[0001] Die Erfindung betrifft eine Spinndüse mit einem Düsenkopf, der vorzugsweise mit Beheizungskanälen
zur Temperierung versehen ist, und einer Spinnplatte, die Kapillaren aufweist.
[0002] Spinndüsen werden für die Erzeugung von Fasern benötigt, wobei der Ausgangsstoff
der Spinnmasse aus organischem oder anorganischem Material besteht. Das fließ- bzw.
pumpfähige Material, welches zumeist eine sehr hohe Viskosität besitzt, wird durch
die unterschiedlich ausgeformten Düsenkapillaren gepreßt und anschließend, je nach
Verfahren, in speziell dafür ausgerichteten Spinn- und Nachbehandlungsschritten zu
Fasern verfestigt.
[0003] Von einer guten Spinndüse erwartet man Qualitätsmerkmale, wie Qualität der Bohrungen
(Maßgenauigkeit), Glätte der Bohrlochwandungen, Scharfkantigkeit des Bohrlochaustrittes,
Glätte des Düsenbodens, Korrosionsbeständigkeit und speziell ausgeformte Spinnkanäle.
Nicht zuletzt ist die notwendige Festigkeit der Spinndüse zu erwähnen, da die Spinndüse
beim Verspinnen der Masse unter enormer Druckbeanspruchung steht. Speziell beim Verspinnen
von hochviskosen Celluloselösungsspinnmassen ist der Einsatz von Spinndüsen- bzw.
Spinndüsenmaterialien mit hoher Festigkeit notwendig, da Spinndrücke bis 200 bar auftreten
können.
[0004] Diese Probleme treten bei Celluloselösungen, die nach dem NMMO-Verfahren hergestellt
sind, besonders auf. Dieses Verfahren ist z.B. aus den Beispielen der DE-OS 29 13
589 bekannt. NMMO steht dabei für N-Methylmorpholin-N-oxid, ein tertiäres Amin-N-
oxid, das als Lösungsmittel für Cellulose wirkt. Aufgrund der hohen Spinnviskositäten
müssen Spinndüsen mit verstärkten Spinnplatten eingesetzt werden.
[0005] Anderseits besteht die Tendenz, die Dichte der Kapillaren der Spinndüsen zu erhöhen,
um die Leistung pro Flächeneinheit der Spinnstelle zu erhöhen. Das Problem, das dabei
auftritt, besteht darin, daß die Fäden dazu neigen, untereinander zu verkleben.
[0006] Um die Dichte der Kapillaren trotzdem erhöhen zu können, muß daher die Klebrigkeit
der Fäden verringert werden. Das kann dadurch verwirklicht werden, daß auf die Oberfläche
der frisch extrudierten Fäden eine nicht lösende Flüssigkeit aufgebracht wird, um
die Wirkung des Lösungsmittels herabzusetzen (vgl. die DE-AS 28 44 163). Außerdem
kann dem tertiären Aminoxid ein Polyalkylenether, insbesondere Polyethylenglykol,
zugesetzt werden (vgl. die DD-PS 218 121).
[0007] Es besteht somit Bedarf an einer Spinndüse mit relativ großem Durchmesser und hoher
Kapillardichte und daraus resultierender hoher Anzahl an Kapillaren, um Celluloselösung
wirtschaftlich zu verspinnen. Gleichzeitig soll die Spinndüse hohen Drücken (bis zu
130 bar) standhalten.
[0008] Die bekannten Spinndüsen weisen zwar zum Teil hohe Kapillardichten auf, halten aber
hohen Spinndrücken nicht stand: die Spinnplatte wölbt sich oder platzt. Solche Düsen
werden im Viskoseprozeß eingesetzt.
[0009] Anderseits sind Spinndüsen bekannt, die aus speziellen Stahltypen gefertigt sind,
die hoch beanspruchbar sind. Derartige Spinndüsen werden beim Trockenspinnverfahren
für Kunststoffschmelzen verwendet. Diese Düsenkonstruktion hat wiederum den Nachteil,
daß durch das komplizierte Anbringen der Düsenlöcher in der Düsenplatte für die jeweilige
Spinnkapillare eine Vorbohrung im relativ harten, aber festen Material notwendig ist,
um dann die Kapillare mit feinem Durchmesser anbringen zu können. Durch die im Durchmesser
größere Vorbohrung ist nur eine geringere Anzahl von Spinnkapillaren in der Düsenplatte
möglich, wodurch sich wiederum eine geringere Kapillardichte ergibt.
[0010] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Spinndüse zu schaffen, die einerseits
hohen Spinndrücken standhält und anderseits eine hohe Kapillardichte (Kapillaren/mm²)
aufweist.
[0011] Diese Aufgabe wird durch eine Spinndüse der eingangs genannten Art erfindungsgemäß
dadurch gelöst, daß die Spinnplatte aus einer stabilen Trägerplatte besteht, in der
Löcher vorgesehen sind, und daß in den Löchern Plättchen eingesetzt oder eingepreßt
sind, in denen die Kapillaren ausgeführt sind. Es ist dabei zweckmäßig, wenn die Trägerplatte
aus Edelstahl und die Plättchen aus einem Material mit geringerer Härte als Stahl,
insbesondere aus einem Edelmetall, bestehen. Bevorzugt werden derzeit Gold, Silber
und Tantal.
[0012] Erfindungsgemäß wird also eine Trägerplatte verwendet, deren Stärke ausreichend groß
bemessen werden kann, sodaß sie hohen Spinndrücken standhält. Sie kann auch aus beliebig
festem Material hergestellt sein, weil sie selbst keine Spinnkapillaren aufweist.
In die Löcher der Trägerplatte sind Plättchen, z.B. Edelmetallplättchen, eingesetzt
oder eingepreßt, in denen ― bedingt durch die Weichheit des Metalls ― relativ einfach
die notwendige Anzahl an Spinnkapillaren ohne Vorbohren angebracht werden kann.
[0013] Vorzugsweise sind die Löcher in der Trägerplatte Stufenbohrungen, wobei sich die
Abstufung nahe der Außenfläche der Trägerplatte befindet und der geringere Durchmesser
an der Außenfläche der Trägerplatte ist. Dadurch wird das eingesetzte bzw. eingepreßte
Plättchen zusätzlich gehalten und kann sehr hohen Spinndrücken standhalten.
[0014] Schließlich ist es zweckmäßig, wenn an der Innenseite der Trägerplatte eine Lochplatte
vorgesehen ist und zwischen der Trägerplatte und der Lochplatte ein Filter angeordnet
ist. Die Löcher der Lochplatte sind dabei auf die Anordnung der Plättchen abgestimmt,
sodaß die Celluloselösung oder Polymerschmelze zweckentsprechend verteilt wird. Durch
das Filter werden Schmutzpartikel bzw. ungelöste Polymerbruchstücke zurückgehalten.
[0015] Anhand der beiliegenden Figuren wird die Erfindung beispielsweise näher erläutert.
Es zeigt:
[0016] Fig. 1 eine erfindungsgemäße Spinndüse im Schnitt; Fig. 2 die Trägerplatte der Spinndüse
nach Fig. 1, gegenüber Fig. 1 etwas vergrößert, zum Teil im Schnitt; und Fig. 3 ein
Plättchen zum Einsetzen in die Trägerplatte nach Fig. 2, gegenüber Fig. 2 vergrößert,
zum Teil im Schnitt.
[0017] Der Düsenkopf 1 (Fig. 1) besteht zweckmäßigerweise aus korrosionsfestem Edelstahl.
Er hat Beheizungskanäle 6 zur Temperierung und bildet den Oberteil der Spinndüse,
in den die Celluloselösung eingespeist und während des Verspinnens kontinuierlich
temperiert wird.
[0018] In den Düsenkopf 1 ist eine Lochplatte 3, ein Filter 4 und eine Trägerplatte 2 eingesetzt.
Diese drei Elemente sind durch eine Gewindemutter 5 an den Düsenkopf 1 angepreßt.
Zur Abdichtung kann eine Weichdichtung (nicht dargestellt) verwendet werden.
[0019] Die Trägerplatte 2 (siehe Fig. 2) weist mehrere, als Stufenbohrungen ausgebildete
Löcher 7 auf. (In der Fig. 2 ist zur Vereinfachung nur ein einziges Loch 7 dargestellt.)
In diese Löcher werden Plättchen 8 (siehe Fig. 3) aus relativ weichem Material eingepreßt.
In diesem weichen Material können leicht viele Kapillaren 9 dicht nebeneinander hergestellt
werden. (In Fig. 3 ist zur Vereinfachung nur eine einzige Kapillare 9 dargestellt.)
[0020] Die Löcher der Lochplatte 3 sind genauso angeordnet wie die Löcher der Trägerplatte
2, dazwischen liegt das Filter 4. Die Filter 4 können ― abhängig von der Celluloselösung
oder der Polymerschmelze ― stark unterschiedliche Porenweite haben und aus verschiedenen
Materialien bestehen. Bevorzugt werden korrosionsbeständige Metallvliese. Die Spinnmasse
wird über die Lochplatte 3 verteilt, gefiltert und tritt dann in die Löcher 7 bzw.
Stufenbohrungen und von dort in die Kapillaren 9 der Plättchen 8 ein.
[0021] Bei einer erfindungsgemäß ausgebildeten Spinndüse können trotz hoher Druckfestigkeit
hohe Kapillardichten erzielt werden. So wurde z.B. eine Spinndüse entwickelt, die
bei einem Durchmesser von 45 mm 1147 Kapillaren aufweist (was 0,72 Kapillaren/mm²
entspricht) und die für einen Betriebsdruck von ca. 85 bar ausgelegt ist. Eine andere
Spinndüse hatte 1,19 Kapillaren/mm² und war für ca. 55 bar Betriebsdruck ausgelegt.
[0022] Der elementartige Aufbau des Düsenpaketes erlaubt ein individuelles Austauschen der
Trägerplatten mit Edelmetallplättchen, in denen sich Kapillaren mit unterschiedlichen
Durchmessern, Längen und Querschnitten befinden.
1. Spinndüse mit einem Düsenkopf, der vorzugsweise mit Beheizungskanälen zur Temperierung
versehen ist, und einer Spinnplatte, die Kapillaren aufweist, dadurch gekennzeichnet,
daß die Spinnplatte aus einer stabilen Trägerplatte besteht, in der Löcher vorgesehen
sind, und daß in den Löchern Plättchen eingesetzt oder eingepreßt sind, in denen die
Kapillaren ausgeführt sind.
2. Spinndüse nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Trägerplatte aus Edelstahl
besteht.
3. Spinndüse nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Plättchen aus einem
Material mit geringerer Härte als Stahl, insbesondere aus einem Edelmetall, bestehen.
4. Spinndüse nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Plättchen aus Gold oder
Silber bestehen.
5. Spinndüse nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Plättchen aus Tantal bestehen.
6. Spinndüse nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Löcher
in der Trägerplatte Stufenbohrungen sind, wobei sich die Abstufung nahe der Außenfläche
der Trägerplatte befindet und der geringere Durchmesser an der Außenfläche der Trägerplatte
ist.
7. Spinndüse nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß an der Innenseite
der Trägerplatte eine Lochplatte vorgesehen ist und daß zwischen der Trägerplatte
und der Lochplatte ein Filter angeordnet ist.