 5 können auch drei, vier oder mehr parallel zueinander
liegende Glasscheiben verwendet werden. Das Abstandsprofil kann dann derart ausgebildet
sein, daß es (nicht dargestellte) Einbuchtungen zur Aufnahme der inneren Glasscheibe
bzw. Glasscheiben hat. Man kann auch je ein Abstandsprofil zwischen je zwei benachbarten
Glasscheiben verwenden.
[0016] Überraschenderweise wurde festgestellt, daß durch die dünne aufgesputterte Beschichtung
(Zinnoxid, Titanoxid, Aluminiumoxid, Nickel, Chrom, Nickelchromlegierung,...) mit
einer Dicke zwischen 70 und 400 nm der Wärmedurchgang der Außenwand 19 nicht meßbar
erhöht wurde. Es konnte ferner festgestellt werden, daß sich an den Scheibenrändern,
d. h. im Scheibenrahmen bei kalter Außen- und warmer Innentemperatur kein Kondensat
bei den erfindungsgemäßen Mehrfachisolierglasscheiben mehr bildet. Auch konnte in
Temperaturwechsellangzeitversuchen festgestellt werden, daß die gefürchtete Auflösung
des Klebstoffs 29 im Außenraum 27 nicht mehr auftrat. Es wird vermutet, daß aufgrund
der guten Wärmeisolation des erfindungsgemäßen Abstandsprofils 1 und einer nicht beobachtbaren
und feststellbaren Kondensatbildung eine Hydrolisierung der Glaskanten vollständig
unterbleibt. Hierdurch dürfte auch ein Herauslösen u. a. von Natron und Soda aus dem
Glasmaterial verhindert werden. Natron und Soda bilden mit dem Kondensat eine basische
Lösung, welche den Klebstoff 29 angreifen und zerstören würde. Es konnte ebenfalls
kein Herausdiffundieren des Gases aus dem Innenraum 9 beobachtet werden.
1. Mehrfachisolierglasscheibe bestehend aus mindestens zwei Glasscheiben (3, 5), bei
der jeweils zwei benachbarte Glasscheiben (3, 5) durch ein in sich geschlossenes,
hohles, mit einem Trocknungsmittel (13) gefülltes, aus Kunststoff bestehendes Abstandsprofil
(1), dessen den durch das Abstandsprofil (1) und die benachbarten Glasscheiben (3,
5) gebildeten Innenraum (9) umschließende Innenwand (17) wasserdampfdurchlässig ist,
voneinander distanziert sind, dadurch gekennzeichnet, daß die der Innenwand (17) gegenüberliegende Außenwand (19) des Abstandsprofils
(1) eine wasserdampf- und gasundurchlässige Beschichtung (21) hat, die aus einem solchen
Material besteht und so bemessen ist, daß der Wärmedurchgang durch die Außenwand (19)
annähernd derselbe ist, wie derjenige durch die unbeschichtete Innenwand (17).
2. Mehrfachisolierglasscheibe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Beschichtung (21) der Außenwand (19) aus einem gasförmigen Materialzustand
abgeschieden ist.
3. Mehrfachisolierglasscheibe nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Beschichtung (21) eine mittels eines Sputterverfahrens aufgebrachte Schicht
(21) ist.
4. Mehrfachisolierglasscheibe nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Wärmedurchgang der Außenwand (19) maximal um 10% größer ist als derjenige
der Innenwand (17).
5. Mehrfachisolierglasscheibe nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Dicke der Beschichtung (21) kleiner als ein Mikrometer ist.
6. Mehrfachisolierglasscheibe nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Dicke der Beschichtung (21) zwischen 70 und 400 nm liegt.
7. Mehrfachisolierglasscheibe nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Beschichtung (21) aus einem gegenüber Umgebungseinflüssen, insbesondere
gegenüber Wasser, resistenten, auf Kunststoff, insbesondere Polykarbonat, gut haftendem
Material besteht, auf dem ein wärmeisolierendes Material (29), bestehend insbesondere
im wesentlichen aus Polysulfid, Silikon oder Polyuretan, gut haftet.
8. Mehrfachisolierglasscheibe nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Beschichtung aus einer Mehrfachschicht (21) besteht, deren unmittelbar auf
der Außenwand (19) des Abstandsprofils (1) aufgebrachte Teilschicht im wesentlichen
aus Zinnoxid besteht.
9. Mehrfachisolierglasscheibe nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Abstandsprofil (1) im wesentlichen aus, bevorzugt glasfaserverstärktem und/oder
chemisch nachverdichtetem, Polykarbonat besteht.
10. Mehrfachisolierglasscheibe nach einem der Ansprüche 1 bis 9, gekennzeichnet durch einen umlaufenden Raum (27) anschließend an die Außenwand (19) des Abstandsprofils
(1) zwischen je zwei benachbarten Glasscheiben (3, 5), der mit einem wärmeisolierenden
Material (29), bevorzugt Polysulfid, Silikon oder Polyuretan, ausgefüllt ist.
11. Mehrfachisolierglasscheibe nach Anspruch 8 oder 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Beschichtung aus einer Mehrfachschicht (21) besteht, deren äußere Teilschicht
im wesentlichen aus Titan- oder Aluminiumoxid besteht.