[0001] Die Erfindung betrifft einen preßgegossenen Leichtmetallkolben für Verbrennungskraftmaschinen
mit partiell im Kolbenboden, Ringfeld, Bolzennaben und/oder Kolbenschaft eingegossenen
Faserformkörpern aus keramischen Kurzfasern, insbesondere aus Aluminiumoxid, Siliziumcarbid
oder Siliziumnitrit, die parallel zu einer Ebene ausgerichtet, innerhalb dieser Ebene
jedoch statistisch regellos orientiert sind.
[0002] Das Streben nach verbrauchsgünstigen, geräusch- und vibrationsarmen Verbrennungskraftmaschinen
führt zu hohen Anforderungen u.a. auch an den Leichtmetallkolben. Von den sich für
diesen Zweck anbietenden Möglichkeiten ist u.a. die Verkleinerung der Kolbenmasse
von Bedeutung, da sie eine weitere, sekundäre Gewichtsreduzierung bei den Verbrennungskraftmaschinen
bietet und damit über ein niedrigeres Fahrzeuggewicht zu weiteren Verbrauchseinsparungen
führt. Eine reduzierte Kolbenmasse regt die Verbrennungskraftmaschine zu weniger Schwingungen
an und bewirkt ein günstigeres akkustisches schwingungstechnisches Verhalten und erhöht
damit den Komfort.
[0003] Neben der eine deutliche Verkleinerung der Kolbenmasse in den Bereichen Bolzennaben,
Ringfeld und Kolbenboden hervorrufenden Reduzierung der Kompressionshöhe des Kolbens
und einer Verkürzung des Kolbenschafts hat die vergleichsweise geringe Dichte von
Magnesium bzw. dessen Legierungen immer einen Anreiz zum probeweisen Einsatz von daraus
hergestellten Kolben in Verbrennungskraftmaschinen gegeben, um durch den relativ leichteren
Kolben die schwingenden Massen der Verbrennungskraftmaschine zu verringern und die
Lagerdrücke zu erniedrigen. Magnesiumwerkstoffe weisen aber gegenüber den üblicherweise
für die Herstellung von Leichtmetallkolben für Verbrennungskraftmaschinen verwendeten
Aluminium-Siliziumlegierungen ganz beträchtliche Nachteile auf. Infolge der unzureichenden
Verschleißfestigkeit gegenüber den beim An- und Einlaufen sowie Notlaufen im Motorbetrieb
auftretenden Mischreibungszuständen ist die Lebensdauer von aus Magnesiumwerkstoffen
gefertigten Kolben verhältnismäßig kurz und ihre Festigkeit gegenüber der dynamischen
Beanspruchung durch die Gaskräfte relativ gering.
[0004] Zur Verbesserung der Verschleißfestigkeit wird in der DE 20 46 862 A die Lauffläche
des aus Magnesiumwerkstoff bestehenden Kolbens mit einer verschleißfesten metallischen
Laufschicht, z.B. Chrom, versehen, die über eine Zwischenschicht aus Aluminium auf
dem Kolbenkörper fest haften soll. Bekannt ist auch, die Lauffläche mit einem verschleißfesten
Überzug aus Aluminiumlegierung, Eisen, Graphit, Mangan, Nickel, Zinn, Blei, Kadmium
und Zink zu versehen oder Magnesium mit verschleißfesten Elementen wie Aluminium oder
Silizium zu legieren. Zur Verbesserung der Festigkeit wird Magnesium mit Cer und Thorium
legiert und der Kolben durch Schmieden mit entsprechender Lenkung des Faserverlaufs
gefertigt (Firmenschrift: Mahle KG und Elektron-Co. mbH, Stuttgart-Bad Canstadt, 1946).
Alle diese Maßnahmen haben aber bisher nicht ausgereicht, um aus Magnesiumwerkstoffen
funktionstüchtige Kolben für Verbrennungskraftmaschinen zu erreichen. Aus der JP 63-042
338 A ist zwar ein Kolben für Verbrennungskraftmaschinen bekannt, der aus einer mit
3 bis 30 Vol.-% Aluminiumoxid-Siliziumoxid-Fasern verstärkten Magnesiumlegierung besteht.
Derartige Leichtmetallkolben haben jedoch bisher keinen Einzug in die Praxis halten
können, da sie einen relativ hohen abrasiven Verschleiß der Zylinderlaufbahn hervorrufen.
[0005] Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen durch Preßgießen hergestellten
Leichtmetallkolben für Verbrennungskraftmaschinen der eingangs beschriebenen Bauart
bereitzustellen, der eine ausreichende Verschleißfestigkeit bei geringer Reibung besitzt
und der den hohen Anforderungen an Festigkeit gegenüber der dynamischen Beanspruchung
durch die Gaskräfte, insbesondere beim Einsatz in Verbrennungskraftmaschinen mit sehr
hoher spezifischer Leistung, genügt.
[0006] Die Lösung dieser Aufgabe besteht darin, daß der Kolben aus einer warmfesten Magnesiumlegierung
hergestellt ist, der Kolbenschaft wenigstens im Bereich seiner Reibflächen eine 10
bis 30 µm dicke, eine Härte von 740 bis 850 HV
0,01 besitzende metallische, chemisch oder galvanisch abgeschiedene Laufschicht aufweist
und die Innenseite des Kolbens mit einer dünnen Kunststofflackschicht überzogen ist.
[0007] Durch die Herstellung des aus einer Magnesiumlegierung bestehenden selektiv faserverstärkten
Leichtmetallkolbens nach dem Preßgießverfahren läßt sich ein feines Gefüge und damit
eine gute Temperaturwechselbeständigkeit der Magnesiumlegierung erreichen. Der Einsatz
von vorgeformten Faserkörpern führt zu einer Erhöhung der Festigkeitswerte, einer
Verringerung der Wärmeausdehnung und einem Anstieg des E-Moduls. Als Werkstoffe für
die Laufschicht kommen im Rahmen der weiteren Ausgestaltung der Erfindung insbesondere
Nickel, Kobalt, Chrom, Eisen, Nickel mit Kobalteinlagerungen oder Nickel mit Chromeinlagerungen
in Betracht, die eine hohe Verschleißfestigkeit zeigen und fest auf dem Magnesiumwerkstoff
des Kolbenkörpers haften. Nur im Fall extremer Beanspruchung durch die Gaskräfte kann
es angebracht sein, die metallische Laufschicht über eine Zwischenschicht aus Kupfer
mit dem Magnesiumwerkstoff des Kolbenkörpers zu verbinden.
[0008] Nach einem weiteren Erfindungsmerkmal können in der metallischen Laufschicht Partikel
nicht-metallischer Hartstoffe, wie Siliziumcarbid oder dergleichen, oder oxidkeramischer
Werkstoffe, wie Chromoxid oder dergleichen, eingelagert sein, wodurch die Verschleißfestigkeit
zusätzlich erhöht wird.
[0009] Im Rahmen der Ausgestaltung der Erfindung ist die auf der Innenseite des Kolbens
angebrachte dünne Kunststofflackschicht ganz oder teilweise durch eine mittels anodischer
Oxidation erzeugten Magnesiumoxidschicht ersetzt. Für den erfindungsgemäßen Zweck
ist insbesondere eine Magnesiumlegierung, die 2 bis 6 Gew.-%, vorzugsweise 3,5 bis
5,5 Gew.-% Neodym enthält, geeignet.
[0010] Gegebenenfalls kann die Magnesiumlegierung noch 0,5 bis 7,5 Gew.-% Yttrium enthalten,
um eine höhere Aushärtung zu erzielen.
[0011] Die Erfindung ist näher und beispielhaft anhand eines Längsschnitts entlang der die
Kolbenachse und die Achse senkrecht zur Bolzenachsrichtung einschließenden Ebene durch
einen aus einer Magnesiumlegierung der Werkstoffgruppe Mg5Nd durch Preßgießen hergestellten
Kolben (1) dargestellt, dessen mit 20 Vol.-% Aluminiumoxidfasern verstärkter Schaft
mit einer 16 bis 24 µm dicken chemisch abgeschiedenen Nickelschicht (3) und dessen
Innenseite mit einer 15 µm dicken Kunststofflackschicht (2) überzogen sind. Die relativ
glatte Nickelschicht weist weder Poren noch Risse in der Schicht selbst oder in der
Verbindungszone mit der Magnesiumlegierung des Kolbenkörpers auf. Die durchschnittliche
Härte der Nickelschicht beträgt 740 bis 770 HV
0,010. Zur Prüfung der Haftfestigkeit der Nickelschicht wurde diese 20 s lang mit Glasperlen
gestrahlt. Ein Ablösen der Nickelschicht konnte dabei nicht beobachtet werden.
1. Preßgegossener Leichtmetallkolben für Verbrennungskraftmaschinen mit partiell,
vorzugsweise am Kolbenboden, Ringfeld, Bolzennaben und/oder Kolbenschaft, eingegossenen
Faserformkörpern aus keramischen Kurzfasern, vorzugsweise aus Aluminiumoxid-, Siliziumcarbid-
oder Siliziumnitrit-Fasern, die parallel zu einer Ebene ausgerichtet, innerhalb dieser
Ebene jedoch statistisch regellos orientiert sind, dadurch gekennzeichnet, daß der
Kolben (1) aus einer warmfesten Magnesiumlegierung besteht und der Kolbenschaft wenigstens
im Bereich seiner Reibflächen eine 10 bis 30 µm dicke, eine Härte von 740 bis 850
HV0,01 besitzende metallische, chemisch oder galvanisch abgeschiedene Laufschicht (3) aufweist
und die Innenseite des Kolbens mit einer dünnen Kunststofflackschicht (2) überzogen
ist.
2. Leichtmetallkolben nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Laufschicht
(3) aus Nickel, Kobalt, Chrom, Eisen, Nickel mit eingelagerten Kobaltpartikeln oder
Nickel mit eingelagerten Chrompartikeln besteht.
3. Leichtmetallkolben nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß in
die Laufschicht (3) Partikel nicht-metallischer Hartstoffe, wie Siliziumcarbid oder
dergleichen, eingelagert sind.
4. Leichtmetallkolben nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß in
die Laufschicht (3) Partikel oxidkeramischer Werkstoffe, wie Chromoxid oder dergleichen,
eingelagert sind.
5. Leichtmetallkolben nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kunststofflackschicht
(2) ganz oder teilweise durch eine mittels anodischer Oxidation erzeugten Magnesiumoxidschicht
ersetzt ist.
6. Leichtmetallkolben nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die
Magnesiumlegierung 2 bis 6 %, vorzugsweise 3,5 bis 5,5 % Neodym enthält.
7. Leichtmetallkolben nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Magnesiumlegierung
noch 0,5 bis 7,5 % Yttrium enthält.