[0001] Die Erfindung liegt auf dem Gebiete der Textiltechnik und betrifft eine Kammer zum
kontiniuierlichen Behandeln von Filamenten gemäss Oberbegriff des Patentanspruches
1.
[0002] Für verschiedene Behandlungsverfahren von Textilfäden mit Fluiden wie zum Beispiel
Luft, Dampf oder Flüssigkeiten werden Kammern verwendet, durch die der Faden kontinuierlich
durchgezogen und das Fluid meist im Gegen- oder Gleichstrom zum Faden, zum Teil bei
hohen Temperaturen, zirkuliert wird. In solchen Kammern werden die Filamente beheizt,
gebremst, gefördert, gestreckt, gefärbt, beschichtet, texturiert, verwirbelt, geschrumpft,
relaxiert, fixiert ultraschallbehandelt etc. Synthetische Fäden werden also zum Beispiel
zum Strecken durch eine Flüssigkeitskammer gezogen. Die in der Kammer im Gegen- oder
Gleichstrom zum Faden zirkulierende Flüssigkeit dient einerseits zum hydrodynamischen
Bremsen, andererseits durch deren grosse Wärmekapazität auch als Wärmeüberträger.
[0003] Zum Einlegen der Fäden in die Kammer sowie für Inspektion und Reinigung der Kammer
ist es vorteilhaft, wenn die Kammer auf einfache Art und Weise geöffnet werden kann.
Aus diesem Grunde werden die Kammern oft aus zwei oder mehreren Teilen hergestellt,
die zum Öffnen auseinandergeklappt oder voneinander weggehoben werden können. Zum
Schliessen werden sie wieder zusammengeklappt oder aufeinander positioniert und mit
möglichst wenigen, einfach zu handhabenden Schliessmitteln wie zum Beispiel Schrauben
oder Klammern zusammen gepresst. In geschlossenem Zustand sollten die Kammerteile
so dicht aufeinander liegen, dass ― ausser bei der Ein- und Austrittsöffnung für den
Faden ― kein Fluid austreten kann und dass im Innern der Kammer keine Fugen vorhanden
sind, in denen sich Fadenteile verfangen und hängenbleiben können.
[0004] Eine Streckkammer zum Strecken von Filamenten in einem Streckbad ist von der Anmelderin
in der Schweizer Patentanmeldung Nr. 684/89 beschrieben, welche Kammer zum Einlegen
der Filamentbändchen geöffnet werden kann. Sie besteht im wesentlichen aus einem Basisteil
und einem Deckelteil, wobei der Deckelteil so ausgestaltet sein kann, dass auch die
Badlänge, also die Länge des Filamentdurchlaufs in der Badflüssigkeit verändert werden
kann. Nähere Angaben über teilbare Kammern zum Strecken von Filamenten im Flüssigkeitsbad
können dort entnommen werden.
[0005] Da die Ansprüche an die geometrische Exaktheit der Innenräume solcher Kammern sehr
hoch ist und da vielfach aggressive Fluide bei erhöhten Temperaturen in den Kammern
zirkulieren, führen Abdichtung zwischen den Kammerteilen mit herkömmlichem elastischem
Dichtungsmaterial zu Problemen. Ein weiterer Grund gegen die Verwendung von Dichtungsmaterial
überhaupt, besteht darin, dass das Dichtmaterial sehr genau positioniert werden müsste,
was bei einer dichtenden Verbindung, die sehr oft getrennt werden muss, nur mit vermehrtem
Aufwand möglich ist. Im Innenraum der Kammer dürfte bspw. das Dichtungsmittel nicht
im Geringsten vorstehen, noch eine Fuge offenlassen, da in beiden Fällen die Gefahr
bestünde, dass Filamente hängenbleiben.
[0006] Die Kammerteile solcher Kammern können mit metallischen Dichtflächen oder Dichtflächen
aus anderen harten Materialien ausgestattet sein. Jedoch sind die Bearbeitungsanforderungen
an solche Dichtflächen sehr hoch und man stellt fest, dass die metallisch gedichteten
Kontaktflächen zwischen den Kammerteilen ohne besondere Massnahmen nie völlig dicht
zu kriegen sind. Deshalb ist es wünschbar, dass Mittel und Wege für weitere Verbesserungen
gesucht werden.
[0007] Die Unzulänglichkeiten bei sehr hohen Anforderungen an die Dichtung ist auf die elastische
Deformation der Kammerteile und dadurch auch der Dichtflächen durch die punktuell
auf sie ausgeübten Kräfte der Schliessmittel einerseits und die flächig auf sie wirkenden
Kräfte der Mediums andererseits zurückzuführen. Solche Verformungen sind speziell
bei grossen Dichtflächen, eher leichter, also nicht in genügendem Masse starrer Bauweise
der Teile und weit auseinanderliegenden, das heisst nur wenigen Schliessmitteln zu
erwarten. Grosse Dichtflächen lassen sich vor allem bei Kammern für grosse Filamentdurchlaufgeschwindigkeit
und deshalb längerer Ausführung und bei breiten Kammern für die Behandlung von mehreren
parallelen Fäden nicht umgehen. Eine für eine absolute Dichtheit genügend starre,
das heisst aber auch sehr schwere Bauweise ergäbe eine unerwünscht hohe thermische
Trägheit, zu hohe Kosten und erschwerte Handhabung. Das Anbringen von so vielen Schliessmitteln,
dass durch sie eine absolute Dichtheit gewährleistet würde, führte zu einer unmöglichen
Handhabung. Aus diesen Gründen musste man bis anhin mit mehr oder weniger undichten
Kammern vorlieb nehmen.
[0008] Es ist nun die Aufgabe der Erfindung, den Bau von Kammern für kontinuierliche Fluidbehandlung
von Fäden aus einzelnen Kammerteilen aufzuzeigen, und zwar derart, dass sie auch bei
leichter Ausführung, ohne elastisches Dichtmaterial, also lediglich mit metallischen
Dichtflächen und nur wenigen Schliessmitteln auch in grossen Ausführungen dicht sind.
[0009] Diese Aufgabe wird gelöst durch die Merkmale an einer Kammer gemäss dem kennzeichnenden
Teil des Patentanspruches 1. Da sich die Aufgabenstellung nur auf die Dichtigkeit
der aus Teilen zusammengesetzten Kammern bezieht, wird die folgende Beschreibung sich
vor allem auf die Dichtflächen dieser Kammerteile beziehen, das heisst andere Merkmale
der Kammer wie zum Beispiel ihre innere Ausstattung werden in den Figuren nur schematisch
angedeutet und in der Beschreibung nicht detailliert. Solche Details können der oben
angegebenen Schweizer Patentanmeldung der Anmelderin entnommen werden.
[0010] Die die Beschreibung illustrierenden Figuren zeigen:
Fig. 1: Schematische Zeichnung einer zweiteiligen Kammer mit den Kräften, die auf die einzelnen
Flächen wirken.
Fig. 2: Längsschnitt durch die Kammer der Fig. 1 mit den durch die wirkenden Kräfte erzeugten
Verformungen der Dichtflächen.
Fig. 3: Formkorrekturen an beiden Kammerteilen der Kammer der Fig. 1, unbelastet und belastet
(Längsschnitt).
Fig. 4: Formkorrektur an einem Kammerteil der Kammer der Fig. 1, unbelastet und belastet
(Längsschnitt).
Fig. 5: Herstellung der Formkorrektur.
Fig. 6: Formkorrektur einer Kammer, auf die zwei Schliesskräfte wirken (Längsschnitt).
Fig. 7: Verschiedene Ausführungsformen der erfindungsgemässen Kammer.
Fig. 8: Ausführungsform der erfindungsgemässen Kammer für hohe Fluiddrücke.
[0011] Das Dichtprinzip der erfindungsgemässen Kammern beruht darauf; dass die durch die
Schliesskräfte und durch die Mediumskräfte zu erwartende elastische Deformation der
harten (nicht gummi-elastischen) Dichtflächen, die beispielsweise metallisch oder
keramisch sein können, berechnet wird und dass die Dichtflächen derart formkorrigiert
werden, dass sie bei Betriebsbedingungen dann durch die Deformation plan werden und
absolute Dichtheit garantieren. Um Aufwand bei der Fabrikation zu ersparen, kann die
Formkorrektur auch nur an einer der zwei beteiligten Dichtflächen ausgeführt werden,
während die andere plan ausgestaltet ist. Beide Dichtflächen werden dann unter den
Betriebsbedingungen so deformiert, dass eine nicht plane, aber absolut dichte Kontaktfläche
entsteht.
[0012] Fig. 1 zeigt eine vereinfacht dargestellte, offene Kammer mit einem Unterteil 1 und einem
Oberteil 2 (für anders orientierte Kammern eher Basisteil 1 und Deckelteil 2). Die
beiden Kammerteile sind voneinander abgehoben, der Durchlauf des Fadens ist durch
einen Pfeil angedeutet. Aus der Figur sind auch die im Betrieb auf die Kammer wirkenden
Kräfte eingezeichnet. Auf die Innenfläche A des Kammerhohlraumes wirkt der Fluiddruck
p
F, der durch das Fluid in der Kammer bewirkt wird. Er setzt sich aus einer statischen
und einer dynamischen Komponente zusammen, ist also abhängig vom statischen Druck
des Fluids und von seiner Geschwindigkeit. Auf die Dichtflächen B der beiden Teile
soll ein Dichtdruck p
D wirken, um die Trennung der beiden Teile und Fluidlecks zu verhindern. Der Dichtdruck
wird im allgemeinen etwas höher angesetzt als der Fluiddruck. Damit das System der
beiden Kammerteile in einem kräftemässigen Gleichgewicht steht, muss auf die Kammer
eine Schliesskraft F wirken, die der Summe der Kräfte auf die Flächen der Teile entspricht,
also:

[0013] Wirkt die Schliesskraft F auf eine grosse Fläche der Kammerteile oder ist sie aufgeteilt
in sehr viele Komponenten, die auf möglichst regelmässig verteilte Punkte wirken,
werden die auf die Kammerteile wirkenden Kräfte diese nicht deformieren. Wirkt aber
die Schliesskraft F nur in einem Punkt auf die Teile, werden diese unter der Belastung
elastisch verformt. Die elastische Verformung führt bei planen Dichtflächen dazu,
dass Anteile der Dichtflächen, die näher am Angriffspunkt der Schliesskraft F liegen,
einen höheren, solche die weiter entfernt liegen einen niedrigeren oder gar keinen
Dichtdruck p
D erfahren, was unweigerlich zu Leckagen führt. In Fig. 1 ist der Angriffspunkt der
Schliesskraft in der Mitte der beiden Kammerteile eingezeichnet. Dies würde einem
einzigen Schliessmittel in der Mitte der Kammerteile entsprechen.
[0014] Mit der mathematischen Methode der finiten Elemente ist es möglich, die zu erwartende
Deformation einer beliebigen Dichtfläche zu berechnen. Es besteht auch die Möglichkeit,
die Auswirkungen unterschiedlicher Wärmedehnungen der beteiligten Teile in die Berechnung
einzubeziehen.
[0015] Fig. 2 zeigt die zu erwartende Deformation der Dichtflächen der Kammer aus Fig. 1 bei Betriebsbedingungen,
das heisst unter Belastung, entlang einem Längsschnitt. Die Figur zeigt die Deformation
des Kammeroberteils f
o und die Deformation des Kammerunterteils f
u, selbstverständlich völlig überdimensioniert. In Wirklichkeit wird es sich immer
um Deformationen in der Grössenordnung von einigen Hundertstel Millimeter handeln.
Die Berechnung basiert auf der Annahme, dass der Fluiddruck über die Kammerinnenfläche
und der Dichtdruck konstant und dass die beiden Kammerteile identisch seien. An beiden
Kammerteilen ist eine gleiche Deformation zu erwarten, wenn diese gleiche mechanische
Eigenschaften haben.
[0016] Wenn nun aber die Dichtflächen der Kammerteile in der in Fig. 3a schematisch dargestellten
Weise formkorrigiert (f
o′und f
u′) werden, werden die Kammerteile unter Betriebsbedingungen, so deformiert werden
(f
o˝ und f
u˝), dass die Dichtflächen plan sind, wie Fig. 3b zeigt.
[0017] Die Formkorrektur kann auch als Summenkorrektur nur an einem Kammerteil ausgeführt
werden, was wegen des geringeren Aufwandes das vorzugsweise Verfahren sein wird. Fig.
4a zeigt die notwendige Formkorrektur f
s, wenn nur der obere Kammerteil der Kammer aus Fig. 1 korrigiert wird, und Fig. 4b
die entsprechende Form der Dichtflächen in belastetem Zustand. Wenn die beiden Kammerteile,
wie das in den meisten realen Fällen sein wird, nicht identisch sind, ist es vorteilhaft,
den elastischeren Kammerteil zu korrigieren, da sich das im Folgenden beschriebene
Korrekturverfahren am elastischeren Teil mit einem kleineren Kräfteaufwand durchführen
lässt.
[0018] Die Formkorrektur wird in allen Fällen nur einen kleinen Bruchteil der Dicke des
Kammerteiles ausmachen, sodass sie durch Abschleifen der entsprechenden Stellen ausgeführt
werden kann, ohne dass sich dadurch die mechanischen Eigenschaften des Kammerteiles
verändern. Zur Ausführung der Formkorrektur wird, wie in Fig. 5 dargestellt, der vorbereitete
Kammerteil 10 mit der Dichtfläche B von der Platte abgewandt auf eine Magnet- oder
Vakuumplatte 11 gespannt, wobei zwischen Kammerteil und Platte der berechneten Deformation
entsprechende Zwischenlagen 13 eingelegt werden. In diesem elastisch verspannten Zustand
wird die Dichtfläche mit einem Schleifwerkzeug plan geschliffen. Es ist darauf zu
achten, dass bei der Spannung der Kammerteil nur elastisch verspannt wird. Wenn der
Kammerteil entspannt und nachher entsprechend der Betriebsbedingungen belastet wird,
wird die Dichtfläche plan sein.
[0019] Fig. 6 zeigt einen Längsschnitt durch die Kammerteile einer Kammer, die von zwei Schliessmitteln
zusammengepresst werden soll. Die notwendige Formkorrektur, die nur am Kammerunterteil
durchgeführt wurde, reflektiert deutlich die beiden Schliesskraftkomponenten, die
die beiden Schliessmittel ausüben werden.
[0020] Fig. 7 zeigt weitere Ausführungsvarianten von Kammern, deren Teile mit formkorrigierten,
metallischen Dichtflächen aufeinander gepresst werden. Fig. 7a stellt eine Kammer
für die Behandlung von 4 parallelen Fäden dar, die aus einem grossen Unterteil und
aus 4 kleineren Oberteilen (einer pro Faden) besteht. Der Vorteil dieser Ausführungsvariante
besteht darin, dass die Kammer jedes einzelnen Fadens separat geöffnet werden kann.
Fig. 7b zeigt eine Kammer bestehend aus 4 Kammerteilen, eine Form, die die Fabrikation
von komplizierten Innenraumausgestaltungen erleichtern kann. Selbstverständlich kann
eine entsprechende Kammer auch aus drei oder mehr als vier entsprechenden Kammerteilen
zusammengesetzt sein.
[0021] Fig. 8a schlussendlich zeigt eine für sehr hohe Fluiddrücke konzipierte Ausführungsform der
erfindungsgemässen Kammer, deren einer Kammerteil 20 ein Block mit einer Aussparung,
im abgebildeten Beispiel einer V-förmigen Rinne, ist, während der andere Kammerteil
21 eine der Aussparung entsprechende Form, im abgebildeten Beispiel keilförmig, ist.
Es ist offensichtlich vorteilhaft, die Formkorrektur in diesem Falle am Verschlusskeil
21 durchzuführen, sodass er effektiv die in Fig 8b dargestellt Form hat. Ensprechende
Kammern für den Durchlauf von mehreren Fäden bestehen aus einem Kammerteil mit mehreren
Aussparungen und mehreren kammerteilen, die in die Aussparungen passen.
1. Kammer zum kontinuierlichen Behandeln von Filamenten gekennzeichnet durch mindestens zwei Kammerteile, die durch Schliessmittel zusammengepresst werden
und deren Berührungsflächen als Dichtflächen ausgebildet sind, wobei mindestens eine
von allen oder einzelnen Dichtflächenpaaren, die im montierten Zustande der Kammer
aufeinander liegen, eine Formkorrektur aufweist, die der elastischen Deformation der
beiden Kammerteile, bewirkt durch Fluiddruck, Dichtdruck und Schliesskraft resp. Schliesskräfte,
entgegengesetzt ist.
2. Kammer nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass sie aus einem Basisteil (1) und mindestens einem Deckelteil (2) besteht, wobei ein
oder mehrere Fäden zwischen den Kammerteilen durchgeführt werden.
3. Kammer nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass sie aus mindestens drei Kammerteilen besteht, wobei der Faden auf der Schnittgeraden
der Dichtflächenebenen durchgeführt wird.
4. Kammer nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass sie aus einem Kammerteil mit mindestens einer Aussparung und weiteren Kammerteilen,
die in die Aussparung passen, besteht.
5. Kammer nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Aussparung eine V-förmige Rinne ist.